Frage an die Beethoven / Furtwängler Experten

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5th_element
Stammgast
#1 erstellt: 22. Aug 2008, 12:18
Jetzt möchte ich mal die Meinung von den vor allem mit älteren Beethoven-Einspielungen bewanderten Forumianern einholen.

Vorweg. Ich bin erst seit ein paar Monaten in der Klassik unterwegs, höre mich ein, lerne und probiere aus. Mittlerweile hat es bei einigen Komponisten durchaus auch zu Mehrfach-Käufen des gleichen Werkes, mit unterschiedlichen Dirigenten/Orchestern geführt, um etwas über unterschiedliche Interpretationen und auch Klangerlebnisse zu lernen.

Allerdings versuche ich dabei auch den audiophylen Klang mit zu berücksichtigen, da ich gern die Möglichkeiten meiner Surroundanlage nutze. Wobei dies kein Ausschließlichkeitskriterium ist und auch „normale“ CDs durchaus den Weg in meine Klassik-Sammlung finden. Nicht jedoch LPs, mangels entsprechendem equipment.

Nun zu Beethoven und meinen Fragen. Ich habe bisher die GA’s von

Barenboim/Berliner Staatskapelle (DVD-Audio)
Abbado/Berlin PO (DVD-Audio)
Karan/Berlin PO (Stereo SACD)

Sowie als “normale” CDs

Mackerras/Scottish Chamber Orchestra
Norrington/RSO Stuttgart

Und noch die einzelne DVD-Audio Kleiber/Wiener PO (Symph. 5 & 7)

Nun ließt man immer von diesen so grandiosen Furtwängler Einspielungen und es wäre insbesondere zu den obigen doch eher neueren Aufnahmen mal ein interessanter Vergleich. Mir ist natürlich bewusst, dass man eine rein technische Soundbeurteilung bei solch einem Vergleich mal beiseite lassen muß.

Nun bin ich über eine SACD der 9. gestolpert. Furtwängler, bei den Luzerner Festspielen.

http://www.tahra.com/nouveautes.php

Jetzt bin ich hin-und-hergerissen. Einerseits, wenn ich ja eh keine Aufnahme von Furtwängler besitze, könnte ich zum Ausprobieren auch diese SACD nehmen. LP kommt wie gesagt nicht in Frage. Andererseits werden, wenn über diese alten Furtwängler Einspielungen gesprochen wird, immer die Bayreuther Aufnahmen hervorgehoben. D.h. ich weiß also nicht, wie die Luzerner Aufnahme historisch und interpretatorisch einzuordnen ist.

Außerdem. Es bleibt Mono. Kann da bei einer SACD noch ein Quäntchen herausgeholt worden sein ? Oder ist vielleicht das Gegenteil passiert ? Was durchaus bei dem Versuch ältere Aufnahmen den neuen Medien zuzuführen auch schon passiert ist. Nämlich durch zu viel remastern ein digital verzerrtes Ergebnis zu präsentieren.

Sorry für die etwas ausführliche Einleitung. Aber so könnt Ihr mich und meine „Beethoven-Vorbildung“ etwas besser einordnen.

Eure Meinungen würden mich interessieren. Diese 54er Luzern Aufnahme ? und wenn ja, als SACD ??

Grüße,
Stefan
Schneewitchen
Inventar
#2 erstellt: 22. Aug 2008, 18:38
Von Furtwäglers Beethoven Sinfonien 1-9 habe ich die EMI-References Box (Ausgabe Jahr 2000) und bin damit sehr zufrieden.
Wie die Thara SACD klingt,weiß ich leider nicht.
Grundsätzlich kann ich sagen,daß auch Mono-SACDs gut klingen können, denn ich habe die Jazz SACDs von MFSL und die klingen ausgezeichnet.Ob die Thara SACD auch so gut klingt,kann ich nicht beurteilen.
Man muß immer berücksichtigen,daß der Zustand der alten Aufnahmebänder mit der Zeit nicht besser wird und ein Remaster nur das herausholen kann,was ein altes Bandmaterial noch hergibt.Ein CD Remaster von 1985 kann vielleicht besser klingen als ein SACD-Remaster von 2008,wenn man den Alterungsprozeß des Bandmaterials berücksichtigt.
Die SACD von Thara würde mich deshalb nur interessieren, wenn die Aufnahme/Interpretation herausragend wäre. Mich dazu zu äußern, fehlen mir leider die nötigen Kenntnisse.
Tannhaeuser
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 28. Aug 2008, 23:05
Die Aufnahme der neun Symphonien bei EMI (evtl. auch bei Naxos) ist der empfehlenswerteste Einstieg, wenn man sich mit Furtwänglers Beethoven-Interpretation befassen will. Es handelt sich überwiegend um Studioproduktionen, die auch heute noch ohne Probleme anhörbar sind, wenn auch natürlich mono. Die diversen Livemitschnitte, darunter auch der Luzerner, sind dann schon eher etwas für Fortgeschrittene. Von der Bayreuther Neunten hat Orfeo vor kurzem eine neue Edition herausgebracht, die auf die Originalbänder des BR zurückgreift.
5th_element
Stammgast
#4 erstellt: 29. Aug 2008, 23:46
Vielen Dank !

