Fragen zu EL84SE Röhrenverstärker

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RBC
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 06. Mrz 2006, 15:00
Guten Tag,

ich habe vor, mir einen EL84 Eintakt Verstärker zu bauen, da ich vor kurzem an eine alte Stereo Musiktruhe gekommen bin, die äußerlich nicht mehr zu gebrauchen war. Das Innenleben jedoch lädt zum Neuaufbau in Form eines Röhrenverstärkers ein.

Netztrafo, Übertrager und Röhren scheinen noch in Ornung, denn das Radio spielte sogar noch.
Bei den Röhren handelt es sich pro Kanal um eine EF86 in der Vorstufe und EL84 in der Endstufe.

Somit kam mir zuerst dieser Verstärker geeignet vor:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/EL84-6W.jpg

Allerdings wirft dieser Verstärker einige Fragen auf:
-Woher beziehe ich den gehörrichtigen Lautstärkepoti mit zusätzlicher Anzapfung?
-Wofür steht das + oben mittig in der Schaltung? ist damit einfach nur der + Anschluß des Netzteils gemeint?


Weiterhin würde ich gerne wissen, ob jemand evtl. noch andere Verstärker-Schaltungen mit EF86 und EL84 kennt und mir mitteilen würde, und ob es evtl. auch fertig geätzte Platinen für diese Konfiguration gibt, was mir für den Einstieg prinzipiell lieber wäre.


Mit freundlichen Grüßen

Henry Süssen
Schwichti
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 06. Mrz 2006, 21:06
Hallo Henry,

Zur Stromversorgung der Vorstufe:
der + Verbinder wird mit dem Netzteil, dem Siebelko C12 verbunden.

Zum Poti:
solche Potis werden (meines Wissens) nicht mehr hergestellt. Man muß sich also Ausbaumaterial beschaffen. Vieleicht bietet Deine Musiktruhe etwas passendes?

Ich würde Dir allerdings von dieser Schaltung abraten. Eine frequenzabhängige Gegenkopplung (R15,R16,C9,C5,R7) in den Fußpunkt des Lautstärkereglers ist nicht mehr "zeitgemäß". Der Gegenkopplunggrad ist hier von der Stellung des Lautstärkepotis abhängig. Zusammen mit der gehörrichtigen Lautstärkeregelung (Kombination C3,R2 am Poti) ergibt das einen Frequenzgang der sich je nach Lautstärkeeinstellung wie eine Schlange ringelt..

Diese Schaltung von Jogis Röhrenbude ist besser:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/EL84-1.jpg
oder die Scaltung des Mullard 3 3:
http://www.vintageradio.me.uk/amplifier/mullard33.htm

Generell solltes Du bei alten Schaltungen mit Klangreglern skeptisch sein. HiFi war damals kein Thema bzw. wurde anders verstanden. Daher wurden manchmal Konzepte "verbrochen" die die Frequenzgänge geradezu abenteuerlich verbogen..

Gruß

Klaus
RBC
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 06. Mrz 2006, 22:55
Der Mullard Verstärker gefällt mir ziemlich gut, mir fällt allerdings folgendes auf:
Es wird ein Trafo mit 300V Sekundärspannung verwendet, meines Wissens ist die EL84 eher nicht für diese Spannung ausgelegt, sondern eher für 230-250V? In meinem Radio ist ja auch wohl eher ein Trafo mit ca. 250V, kann ich diesen trotzdem unter Beibehaltung der Bauteile verwenden, oder müssen dann evtl. Kondensatoren oder Widerstände anders dimensioniert werden?
wastelqastel
Inventar
#4 erstellt: 06. Mrz 2006, 23:43
Schwichti
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 07. Mrz 2006, 00:01
Hallo Henry

Schau Dir die Schaltung genau an! Das Besondere daran ist die direkte Kopplung zwischen Vor und Endstufe. Das macht diesen Entwurf ungewöhnlich. Damit das Möglich ist arbeitet die EF86 mit einer sehr niedrigen Anodenspannung (der Anodenwiderstand beträgt 2M2) und die Kathode der EL84 ist mit einem großen Kathodenwiderstand auf etwa + 30V hochgesetzt. Die Vorspnnung der EL84 ergibt sich aus der Diffferenz ihrer Kathodenspannung (+30) und der Anodenspannung der EF86 (ca. 36V) Die Spannung zwischen Anode und Kathode der EL84 beträgt nur etwa 250V. Leider sind in diesem Artikel keine Spannungswerte angegeben am Siebelko liegen aber etwa 300 Volt an.

Kurt Schenk hat in Jogis Forum den Schaltplan ohne Klangregelung gepostet:
http://www.schenk-audio.de/JogisForum/Mullard_3-3.gif
Das ist ein Scan aus einem Mullard Buch.

Die Schaltung funktioniert und klingt auch gut.

