der Absorptionskoeffizient - der Diskussions- und Experimentierthread

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Poison_Nuke
Inventar
#1 erstellt: 15. Apr 2007, 12:21
Hallo,

eigentlich seit schon langer Zeit beschäftigt mich immer wieder ein Thema:

der Absorptionskoeffizient.

dieser gibt an, wie stark ein Absorber eine einfallende Schallwelle absorbiert. Dabei ist der Koeffzient immer auf die Wandmontage des Absorbers bezogen, d.h. die Schallwelle durchläuft den Absorber zweimal, wodurch auch der Absorptionskoeffzient doppelt so hoch ausfällt, als wenn er frei im Raum platziert wäre.

Es verhält sich so, dass ein poröser Absorber immer nur einen Teil des einfallenden Schalls absorbiert. Dabei bedeuted eine doppelte Dicke des Absorbers, dass auch doppelt soviel Schallleistung geschluckt wird. Doppelte Schallleistung entspricht im Allg. 6dB. Ein Absorptionskoeffzient von 50% bedeutet also schonmal, dass der Schalldruckpegel um 6dB reduziert wird.

Bei einer weiteren Verdoppelung des Koeffizienten hätte man dementsprechend dann 12dB usw.
D.h. bei jeder Verdoppelung des Koeffizienten wird der Schalldruckpegel halbiert. Somit kann man schonmal eins sagen: eine vollständige (100%ige) Absorption ist nicht möglich, denn wenn man eine Zahl immer nur halbiert, dann erreicht man erst nach unendlichen vielen Schritten Null. Somit kann man den Absorptionskoeffizienten auch als mathematische Nullfolge bezeichnen.

Da der Absorptionskoeffizient aber angeben soll, wie stark absorbiert wird, und nicht wieviel, wird mit ihm die Differenz zu 1 gebildet:
f(x)=1-(1/(2^x))


So sieht das ganze in Werten aus:

1-(1/2) -> alpha 0.5=-6db
1-(1/4) -> alpha 0.75=-12dB
1-(1/8) -> alpha 0.875=-18dB
1-(1/16) -> alpha 0.9375=-24dB
1-(1/32) -> alpha 0.96875=-30dB
1-(1/64) -> alpha 0.984375=-36dB
1-(1/128) -> alpha 0.9921875=-42dB
1-(1/256) -> alpha 0.99609375=-48dB
1-(1/512) -> alpha 0.998046875=-54dB
1-(1/1024) -> alpha 0.9990234375=-60dB

-60dB ist der Wert, ab dem der Schall im Vergleich zum Originalsignal definitiv nicht mehr wahrgenommen wird. Man sieht also, das sich sehr viel im Nachkommabereich abspielt.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage:
warum geben viele Hersteller Absorptionskoeffizienten von 1 oder gar größer an? Tja, theoretisch ist dies nicht möglich. Diese Werte kommen daher, weil die wirksame Fläche eines Absorbers größer als seine geometrische ist. Wenn dies nicht mit in die Berechnung mit einbezogen wird, kommen solche Werte mit heraus. Aber genau das soll auch in diesem Thread geklärt werden.




Die Frage für mich ist jetzt, wie sieht es in der Realität mit den Koeffizienten aus, denn bisher habe ich zuviele Unterschiedliche Meinungen und vorallem auch Messergebnisse gesehen, sodass ich nicht so recht weiß, auf welche der verschiedenen Aussagen ich mich verlassen kann. Vorallem auch interessiert mich, wie es mit dem Tiefgang der Wirkung aussieht. Auf der einen Seite sagen einige Quellen und auch einige Raummessungen, dass die Maximale Wirkung eines Absorber ausschließlich von seiner Dicke abhängt, und nur bis 1/4 Lambda die volle Wirkung möglich ist, darunter wird es weniger. Das Material bestimmt lediglich die Stärke der Absorption.

Aus diesem Grund habe ich mir gestern eine eigene Messkammer gebaut:


Abmessungen: 150cm*16*16cm Innenmaß, 22mm Spanplatte als Gehäuse, alles sauber verleimt und verschraubt.

Die Idee hinter dieser Kammer ist folgende: bei ausreichend kleiner Dimension des Querschnittes, breiten sich die Schallwellen nicht Kugelförmig aus, sondern in Form einer ebenen Welle. D.h. es gibt keine Querverlaufenden Reflektionen usw. Dadurch hat man theoretisch saubere Längsmoden. Durch das verschiebbare Messmikrofon kann man nun bei komplett schallhart geschlossener Box (nagut, inwieweit eine Tieftonmembran als schallhart angesehen werden kann ist eine andere Frage, dazu aber später) das Mic in die einzelnen Modenminimas und Maximas hinschieben und dort den Schalldruckpegel messen.

