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Eure Konzert-Erlebnisse - der Konzert-Thread

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Hüb'
Moderator
#1 erstellt: 15. Sep 2004, 06:55
Guten Morgen!

Ich glaube, ein solches Thema haben wir hier noch nicht.

An dieser Stelle sollen eure Konzerterlebnisse beschrieben und bei Bedarf diskutiert werden.

Inhalte könnten z. B. sein: die Interpretation (natürlich), die Werke (Premieren), Inszenierung (Opern), Akustik (des Theaters) ...

Über eine rege Beteiligung würde ich mich sehr freuen .

Dann mach' ich mal den Anfang:

Am Sonntag, dem 5. September, um 20.00 Uhr im Konzerthaus und am Dienstag, dem 7. September, um 20.00 Uhr in der Philharmonie begann die Staatskapelle Berlin mit dem I. Sinfoniekonzert die neue Konzertsaison. Auf dem Programm standen die Fünf Orchesterstücke op. 16 von Arnold Schönberg, das Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy, Elliot Carters Of Rewaking für Mezzo-Sopran und Orchester (deutsche Erstaufführung) und Robert Schumanns Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120. Die musikalische Leitung hatte Daniel Barenboim, die Solisten des Abends waren Maxim Vengerov (Violine) und Michelle DeYoung (Sopran).

Den Anfang machten die Orchesterstücke von Schoenberg, mit denen ich persönlich ehrlich gesagt nicht so viel anzufangen wußte. Ich hatte den Eindruck, dass es dem Orchester bei dieser schwierig zu spielenden Musik ähnlich ging, da der Einstieg in das Konzert IMHO gleichzeitig der schwächste Teil des Abends war.
Das Mendelssohn-Konzert mit Vengerov war dann großartig. Gekennzeichnet vom hervorragenden Zusammenspiel des Orchesters und Vengerovs sportlichem Zugriff (er neigte dazu, nicht alle Noten voll auszukosten - obwohl selbstverständlich alles "da" war). Meiner Ansicht nach eine mitreißende Deutung.
Auch die Schumann-Symphonie war sehr überzeugend. Dramatisch, zupackend und emotional ansprechend.
Zu dem Carter-Werk kann ich leider nichts sagen, da mir die Vergleichgsmöglichkeiten fehlen. War auch nicht gerade Musik, die sich beim ersten Hören erschließt. Ich hatte aber den Eindruck, dass diese Musik (die ebenfalls nicht gerade einfach zu beherrschen sein dürfte) sehr sorgfältig durch Orchester und Solistin einstudiert wurde.
Insgesamt also ein sehr gelungener Konzertabend.
War übrigens das erste Mal in der Berliner Philharmonie. Ich war sehr von der Akustik angetan (von der inneren und äußeren Optik eher weniger ...).

Bis dann,
Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Sep 2004, 06:54 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 16. Sep 2004, 06:54
Scheint ja sehr viele regelmäßige Konzertgänger hier zu geben...
ph.s.
Inventar
#3 erstellt: 09. Okt 2004, 18:31
Spontan fallen mir jetzt zwei Konzerte ein von denen ich sagen könnte, dass sie außergewöhnlich waren:
Vor etwa neun Jahren hörte ich im Linzer Bruckner-Haus, das liegt in Oberösterreich ca. 1,5 Auto-Stunden von Passau, Friedrich Gulda. das Programm bestand aus Präludien und Fugen aus Bachs WTK weiters eine Beethoven- und Mozart-Sonate (bitte fragt mich nicht welche! ist schon zu lange her). Beeindruckt hat mich, dass weiß ich noch das klare Spiel von Bach und ,dass er mitten beim Mozart aufgestanden ist und die Noten aus der Künstlergarderobe geholt hat, weil er nicht mehr weiter wusste, habe ich mir auch gemerkt. Der große (wie der kleine) Brucknerhaussaal ist von moderner Architektur und hat was meine laienhafte Meinung betrifft sehr gute Akkustik (Es rauscht zumindest nicht )

Das zweite Konzert war mit H. Grimaud dieses Jahr im Juni in Wels (das ist auch eine Stadt in Oberösterreich).

Ich habe ja schon Leute sagen hören, sie spiele live viel schlechter als was man von den Aufnahmen kennt. Kann ich eigentlich nicht bestätigen. Manchmal geriet ihr vielleicht (beim brahms) etwas zu viel ins Pedal, aber sonst sehr klar und leuchtend. Programm war John Corigliano "Fantasy on an Ostinato", Die beiden Brahms-Rhapsodien op. 79, Bach-Busoni "Partita in d-Moll" und Rachmaninoff b-Moll Sonate No. 2 op. 36.
Was mir besonders gefiel, sie ließ die beiden brahms-Rhapsodien quasi attaca ineinander übergehen. Nach der Pause kam der veranstalter auf die Bühne und berichtete dass, die Künstlerin solche Kreuzschmerzen habe, dass sie womöglich nicht mehr weiterspielen könne. Nach einer Vietelstunde schleppte sie sich im wahrsten Sinne auf die Bühne und spielte den zweiten teil samt zwei Rachmaninoff-Zugaben. Nach dem Konzert gab sie dann noch brav und lächelnd Autogramme bis alle zufrieden waren und tat zumindest so als wenn sie Freude daran hätte. Zur Akkustik: Der Saal in Wels ist ein ehemaliger Kino-Saal daher ist die Akkustik vielleicht nicht optimal für ein Solo-klavierrecital, aber der große Steinway machte glaube ich viel wieder gut. Der funktioniert doch angeblich überall.

Scheint ja sehr viele regelmäßige Konzertgänger hier zu geben...

In Oberösterreich gehen alle Leute beinahe täglich ins Konzert!
Gruß Philipp.
ph.s.
Inventar
#4 erstellt: 23. Okt 2004, 20:57
Ich finde die Idee von Frank mit dem Konzert-Thread sehr gut! Warum mag da wohl keiner schreiben? Es kann doch nicht sein, dass ihr wirklich noch nie in einem Konzert gewesen seit, oder doch?
LG Philipp.
Otscho
Stammgast
#5 erstellt: 23. Okt 2004, 21:15
EDIT:
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich hier im Klassik-Forum geposted habe. Damit hat Roger Waters jetzt nicht wirklich viel zu tun. Sorry. Dafür war ich etwa 10 Jahre aktiver Musiker und habe selbst bei grob 200 Konzerten, Vortragsabenden, etc. mitgewirkt.

(Dann berichte ich mal von meinem besten Konzert.
Das war Roger Waters in München 2003. War schon zu Beginn ein klasse Tag, bin da mit 'nem Feund hingefahren (von Nürnberg aus, ist ja für ein Konzert noch eine erträgliche Strecke).
Wir waren allerdings einige Stunden zu früh da, herrliches Wetter, haben wir uns dann die Zeit im Olympiapark vertrieben, sind u.a. um den See spaziert, konnte man sich sehr schön über das Bevorstehende unterhalten. Dann, nach dem Einlass uns noch etwas in der Olympiahalle rumgetrieben und für einen gefüllten Magen gesorgt. Bisschen Equipment gucken und dann Plätze einnehmen. Zweite Reihe, hätte kaum besser sein können. Als es endlich los ging, hat mich der Bass fast umgehauen (mit Stuhl ). Mir haben ungelogen die Hosenbeine meiner Jeans geflattert. Ok, vielleicht nicht geflatter, aber deutlich spür- und sichtbar bewegt. Die Jungs so nahe zu sehen war echt cool. Snowy White war auf der Bühne fast genau vor mir possitioniert. Der hat mich echt andauernt angegrinst, kam für mich so richtig nett rüber. Also einfach ein nettes Lächeln, so wie wenn es ihm Freude bereitet, wenn er sieht, dass ich Spass an seinem schaffen habe.
Insgesamt muss ich sagen, hat an dem Konzert echt alles gepasst:
- super Plätze
- super Atmosphäre, keine dämliche Gröhler, sondern Leute, die wissen, wie man Musik geniest: höchstens etwas mitwippend in den Klängen schwelgen.
- super Sound, ist bei Roger ja eigentlich selbstverständlich)


[Beitrag von Otscho am 24. Okt 2004, 00:42 bearbeitet]
drbobo
Inventar
#6 erstellt: 24. Okt 2004, 02:15

ph.s. schrieb:
Ich finde die Idee von Frank mit dem Konzert-Thread sehr gut! Warum mag da wohl keiner schreiben? Es kann doch nicht sein, dass ihr wirklich noch nie in einem Konzert gewesen seit, oder doch?
LG Philipp.



