Schatztruhe - verborgenes, vergessenes, wiederentdecktes

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the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 06. Okt 2019, 17:24
Rock-und Pop-Fan bin ich seit Anfang der 70er. CDs sammle ich seit 1986. Über Jazz, Blues, Folk, Country, Rhythm & Blues, Rock` n` Roll, Rock-a-Billy, Doo-Wop, Reggae, Soul, Rock, Prog Rock, Heavy Rock, Heavy Metal, Punk, Rap, und die danach immer mehr ausufernde Differenzierung der Musikstile, herauszufinden, wer, wen, wie beeinflusst hat, war und ist eine aufregende musikalische Reise. In den letzten Jahrzehnten entdeckte ich dabei immer wieder "Diamanten". Musikaufnahmen, die mich begeistern, aber weder kommerziell, noch musikhistorisch Eindruck hinterlassen haben.
Jeder kennt wahrscheinlich solche Aufnahmen, die regelmäßig auf der persönlichen Playlist sind und man fragt sich, warum war das nie ein Erfolg und warum kennt das keiner?
Solche musikalischen "Schätze", die nie erfolgreich oder bekannt geworden sind, möchte ich hier vorstellen. Meine Auswahl hinsichtlich Musikgenre und Veröffentlichungszeitpunkt wird dabei hemmungslos subjektiv sein.
Ich hoffe, dass sich auch andere beteiligen und ihre musikalischen "Schätze" hier vorstellen.

Mein erster "Diamant" ist ein Album, dass 1971 aufgenommen, aber erst am 03.02.2015 auf dem Wooden Hill-Label veröffentlicht wurde

Edwards Hand "Rainshine" jpc.de


Der Waliser Rod Edwards und der Engländer Roger Hand bildeten die Gruppe "Edwards Hand". Davor hatten sie 1967/68 als Band "Picadilly Line" die sehr empfehlenswerte LP "The Huge World Of Emily Small" herausgebracht.



George Martin, ja der Produzent der Beatles, war von ihnen so begeistert, dass er deren erste auch sehr empfehlenswerte LPs
1969 Edwards Hand jpc.de

1970 Stranded (mit Klaus Voormann-Coverzeichnung)

produzierte.

Das 1971 von George Martin produzierte Album "Rainshine" wurde nie veröffentlicht. Die amerikanische Plattenfirma wollte ein 3. Album von Edwards Hand veröffentlichen, ging aber davon aus, dass es, wie der Vorgänger "Stranded", ein Prog Rock- Album sein würde. "Rainshine" war musikalisch aber ein Soft Rock-Album im Simon & Garfunkel-Style. Die USA hatte schon ein Überangebot an Soft-Rock. Die Plattenfirma sah keine kommerziellen Absatzchancen und verweigerte die Veröffentlichung des Albums. Kein anderes Land wollte die Platte veröffentlichen, Somit erlangten die Aufnahmen mit den Jahren einen legendären Kult-Status.
Mir ist die Wiederveröffentlichung erst vor wenigen Monaten aufgefallen. Wer Soft Rock a la Simon & Garfunkel mag, der wird diese CD lieben, Streicher-Arrangements von George Martin. Enthält alles, was die Pop-Musik Ende der 60/Anfang der 70er so großartig gemacht hat.

Von den Original-Masterbändern mit 12-seitigem Booklet mit vielen bisher unveröffentlichten Fotos sowie die gesamte Geschichte hinter der LP. Dazu enthält die CD noch 10 unveröffentlichte Bonus Tracks aus den 70ern (keine low-fi-home-recordings, sondern im Studio aufgenommene vollständig durcharrangierte gute Songs)
Die Spielzeit beträgt über 78 Minuten.Anspieltipps *

1 Pacific Coast Highway*
2 Going Down
3 Let It Shine On Me
4 If You Were Here
5 Race Against the Sun*
6 New York City Rain*
7 Lullaby
8 Real Slow
9 Beam Me Aboard
10 Smile LA, You're the Centre of the World
11 Just Friends (Episodes, Being the 2nd Part)
12 It's My Time*

Bonus:
13 Slippin' 'n' Slidin'
14 They're Only Gonna Take My Life
15 I Love You
16 Early Days
17 Turn Round Love
18 Goodbye Gypsy Flyer
19 Hard Road
20 Sail Away
21 All Long Gone
22 Introduction

Hörbeispiele bei jpc, die leider, die einzelnen Titel nicht angeben,
www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-/art/edwards-hand-rainshine/hnum/6604200


[Beitrag von the_lonely_surfer am 06. Okt 2019, 17:40 bearbeitet]
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#2 erstellt: 07. Okt 2019, 17:19
Wie der Vietnam-Krieg die musikalische Karriere einer vielversprechenden Rock/Pop-Band verhinderte.

Die Band "The Churchill Downs" hatte den bekannten Produzenten Gary S. Paxton so beeindruckt, dass er sie 1968 in seinem Studio in Hollywood 16 Titel für sein Gar-Pax-Label aufnehmen ließ. Das Schicksal wollte es, dass während dieser Zeit laufend Bandmitglieder für den Vietnam-Krieg eingezogen wurden. Die Band löste sich auf und die Aufnahmen wurden nie veröffentlicht.

1967 bis März 1968
Al Stigler - drums (wurde im April 1968 nach Vietnam eingezogen)
Don Adey - guitar & vocals (stieg nach den ersten 2 Aufnahmen aus)
Gary Dalton Stovall - guitar & vocals
Dirk Acree - bass & vocals
Mick Newton - keyboards & vocals

April 1968 bis Juli 1968
Fred Darling - drums (wurde im August 1968 nach Vietnam eingezogen)
Gary Dalton Stovall - guitar & vocals
Dirk Acree - bass & vocals (wurde im August 1968 nach Vietnam eingezogen)
Mick Newton - keyboards & vocals

2010 erhielt der Deutsche Thomas Hartlage Kenntnis von diesen Aufnahmen. Er setzte sich für deren Veröffentlichung ein. Nach 43 Jahren sind diese Aufnahmen am 03.12. 2011 als Shadoks Music-CD 137 von " The Churchill Downs" erschienen.
Ein Mix aus Original- und Cover-Versionen, teils Mono, teils Stereo abgemischt.

1. Don't Turn the Light Off (Dirk Acree, Don Adey)
2. Little By Little (Gordon Mills) Cover des Songs der "Pickwicks" von 1964
3. Rise and Shine (Robert Ogden Mutt)
4. It's Only Just a Matter of Time (Dirk Acree)
5. I Can Hear a Sound (Dirk Acree, Gary Stoval)
6. The Amazing Three (Dirk Acree, Gary Stoval)
7. On My Way (Dirk Acree, Gary Stoval)
8. I'm a Man (Spencer-Davis-Group-Cover)
9. Gotta Get Back To My Baby (Mark Traversino, Johnny Apollo)
10. You're No Good (Clint Ballard jr.) Cover des Dee Dee Warwick-Songs von 1963 - in Deutschland sind die Cover von Betty Everett und Linda Ronstadt bekannter
11. Alfie (Cover der Burt Bacharach/Hal David Film-Titelmelodie)
12. Dreams Do Come True (Dirk Acree, Gary Stoval)
13. I'll Try Anything (Mark Barkan, Victor Milrose) Cover der Dusty Springfield-Single von 1967
14. Ostrich People (Kenneth Johnson, Jerry Ritchey) Cover des Psychedelic-Songs von "The Chocolate Tunnel"
15. Let Me Make a Tear (Dirk Acree)
16. My Mind Ain't Peculiar (Dirk Acree)

Diese CD habe ich 2013 entdeckt. Seitdem hat sie meine persönliche Playlist nicht mehr verlassen. Ob Rock, Pop oder Psychedelic, die Gruppe meistert musikalisch jedes Genre. Die Original-Songs sind stark und die Cover erst recht. Ihre Versionen von "Ostrich People" und "I`ll Try Anything" gefallen mir besser als die Originalversionen. "On My Way" ist ein Psychedelic-Classic.
Überzeugt euch selbst:

the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 07. Okt 2019, 19:37
1971 veröffentlichten die Isley Brothers die LP "Giving It Back" mit Cover-Versionen von Songs vornehmlich weißer Interpreten und Bands. Viele dieser Songs gehörten 1972 zum Live-Repertoire der Band. Aus diesem Grund macht es Sinn in der Rock/Pop-Rubrik die Live-Aufnahme einer Soul-Band zu würdigen.

