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David Lynch - Interpretation

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istef
Inventar
#1 erstellt: 18. Feb 2005, 18:07
So liebe Lynch-Versteher und solche die es werden wollen. Nachdem ich in einem Thread das Maul etwas voll genommen habe und behauptet habe dass Lynch-Movies perfekt Sinn machen, wurde ich per PM aufgefordert, Lost Highway zu erklären und zu beweisen! Liebe Grüsse an Christian an dieser Stelle....

Ich muss sagen ich hab den Film nun ewig nicht mehr gesehen und muss schauen ob ich noch alle Infos zusammentragen kann ohne jetzt zu googeln. Folgende Interpretation macht in meinen Augen am meisten Sinn:

Seine Frau ist im Prinzip schon von Anfang an tot. Manche behaupten sogar, man sehe in der ersten Sequenz als er eine raucht Blut im Hintergrund. Dass Sie ihn ja betrogen hat ist wohl klar, was auch das Motiv für die Tat ist. Er wird geschnappt und verurteilt. Ab hier beginnt nun die wahre Komplexität des Films. Was hier nämlich geschieht ist nichts anders als dass Fred seine Tat bereut, sie aber nicht rückgängig machen kann und deswegen anfängt sich eine neue, nicht existente Wahrheit zurechtzudenken. Die Wandlung wird ja im Film bildlich dargestellt, was nämlich das Geheimnis des ganzen Films ist, das Bildliche. Lynch dreht den ganzen Film mit Symbolen. Dazu später mehr. Da dies aber in Realität nicht möglich ist, landet Fred quasi auf dem Lost Highway – verlorene Strasse. Schon David Bowie singt am Anfang „I’m Deranged“. Denn der Film beginnt auf dem Highway und endet auch wieder dort, nachdem Fred uns in seine Wahnwelt entführt hat. Quasi zurück zum Möglichen. Dies wird unterstrichen durch die Tatsache das Fred Musiker ist, und im Film eine Art Jazz spielt die sich in der Fachwelt „Fugue“ (oder so ähnlich) nennt, und ein Musikstil beschreibt, der normal anfängt, dann plötzlich ausbricht, verrückte Töne wiedergibt und schlussendlich wieder zum normalen zurückgeht.

Also, Fred beginnt nun in seinem Wahn sich der tatsächlichen Tat zu entziehen und nimmt eine neue Identität an, die des jungen Pete. Was ab jetzt passiert ist Fred’s Versuch, sich eine funktionierende Wahrheit OHNE mord zurechtzuschaffen. Da aber alles in seinem Geiste abläuft, bricht immer wieder die tatsächliche Wahrheit in seine Wunschwahrheit ein. Und dies erklärt Lynch anhand von Symbolen. Am deutlichsten wird dies anhand vom Mystery Man gezeigt, der „Rage“, also, Wut und Hass symbolisiert. Man sieht wie das Feuer rückwärts in die Hütte geht und der Mystery Man rauskommt. Dort entsteht wieder die Wut, die er ja versucht hatte abzulegen, da diese zu einem Mord geführt hat. Die Pornodarstellerin symbolisiert die Versuchung, der nach anfänglicher Zurückhaltung doch nicht widerstehen kann, was natürlich wieder zu einem Mord führt. Der Zustand von Fred verschlimmert sich von da an drastisch, was die Rückkehr zu seiner wahren Identität einleutet. Fred schafft es also nicht, die tatsächliche Wahrheit zu verdrängen und landet am Schluss wieder auf dem Lost Highway. Der Gangster dessen Namen ich vergessen habe symbolisiert seine Ängste, wobei ich in diesem Punkt nicht mehr ganz sicher bin. Also die Geschichte wiederholt sich, und er muss feststellen dass es kein Entkommen aus der Wahrheit gibt. Der Mystery Man hält ihm sogar die Kamera hin um ihm dies zu zeigen.

Der Beweis für seine Schizophrenie ist der, dass sich die Figuren am Anfang des Films vermischen, als er sich selber die Botschaft über die Fernsprechanlange überbringt, was ja unmöglich ist. Das ist der Punkt wo sich seine Persönlichkeiten quasi trennen. Der Zeitpunkt der Botschaft dürfte kurz nach der Ermordung sein. Die Videobotschaften hingegen symbolsieren sein Gewissen.

Alle Figuren im Detail zu erklären, und die Taten zu deuten ginge etwas zu weit, es ist aber möglich. Es gab mal sogar eine Abhandlung von Studenten verfasst, die jedes Detail interpretiert hatten, und so einen perfekt funktionierenden Film erklärt haben.

Zusammengefasst heisst dies, das eigentlich der gesamte Film nur in seinem Kopf abgeht, er aber immer wieder von der Wahrheit eingeholt wird.

