Unterschied "normaler" LS und sog. Nahfeldmonitor??

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Chrissi1
Stammgast
#1 erstellt: 18. Jan 2006, 10:54
Hallo,

was macht den technischen/akustischen Unterschied zwischen o.g. Typen aus? Und was passiert wenn ich die Typen untereinander tausche? Sitze ich bei einem NFM ganz nah davor? Gibt es das sog. Stereodreieck, habe ich eine gewisse Tiefenstaffelung?
Ihr sehr Fragen über Fragen... Bitte um Hilfe. Habe unter der Rubrik "Hifi-Wissen" nicht gefunden, bin aber evtl auch zu blind

Danke und Grüße
Christian
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 19. Jan 2006, 12:39
Beim Nahfeld-Abhören habe ich in der Regel konstante Verhältnisse. Ich sitze am Mischpult und habe die Lautsprecher vor mir, meist auf die Pultoberkante gestellt. Das einzige Ding, das mich akustisch behindern kann, ist die Mischpult-Oberfläche. Sie kann den Schall reflektieren und damit bei einzelnen Frequenzen Auslöschungen erzielen. Daher wird die Abstrahlung in der Vertikalen möglichst eingeschränkt, um wenig Schallanteil auf die Pultoberfläche zu leiten.
Im Nahfeld spielt der Raum eine geringe Rolle, ebenso ist es weitgehend egal, ob sich noch andere Personen im Raum aufhalten. Ich kann mich also sehr gut auf das akustische Geschehen konzentrieren.
Nachteilig ist, dass die Abhörposition sehr eng eingeschränkt ist. Damit ist die eigentliche Arbeit am Pult schwierig. Kopfdrehen oder sich seitlich bewegen ergibt veränderte Schallintensität. Daher wird das Nahfeldabhören meist nur als kurzzeitige Kontrolle bei schwierigen Passagen verwendet.

Das normale Abhören (Mittelfeld, Fernfeld) bezieht zwangsläufig den Raum mit ein. Daher sind akustische Störungen durch Reflexionen (Fenster) oder Abschattungen (Monitore) wie auch unterschiedliche Absorptionen (Personen im Raum) unvermeidlich. Dafür ist die Abhörposition nicht so eng begrenzt, sodass die Arbeit am Mischpult überhaupt erst möglich wird. Und ausserdem hat diese Abhörsituation eher etwas mit dem Abhören zuhause zu tun. Und letztlich ist hier eine Basswiedergabe möglich, die bei den kleinen Nahfeldmonitoren nicht möglich ist.
Im Sinne einer möglichst weitgehenden Ausklammerung des Raums wird die Abstrahlcharakteristik der Monitorboxen bewusst gestaltet. So sind Mittel- und Hochtöner meist mit Schallführungen versehen.

Zu diesen beiden Abhörarten gehört(e) noch das Alternativabhören. Dies war besonders bei TV-Anstalten üblich. Hierbei werden kleine, bescheidene Boxen verwendet, die einen Klang entsprechend einem mittelpächtigen TV-Gerät besitzen. Man hat sich einige Zeit auf den Standpunkt gestellt, eine Sendung solle auch mit solchen Tröten anständig und ansprechend klingen. Man wollte mit dieser Berücksichtigung erreichen, dass jemand beim Durchzappen eher auf diesem Sender hängen blieb. Mit den heutigen elektronischen Mitteln (Optimod) hat sich dieses Thema aber erledigt und die Tröten sind verschwunden.
Chrissi1
Stammgast
#3 erstellt: 20. Jan 2006, 09:15
Hallo richie,

vielen Dank für Deine Ausführungen, jetzt bin ich wieder schlauer!!!
Aber eine Sache geht mir noch nicht in den Kopf: Es werden doch Lautsprecher verkauft (im Heimbereich) die als Monitor bezeichnet werden (leider fällt mir z.Zt. keiner ein). Haben die dann eine Doppelfunktion als Nah- und Mittel/Fernfeld LS? oder baue ich die LS wirklich so auf, das ich zu hause ganz nah davor sitze??

