100 Hz-Problem mit Studio System 838/802

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stephanwarpig
Stammgast
#1 erstellt: 20. Sep 2023, 11:43
Hallo liebe Experten,

vor einiger Zeit bin ich an ein schöne Paar 838/802 mit dem Philips 9710 gekommen. Preis war günstig. Platz ist keiner da Die Teile sind aber auch riesige Würfel. Hier mit abmontierter Front und einer Testblende:

838-802 1

838-802 3

Beworben werden die Teile als "Exponentialsystem". Es handelt sich um eine Art Transmission Line mit Hornanleihen. Auf einem russischen Forum hat ein findiger Bastler diese LS nachgebaut und stellt auch das 3D-Modell zur Verfügung.
https://audiogarret.com.ua/viewtopic.php?f=15&t=3905

Der Aufbaut ist sehr interessant.

838-802 offen

838-802 offen 2

Gemessen an meiner Amateur-Meßtation ergibt sich folgender Frequenzgang:

Neckermann Studio System 1

Gar nicht mal so hübsch. Die übertriebenen Höhen fallen natürlich unangenehm auf. Allerdings hat dieser LS ein wunderbares Klangbild. Ihr kennt die Begriffe (Räumlichkeit, Dynamik, usw.). Da läßt sich also was machen.
Was aber auch auffällt, ist die Senke bei 100 Hz. Diese ist an verschiedenen Meßstellen im Raum und auch in anderen Räumen immer vorhanden. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.
Zunächst habe ich mir mit einem Sperrkreis und einem Tiefpaß mit parallelem Widerstand beholfen, die Erhöhung ab 3000 Hz wegzubekommen. Dann habe ich ein Brett im 30° Winkel in die untere Öffnung der Line gelegt. Eine Art Baßrutsche. Zudem kam noch locker Sonofil in die Kammer hinter den Philips. Das ergibt diesen F-Gang:

Neckermann Studio System 2

Mit den Höhen und der Senke in den Mitten kann ich leben. Der Charakter soll auch erhalten bleiben. Mich stört aber noch die Senke bei 100 Hz. Das eingebaute Brett und das Sonofil hat den Übergang zum Grundtonbereich geglättet. Stelle ich das Brett steiler "vergrößert" sich auch die Senke um 100 Hz erheblich. Etwas flacher nähert man sich wieder dem usrpünglichen F-Gang an.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob der LS schon von der Konstruktion her diese Senke hat, damit man nach unten noch was rausholen kann. Habt ihr Ideen, mit welchen Mitteln (Bedämpfung, Veränderung der Line) ich den Bassbereich glatter bekommen könnte?
Ich möchte ungern digital eingreifen, da ich dem Treiber nicht noch mehr Schwingung unter 200 Hz zumuten will.

Besten Dank
Stephan

P.S. Bilder von meiner Konstruktion folgen nach Feierabend


[Beitrag von stephanwarpig am 20. Sep 2023, 11:49 bearbeitet]
ton-feile
Inventar
#2 erstellt: 20. Sep 2023, 12:56
Hallo Stephan,

die Senke wird der Lautsprecher schon mitbringen.
Das ist wohl das klassische TML-Loch.
Da ist der Direktschall vom Chassis gegenphasig zu dem, was aus der Gehäuseöffnung kommt und es gibt eine Auslöschung.

Beispiel:
TML_Beispiel

Über DSP kann man da gar nichts machen, allenfalls etwas bedämpfen.
Aber das frisst dann natürlich auch am Ertrag im Bass...

Viele Grüße
Rainer


[Beitrag von ton-feile am 20. Sep 2023, 13:08 bearbeitet]
stephanwarpig
Stammgast
#3 erstellt: 20. Sep 2023, 13:48
Danke Rainer für die Erklärung.

heißt für mich, dass ich erst einmal nur mit dem Standort experimentieren kann.

Gedankenspiel:
Was würde denn passieren, wenn ich die Austrittsöffnung zu einem Schlitz verjünge? Man könnte das Brett oben von der Rückwand nach vorne verlagern, unten einen Schlitz lassen und somit die Schallführung ändern.


[Beitrag von stephanwarpig am 20. Sep 2023, 13:52 bearbeitet]
ZeeeM
Inventar
#4 erstellt: 20. Sep 2023, 14:30

stephanwarpig (Beitrag #3) schrieb:
Gedankenspiel:
Was würde denn passieren, wenn ich die Austrittsöffnung zu einem Schlitz verjünge? Man könnte das Brett oben von der Rückwand nach vorne verlagern, unten einen Schlitz lassen und somit die Schallführung ändern.