Hoffe habe alles berücksichtigt. Diese Interpretation ist sicher nicht vollständig. Bin offen für Korrekturen oder Ergänzungen.

Gruuz
istef


[Beitrag von istef am 18. Feb 2005, 18:10 bearbeitet]
shanni
Inventar
#2 erstellt: 18. Feb 2005, 18:53
da bleibt mir nur zu sagen:

es ist ja noch alles viel schlimmer als ich dachte!
wenn DAS tatsächlich nun die zutreffende interpretation
dieses "werks" lost highway sein sollte, dann hab ich in
zukunft ja noch weniger lust, lynch zu ertragen.

muss das denn wirklich sein?!
...oder kann mir jemand einen logischen (zur abwechslung
zu lynch) grund nennen, wozu ein film so kompliziert sein
muss?!

und wenn es so ist, dann MÖCHTE ich den auch gar nicht
verstehen. Sorry!


[Beitrag von shanni am 18. Feb 2005, 18:56 bearbeitet]
istef
Inventar
#3 erstellt: 18. Feb 2005, 19:01
schon gut....das ist in ordnung. jedem das seine....ich will ja mit lynch auch nicht missionieren....jeder soll schauen was spass macht...

ich persönlich stehe bei filmen gerne vor schier unslösbaren aufgaben....

und ansonsten shanni, lynch hat noch THE STRAIGHT STORY und DER ELEFANTENMENSCH gemacht, bei denen du nix interpretieren musst, trotzdem geniale werke sind....

grüssle
istef
shanni
Inventar
#4 erstellt: 18. Feb 2005, 19:20
schon ok. hoffe, es ist jetzt nicht zu barsch rübergekommen.

ich brauch ja nicht wirklich eine absolut geradlinige
storyline. ein bisschen mysteriöses und einige unklarheiten,
meinetwegen (wenn es zum filmthema passt) ein komplizierter
plott können einen film schon wirklich zu was besonderem
machen.

aber interpretationen a la lost highway finde ich schon
arg übertrieben.
wenn lynch (davon ausgehend, dass deine interpretation
zutrifft) tatsächlich "so drauf" ist, dann sollte er sich
lieber als kryptograph beim CIA bewerben.

gruß
ich
istef
Inventar
#5 erstellt: 18. Feb 2005, 19:50

shanni schrieb:
schon ok. hoffe, es ist jetzt nicht zu barsch rübergekommen.

ich brauch ja nicht wirklich eine absolut geradlinige
storyline. ein bisschen mysteriöses und einige unklarheiten,
meinetwegen (wenn es zum filmthema passt) ein komplizierter
plott können einen film schon wirklich zu was besonderem
machen.

aber interpretationen a la lost highway finde ich schon
arg übertrieben.
wenn lynch (davon ausgehend, dass deine interpretation
zutrifft) tatsächlich "so drauf" ist, dann sollte er sich
lieber als kryptograph beim CIA bewerben.

gruß
ich :prost


no panic, habe ich überhaupt nicht als barsch aufgefasst.... und selbst wenn, hitzige diskussionen sind beim thema lynch meistens vorprogrammiert....

also die wenigen interviews die ich von ihm gesehen/gelesen habe, lassen schon drauf schliessen dass er in der tat so drauf ist....ich sag nur ERASERHEAD.....schau dir den mal an. dann wirst du ihm vermutlich die pest an den hals wünschen.....

gruuz
istef
-Christian-
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 18. Feb 2005, 21:54
Hallo,
meine eigene Interpretation (Die aber auch ziemlich einfach und ohne Hintergrundmaterial zusammengetragen sind, nur auf basierend, was im Film zu sehen war) Ich habe auch dauern darüber nachgedacht, wieso, weshalb, warum usw. Ich hatte fast genau die gleichen Gedanken die auch Istef hat. Habe dieser aber verworfen....

Egal wie man es dreht und wendet und wer auch immer der "Mistery man" ist (der mann mit dem unglaublichen grinsen am telefon usw.)
es führen alle Wege zum "PornoMafiosi" ?! Dieser Typ taucht dauernd iregndwie auf und ist ja im Prinzip auch die Wurzel allen übels. Vll. denke ich jetzt einfach zu "romantisch", aber ich glaube das Fred sich hofnungslos völlig in die Frau verliebt und an ihrem Umgang und "beruf" verzweifelt, es zerstört ihn. Am Ende schliesst sich der Kreislauf und er tötet (im Auftrag seiner selbst, des Mistery Mans??) die Wurzel allen Übels: Den PornoGuru und Gangster.

Ich muss zugeben das vieles nicht passt, aber alles läuft doch letztenendes auf den Mord an dem PornoGuru hinaus.. Ich habe mich versucht in freds situation zu versetzen (aber erst als er als Junge im Knast aufwacht) und bin so auf diese Interpretation gekommen. Was für mich ganz klar gegen die "alle sind einer" Lösung spricht ist die tatsache, das ja auch die Officer im gefängnis auf einmal völlig erstaunt sind wer da in der Zelle aufgewacht ist... ABer ich habe wahrscheinlich selbst einiges übersehen.


