Was macht der Kondensator in der Heizspannung?

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Waldi2.0
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 27. Sep 2014, 00:25
Hallooo!

Schön, richtig viel los hier zur Zeit! Man merkt es wird kälter draußen, nur der Selbstbau-thread lahmt etwas, leider.

Nu zum Thema: Beim stöbern im Netz ist mir dieser Kondensator in der AC Heizung aufgefallen, mal mit 0,1µ, mal 1

Netzteil_Willi_12_08_2014

Sieht man auch nicht oft. Was macht der da? Schwingen verhindern, stabilisieren oder wie?
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 28. Sep 2014, 11:42
Ein bißchen Blindstrom fließen lassen - sonst nichts. Falls er zur Störunterdrückung (für Knackstörungen aus dem Netz, die es kapazitiv über den Netztrafo schaffen) da sein sollte, ist die Stelle ziemlich unglücklich gewählt.....und auch der Kapazitätswert dürfte angesichts der Niederohmigkeit des Heizkreises dafür nicht gerade üppig dimensioniert sein.

Grüße

Herbert
GüntherGünther
Inventar
#3 erstellt: 28. Sep 2014, 12:09
Hallo,

Was bringt es in diesem Falle, Bildstrom fließen zu lassen?

Grüße, Thomas
DB
Inventar
#4 erstellt: 28. Sep 2014, 12:28
Im Netz gibt es viel zu sehen, auch viel Unfug. Es ist zweckmäßiger, sich an Schaltpläne zu halten, die in einer Zeit entstanden, als noch flächendeckend mit Röhren gearbeitet wurde.


MfG
DB
pragmatiker
Administrator
#5 erstellt: 28. Sep 2014, 12:28

Was bringt es in diesem Falle, Bildstrom fließen zu lassen?

Es bringt nichts, hier Blindstrom fließen zu lassen - war bloß a bisserl eine Blödelei von mir. Ich kann in dem Kondensator keinen Sinn erkennen.

Wenn hochfrequente Impulsstörungen kapazitiv über einen Netztrafo drüberkommen, liegen sie auf der 6.3[V] / 6[A] (für 4 * EL34) Heizwicklung wegen der relativ geringen Windungszahl und der damit einhergehenden geringen räumlichen Ausdehnung (ca. 33[mm] Breite) dieser Wicklung (15 Sekundärwindungen (2.0[mm] CuL (3.14[mm²]) für 4 * EL34) der 6.3[V] Heizwicklung bei einem M102b Kern (180[VA]) @ 1.2[T] mit 504 Primärwindungen 0.63[mm] CuL (0.31[mm²]) für 230[V] Netzspannung) näherungsweise als Gleichtaktstörung auf - d.h. Betrag und Phase dieser Störung sind auf beiden Anschlüssen der Heizwicklung ganz grob gepeilt in etwa identisch. Wegen des ungefähr identischen Potentials an beiden Heizungsanschlüssen kann über den Kondensator näherungsweise überhaupt kein signifikanter hochfrequenter Störsignalstrom fließen, den er kurzschließen könnte. Wenn, dann müßte man den Störsignalstrom von beiden Heizanschlüssen mit je einem (richtig dimensionierten) Kondensator gegen das 0[V]-Potential der Schaltung (in der Regel Masse) führen - aber da kommt dann noch das gesamte Thema der Heizungssymmetrierung ("Entbrummung") mit in's Spiel (die in oben gezeigtem Schaltbildausriß nicht zu erkennen ist).

Abgesehen davon: Hochfrequente Entstörung (also EMV-Maßnahmen) von Stromversorgungsteilen macht man auf der Primärseite des Netztrafos mit einem geeigneten Netzfilter, sowie ggf. am (Halbleiter)Anodengleichrichter, um dessen Oberwellen zu dämpfen - jedoch nicht auf der Heizungsseite.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 28. Sep 2014, 12:57 bearbeitet]
Waldi2.0
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 28. Sep 2014, 22:21
Der Trion MK2 von Herrn Wankmiller auf Roehrenklingklang.de hat so einen in der Heizleitung, symetriert mit zwei 56 Ohm Widerständen und dazwischen 100nF. Und ich bin mir sicher ich hab das schon einmal gesehen. 1µF hat zb. sein Acrosound 6-50, was aber auch ein Schreibfehler oder was auch immer sein kann - die Heizleitung ist extra abgesichert.
Ich werd mal versuchen Herr Wankmiller zu erreichen und mal nett anfragen wie seine Sicht der Dinge ist.
Ob sinnvoll oder nicht, bin neugierig.

Die Sache mit dem Blindstrom fand ich lustig.

Danke für eure Zeit, bis denne!
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 29. Sep 2014, 09:20

Waldi2.0 (Beitrag #6) schrieb:
Die Sache mit dem Blindstrom fand ich lustig.

Wieso? Da fließt tatsächlich Blindstrom: Bei 6.3[V] Heizspannung, 1[µF] Kapazität und 50[Hz] Netzfrequenz immerhin ca. 2[mA]......

