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Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 5 B dur

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vanrolf
Inventar
#51 erstellt: 26. Mrz 2005, 02:57
s.bummer schrieb an crash23:

Ich glaube, es wäre ein Ereignis auch für Dich.


...wobei noch einmal gesagt werden sollte, daß die Klemperer-Aufnahme rein klang- und aufnahmetechnisch nicht an crash23's Favoriten heranreichen dürfte.
Die Karajan-Aufnahme hätte ich mir wahrscheinlich schon besorgt, wenn es sie einzeln gäbe. Die ganze DG-Box möchte ich mir z.Zt. nicht zulegen. Kann vielleicht jemand etwas zu dieser Aufnahme von Orfeo sagen?



Grüße an alle und ein frohes Osterfest wünscht
Rolf
aquarius30
Ist häufiger hier
#52 erstellt: 26. Mrz 2005, 19:35

s.bummer schrieb:
Lieber Crash 23.
Wie wäre es, wenn Du Dir die von Vanrolf (und mir) gelobte Aufnahme von Old Klemp zu Gemüte führen würdest?
Ich glaube, es wäre ein Ereignis auch für Dich.
Beste Grüße S.


Lieber s.bummer,
ja, "selbst ich" kann dieser Aufnahme etwas abgewinnen.
Es muß doch aber wohl auch erlaubt sein, eine andere Meinung zu haben und zu vertreten.
Jede Einspielung hat ihre Vorzüge und Schwächen, und keine ist perfekt.
Die perfekte Aufnahme der 5. habe ich noch nicht gefunden.
Aber es gibt Annäherungen an die eigenen klanglichen Vorstellungen, die natürlich immer subjektiv sind, und das sind eben die von mir genannten Einspielungen.
Also nichts für ungut und ein frohes Osterfest

crash23
op111
Moderator
#53 erstellt: 29. Apr 2005, 11:06
in der Diskussion um Thielemanns (mich zu sehr an Schalks Bearbeitung erinnernde) Aufnahme ist die Harnoncourts etwas in den Hintergrund geraten:

Sinfonie Nr. 5 B-Dur + Probenausschnitte

Wiener Philharmoniker
Nikolaus Harnoncourt
A: 7-14.6.04
RCA/BMG SACD 82876607492 (2 Hybrid SACDS)

Spielzeit 5. 73:07 - 20:34 14:57 13:35 23:59

amazon.de

Victor Carr Jr bewertete sie in Classics Today mit 10 / 10:

http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=8710

Gruß
Franz
je-b
Schaut ab und zu mal vorbei
#54 erstellt: 29. Apr 2005, 15:05
Harnoncourts Einspielung finde ich über weiteste Strecken ungeheuer schön. Enorm sinnlich und nie so fürchterlich "verdeutscht" wie Thielemanns langweilige und protzige Aufnahme. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Probenmitschnitt, der der Harnoncourt-Aufnahme auf einer zweiten CD beigefügt ist. Harnoncourt stellt da unter anderem die enge Bindung der Fünften zum Mozart-Requiem heraus. Die Wiener Philharmoniker spielen erwartungsgemäß großartig, warm, satt und dunkel. Die einzige Sache, die mich nicht völlig überzeugt, ist der Schlusschoral, der - für meinen Geschmack - nicht ganz die überwältigende Wirkung entfaltet wie auf anderen Aufnahmen (Jochum / Concertgebouw; Jochum / Dresden; Sinopoli / Dresden), da dem Wiener Blech zum Beispiel bei der letzten Wiederholung des die Sinfonie durchziehenden Motivs (Takt 626) ein wenig die Kraft zu fehlen scheint. Dennoch finde ich ist diese Fünfte Bruckner größtenteils formidabel und allein von der musikalischen Intelligenz, der Anlage her schon in einer anderen Liga als Thielemann.
op111
Moderator
#55 erstellt: 29. Apr 2005, 15:34

je-b schrieb:
so fürchterlich "verdeutscht" wie Thielemanns langweilige und protzige Aufnahme.


Hallo je-b,
Thielemanns und NHs 5. habe ich schon im Blindvergleich (ohne Partitur) gehört.
Die Münchener Produktion klingt schon prächtig und hat stellenweise mitreissenden Schwung.
Nur so ganz nach Bruckner klingt es nicht, eher fast wie eine gefällige Filmmusikbearbeitung oder eine Parodie? auf gängige alte Brucknerklischees.
An der der Detailgenauigkeit mangelt es im Vergleich zu Harnoncourts Aufnahme (besonders im 3. Satz) trotz des guten Orchesters.