Hallo,

vielleicht gehen doch nicht so viele Hifi Fans ins Konzert?

Eine weitere Hürde für eine Diskussion ergibt sich dadurch, dass kaum mehrere im selben Konzert waren....
ph.s.
Inventar
#7 erstellt: 24. Okt 2004, 11:38

Eine weitere Hürde für eine Diskussion ergibt sich dadurch, dass kaum mehrere im selben Konzert waren....


Es wird aber sicher einige geben, die denselben Künstler in verschiedenen Konzerten erlebt haben. Das würde, so glaube ich, schon einige Diskussionspunkte liefern!
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 25. Okt 2004, 23:15

ph.s. schrieb:
Ich finde die Idee von Frank mit dem Konzert-Thread sehr gut! Warum mag da wohl keiner schreiben? Es kann doch nicht sein, dass ihr wirklich noch nie in einem Konzert gewesen seit, oder doch?

Hallo zusammen!

Ich bin beschämt. Seit Jahren mache ich überwiegend Konserven auf, die letzten regelmäßigen Konzertbesuche liegen ein paar Jahre zurück und betrafen Konzerte des Saarländischen Staatsorchesters, das sich gut schlug und höchstens bei Werken wie dem Amerikaner in Paris oder Bruckners Neunter den Anschein erweckte, die Proben hätten nicht ausgereicht.

Um mein Gewissen zu beruhigen, habe ich heute Abend wieder ein Konzert besucht. Im Rahmen eines Bach-Zyklus wurde an der Mühleisenorgel der Christuskirche der evangelischen Kirchengemeinde St. Johann in Saarbrücken von Universitätsmusikdirektor Helmut Freitag folgendes Programm gegeben:

Toccata und Fuge d-moll – Dorische (BWV 538)
5 Choralvorspiele aus dem Orgelbüchlein
Allabreve D-Dur (BWV 589)
Triosonate Nr. 3 d-moll (BWV 527)
Partita diverse sopra “Sei gegrüßet, Jesu gütig” (BWV 768)
Toccata und Fuge d-moll (BWV 565)

Die Stärken lagen wegen der (gerade im Konzert) trockenen Akustik erwartungsgemäß bei den Choralvorspielen, der Triosonate und der Partita, bei denen der Organist in den Solostimmen die wunderschönen Klangfarben im Schwellwerk zum Singen bringen konnte – Oboe, Sifflöte und Sesquialtera (sic!). Beim abschließenden Gassenhauer ließ aber Helmut Freitag mit strahlenden Mixturen und schnarrenden Zungen auch keine Wünsche offen. Ein gelungener Abend!

Für ein Orgelkonzert war der Besuch überraschend gut! (Nicht nach dem Motto mancher Gottesdienste: "Liebster Jesu, wir sind vier"...) Drei Konzerte der Reihe stehen noch bevor.


Gruß
Christian

PS: Philipp, du bist verantwortlich dafür, dass ich wieder 4 € ausgegeben habe! Allerdings fühle ich mich gesättigt, und diese Sättigung hält länger vor als bei einem Essen.


[Beitrag von Sesquialtera am 25. Okt 2004, 23:26 bearbeitet]
ph.s.
Inventar
#9 erstellt: 26. Okt 2004, 13:55

Philipp, du bist verantwortlich dafür, dass ich wieder 4 € ausgegeben habe! Allerdings fühle ich mich gesättigt, und diese Sättigung hält länger vor als bei einem Essen.


Und es tut mir gar nicht leid, dass du dein schwer verdientes Geld ausgegeben hast, du sollst es immer wieder tun.........
Aber im Ernst: Ich besuche im Dom zu Linz auch oft diverse Konzerte. Ich mag die Akkustik von größeren Kirchen und es ist erstaunlich was man für einen relativ geringen Preis (deine Preisklasse von € 4 bin ich eigentlich auch gewohnt) geboten bekommt. Also tue es immer wieder!
Gruß Philipp
meierzwo
Stammgast
#10 erstellt: 27. Okt 2004, 12:40

Otscho schrieb:
Dann berichte ich mal von meinem besten Konzert.
Das war Roger Waters in München 2003.


Ich habe mittlerweile die "In the Flesh" DVD und beiß mich bis heute in den Ar... daß ich nicht hingegangen bin. Habe sogar das Plakat im WOM München gesehen. Irgendwie wars mir dann zu teuer (80 Euro?). Arghh.


--meierzwo--
Kratopluk
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 27. Okt 2004, 17:17
Otscho schrieb:




Dann berichte ich mal von meinem besten Konzert.
Das war Roger Whittaker in München 2003.



Dachte beim Überfliegen im ersten Moment voller Entsetzen mich verlesen zu haben.

www.rogerwhittaker.com
Tantris
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 27. Okt 2004, 17:53
Hallo,

ich kann berichten über ein Opernereignis der akustisch besonderen Art, leider nicht allzu positiv. Wie einige hier wissen, ist aktuell das Staatstheater Kassel geschlossen wg. Umbaus für ca. 2 Jahre. Für die Übergangszeit wurde als Ersatzspielstätte für Musiktheater ein sog. Kuppeltheater errichtet, eigentlich eine Art Zirkuszelt. Den inneren Aufbau muß man sich vorstellen wie ein ovales Zirkuszelt mit Arena und ca. 10 Sitzreihen ansteigender Bestuhlung, die im 3/4-Oval um eine ovale "Manege" herumgehen. Die "Manege" kann wahlweise als 2. Bühne vor dem Orchestergraben genutzt werden oder als kleines Parkett bestuhlt werden. Orchestergraben und eigentliche Bühne bilden das letzte Viertel des Ovals. Die Bühne ist recht klein und hat wenig lichte Höhe, im Falle einer "Manegenbühne" sitzen dort mehrere Reihen Zuschauer hinter dem Geschehen.

Wir hörten "Don Carlo" von Verdi in der kurzen, italienischen Fassung. Die musikalische Leistung des Orchesters und auch eines Großteils der Solisten war als sehr gut einzustufen, bedenkt man auch die tatsache, daß weder die Solisten noch die Choristen Augenkontakt mit dem Dirigenten haben, stattdessen sich an wenigen Monitoren orientieren müssen, Soufflage ebenfalls minimal.

Die Raumakustik des Zeltes an sich betrachtet ist interessant, es klingt sehr trocken, damit aber auch sehr deutlich und textverständlich. Durch die spezielle Bespielung des gesamten Raumes sind die Lautstärkeverhältnisse jedoch sehr unausgeglichen, dem Zuschauer gerade nahe stehende Solisten zu laut, entfernte gehen völlig unter - verstärkt wird dieser Effekt durch die trockene Raumakustik, so daß Sänger, die vom jeweiligen Zuschauer abgewandt singen, kaum zu verstehen sind, weil der Raum wenig zurückwirft.

Was den Opernabend jedoch leider verdorben hat, sind die Nebengeräusche - ca. 20m hinter dem Bühnenrand liegt eine 5spurige, stark befahrene Straße, das Zelt verheißt nur minimale Schalldämmung. selbst im mf sind Motorräder und Lkw noch zu vernehmen, bei den vielen von Verdi zur Spannung eingefügten Generalpausen wirkt der hohe Straßenlärmpegel wie ein unfreiwilliger Schock. Mehrere Krankenwagen und ein Feuerwehrzug unter vollem Martinshorn störten jeweils herausragende Szenen der Oper, in Konzerten/Matineen ist es wohl auch schon zum Läuten der Kirchenglocken gekommen. Ein übriges tut die schlechte Dämmung des Zeltes gegen Regengeräusche, der nur so gegen die Wände prasselt.

Als Kuriosum ist ein solcher Besuch geeignet, ebenso als interessante Erfahrung mit einem akustisch "annähernd totem Raum" dieser Größenordnung (900 Sitzplätze). Für Operngenuß empfehle ich das ausdrücklich nicht.