Grüße

Herbert
Pertinaxer
Stammgast
#8 erstellt: 11. Okt 2020, 15:22
Moin moin,

also die Sache mit dem Kondensator parallel zur Heizwicklung hat folgendes auf sich:
Durch die zunehmende Anzahl an Schaltnetzteilen im Haushalt nimmt der Gehalt an ünerwünschtem
HF-Schmutz im 230V Netz stetig zu.
Dieser HF Schmutz wird im Netztrafo zum Teil in die Sekundärwicklungen übertragen.
In der HV Wicklung ist das nicht sonderlich relevant, da naturgemäß Siebglieder folgen.
Die 6,3V Wicklung der AC Heizung gibt diesen HF Schmutz jedoch ungefiltert an die Röhrenheizung weiter,
er gelangt dorthin wohin man Ihn definitiv nicht haben will: Ins Zentrum jeder Röhre. Mit dem Folienkondensator
wird einfach HF jeglichen Ursprungs geblockt. 50 Cent die gut angelegt sind.

Die Idee ist übrigens nicht von mir sondern findet sich in sehr alter Fachliteratur wieder, die entstanden ist als es noch
keine Schaltnetzteile gab....

Gruss Pertinaxer
aka Röhrenklingklang
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 12. Okt 2020, 11:24
Servus Pertinaxer,

Pertinaxer (Beitrag #8) schrieb:
Dieser HF Schmutz wird im Netztrafo zum Teil in die Sekundärwicklungen übertragen.

richtig, aber: Das ist (u.a. wegen der geringen Windungszahl der Heizwicklung und der damit einhergehenden relativ geringen räumlichen Ausdehnung dieser Wicklung - gepaart mit der Niederohmigkeit an dieser Stelle) im Wesentlichen eine Gleichtaktstörung (gegen Masse bzw. das Kathodenpotential), gegen die ein Kondensator über der Heizwicklung so gut wie gar nichts hilft. Vermutlich deswegen habe ich einen solchen Kondensator in professionellen Geräten - z.B. über der Heizwicklung von alten Rohde & Schwarz Meßgeräten - noch nie gesehen, einen geerdeten Folienschirm (ggf. mit Schutzleiterdrossel und Schirm an Schaltungsmasse) zwischen Primär- und Sekundärwicklung des Netztrafos dagegen sehr wohl.

50 Cent die gut angelegt sind.

Hilft nix, schadet aber auch nicht - insofern: Paßt.

Die Idee ist übrigens nicht von mir sondern findet sich in sehr alter Fachliteratur wieder, die entstanden ist als es noch keine Schaltnetzteile gab....

Da wäre ich mal sehr an einer genauen Literaturquelle interessiert.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 12. Okt 2020, 11:27 bearbeitet]
Waldi2.0
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 13. Okt 2020, 18:30
Hallo liebe Leute,

in den letzten Jahren war ich mehr stiller Leser als aktiver Teilnehmer. Wenn auch meine hier eingangs gestellte Frage schon 7 Jahre her ist , (netten Kontakt hatte ich damals schon mit aka Röhrenklingklang) ist sie dennoch für mich irgendwie aktuell. Denn seid ca. 2 Monaten spielt bei mir zur vollsten Zufriedenheit ein etwas abgeänderter Trion MK2-Nachbau an Dipol-Lautsprechern (Monacor SP-205/8 mit HT-958PA als Rundstrahler und ein aktiver Sub mit 2 x HW-1206). Wie das Schicksal scheinbar so möchte, stell ich den Verstärker mal kurz vor. Von Neugier beflügelt baute ich einen SE-Verstärker, eben diesen Trion MK2. Bisher hörte ich mit einem PP-Verstärkerselbstbau mit der KT66 und der EF95, der problemlos läuft, dank der damaligen Hilfe von u.a. Herbert, Matthias, sb (selbstbauen) und DB. Der SE "zieht" mich momentan aber dennoch mehr in die Musik als der Gegentakter, erst recht als ein Transistor. Damit höre ich Alben nun oft komplett durch, anstatt sich durchzuzappen bis einem ein Lied gefällt. Und trotz der rel. rückschrittlich wirkenden Technik, ist es in diesem Fall klanglich eher ein Fortschritt. Mehr gibt es zum Klang nicht zu sagen. Störgeräusche gibt es absolut keine. Die Zusammenstellung einer eigenen Hifi-Anlage muss man eh nehmen wie ein Gericht, das bei jedem etwas anders schmeckt. Das Produkt ist schließlich eine Mischung aus Musik, Raumakustik, Technik, Hörvermögen ec. Solang die Emotionen, die der Musiker auf den Hörer übertragen möchte, aber halbwegs gut ankommen ist alles gut. Das passt hier, alles weitere ist willkommener Bonus. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, kommt bei mir sicherlich bald wieder der Wunsch nach Veränderung - kein Beinbruch, der Weg ist das Ziel.