Gruß
Franz
je-b
Schaut ab und zu mal vorbei
#56 erstellt: 29. Apr 2005, 23:07

Franz-J. schrieb:

Nur so ganz nach Bruckner klingt es nicht, eher fast wie eine gefällige Filmmusikbearbeitung oder eine Parodie? auf gängige alte Brucknerklischees.


Ja, an die alten Brucknerklischees musste ich bei Thielemann auch unweigerlich denken. Das elefantöse Poltern, das manche noch immer mit Bruckner verbinden, ist da gerade im von Ihnen ja schon angesprochenen, dahinstampfenden Scherzo der Thielemann-Aufnahme doch irgendwo sehr präsent. Fand ich persönlich fast schon ein bisschen erschreckend, wie betäubend man das heute noch interpretieren kann.
cr
Inventar
#57 erstellt: 30. Apr 2005, 02:34
Ich mag die Solti-Fünfte, obwohl es ihm nicht ganz gelingt, den großen Bogen zu finden und daher das Werk etwas zum Zerfall neigt.
Aber die Bläser kommen so schön ....
Geht leider nicht auf eine CD.
op111
Moderator
#58 erstellt: 30. Apr 2005, 09:02

cr schrieb:
Ich mag die Solti-Fünfte,
Geht leider nicht auf eine CD.

Hallo cr,
ich habe eine Gesamtausgabe, da ist sie auf 2 CDs (I. / II.-IV) verteilt, und mir die 5. auf eine CDR kopiert: Laufzeit 79.35.
lt. Booklet: 20:27 21:37 13:25 23:48

Der Universal-Katalog (seltsamerweise Decca nicht) listet neuerdings diese Billigpreisausgabe:



http://www.klassikak...&mode=productDetails

Spielzeit: 79:03: 20:21 21:36 13:29 23:37

Beide Male ist es die Aufnahme von 1/80.

Die sauber gespielten Blechbläser würde ich mir bei der Berliner Aufnahme Wands wünschen.

Gruß
Franz
cr
Inventar
#59 erstellt: 01. Mai 2005, 13:42
@F-J.

Da hast recht; wer rechnen kann, ist klar im Vorteil.
Werde ich auch machen.

Bei mir stehen zwar etwas andere Zeiten (vermutlich andere Pausenzählung)
20.21
21.30
13.36
23.50
-----------
79.17

(zusätzlich drauf: Schoenberg Variationen op.31)
antiphysis
Stammgast
#60 erstellt: 13. Nov 2005, 22:15
Brilliant Classics hat nun die Rechte an der Skrowaczewski-Edition. Mit dieser Gesamteinspielung kann man eigentlich nichts falsch machen - die Aufnahmen wurden vielfach gelobt. Da ich selbst den gesamten Zyklus in dieser Interpretation kenne, kann ich die Box für deutliche weniger als 20 Euro uneingeschränkt empfehlen. Solider Bruckner auf der Höhe aktueller Interpretationskunst.
Interpretation, Orchester und Technik hervorragend!

Grüße
vanrolf
Inventar
#61 erstellt: 14. Nov 2005, 00:28
antiphysis schrieb:

Brilliant Classics hat nun die Rechte an der Skrowaczewski-Edition.


Hallo antiphysis,

wo kann man diese Box denn bekommen? Die einzige mir bislang bekannte Brilliant-Classics-Bruckner-Box ist die auf der linken Abbildung und enthält Aufnahmen der Staatskapelle Dresden unter Eugen Jochum (Symphonien 1-9, es müßten die alten EMI-Aufnahmen sein), sowie lediglich eine Einspielung der "Nullten" unter Skrowaczewski, was auf dem Cover allerdings nicht draufsteht:





Die Gesamtausgabe aller Symphonien mit dem RSO Saarbrücken unter Skrowaczewski (auf Oehms Classic, rechtes Bild) kostet z.Zt. an die 90,00 €.