Die eine Seite ist eine einfache Holzplatte, welche luftdicht mit Schraubzwingen befestigt wird. Diese dient als schallharter Abschluss und es kann relativ einfach eine Absorberprobe angebracht werden.


Experiementablauf ist folgender:
ich verschließe die Box ohne Absorber, lasse einen Sinuston abspielen, der genau eine der Raummoden trifft (interessanter Weise kann ich fast 12 Raummoden messen, die alle ein Vielfaches der Grundmode von 112Hz zu sein scheinen) und schiebe von außen das Mic genau an die Stelle, wo mir die Livemessung von ARTA den geringsten relativen Schalldruckpegel anzeigt. Diesen Wert notiere ich mir, danach bringe ich eine Absorberprobe ein und messe ohne das Mic zu bewegen nocheinmal den relativen Pegel.

Das ganze Wiederhole ich für Druckminima und Druckmaxima, sowie für verschiedene Frequenzen.
Da die Box 16*16cm im Querschnitt hat, sind 2kHz das maximale nach oben, eigentlich noch weniger, weil ab dieser Frequenz die ebene Welle nicht mehr exisitiert. Ich nehme an, dass es sogar schon viel eher der Fall ist.

Nach unten kann ich leider nur bis 225 Hz messen, weil die Schiene für das Mic nicht ausreichend lang ist um alle Maximas abzudecken. Hätte ich sie länger gemacht, hätte das Stahlseil beim Schieben sich selbst weggedrückt. Eine andere Lösung zum Schieben ist mir aber auch nicht eingefallen (denn die Box muss ja weiterhin luftdicht bleiben).




Bisher habe ich 2 Messreihen gemacht (trotz Schraubzwingen dauert es immer ein wenig, eh man die Absorber reingetan hat und wieder rausgeholt hat, recht nervige Arbeit :Y).


1. Messreihe mit 3cm Basotect

1800Hz          Minimum                Maximum
            ohne / mit Basotect   ohne / mit Basotect
            98dB / 126dB          141dB  / 135dB

900Hz           Minimum                Maximum
            ohne / mit Basotect   ohne / mit Basotect
            109dB / 126dB          147dB  / 142dB

450Hz           Minimum                Maximum
            ohne / mit Basotect   ohne / mit Basotect
            126dB / 133dB          154dB  / 149dB



2. Messreihe mit 3cm Basotect + 3cm Wandabstand

1800Hz          Minimum                 Maximum
                                       ohne / mit Basotect
          (Minima liegt im Absorber)  141dB  / 130dB

900Hz           Minimum                Maximum
            ohne / mit Basotect   ohne / mit Basotect
            112dB / 135dB          153dB  / 142dB

450Hz           Minimum                Maximum
            ohne / mit Basotect   ohne / mit Basotect
            121dB / 135dB          158dB  / 152dB

225Hz           Minimum                Maximum
            ohne / mit Basotect   (leider reicht die Micschiene nicht bis dorthin)
            125dB / 138dB          


Also die Auswertung: gute Frage, ich muss selbst erstmal etwas nachforschen, wie vorallen bei den Maximas solche gravierenden Pegelunterschiede möglich sind. Theoretisch sollte sich das nur zwischen +-6dB bewegen können (Überlagerung zweier kohärenter Schallquellen). Es sind zum Teil aber sogar bis zu 11dB.

Ich hoffe ihr habt einige Ideen, wie man das am besten Auswertet. Oder gäbe es Vorschläge, wie man sonst noch messen kann? Aufgrund der Messergebnisse bin ich mir gerade nicht ganz sicher, ob das wirklich eine sinnvolle Art und Weise ist.



Um mal die Wirkung auf die Nachhallzeit zu sehen, hab ich bei der Messung des 3cm Basotects + 3cm Wandabstand einfach mal bei der 1/4 Position des Mics eine Nachhallmessung gemacht, und natürlich an der gleichen Messposition ohne Baso:
das erste ist ohne Basotect, das zweite mit


schaut in der Wirkung echt beeindruckend aus. Vorallem durch den nicht geringen Tiefgang. Allerdings ist zuwenig Hochtonbereich vorhanden, um zu sagen, wie stark die Wirkung dort ist
Weil mich täte vorallem interessieren, wieviel Wirkung bei 10kHz usw erreicht wird, habe aber keine Idee, wie ich das mit dieser Messkammer machen könnte.