The Isleys (= the Isley Brothers) Live
at "The Bitter End" New York 1972 und at Yankee Stadium 1969
Rhino CD R2 72284 aus dem Jahr 1996

1.Work To Do
2.It's Too Late (Carol King-Cover)
3.It's Your Thing
4.Pop That Thang
5.Love The One You're With (Stephen Stills-Cover)
6.Lay Lady Lay (Bob Dylan-Cover)
7.Lay Away
8.Ohio/Machine Gun (CSN&Y-/Jimi Hendrix-Cover)
Bonus Tracks Live 1969 From the Double-LP "Live At Yankee Stadium" (Various Artists - die Isley Brothers spielen davon eine LP-Seite)
9. I Know Who You Been Socking It To
10.I Turned You On/.It's Your Thing
11.Shout

Ronald Isley ist einer der besten Soul-Sänger aller Zeiten. Auf einer Stufe mit Al Green, Curtis Mayfield, Sam Cooke, Bobby Womack, Wilson Pickett und Marvin Gaye, Wer daran zweifelt, den sollte diese Live-CD vom Gegenteil überzeugen. Diese CD enthält die für mich besten Live-Cover-Versionen von "Ohio/Machine Gun" und "Love the One You`re With", die ich kenne.
Jimi Hendrix gehörte in der 1. Jahreshälfte 1964 für ein paar Monate zur Backing-Band der Isley Brothers. Den damals 11-jährigen Ernie Isley muss er ziemlich beeindruckt haben. Dieser erhielt von Jimi Gitarrenunterricht und wechselte dann von den Drums zur Gitarre. Auf der Live-Aufnahme ist der Hendrix-Einfluss bei Ernie Isley unverkennbar. Er dürfte auch einem gewissen "Prince" nicht entgangen sein.

Jason_King
Inventar
#4 erstellt: 08. Okt 2019, 09:44
Da hast Du Dir ja ordentlich Arbeit gemacht! Ersteinmal vielen Dank dafür. Gerne verfolge ich diesen Faden weiter und bin sicher, hier auch das Eine oder andere dazu tun zu können.
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 08. Okt 2019, 22:02
Anfang der 70er gründeten die 3 amerikanischen Songwriter Al Gorgoni, Trade Martin und Chip Taylor eine Band mit dem originellen Namen "Gorgoni, Martin & Taylor". 1971 und 1972 spielten sie für das Buddah-Label 2 LPs ein.

Von der Gruppe hatte ich, abgesehen von Chip Taylor, noch nie gehört und die CD-Wiederveröffentlichung kaufte ich ohne große Erwartungen. Was mich überraschte war die geballte Ladung amerikanischer Singer-Songwriter-Qualität. Kein Wunder.
Al Gorgoni : Amerikanischer Songwriter, Produzent und gesuchter Session-Gitarrist (jeder hat ihn schon gehört, von ihm ist das Elektrogitarren-Overdub auf Simon & Garfunkels "Sound Of Silence")
Trade Martin: Seit Ende der 1950er als Songwriter, Arrangeur und Produzent im Musikgeschäft tätig.
Chip Taylor (= James Wesley Voight) Songwriter und Sänger, Bruder des Schauspielers Jon Voight and Onkel von Angelina Jolie. Ende der 70er eine Zeitlang als professioneller Black Jack-Spieler unterwegs und macht bis heute Musik.
Er schrieb unter anderem:
"Wild Thing" Jordan Christopher & the Wild Ones 1965 , (Hit-Version der Troggs 1966, gecovert von Jimi Hendrix 1967)
"I Can't Let Go" Evie Sands, 1967 (englische Hit-Version der Hollies, später gecovert von Linda Ronstadt)
"Angel of the Morning" Evie Sands 1967 (Hit-Versionen 1968 von Merrilee Rush & the Turnabouts und P.P. Arnold in GB, 1981 erfolgreich von Juice Newton neu gecovert)
"Try (Just a Little Bit Harder)" Lorraine Ellison 1967 (später gecovert von Janis Joplin) .
"Son Of A Rotten Gambler" Anne Murray 1974 (gecovert von den Hollies und,Emmylou Harris )

Mögen das (fast) alles "nur" Pop-Songs sein, die Qualität jedes einzelnen Songs und der Arrangements zeigt, das hier absolute Könner und Profis am Werk sind. Ob große Arrangements mit Streichern, Bläsern und Background-Vocals oder nur akustische Instrumente, alles kommt dem Song zu Gute.
Neben Pop, Folk - und Country-beeinflussten Songs (sehr vielseitig, weil jeder von den 3 Songs geschrieben hat) könnte "Got The Feeling Something Got Away" (= der gesamte Text (!) des Songs) auf jedem Psychedelic Rock-Sampler seinen wohlverdienten Platz finden. Als Sahnehäubchen findet sich mit "The Baby" die Original-Version des Hits der Hollies aus dem Jahr 1972.
Was mich wirklich sehr beeindruckt hat, war der letzte Song "Somethin' About The Sunshine". Der klingt, als hätten van Dyke Parks und Randy Newman versucht einen Beach Boys-Song zu schreiben.

Gorgoni, Martin & Taylor ‎– Gotta Get Back To Cisco (1971) /Gorgoni, Martin & Taylor (1972) beide auf Buddah Records
2 LPs auf einer CD
CD: Floating World Records ‎– FLOATM622, Retroworld ‎– FLOATM622, erschienen 2014

Gotta Get Back To Cisco 1971
1 Carolina Timber
2 Country Song
3 I Can't Do It For You
4 Stick-A-Lee
5 Sweet Dream Woman
6 Cisco
7 To Know The Girl
8 Love Was Not A Word
9 Dirty Matthew (Chip Taylor Solo-Titel, erschien auch auf seiner Buddah Solo-LP "Gasoline" 1972)
10 Got The Feeling Something Got Away
11 The Baby (die Original-Version des 1972-Hits der Hollies,von Mikael Rickfors gesungen, da Allan Clarke wieder auf Solo-Pfaden wandelte)

Gorgoni, Martin & Taylor 1972
12 Fuzzy
13 Fill In The Last Line
14 Toly Toly Guyluesha
15 You Crazy Girl
16 I Can't Let Go (Cover des Chip Taylor Songs, der in den 60er bereits ein Hit war)
17 That's When I Walk Down
18 Mama Write A Song
19 Choo Choo Sharoo
20 Help Yourself
21 I Can Make You Cry
22 Somethin' About The Sunshine

Die meisten Songs finden sich auf YouTube, leider nur einzeln.