Gruß Rolf
Kreisler_jun.
Inventar
#62 erstellt: 14. Nov 2005, 01:09

vanrolf schrieb:


Die Gesamtausgabe aller Symphonien mit dem RSO Saarbrücken unter Skrowaczewski (auf Oehms Classic, rechtes Bild) kostet z.Zt. an die 90,00 €.


jpc hat oder hatte bis vor Kurzen die meisten der Skrowaczewskis einzeln für ca. 3,99/CD. Wer also nur aml die für ihn wichtigsten Werke so hören will, sollte dort zuschlagen!

viele Grüße

JR
antiphysis
Stammgast
#63 erstellt: 14. Nov 2005, 01:14
Brilliant Classics hat die Bruckner-Box mit Skrowaczewski angekündigt. Wann die Box lieferbar ist, allerdings noch nicht.

Grüße
Hüb'
Moderator
#64 erstellt: 14. Nov 2005, 09:11
Hi antiphysis!

Kann es sein, dass Du die o. g. Box hiermit verwechselst?:
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

Hier ist nur die 0te mit Skrowaczewski.

Wäre ja schön und würde meine Einkaufsliste wieder mal verlängern. Hast Du vielleicht einen Link für die Quelle?

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 14. Nov 2005, 09:12 bearbeitet]
teleton
Inventar
#65 erstellt: 14. Nov 2005, 10:35
hallo Bruckner-Freunde,

für mich ist dieser Thread wieder aktuell, weil ich mich derzeit gerade wieder intensiv mit den Bruckner-Sinfonien beschäftige.
Angeregt durch meinen Neukauf, der
Bruckner-Sinfonien Nr.0 - 9 mit Solti / Chicago SO auf DECCA


Die Sinfonien Nr.6 und 8 hatte ich schon zuvor in Einzelaufnahmen und weil diese so absolut begeisterungsfähig in Interpretation und Klangqualität sind, wollte ich nun alle Sinfonien mit Solti.

Die Sinfonie Nr.5 mit Solti (gerade erst am Wo-Ende genossen)hat mir äußerst gut gefallen. Die klangliche ausgewogenheit aller Instrumentengruppen (nichts wird verschluckt oder überdeckt), die Pauken immer absolut present, die Spannung steigt durch Solti´s interpretationvom ersten Takt an -- eine Klasse Aufnahme.

Nach Durchsicht der Bewertungen in diesem Thread kommt Solti bei ACOMA zwar nicht so gut weg. Aber jedem seine Meinung - mir gefällt Solti´s zupackende Sicht der Sinfonie Nr.5 ausgezeichnet.
Die famose, audiophile Decca-Klangtechnik tut das übrige um diese Aufnahme IMO als eine der besten Bruckner-Einspielungen der Nr.5 auf dem CD-Markt zu behaupten.


[Beitrag von teleton am 14. Nov 2005, 10:35 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#66 erstellt: 14. Nov 2005, 22:14

Hüb' schrieb:
Hi antiphysis!

Kann es sein, dass Du die o. g. Box hiermit verwechselst?:
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

Hier ist nur die 0te mit Skrowaczewski.

Wäre ja schön und würde meine Einkaufsliste wieder mal verlängern. Hast Du vielleicht einen Link für die Quelle?

Grüße

Frank


Tja, in der Tat ist mir die Quelle abhanden gekommen. Vielleicht habe ich dieses Glück nur geträumt?

Gerade gefunden: Leider ist es doch nur die ergänzte Bruckner-Box. Das hatte ich wohl beim Stöbern auf der 2001-Site kurzerhand überlesen.

Bruckner, Anton "SÄMTLICHE SINFONIEN"
Staatskapelle Dresden, Radio Sinfonieorchester Saarbrücken/Eugen Jochum, Stanislav Skrowaczewski. ADD. Brilliant Classics. 10 CDs 19,99 EUR. Nr. 61633.

Schade, Schade!
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#67 erstellt: 14. Nov 2005, 23:12
Ich kenne bis jetzt mehr oder minder:

Celibidache, Münchener 1998
Haitink mit dem RCO
Haitink mit den Wienern 1989
Wand mit den Berlinern 1996
Jochum - Dresdner.

Mir sagt interpretatorisch und klanglich der Wand am meisten zu. Das Tempo ist nach meinem Geschmack. Die Passagen, wo die Streicher gezupft werden (mag ich bei Bruckner am liebsten, deshalb geht auch nichts über Symphonie 4/2Mvmt. Warum "zupfen" andere Komponisten eigentlich nicht?), kommt beim Wand am klarsten und kräftigsten durch.

Bei Haitink mit den Wienern (Phillips) ist die Dynamik extrem groß, etwas zu groß, finde ich.