Gruß, T.
mozart1756
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 27. Okt 2004, 23:54
habe leider keine Zeit ausführlich zu berichten:

aber ich war letzten Freitag das letzte Mal im Konzert, hat mir sehr gut gefallen, auch durch das Programm, und zwar Stuttgart Liederhalle: Radio-Symphonieorchester Stuttgart unter Leitung von Georges Prêtre:

Programm:

Wagner - Tannhäuser Ouvertüre

Wagner - Siegfrieds Rheinfahrt, Siegfrieds Tod und das Finale des 3. Aktes, Götterdammerung

dann, nach der Pause:

Ottorio Respighi: Fontane di Roma

Ottorio Respighi: Pini die Roma

vor allem Pini die Roma mit dem Schlussteil "Pini di Via Appia" liebe ich, habe ich selbst schon mehrmals im Orchester gespielt und ist bis jetzt mein schönstes Orchestererlebnis. Wers nicht hat, sollte sich das wirklich zulegen!!

MfG
Otscho
Stammgast
#14 erstellt: 28. Okt 2004, 20:20

Kratopluk schrieb:


Dachte beim Überfliegen im ersten Moment voller Entsetzen mich verlesen zu haben.


... und ich dachte eben voller Entsetzen, mich verschrieben zu haben.


[Beitrag von Otscho am 28. Okt 2004, 20:20 bearbeitet]
drbobo
Inventar
#15 erstellt: 30. Okt 2004, 12:53
Hallo,

jemand bei Thielemanns Einstand in München (mit Bruckners 5.) gewesen?
Für alle anderen und mich gibt es wenigstens am Sonntag 31. Oktober 19:00 auf Arte die Konserve zu sehen.....
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 08. Nov 2004, 12:10
Da das Thema "Eure Konzert-Erlebnisse" heißt, kann ich dazu etwas beisteuern. Ich sitze häufiger in Konzerten als in meinem Wohnzimmer. Ein- bis zweimal im Jahr fahre ich nach St. Florian, dort, wo Bruckner begraben liegt. Die Stunden, die ich dort bei Bruckneraufführungen verbringe, zählen zu den schönsten meines Lebens.
Einst hörte ich z.B. im Jahre 2002 dort Bruckners 4. Symphonie Es-Dur "Die Romantische", gespielt vom European Philharmonic Orch. unter der Leitung von J. P. Marté.
Was ich gehört habe:
Ein rauschendes Naturwalten. Die Geheimnisse des Waldes zu allen Tageszeiten, im Sommermorgentau, in der Dämmerung, dann Morgenröte und die aufgehende Sonne über Nebelschwaden und mittelalterlichen Türmen in der Ferne, endlose Wiesen unter dem kräftigen Himmelsblau, gewaltige Steigungen in Bergnähe, die Vorbeifahrt an einer prächtigen Burg, dann die Alpen, die Wipfel und unter ihnen das Tal mit seinen Nebel-Wolkenformationen, die etwa dem Choral zwischen den Hauptthemen I und III im Finale entsprechen könnten, Vögel, Waldtiere, Pferde, die Jagd, eine Tanzweise während der Mahlzeit zur Jagd, Fanfaren, Hornrufe, Echos, die Stille, eine Wasserquelle, das Gebet, das Dankbarkeitsgefühl des Menschen, die Nähe zu Gott.
In den Höhepunkten des Werkes ist die Aktustik verwoben mit dem Mobiliar: Die Holzbänke, die Luft, alles vibriert mit, der Klang trifft nicht nur auf die Haut, er geht nach innen zu Dir selbst. Er dringt in Dein Inneres ein, Du spürst, dass es eine einmalige Stunde des Lebens ist.
Nach den Schlusssteigerungen, die die Unendlichkeit zwischen Himmel und Erde zum Tönen bringen, rauscht der Applaus auf, danach stehst Du auf, huldigst voller innerer Dankbarkeit den Schöpfer dieses Werkes, drehst Dich um und schaust auf die Brucknerorgel, die wie ein Gebirge über Dir schwebt. Du schreitest, von der Schönheit der Kirchenanlage ganz trunken durchs Portal und der Vollmond strahlt in milder Abendwärme auf Dich herab. Langsam entfernst Du Dich vom Prunkbau, auf den Du immer wieder einen Blick zurückwirfst, weil Du jetzt schon die Sehnsucht nach einer Wiederholung spürst, aber auch weißt, dass es jedesmal das letzte Mal sein kann. Dennoch tröstlich, dass das, was hinter Dir liegt, länger besteht als Du selbst. Mit einem Wehmutsgefühl setzt Du Dich in so etwas Banales wie ein Auto und fährst fort vom Ort des Glücks.......


[Beitrag von Vorstadtkinopianist am 08. Nov 2004, 12:12 bearbeitet]
drbobo
Inventar
#17 erstellt: 14. Nov 2004, 22:27
Hallo

heute Zubin Metha/ Münchner PH/

Zunächst Olivier Messiaen mit "Reveil des oiseaux", Ragna Schirner am Klavier.
Sehr witzige Einführung von Herrn Metha in die verschiedenen Teile und auch sehr eindrucksvoll und exakt aufgeführt, habe zu dem Stück auch keine Vergleichsmöglichkeiten.
Ragna Schirner beeindruckte mich auf jeden Fall durch souvereigne Technik und sauberen Klang. (insbesondere angesichts der Akkustik in der Philharmonie am Gasteig)


Dann Debussy mit Iberia aus den Images pour orchestre und zuletzt "La Valse" von Maurice Ravel.
Für mich ebenfalls neue Stücke, die mich aber sowohl vom kompositiorischen als auch von der Interpretation beeindruckt haben.
Insbesondere zu "la Valse" von Ravel hätte ich gerne Empfehlungen, da ja doch so einige Einspielungen existieren.
Klimper_Anusch
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 16. Nov 2004, 19:01
Ich war heute zwar nicht in einem richtigen konzert aber durfen wir (Musik-Wahlpflichtfachkurs 10.Klasse) in eine Probe des DSO. Wir konnten uns ins Orchester reinsetzten und so aus der Nähe zusehen- und hören, wie der 3. und 4. Satz aus Beethovens 5. mit Kent Nagano geprobt wurde.
So wurde uns gezeigt, wie der Ablauf in einem solchen Profiorchester ist, wie das ist, selbst im Orchester zu sitzen, und welche Fehler sogar den Profis passieren können(1. Geige hat mitten in die Generalpause gespielt).
Danach hatten wir noch ein bisschen Zeit, um mit den Musikern zu reden und Fragen zu stellen.
Dies war seit langem mal wieder eine äußerst gelungene Exkursion...
tazio
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 23. Nov 2004, 18:10
Im Oktober 1990 spielten Kurt Masur + Gewandhausorchester in der Münchner Philharmonie an zwei Tagen hintereinander alle vier Brahms-Symphonien. Das waren zwei Tagen wie im Rausch, mit wochenlanger, eventuell lebenslanger Nachwirkung. Derartiges wirds wahrscheinlich nicht wieder geben.


[Beitrag von tazio am 23. Nov 2004, 18:11 bearbeitet]
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 24. Nov 2004, 16:16
Im neuen Thema 'Bruckneraufnahmen' wurde das unvergessliche Konzerterlebnis der 8. Symphonie von Bruckner unter Celibidache erwähnt.
Stimmt! Habe ich auch zweimal live erlebt. Einmal in Köln, einmal in München. In München zum Gedenken an 100 Jahre Münchener Philharmoniker. Damals habe ich im dritten Satz geweint. Direkt nach dem Konzert, welches am Sonntagmittag stattfand, begab ich mich per Auto auf den Rückweg in nördliche Richtung. Dabei war ich noch so ergriffen, dass ich mich verfuhr und plötzlich der Alpenhorizont vor mir auftauchte. Mit der entsprechenden Verspätung kam ich dann aber doch noch nach 700 Kilometern wieder zu Hause an.
Lebenslange Nachwirkung (siehe letzter Satz 'tazio').
GiselherHH
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 24. Nov 2004, 18:56

Vorstadtkinopianist schrieb:
Im neuen Thema 'Bruckneraufnahmen' wurde das unvergessliche Konzerterlebnis der 8. Symphonie von Bruckner unter Celibidache erwähnt.
Stimmt! Habe ich auch zweimal live erlebt. Einmal in Köln, einmal in München. In München zum Gedenken an 100 Jahre Münchener Philharmoniker. Damals habe ich im dritten Satz geweint.