Klanglich also top! Technisch habe ich einige Änderungen vornehmen müssen, da ich hier meine Restbestände aufgebraucht habe. Im Netzteil ist eine Siebdrossel verbaut, die Kapazitäten wurden halbiert und geringere Sicherungswerte (0,8 A) eingesetzt. An Stelle des Eingangs Rg,s sitzt nun ein 47k Stereo-Poti mit vorgeschalteten MKP-Kondensatoren. Die Lautstärke reicht in meinem Fall trotz "nur" 4 Watt pro Kanal und ohne Vorverstärker direkt am Player bzw. Wandler zum laut hören (Lautsprecherwirkungsgrad ca. 90-92db). Meine EL34 oder auch meine 6CA7 Endpentoden (Pseudotriode) bekamen noch Schirmgitterwiderstände (220 Ohm) zum Schutz. So auch parallel am AÜ-Ausgang plus 1nF-Glimmer. Als Folienkondensatoren im Signalweg sind hier günstige MKP10 und Int. QS verbaut, an den Kathoden-R,s der Endröhren raue 150µ Elkos von Mundorf mit Styroflexbypass 2,2nF. Auch der besagte C in der Heizspannung ist verbaut. Ein Berührungsschutz und Aufkleber mit Warnhinweisen (Hitze/Hochspannung) sind in der Mache. Das "Finish" fehlt noch. Eine Vorstellung meiner Anlage folgt.

Ein wirklich schöner SE-Verstärker ist das, der sich dort auf Röhrenklingklang findet, eine Bereicherung für die Szene. Vielen Dank Pertinaxer.

LG Waldi
pragmatiker
Administrator
#11 erstellt: 13. Okt 2020, 19:08

Waldi2.0 (Beitrag #10) schrieb:
Wenn auch meine hier eingangs gestellte Frage schon 7 Jahre her ist

Ist mir durchaus aufgefallen - aber: in der Röhrenwelt ticken die Uhren etwas anders, und das ist gut so.

Grüße

Herbert
Pertinaxer
Stammgast
#12 erstellt: 13. Okt 2020, 19:10
Hallo Waldi,
vielen Dank, freut mich daß er gefällt, genau das ist der Sinn der Sache:
Nicht einfach nachbauen, sondern der Spaß am experimentieren.

Hallo Herbert,
mehrere Quellen, was mir ad hoc einfällt: Einmal z.B. im Schaltplan der Siemens Kammermusik Schatulle M57, da bin ich zufällig drauf gestoßen,
als mir einer der primärseitigen 5nF Teerkondis (die sicherlich auch zum abblocken von HF dienen) geplatzt ist. Dort sind beide Heizwicklungen HF verblockt. Dann z.B. im DARC Einstieg in die Amateurfunktechnik (Mitte der 80er Jahre....)
eigentlich kein "Röhrenbuch", aber es enthält trotzdem einige Hinweise auf Röhrenschaltungen. Ist natürlich eher HF lastig.

Beste Grüße
Pertinaxer
Waldi2.0
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 13. Okt 2020, 19:41
Hallo

wohl wahr, Herbert..

Ich hätte gern mal einige Bilder hochgeladen, aber irgendwie will meine moderne Technik grad nicht. Den Flug zum Mars sehe ich noch nicht in naher Zukunft.

LG Waldi
pragmatiker
Administrator
#14 erstellt: 13. Okt 2020, 20:33
Servus zusammen,

Pertinaxer (Beitrag #12) schrieb:
Schaltplan der Siemens Kammermusik Schatulle M57, da bin ich zufällig drauf gestoßen, als mir einer der primärseitigen 5nF Teerkondis (die sicherlich auch zum abblocken von HF dienen) geplatzt ist.

So, wie das schaltungstechnisch in der "Siemens Kammermusikschatulle M57" gelöst ist, ist das auch durchaus sinnvoll und genau wie von mir genannt gelöst (o.k. - über die Kapazitätswerte von 2 x 5[nF] läßt sich angesichts der Niederohmigkeit an dieser Schaltungsstelle streiten) - hier werden ja die Gleichtaktstörungen an jedem der beiden Heizungsanschlüsse "A" und "B" über zwei Kondensatoren nach Masse abgeleitet (was bei einem einzelnen Kondensator, der ohne Massebezug ausschließlich nur über der Heizwicklung liegt, nicht der Fall ist):


In höherauflösend: https://s12.directupload.net/images/201013/hplouqko.jpg


Dann z.B. im DARC Einstieg in die Amateurfunktechnik (Mitte der 80er Jahre....) eigentlich kein "Röhrenbuch", aber es enthält trotzdem einige Hinweise auf Röhrenschaltungen. Ist natürlich eher HF lastig.

Dieses Dokument habe ich auf die Schnelle noch nicht gefunden - wenn ich es finde, werd' ich mich hier rühren.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 13. Okt 2020, 20:35 bearbeitet]
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