Es kann also nur einen geben:

amazon.de


[Beitrag von Gantz_Graf am 14. Nov 2005, 23:18 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#68 erstellt: 14. Nov 2005, 23:39

Gantz_Graf schrieb:
Die Passagen, wo die Streicher gezupft werden (mag ich bei Bruckner am liebsten, deshalb geht auch nichts über Symphonie 4/2Mvmt. Warum "zupfen" andere Komponisten eigentlich nicht?)


-> Tschaikowsky, 4. Sinfonie, 3. Satz

(ist pizzicato wirklich so häufig bei Bruckner, ist mir nie aufgefallen=

JK jr.
antiphysis
Stammgast
#69 erstellt: 24. Nov 2005, 22:24
Inzwischen habe auch ich mich mit der Welser-Möst-Einspielung beschäftigt, wobei ich sagen muss, dass ich bisher keine so agressive 5. (vor allem im Schlusssatz) gehört habe. Das bezieht sich sowohl auf den Klang (sehr scharfes Blech) wie auf die Tempi, die sehr rasch wirken.
Interessanterweise macht mir das jedoch die Einspielung nicht madig, eher im Gegenteil. Ich halte diese Einspielung für eine hörenswerte Alternative.

So schön wie Wand konnte es bislang aber für mich keiner. Dieser Blick fürs Ganze ist einfach unglaublich!

Grüße
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#70 erstellt: 30. Nov 2005, 16:59
Ich habe mir aus der STLB Dortmund mal die Münchener/Celibidache-Aufnahme ausgeliehen.

amazon.de

Im Scherzo (Celibidache lässt in Zeitlupe spielen ;)), in dem Moment ziemlich am Anfang, in dem die schönen Streicher einsetzen, passiert dies hier. Ich kann mich da echt drüber aufregen.

Hier und da eine Hustenorgie also. Ganz ehrlich. Man hätte die Leute an den Ohren aus dem Saal ziehen sollen. Konzertverbot auf Lebenszeit. Ich finde man hört deutlich, dass die ihrem Husten freien Lauf gelassen haben. Hatten es nicht mal nötig, es irgendwie möglichst leise zu tun. Nein, nein, "frei heraus" lautet die Devise. Und das, wo sie doch wissen mussten, dass eine Aufnahme gemacht wurde. Ich habe da ehrlich NULL Verständnis.


[Beitrag von Gantz_Graf am 30. Nov 2005, 17:01 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#71 erstellt: 30. Nov 2005, 23:04
Nachdem Celibidache Studio-Aufnahmen ausgesprochen abgeneigt war (im Grunde Aufzeichnungen überhaupt), müssen sich die Hörer dessen, was dokumentiert ist, mit den Begleiterscheinungen herumschlagen.
Immerhin ist die CD ja nur geliehen. - Vielleicht findet sich ein Tüftler, der die Aufnahmen entsprechend bereinigt. Technisch möglich, wenn auch etwas aufwändig, wäre dies ja.
Vielleicht berücksichtigt das die EMI ja mal bei einem Relaunch.

Etwas überrascht hat mich allerdings das Cover, das ich bisher nicht kannte. Ein bisschen kurios, Bruckner mit Zen in Verbindung zu bringen - obschon es sich um ein sehr schönes Motiv handelt.

Grüße
s.bummer
Hat sich gelöscht
#72 erstellt: 01. Dez 2005, 23:00
Hallo,
Jünger des Herrn Celibidache bemühen gerne Zen.
Ob der Meister davon angetan war? Er hat jedenfalls einiges seltsam filosofisches in dieser Richtung abgesondert.
Bereits 1975 hat Ulrich Schreiber in der HiFi Stereophonie bei Herrn Celibidache einen in meinen Worten "handfesten Dachschaden" konstatiert.
Wie unglaublich hellsichtig!
Und kaputte Dächer rotten mitunter weiter. Das ist bekannt.

Er wird aber vermutlich immer einen ganz besonders verschworenen Fankreis haben. Und das ist ja auch was.

Nachtrag: Wer Näheres erfahren möchte, schaue doch mal in den Celibidache Thread

Gruß S.