[Beitrag von -Christian- am 18. Feb 2005, 21:56 bearbeitet]
Schili
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 18. Feb 2005, 22:05
Diese ganze Geschichte der Transformation zieht sich wie ein roter Faden durch die Werke von Lynch. Er scheint von dieser Körper/Seelenwanderung geradezu besessen zu sein.

Es beginnt bei Twin Peaks und steuert über Lost Highway auf Mulholland Drive zu.

Ich persönlich versuche gar nicht erst die Symbolik eines Lynch komplett zu ergründen, sondern ergebe mich den wuchtigen und kraftvollen Bildern, Stimmungen und der Musik.

Das ist meine persönliche Faszination der Filme - ohne sie vollends begriffen zun haben, faszinieren und fesseln sie mich trotzdem und nehmen mich zu 100 % in ihren Bann.

Gruß, Schili
-Christian-
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 18. Feb 2005, 22:09

Schili schrieb:
Diese ganze Geschichte der Transformation zieht sich wie ein roter Faden durch die Werke von Lynch. Er scheint von dieser Körper/Seelenwanderung geradezu besessen zu sein.


Gut, das erklärt einiges... habe noch nicht all seine Filme gesehen..
Schili
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 18. Feb 2005, 22:12

Gut, das erklärt einiges... habe noch nicht all seine Filme gesehen..


Freu Dich nicht zu früh - eine Erklärung wird dadurch nicht einfacher...oder gar die Filme plausibler.

Gruß, Schili
istef
Inventar
#10 erstellt: 18. Feb 2005, 22:27
100% verstehen MUSS man sie auch nicht! ich wollte damit sagen, dass auch lynch filme absolut sinn machen und eine erklärbare handlung haben. er selbst erklärt seine filme NIE, hat aber in einem interview mal gesagt, dass er absichtlich gewisse elemente zur interpretation frei lässt, damit sich der zuschauer selber mit seinen eigenen gedanken und ideen damit beschäftigt. würde er seine filme fixfertig erklärt präsentieren, würde er quasi den intellekt des zuschauers blockieren. soviel dazu.

@christian
so gesehen muss nicht alles passen! das mit den wärtern ist so, weil das gar nicht wirklich passiert! der film ist zu diesem zeitpunkt bereits wahnvorstellung! das ist ja das geniale! den lynch gaukelt dem zuschauer vor, dass JETZT die unreale handlung beginnt, dabei befindet sich der zuschauer schon die ganze zeit in der wahnwelt und merkt es nichtmal! Quasi eine parallele zum film, denn fred merkt es offensichtlich auch nicht, da er ein schizo ist!

schili hat was ganz wichtiges gesagt, was abseits der ganzen interpretiererei die wahre faszination von lynch ausmacht. lynch versteht es perfekt mit seinen bildern eine ganz eigene welt zu schaffen. düster und geheimnisvoll. fast nicht von dieser welt, und doch absolut real. der geübte lynch-zuschauer merkt dies mit der zeit, dass er mit unzählig vielen details eine ganz eigene umgebung schafft. das beste beispiel für mich ist die wohnung in BLUE VELVET, welches für mich auch der beste lynch ist. schaut euch die mal an.....genial. besonders mit der beleuchtung und farben erreicht er unheimlich viel. z.b. die geliebten stehlampen. er zitiert sich oft selber. so z.B. der weisse zaun in lost highway, der eindeutig aus blue velvet "geklaut" ist.

im endeffekt darf jeder mit lynch machen was er will. man liebt ihn oder man hasst ihn....aber er fasziniert jeden.... und das macht ein genie aus...
bvolmert
Inventar
#11 erstellt: 18. Feb 2005, 23:14
Hallo,

Ich habe letzte Woche "Mulholland Drive" von Lynch gesehen.

Am Anfang hab ich kaum was verstanden, später dachte ich, doch einiges zu verstehn , und am Ende - habe ich gar nichts mehr kapiert!

Ich weiß auch nicht, ob Lynch überhaupt darauf aus ist, das man den Film eindeutig interpretieren kann.(wurde ja schon gesagt)
Ich war jedenfalls ziemlich verwirrt!