Got the Feeling Something Got Away


The Baby


Cisco


Somethin' About The Sunshine


[Beitrag von the_lonely_surfer am 08. Okt 2019, 22:17 bearbeitet]
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 10. Okt 2019, 20:54
Diesmal ein Double-Feature: 2 Empfehlungen, die erstaunliche Parallelen aufweisen.
Das erste empfohlene Album passt nicht ganz zum Thema, da es kommerziell erfolgreich war und viele es kennen. Es ist aber so gut, dass es in keiner hochwertigen Pop-,Rock-, Soul-Collection fehlen sollte:

"Them Changes" von Buddy Miles von 1970

jpc.de



1. "Them Changes" (Buddy Miles) – 3:22
2 "I Still Love You, Anyway" (Charlie Karp) – 4:14 (Killer-Ballade)
3 "Heart's Delight" (Miles) – 4:08
4 "Dreams" – 4:53 (Cover des Gregg Allman-Songs aus der 1. LP der Allman Brothers von 1969)
5 "Down by the River" – 6:22 (Cover des Neil-Young-Songs von 1969)
6 "Memphis Train" – 2:57 (Cover des Rufus-Thomas-Hits von 1968, produziert von Steve Cropper)
7 "Paul B. Allen, Omaha, Nebraska" (Miles) – 5:33
8 "Your Feeling Is Mine" – 2:13 (Cover der Otis Redding-Songs, der posthum auf der LP "Love Man" am 20.06.1969 erschien)"

Buddy Miles war Drummer und Sänger der von Mike Bloomfield und Nick Gravenites 1967 gegründeten Band "The Electric Flag", Sie gaben ihr Live-Debut beim legendären Monterey Pop Festival. Nach 2 Alben ,"A Long Time Comin'" und " An American Music Band" (beide 1968), löste sich die Band auf.,
Mit 21 gründete er 1969 " The Buddy Miles Express". Jimi Hendrix, den er von den Studio-Sessions für "Electric Ladyland" kannte, schrieb für die 1. LP "Expressway To Your Skull" ein kurzes Gedicht, das auf dem Cover abgedruckt wurde. Dieses war namensgebend für das 2. Album "Electric Church", für das Jimi Hendrix die 4 Titel der 1. LP-Seite produzierte.
1970 bildeten Jimi Hendrix, Bassist Billy Cox und Buddy Miles "Band Of Gypsys", die sich nach einem Live-Album gleichen Namens auflösten. Einer der Songs auf dem Album war das von Buddy Miles geschriebene "Changes".

(Wie der Zufall es will, sehe ich bei jpc, dass Sony am 22.11.2019 eine 5 CD- Box (8 LPs)) von Jimi Hendrix herausbringt:
"Songs For Groovy Children: The Fillmore East Concerts". Alle 4 Konzerte der "Band of Gypsys" in New York’s Fillmore East vom 31.12.1969 und 01.01.1970. In der originalen Titelreihenfolge. 43 Titel, davon die Hälfte in dieser Version bisher offiziell unveröffentlicht. Neu abgemischt mit allen ausgespielten Versionen der alten Original-LP von 1970.)

https://www.jpc.de/j...tbd-tbd/hnum/9491642


Aus "Changes" wurde "Them Changes" und unter diesem Titel erschien im Juni 1970 das erste Solo-Album von Buddy Miles.
Das Album wurde ein großer Charterfolg in den USA: Es kam auf Platz 8 der Jazz-Album Charts, Platz 35 der Billboard 200 und 1971 auf Platz 14 der R&B Album Charts. Die mit Carlos Santana beim Sunshine-Festival in Hawaii (1972) eingespielte Live-Version von der LP "Carlos Santana & Buddy Miles LIVE" war ein weiterer großer Erfolg.

"Them Changes" als Song gefiel mir immer wegen seines eingängigen Gitarrenriffs. Erst viele Jahre später hörte ich die ganze LP. Der Groove, vor allem aber die Vocals von Buddy Miles haben mich schwer beeindruckt. Bei einem Drummer konnte man einen guten Groove erwarten. Dass er aber ein so leidenschaftlicher Soul-Sänger ist, der teilweise wie ein Zweiter Otis Redding klingt, macht dieses Album für mich zu einem der besten Rock-Soul-Fusion-Alben (plus einem Abstecher in den Jazz in Titel 7). Exzellente Musiker und Arrangements bei den Balladen, wie auch den Up-Tempo-Songs, tragen ihren Teil dazu bei. Steve Croppers (stilbildender Gitarrist bei Booker T & the MGs) Produktion von "Memphis Train" ist 100% STAX-Soul, "I Still Love You, Anyway" ist eine besten Balladen und "Down By The River" eines der besten Neil Young-Cover überhaupt.
Buddy Miles hat bis zu seinem Tod am 26.02.2008 weiter Musik gemacht.



Im Unterschied zu "Them Changes" ist meine zweite Albumempfehlung, LOVE mit "Reel to Real" (1974) kommerziell ein totaler Flop gewesen.

Abgesehen davon, gibt es zwischen Buddy Miles und Arthur Lee und ihren beiden Alben erstaunliche Parallelen:
- Buddy Miles und Arthur Lee hatten beide zum Zeitpunkt des Erscheinens ihrer Alben schon ihre ersten großen Erfolge hinter sich
- beide haben einen persönlichen Bezug zu Jimi Hendrix (Buddy Miles durch "Band Of Gypsys", Arthur Lee war mit Hendrix befreundet und Hendrix spielt auf der im Dezember 1970 bei Blue Thumb erschienenen LP "False Start" bei "The Everlasting First" Gitarre)
- beide sind farbige Musiker, deren Vocals stark durch Otis Redding beeinflusst wurden. Beide erweisen ihm auf den Alben musikalischen Respekt (Buddy Miles mit "Memphis Train" und Your Feeling Is Mine"; Arthur Lee mit "Good Old Fashion Dream)
- beide haben mit dem Gitarristen Charles, damals noch Charlie, Karp zusammengearbeitet und auf den Alben einen Song von ihm aufgenommen.(Buddy Miles "I Still Love You, Anyway", Arthur Lee das mit Charlie Karp zusammen geschriebene "Busted Feet".


LOVE "Reel To Real" veröffentlicht Ende 1974 in den USA/Frühjahr 1975 in GB
Expanded CD-Version High Moon Records HMRCD03 vom 03.12.2015 mit 4 bisher unbekannten Arthur Lee Songs (Tracks 12-15)
Digi-Pack mit 32-Seiten Booklet, Spielzeit über 72 Minuten


jpc.de


1: Time Is like a River
2: Stop The Music
3: Who Are You?
4: Good Old Fashion Dream (mit diesen Vocals gewinnt Arthur Lee jeden Otis Redding sound-a-like-Wettbewerb)
5: Which Witch is Which (Psychedelic Song mit rückwärts gespielten Gitarren)
6: With a Little Energy
7: Singing Cowboy (Cover des LOVE-Songs von der 1969er LP "Four Sails")
8: Be Thankful For What You Got (1:1 Cover des William DeVaughn-Philly-Soul-Monster-Hits von 1974)
9: You Said You Would
10: Busted Feet (Arthur Lee, Charlie Karp)- (Cover des Songs von Arthur Lees 1972er Solo-LP "Vindicator)
11: Everybody's Gotta Live (Cover des Songs von Arthur Lees 1972er Solo-LP "Vindicator)

Bonus tracks:
12: Do it yourself (outtake)
13: I Gotta Remember (outtake)
14: Somebody (outtake)
15: You Gotta Feel It (outtake)
16: With a Little Energy (alternate mix)
17: Busted Feet (alternate mix)
18: You Said You Would (single mix)
19: Stop The Music (alternate take)
20: Graveyard Hop (studio rehearsal) (Arthur Lees Version von Jailhouse Rock)
21: Singing Cowboy (alternate take)
22: Everybody's Gotta live (electric Version, ohne Background vocals))
23: Wonder People (I Do Wonder) (studio rehearsal)