[Beitrag von s.bummer am 02. Dez 2005, 23:24 bearbeitet]
FALP
Neuling
#73 erstellt: 07. Dez 2005, 10:52
Einen wunderschönen Morgen wünsche ich den Damen..., und den Herren natürlich auch.

ich spiele mit dem Gedanken, mir heute die 5. zu Gemüte zu führen... und zwar unter H. Abendroth (ich habe mir einen Satz -0 bis 9- Bruckner schenken lassen) aus 1949. Gibt es hierzu schon eine Meinung?


Mit freundlichen Ohren


FALP
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#74 erstellt: 07. Dez 2005, 21:19

FALP schrieb:
aus 1949. Gibt es hierzu schon eine Meinung?

Ja, allerdings eine höchst subjektive. Sie lautet: "Ich kann die historischen :KRKlangkatastrophen:KR nicht ausstehen!"

Viel Spaß dennoch!
vanrolf
Inventar
#75 erstellt: 08. Dez 2005, 01:59
Hallo FALP,

zunächst einmal herzlich willkommen bei uns im Forum!

Daß es in einem Hifi-Forum Vorbehalte und Ablehnung gegenüber älteren, klanglich unzureichenden Aufnahmen gibt, ist unvermeidlich und auch verständlich. Es gibt allerdings auch Teilnehmer hier, die das ein bißchen lockerer sehen und für interessante Interpretationen auch zu - begrenzten - Abstrichen bei der Aufnahmequalität bereit sind. Ich zum Beispiel ;).
Schließlich gibt es bei historischen Aufnahmen solche und solche, nicht alles ist direkt eine "Klangkatastrophe".

Der Name Abendroth ist mir zwar bekannt, gehört habe ich von seinen Aufnahmen aber noch keine.
Schildere doch einfach Deinen Eindruck, vielleicht kannst Du auch näheres über die Aufnahme (Orchester, Aufnahmeort, live/Studio) und die verwendete Fassung sagen!?

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#76 erstellt: 08. Dez 2005, 08:37
Im Jahre 1949 sind übrigens schon ganz ordentliche Mono-Aufnahmen entstanden. Ist also nicht automatisch eine Garantie für miesen Klang. Nur auf stereo muss man halt verzichten...

Schönen Gruß

Frank
antiphysis
Stammgast
#77 erstellt: 08. Dez 2005, 21:28
Was mich eigentlich immer wieder irritiert, ist die Tatsache, dass Mehrkanalaufnahmen eigentlich schon recht früh möglich waren, in der Praxis aber erst spät auftauchen. Schade eigentlich!

Katastrophal ist das übrigens bei Filmen in Synchronfassung (bis in die späten 70er, gelegentlich noch länger). Die Originale haben wunderbaren Ton und räumliche Effekte werden genutzt. Die Synchronfassung hat manchmal nicht nur eine Monospur, sondern auch noch schlechte Sprachaufzeichnung.
Das gehört aber eigentlich woanders hin.

Interessant wäre es, zu erfahren, was mit den ursprünglichen Bändern geschehen ist. Vielleicht sind ja manche noch vorhanden und ließen eine Rekonstruktion zu. Außerdem ist heute technisch ja viel möglich, wenn auch mit hohem Aufwand. Lohnenswert könnte so etwas aber sein!

Grüße
JohnD
Stammgast
#78 erstellt: 15. Dez 2005, 02:54
Schade, dass hier immer noch nach den "großen Alten" gejagt wird.
Ist ja wirklich fein, was Jochum bei der 5. macht.

Dennoch müssten die intelligentesten Bruckner-Dirigenten zur Zeit Harnoncourt und Norrington heißen.

Letzterer hat ja mit seiner genialen 3. (Classical Players!) den Vogel abgeschossen.

Aber auch Harnoncourts 4. ist absolut fantastisch. Überhaupt harnoncourt. Alles schlank, wendig und intensiv.
Ich hatte lange genug diese erdenschweren Interpretationen. Wenn Harnoncourt und Norrington den Bruckner in Richtung John Adams weisen lassen, ist mir das doch mittlerweile viel lieber. Es passt auch besser.
Bruckner ist letztlich ein Konstruktivist, der mit repetitiven Strukturen arbeitet, genau wie die Minimal-Musiker.
Das hörbar zu machen ist meines Erachtens der Wucht der Brucknerschen Musik viel zuträglicher als der alte Bombast.

Ist aber nur meine Meinung...