Trotzdem, wenn mir jemand die Story erklären kann - Gerne.
istef
Inventar
#12 erstellt: 19. Feb 2005, 01:05
also, das grundgerüst des films ist etwas einfacher als lost highway, aber sehr ähnlich:


Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

der halbe film ist eigentlich ihr wunschtraum von einer karriere in hollywood. und damit ist ein tatsächlicher traum gemeint. zu erkennen ganz am anfang wie sie sich aufs kissen legt. gefilmt aus ihrer sicht. auch ist der erste teil des films richtig overacted, sehr unrealistisch, z.b. die zwei lachenden alten am flughafen. die realität beginnt nach dem theaterbesuch. der hiess glaub ich silenzio oder so was in der art. ab diesem zeitpunkt sehen wir die wahre geschichte. dass sie nämlich nach hollywood kam, jedoch als schauspielerin keine karriere gemacht hat und kellnerin geworden ist. an die details kann ich mich auch nicht mehr so genau erinner. ich glaub da war noch geld im spiel, da sie einen killer beauftragt hatte oder sowas in der art. wenn man aber weiss dass die erste hälfte des film traum ist, kapiert man auch den rest.
Schili
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 19. Feb 2005, 01:23
Die größte Crux bei MD ist, dass es als 12-stündige(!) Mini-Serie geplant war. Da es den Verleihern zu düster war (wen wunderts?), wurde die ganze Geschichte auf gute 2 Stunden gerafft. Damit war Lynch überhaupt nicht zufrieden, aber hats halt durchgezogen. Ob ein Mehrteiler alles Rätsel des Film gelöst hätte, zweifle ich zumindest stark an..

Gruß, Schili
bvolmert
Inventar
#14 erstellt: 19. Feb 2005, 01:25
Hallo istef,

das der Film in zwei Teile geteilt ist, glaube ich auch. Also Realität auf der einen Seite und Traum/Wahn (wie auch immer) auf der anderen Seite.

Ich glaube aber nicht, daß der Theaterbesuch (Silencio ist richtig) den Schnitt darstellt - falls es überhaupt einen klaren Schnitt gibt.

Den Schnitt würde ich eher dort setzten, wo die Frauen mit dem Schlüssel das blaue Kästchen öffnen. Weil in dem Moment wird der Film in das "Kästchen gesaugt" , und alle Ereignisse danach passen logisch imho unmöglich zu den Ereignissen vor dem Öffnen des Kästchens.

Ob der Teil vor oder nach Öffnen des Kästchens nun real sein soll, weiß ich nicht!
istef
Inventar
#15 erstellt: 19. Feb 2005, 01:57
das könnte hinkommen. wie gesagt, ich hab ihn vor 2 jahren das letzte mal gesehen. das silencio will jedenfalls sagen, dass alles nur eine illusion/traum ist. es spielt keine band im club und er typ auf der bühne sagt dass alles playback ist, also ersetz- und austauschbar. die szene im club ist vielleicht nicht der schnitt, aber dort bekommt sie ja die schatulle, oder nicht? darum denke ich dass der film ab dem theaterbesuch quasi den neuen abschnitt einleutet...

ich denke MD ist grundsätzlich einfacher als LH, lässt aber bei vielen sachen mehr interpretationen zu. das monster (penner=schattenseite von hollywood?), der verstörte mann im cafe (ihre ängste?), die alten als zwerge (ihre Dämonen?) usw.

habe schon viele theorien gelesen darüber, von denen viele zutreffen könnten....
bvolmert
Inventar
#16 erstellt: 19. Feb 2005, 02:08
Ich war jedenfalls baff.

Ich wußte nicht, wer David Lynch ist, oder was für Filme er macht. Ich bin einfach nur in die Videothek marschiert, und habe mir eine Dvd ausgeliehen. Deshalb war ich schon ziemlich verwirrt, ich wußte ja nicht was mich erwartet!

Nächste Woche schau ich mir mal Lost Highway an, wenn ich´s schaffe. Bin jetzt ja vorgewarnt!
Schili
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 19. Feb 2005, 02:19
@ Benedikt: Da haste mit MD natürlich bei 100% Lynch begonnen. An Lynch muß man sich rantasten.

Ich hätte Dir zum Einstieg - wie Istef schon schrieb - erstmal "Blue Velvet" und "Wild at Heart" empfohlen. Die sind zwar auch schräg - aber durchaus ohne Schwierigkeit zu kapieren.

Dann Lynch für Fortgeschrittene: Twin Peaks

Wenn Du dann immer noch nicht schreiend in den Fernseher trittst, kommt die "Kür" : Eraserhead, Lost Highway, MHD.

Aber vielleicht bist Du dann schon ein "Lynch-Jünger"



Dune, Elefantenmensch und Straight Story sind so unlynchig, dass man da gar nicht weiter drüber reden muß(was nicht heissen soll, das es schlechte Filme sind..nur halt nicht "Lynchig"

Was für ein herrlicher Threat...

Gruß, Schili


[Beitrag von Schili am 19. Feb 2005, 02:31 bearbeitet]
bvolmert
Inventar
#18 erstellt: 19. Feb 2005, 02:27

Schili schrieb:
@ Benedikt: Da haste mit MD natürlich bei 100% Lynch begonnen.