Arthur Lee hatte eine lange Durststrecke hinter sich als er 1973 den 2-Alben-Platten-Deal mit RSO-Records (Robert Stigwood-Organisation, Manager von Eric Clapton und den Bee Gees, die bald mit "Saturday Night Fever" den Jack-Pot knacken sollten) einging. Mehrere Plattenverträge waren in den Jahren zuvor nach kurzer Zeit geplatzt. Die Nichtveröffentlichung der "Black Beauty"-Sessions, die Fans, die unbedingt ein neues "Forever Changes" forderten. Deren Erwartungshaltung hatte er in den Jahren davor mit seinen mehr zum Hard Rock tendierenden Alben, wie "Out Here" und "False Start", enttäuscht. Auch RSO hoffte auf ein neues "Forever Changes". Arthur Lee, der durch den Auftritt der Byrds im Hollywood Club "Cyros" 1965 dazu inspiriert wurde andere Musikstile zu adaptieren, wollte aber ganz woanders hin: Zurück zu seinen schwarzen musikalischen Wurzeln.
Leider war das weder das was RSO, noch die LOVE/Arthur Lee-Fans hören wollten. Die Platte verkaufte sich nicht. RSO löste dann den Vertrag auf und es kam nie zu einer 2. LP. Seitdem hat sich niemand mehr an "Reel To Real" erinnert.
Nach einem Gefängnisaufenthalt und einem glanzvollen Comeback mit der Live eingespielten Version von "Forever Changes" ist Arthur Lee am 03.08.2006 verstorben.

Ich habe 35 Jahre auf die CD-Veröffentlichung von "Reel To Real" gewartet. Ende der 70er kaufte ich im "Music Land" in Bonn am Bahnhof aus der Ramsch-Kiste mit den US-Cut-Out-LPs für 2 DM LOVE "Reel To Real". Sie hatte einen Höhenschlag und knisterte. Von "LOVE" kannte ich damals nichts. Das hatte den Vorteil, dass ich mir die LP ohne jegliche Vorurteile anhörte. Auf das, was ich dann hörte, war ich nicht vorbereitet. Arthur Lee, sein Manager und Produzent Skip Taylor und die Band brauten mit Horn-Section, Backgroundsängern eine fantastisch groovende, perfekt arrangierte Mixtur aus Rock und Soul. Sie macht praktisch da weiter, wo Buddy Miles 1970 aufhörte. Das spielt musikalisch auf dem gleichen hohen Level. Vor allem Arthur Lees Vocals: energetisch, treibend, immer auf dem Punkt, voller Seele und Leidenschaft. Dazu die phantastische Band
Die LP war ab sofort eine meiner Lieblingsplatten und ist es bis heute geblieben. Durch die Bonus-Tracks der CD-Ausgabe ist sie sogar noch besser geworden. "Do It Yourself" ist ein absoluter Klassiker. "Everybody`s Gonna Live " (Track 11) mit akustischer Gitarre ist die definitive Version des Songs. Arthur Lee wollte diese Version zuerst gar nicht auf der Platte haben, weil sie ihm zu banal war. Erst sein Manager Skip Taylor überzeugte ihn vom Gegenteil.
Für mich gehört LOVE "Reel To Real" zu den am meisten unterbewerteten Aufnahmen in der Rock/Pop-Geschichte. Es ist Zeit, dass sich das ändert.

Hörbeispiele:

https://www.jpc.de/j...to-real/hnum/8369186
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 13. Okt 2019, 18:22
Heavy Bubblegum-Pop/Rock mit brachialer Orgel und verzerrter Fuzz-Gitarre? Wenn jemals etwas dem Nahe kam, dann war es das vom "Strawberry Alarmclock"-Produzent Bill Holmes aufgenommene Album

Giant Crab "A Giant Crab Comes Forth" 1968
Debütalbum auf MCA's Universal City Records (UNI-Label).
CD KISMET KISCD4014 2011


Ernie Orosco (Lead singer, lead guitar, rhythm guitar, 12-string guitar, vocal harmonies)
Raymond Orosco (12-string, dry box, and bass guitars, clavinet, special effects, and vocal harmonies)
Ruben Orosco (Bass guitar, drums, saxophones, special effects, and vocal harmonies)
Dennis Fricia (Drums, horn (instrument), special effects, and vocal harmonies)
Kenny Fricia (Organ (instrument), piano, clavinet, horns, vibes, special effects and vocal harmonies) [2]

1 "A Giant Crab Comes Forth" (Johnny Fairchild, Bill Holmes) – 2:18
Johnny Fairchild, Radio-DJ des kalifornischen Senders K.I.S.T. aus Santa Barbara, stellt in einer News-Flash-Meldung die Titel der LP vor, untermalt von allem, was das Sound-Archiv hergibt:
"News has it that a giant crab has come forth out of the sea of music and is catching on and spreading across the land. Through struggles and hardships, ups and downs, trials and tribulations, a tiny amoeba, fighting for existence has grown into a giant crab..
2 "It Started with a Little Kiss" (Ernie Orosco) – 2:30
of enthusiasm and the
3 "Directions" (E. Orosco) – 3:03
of the giant crab at this point are unknown. But they could pop up at any minute in your home. So
4 "Watch Your Step" (E. Orosco) – 2:37
for this musical giant is out to
5 "Intensify Your Soul" (E. Orosco, Ruben Orosco) – 2:30
The giant crab's only hope is that you will
6 "Enjoy It" (Scott English, C. Ogerman) – 2:04 (klingt wie der Song einer Coca-Cola-Reklame, ich habe kein Original gefunden)
enough to become involved in a
7 "Hot Line Conversation" (E. Orosco) – 3:00
that will spread :across the land. If you or
8 "I Enjoy Being the Boy" (Joey Levine, M. Bellack) – 2:45 Cover des Songs der "Banana Split`s" (Hanna-Barbera TV-Show) von Joey Levine (Sänger von Ohio Express)
or girl it is our duty to inform
9 "Lydia Purple" (D. Dorin, T. McCashen) – 2:42 ( 3 verschiedene Versionen des Songs aus 1968 siehe unten)
and the rest of the world. Flash...It has just been reported that :the giant crab is about to invade
10 "Groovy Towne" (E. Orosco, B. Holmes) – 2:37
inland, coming
11 Thru The Fields" (E.Orosco, B. Holmes) – 2:39
12 "The Chance You Take" (E. Orosco) – 2:44
is yours alone. Can you get out of the magic grasp of the giant crab?
13 "Believe It or Not" (E. Orosco) – 2:54
14 "The Answer Is No" (E. Orosco) – 2:59
For once you have felt the golden touch of the giant crab you will be shouting
15 "Hi Ho Silver Lining" (Scott. English, Larry Weiss) – 2:30 schöner Synthesizer-Effekt im rechten Kanal (Cover des 1967er Songs von The Attack, die wenig später durch Jeff Beck-Hits -Version dem vergessen anheim fiel)
along with thousands of other helpless people caught up in their grasp.
16 "Why Am I So Proud?" (E, Orosco, R. Orosco) – 4:07 [2][3]
Listen and you will :see...Listen...Listen...Listen...Listen..."

Die Brüder Ernie, Raymond, and Ruben Orosco waren Teil der kalifornischen Band "Ernie and the Emperors" aus Santa Barbara. Zusammen mit den Brüdern Dennis und Kenny Fricia gründeten sie die Band "Giant Crab".

