alter Plattenspieler DDR - Reparatur

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ACDCACDC
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 21. Jan 2020, 17:02
Halli Hallo...,
ich habe hier einen alten RFT-Plattenspieler aus DDR Zeiten liegen. Ich weiß, ich weiß... es ist kein HIFI-Gerät, aber dennoch möchte ich dieses Gerät nicht entsorgen. Irgendwie ist es kultig und meiner Meinung nach viel zu schade zum wegschmeißen. Aber nun zu meinem Problem: an dem Verstärker funktioniert der eine Kanal nicht. Nach grobem Drüberschauen entdeckte ich einen durchgebrannten Widerstand (RE148). Nach Austausch dessen (ich habe sogar noch den original-Typen bekommen) das gleiche Spiel - durchgebrannt. Jetzt bin ich eher der Hobbybastler und bin mir nicht ganz sicher wie ich weitermache. Sicher bin ich mir fast dass entweder T124 oder T126 defekt sein müßte. Gibt es evtl. ein schnelles Verfahren um einen defekten Kandidaten zu identifizieren?. Meine Überlegung wäre ansonsten auslöten und durchmessen..., das wollte ich mir aber (wenn es geht) ersparen. Diodentest, Widerstandsmessung usw. wären kein Problem. Hier ist übrigens der Schaltplan zum Gerät, hoffe ich trete hier keinen auf die Füße...
Schaltplan Rubin 2020
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 21. Jan 2020, 17:32
Man kann schon in vielen Fällen - nicht allen - auf der Platine messen. Zumindest kann man feststellen, ob Transistoren im Inneren "durchlegiert" sind - also einen Kurzschluss haben.
Machen wir zwei Beispiele:
Wenn R148 wieder ersetzt wurde, liefert die Messung zwischen Emitter und Basis von T126 (Endstufe) 5,6Ohm - und zwar auch wenn man die Polung (also die Messspitzen) vertauscht. Erklärung: die Strecke über die Widerstände R148 und R151 dominiert den Messwert. Hier würde man nur dann auf einen defekten Transistor schließen können, wenn das Ergebnis "0" wäre.

Nehmen wir T121 und messen ebenfalls zwischen Basis und Emitter (2x mit vertauschter Polung):
Hier können wir gute Ergebnisse erwarten, weil der "Umgehungsweg" über R133, das Poti R119 schluießlich über C131 (und noch R131) führt.
Der Kondensator unterbricht hier quasi den störenden Stromweg der Messung.

Dennoch würde ich alle Transistoren auslöten. Dann kann man nämlich alle Widerstände und auch Kondensatoren prüfen.
Ich befürchte nämlich, dass die Elkos größtenteils defekt/ausgetrocknet sind und vielleicht sogar die Quelle des Übels sind.

Alle Bauteile sind billig. In diesem Fall würde ich also zu einer größeren Tauschaktion raten. Vorher unbedingt gute Photos machen, um die Polung von Dioden und Elkos zu dokumentieren. Bei Widerständen auch auf die Leistung (Watt) achten. Ersatztypen von Transistoren können eine andere Pin-Abfolge haben. Die Dioden können durch 1N4148 ersetzt werden. Die Endstufen-Transistoren z.B. BD 137/BD138 .


[Beitrag von CarlM. am 21. Jan 2020, 17:34 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#3 erstellt: 21. Jan 2020, 23:06
Diese Transistoren kann man relativ einfach und relativ sicher mit den Diodentester des Multimeters prüfen. Der Transistor verhält sich im intakten Zustand wie 2 Dioden "Diode" B-C und "Diode" B-E, in einer Richtung wird eine Durchlassspannung, wie bei einer Diode, um die ca. 0,6 Volt im Diodentest am Multimeter angezeigt, in den anderen Richtung = Offen, das Mulimeter zeigt dann nichts an. Die Strecke C-E ist in beide Richtungen offen.
Hier findet man das Diodenersatzschaltbild.
u.a. auf
https://de.wikipedia.org/wiki/Bipolartransistor

Defekte Transistoren gerade aus den Endstufen, haben meist einen Kurzschluss, sind selten offen.
Zum Testen der Transistoren, am besten diese ausbauen, wurde bereits schon gesagt.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 22. Jan 2020, 09:54 bearbeitet]
ACDCACDC
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 26. Jan 2020, 16:30
Hallo, ich habe die Transistoren gemessen - T126 hätte Kurzschluss zwischen C/E. Nach Austausch des T126 (Ersatztyp ist der BC236) fliegt mir jetzt ständig die 2,5A Sicherung. Naja, zumindest ein Teilerfolg. Gibt es evtl. weitere Ansätze?
CarlM.
Inventar
#5 erstellt: 26. Jan 2020, 16:49
Ersatztype ist ein BD236 ... ein einziger Buchstabe, der einen riesengroßen Unterschied macht.