Gruß, Schili :prost



Jep,scheint so!

Da ich ein superübles Gedächtniß habe, erstelle ich seit einiger Zeit eine Liste (für mich selbst,als Gedächtnißstütze), in der ich Filme bewerte/benote, die ich gesehen habe.
Bei Mulholland Drive steht als einziger Film keine Note, sondern nur : "Verrückt!"



PS: und dann ist da noch meine zweite Liste, in der ich Weine um 2€ bewerte.
istef
Inventar
#19 erstellt: 19. Feb 2005, 02:31
ja, mit ERASERHEAD würde ich auf JEDEN FALL warten bis man den lynch etwas kennt. es war mein letzter lynch, aber auch der abgefahrenste....da braucht man keine drogen mehr....das ist wie ein LSD-trip im bekifften zustand nach 5 tequilas...

btw, wäre wiedermal zeit für einen neuen.....gehe mal googeln ob was in der pipeline ist....
istef
Inventar
#20 erstellt: 19. Feb 2005, 02:33

bvolmert schrieb:

Schili schrieb:
@ Benedikt: Da haste mit MD natürlich bei 100% Lynch begonnen.

Gruß, Schili :prost



Jep,scheint so!

Da ich ein superübles Gedächtniß habe, erstelle ich seit einiger Zeit eine Liste (für mich selbst,als Gedächtnißstütze), in der ich Filme bewerte/benote, die ich gesehen habe.
Bei Mulholland Drive steht als einziger Film keine Note, sondern nur : "Verrückt!"



PS: und dann ist da noch meine zweite Liste, in der ich Weine um 2€ bewerte. :*


wenn bei MD verrückt steht, bin ich dann mal gespannt was du bei LOST HIGHWAY schreiben wirst....hu hu...ich freu mich schon jetzt auf deinen bericht!!!!!

weine für 2EUR??? und so jemand hält einen lynch-film für verrückt
bvolmert
Inventar
#21 erstellt: 19. Feb 2005, 02:52

istef schrieb:

weine für 2EUR??? und so jemand hält einen lynch-film für verrückt :D



Ich ärgere mich halt über die Entwicklung bei Weinpreisen, obwohl ich sicher kein "Seitdemeuroistallesteurer" - Nörgler bin.

Aber guck mal, vor ein paar Jahren hat man für 5Mark schon einen ordentlichen Wein bekommen. Keinen Superwein, aber zum Essen oder zum einfachen Trinken völlig ok. Zb normale Chianti DOCG.

In Euro umgerechnet, also für 2,5 Euro, kann man heute bei Weintrinkern eher ein Schaudern erzeugen. Und weil ich das blöd finde, versuche ich bezahlbare Weine zu finden. Nichts tolles, aber trinkbar.
Für dieses "Projekt" ( ) habe ich schon manche Zumutung runtergespült, ~2-3 Weine habe ich einfach weggeschüttet,weil ungenießbar.
Aber ich komme voran! Es gibt sie noch, die leckeren Weine unter 3Euro! Ich kenne inzwischen ein paar!


Grüße vom Wein-Versuchskaninchen, daß bei fortgeschrittenem Weinverzehr David Lynch Filme nicht mehr versteht!
istef
Inventar
#22 erstellt: 19. Feb 2005, 06:26
nun, ich aus einem nicht-euro-land kann da schlecht mitreden, finde dein "projekt" aber äusserst interessant!!! du musst mir mal ein paar dieser unter-3-euro-trinkbaren-weine nennen.... nicht dass ich dir nicht glaube, aber du musst meine italienische skepsis entschuldigen wenn es um wein geht.... komm mir aber nicht mit tetrapak-wein!

ich meine....mein wein den ich zum kochen benutze kostet mehr!

in diesem sinne, gute nacht.
bvolmert
Inventar
#23 erstellt: 25. Feb 2005, 01:36

istef schrieb:

wenn bei MD verrückt steht, bin ich dann mal gespannt was du bei LOST HIGHWAY schreiben wirst....hu hu...ich freu mich schon jetzt auf deinen bericht!!!!!


Nun denn, folgendes habe ich mir üblegt, nachdem ich den Film gesehen habe. Es ist keine umfassende Interpretation, sondern ich bin von den einzelnden Figuren ausgegangen.......



1.Fred/Pete: Fred startet als relativ normale Person,zwar etwas strange,aber normal.
Das bei ihm ein Wandel einsetzt, merkt man aber früh. Da ist zB die Szene in der er sich selbst sieht/begegnet.(Im Flur) Sein Gegenüber-Ich bewgegt sich so identisch, daß man an eine Spiegelung glaubt.Oder die Szene, wo er Rene von seinem Traum erzählt, in dem er sie Schlafzimmer gefunden hat, und "sie" zwar wie "sie" aussah, aber nicht sie war.
In dem Teil bis zur Ermordung von Rene merkt man also seinen Wandel, und auch Fred ahnt etwas; aber es gibt keine Anzeichen daß Fred etwas von der Existenz eines Pete weiß.
Dann die Ermordung von Rene. Wer hat sie ermordet? Wohl ohne Zweifel Fred/Pete, aber erinnern kann sich daran weder Fred (obwohl der wohl eine Ahnung hat!) noch später Pete. Im Körper von Fred/Pete war wohl noch Fred, aber schon im Wandel.