Gruß

Klaus
Schwichti
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 07. Mrz 2006, 00:07
N'abend Wastelquastel,
Dein Verweis auf das Sylvania Datenblatt hilft hier nur teilweise. 300 Volt sind im Betrieb für die EL84 zulässig werden aber nur im Gegentaktbetrieb verwendet.
Alle Eintakt-Arbeitspunkte für die EL84 sind für 250V angegeben.
Klaus
RBC
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 07. Mrz 2006, 01:15
Joar, das Datenblatt hatte ich mir schon angesehen, da ich aber EL84 sonst immer nur mit ca. 250V gesehen hatte, und es irgendwo mal eine Schaltung gab wo die EL84 tatsächlich zu viel Spannung bekommen hat, fand ich diese Schaltung doch schon "verdächtig"

Interessieren würde mich jetzt noch ob das ganze auch mit 250V funktionieren würde, da mein Trafo sicherlich keine 300V liefert (hab allerdings noch nich nachgemessen, werd ich die Tage mal machen.

Würde sonst auch mit ECC83 und EL84 nen Verstärker bauen, hab jedoch keine ECC83, und da ich die EF86 nun schonmal hab würde ich diese gerne benutzen... Wo würde ich denn speziell diesen Trafo bekommen? hab z.b. bei die-wuestens.de nachgesehen, dort gibt es nichts vergleichbares, mal abgesehen vom Trafo Einzelservice
Schwichti
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 07. Mrz 2006, 22:35
Mit 250V Betriebsspannung dürfte die Ausgangsleistung deutlich sinken. Andererseits: willst Du unbedingt einen Röhrengleichrichter? Die EZ80 reicht für Stereo eh nicht. Wenn Du konventionelle Siliziumdioden nimmts liegt die erzielbare Ausgangsspannung deutlich höher. Ein Trafo mit 250V sekundär sollte mit Si-Gleichrichtung die notwendigen 300V liefern.
Gruß
Klaus
RBC
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 07. Mrz 2006, 23:39
Braucht nicht zwingend ein Röhrengleichrichter sein, wenn ich mit Brückengleichrichter und Siebung auf die nötige Spannung komme, wär das schon super, könntest du mir ein passendes Netzteil vorschlagen?

Wenn die Ausgangsleistung sinkt, ist nich weiter schlimm, es sollen Lilliput Hörner mit CH-250 dran, die bringen den nötigen Wirkungsgrad mit. Hab auch schön öfters gesehen, dass die EL84 als Triode beschaltet wurde, was laut dem was ich gelesen habe die Leistung auf nur ca. 2W bringt, aber selbst diese Leistung würde ja für die Hörner ausreichen.
RBC
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 15. Mrz 2006, 18:02
Kann mir nicht jemand ein passendes Netzteil empfehlen, dass mir im Endeffekt die benötigten 300V aus einem 250V Trafo holt, würde die Tage gerne mit dem Bau beginnen...
Schwichti
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 15. Mrz 2006, 19:47
Hallo Henry,

da gibt es eigentlich nichts zu empfehlen. Der Mullard 3 3 wird pro Kanal etwa eine Strom von 50 mA ziehen, bei 300 Volt.
Ein Netztrafo mit 250 V Primär, ein Silizium-Brückengleichrichter und ein Ladeelko von 100µF. Das ist es auch schon. Im Leerlauf ergeben sich am Ladeelko bis 350V Spannung die dann bei Belastung herunter geht. Vorausgesetzt der Trafo ist ausreichend groß sollten sich mit der Belastung von 100 mA etwa 300 Volt einstellen.
Bei Jan Wuesten gibt es zwei brauchbare Trafos einen für Brückengleichrichter einen für Zweiweggleichrichtung.
Wenn die Spannung im Betrieb zu hoch ist erhöhst Du den (Sieb)Widerstand R8.
Bei Duncanamps gibt es gutes Simulationsprogramm für Netzteile:
http://www.duncanamps.com/psud2/index.html

Gruß
Klaus
haseluenne
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 27. Mrz 2006, 17:01
Hallo zusammen, bin auch gerade dabei den Mullard 3-3 endlich mal fertig zu bauen, hatte schon im November angefangen, aber immer ist mir was dazwischen gekommen. Gebaut wird nach dem Plan von Kurt schenk, ohne diese etwas antike Klangregelung.

Gleichgerichtet wird bei mir per EZ4-Röhre, natürlich geht auch ein ganz normaler SI-Gleichrichter. AÜs stammen von Tubeland, Trafo ist ein 250V-Modell von Engel, er liefert 2*140mA@250V. Wenn man auf Röhrengleichtung verzichtet kann man natürlich auch hier noch einmal sparen.

Die GK muss man evtl noch etwas anpassen, da es natürlich nicht genau die AÜs von damals gibt. Ohne GK-Kondensator klang es bei mir etwas spitz, mit schon sehr ausgewogen. Den GK-Widerstand habe ich mit einem Poti realisiert, so kann man sich das individuell einstellen, wie es am besten klingt.
Gelscht
Gelöscht
#13 erstellt: 28. Mrz 2006, 15:00
Hallo Forum,

ich habe eine Frage zu dem Netztrafo, der in der Mullard-Schaltung verwendet wird. Der in der Schaltung eingezeichnete Trafo hat eine 300V Wicklung, eine 6,3 V Wicklung und dann noch eine 3,15V Wicklung (oder sind es 2 x 3,15V = 6,3V?).