Bei den Song-Intros von "The Chance You Take", "Hot Line Conversation", "Directions" glaubt man zunächst eine "Deep Purple" oder "Black Sabbath" Platte zu hören, so brachial gehen Orgel und Fuzz-Gitarre zu Werke. Das löst sich schnell in eingängige melodische Pop-Songs auf, die aber mit vielen musikalischen Feinheiten des Arrangements und des Harmonie-Gesangs in einer fast Phil-Spector-artigen Produktion glänzen. Fast jeder Song ist so "catchy", das er als Single ausgekoppelt werden könnte. Musikalisch liegt das zwischen "Strawberry Alarmclock und "Tommy James & the Shondells" zu Zeiten von "Crimson & Clover" und Crystal Blue Persuasion".
Diese Giant Crab-CD hat meine Playlist seit dem Kauf nicht mehr verlassen. Das Zuhören machte jede Menge Spaß. Von welcher Musik kann man das momentan noch sagen? "Groovy-Towne Is Here To Stay!"

Es gibt noch eine zweite LP von "Giant Crab" aus dem Jahr 1968 "Cool It... Helios", die nach ähnlichem Strickmuster entstanden ist. Leider fällt diese zum Vorgänger stark ab. Verschwunden sind die heftige Orgel und die Fuzz-Gitarre. Die Pop-Songs sind ok, aber nicht überragend. Das Intro mit einer verquasten Geschichte über Helios, den Sonnengott, seine Töchter, das Wassermann-Zeitalter und das Sternzeichen der Riesenkrabbe, die den Menschen die Musik bringen soll, nervt nach dem 2. oder 3. Anhören. Für Komplettisten ok, aber empfehlen kann ich die 2. LP, die es auch als CD gibt, nicht. Hört sie euch an und entscheidet selbst.

Giant Crab - A Giant Crab Comes Forth (Intro-Story)


Giant Crab - The Chance You Take


Giant Crab - Hot Line Conversation


Giant Crab - Directions


Giant Crab - I Enjoy Being the Boy


Giant Crab - Lydia Purple


Dunn & McCashen - Lydia Purple (Originalversion 1968 von der LP Möbius)


The Cöllectors - Lydia Purple (1968er Cover des Songs durch die kanadische Band - musikalisch meines Erachtens die beste Version)
Jason_King
Inventar
#8 erstellt: 14. Okt 2019, 10:23
Habe mich nun, nachdem das Ganze als Box-Set erschienen ist, zum Kauf entschlossen. Habe bisher noch nichts von denen zu Ohren bekommen. Immer nur gelesen. Jetzt sollen mal "Nägel mit Köppen" gemacht werden.
Bin gespannt, was mich erwartet......amazon.de
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 20. Okt 2019, 00:43
Die musikalische Reise des Terence Boylan (1967-1969-1977-1980)
Terence Wer? Ein amerikanischer Singer/Songwriter, der insgesamt 4 LPs machte. Keine war ein kommerzieller Erfolg, aber alle verdienen es dem Vergessen entrissen zu werden.
Mitte der 60er besuchte Terence Boylan das Bard College in New York. Inspiriert durch Bob Dylan spielte er in New Yorker Folk-Clubs. Mit seinem älteren Bruder John gründete er die Band "The Ginger Men". 1967 unterschrieben beide bei Verve Records, Sie nahmen ein experimentelles Konzeptalbum mit exzellenten Jazz-Musikern auf. Eine Collage aus Soundeffekten, Songs, Instrumentalstücken, Musiktheater und gesprochenen Zwischentexten. Veröffentlicht wurde die LP 1967 als

The Appletree Theatre "Playback"
1. In the Beginning (instrumental) - 0:55
2. Hightower Square - 2:24
3. Lullaby (instrumental) - 0:25
4. Saturday Morning - 1:53
5. Nevertheless It was Italy- 2:15
6. I Wonder If Louise Is Home - 2:10
7. Chez Louise - 1:02
8. E-Train - 1:00
9. Meanwhile - 0:15
10. Brother Speed - 3:15
11.You're the Biggest Thing In My Life - 3:35
12.Don't Blame It On Your Wife - 2:50
13.The Sorry State of Staying Awake - 3:54
14.Barefoot Boy - 2:43
15.Lotus Flower (instrumental) - 2:16
16.What a Way To Go - 2:50

*John Boylan - Vocals
*Terry Boylan - Vocals
*Larry Coryell - Guitar
*Eric Gale - Guitar
*Herb Lovelle - Vocals
*Chuck Rainey - Bass
*Chuck Israels - Bass Guitar
*Paul Griffin - Piano
*Buddy Saltzman - Drums
*Michael Equine - Drums
*Zal Yanovsky - Guitar

1968, in einem Interview mit der Songwriterin Penny Nichols in London, nannte John Lennon "Playback" als eines seiner aktuellen Lieblingsalben. Für Philip Proctor war es ein wichtiger musikalischer Einfluss für seine eigene Gruppe, "The Firesign Theatre"
Die LP "Playback" hatte leider keinen kommerziellen Erfolg, erlangte aber Kult-Status..

Das Video hat mit der Musik überhaupt nichts zu tun. Davon sollte man sich nicht ablenken lassen.


John Boylan ging nach Kalifornien, Terence kehrte zurück ans College in New York. Dort gründete er die College Rock Band "Boona Boylan". Zu den Mitgliedern gehörten zwei damals noch vollkommen unbekannte Mitschüler: Walter Becker und Donald Fagen. Mit ihnen nahm Terence 1969 seine Solo-LP "Alias Boona" (= Terences Spitzname) auf.

Terence Boylan - Alias Boona (1969)
01. Subterranean Homesick Blues (Bob Dylan-Cover)
02. Don't Blame It On Your Wife
03. This Old Twon
04. Bring The Whole Family
05. Who Do I Think I Am
06. Glasses
07. Deep In The Middle
08. Hey Hanna

01-08


09. No Second Time
10. County Fair
11. Bare Road Of Sand
12. What A Way To Go

Arrangiert, geschrieben (bis auf 1), und produziert von Terence (= Terry) Boylan

Bass – Walter Becker
Drums – Darius Davenport*, Herb Lovelle*, Jimmy Johnson (2)
Guitar – Terry Boylan*, Walter Becker
Organ – Don Fagen*
Piano – Don Fagen*
Vocals – Terry Boylan*

09-12


Auch "Alias Boona" wurde kein Erfolg. Terence Boylan zog nach Kalifornien um mit seinem Bruder zu arbeiten. Er erhielt einen Plattenvertrag mit Asylum Records. Dort nahm er 1977 sein zweites Solo-Album mit ausschließlich eigenen Songs auf..

Terence Boylan ‎– Terence Boylan (1977)
CD Wounded Bird-Label, Asylum (Japan)
1 Don't Hang Up Those Dancing Shoes 3:31
2 Shake It 3:49
3 Sundown Of Fools 2:45
4 The War Was Over 4:26
5 Shame 4:45
6 Hey Papa 4:02
7 Where Are You Hiding 4:10
8 Rain King 3:41
9 Trains 5:22

Bass – Bob Glaub, Chuck Rainey, David Jackson (4), Leland Sklar, Max Bennett, Wilton Felder
Drums – Jeff Porcaro, Jim Gordon, John Guerin, Mickey McGee, Russell Kunkel*
Electric Piano – Victor Feldman
Guitar – Ben Benay, Dean Parks, Don Evans, Steve Lukather
Organ – Al Kooper
Percussion – Russell Kunkel*, Victor Feldman
Piano – David Paich, Donald Fagen, Jai Winding
Producer, Songwriter, Piano, Electric Piano, Guitar – Terence Boylan
Saxophone – Gary Foster, John Klemmer
Tuba – David Jackson (4)
Vocals – Dodie Petit*, Don Henley (5), Timothy Schmit (Harmony-Vocals auf fast allen Tracks)*, Tom Kelly