Hallo Vorstadtkinopianist,

das Konzert, das ich im Bruckner-Thread erwähnte, war am 8. März 1991 in der Hamburger Musikhalle. Bis dahin kannte ich das Werk nur durch die 1987er NDR-Aufnahme unter Wand und erwartete, eine ähnliche Interpetation zu hören (unerfahren, wie ich damals war). Doch weit gefehlt. Auch wenn ich Wand niemals missen möchte (2 Jahre später habe ich ihn dann auch live gehört): Celibidaches Interpretation war völlig anders, nicht bloß wegen der langsamen Tempi, sondern wegen der fast schon unerträglichen Intensität des Vortrages.

Ich kam gar nicht dazu, wie sonst auf Einzelheiten wie z.B. Phrasierung und Klangbalance zu achten, sondern war fast wie betäubt. Der ganze Saal schien sich inmitten einer Klangkapsel außerhalb der Zeit zu befinden, angefüllt mal mit Tönen von unglaublicher Wärme und Schönheit, mal mit schneidenden Klängen von vernichtender Wucht. Die Dinge, die da verhandelt wurden, waren zuerst von geradezu kosmischer Größe, doch dann hatte ich immer mehr den Eindruck, von der Musik persönlich angesprochen zu werden, so, als ob es hier um mein eigenes Leben ginge.

Und kurz vor dem Ende des 4.Satzes nach einer Steigerung, die in ihrer fast-Dissonanz kaum erträglich war, brach es aus mir heraus und es öffneten sich alle Schleusen (und ich bin wirklich jemand, der nicht sehr nah am Wasser gebaut hat). Ein einzigartig kathartischer Moment, den ich so bisher nie wieder erlebt habe.

Grüße

GiselherHH
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 25. Nov 2004, 10:56
Hallo GiselherHH,
besser kann man es nicht beschreiben (zweiter Absatz).
Im Übrigen erzielten auch alle anderen von mir besuchten Konzerte mit Celi ähnliche Wirkungen, besonders die Bruckneraufführungen. In seinen Brucknerkonzerten erklangen für mich noch die Symphonien 3, 6 und 7. Leider fielen für mich bereits gebuchte Konzerte der Symphonien 4 (Bremen) und 9 (München) durch Absagen aus (in München sprang dann Z. Metha ein). Die Präsentation der Dritten war einzigartig, bei der ich mich ehrfurchtsvoll an den prachtvollen Klang erinnere, wobei sogar die Wahl der heute etwas überstrapazierten Fassung von 1889 überzeugen konnte.
Entsprechende Begeisterung erlebte ich auch mit Tschaikowskys 6. Symphonie unter Celis Leitung. Als Konzertgänger begleitet einen solch eine Symphonie ja das ganze Leben und der Stichtag des Konzertes mit Celi bedeutet, dass es ein Vorher und ein Nachher gibt. Beim „Nachher“ fällt auf, dass sich nur sehr wenige Darbietungen mit Celis Deutung messen konnten. Womit erklärt wäre, warum viele Konzerte mit Celi oftmals etwas Besonderes waren oder sein konnten.
G. Wand habe ich leider nur einmal live in Hamburg erlebt, und zwar mit der 6. Symphonie von Bruckner, gekoppelt mit der 76. Symphonie von Haydn. Damals weinte im Adagio mein Freund, der neben mir saß. Es ist wirklich erstaunlich, was einige Momente großer Kunst bewirken können.

Freundliche Grüße
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 28. Dez 2004, 15:17
Leute, - am 10. Dezember 2004 war ich in einem außergewöhnlichen Konzert! Auf dem Programm stand die Symphonie Nr. 4 c-moll op. 39 "In den äußeren Schären" von H. Alfvén. Ja! Ein ganz normales Abo-Symphoniekonzert!
Die Symphonie erzählt das Märchen von der Liebe zweier Menschenkinder.
Den restlichen Teil des Konzerts füllte das Cellokonzert von Atterberg (Rarität) und "Der Schwan von Tuonela" von Sibelius.
Ein Konzert, welches man so schnell nicht vergisst.
AcomA
Stammgast
#24 erstellt: 28. Dez 2004, 16:58
hallo musikfreunde,

da ich ein klavier-fanatiker bin, gehe ich häufig in klavierabende. und da bietet sich übers jahr jede menge (tonhalle und robert-schumann-saal düsseldorf, essener philharmonie, mülheimer stadthalle, kölner philharmonie). jährlicher höhepunkt ist das klavierfestival ruhr im sommer.

als erstes möchte ich von einer enttäuschung berichten, maurizio pollini in der kölner philharmonie: beethovens appassionata und chopins vier balladen. die enttäuschung bestand darin, dass hier absolute routine vorherrschte. die grundtempi waren sehr zügig, viel pedalgebrauch mit pauschalisierungseffekt ! das recital war sehr schnell vorüber, ich erinnere mich noch nicht mal an eine zugabe. es ist schade, dass dieser so hochkarätige meister in den jahren immer pauschaler und routinierter verfährt, und das gilt auch für einige seiner aktuellen einspielungen (z.b. kreisleriana).

evgeny kissin in der essener philharmonie (juni 2004):

chopin - impromtus, einige polonaisen
medtner - sonata reminiscenca
strawinsky - petroushka-suite
7 zugaben
fazit: absolute weltklasse, alles gewagt und gewonnen.

stephen hough im robert-schumann-saal düsseldorf (04.12.):

schubert - sonate e-dur

'spanische stücke' von ravel, albeniz und motzkowsky

virtuose zugaben

fazit: der flügel war viel zu hart intoniert. hough hat probleme mit der gestaltung großer formen. die virtuosen kabinettstückchen gelingen ihm dagegen famos.

andras schiff in der essener philharmonie (19.12.2004):

bach - goldberg-variationen

fazit: sternstunde, bestätigung seiner aktuellen platte. überhaupt kein pedaleinsatz ! trotzdem die fähigkeit des singens. eine immense steigerung, welche im quodlibet gipfelte. man hätte problemlos einen mitschnitt anfertigen können und auf platte publizieren können.

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#25 erstellt: 28. Dez 2004, 23:24
Den Eindruck zu Schiff kann ich hier nur voll bestätigen, auch ich habe ihn kürzlich mit den Goldberg-Variationen gehört und war genauso begeistert wie AcomA.

Hier ein paar Highlights meiner bisherigen Erlebnisse:

- Mein erster Klavierabend: Pogorlich spielt die 4 Scherzi von Chopin und die Sinfonischen Etüden von Schumann

- Chopin: die beiden Klavierkonzerte mit Krystian Zimerman und dem Polish Festival Orchestra in der Kölner Philharmonie

- diverse Klavierabende mit Evgeny Kissin und Murray Perahia

- Das Beaux Arts Trio mit 3 Trios von Beethoven, Genf Dez. 2001

- das Konzert meines Lebens: Argerich, Kremer und Maisky in Duisburg im Sommer 2000 mit Schumann und Schostakowitsch
martin
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 30. Dez 2004, 19:06

evgeny kissin in der essener philharmonie (juni 2004):

chopin - impromtus, einige polonaisen
medtner - sonata reminiscenca
strawinsky - petroushka-suite
7 zugaben
fazit: absolute weltklasse, alles gewagt und gewonnen.


Na toll. Ich hatte Karten für seinen Stuttgarter Klavierabend in der Saison und musste krankheitshalber passen


Parsifal im Festspielhaus Baden-Baden: Kent Nagano sorgte mit seiner sehr spannungsgeladenen Musik dafür, dass ich zum ersten Mal nicht bei einem Wagner-Marathon eingenickt bin. An dem Abend wurde auch für eine DVD-Produktion aufgenommen. Die CD wird reichen, die Inszenierung war der reine Kitsch ala A.L. Webber.

Grigoriy Sokolow: angenehm überrascht gewesen. Hatte ihn als 'Haudrauf' seit der letzten Begegnung abgetan, die zwar Prokoviews Kriegssonaten entgegenzukommen schien, mich aber sonst ratlos zurückließ.
Nun bei seiner Bach-Interpretation standen mir die Tränen der Rührung in den Augen.

Jean-Yves Thibaudet: Debussy in voller Klangfarbenpracht. Herrlich.