Werd zumindest die Messreihen auch dann noch mit anderen Materialen wiederholen, insofern ich an sie rankomme ohne Umstände (für diese Messung kauf ich mit Sicherheit keine komplette Packung Isover Glaswolle )




....is da doch recht umfangreich geworden
hoffe ich hab nich zu verwirrend geschrieben, bei so nem umfangreichen Thema, dass man kurz fassen will und selbst noch nicht vollständig versteht, passiert mir das halt des öfteren
Ydope
Inventar
#2 erstellt: 15. Apr 2007, 17:00
Als erstmal nur ein bisschen was ich mir nun aus dem Everest bevgl. dieser Methode angelesen habe:

Sehr weit runter kommst du damit wahrscheinlich nicht, denn die betrachteten Frequenzen müssen von der Rückwand hinter dem Testmaterial und von den Seitenwänden komplett reflektiert werden, und die bestehen bei dir ja nun nicht aus Dezimetern von Beton.
Zur Berechunung der tatsächlichen Absorptionskoeffizienten geht man dann folgendermaßen vor:
Der Schalldruck ist maximal auf der Oberfläche der Probe. WEnn sich das Mikro von der Probe entfernt, fällt der Schalldruck aufs erste Minimum. Sukzessive durchschreitet man dann Maxima und Minima. Wenn n das Verhältnis von miximalem Schalldruck zum nächsten Minimum ist, ist der (senkrechte) Absorptionkoeffizient:
4/(n+(1/n)+2)
Ich hoffe das hilft irgendwie weiter. So ganz blick ich da noch nicht durch.
Poison_Nuke
Inventar
#3 erstellt: 15. Apr 2007, 17:11
juhu, wieder ein Punkt, an dem sich Kuttruff und Everest unterscheiden

So wie ich es oben beschrieben habe, kommt es ungefähr ausm Kuttruff, obwohl vielleicht nicht ganz korrekt...hab leider das Buch nicht hier. Daher erstmal ausm Kopf.


Werde mich die Woche über weiter einlesen und nächstes Wochendende mit etwas besserer messtechnik (MicPre) weiterarbeiten.
Poison_Nuke
Inventar
#4 erstellt: 16. Apr 2007, 07:35
so, gestern mal ein wenig geblättert im Kuttruff, also hatte es schon beinah richtig in Erinnerung. die Röhre die ich gebaut habe, wird als "Kundtsche Röhre", oder "Impedanzmessröhre" bezeichnet. Bis hin zur halben Wellenlänge Querschnitt können sich ebene Wellen ausbilden, also obere Einsatzfrequenz 1000Hz.

Und das Messen ist viel einfacher, man kann direkt mit dem Absorptionsmaterial messen, und zwar nimmt man einmal den Wert des Maximas und dann den Wert des Minimas.
Das ganze setzt man in folgende Formel ein:


p[max]   1 + |R|
------ = -------
p[min]   1 - |R|


R ist der Reflektionsfaktor, dementsprechend ist 1-R der Absoptionskoeffizient, bzw auch Wandimpedanz genannt.

Nur blick ich noch nicht ganz die Berechnung, weil bei 20dB Differenz kommt bei 120 und 100 was anderes raus, wie bie 60 und 40dB. Leider nicht genauer beschrieben. Etwas später kommen zwar noch einige Formeln vom Kuttruff, nur für die muss man Mathe oder Physik studiert haben, weil da so eine Masse von Formelzeichen drin vorkommen, die man als Mathe LK vom Abi her nicht kennt. Und den Umgang mit komplexen Zahlen ist auch nicht so mein Ding, da halt auch nie gelernt


danke aufjedenfall für dein PDF, werde mir das mal anschauen.