...zu den Tröten in den Fernsehern denke ich, dass das Problem immer noch schlimmer wird. Die meisten TV LS sind schon Müll. aber in in den Flachen sind sie noch viel mülliger. Aber das ist ein anderes Thema.
Grüße
Christian
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 20. Jan 2006, 13:52
Bezeichnen kann man vieles. So gibt es auch "Monitorboxen". Genau wie das Folgende ein Sportcoupé ist:
http://www.goggomobil.com/Galerie/Coupe/coupe.html

Wenn Du Dir mal die Websites ansiehst, wird es Dir sicher nochmals etwas klarer:
http://www.klein-hummel.de/html/studio/studio_index_g.htm
http://www.genelec.com/studio/studio.php
Die Unterschiede ob Midfield oder Nahfeld ist meist nur die Grösse der Box. Die technischen Daten unterscheiden sich nicht und in beiden Fällen versucht man, die Abstrahlung eher gebündelt vorzunehmen, um möglichst wenig problematische Reflexionen zu bekommen. Bei den Studiomonitoren wird einiges an Wissen investiert, was man bei Heimboxen oft vermisst. Und ausserdem sind die Anforderungen meist anders. Im Studio wird bewusst gehört, zuhause läuft die Anlage auch, wenn die Hausfrau in der Küche werkelt. Also soll die Box so breit streuen, dass auch da noch was ankommt.
stefle
Stammgast
#5 erstellt: 20. Jan 2006, 16:15
Eins ist noch nicht deutlich geworden. Die Bezeichnung "Monitor" hat erstmal nichts mit dem Abhörabstand zu tun. Das Wort "Nahfeldmonitor" fällt wohl auch deshalb so häufig, weil es nur wenige gibt, die für ihre Abmischungen einen großen Abhörraum betreiben können und deshalb eben auf Nahfelder zurückgreifen. "Monitor" deutet lediglich auf die Verwendung als "Kontroll"-LS hin, nicht auf die Größe. Monitore gibt es nicht nur im Studio - um die Abmischung zu kontrollieren -, sondern auch auf der Bühne, damit die Musiker sich selbst besser hören können. Das sind aber völlig verschiedene Konzepte. Studio-Monitore (also die zum Abmischen) haben eine besonders hoche Wiedergabequalität (neutraler Frequenzgang, gleichmäßiges Abstrahlverhalten, Verzerrungsfreiheit auch bei hohen Pegeln...), deshalb werden sie auch für den Heimbereich empfohlen.
Die Tiefenstaffelung beim Hören im Midfield (mit entsprechenden Midfield-Monitoren) muß im Heimbereich nicht unbedingt schlecht sein. richi44 hat ja schon geschrieben, daß durch das Abstrahlverhalten der Monitore die Raumeinfüsse so niedrig wie möglich gehalten werden.
Als billigste brauchbare gelten diese hier:
Aktiv: http://www.behringer.com/B2031A/index.cfm?lang=ger
Passiv: http://www.behringer.com/B2031P/index.cfm?lang=ger
(Beide Midfield, gibt's aber auch als Nahfelder)


[Beitrag von stefle am 20. Jan 2006, 16:26 bearbeitet]
Chrissi1
Stammgast
#6 erstellt: 20. Jan 2006, 17:06
dann gilt es somit schon fast als Adelstitel*, wenn Lautsprecher XY auch im Studiobereich Verwendung findet?


* hohe Qualität und neutrales Verhalten etc.
richi44
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 20. Jan 2006, 18:17
@ Christian
Ich nehm mal das TV-Studio und das Bild.
Da hast Du eine Reihe von Kameras und in der Regie eine Menge von Bildschirmen, So sind sämtliche Kameras auf je einem Bildschirm zu sehen, damit der Regisseur weiss, was jede Kamera drauf hat und welche er jetzt anwählen will. Bei diesen Bildschirmen geht es nicht um Qualität, sondern um Information. Aber ganz am Schluss ist da ein Monitor, der das abgehende Bild zeigt. Und dies muss ein Monitot hoher Güte sein, damit man nicht nur sieht, wer der Mörder ist, sondern ob das Blut auch echt wirkt.

Und so ist es beim Ton. Wenn der Regieraum gross genug ist (also kein Ü-Wagen), wird mit den grossen Boxen gearbeitet und nur gelegentlich mal auf das Nahefldabhören umgeschaltet. Neben diesen Monitoren, auf welchen man Diskussionen ebenso abmischt wie ein Rockkonzert oder eine Oper gibt es noch Hilfslautsprecher, über welche Quellen vorgehört werden (Positionierung einer CD) oder das Gegensprechen abgewickelt wird. Diese sind von der Qualität her keine Monitore, weil man sofort hören soll, dass es sich da nicht um einen Interviewpartner handelt, sondern um ein Gegensprechen.