Die Kritiken waren gut, aber die LP wurde kein kommerzieller Erfolg. Wenigstens als Songschreiber war das anders (Der britische Singer/Songwriter Ian Matthews coverte für seine 1978er LP "Stealing Home" gleich 2 Terence Boylan-Kompositionen: "Don`t Hang Up Your Dancing Shoes" und "Shake It". "Shake It" wurde als Single veröffentlicht und war ein Top 5-Hit in den USA.)
Mit diesem Album beginnt meine musikalische Geschichte mit Terence Boylan. Als Karstadt Köln Mitte der 90er seine CD-Import-Abteilung mit amerikanischen und japanischen CDs auflöste, bekam ich die CD für 5 DM. Zuerst wollte ich sie nicht nehmen, da Terence Boylan vollkommen unbekannt war und das abstrakte Gemälde auf dem Cover keinen Rückschluss auf die musikalische Richtung zulies. Dann las ich die Liste der mitspielenden Musiker: Das "Who Is Who" der kalifornischen Westcoast-Studiomusiker + Donald Fagen!
Für mich ist die Aufnahme ein absoluter Westcoast-Klassiker. Mehr "Laid back" geht gar nicht. Durchgehend gute Kompositionen von Top-Musikern in sorgfältig ausgefeilten Arrangements aufgenommen. Terence Boylan hat keine außergewöhnlich markante Stimme, aber in diesem musikalischen "Bett" funktioniert das wunderbar. Vor allem die Harmony-Vocals von Timothy Schmit von den Eagles sind grandios.

Shake It


Don't Hang Up Those Dancing Shoes


Shame


Hey Papa


Trains


Rain King


Shake It (Ian Matthews-Version)


1980 folgte seine bis heute letzte LP
Terence Boylan "Suzy".
CD Wounded Bird Wou 6201
1 Suzy
2 Shake Your Fiorucci
3 College Life
4 Dump It In The River
5 $50 An Hour
6 Roll Your Own
7 Did She Finally Get To You
8 Tell Me
9 Ice And Snow
10 Going Home
11 The End Of The Line
12 Miso Soup

Vocals, Acoustic Guitar – Terence Boylan
Drums – Dennis Whitted, Jim Gordon, Ed Greene, Russ Kunkel
Electric Guitar – Will McFarlane, Jay Graydon, Jeff Baxter, Larry Carlton
Acoustic Guitar – Ben Benay, Don Felder, Will McFarlane, Jay Graydon
Bass – John Holbrook, Michael Porcaro
Backing Harmony Vocals – Timothy Schmit* Don Henley
Backing Vocals – Alma Boylan, Miranda McGrath, Terence Boylan
Piano – Jai Winding, Paul Harris
Electric Piano [Rhodes] – Michael Omartian, Paul Harris, Victor feldman
Soloist, Electric Piano [Rhodes] – Chevy Chase
Vibraphone, Congas, Shaker – Victor Feldman
Percussion – Emil Richards, Victor Feldman
Cello – Frederick Seykora
Viola – Barbara Thomason
Violin – Arnold Belnick, Don Palmer*, Illke Talvi*, Joy Lyle
Alto Saxophone, Flute – Gary Foster

Aus 2 mach 1: Terence Boylan arbeitete gleichzeitig an 2 LPs. Einer ruhigeren, LP, ähnlich dem Vorgänger, und einer rockigeren LP. Die Plattenfirma wollte nicht mehr so lange warten. Somit wurden die vorhandenen Aufnahme genommen und zusammen als LP veröffentlicht. Das Ergebnis ist dementsprechend uneinheitlich. Tolle Songs wechseln mit mittelmäßigen.

Suzy


Ice and Snow


Tell Me


[Beitrag von the_lonely_surfer am 20. Okt 2019, 00:53 bearbeitet]
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 20. Okt 2019, 18:54
Es war einmal...

Ein Konzeptalbum mit Instrumentalstücken und Cover-Versionen gesungen von Blues-Legende Jimmy Witherspoon, Joe Walsh (Ex-James Gang, später Eagles), Denny Doherty (Ex-Mamas & Papas), einer Gruppe namens "Big Wanda and the Wombats", sowie backing vocals der Soul-Röhren Merry Clayton und Clydie King . Das alles produziert von einem gewissen Bill Syzmczyk, der später mit B.B. King, Pharoah Sanders, The Eagles, John Lee Hooker, J. Geils Band, The Who, Santana, Elvin Bishop and Bob Seeger zusammenarbeiten sollte.
Erzählt wird, nach einer Story des US-Autors Tom Gamache, eine fiktive Alternativ-Historie der USA:
Die USA können nach mehreren Krisenjahren in den 70ern ihre finanziellen Verpflichtungen und Staatsaufgaben nicht mehr nachkommen. Sie erklären sich 1980 finanziell und sozial bankrott. Alle Gesetze werden außer Kraft gesetzt. Zum Neustart wird die USA in Kalifornien umbenannt. Die bisherigen US-Staaten werden Countys und jede Stadt ein Distrikt. Nach Rassenunruhen übernehmen die Farbigen Washington D.C und nennen es fortan "Kingdom". Die neue Hauptstadt der weißen Bevölkerung wird 1997 San Clemente an der Westküste. Naturkatastrophen lassen den größten Teil des früheren US-Staates Kalifornien im Meer versinken. Die Hitze trocknet das County Florida so sehr aus, das es zur größten Wüste wird. Der Mississippi tritt 10 Meilen über die Ufer und die umliegenden Städte gehen in den Fluten unter. Nahrungsmittel werden knapp, da nur noch der Marihuana-Anbau erlaubt ist. Insekten fressen einen Großteil dieser Pflanzen. Die Menschen "ernten" die Insekten und ernähren sich ab 1985 hauptsächlich davon. Der Anbau wird in einem "Insekten- und Cannabis-Korridor" vorgenommen der fast das gesamte County Louisiana umfasst. Ab 1988 muss man nicht mehr zur Wahl gehen. Gewählt wird von zu Hause über ein "visual phone". Sportveranstaltungen sind verboten, abgesehen von "Schnarchwettbewerben". Kalifornien wird von Faschisten regiert, die a la Big Brother alles kontrollieren. Protagonist der Story ist ein junger Mann, den wir auf seinem Weg zur Erfüllung seines staatlich vorgeschriebenen "Lebensprogramms" folgen.
(Diese Fiktion stammt aus dem Jahr 1971. Mit unseren Smartphones sind wir dem "visual phone" schon voraus. Bei vielen Regierenden sind wir nicht mehr sehr weit davon entfernt. Zur totalen Lebenskontrolle fehlt im Zeitalter von Google, Amazon, Facebook und der bevorstehenden Digitalisierung aller Lebensbereiche auch nicht mehr viel.)

Verantwortlich für das Konzeptalbum war 1971 der amerikanische Filmkomponist und Arrangeur Jimmie Haskell. Zwischen den Songs sind Sound-Schnipseln fiktiver News-Flashs, Mitteilungen von historischen Ereignissen und kurzen Erzahlungen des Jungen Mannes zu hören, die die Story voranbringen.