Achja, eine interessante Sache zum Thema frühe Reflektionen steht im Kuttruff drin:
für reflexionsfreie Räume muss die Wand so beschaffen sein, dass die erste Reflexion mindestens um 20dB abgeschwächt wird, also mindestens ein 0,92 als alpha. Weiterhin wurde gesagt, dass diese Bedingung nur für Absorberdicken größer 1/3 Lambda erfüllt ist, bzw darunter hat man dann weniger als 20dB Dämpfung. Und das finde ich schon interessant, weil in RARs wird ja schon nicht gerade gegeizt beim Absorbermaterial


[Beitrag von Poison_Nuke am 16. Apr 2007, 07:37 bearbeitet]
Poison_Nuke
Inventar
#5 erstellt: 16. Apr 2007, 08:26

Ydope schrieb:
Sehr weit runter kommst du damit wahrscheinlich nicht, denn die betrachteten Frequenzen müssen von der Rückwand hinter dem Testmaterial und von den Seitenwänden komplett reflektiert werden, und die bestehen bei dir ja nun nicht aus Dezimetern von Beton.


kurz was dazu:
wäre dem wirklich so, dann hätte ich keinen perfekten Druckkammereffekt. Wenn man sich aber mal die Messungen anschaut, dann erkennt man einen ideal verlaufenden Druckkammereffekt und der ist nur bei absolut schallharten Wänden möglich
focal_93
Inventar
#6 erstellt: 16. Apr 2007, 18:34
@Poison,

Respekt für die Mühe welche Du Dir machst

Wenn Du in Deiner Versuchsanordnung auch die Nachhallzeit direkt nessen kannst, habe ich folgende Formel für Dich:

Messung nach der Hallraum Methode: DIN EN 20354

Alpha = 0,163 * Volumen Hallraum *(1/T2-1/T1)
Absorberfläche

T1 ist die Nachhallzeit des leeren Raumes
T2 ist die Nachhallzeit des Raumes mit Prüfobjekt.

In dieser Formel steckt allerdings auch das Problem, welches Du weiter oben angesprochen hast:
wenn die mit Absorptionsmateial bekleidete Wandfläche kleiner ist als die Wand selber, misst man auch die Absorption welche aus der Materialstärke herrührt und das kann erheblich das Ergebnis verfälschen.

@ydope
in einem anderen Thread hast Du auf die Erfordernis möglichst dichter Mineralwolle hingewiesen.

Das will ich nicht bestreiten, jedoch anmerken, dass in den mir gerade vorliegenden Meßreihen zu perforierten Metallplatten als Wandabsorber lediglich MiWo mit 25 kg/m3 verwendet wird.

Beispielhaft sei hier erwähnt, dass der Unterschied mit oder ohne Mineralwolle sich bei ab 800 Hz abwärts drastisch bemerkbar macht. Oberhalb davon sind die Kurven weitgehend identisch.

Grüsse

Uwe


[Beitrag von focal_93 am 16. Apr 2007, 18:34 bearbeitet]
Ydope
Inventar
#7 erstellt: 16. Apr 2007, 20:37

focal_93 schrieb:

@ydope
in einem anderen Thread hast Du auf die Erfordernis möglichst dichter Mineralwolle hingewiesen.

Das will ich nicht bestreiten, jedoch anmerken, dass in den mir gerade vorliegenden Meßreihen zu perforierten Metallplatten als Wandabsorber lediglich MiWo mit 25 kg/m3 verwendet wird.


Ja, damit keine Ungereimtheiten entstehen, kann ich das hier nochmal gebündelt darstellen:

- Hohe Dichte (90-100 kg/m³) ist am besten für Bassabsorption durch Kantenansorber. Die MiWo absorbiert dann besser in den tieferen Frequenzen, aber reflektiert auch mehr in den höheren Bereichen. Das kann aber ganz nützlich sein, damit man nicht die Höhen überdämpft, wenn man das in allen Kanten macht und zusätzlich noch MiWo gegen die ersten Reflexionen im Raum hat.

- Mittlere Dichte (40-50 kg) ist ideal für die ersten Reflexionen, da sie bis in die höchsten Frequenzen sehr gut absorbiert und doch noch einigermaßen weit runter kommt.

- Geringe Dichte (ca. 25 kg) scheint so gut wie mittlere Dichte zu sein, um sie in Helmholtzabsorbern oder Plattenresonatoren zu verwenden um den Wirkungsbereich zu erweitern. Warum das so ist, weiß ich allerdings auch nicht.
focal_93
Inventar
#8 erstellt: 16. Apr 2007, 21:11
Hallo Ydope,

Danke für diese erhellenden Worte

Grüsse

Uwe
Ydope
Inventar
#9 erstellt: 16. Apr 2007, 22:58

focal_93 schrieb:
@Poison,

Wenn Du in Deiner Versuchsanordnung auch die Nachhallzeit direkt nessen kannst, habe ich folgende Formel für Dich:

Messung nach der Hallraum Methode: DIN EN 20354


Das hat mit Hallraum nichts zu tun, was Poison da macht. Sein Versuch basiert auf der Kundtschen Röhre, das ist ein anderes Konzept.
Einen Hallraum zu bauen ist ein abwitzig kompliziertes Unterfangen und die Messung darin ist dann auch nochmal extrem umständlich. Es wird ganz oft gemessen und es werden dann Mittelwerte genommen, und z.B. wandert dabei das Messmikro dreidimensional im Raum herum und ähnliche Scherze. Das ist also ziemlich utopisch.