Und nochmals zum Unterschied ob Nahfeld oder Midfield: Es ist praktisch nur die Grösse der Boxen. Um einigermassen eine vernünftige Abbildung zu bekommen (räumliche Tiefe ist übrigens eine Reduzierung der Lautstärke, der Höhen und eine Verstärkung des Halls, verbunden mit einer leichten Verzögerung. Eine Tiefe lässt sich vortäuschen, aber eigentlich nicht reproduzieren, weil das Gehör dafür nicht eingerichtet ist), muss der Lautsprecher den Schall möglichst punktförmig erzeugen. Bei grossen Membranen liegen die Schallzentren soweit auseinander, dass im Nahfeld die verschiedenen Zentren geortet werden können und somit der Schall frequenzabhängig springt. Also müssen die Lautsprecher relativ klein sein.
Und ausserdem hat man nicht nur beim TV einen Bildmonitor. Wenn Sichtkontakt zum Künstler nicht möglich ist, geht das halt über Bildschirm. Und bei den heutigen Mehrspuraufzeichnungen werden die Spuren wie am PC mit dem Waveeditor dargestellt. Ein weiterer Bildschirm (oder mehrere) ist für die Darstellung der Pultoberfläche nötig, weil längst nicht mehr alle Funktionen direkt regelbar sind, sondern über Menusteuerung abgerufen werden. Man hat also im Studio eine Menge Bildschirme, sodass grosse Boxen im Nahfeld gar keinen Platz hätten.
Im Normalfall kann man von einer Pulttiefe von mindestens 1m ausgehen. Die Nahfeldmonitore stehen auf der Pult-Oberkante, also etwa 1,2m vom Tonmeister entfernt und bilden den 60Grad-Winkel.
stefle
Stammgast
#8 erstellt: 21. Jan 2006, 03:29

richi44 schrieb:
Und dies muss ein Monitor hoher Güte sein, damit man nicht nur sieht, wer der Mörder ist, sondern ob das Blut auch echt wirkt.

Mich würde mal interessieren, welche Technik hier in den Studios eingesetzt wird. Röhre, LCD, Plasma?
Chrissi1
Stammgast
#9 erstellt: 21. Jan 2006, 11:07
Beim WDR in Bielefeld schauen die auf die gute alte Röhre. Beim Tag der offenen Tür nachgefragt und als Grund angegeben, das sie auch was darauf sehen wollen. Soviel dazu und 100%ig meine Meinung. Der Plasma o. LCD den ich gut finde ist noch nicht erfunden.
grüße
triebwerk
Neuling
#10 erstellt: 11. Feb 2006, 12:44
Zu dem Thema,
Ein Studio Monitor sollte folgende Merkmale aufweisen, eine untere Grenzfrequenz von 50 Hz tiefer bringt gar nix, eine genauigkeit von +/- 2,5 db
im Frequenzgang und vorallem keine Verzögerungen der Gruppenlaufteit aufweisen.
Bei einem Nahfeldmonitor wie schon beschrieben sitzt man meistens sehr dicht vor den Boxen so das tiefere Frequenzen überhaupt nicht wargenommen werden
können, besonders im Zusammenhang mit kleinen Räumen.
Die Ideale Abhörposition von 60 Grad kann sehr oft nicht eingehalten werden so das Abhörmonitore auf ein besseres Rundstrahlverhalten entwickelt werden
sollten. Ich denke maximal 120 Grad ist Ok. Per Box also 60 Grad.
Zu der Gruppenlaufzeit: Weisen die einzelnen Chassis untereinander größer Verzögerungszeiten auf passiert folgendes bei unterschiedlicher Hörpositionen nah fern verändert die Box stark den Sound.
Thats all

richi44
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 20. Feb 2006, 12:12
Bei Studioabhören werden zwar im Nahfeld kleine Boxen verwendet (hatten wir schon), aber im normalen Abhörabstand (Midfield) kommen doch recht grosse Dinger zum Einsatz, oft ergänzt durch Subwoofer (Genelec) mit einer Grenzfrequenz von unter 20 Hz!
Dies macht sehr wohl Sinn. Denn damit lassen sich tieffrequente Störsignale feststellen (Trittschall), die sonst unentdeckt bleiben.
Das Stereodreieck ist genormt mit seinen 60 Grad und das müssen schon abenteuerliche Studios sein, die da mit total 120 Grad Lautsprecherposition arbeiten. Wenn man will, kriegt man die 60 Grad immer hin.
Chrissi1
Stammgast
#12 erstellt: 20. Feb 2006, 14:47
Hi Richie
was heißt/bedeutet Genelec?