Abgesehen davon gibt es bei diesen alten Geräten unzählige Fehlermöglichkeiten.
Eine systematische Vorgehensweise würde bei gezogenem Netzstecker alle Bauteile - insbesondere auch die alten Elkos/Kondensatoren - umfassen.
Wenn die Sicherung durchbrennt, sollte schon jetzt irgendwo bei gezogenem Netzstecker ein Kurzschluss messbar sein.
ACDCACDC
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 26. Jan 2020, 17:10
Ich nochmal...,
ich hatte den BD236 als Ersatztyp verbaut. Das mit dem BC... war ein Schreibfehler...
Bollze
Inventar
#7 erstellt: 27. Jan 2020, 13:36
Wahrscheinlich istder neue Transistor wieder im Eimer.
Grundsätzlich bei DDR-Geräten, mit den Ohmeter den Kontakt zwischen Sicherung und Sicherungshalter prüfen. Er sollte nahe null Ohm sein. Achtung die Sicherungshalter sind meist morsch, brechen, einmal angebrochen sind sie unbrauchbar.

Zum Schutz der neuen Bauteile bei der Reparatur/Test, die primäre Sicherung (400mA) raus und Glühlampe mit ca, 25.. 40 Watt in Reihe rein, als Absicherung reinbauen. Das schützt die neuen Bauteile.
Als erste würde ich mal die Gleichrichtung und Siebung prüfen, vielleicht hat es da was mit in den Tod gerissen. -> Die beiden Endstufen abklemmen, anschalten, die 2,5 A flink Sicherungen dürfte nicht mehr fliegen bzw die Lampe muss bestenfalls kurz aufklimmen und auf jedenfall ausgehen, dann ist die Spannungsversorgung kurzschlussfrei,
Nun kann man die Endstufen wieder anklemmen.

Der BD 236 ist keine würdiger Ersatz für den russischen KT816 kann 3 A . Der BD kann 1 Ampere weniger. Himm, eigentlich müssen auch 2 A reichen.
Von den DDR-Typen wäre der SD346 der Ersatz, (3A )
Genrell sollte man beide Endtransistoren ersetzen, bzw zwei gleiche Typen sollten es sein. Ich bin da noch penibler. Ich kaufe oder nehme bis zu 10 neue Transistoren, messe alle deren Verstärkungsfaktor und suche mir die beiden ähnlichsten Transistoren raus. Fast jedes Multimeter bietet die HFE ( Verstärkungsfaktor) an. Differenz unter 20 % ist gut.
Die End-Transistoren sollte mit der Glimmerscheibe auf die Kühlung geschraubt werden, weil es sonst Kurzschlüsse geben kann. Also, wenn original ein Glimmerscheibe dazwischen war gehört die wieder dahin, sie sollte unbeschädigt sein. Transistoren nicht verpolen.
Ein Hinweis zur Fehlersuche
Transistoren die in Betrieb sind, haben ca. 0,6 Volt DC zwischen B und E. Weicht der Wert stark ab, dann ist was faul, weicht der Wert nicht ab, heisst aber noch lange nicht, dass das alles in Ordnung ist

Die Elkos mal prüfen auf Kurzschluss, wenn man kann, dann mal Kapazität, noch besser ESR ( Blindwiderstand) prüfen, Weisse Elkos, die sogenannten "Schneemänner" auf jedenfall ersetzen.
Die alten Trimmer können defekt sein oder Aussetzen, Korrosion, sporadische Macken
Trimmer R154 Ruhestrom, so einstellen, dass am R151 sich ca. 20 mV (DC) einstellen. Das sind 40 mA Ruhstrom, sollte passen. Zu hoher Ruhestrom lässt die Endstufe sich aufheizen, Halbleiter können überhitzen, Sicherungen rausfliegen
R139, so einstellen, dass am Messpunkt 4R ( zwischen den Endtransistoren) die halbe Versorgungsspannung (DC) sich einstellt.
Messungen bei warmer Endstufe nochmal prüfen, ohne Signal messen.
Ausser bei R142, dazu Balanceregler am Gerät auf Mitte drehen, R142 auf gleiche Lautstärke beider Endstufen einstellen. Ich mache das nach Gehör, hauptsache es passt.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 27. Jan 2020, 14:06 bearbeitet]
ACDCACDC
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 27. Jan 2020, 20:44
Danke für die ausführliche Anleitung. Werde mich demnächst nochmal dran setzen und weiter werkeln...
ACDCACDC
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 16. Feb 2020, 21:18
Hallo... ich wieder...,
ich hatte heute etwas Zeit um "weiter zu werkeln".
Die BD236 hat es sofort wieder zerschossen. Habe mir dann Originale KT816B in der Bucht aus Lettland bestellt. Das sind die russischen Originaltypen... Leider so gealtert dass nach 2 mal hin und her biegen die Anschlüsse abgebrochen sind. Habe sie aber nach einigen hin und her reklamieren können. Dann habe ich mir 2 Stück 2N4920G bestellt und eingebaut. Dann noch schnell eine Strombegrenzungslampe mit "eingeschleust" (sehr guter Tip) und bestromt. Unauffälliges Verhalten, keine Hitzeentwicklung... mal mit Lautsprechern betrieben und siehe da... alles gut. Der gute alte Dreher läuft wieder wunderbar - auch Dank Eurer Hilfe.
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