Gruß,
Stefan
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 30. Aug 2008, 22:46
Von wann sind denn diese Emieinspielungen der Beethovensinfonien und was sollen sie kosten? An sich bin ich an Furtwängler schon interessiert, seine Interpretation von Brahms 3. war für mich geradezu eine Offenbarung.
5th_element
Stammgast
#6 erstellt: 31. Aug 2008, 00:31

Martin2 schrieb:
Von wann sind denn diese Emieinspielungen der Beethovensinfonien und was sollen sie kosten? An sich bin ich an Furtwängler schon interessiert, seine Interpretation von Brahms 3. war für mich geradezu eine Offenbarung.



Falls Du die SACD der 9. meinst, hier:

http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/1010302

Die oben genannten GAs findest Du dort vermutlich auch. Einfach mal bei "Classic" die erweiterte Suchfunktion nutzen.

Gruß,
Stefan


[Beitrag von 5th_element am 31. Aug 2008, 00:33 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 11. Sep 2008, 23:10
Ein Tipp,
vielleicht zu spät, aber ....
Es gibt in der Serie Maestro Classico
ca 30 CDs mit Wilhelm Furtwängler verteilt auf drei 10ner Packs.
Ein 10ner Pack CDs kostete so ca. 10 € bei Wolthat oder wie die heißen.
Dann haste zwar 30 CDs mit Furtwängler, aber auch fast alle 9ne von Beethoven (3,4,5,6,7,9) und Bruckner 7, 8 und 9 einen Haufen Brahms und wirklich alles wofür Dr. Willem berühmt war.
Und der Kram klingt recht gut.

Gruß S.
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 12. Sep 2008, 00:25
Hallo S.Bummer,

ich habe eine von diesen Boxen. Ich wußte gar nicht, daß es drei von ihnen gab. Allerdings sind die Aufnahmen wirklich sehr alt. Das macht einen großen Unterschied. Deshalb auch meine Frage, von wann die Emiaufnahmen sind. Monoaufnahmen können ja sehr gut klingen, aber dann müssen sie schon wenigstens aus der ersten Hälfte der 50er sein. Die Brahmseinspielungen von Furtwängler, die ich habe, sind aus den 50ern und rein klanglich den Einspielungen aus den 40ern oder sogar 30ern weit überlegen.

Gruß Martin
s.bummer
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 13. Sep 2008, 15:10
Martin,
es gibt drei dicke Schuber, ich habe deren 2, Vol 1 und 3, den größten Teil von Vol 2 habe ich in anderen Samplern, auf denen auch die 9. von 1942 drauf ist, über die im Forum so herrlich gestritten wurde und die Joachim Kaiser von der SZ, auch schon 80, wohl für die größte Einspielung überhaupt hält.
Aber egal:
Du hast insofern recht, als die Dr. Willem Aufnahmen in Maestro Classic aus den 40igern und sehr frühen 50iger stammen.
Aber, nur mal so:
Etwas Besseres von Furtwängler zu dem Preis als die
Eroica von 1944 aus Wien Vol 1,
(Ich habe u.a die "offizielle" der EMI und noch eine aus Berlin Anfang der 50iger von Music and Arts)
Bruckern 8 und 9 von 1944 Vol 1 und die 7. von 1951 Vol. 3,
Brahms KK 2 mit Edwin Fischer von 1942 Vol 1,
Schumann KK mit Gieseking dito Vol 1,
Beethoven 4 dämonisch!! (1943) Vol 3,
Beethoven 7 exzessiv (1950) Vol 3,
Beethoven KK 4 mit Conrad Hansen und die Sinfonie Nr. 2 des inzwischen völlig vergessen Ernst Pepping
findet man kaum.
Und das Violinkonzert von Sibelius mit Kuhlenkampff von 1943 auf Vol 3 ist auch die Schau.

Alles zwar nicht der Stil, den ich persönlich mag, aber ganz großes Kino!
Ergo..
An den Sound gewöhnt man sich schnell.

Gruß S.