gruß
richi44
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 20. Feb 2006, 17:34
Genelec ist ein Fabrikat für Studiomonitore, wie K+H und andere. Diese haben verschiedene Boxengrössen im Programm und eben auch Subwoofer, die nicht nur in Surroundsystemen zum Einsatz kommen. Wir haben beim Schweizer Fernsehen mittlerweile fast alle Studios mit Monitoren dieser Marke bestückt.
Chrissi1
Stammgast
#14 erstellt: 20. Feb 2006, 21:14
"guck, wieder was gelernt!!!"
Noch kurz ´ne frage: Bist Du beim Schweizer Fernsehen oder bist bei einer Firma die das schweizer Fernsehen ausstattet.
Da bin ich ja doch ein wenig neidisch...
richi44
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 21. Feb 2006, 11:41
Erstens bin ich seit bald 2 Jahren in Rente, zweitens habe ich (nach Aufgabe des eigenen R-TV-Geschäftes) beim Schweizer Fernsehen 10 Jahre im Tonunterhalt gearbeitet und dann die weiteren 10 Jahre bei der Planung und Ausstattung der neuen Studios im Bereich Ton, Kommunikation und Signalisation.

Allerdings hatte ich auf die zu beschaffenden Geräte im Bereich Ton wenig Einfluss. Die Wahl wurde jeweils von den Anwendern (Tonregisseure) getroffen.

Speziell im Bereich Kommunikation war ich auch mit Sonderanfertigungen beschäftigt, also mit Geräten, die es so nicht zu kaufen gab. Solche Dinger wurden dann entweder hausintern gefertigt (Kleinstserien) oder bei unseren Zulieferern hergestellt.
Chrissi1
Stammgast
#16 erstellt: 21. Feb 2006, 20:21
Guck und noch was gelernt
Deukalion
Inventar
#17 erstellt: 28. Mrz 2006, 12:38
Hallo!
O.K. Ich verstehe: Nahfeld- Studio- Aktivmonitore bieten, auch für den Nichtprofi sprich Heimanwender, eine phantastische Möglichkeit, Aufnahmen möglichst naturgetreu zu hören. Im Nahfeld wird bei diesen LS eher der Aufnahmeraum in seinen Gegebenheiten abgebildet, die Einflüsse des Wiedergaberaumes (ungünstige Raumakustik etc) treten im Nahfeld dagegen zurück. Instrumente sind exakt ortbar, keine „Schönung“ des Klanges, weitgehend linearer Frequenzgang etc.
Nun zu meinen Fragen: Wie sind die Wiedergabebedingungen von Nahfeldmonitoren, wenn man etwas weiter wegsitzt (sagen wir 2-3, statt der idealen 1 – 1,5 m)? Dann müsste ja die Bedeutung von Raumfaktoren zunehmen. Aber – mal naiv ausgedrückt- eine gute Wiederga-bequalität habe ich doch auch in größerer Distanz, oder?
Und: Der „Sweet- spot“ ist bei Studiomonitoren aufgrund der Abstrahlcharakteristik ja wohl sehr begrenzt, oder? Wie stark und schnell verändert sich die Wiedergabequalität, wenn der Hörer nicht im Sweet- Spot auf Achsenhöhe sitzt? Wieder etwas naiv ausgedrückt: Kann man mit den Dingern auch Freude an der Musik haben, wenn man, quer zur idealen Hörachse auf dem Bett liegend Musik hört?
Das sind Fragen eines an Profi- Monitoren interessierten mit Begeisterung hörenden Laien. Hat einer der Profis Antworten?
Danke
Hartmut
stefle
Stammgast
#18 erstellt: 28. Mrz 2006, 14:31
Ich habe selbst Nahfelder. Außerhalb des Sweetspots läßt natürlich der richtige Raumeindruck (Ortung, Tiefenstaffelung) nach, die Klangfarbe ist aber noch akzeptabel. Bei idealem Bündelungsverlauf wird der Klang einfach leiser, bleibt jedoch unverfärbt. Hifi-Lautsprecher die ungleichmäßig Bündeln, also in bestimmten Frquenzbereichen abrupte Sprünge in der Richtcharakterisik haben, klingen außerhalb des Sweetspots wahrscheinlich noch viel schlechter als gute Studiolautsprecher.
Für größere Abstände sind Nahfelder wohl deshalb nicht so gut geeignet, weil sie im Baß nicht mehr so hohe Pegel verzerrungsfrei produzieren können. Man kann aber einen Subwoofer betreiben zum Ausgleich. Es müssen keine Nahfelder sein. Größere Studiomonitore für größere Hörabstände bündeln noch stäker (und auch gleichmäßiger, weil die Bündelung tiefer in den Baßbereich hinuntergeht).