Die 5. regiert auf jeden Fall. Gibt am Ende immer so wohlige Orgasmen. Physisch wirkende Musik.
Funktioniert sonst nur bei Ma Mère L'Oye von Ravel und noch ein paar wenigen anderen Stücken.
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#79 erstellt: 15. Dez 2005, 16:01

JohnD schrieb:
Aber auch Harnoncourts 4. ist absolut fantastisch. Überhaupt harnoncourt. Alles schlank, wendig und intensiv.

Das ist wohl Geschmackssache. Ich habe mal die vierte (1997 mit dem RCO) gehört, es kam mir klanglich so rüber wie ein Kammerkonzert und gefiel mir nach erstem Hören nicht.
antiphysis
Stammgast
#80 erstellt: 15. Dez 2005, 21:56
Die Bemerkung von JohnD bezüglich Minimal Music schoss mir lustigerweise auch durch den Kopf - als ich Bruckners 5. unter Inbal hörte. Kompositionstechnisch liegen dennoch Welten dazwischen; aber eben ab und an ...

Den ersten Satz hat Inbal für meine Begriffe gut gelöst, leider wird es dann ziemlich mechanisch. Das geht über Entschlackung hinaus - im negativen Sinn. Etwas mehr Sinnlichkeit hätte nicht geschadet.
JohnD
Stammgast
#81 erstellt: 16. Dez 2005, 01:08

antiphysis schrieb:
Die Bemerkung von JohnD bezüglich Minimal Music schoss mir lustigerweise auch durch den Kopf - als ich Bruckners 5. unter Inbal hörte. Kompositionstechnisch liegen dennoch Welten dazwischen; aber eben ab und an ...


So viele Welten liegen nicht dazwischen. Es gibt keinen Komponisten im 19. Jahrhundert, der mit weniger rhythmischem und melodischem Material auskäme als Bruckner. Letztlich steckt nur mehr Modulation und Kontrapunkt dahinter.

Einmal John Adams "Harmonielehre" oder "Grand Pianola Music" mit der 4. in der Erstfassung vergleichen.

Postmodern gedacht. Historisch natürlich Blödsinn. Aber das hatte ich ja nicht behauptet. :-)
s.bummer
Hat sich gelöscht
#82 erstellt: 16. Dez 2005, 01:18
Also,
die Anmerkungen von John D sind schon interessant, wenn auch ziemlich pauschal.
Ich möchte mich zu zwei Punkte äußern.

Harnoncourt und die "großen Alten"

Der Jungsporn Harnoncourt ist mit seinen 76 Lenzen zwar kein großer Alter, obwohl sicherlich stattlich und vor allem kein Vertreter der Min(n)i(maus)malmusik. Gleiches gilt für Norrington, denn beide haben die Musik von "hinten" raus entdeckt, also aus der Vergangenheit heraus.
Wenn man heute Interpretationen von Bruckner hören will, in denen der Dirigent die heutige Musik im Ohr hat, so rate ich doch eher zu Kent Nagano, Russell-Davies oder gar Michael Gielen und zu meiner eigenen Überraschung der lange von mir verschmähte Eschenbach.
Im Hintergrund steht dabei der langjährige Rundfunkdirigent Günter Wand Pate, denn ohne sein mehr als 30 jähriges Engagement für die Moderne, so glaube ich, wäre seine Art, Bruckner zu interpretieren, undenkbar!

Harnoncourt hat mit der modernen Musik insbesondere der Minimalmusik als Interpret soviel zu tun wie Helmut Kohl mit Grün Kohl.
Dennoch mögen Übereinstimmungen in der Interpretation vorhanden sein, die sind aber eher gewachsen und nicht durch eine Schule entstanden. Es ist also IMHO eher ein Zufall, dass Nicolaus H. modern klingt, denn eine Notwendigkeit. Vergleichbares ließe sich zu Norrington sagen, der ja nun auch kein junger Wilder ist, sondern er wäre als Beamter auch schon pensioniert worden.