In der Röhre kann man keinen Nachhall messen.

Bin auf jeden Fall auch gespannt ob wir hier noch einen Absorptionskoeffizienten geliefert gekommen, toi toi toi
Ydope
Inventar
#10 erstellt: 16. Apr 2007, 23:41
Wo ich gerade dabei bin, will ich hier auch nochmal meine Betrachtungen über geringe Absorptionskoeffizienten aus dem anderen Thread wiederholen, in etwas klarerem Deutsch. Dort gehen sie nur unter.

Was ich zeigen will, ist dass auch ein geringer Absorptionsgrad schon einen deutlich positiven Effekt haben kann.

Die Beispielsituation ist die, dass wir einfach nur einen Lautsprecher und eine Wand haben und dass der LS einen konstanten Ton/Frequenz spielt in Richtung Wand.

Erstmal angenommen, die Wand reflektiert das Ausgangssignal zu 100%, dann ergibt sich in einem Abstand von 1/4 der Wellenlänge (Lambda) eine Nullsenke von minus unendlich dB (bezogen auf das Ausgangssignal aus dem LS), d.h. an dieser Stelle ist der Ton nicht zu hören.
(Wer sich hierüber wundert, kann einen Blick auf dieses Bild werfen, das diese Tatsache hoffentlich klar macht: http://www.weslachot.com/images/waveform.gif )
Analog zur Senke ergibt sich ein Hügel von +6dB bei 1/2 Lambda.

Wenn an der Rückwand zu 100% absorbiert werden würde, würde an den beiden angesprochenen Punkten ein glatter Verlauf (=0dB) entstehen. Soviel ist auch klar.

Jetzt kommt der spannende Teil:
Wenn die Reflektion der Wand 1dB leiser als das Ausgangssignal ist, liegt die Senke bei 1/4 Lamba bei -19dB (Wenn das Ausgangssignal z.B. 60 dBSPL hat, wären das also 41 dBSPL), ist sie 2dB leiser liegt die Senke bei -14dB, ist sie 3dB leiser bei -11dB und bei 6dB leiserer Reflektion ist die Senke nurnoch 6dB leiser als das Ausgangssignal.

Jetzt muss man nur noch den Absorptionsgrad in dB umrechnen, das hat Poison oben schon für ein paar Werte gemacht, ein Absorptionsgrad von 25% bedeutet, dass das reflektierte Signal -3dB des Ausgangssignal hat.
In unserem Beispiel ist dann also die zuvor tödliche Nullsenke durch 25% Absorption zu einer Senke von etwa -11dB geworden. Der 6dB-Hügel bei 1/2 Lambda ist auch deutlich entschärft.

Ich schätze, das ist auch der Grund weshalb z.B. ein Kantenabsorber aus MiWo doch noch eine recht guten Effekt in seinem unteren Wirkungsbereich hat.


[Beitrag von Ydope am 16. Apr 2007, 23:45 bearbeitet]
Poison_Nuke
Inventar
#11 erstellt: 17. Apr 2007, 07:29
obwohl es mir eher um ein anderen Fakt geht:
um eine möglichst Frequenzlineare Dämpfung, vorallem eine lineare Reduzierung der Nachhallzeit. Es reicht also nicht, dass ein Absorber im unteren Bereich wirkt, sondern für mich ist primär die Frage, wie tief wirkt ein Absorber "linear".

Obwohl meine Annahme ist, dass eine lineare Dämpfung mit reinen porösen absorbern niemals praktisch möglich ist, denn ich vermute, dass die Absorption mit jeder Verdoppelung der Dicke sich bei einer Frequenz ebenfalls verdoppelt. Wenn man hingegen die Frequenz verdoppelt, dann ist es das gleiche

-> doppelte Frequenz oder doppelte Dicke -> 6dB mehr Absorption.

ist nur erstmal eine Vermutung, aber erscheint mir logisch, vorallem wegen der Aussage im Kuttruff bezüglich schalltoten Räumen, dass hier um min. 20dB die erste Reflektion bekämpft werden muss und diese hohe Absorption nur bis 1/3 Absorberdicke erreicht wird.