[Beitrag von s.bummer am 13. Sep 2008, 15:14 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 14. Sep 2008, 06:25
Hallo S. Bummer,

ich wußte gar nicht, daß es gleich drei von diesen Schubern gibt. Einer ist in meinem Besitz. Die anderen habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. Wo gibt es diese Sachen denn? Ich habe Bruckners 8. und 9., Beethovens 9. ( alles in Maestro Classico Volumen 2). Mir gefällt da einiges in dieser Box sehr gut. An den Sound gewöhne ich mich allerdings nicht so schnell, er ist schon eine arge Beeinträchtigung. Ich habe wiegesagt andere Aufnahmen mit Furtwängler ( Geschenk eines Mitforianers), die jüngeren Datums sind und diese gefallen mir doch wesentlich besser.

Gruß Martin
kvs
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 15. Sep 2008, 12:31
Stefan, ich komme etwas spät. Sachdienliches gab es , auch von mir, schon im Thread Furtwänglers Neunte Berlin 1942 - Jahrtausendaufnahme. Es gibt etwa 12 Liveaufnahmen, keine Studioaufnahme, sämtlich Mono, alle inzwischen auf CD erschienen, zum Teil mehrfach. Gut klingen die drei Aufnahmen aus Wien 1951 bis 1953 (letztere meine Lieblingsaufnahme), Bayreuth 1951 und Luzern 1954 (die letzte Aufführung), aus dem Krieg bevorzuge ich inzwischen die aus Stockholm vom Dezember 1943 mit dem Konsertföreninge Orchester (kommt klanglich nicht ganz mit, aber sehr anständig in der letzten Veröffentlichung). Das ist eine sehr nachdenkenswerte Aufführung aus dem "neutralen Ausland". Aber die fünf Nachkriegsaufnahmen kommen zuerst in Frage. Luzern 1954 (von der französischen TAHRA zuerst ordentlich veröffentlicht) ist klanglich großartig und mit dem überwältigend guten Philharmoniaorchester London ein Beweis, wie perfekt Furtwängler bis zu seinem Ende mit Orchestern aus anderen Ländern sein Werkverständnis realisieren konnte. Das japanische Furtwängler-"Centre" in Tokio (eine private Mitgliedergesellschaft) hat die Luzerner Aufnahme in der TAHRA-Publikation etwas stark blechbläserlastig gefunden (das ist nicht meine Meinung) und für Mitglieder eine Neuproduktion auf CD nach dem ursprünglichen Rundfunktonband hergestellt. Da ist der Klang garantiert ohne Zutaten aus der Technikkiste zu hören. Ich finde aber auch TAHRA gut. Dasselbe japanische "Centre" hat kurz vorher auch die Bayreuther Neunte von 1951 nach dem erst vor kurzem "entsperrten" ursprünglich Rundfunktonband des Bayrischen Rundfunks veröffentlicht: damit hat man das "Original" ohne die Mischregie der alten - und schönen - EMI-Produktion, und es ist schon zu bevorzugen, auch gegenüber ORFEO, der dasselbe Band jetzt veröffentlicht hat, aber mit kleinen Eingriffen. Z.B. ist es künstlerisch nicht bedeutungslos, daß Furtwängler die schrillen Dissonanzen des Finalanfangs fast ohne Atem zu holen in den unendlichen Pianissimo-Ausklang des 3. Satzes Adagio-Andante hineinplatzen läßt. Dazu hat er sich ja auch schriftlich geäußert: die drei ersten Sätze steuern auf das Finale zu, Adagio und Prestissimo gehören eng zueinander.
Diese Sachen sind aber nur privat durch Mitglieder der miteinander verbundenen Furtwänglergesellschaften (ziemlich preiswert) zu beziehen, oder man wird selbst Mitglied. Klicke im Internet auf deren Homepage, auch auf deutsch unter Wilhelm-Furtwängler-Gesellschaft, info-Adresse.
Da dies nun ein langer Beitrag ist, sage ich nur: über Furtwänglers Aufführungen steht nur - Beethoven selbst. Den entdeckt man mit Instrument und Noten. Und natürlich muß man in Konzerte gehen. Dann kann man die Tonträger erst mit Verstand ebenfalls kritisch genießen. Man muß lernen, daß wirklich gute und angemessene Beethovenaufführungen eine Rarität sind, echte Ereignisse. Die tüchtigsten Musiker sind an der Fünften und Neunten schon gescheitert, trotz allen Lärms, aller Exaktheit. Bei Muti mit dem Philadelphiaorchester war die Fünfte perfekt in Stromlinie gebracht, und es gab Verdi als Zugabe...
5th_element
Stammgast
#12 erstellt: 15. Sep 2008, 16:10
Danke für die sehr interessanten Ausführungen. Ich denke ich werde die SACD des Luzern Konzertes einfach mal ausprobieren. Schon allein um mal zu hören, wie sie es klanglich umgesetzt haben und ob ich, als Klassik-Einsteiger, abgesehen vom Klang, Unterschiede zu meinen eher neuzeitlichen Barenboim, Abbado und Mackerras Einspielungen registriere.

Herzlichen Dank.

Stefan
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