[Beitrag von stefle am 28. Mrz 2006, 14:33 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 28. Mrz 2006, 17:00
Ein Studio-Abhören ist ein Werkzeug. Ein Tonregisseur oder Tonmeister braucht zur Beurteilung seiner Arbeit ein entsprechendes Werkzeug. Ist ist daher bei diesen Dingern nie die Frage, wie sie sich ausserhalb des optimalen Abhörpunktes benehmen. Sie müssen einfach so konstruiert sein, dass sie nicht durch zu viele und ungleichmässige Raumreflexionen das Klangbild am Abhörpunkt stören.

Du möchtest auf dem Bett Deine Musik geniessen. Dabei ist die Abhörqualität wichtig. Aber noch wichtiger ist, dass Du Deine Musik nach Deiner momentanen Stimmung hörst. Und genau das ist beim Tonmeister nicht der Fall.
Ich kenne einen Tonmeister, der begeisterter Opernliebhaber ist. Wenn es beim Fernsehen etwas mit Opern gibt, ist er meistens mit dabei. Aber ermuss genau so eine Volksmusiksendung abmischen oder eine Diskussion. Und daher ist das Werkzeug doppelt wichtig. Er kennt die Sprecher und ihre Stimme in Natura. Er kann somit mit den Moniroren die Mischung so vornehmen, dass der Klang der Stimme passt. Ob ihn die Diskussion interessiert oder nicht, ist dabei zweitrangig.

Damit will ich andeuten, dass die möglichst unverfälschte Wiedergabe als Arbeitsinstrument unabdingbar ist. Emotionen haben da keinen Platz.
Ob Du zuhause auf dem Bett emotionslos hören willst oder so etwas gebannt vor den Boxen am optimalen Abhörpunkt tust, ist Deine Sache. Aber wenn die Emotionen ins Spiel kommen, ist die 100% Wiedergabe nicht mehr sooo wichtig.
KSTR
Inventar
#20 erstellt: 28. Mrz 2006, 19:50
Richi hat das ja schon sehr treffend alles zusammengefasst...

Ich höre (als Musikkonsument wie Hobbyproduzent und Musiker) fast alles und fast immer mit meinen aktiven Tannoy Koaxial-Monitoren. Die sind zwar Low-Budget und eigentlich nicht im geringsten High-End, aber durch das Koaxial/Horn-Prinzip extrem nahfeldtauglich (90cm) und ausgeglichen im seitlichen Abstrahlverhalten, dadurch bis auf den Bassbereich recht unabhängig vom Raum. Damit höre ich jetzt endlich wirkliches räumliches Stereo und halbwegs realistische Klangfarben -- was mir auch persönlich recht wichtig ist.

Aber wenn ich gemütlich oder richtig laut (und gar beschwippst) Musik hören will, dann kommen mein alten JBLs an den Start, mit ihrem tiefbassigen Wummer-Weichspülsound. Da gibts dann halt kein sauberes Stereo mehr, alles kommt von irgendwo undefiniert, aber schön ist es in dem Moment trotzdem.

Und für die Zukunft kommt noch fürs emotionale Hören ein grosses frontgeladenes Breitbänder-Horn, sobald ich mir das leisten kann...

Egal in welcher Variante achte ich aber immer auf korrekte Aufstellung und optimalen Hörplatz, das bringt halt doch am meisten.
Deukalion
Inventar
#21 erstellt: 28. Mrz 2006, 21:01
Hallo stefle, richi44 und KSTR!
Vielen Dank für eure schnellen und sehr informativen Antworten!