Nun zu den "großen Alten." In diesem Thread werden, wenn man ihn liest in der Tat längst untergegangene oder untergehende Interpretationskonzepte Brucknerscher Sinfonien besprochen, insbesondere der 5.
Konzepte, die versuchen Bruckner als „Über Beethoven“ zu installieren, sind seit mehr als 30 Jahren in Deutschland, in UK mit all deren Elgar Schwulst erst seit kurzer Zeit unter Verdacht geraten.
Das die Vertreter der „alten“ Auffassungen sich vehement zu Wort melden, ist genauso legitim, wir sind ja nicht im Religionskampf.
Insofern werden Interpretationen, die Bruckner hymnisch überhöhen, immer noch veröffentlicht.
Und dazu gehört mE die Kategorien.
- historisch am meisten angreifbar: Knapperstbusch
- religiös verklärend und pathetisch: Jochum (In Berlin weniger als in Dresden! Ja das Alter)
- als Spiegelbild für Selbstbeweihräucherung missbrauchend: Celibidache
- dem Klangrausch verfallen: Solti
- affektiert expressiv: Furtwängler (zynisch von mir, aber ich kann seinen Bruckner nicht ausstehen!)

Dagegen gab es „große Alte“, die Bruckner auch im heutigen Maßstab sehr modern nahmen und sehr früh erkannten, dass er seine Musik aus Klängen und Notenfolgen entwickelte, mehr als aus Melodien (man beachte die Melodienseligkeit der oben genannten Gruppe):
Dazu gehörten Dirigenten wie
Volkmar Andrea, Jascha Horenstein, George Szell, Carl Schuricht, Otto Klemperer und vor allem Günter Wand und in Russland Jewgeni Mrawinski und ironischerweise auch Hv Karajan und Kuddl Böhm.
Und ich würde locker fortfahren mit Hermann Scherchen, Hans Rosbaud, also Leuten aus den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts, die beide moderner waren als Harnoncourt und Norrington es sich je träumen würden.

Dabei finde ich, dass Klemp, Wand und Schuricht in B5 sich locker mit allen modernen Minimalisten messen können und darüber hinaus jede Menge mehr zu bieten haben. Nur keinen Labsalwohlkklang.

Es ist also etwas komplizierter, wenn man mehr als eine CD hat.
Und das ist gut so.

Gruß S.
Martin2
Inventar
#83 erstellt: 17. Dez 2005, 01:18
Hallo S.Bummer,

vielen Dank für Deinen höchst interessanten Beitrag ( der eigentlich im allgemeinen Brucknerthread besser gepaßt hätte). Tja, soviele Brucknerscheiben habe ich selbstverständlich nicht ( das gibt auch mein Bujet nicht her). Wo würdest Du denn in Deinem Interpretationsraster den Tintner unterbringen oder den Skrowachewski, zwei viel genannte Namen.

Mir hat der Bruckner von Jochum halt immer sehr gut gefallen ( nur nicht bei der 3.), und Du wirst mir die Vorfreude auf den Dresdner Bruckner auch nicht vergällen. Und die 9. mit Furtwängler fand ich großartig. Und ich kann nur sagen, daß ich Chailys 7. und die von Karajan ( die letzte) langweilig fand, und immer noch am liebsten den Jochum höre. Ja und die 8. mit Eschenbach und den NDR Sinfonikern hat mir auch nicht gefallen. Hatte teilweise den Eindruck, die Musik gar nicht mehr wieder zu erkennen.

Aber wie Du schon sagtest: Wir sind ja nicht bei Religionskriegen.

Jedenfalls bin ich persönlich äußerst skeptisch gegenüber neuen Aufführungen. Ich kann dieses ganze Gerede von "überholten" alten Aufnahmen schlicht nicht mehr hören. Also wenn es danach geht, ist überhaupt alles überholt. Mozart kann man so nicht mehr spielen, Beethoven muß ganz anders gespielt werden, Händel ist antiquiert, Bruckner eben und Du kannst die Liste beliebig erweitern.

Außerdem kann ich warten. Wenn all die tollen Aufnahmen, die heute eingespielt werden, in 30 Jahren ihre alte Frische bewahrt haben, höre ich gerne mal rein ( na ja, so extrem bin ich in diesem Punkt natürlich nicht und sicher werden heute auch mal Aufnahmen eingespielt, die auch tatsächlich besser sind). Aber ob das der Fall sein wird?