Die 6.3V sind für die Heizung der Gleichrichterröhre. Die 3.15V sind für die Heizung der beiden anderen Röhren. Sehe ich das richtig: Es gibt zwei 3,15V Wicklungen, die in Reihe geschaltet sind und dann zusammen 6.3V ergeben? Warum wird für die Gleichrichterröhre einerseits und für die Röhren in Vor- und Endstufe andererseits auf verschiedene Heizwickungen zurückgegriffen? Würde nicht eine einzige 6.3V-Wicklung ausreichen, sofern sie die erforderliche Stromstärke liefert? Kurzum: Hat die Auslegung des Trafos mit verschiedenen Heizwicklungen technische Gründe?

Danke schon mal im voraus

Viele Grüße, Groucho
haseluenne
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 28. Mrz 2006, 17:49
Was die da mit den 3,5V anstellen ist mir nicht ersichtlich, in Reihe geschaltet müssten die beiden Röhren eigentlich 12,6V benötigen. Wie dem auch sei, wenn du mit einer Gleichrichterröhre arbeitest, braucht diese zwingend eine eigene Heizungswicklung, da die Heizung auf Anodenspannungspotential liegt.

Also, wenn mit Gleichrichterröhre, dann am Besten einen Trafo mit 2x300V bzw. 2x250V (sollte auch reichen mit ausreichend dimensionierter GL-Röhre), sowie 2x6,3V. Willst du einen Siliziumgleichrichter nutzen, reicht 1*6,3V sowie 1*250V (da konstant 1,4V Spannungsabfall an SI-Gleichrichter, im Gegensatz zur GL-Röhre, da kann der Spannungsabfall schon im 2stelligen Bereich sein). Evtl. musst du bei SI-Gleichr.-Nutzung sogar noch einen Vorwiderstand verwenden, wiegesagt, immer daran denken: Gleichgerichtete und geglättete Wechselspannung hat einen Effektivwert von (Ursprüngliche Wechselspannung)*wurzel2. Mit Silizium werden somit Aus 250V werden somit 353V-1,4V=351,6V
Schwichti
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 29. Mrz 2006, 20:52
Hallo,

die Heizwicklung für Endröhre und Vorstufe ( a - a) hat schlicht eine Mittenanzapfung die mit Masse verbunden ist. Diese "symetrische" Erdung der Heizspannung soll den Restbrumm minimieren. In der Praxis macht man das eher mit einem niederomigen Poti (Entbrummer hies so etwas früher mal) oder zwei Widerständen von einigen 100 Ohm. Geheizt werden beide Röhren regelgerecht mit 2x3.15V = 6,3V.
Die EZ80 hat lt. Datenblatt eine zulässige Ufk (Spannung zwischen Heizfaden und Kathode) von 500 V. Somit braucht sich eigentlich keine eigene Heizwicklung. In vielen früheren Verstärker und Radios wurden die EZ80 und die EZ81 einfach mit den anderen Röhren aus einer Wicklung geheizt.

Gruß

Klaus
Schwichti
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 30. Mrz 2006, 14:38
Für potentielle Nachbauer der Mullard 3 3 Schaltung
hier noch ein paar Spannungswerte:

C9 310V
C6 290V
C3 210V

Kathode EL84 28V
Anode EF86 20V (!)
g2 EF86 28V

Anhand dieser Angaben ergibt sich eine Gesamt-
Stromaufnahme von 55 mA.
Der AÜ hat eine Promärimpedanz von 5k.

Gruß

Klaus
haseluenne
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 30. Mrz 2006, 15:14

Schwichti schrieb:
Hallo,

die Heizwicklung für Endröhre und Vorstufe ( a - a) hat schlicht eine Mittenanzapfung die mit Masse verbunden ist. Diese "symetrische" Erdung der Heizspannung soll den Restbrumm minimieren. In der Praxis macht man das eher mit einem niederomigen Poti (Entbrummer hies so etwas früher mal) oder zwei Widerständen von einigen 100 Ohm. Geheizt werden beide Röhren regelgerecht mit 2x3.15V = 6,3V.


Ahja, jetzt wo ich mir den Plan anschaue sehe ich es auch mit der Mittenanzapfung, nur den Grund dafür wusste ich nicht. Mal davon abgesehen - zu kaufen gibt es solche Trafos heute wohl eh nicht mehr. Wenn man Wert auf absolute Brummfreiheit legt sollte eine saubere Verkabelung sowie die Symmetrierung ausreichen. Und wer will kann in Zeiten von Si-Gleichrichtern auch eine Gleichstromheizung bauen, nach meiner Erfahrung ist das aber nur bei schweren Fällen, wenn der Brumm absolut nicht verschwinden will, sinnvoll.
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