@stefle:
Wenn ich dich richtig verstehe, bringen Nahfeldmonitore (anders als der Name vermuten lässt) bei einem etwas größeren Abhörabstand, sofern man die LS genau ausrichtet und den Sweet Spot einnimmt, keine bedeutenden Klangnachteile: Wie normale LS klingen sie nur etwas leiser, was man durch Erhöhen der Lautstärke ja auch kompensieren kann. Ein Verlassen des Sweet-Spot führt zu weniger Ortbarkeit und Tiefenstaffelung (klar) aber nicht zu dramatischen Klangverfärbungen. Wenn ich das so richtig verstanden habe, beruhigt mich das sehr.
Danke!
Hartmut
stefle
Stammgast
#22 erstellt: 28. Mrz 2006, 21:30
@Hartmut
Correct. Man kann Nahfelder baßmäßig halt nicht so strapazieren. Man kann aber auch große Boxen im Nahfeld hören, wenn man eine etwas geringere Abbildungsschärfe in Kauf nimmt. (Der Abstand zwischen Hoch- und Tief/Mittel-Töner wird eventuell hörbar.) Willst Du dich auf den Hörabstand (noch) nicht festlegen?
KSTR hat das mit "Weichspülsound" schon gut beschrieben. Studiomonitore klingen im Vergleich zu den meisten Hifi-Boxen eher hell und "präzise", meines Erachtens eben realistisch. Manche empfinden das als steril.
Deukalion
Inventar
#23 erstellt: 28. Mrz 2006, 21:55
@richi44 und KSTR:
Durch Eure sehr informativen Antworten habe ich glaube ich erst verstanden, dass in meinem Beitrag #17 noch eine andere Frage steckt:
Wenn ich mir aktive Studio- Monitore kaufen sollte (ich liebäugele i. A. mit den K+H O 300D!), so geht es mir dabei in erster Linie um möglichst naturgetreue Wiedergabe. Ich höre sehr viel Klassik und möchte genau den Klang der einzelnen Instrumente mit ihren individuellen Klangfarben hören, auch will ich ein möglichst naturgetreues akustisches Abbild des Aufnahmeraumes haben. Ich will es sozusagen "genau wissen". Bin dann auch bereit, zu tolerieren dass mir ein Studiomonitor vor Ohren führt, dass einige nicht so gut aufgenommene Aufnahmen entsprechend klingen.

Aber andererseits gibt es Stimmungen und Hörsituationen, in denen ich es quasi "so genau auch wieder nicht wissen wollte", dann liege ich auf dem Bett und träume, statt auf Detailinformationen aus zu sein!
Das ist glaube ich das, was du, KSTR, meintest, als du schriebst:

Aber wenn ich gemütlich oder richtig laut (und gar beschwippst) Musik hören will, dann kommen mein alten JBLs an den Start, mit ihrem tiefbassigen Wummer-Weichspülsound. Da gibts dann halt kein sauberes Stereo mehr, alles kommt von irgendwo undefiniert, aber schön ist es in dem Moment trotzdem.


Die Frage wäre also: Braucht man nicht eigentlich mindestens 2 Paar LS: Je nach Stimmung ein Paar Monitore, wenn man es "genau wissen will" und ein Paar andere, quasi gnädigere, wenn man "7 gerade sein lassen will"

Aber durch den Beitrag von Stefle kann ich mir diese Frage fast selbst beantworten: auch Monitore bieten, wenn man (auf dem Bett liegend ) quer zur normalen Hörachse hört, genügend diffusionerzeugende Raumschallinformationen, dass der Klang weicher, gnädiger als im Sweet Spot wird, ohne dass es gleich zu dramatischen Klangverfärbungen kommt.
Grüße
Hartmut
stefle
Stammgast
#24 erstellt: 29. Mrz 2006, 01:59
Wenn Du Matschklang willst, dreh die Dinger einfach zur Wand, dann hast Du nur noch Reflexionen. Die kleinen Dipol-Würfelchen einiger Low-End-Surround-Anlagen machen einen ähnlichen Effekt. Wärme bekommst Du, indem Du einen EQ oder Vorverstärker mit Klangregelung vorschaltest, Bässe hoch, Höhen runter.

Mit den O300D kannst Du wirklich nichts falsch machen. Hätte ich auch gern. Gehen auch gut nah.
richi44
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 29. Mrz 2006, 08:54
Ich bin nicht unbedingt K+H-Fan. Diese Firma hat schon einiges gebaut, das zwar bei deutschen Rundfunkanstalten eingesetzt wurde, im internationalen Vergleich aber nicht zur Spitze gehörte. Im Schweizer Fernsehen, waren bisweilen verschiedene K+H im Einsatz, wurde aber laufend durch andere Fabrikate ersetzt, so durch
http://www.me-geithain.de/
und vor allem durch
http://www.genelec.com/
stefle
Stammgast
#26 erstellt: 29. Mrz 2006, 11:26
Daß K+H international nicht zur Spitze gehört, wage ich zu bezweifeln.
Wenn man aber so perfektionistisch sein möchte, wäre wohl zunächst der Frage der Raumakustik zu klären. (Ebenso: gewünschter Tiefbaß, Pegel, Hörabstand.) Die Frage nach dem Hersteller ließe sich dann auch leichter beantworten. Wenn man aber bereits bei K+H/MEG/Genelec angkommen ist, ist die Wahrscheinlichkeit, einen gravierenden Fehler zu machen, nicht mehr allzu hoch. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, daß Hartmut sich bei den besagten Herstellern ohne schlechtes Gewissen einfach von dem Aussehen der Boxen leiten lassen kann.
Deukalion
Inventar
#27 erstellt: 29. Mrz 2006, 12:53
stefle schrieb:

Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, daß Hartmut sich bei den besagten Herstellern ohne schlechtes Gewissen einfach von dem Aussehen der Boxen leiten lassen kann.