Lang Lang: Virtuosität sehr nach außen gekehrt. Beeindruckend aber nach einer Zeit auch ermüdend. Ist der wie ein Popstar auf Promotion-Tour? Spielte das gleiche Repertoire in der gleichen Reihenfolge wie auf 'Live in Carnegie Hall'
mozart1756
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 31. Dez 2004, 02:41
heute kleiner Abstecher nach München,

Münchner Philharmoniker unter Daniele Gatti

Beethoven 9. Symphonie

war sonst noch jemand da? ich fand es ein tolles Konzerterlebnis, ein total homogener Streichersatz, gut intonierende Bläser und ein toller Chor.

Einziger größerer Fehler: die Gesangsolisten waren leider stimmlich nicht ganz ausgewogen, Alt viel zu leise, Tenor und Bass ebenfalls ein bisschen.

Insgesamt trotzdem ein toller Konzertabend.

MfG
AcomA
Stammgast
#28 erstellt: 31. Dez 2004, 16:48
begegnung mit einem außenseiter:

der tschechische pianist josef bulva gab mitte der achtziger jahre in deutschland etwa 27 klavierabende innerhalb eines monats zugunsten der kinderkrebshilfe.

ich hatte das glück, diesen phänomenalen und sehr eigenen pianisten in diesem rahmen in essen zu hören (kammermusiksaal des damaligen saalbaus). der saal war nur zur hälfte besetzt.

beethoven
klaviersonate op. 27,1 quasi una fantasia
klaviersonate op. 27,2 'moonlight'

chopin
scherzo nr.2 b-moll
sonate nr.2 b-moll 'trauermarsch'
ballade nr.4 f-moll


zugabe u.a. beethovens 'wut über den verlorenen groschen'

fazit: absolut perfekte darstellung in allen stücken. die beherrschung des instrumentes war frappierend. dabei wurde die technik immer in den dienst der aussage gestellt. eher analytischer ansatz. die einzigen, welche sich danach in der garderobe bedankten waren mein freund/kommilitone und ich. dieser mann war derart bescheiden u. unkompliziert, dass er uns spontan zum essen ins sheraton-hotel einlud ....

der pianist wurde damals sogar vom bnd überwacht. man sprach vom bestgetarnten spion der welt !

gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#29 erstellt: 07. Jan 2005, 23:37
methusalem mit unerschöpflichen kräften

vor zwei jahren, während eines aufenthaltes in teheran, stellte mir ein freund einen von ihm mitgeschnittenen klavierabend des iranisch-armenischen pianisten emanuel melik-aslanian vor. der klavierabend fand in der österreichischen botschaft statt. ich hatte den namen dieses pianisten noch nie zuvor gehört, zudem war der pianist zum zeitpunkt des recitals 85 jahre alt !

das programm:

bach-liszt - präludium und fuge

beethoven - klaviersonate f-moll op. 57

beethoven - klaviersonate c-moll op. 111

pause

chopin - klaviersonate b-moll

schumann - fantasie c-dur

schumann - kreisleriana

liszt - consolation nr. 3 (zugabe)

e. melik-aslanian - parvaneh ('schmetterling', zugabe)



ich bin wahrlich vom hocker gefallen ! es war die präsentation der alten schule, wie wir es z.b. von a. rubinstein oder r. casadesus gehört haben. die technische beherrschung des instrumentes unbeachtet seines alters war auf champions-league-niveau. überragend auch das klangempfinden dieses mannes (man denkt an benedetti-michelangeli oder i. moravec). und schließlich sagte man sich, ob dieser mann den niemals ermüden würde.

e. melik-aslanian wurde 1915 in tabriz (iran) geboren und studierte von 1927-1937 an der brahms-akademie und am hamburger konservatorium klavier und komposition. kompositionslehrer war u.a. p. hindemith. melik-aslanian entwickelte eine eigene methode zur verfeinerung der pianistischen möglichkeiten und leitete eine musikschule in hamburg. 1952 kehrte er in den iran zurück und engagierte sich in der iranischen kunstmusik vor allem als komponist, wobei er regelmäßig mit dem teheraner sinfonie-orchester zusammenarbeitete. solo-auftritte wie oben dargestellt waren die ausnahme. er verstarb am 14.juli 2003 im alter von 88 jahren.

gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#30 erstellt: 09. Jan 2005, 16:13
mein erster klavierabend = stefan ashkenases letzter


es war etwa im jahr 1980, als ich mit dann etwa 15 jahren den ersten klavierabend besuchte. es war gleichzeitig der letzte klavierabend von stefan ashkenase in düsseldorf (tonhalle).

auf dem programm standen werke von w.a. mozart vor der pause (u.a. variationen über 'ah, vous dirai-je, maman')

und im zweiten teil chopin. ich erinnere mich vor allem an die sonate nr.2 b-moll. der trauermarsch hat bis heute seine spuren hinterlassen. ashkenases gesangs- und rubatokunst gehörten in die oberste kategorie. er war zwar kein tastentitan, aber die technik war selbst in diesem hohen alter zuverlässig. sein 'jeu perle' war von eleganz.

p.s.: wo bleiben die konzerteindrücke anderer, scheine mich hier zum 'einsamen reiter' zu entwickeln !


gruß, siamak
Tom_Sawyer
Stammgast
#31 erstellt: 09. Jan 2005, 16:24
München, Schloß Amalienburg 1978 (na ja, vielleicht 1979 oder so...)

Konzert mit Jean-Pierre Rampal.

Nach der Pause etwas Unruhe auf der Bühne, Musiker sprechen Miteinander.

Nach einigen Minuten geht Jean-Pierre Rampal nach vorne und sagt:

Isch abe di Noten für Mosar a` Pari vergessen. Wir spielen Ändel.

Leider kann man die Wunderschöne französische Aussprache und die Verlegenheit von Rampal nicht schriftlich wiedergeben.
AcomA
Stammgast
#32 erstellt: 09. Jan 2005, 23:25
ist trotzdem gut rübergekommen. habe übrigens rampal neulich auf einem foto (dieses ist natürlich älter) mit messiaen und aimard gesehen.

gruß, siamak
Peter_H
Inventar
#33 erstellt: 09. Jan 2005, 23:45
Letztes Jahr im März:

Prinzregenten-Theater München mit Filmmusik-Konzert.

Die haben die Star-Wars-Titelmelodie als erstes gespiel, und zwar so genial gut, daß man meinte, es kommt direkt vom Film! Ansonsten Herr der Ringe, Bond, alles halt quer beet.

Echt zu empfehlen.
vanrolf
Inventar
#34 erstellt: 14. Jan 2005, 02:34
Hallo Forum,

heute abend in Duisburg, Theater am Marientor:

5. PHILHARMONISCHES KONZERT

Richard Wagner:
Waldweben aus "Siegfried"

Felix Mendelssohn-Bartholdy:
Klavierkonzert No.2 d-moll op.40
Klavierkonzert No.1 g-moll op.25

Igor Stravinski:
Suite aus "Der Feuervogel"

Duisburger Philharmoniker / Jonathan Darlington
Piano (Steinway): Elisabeth Leonskaja

Mir ging es hauptsächlich um die Leonskaja, von der ich einige CDs mit Kompositionen von Schubert und Brahms besitze.
Die Duisburger Philharmoniker und ihren Chefdirigenten Jonathan Darlington kannte ich noch nicht, ebenso war ich zuvor noch nie im Theater am Marientor gewesen.
Es ist ein im postmodernen Stil gehaltener Neubau, in dem früher u.a. das Musical "Les Miserables" aufgeführt wurde.
Sehr angenehm zunächst der Eindruck des Innenraums: mit ebenfalls postmodern gestalteten, großzügig angelegten Seitenlogen und geschmackvoller Farbgebung erinnert es an alte, italienische Aufführungsstätten.
Ich saß in der 4.Reihe (ziemlich Mitte), die Karte kostete an der Abendkasse EUR 21,00.

Für mich eine gute Investition!