Gruß Martin
eumenos
Schaut ab und zu mal vorbei
#84 erstellt: 17. Dez 2005, 05:02
ganz zahm und harmlos hier nur zwei Hörempfehlungen (nach all dem Fachgewitter): Sawallisch mit dem Bayerischen Staatsorchester (bei Orfeo)-im Blech vielleicht manchmal suboptimal, aber in der Struktur(Satz wie Werk)-chappeau!; und ich habe gelesen was über die Furtwängler-Aufnahme (1942) geschrieben worden ist-dann habe ich sie gehört-und die Kritik nicht mehr verstanden!
JohnD
Stammgast
#85 erstellt: 20. Dez 2005, 13:57

s.bummer schrieb:

Harnoncourt hat mit der modernen Musik insbesondere der Minimalmusik als Interpret soviel zu tun wie Helmut Kohl mit Grün Kohl.
Dennoch mögen Übereinstimmungen in der Interpretation vorhanden sein, die sind aber eher gewachsen und nicht durch eine Schule entstanden.
(...)
Dabei finde ich, dass Klemp, Wand und Schuricht in B5 sich locker mit allen modernen Minimalisten messen können und darüber hinaus jede Menge mehr zu bieten haben. Nur keinen Labsalwohlkklang.


Ich weiß nicht, ob das hier angekommen ist: ich wollte eigentlich über die Musik sprechen, nicht über die Interpretation.
Man kann auch keine Musik zu Minimal Music machen, indem man sie anders dirigiert. Ich hoffe, das ist Dir klar.

Hört irgend jemand eigentlich Musik?

Ich lese oft "habe die Partitur mitgelesen". Wozu ist denn die Partitur da?
Zum Studium für den Dirigenten und für Musikwissenschaftler, für den Komponisten. Wenn man die Musik macht. Aber doch nicht für den Hörer. Der Hörer soll hören.
Am Ende kommen dann sonst immer solch schwachsinnige Dinge raus wie "Heinz Müller ignoriert mit seinen Pülldorfer Püllharmonikern das Accellerando in Takt 375, die Aufnahme ist also Scheiße."
Sowas machen nur Musikhörbeamte. Leider gibt es das oft.

Aber zurück zu Bruckner. Gerade wenn man Bruckner so interpretiert wie es dasteht und mit den Mitteln der Zeit, erst dann erkennt man die Modernität.
Wer der Musik etwas aufdrücken will, was sie nicht in sich trägt, verrät die Musik (Auch wenn ich den Jochum echt nett finde, allerdings nur an Feiertagen...)

Genauso Beethoven, Schumann. Da haben Norrington und auch Gardiner neue alte Türen zum Verständnis geöffnet. Man höre sich die alte Norrington-Aufnahme von Beethoven 4 und Gardinder mit Schumann 1 an. Wer will denn da noch unzeitgemäße Szell-Aufnahmen hören? Interessant ja, wenn man sich unbedingt für Interpretationsgeschichte interessiert.

Manchmal hab ich das Gefühl, dass hier nur Aufnahmensammler von immer denselben Werken anwesend sind. Und andere Musik muss dann immer "wie Schostakowitsch" oder "wie Mahler" klingen.

[EDIT: Eine Schallplatte ist keine Musik, ein Plattenspieler kein Musikinstrument. (John Cage)
Lebendige Musik ist sowieso nur im Konzert erfahrbar. Perfekt sind solche Konzerte nie. Aber darum geht es auch nicht. Es geht um den Geist der über dem ganzen schwebt.]

Jetzt will ich aber Protest hören!


[Beitrag von JohnD am 20. Dez 2005, 14:01 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#86 erstellt: 24. Sep 2008, 21:56

je-b schrieb:
Harnoncourts Einspielung finde ich über weiteste Strecken ungeheuer schön. Die einzige Sache, die mich nicht völlig überzeugt, ist der Schlusschoral, der - für meinen Geschmack - nicht ganz die überwältigende Wirkung entfaltet wie auf anderen Aufnahmen (Jochum / Concertgebouw; Jochum / Dresden; Sinopoli / Dresden), da dem Wiener Blech zum Beispiel bei der letzten Wiederholung des die Sinfonie durchziehenden Motivs (Takt 626) ein wenig die Kraft zu fehlen scheint.


Das Zitat ist recht alt und der Autor wahrscheinlich nicht mehr auf dem Forum. Trotzdem ein kleiner Kommentar. Ich kann mich an ein Interview mit Joachum erinnern, in dem er sagte, dass er am Scluss der 5. das Blecht verdoppelt (anders als von Bruckner vorgesehen) um mehr Wirkung zu erzielen. Der erwähnte Unterschied "die überwältigende Wirkung" bei Jochum und die 'fehlende Kraft' bei den Wienern hat wahrscheinlich damit zu tun, dass Harnoncourt das Blech nicht verstärkt hat.
Joachim
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