@ focal 93
das mit dem Hallraum ist wirklich extrem komplex, denn man muss den Raum so gestalten, dass man möglichst lineare ~5sek Nachhall hat, desweiteren darf es aber auch keine stehenden Wellen geben. Man muss also komplett den Schall diffundieren. Dazu wäre also ein pentagonförmiger Raum notwenig mit mehrfachen Skyline Diffusoren uvm. Also wie ydope sagt, extrem schwer sowas zu bauen, ganz zu schweigen vom Messen
focal_93
Inventar
#12 erstellt: 17. Apr 2007, 07:49
Moin, moin,

alle schon wach und auf Arbeit?

@poison: meine pm schon gelesen?

Zum Hallraum:

Ich habe hier eine Meßreihe eines "Schweizer Instituts für Lärmschutz" vorliegen, in welchem eine umfangreiche Meßreihe zum Absorptionsverhalten von Wandverkleidungen aus perforierten Metallplatten zzgl. rückseitigem Akustikvlies zzgl. optionaler Mineralwolleinlage geprüft wird.

Deren Hallraum hat ohne die oben beschriebenen System folgende Nachhallzeiten:

100 Hz 13,73 s
125 Hz 12,23 s
160 Hz 10,28 s
200 Hz 8,01 s
250 Hz 6,79 s
.
.
.
4000 Hz 2,07 s
5000 Hz 1,82 s

Mir scheint die machen sich da nicht so den Aufwand....von wegen petagonförmige Räume, Nachhallzeiten von 0,5 s etc.

Erscheint aber auch irgendwie logisch, wenn ich zwei Werte ins Verhältnis setze , ist deren absolute Höhe uninterressant.

@ydope

Deine Ausführungen zu Lambda/4 und /2 sind zwar klar nachzuvollziehen, wo jedoch wäre ein ( Bass-)Absorber am besten untergebracht? Theoretisch wohl doch bei Lambda/2 oder?

Grüsse

Uwe
Poison_Nuke
Inventar
#13 erstellt: 17. Apr 2007, 08:04

focal_93 schrieb:
wo jedoch wäre ein ( Bass-)Absorber am besten untergebracht? Theoretisch wohl doch bei Lambda/2 oder?


nein.
poröse Absorber sind Schnelleabsorber. D.h. durch ihre große innere Oberfläche bremsen sie die Bewegung der Luftmolekühle. Da der Hauptanteil der Bewegung im Schnellemaximum stattfindet, dass bei einer stehenden Welle imm 1/4 von der Wand entfernt ist, wäre dies auch die entsprechende Distanz. 1/2 wäre wirklich schon extrem, weil dann würden die Absorberdicken ja ins unermessliche wachsen



zum Hallraum:
nunja, idealerweise sollte ein Hallraum keine stehenden Wellen haben, weil das verfälscht die Messungen ungemein. Und stehene Wellen bekommt man nur mit recht viel Aufwand weg.
Das die Nachhallzeit linear sein sollte ist eh kaum möglich, allein durch das Relaxionsverhalten der Luft, sowie der thermischen Dämpfung uvm hat man ja schon eine recht "unneutrale" Dämpfung bei der Schallausbreitung. 10Hz werden beispielsweise nur mit 0,1dB je km gedämpft, 10kHz hingegen mit 1000dB je km, je nach Luftfeuchte usw. Damit kann man sich ja schonmal ausrechnen, dass auch ein Hallraum keine lineare Nachhallzeit realisieren kann
Aber Kuttruff meint halt, es sollte einigermaßen linear sein, mit 5sek im Mittel.




PS: sitz jetzt seit 7:20 auf Arbeit am Rechner
Ydope
Inventar
#14 erstellt: 29. Apr 2007, 21:29
Poison, schau mal hier, sehr gute Anleitung für deinen Versuch:
http://www.kettering...bsorption-Frame.html
Poison_Nuke
Inventar
#15 erstellt: 29. Apr 2007, 21:41
hui, DANKE

der Link ist echt gut, zu blöd das mir die Chassis abgeraucht sind
(gab aber eh einen ganzen Haufen Interferenzen, der nicht so ganz gepasst hat, weiß nicht ob es an den Chassis lag oder an was sonst).
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