Elisabeth Leonskaja (ehemalige Duettpartnerin von Sviatoslav Richter) machte ihrem Ruf alle Ehre und belohnte den reichlichen Applaus für die beiden Klavierkonzerte auch mit einer Solo-Zugabe (Ich kannte das Stück nicht). Aber ehrlich gesagt, die eigentliche Entdeckung waren für mich heute abend die Duisburger Philharmoniker unter Darlington, die fand ich richtig gut! Ich suche schon länger nach einem solchen Orchester in meiner Umgebung, um mal wieder Sinfonien live zu hören, was schon lange nicht mehr passiert ist. Es gab einwandfreies, transparentes Zusammenspiel, sehr gute Solisten und feinsinniges Dirigat. "Waldweben" und "Feuervogel" ließen bei mir auch direkt entsprechende Bilder im Kopf aufsteigen, die Interpretationen wirkten farbig und detailliert. Bei den Klavierkonzerten war das (mit den Bildern im Kopf) nicht ganz der Fall, da konzentrierte ich mich aber auch mehr auf die Künstlerin. Bis jetzt habe ich offen gestanden auch noch keinen rechten Bezug dieser Konzerte zu den übrigen Orchesterwerken finden können. Die Halle ist von der Akustik her übrigens recht gut, ich empfinde die dortige Athmosphäre als sehr angenehm.

Ich werde auf jeden Fall dabei sein, wenn im Laufe des Jahres Schostakowitsch (Mai) und Bruckner (Juni) auf dem Programm stehen, welche Werke genau das sein werden, ist mir noch nicht bekannt.

Gruß Rolf
AcomA
Stammgast
#35 erstellt: 17. Jan 2005, 22:39
der chopin-marathon der firma Bayer

vor etwa drei jahren veranstaltete die firma bayer zwei konzertabende mit werken chopins. was da von den interpreten an jeweils einem abend abverlangt wurde, war an der grenze zum unmöglichen !


1. abend in der wuppertaler stadthalle:

konzert f. klavier u. orchester nr.2 f-moll

alle vier scherzi


pause


konzert f. klavier u. orchester nr. 1 e-moll

alle vier balladen


francois-rene duchable, piano
neusser kammerakademie, goritzki



2. abend im erholungshaus leverkusen:


etuden op. 10

pause

etuden op. 25

pause

preludes op. 28


louis lortie, piano



fazit: es handelte sich hierbei nicht nur um marathon-darstellungen, sondern die solisten haben bis zur letzten note auf höchstem pianistischen niveau gespielt. die konzentration war ungeheuerlich.


gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#36 erstellt: 18. Jan 2005, 23:36
klavierabend mit piers lane in bochum (stadtpark-gastronomie) im rahmen des klavierfestivals ruhr vor gut 2 jahren.

auf dem programm standen bearbeitungen/transkriptionen des australischen pianisten-komponisten percy grainger.

was mir spontan einfällt:

stücke von j. bull und j. dowland

bachs berühmte toccata und fuge in d-moll f. orgel

tschaikowskys blumenwalzer aus nussknacker

der 1. satz aus dem schumann-klavierkonzert

einige gershwin-songs


als zugabe u.a. die paraphrase über strauß' 'an der schönen blauen donau' von schulz-evler


piers lane zeigte sich als großer virtuose alten stils mit großem klangempfinden. das ganz besondere war darüber hinaus, dass piers lane gleichzeitig durch den abend moderierte und den hintergrund der bearbeitungen im sinne einer biographie graingers erläuterte. dabei entpuppte sich lane auch noch als perfekter entertainer mit großen humoristischen fähigkeiten. mal eine etwas anderer klavierabend.


gruß, siamak
Marc_E
Ist häufiger hier
#37 erstellt: 23. Jan 2005, 12:43
Tschaikowsky - Manfred-Sinfonie
Prokofiev - 5. Klavierkonzert
Prokofiev - Skythische Suite

Tonhalle Zürich, Gennady Rozhdestvensky (Leitung), Viktoria Postnikova (Solistin), Tonhalle-Orchester

Im grossen und ganzen war es ein toller Abend. Bei der Manfred-Sinfonie hat mir vor allem der letzte Satz extrem gut gefallen. Besonders als die Orgel einsetze, einfach traumhaft. Das 5. Klavierkonzert ist vielleicht nicht gerade ein gewaltiges Werk wie das 3. Konzert von Rachmaninoff. Dafür ist es voll von Prokofiev's Humor. Besonders der zweite Satz gefällt mir extrem gut. Es war sehr interessant mal ein Ehepaar auf der Bühne zu sehen, Rozhdestvensky und Postnikova sind ein Traumduo :). Die Skythische Suite war für mich ein bisschen eine Enttäuschung. In der Zeitung stand, dass Rozhdestvensky bis an die Schmerzgrenze geht mit der Lautstärke. Leider war das überhaupt nicht der Fall, da gibt es noch viel lautere Sachen, die ich schon gehört habe ;). Schade, dass ich in der Woche so viele Prüfungen hatte, sonst wäre ich an alle drei Konzerte gegangen.

Gruss Marc
Hüb'
Moderator
#38 erstellt: 30. Mrz 2005, 21:06
Da Martin ein solches Thema schon neu eröffnen wollte ( http://www.hifi-foru...rum_id=68&thread=992), hole ich das Thema noch einmal nach vorne.

Viele Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 30. Mrz 2005, 21:06 bearbeitet]
Jeremias
Stammgast
#39 erstellt: 30. Mrz 2005, 21:39
@ Siamak: Ich muss korrigieren: Duchable hat die 4 Scherzi nicht gespielt, er hat lediglich die 4 Balladen zum Besten gegeben, aber das soll seine Leistung nicht schmälern
KV588
Ist häufiger hier
#40 erstellt: 01. Apr 2005, 10:35
Ich hatte Karfreitag wieder einmal das Glück den Bremer Domchor unter Leitung von Wolfgang Helbich zu hören, diesmal mit der Matthäus-Passion. Beeindruckend, bewegend,...mir fehlen jedesmal die Worte.

Für alle, die in Norddeutschland wohnen oder da mal vorbeikommen - eine dicke Empfehlung.

Termine unter

http://www.stpetridom.de/musik/termine.php

Das nächste große Ereignis am 8.Mai, "War Requiem" von Britten, Konzerte sonst immer (mindestens) zu Weihnachten, Silvester, Karfreitag.

Ich wohne mittlerweile in Berlin und verpasse daher vieles, bleibe aber großer Fan.

Viele Grüße
Martin
Martin2
Inventar
#41 erstellt: 04. Apr 2005, 23:24
Also ich war neulich in einer Aufführung von Cesar in Egito von Händel an der Hamburger Staatsoper. Es ist mir jetzt ein bißchen peinlich, aber ich haben den Namen des Dirigenten, geschweige denn der Sänger noch präsent. Gespielt haben die Hamburger Philharmoniker.

Diese Oper ist wirklich ein langes Teil und so wurde es denn auch ein langer Abend. Musikalisch hat mich die Aufführung sehr begeistert. Direkt haften geblieben ist aber nichts von der Musik. Ich guck mal, ob ich die Oper mal aus der Bücherhalle ausgeliehen bekomme.

Am meisten beschäftigt hat uns natürlich die Inszenierung. Sie hat uns schon ziemlich gestört. Ich fand sie größtenteils ziemlich albern. Nur muß man dazu sagen, daß uns diese Albernheit in einer Aufführung der Hamburger Musikhochschule oder des Alleetheaters vermutlich weniger gestört hätte.

Tatsache war nur, daß viele dieser Albernheiten vom Publikum herzlich belacht wurden. Teilweise hatte ich den Eindruck, ich bin im Ohnsorgtheater. Daß nun nach jeder Arie Beifall losbrandete, daran hat man sich ja schon gewöhnt. Aber daß da bei der herrlichsten Musik irgendwelche Leute völlig ungeniert losgrölen, weil der Regisseur mal wieder ein Witzchen gemacht hat, daran vermag ich mich schwer zu gewöhnen. Also wiegesagt: Das Publikum im Alleetheater oder in der Musikhochschule ist da viel disziplinierter.

Der erste Akt war am schlimmsten, danach gingen dem Regisseur die Späße aus und das Publikum ermüdete. Von der Inszenierung des zweiten Akts hatte ich auch nicht viel mitbekommen, weil ich mich zurücklehnte und nichts mehr sah ( wir hatten keine guten Karten bekommen, gott sei Dank). Wunderte mich dann natürlich nur, daß das Publikum bei den unpassendsten Stellen loslachte.