... und vom Preis: Die K+H O 300D haben als aktive geschlossene 3-Weg- Boxen einfach ein sehr gutes PLV!
- Gerade auch im Vergleich zu den beiden anderen, sicherlich sehr guten, von rich44 genannten Firmen, oder?

Das Design der Studio- Monitore wird ja eher häufig bekritelt - ich muß sagen, mir gefällt gerade das technische "Form follows function"- Design der Monitore ausgesprochen gut!!

Grüße
Hartmut
KSTR
Inventar
#28 erstellt: 29. Mrz 2006, 14:06
Also für Klassik wichtig ist ja vor allem ein präziser Mittenbereich, deswegen ist auf jeden Fall ein 3-Weger zu empfehlen. Ohne sie genau zu kennen denke ich auch dass die O300D dafür (und vom PLV, etc) sicher eine sehr gute Wahl ist.

Bei Monitoren in der Oberliga ist alles übrigens genauso Glaubensfrage und vor allem eine Gewöhnungssache. Wenn man sein Setup über Jahre kennt und nicht groß verändert, dann kann man auch mit "Schrott" sehr gute Ergebnisse haben, bekanntestes Beispiel ist glaube ich Bob Ludwig (bekannter Mastering-Ingenieur), der seit Jahren auf Speakern mastert, die objektiv totaler Müll sein sollen, lt. Fachkreisen.

@Richi: also die älteren aktiven Genelecs (1029A..1031A) waren aber ganz massive Klirrbomben in den Höhen, bei höheren Lautstärken, weil der Amp nicht gut war. Habe mich damals zwischen den Tannoys und den Genelecs 1029A entscheiden müssen... zugunsten der Tannoy 600A, trotz deren Verfärbungen des HT-Horns (obwohl die damals noch nicht modifiziert waren, also man muss da unbedingt das Netzteil dämpfen). Klassik können die aber nicht besonders (weil der 6.5" Polyprop-Bass auch die Mitten machen muss, was nicht wirklich sauber geht).

Grüße, Klaus
Albus
Inventar
#29 erstellt: 29. Mrz 2006, 14:12
Tag,

zwei Unterschieds-Aspekte sind noch eine Erwähnung wert. Echte Monitore sind auf Studio-Pegelfestigkeit angelegt, echte aktive Monitore haben (zu) häufig einen merklichen Störpegel.

Mit der Eigenschaft der Pegelfestigkeit (hohe Nutzlautstärke, insbesondere Basstauglichkeit) geht eine mangelnde Klangbalance bei geringen Lautstärken einher; im Wohnumfeld liegt offenbar die durchschnittliche Leistung bei 75 mW für übliche Zimmerlautstärke, 1 W resultiert gewöhnlich in Krach. Man mache also die Probe, bei welcher Leistung der Eindruck der natürlichen Reproduktion (durch einen Monitor) sich einstellt, ob auch bei 70-75 dBC oder erst bei mindestens 90 dBC. Mit der zeitlichen und Registerdurchhörbarkeit ist es nichts, hat man einen auf Pegel gemachten Monitor im Wohn-/Schlafzimmer. Der Kommentar eines Verkäufers warnt einen Interessenten vor: "Damit müssen Sie laut hören!" Also die Probe: Warm und klar auch bei geringer Lautstärke?

Das Restrauschen von echten Monitoren ist in leiser Umgebung ein (immer wieder unbegreifliches) Ärgernis. Man täusche sich nicht, Derartiges macht den Vorsatz der Entspannung zur Illusion. Ein geringer oder geringster Störpegel von nur 20 dBA ist etwas Seltenes (auch für die mehr oder weniger großen Namen).

Für einen Nicht-Werkzeughörer ist es durchaus störend, in der Konzentration auf die Arie der Königin der Nacht hören zu müssen (! Auflösungsvermögen), der Tonmensch hatte hier jetzt eben doch glatt die Stimme verkürzt.