CALIFORNIA '99 - A Thematic Fairytale
Music by Jimmie Haskell, Story by Tom Gamache
LP ABC Records ‎– ABCX-728 1971,
limitierte Geffen Japan-CD 2007

1 Overture (Jimmie Haskell) 4:28
2 Appopopoulisberg (Jimmie Haskell) 8:06
3 The Night They Drove Old Dixie Down (J. R. Robertson) Vocals Jimmy Witherspoon 5:23 (Killer-Cover-Version des Band-Songs)
4 To Claudia On Thursday (J. Stec-M. Fennelly) 3:37 Vocals Denny Doherty (Cover des Songs von The Millenium 1968)
5 Intro(Jimmie Haskell) 2:17
6 Prelude (D. Rhodes-R. Edgar) (Cover des Instrumentals von The Millenium 1968)
7 Jessica Stone (Bill Szymczyk, John Wonderling) 5:54 Vocals, Sitar, Lead Guitar Joe Walsh
8 California Fairy Tale (Bill Szymczyk, Joe Walsh) 4:50 Vocals Joe Walsh
9 Barbara (Jimmie Haskell) 3:21 Vocals Gina Alvorada
10 Underture (Pete Townshend) 3:56 Cover des Instrumentals der WHO von "Tommy" 1968)

Stimme des jungen Mannes: Jim Stanley
Produziert und aufgenommen von Bill Szymczyk

Ein wilder Stil-Mix, bei dem offensichtlich wird:
- Jimmie Haskell und Tom Gamache haben einiges von dem Stoff, über den die Story geht, auch genossen
- ein Wunder, dass eine Plattenfirma ein so bizarres Projekt finanziert hat
- es gab nicht genug Original-Songs für die Story, darum so viele Cover-Versionen
- Jimmie Witherspoons Cover-Version von "The Night They Drove Old Dixie Down" ist allein die Existenz dieser LP wert

Faszinierendes Musik-Projekt bei dem vor allem die gesungenen Versionen hervorstechen. Instrumental wird mit Orchester und vereinzelt mit Synthesizern gearbeitet. Es gab von der LP eine Radio-Promo-Version, die nur die Songs enthalten hat.

"Overture"
Das Video enthält Bilder der LP-Beigabe: Ein großes Poster. Auf einer Seite die Karte des neuen Landes Kalifornien und eine Zeittafel der Historie von 1975 bis Ende der 80er. Die Rückseite enthält Fotos der "schönen neuen Welt".



California '99 Part 1, 1971
01-03



California '99 Part 2, 1971
03-07



California '99 Part 3, 1971
08-10

bela
Inventar
#11 erstellt: 20. Okt 2019, 22:05
Hi

Feiner Thread
Sind einige Scheiben dabei die ich nicht kenne und die mir gut gefallen.
Muss ich mal bei Discogs fahnden.
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#12 erstellt: 28. Okt 2019, 23:09
Wie ein indianischer Peyote-Heilungsmeditationsgesang ein Hit wurde (zum Gedenken an Jim Pepper 18.06.1941 - 10.02.1992).

1965 gründeten Larry Coryell, Bob Moses, Jim Pepper, Chris Hills und Columbus "Chip" Baker die Band "The Free Spirits". Eigentlich eine Jazzband, die durch Larry Coryell musikalisch immer mehr Rock/Pop-Elemente integrierte. Sie gilt als die erste richtige Jazz/Rock-Gruppe.
1967 veröffentlichten sie auf dem Vanguard-Label die LP:

The Free Spirits "Out Of Sight And Sound"
LP ABC Records ABC 593
CD Sunbeam Records SBRCD5018 2006

1 Don't Look Now (But Your Head Is Turned Around) (Coryell) 2:12
2 I'm Gonna Be Free (Coryell) 3:21
3 LBOD (Moses, Coryell) 3:00
4 Sunday Telephone (Baker, Coryell) 2:52
5 Blue Water Mother (Baker, Coryell) 2:39
6 Girl Of The Mountain (Baker, Coryell) 2:38
7 Cosmic Daddy Dancer (Baker, Coryell) 2:31
8 Bad News Cat (Coryel) 3:19
9 Storm (Coryell) 2:09
10 Early Mornin' Fear (Coryell, Hyams) 2:33
11 Angels Can't Be True (Coryell) 2:39
12 Tattoo Man (Coryell) 2:23
Bonus Track
13 I Feel A Song (Coryell) 2:36

LP 01-12 Mono-Mix


2011 veröffentlichte Sunbeam Records die CD The Free Spirits "Live At "The Scene" February 22nd 1967"
Sunbeam Records ‎– SBRCD5084
Darauf waren viele Titel der Studio-LP. Intro des davon bekannten Titel "Girl Of The Mountain" war das kurze Instrumental-Stück "Peyote Song".
Peyote Song/Girl Of The Mountain


Da sich kein Erfolg einstellte, verließen Larry Coryell und Bob Moses die Band um mit Gary Burton zu spielen.
Die verbleibenden, Jim Pepper, Chris Hills und Columbus "Chip" Baker, bildeten mit dem Hammond C-3-Organisten Lee Reinoehl und den Drummern John Waller and Jim Zitro die Gruppe "Everything is Everything".
Vanguard veröffentlichte 1969 deren LP "Everything is Everything featuring Chris Hills" (Vanguard LP VSD 6512).

Der 1. Titel war der Jim Pepper-Song "Witchi Tai To", die ausgearbeitete Version des "Peyote Song". Jim Pepper war ein Kaw-Creek-Indianer. Er stammte aus einer Familie von "road man", den Peyote-Priestern der Native American Church (NAC). Der Song beruht auf einem alten Peyote-Heilungsmeditationsgesang, den sein Großvater ihn gelehrt hat. Er hat ihm aber nie die genaue englische Übersetzung der indianischen Worte verraten. Der englische Text ist keine Übersetzung, sondern gibt mehr das "Feeling" wieder. Ornette Coleman und Don Cherry bestärkten Pepper darin, die indianischen Wurzeln in seine Musik einfließen zu lassen. Bevor Jim Pepper diesen Song auf einer "weltlichen" LP veröffentlichte, hatte er das Einverständnis des Ältestenrates seines Stammes dafür eingeholt. Von den Song-Lyrics gibt es etliche Versionen, da es keine einheitliche Schreibweise der indianischen Worte gibt.

"Witchi Tai To"
Witchi Tai To Gim-Mie Rah
Whoa Ron-Nee Ka
Whoa Ron-Nee Ka
Hey-Ney Hey-Ney No Wah

Witchi Tai To Gim-Mie Rah
Whoa Ron-Nee Ka
Whoa Ron-Nee Ka
Hey-Ney Hey-Ney No Wah

Water Spirit Feelings
Springin' Round My Head
Makes Me Feel Glad
That I'm Not Dead

Witchi Tai To Gim-Mie Rah
Whoa Ron-Nee Ka
Whoa Ron-Nee Ka
Hey-Ney Hey-Ney No Wah.

WITCHI TAI TO (STEREO VERSION) 1969
CD "Hard To Find 45s Vol. 6: More Sixties Classics" 2001 Eric Records ‎– 11512


Der Song wurde ein Hit und zog eine Menge guter Cover-Versionen nach sich:

Topo D. Bil - Witchi Tai To 3::19
Charisma-Single 1969
alias "Legs" Larry Smith, ein Mitglied der "Bonzo Dog Doodah Band" mit der britischen Version


Brewer and Shipley - Witchi-tai-to 6:53
von der LP "Weeds" 1969
Brewer & Shipley, (die meisten kennen sie nur von ihrem Riesen-Hit "One Toke Over The Line") hörten das Original in Clyde Clifford's legendärer Radio-Show "Beaker Street" die auf KAAY-1090 aus Little Rock, Arkansas, ausgestrahlt wurde. KAAY erlangte Ende der 60er Kultstatus, da sie ab 11 Uhr in "Beaker Sreet" jeden Abend 3 Stunden lang nur Underground-Musik spielten. Brewer & Shipley lernten den Song phonetisch aus dem Radio. Witzigerweise verstanden sie die indianischen Worte richtig, irrten sich aber bei den englischen Zeilen.
Während es im Original heißt:
"Water Spirit Feelings
Springin' Round My Head"


singen Brewer & Shipley:
"What a spirit spring
Is bringing round my head"




Harpers Bizarre - Witchi Tai To 1969
von der LP " Harpers Bizarre 4", die softeste und hitparadentauglichste Version ,aber gut arrangiert


Jim Pepper Witchitai-to 8:09
von der LP" Peppers Powwow" 1971,die authentischste Version
mit Larry Coryell an der Gitarre


Robert Charlebois WitChi Tai To 1973
Franko-Kanadier, bis heute ein Riesenstar im französischsprachigen Teil Kanadas. Da er sonst nur französisch singt kennt ihn hier keiner.
Seine Version ist aber wirklich gut.