Sowieso war das keine komische Oper und ich weiß dann nicht, wieso man sie komisch ( genauer gesagt: albern) inszenierem muß.

Aber musikalisch war das einfach klasse und so werde ich dann wohl wieder in die Oper gehen und mich wieder ärgern.

Gruß Martin
Susanna
Hat sich gelöscht
#42 erstellt: 05. Apr 2005, 00:06

Martin2 schrieb:
Also ich war neulich in einer Aufführung von Cesar in Egito von Händel an der Hamburger Staatsoper. Es ist mir jetzt ein bißchen peinlich, aber ich haben den Namen des Dirigenten, geschweige denn der Sänger noch präsent. Gespielt haben die Hamburger Philharmoniker.


Hallo Martin,

wenn es eine der Aufführungen Ende März war, dann war Alessandro De Marchi der Dirigent.
Die Aufführung fand bei Kritik und Publikum ein geteiltes Echo.

http://www.karoline-gruber.com/premieren.htm

Gruß,
Susanna


[Beitrag von Susanna am 05. Apr 2005, 00:16 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#43 erstellt: 05. Apr 2005, 01:02
Liebe Susanna,

genau, die Aufführung war's. Alessandro di Marchi war der Dirigent. Wurde auch im Radio übertragen und ich gräme mich doch sehr, daß ich es da weder gehört noch mitgeschnitten habe.

Also Caroline Gruber war die Regisseurin. Ich will auch nicht sagen, daß alles an der Inszenierung schlecht war, ich fand's nur zu großen Teilen albern und unpassend.

Gruß Martin

P.S. Demnächst gehe ich in die Orgelsinfonie von Saint Saens. Die NDR Sinfoniker spielen und Marin Alsolp dirigiert. Ich bin schon sehr gespannt, kenne diese Dirigentin von meinen Samuel Barber CDs, die auf Naxos erschienen sind. Werde dann hier wieder berichten.


[Beitrag von Martin2 am 05. Apr 2005, 01:06 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#44 erstellt: 27. Apr 2005, 20:47
hallo,

gestern abend in der düsseldorfer tonhalle:

ludwig van beethoven
diabelli-variationen

robert schumann
symphonusche etüden

gerhard oppitz, klavier



man hätte guten gewissens den gesamten klavierabend mitschneiden können und es als vollwertige aufnahme mit referenzcharakter herausgeben können. oppitz pflegt ein großzügiges der tradition des 19. jahrhunderts verpflichtetes spiel. und dazu verfügt er über ein famoses technisches rüstzeug, dass sich immer in den dienst der musik stellt.

gruß, siamak
vanrolf
Inventar
#45 erstellt: 13. Mai 2005, 14:37
Hallo zusammen,

gestern abend in Duisburg, Theater am Marientor:

10. PHILHARMONISCHES KONZERT

W.A.Mozart:
Violinkonzert No.4 D-dur KV 218

Dmitri Schostakowitsch:
Sinfonie No.5 d-moll op.47

Duisburger Philharmoniker / Friedrich Haider
Violine (Rogeri, 1705): Susanna Henkel


Eine ungewöhnliche Zusammenstellung, bei der ich so gar keinen Bezug der Werke zueinander feststellen konnte. In der vorausgehenden Werkeinführung (ein sachkundiger Herr erklärte die Werke anhand von Musikbeispielen) und im Programmheft wurde zwar auf die (unterschiedliche) Verwendung von Märschen in beiden Werken verwiesen (das KV 218 wurde auch als "Militärkonzert" bezeichnet), dies erschien mir - auch nach Ende des Konzertes - aber als sehr konstruiert.
Die aus einer deutsch-japanischen Musikerfamilie stammende Geigerin Susanna Henkel kannte ich noch nicht. Sie hat schon mehrere, internationale Preise erhalten und auch einige CDs veröffentlicht. Ihre Darbietung war flüssig und makellos, hatte in der Orchesterbegleitung für mich aber kein adäquates Pendant. Diese erschien mir undifferenziert und gleichmäßig, es klang leider irgendwie muffig und nichtssagend, dabei hätte sich dieses Werk zu einer kammermusikalischen, differenzierteren Ausführung geradezu angeboten. Zwar konnte sich die Solistin davon mühelos abheben, ein Genuß war es für mich aber trotzdem nicht.
Dementsprechend war meine Befürchtung in Bezug auf Schostakowitsch. Zum Glück umsonst, denn das auf ca. zwei- bis dreifache Stärke erweiterte Orchester präsentierte unter der Leitung des international erfahrenen Haider eine spannende und transparente Darbietung, bei der ich nicht eine Sekunde Langeweile hatte. Klanglich der volle Gegensatz zum Mozartkonzert, mit 1A Solisten und einem tollen, strahlenden Finale. Mein Verdacht hat sich erneut bestätigt, daß "modernere" Werke, die einem auf CD Schwierigkeiten bereiten, live eine ganz andere, interessantere Wirkung haben können, bei der sich der Sinn viel eher offenbart.

Die Duisburger Philharmoniker haben offenbar einen gleichbleibend hohen Standard, ich werde mir hier sicher weitere Konzerte anhören, Im Juli z.B. Bruckners Sinfonie No.4.

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#46 erstellt: 16. Mai 2005, 12:46
Carmen gestern in Bremen:


dgg32 schrieb:
Es fällt mir schwer, nach der Oper sofort all mein Gefühl zum Ausdruck zu bringen. Eine Oper ist eine Kombination von Ton, Stimme und Visualen Effekt. Während der Darstellung muss man mit der Handlungentwiklung Schritt halten. Der Eindruck strömt durch Ohren und Augen in unseres Gehirn. Nach dem Schluss muss ich zuerst nachdenken, was gerade auf der Bühne passiert, was die Spieler und der Dirigent mir sagen möchte. Und wie sieht die Oper aus, im Vergleich mit anderen Version?

Ich schrieb gestern sofort einen Thread in einem Forum auf Chinesisch, um das frische Gedächtnis zu äußern.

Man gibt zu, dass Theather am Goethe-Platz klein ist. Infolge solcher Bedingung hat der Regisseur etwas auszugleichen. Die Bühne erlaubt nicht zu viel Dekoration. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das abstrakte Prinzip zu nehmen. U-förmige Eisenbrücke ist der Haupt. Die Darsteller übernehmen natürlich die andere Aufgabe, die Absicht, die der Regisseur durch seiner Bühne nicht äußern kann, den Zuschauern zu darzustellen.

Die Bewegung der Sängerinnen und Sänger setzt uns vom Humor des Regisseurs in Kenntnis. Erinnern Sie sich in " Der Freischütz" an die Putzfrauen? Sie könnten sofort den Lacher gewinnen. Und gestern hat Carmen mit einem Folger wie einem Stier gespielt. Die Zuschauer könnten nicht sich helfen nochmal zu lachen.

In Mittelpunkt steht es, dass die Oper ein bisschen erotik ist. Eine Frau sagte mir nach der Oper, gute Darstellung und gute Beine. Ja, aus meiner Erfahrung ist Carmen im Metropolitan Operhaus oder in Covent Garten eine schöne Frau, mit ein bisschen kürzer Kleidung aber verhält sich gut, nichts mehr. Vor der Oper habe ich einen Blick auf das Kommentar gewolfen. Darin liegt ein solcher Satz, der mir einfällt, " dass Carmen in Wahrheit nicht viel mehr als eine Dirne ist." Nach Frau Brillembourgs Darstellung kann ich besser verstehen, Carmen sollt sich wirklich so verhalten, dass sie José auf den Weg, von einem Soldaten durch Schmuggler bis zum Mörder, bringen kann, sonst ist dieser Vorgang unvernünftig. Die andere Produktion versucht eine herkömmliche Carmen zu zeigen, Carmen ist weniger erotik aber wenigere Carmen. Sie entweicht sich. Was der Regisseur gestern gemacht hat, ist nur uns eine komplete und kubische Carmen zu beschreiben, obwohl es zu einer Beleidiung von einigen konservativen Zuschauern führen kann.

Micaela hat eine große Stimme, ihr hoher Ton könnte das Theater beben.