Im Gefängnis folgen dann starke Kopfschmerzen und schließlich auch die körperliche Umwandlung in Pete.
Das dieser Prozess real ist und auch in der im Film gezeigten chronologischen Reihenfolge stattgefunden hat, glaube ich aus folgenden Gründen:
Das Leben von Pete wird zwar nur nach dem Gefängnis gezeigt,aber es gibt diverse Andeutunegn:
Da sind zum einen die Eltern von Pete und zum anderen seine Freundin Sheila, die auf das Leben von Pete vor der Wandlung hinweisen. Pete sei früher so anders gewesen, habe sich in letzter Zeit so verändert usw.
Ich glaube also das vor der Verwandlung im Gefängnis sowohl Pete als auch Fred existiert haben, und auch beide die sich anbahnenden Veränderungen/Wandel "gespürt" haben, ohne sie zu verstehen. Gezeigt wird aber nur das Leben und die Entwicklung von Fred.

Im Gefängnis findet dann wie gesagt die "Vereinigung" von Pete und Fred statt. An Fred wird das nicht mehr gezeigt - nur noch die Kopfschmerzen kurz davor - aber die "Vereinigung" selbst wird schon an Pete gezeigt.
Da sind zum einen wieder Andeutungen von Sheila und den Eltern: Wer war der Mann, mit dem Pete an besagtem Abend nach Hause kam? Die Eltern hatten ihn noch nie gehehen. Sicher bin ich mir nicht, glaube aber das es Fred war. Klar kann man jetzt fragen: "Wie das denn? Wie kam der denn dahin? Der war doch im Gefägnis!" Aber Pete hat diesen "Sprung" zwischen zwei Orten ja auch gemacht und erwacht im Gefängnis.
Und zum anderen sind da die kurzen "flashartigen" Bilder, die man als Eindringen von "etwas" in den Körper jemanden anderes deuten kann - das Eindringen von Fred in Pete!
Freilich bleibt Pete zunächst zu einem großen Teil Pete. Aber im Gegensatz zu Fred früher, der zwar etwas von einer Veränderung spürte, aber nichts von einem Pete ahnte/wußte, wird bei Pete an verschiedenen Stellen deutlich, daß Fred in Pete steckt. So die plötzliche Versessenheit auf Alice (=Rene) oder die plötzliche Abneigung in der Werkstatt, als Fred´s Musik im Radio läuft.
Pete ahnt viel schneller und deutlicher als Fred, daß etwas schräg ist. Er weiß, daß er nicht mehr die vollständige Kontrolle über sein Leben hat.
Immer besessener wird Pete von Alice;auch seine Zweifel/bösen Vorahnungen gegenüber Alice werden groß (spätestens beim Überfall auf Porno-Al),aber von seiner Besessenheit kommt er trotzdem nicht los.
Gemeinsam fahren sie zum Hehler in die Wüste. Nach wilder Vöglei mit der nun sogar dämonisch anmutenden Alice steht plötzlich wieder Fred da. Wie soll man daß deuten? Weiß ich nicht. Vielleicht so: Bei der Vereinigung im Gefängnis "schlüpft" Fred in Pete´s Körper. Dort ist er zunächst klein, sozusagen ein Keim. Mit der Zeit wächst aber der Fred-Keim in Pete. Beim/Nach dem Überfall auf Porno-Al ist schon viel Fred im Pete. Nach der Vögelei übernimmt Fred dann schließlich die Oberhand.
"FRED IS BACK!"
Nach dem Gespräch mit Mr.Böse (der Hehler) flüchtet Fred und landet im "Lost-Highway" Hotel. Dort sieht er Rene (nicht mehr Alice!) mit Mr.Eddy am pop... naja ihr wisst schon. Scheint als ob Rene nur im Zusammenhang mit Fred , Alice nur mit Pete auftaucht. Jedenfalls packt er sich Mr. Eddy, fährt in die Wüste und will ihn wohl umlegen. Mr.Eddy wehrt sich, und es kommt zu einem Ringkampf.
Die interessante Szene ist hier, daß Fred, als er am Boden liegt, von "jemandem" ein Messer in die Hand gedrückt bekommt und Mr.Eddy den Hals aufschlitzen kann. Der "jemand" ist wohl defintiv Mr.Böse. Für mich erkennt man an dieser Szene (im Zusammenhang mit anderen Szenen) daß Fred/Pete nur ein Werkzeug oder gar ein Spielzeug in den Händen von Mr.Böse ist!
-Warum Fred weiß,daß Mr.Eddy Dick Laurent heißt weiß ich nicht oder habe ich verpasst.Ist aber wohl nicht so wichtig.-
Jedenfalls fährt Fred zielstrebig zu Fred (der Fred zu Beginn des Films) nach Hause und erzählt/warnt Fred/sich selbst vor dem Tod von Dick Laurent. Warum er das tut, weiß ich nicht. Für mich ergibt sich aber etwas anderes,nämlich daß sich die Fred/Pete-Figur in einer Art Zeitschleife befinden muß.
Ich habe auch überlegt, ob sich irgendwo im Film eine Art Anfang befinden kann, glaube aber daß der Film nicht so zu erklären ist, daß Teile einfach nur geträumt oder im Wahn sind. Dafür drängen sich logische Schlüsse auf zurückliegende Ereignisse einfach zu deutlich auf. Es gibt einen chronologischen Verlauf. Fred/Pete/Fred ist zeitlich gesehen einfach wieder bei Fred angelangt.