Im Prinzip sind die Frequenzen, bei der es zu Auslöschungen kommt, von der Länge der TML abhängig.
Allerdings sind die akustisch wirksamen Prinzipien nicht scharf voneinander getrennt.
ton-feile
Inventar
#5 erstellt: 21. Sep 2023, 16:20
Hallo Stefan,


stephanwarpig (Beitrag #3) schrieb:

Gedankenspiel:
Was würde denn passieren, wenn ich die Austrittsöffnung zu einem Schlitz verjünge? Man könnte das Brett oben von der Rückwand nach vorne verlagern, unten einen Schlitz lassen und somit die Schallführung ändern.


Na ja, dann hättest Du eine Mischung aus TML und BR gewastelt, also eher so etwas wie eine TQWT im weiteren Sinne.
Das BR-Rohr am Ende hätte dann die Fläche des Schlitzes und die Länge entspräche der Wandstärke...
Da käme etwas ziemlich Chaotisches heraus und Du würdest auch bis in die Mitten viel Pegel verlieren.

Deine erste Messung sah eigentlich ganz gut aus finde ich.
Die Überhöhung obenrum sollte schon durch Einwinkeln zu verbessern sein, da könntest Du vielleicht noch mal nachmessen, inwieweit der Schwirrkonus in die Suppe spuckt. Das ist ja ein ziemlich großer Treiber, der ordentlich bündeln müsste.

Viele Grüße
Rainer
stephanwarpig
Stammgast
#6 erstellt: 21. Sep 2023, 16:57
Habe ich gestern getestet und gemerkt, das es nur Chaos in den Frequenzgang bringt.
Das bisschen Dämpfung und das Brett haben schon das Maximale (persönlicher Geschmack) rausgeholt.

@Rainer
Völlig ohne Eingriffe sind die Teile schon faszinierend. Aber schon nach wenigen Minuten bei 80% der Musik sehr nervig. Zwar ist alles sehr plastisch, aber dafür schreien mich E-Gitarren und Synthesizer sehr laut an. Man hört auch diese enorme Stufe bei Rosa Rauschen. Das sind fast 10 db ab 3 kHz im Vergleich zum Mittel mehr. Eindrehen sengt nur die Höhen ab 7 kHz ab. Das Geschrei bleibt da.
Heute noch einmal gebastelt und habe den Sperrkreis entfernt. Die Spule mit parallelem Widerstand blieb drin und zieht ab 2,5 kHz bis Ende um 3 db runter. Hinzu kam ein Saugkreis, der mir die Überhöhung bei 3 kHz sehr gezielt rausnimmt.
Jetzt nervt nichts mehr, aber dafür klingt es leider nicht mehr so schön plastisch. Man erkauft sich ja immer auch den Verlust mit jedem Vorteil.

20230921_170119

Grüße
Stephan


[Beitrag von stephanwarpig am 21. Sep 2023, 17:02 bearbeitet]
ton-feile
Inventar
#7 erstellt: 21. Sep 2023, 19:05
Hallo Stephan,

jetzt habe ich mir mal Vorkammervolumen, Halsfläche und Mundfläche aus den Fotos Pi mal Schnauze zusammen geraten, Expo als Öffnungsfunktion genommen und die Länge des Horns so gelegt, dass die Senke bei 100Hz herauskommt.

SW: ohne Bedämpfung
RT: Nur Vorkammer bedämpft
GN: Vorkammer und Hals bedämpft
BL: Mund verschlossen
Expo_AJH_Screenshot


Die TSP habe ich mir hier geholt:
http://www.troelsgravesen.dk/philips9710.htm

Vielleicht hast Du ja Lust, Deine erste Messung nochmal mit weniger Glättung (1/24 oder so) auszuwerten.
Dann schau ich mal, wie nah ich dran komme. Vielleicht geht ja was mit einem hinten angeflanschten Helmholtz Resonator...

Viele Grüße
Rainer


[Beitrag von ton-feile am 21. Sep 2023, 19:18 bearbeitet]
stephanwarpig
Stammgast
#8 erstellt: 22. Sep 2023, 09:18
da haben wir's mit 1/24 Glätttung:

Studio System 838

Du bist sehr nah dran. Respekt für die Simulationskünste!
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