Guter José. Im Blumenlied sang er gut und bequem. Sein letzter hoher Ton erinnerte mich daran, dass Karajan einmal Carreras verlangt hat, diesen hohen Ton nicht zu nehmen, weil es kein original ist, oder sozusagen falsch ist. Der hoher Ton ist nichts mehr als Virtuosentum. Aber er zerstört Bizets Idee. Carreras hat Karajans Vorschlag angenommen, und immer. Im Metropolitan Operhaus hat er auch nicht den hohen Ton ausgesungen. Karajan sagte nach der Aufnahme, die schönste Musik in seinem 74 Jährigen Leben gehört zu haben.

Der Bremer Chor gab mir zweimal die Überraschung, die man von Aufnahme nie empfinden kann. In den Aufnahmen ist der Chor entweder verschwommen oder sogar nicht zu hören. Aber der Bremer Chor ist gut genug, das ganze Ansicht ins rechte Licht zu setzen.


[Beitrag von Hüb' am 16. Mai 2005, 12:49 bearbeitet]
Hörzone
Hat sich gelöscht
#47 erstellt: 17. Mai 2005, 11:24
Gestern Abend in der Philharmonie:
Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
Leonidas Kavakos, Violine;
Leitung: Christian Thielemann.
(Münchner Philharmoniker)


Richard Strauss
"Eine Alpensinfonie" op. 64
Leitung: Christian Thielemann.
(Münchner Philharmoniker)


besonders die Alpenfinfonie war für mich eine aussergewöhnlich e Aufführung. Obwohl ich gaaaaanz weit oben saß waren selbst die ganz leisen Töne sehr gut zu hören, von der Wucht des Gebirgsgewitters gar nicht zu reden.
Hypnotisch wie Thielemann sein Orchester ohne jegliche Partitur durch das Werk führt, fordern, ermunternd und mit einer grossen Intension wie ich meine. Ich bin nun nicht der große Klassikkenner, aber Aufführungen wie diese ermutigen dazu sich doch öfters darauf einzulassen!
Schade das es die Bruckner Aufführung aus dem letzten Jahr nicht auf DVD gibt, mich hat die Aufzeichnung vom BR dazu animiert gestern das Konzert zu besuchen...
Manchmal wünscht man sich eine Leinwand, um dem Dirigenten zusehen zu können
Gruß
Reinhard
sound67
Hat sich gelöscht
#48 erstellt: 22. Mai 2005, 10:17
In der Frankfurter Oper:

Generalprobe zu MACBETH



Opera in quattro atti
Text von Francesco Maria Piave, nach The Tragedy of Macbeth von William Shakespeare
Uraufführung 1. Fassung: 14. März 1847, Teatro della Pergola, Florenz; 2. Fassung: 21. April 1865, Théâtre-Lyrique, Paris

Musikalische Leitung Paolo Carignani | Inszenierung Calixto Bieito | Bühnenbild Alfons Flores | Kostüme Nicola Reichert | Dramaturgie Norbert Abels | Chor Alessandro Zuppardo
Macbeth Željko | Banquo Magnus Baldvinsson | Lady Macbeth Caroline Whisnant | Kammerfrau Lina Tetruashvili | Macduff Mathias Zachariassen | Malcolm Edgaras Montvidas / Hans-Jürgen Lazar | Arzt Florian Plock

Wenn ich diese läppische Operetten-Musik für eins von Shakespeares blutigsten Stücken in meinem Leben nie mehr hören muss, dann ist das immer noch zu früh. Die Diskrepanz in der Ernsthaftigkeit zwischen Verdis Version (mittlere Schaffensphase) und der Ernest Blochs zeigt überdeutlich, wie sehr die Modernität in der Musik der der Literatur hinterherhinkt - in diesem Falle um Jahrhunderte. MACBETH ist ein Stoff für die Oper des 20. Jahrhunderts.

Grelle Inszenierung mag ein paar Freunde finden (nicht ohne unfreiwillige Komik das Ganze), Sänger sind OK. Premiere ist Sonntag abend.

Gruß, Thomas
drbobo
Inventar
#49 erstellt: 22. Mai 2005, 22:30

Hörzone schrieb:
Gestern Abend in der Philharmonie:
Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
Leonidas Kavakos, Violine;
Leitung: Christian Thielemann.
(Münchner Philharmoniker)


Richard Strauss
"Eine Alpensinfonie" op. 64
Leitung: Christian Thielemann.
(Münchner Philharmoniker)


besonders die Alpenfinfonie war für mich eine aussergewöhnlich e Aufführung. Obwohl ich gaaaaanz weit oben saß waren selbst die ganz leisen Töne sehr gut zu hören, von der Wucht des Gebirgsgewitters gar nicht zu reden.
Hypnotisch wie Thielemann sein Orchester ohne jegliche Partitur durch das Werk führt, fordern, ermunternd und mit einer grossen Intension wie ich meine. Ich bin nun nicht der große Klassikkenner, aber Aufführungen wie diese ermutigen dazu sich doch öfters darauf einzulassen!
Schade das es die Bruckner Aufführung aus dem letzten Jahr nicht auf DVD gibt, mich hat die Aufzeichnung vom BR dazu animiert gestern das Konzert zu besuchen...
Manchmal wünscht man sich eine Leinwand, um dem Dirigenten zusehen zu können
Gruß
Reinhard


Hallo,

war doch tatsächlich im gleichen Konzert, sogar am selben Tag, allerdings relativ nah an der Bühne, trotzdem bei Strauss kein schwammiger Klangbrei wie schon häufiger in der Philharmonie erlebt. Mir hat es auch interpretatorisch gut gefallen, sehr breit angelegt, sehr differenziert.
Allerdings scheint Thielemann unter einer extremen Anspannung zu stehen, es fehlt etwas die Ruhe und Gelassenheit, das Orchester muss gleich loslegen, nachdem er auf die Bühne gestürmt kommt

Zum Beethoven muss ich allerdings auch einiges an Kritik loswerden, der erste Satz war wirklich extrem langweilig angelegt, das melodiöse fehlte vollständig, auch vom Solisten wenig Emotionen.
Der zweite Satz dann besser und endlich war Beethoven zumindest im Ansatz zu erkennen, der dritte hat mir dann ganz gut gefallen. Trotz der technisch sehr guten Leistung des Solisten eine mir gar nicht zusagende Aufführung des Violinenkonzerts.

Also eine etwas zwiespältige Leistung von Thielemann, Beethoven scheint nicht seines zu sein.
Bin schon gespannt auf die Uraufführung Jörg Widmann und die Brahms Sinfonie Nr. 1 demnächst.
mozart1756
Ist häufiger hier
#50 erstellt: 24. Mai 2005, 17:34
aaah, da wollte ich auch rein, war leider verhindert.

Dafür habe ich bei meinem Wienbesuch einige Male die Oper besucht, und zwar "Hoffmanns Erzählungen", "Der Rosenkavalier" und "Der fliegende Holländer" (alle in Staatsoper in Wien).

Besonders gut hat mir der Holländer unter Ozawa gefallen, war ein wirklich einmaliges Erlebnis.

MfG
vanrolf
Inventar
#51 erstellt: 22. Okt 2005, 00:43
Hallo zusammen,

keine Konzertrezension, sondern ausnahmsweise mal eine Empfehlung: am kommenden Dienstag, dem 25.Oktober 2005 um 20:00 Uhr spielt in der Stadthalle Kleve (Niederrhein) die US-Bratschistin armenischer Herkunft Kim Kashkashian zusammen mit Robert Levin (Klavier) im Rahmen eines WDR-Kammerkonzertes in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk Köln. Folgende Werke stehen dabei auf dem Programm:

Johann Nepomuk Hummel
Sonate für Viola und Klavier Es-dur op. 5 Nr. 3

Betsy Jolas

Quatre duos pour alto et piano

Robert Schumann
"Märchenbilder" für Viola und Klavier op. 113

Johann Sebastian Bach
Orgelsonate d-moll BWV 527

Paul Hindemith
Sonate für Viola und Klavier

Ob und wann das Konzert vom WDR übertragen wird, ist mir nicht bekannt. Kashkashian zählt unter den Bratschisten zur Weltspitze und ist einigen hier im Forum z.B. durch ihre Einspielung des Violakonzertes von Bartók bekannt.
Leider werde ich es aus terminlichen Gründen nicht schaffen, wer aber in der Nähe wohnt und noch nichts vor hat, kann sich das ja mal überlegen.

Gruß Rolf
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