Puh! Jetzt geht´s ein bißchen schneller.



2.Rene/Alice: Bis zu ihrer Ermordung und Fred´s Wandel zu Pete ist bei Rene nicht viel zu deuten. Rene wirkt ängstlich, hat wohl keine Ahnung von Alice. Und Rene wirkt ehrlich verstört als Fred ihr von seinem Traum erzählt.

Rene/Alice wird erst ab dem Pete-Teil interessant. Im ersten Teil tritt Rene sehr zurückhaltend, fast ängsltich-verstört auf.
Im zweiten Teil, als blonde Alice ist davon nichts mehr zu spüren. Alice tritt nun als Person auf, auf die sich ihre Umwelt praktisch automatisch konzentriert. Wo sie ist, ist der Mittelpunkt.
Sie ist mit Mr.Eddy zusammen,aber direkt beim ersten Treffen mit Pete entsteht ein intensiver Kontakt zwischen den beiden. Klar das da was passiert.
Spannender ist aber, daß Rene im ersten Teil mehr als Begleitperson auftaucht; das meine ich so daß sie keine Handlungen/Prozesse beeinflusst oder gar leitet. Daß tut sie erst im zweiten Teil, wo sie beinahe unantastbar wirkt. Sie wirkt immer beherrschender (siehe Überfall auf Porno-Al: da ist Pete fast nur noch Begleitperson!), und als Höhepunkt wirkt sie beim Vögeln vor der Hütte wie eine Dämonin!
Danach geht sie in die Hütte. Pete ist jetzt wieder Fred. Als Fred in die Hütte geht, steht dort nur noch Mr.Böse.
Wie soll man das deuten? Hat Fred/Pete erkannt, was Alice/Rene wirklich ist? Und ist er deswegen wieder als Fred zu sehen?
Oder ist vielleicht gar MrBöse und Alice/Rene ein und dieselbe Person? Schließlich ist Alice in die Hütte gegangen, Fred hat dort aber nur noch Mr.Böse angetroffen. Sehr ähnlich auch die Situation im Lost-Highway Hotel.

Interessant auch, daß beim Überfall(früher) auf einem Photo sowohl Rene als auch Alice zu sehen sind. Als die Bullen aber in Al´s Wohnung sind - und das ist zu einem Zeitpunkt,als schon wieder Fred zu sehen ist! - kann man auf dem Photo nur noch Rene sehen.



3.Porno-Al: Al ist als Person unwichtig. Al entwickelt sich nicht.An Al ist nichts besonderes. Al ist nur wichtig als "Verbindung" zwischen Personen/Teilen des Films. Al ist sozugagen ein "Ort" an dem man alle wichtigen Personen des Films trifft: Fred,Pete,Rene,Alice,Eddy,Mr.Böse.



4.MrEddy: Im ersten Teil taucht er glaube ich gar nicht auf. (Bzw nur als Satz:"Dick Laurent ist tot") Seine Rolle im zweiten Teil kann ich nicht genau einschätzen. Erstmal würde ich sagen, daß er eine "normale" Figur ist, wie Porno-Al oder die Polizisten.
Wenn da nicht einiges dagegen sprechen würde: Da ist die Szene, wo MrEddy Pete anruft und den Hörer an MrBöse weiterreicht. Da scheint er irgendwie eingeweiht/integriert in das Spiel zu sein. Und dann in der Wüste, kurz bevor MrBöse ihn erschießt. Da sagt er, nachdem er das Video gesehen hat:"Sie und ich ,Mr, wir stellen all die Scheißkerle in den Schatten!"
Ich glaube MrEddy durchschaut Teile/Fragmente der Geschichte, mehr aber nicht.
Vielleicht ein Werkzeug von MrBöse.