Robert Charlebois WitChi Tai To Live 1973
Robert Charlebois vocals, piano, guitar
Bill Gagnon (bass)
Christian St-Roch (drums)
Michel Seguin (percussions)
Marcel Beauchamp (guitar).
Michel Robidoux (guitar)
ab 3:50


Natürlich gibt es noch mehr Coverversionen, z.B. von "Oregon" 1974, Jan Garbarek und viele mehr. Die gehen aber alle sehr in den Jazz und sollten von interessierter Seite dort besprochen werden.

Leider hat Jim Pepper sich die Songrechte damals für wenig Geld abschwatzen lassen und kam nie in den Genuss der Tantiemen der vielen Cover-Versionen. Einige Jahre zog er sich aus der Musikwelt zurück, bis Don Cherry ihn davon überzeugte wieder aufzutreten.


[Beitrag von the_lonely_surfer am 29. Okt 2019, 16:06 bearbeitet]
the_lonely_surfer
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 06. Nov 2019, 22:22
"Power Pop" - so nannte 1967 Pete Townshend den Musik-Stil der Who in einem Interview zur aktuellen Single "Pictures Of Lily" .
"Power pop is what we play—what the Small Faces used to play, and the kind of pop the Beach Boys played in the days of 'Fun, Fun, Fun' which I preferred."
1978 griff Greg Shaw, Musikkritiker, Autor und Herausgeber des BOMP-Magazins, den Begriff neu auf und bezeichnete als "powerpop" Musik, die wie ein Hybrid aus Punk und Pop klang. Zu seinem Verdruss erweiterte sich der Begriff schnell auf Bands und Musikbereiche, die er gar nicht dazu zählte.

Heute ist "Power Pop" zu einer Genre-Bezeichnung für schnelle, dynamisch aufgenommene, energetisch vorgetragene, Beatles-style-artige 3-Minuten-Songs mit melodischen Hook-Lines und oft mehrstimmigen Vokalharmonien geworden. Musik, die mit ihrer positiv mitreissenden Lust-am-Leben-Energie jeden vom ersten Ton an auf die Beine bringt, bei der textlich aber oft ein Hauch von unerfülltem Verlangen oder Verzweiflung mitschwingt.
Die Begründer aus den 60ern sind neben den Beatles, Beach Boys, Byrds, Who, noch Tommy James and the Shondells, Paul Revere and the Raiders,.die Dave Clark Five, die Creation, die Easybeats, die Move und die Nazz, vor allem aber die Kinks (Meines Erachtens historisch kriminell unterbewertet, denn mehr Power Pop als die 1964 erschienenen riffgeladenen Singles "You Really Got Me" und "All Day And All Of The Night" geht gar nicht. Die Who starteten erst 1965 mit der schwächeren Debüt-Single "I Can`t Explain", ehe sie mit "Anyway, Anyhow, Anywhere" und "My Generation" zu großer Form aufliefen). .
Definitiv Power-Pop sind für mich Loving Spoonful mit "Do You Believe In Magic" oder die Turtles mit "Happy Together" Allerdings verschwimmen die Grenzen sehr mit ähnlichen Genres wie "Sunshine Pop" oder "Harmony Pop", zu denen auch träumerische und langsame Songs zählen.
Nachträglich wurden dem Genre frühe 70er Jahre Bands/Interpreten wie Badfinger, die Raspberries, Big Star, Todd Rundgren und Emitt Rhodes zugeordnet.
Ende der 70er waren die Hauptprotagonisten Cheap Trick, the Romantics, Nick Lowe, Dave Edmunds, die Motors, die Shoes, die Paley Brothers und die Dwight Twilley-Band. Für mich gehören dazu noch die Flaming Groovies die Rubinoos, Greg Kihn und die Solo-Aufnahmen von Phil Seymour (Drummer der Dwight-Twilley-Band und für Carla Olsen, sang die 2. Stimme bei Tom Petty´s Hits "American Girl" und "Breakdown"). Der letzte große Hit dieser Phase war "My Sharona" (The Knack, 1979).
In den 80ern kommen mir vor allem die Bangles oder Katrina & the Waves mit "Walking On Sunshine" in den Sinn.
Der Brit-Pop der 90er Jahre war erheblich aus diesen Quellen gespeist.
Seitdem kommen und gehen Bands/Interpreten, die sich aus diesem musikalischen Fundus bedienen.

Eine dieser Bands mit ihrer Hommage an die 60er, die mich beeindruckt hat, ist "Splitsville" mit der CD:

Splitsville "Presents… The Complete Pet Soul"
CD Houston Party records hpr 048 (spanisches Label) aus dem Jahr 2000

"Complete" deswegen, weil diese CD die 1998 erschienene EP, Pet Soul:
1 Overture
2 Caroline Knows
3 Sunshiny Daydream
4 The Love Songs Of B. Douglas Wilson

den Titel "I'll Never Fall In Love Again" von dem Sampler "What The World Needs Now...Big Deal Recording Artists Perform The Songs Of Burt Bacharach" und später entstandene Titel zu folgendem Tracklisting zusammenfasst

1 Overture 0:48
2 Forever 2:41
3 Aliceanna 3:39
4 Pretty People 3:08
5 Caroline Knows 3:06
6 Sunshiny Daydream 3:01
7 Tuesday Through Saturday 2:49
8 You Ought To Know 2:36
9 The Popular 3:42
10 The Love Songs Of B. Douglas Wilson 4:16
11 I'll Never Fall In Love Again 3:35

Matt Huseman vocals, guitar, bass, mellotron, magnus organ
Paul Krysiak vocals, bass, piano, guitar, accordeon, clarinet, banjo
Brandt Huseman vocals, drums, percussion,fretless & 6-string bass
wirh
Caroline Chetelat flute
Jonathan Janson baritone sax
Steve Sandkuhler congas
Andy Bopp percussion, 6-string-bass

"Pet Soul" ist natürlich eine direkte Hommage an Brian Wilson, wobei "The Love Songs Of B. Douglas Wilson" wahrscheinlich der beste musikalische Tribut seit "Brian Wilson" von den kanadischen Barenaked Ladies ist.
Die neuen Titel sind eine Hommage an die 60er der Beatles-Ära. "You Ought To Know" klingt als sei es ein Outtake des Revolver-Albums der Beatles. "Forever" hat musikalisch alles, was einen Power Pop-Klassiker ausmacht. "Aliceanna" eine gelungene melancholische Ballade. "Pretty People" einer der besten Kommentare zum TV seit Joe Jackson`s "Pretty Boys" oder Peter Gabriels "Games Withour Frontiers", nur eben viel catchier. Zur hohen Schule des Pop gehört "The Popular" mit seinem "Phil-Spector-Vibe".Wem es dann noch gelingt einen Burt Bacharach/Hal David-Klassiker vom Pop in den 10cc-Modus zu bringen und in die Ausblende den Refrain von "Video Killed The Radio-Star" einzuschmuggeln, der hat das Power Pop-Diplom mit Bravour bestanden.

Forever


Aliceanna


You Ought To Know


Pretty People


The Popular


The Love Song Of B. Douglas Wilson


I'll Never Fall In Love Again
vanye
Inventar
#14 erstellt: 25. Nov 2019, 22:54
Danke für diesen sehr liebevoll gemachten Thread. Da nehme ich gerne Platz!
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