Man mache besser auch diese Proben.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 29. Mrz 2006, 14:31 bearbeitet]
stefle
Stammgast
#30 erstellt: 29. Mrz 2006, 21:23
Das mit dem Restrauschen scheint mir arg übetrieben. Gerade in Wohnumgebung hat man viel mehr Hintergrundlärm als im Studio. So what? Kürzlich wurde hier im Forum auf das vernehmbare Trafobrummen der O500C hingewiesen. Das ist allerdings ein Lautsprecher, den man schon zu zweit tragen muß.
KSTR
Inventar
#31 erstellt: 30. Mrz 2006, 12:13
Der Einwand von Albus ist m.E. richtig... deshalb auf schaltbare Pegelabschwächer achten, und Monis nehmen, bei denen Vollausteuerung halt nicht gleich die volle Dröhnung von 50 oder 100 Watt oder so bedeutet, sonst leidet in der Tat der Fremdspannungsabstand, mit allen Folgen.

In der Hinsicht (auch mit Rauschen) bin ich mit den Aktiv-Tannoys in der +4dBu Einstellung aber vollkommen zufrieden. Habe mir allerdings auch schon überlegt, einen weiteren Abschwächer direkt an den Endstufen einzubauen, damit ich den Headroom der internen Vorstufe/Weiche (äh, auf OP275/TL074-Basis) sinnvoll ausfahren kann...
Deukalion
Inventar
#32 erstellt: 30. Mrz 2006, 13:03
Hallo Studiomonitor- Freunde!
Ich habe gestern die K + H O 300D bei einem anderen Forumsmitglied ausgiebig probegehört und dazu in einem passenden Thread einen ausführlichen Erfahrungsbericht geschirieben:
Wen es interessiert:
http://www.hifi-foru...10998&postID=179#179

Viele Grüße
Hartmut
Superignorant
Schaut ab und zu mal vorbei
#33 erstellt: 02. Feb 2009, 01:40
zitat:
Bei einem Nahfeldmonitor wie schon beschrieben sitzt man meistens sehr dicht vor den Boxen so das tiefere Frequenzen überhaupt nicht wargenommen werden


ich dachte monitore sind zum produzieren und bass is natürlich auch dabei
edin71
Inventar
#34 erstellt: 16. Mrz 2009, 13:46

KSTR schrieb:

Ich höre (als Musikkonsument wie Hobbyproduzent und Musiker) fast alles und fast immer mit meinen aktiven Tannoy Koaxial-Monitoren. Die sind zwar Low-Budget und eigentlich nicht im geringsten High-End, aber durch das Koaxial/Horn-Prinzip extrem nahfeldtauglich (90cm) und ausgeglichen im seitlichen Abstrahlverhalten, dadurch bis auf den Bassbereich recht unabhängig vom Raum.


Das Koax-Prinzip bringt also nur bei geringem Hörabstand die Vorteile gegenüber der "normalen/klasichen" versetzen Anordnung der Chasis (ohne Einpunktschalquelle).
Oder ?

Ich höre mit "normalen" HiFi-Boxen. Also keine aktive, obwohl ich es mir überlege auf aktiv umzusteigen.
Mein Hörabstand zu Hause beträgt ca 3,5 m.
Würde mir bei dieser Entfernung zu Boxen ein Koax (wie Tannoy Precision) Vorteile gegenüber einem "normalen" Midfiled bringen, oder ist es bei diesem Hörabstand egal ?

Welche Faktoren wären bei dieser Entfernung entscheidend ?
papa5
Ist häufiger hier
#35 erstellt: 08. Dez 2010, 08:55

edin71 schrieb:
...

Ich höre mit "normalen" HiFi-Boxen. Also keine aktive, obwohl ich es mir überlege auf aktiv umzusteigen.
Mein Hörabstand zu Hause beträgt ca 3,5 m.
Würde mir bei dieser Entfernung zu Boxen ein Koax (wie Tannoy Precision) Vorteile gegenüber einem "normalen" Midfiled bringen, oder ist es bei diesem Hörabstand egal ?

Welche Faktoren wären bei dieser Entfernung entscheidend ?


diese Frage würde mich auch interessieren. Speziell bei Tannoy Precision 6D
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LS-Kabel - vier Adern?
planetenvernichter am 13.10.2020  –  Letzte Antwort am 13.10.2020  –  3 Beiträge
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ViA-N am 07.03.2015  –  Letzte Antwort am 07.03.2015  –  6 Beiträge
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marc.aurel am 18.09.2011  –  Letzte Antwort am 21.09.2011  –  4 Beiträge
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