5.MrBöse: In meiner Interpretation der (böse) Chef der Geschichte.
MrBöse hat einen völlig anderen Status als alle anderen Gestalten. Nur MrBöse versteht alle Facetten des Spiels. Er weiß von allen Wandlungen und Entwicklungen der anderen Hauptdarsteller;auch wenn er sich teils in Rätseln ausdrückt. MrBöse hat alle Videoaufnahmen gemacht.Er weiß im Fred-Teil am Anfang, daß sie sich schon begegnet sind. Er weiß das auch im Pete-Teil.
Insgesamt betrachtet besteht kein Zweifel daran, daß MrBöse - und wahrscheinlcih nur MrBöse - auch den Kreislauf kennt, den Fred/Pete beschreiben.
Ich glaube, er ist die einzige Person, die alles versteht und durchschaut. Gut möglich, daß MrEddy und Alice im zweiten Teil des Films nur seine Werkzeuge, was auch immer sind. Fred/Pete scheint mir jedenfalls im Mittelpunkt von MrBöse´s Handeln zu stehen.
Vielleicht steht MrBöse für "das Böse" selbst, der ein bißchen spielen möchte.
Eddy, Alice/Rene:Seine Werkzeuge
Fred/Pete: Das Spielzeug!








Uff! Endlich fertig. Super Film! Und wie ihr seht: Ganz einfach!


Edit: In den beiden folgenden Tagen habe ich noch Wild at Heart und Blue Velvet gesehen.
Wild at Heart: Ganz netter Road-Movie.
Blue Velvet: Total bescheuert. Sorry.


[Beitrag von bvolmert am 25. Feb 2005, 02:07 bearbeitet]
bvolmert
Inventar
#24 erstellt: 25. Feb 2005, 02:35

istef schrieb:
nun, ich aus einem nicht-euro-land kann da schlecht mitreden, finde dein "projekt" aber äusserst interessant!!! du musst mir mal ein paar dieser unter-3-euro-trinkbaren-weine nennen.... nicht dass ich dir nicht glaube, aber du musst meine italienische skepsis entschuldigen wenn es um wein geht.... komm mir aber nicht mit tetrapak-wein!

ich meine....mein wein den ich zum kochen benutze kostet mehr!

in diesem sinne, gute nacht.
:*



Merlot Veneto Villa Demento 2003
El Copero Vino Tinto Valencia 2003
Le Bonjour Vin de Pays de l´Herault
istef
Inventar
#25 erstellt: 25. Feb 2005, 03:11
@bvolmert
erstmal schönen dank für die weinempfehlungen. werde diese mal kosten.

zu lost highway: nun, was soll ich sagen? deine theorie unterscheidet sich von meiner, weil sie rational ist, meine sich aber im wahn abspielt. so gesehen habe ich die besseren karten, da im wahn alles möglich ist und nicht jedes detail einer erklärung bedarf . wenn man deine punkt für punkt begründen will, wirds schwer, dass hat man ja gesehen.... aber nicht unmöglich! fand deine abhandlung äusserst interessant! kann auch stimmen, ich weiss es nicht.....aber ob nun deine, meine oder eine andere theorie ist im endeffekt nebensache. das schöne an lynch ist eben, dass man danach seine eigenen interpretationen machen kann! und das will er auch gemäss eigenen aussagen. dass jeder für sich selber die wahrheit sucht. abgesehen davon, ist das nicht meine persönliche theorie. habe mir auch vieles zusammengelesen...will mich hier nicht mit fremden federn schmücken...

eine frage hätte ich aber noch zu deiner theorie: wie erklärst du dir die szene auf der party, als fred mit sich selber spricht???

ja, wild at heart und blue velvet sind wieder andere filme. blue velvet ist mein persönlicher favorit unter den lynch filmen. aber das ist noch nicht lange so. musste ihn ca. 7 mal schauen über viele jahre hinweg. ich glaube er ist sogar mein absoluter lieblingsfilm wenn ich einen wählen müsste.

istef
rrrock
Stammgast
#26 erstellt: 25. Feb 2005, 03:13
Hallo Forum,

das ist ja mal ein überaus erfreuliches Thema Ich wage es mal und äussere auch meine Überlegungen zu Lost Highway, die - darüber bin ich mir im Klaren - durchaus streitbar sind.

Eine wirklich schlüssige Interpretation von Lost Highway habe ich auch nicht, aber ich würde gerne mal eine Hypothese formulieren, die vor allem auf die Erzählweise abzielt. Etwa ab der Mitte des Films (in der Gefängniszelle) scheint der Film wieder auf den Anfang hin (zurück) zu laufen; aufgefallen ist mir das das erste Mal, als das Tenor-Solo, dass Fred in der ersten Hälfte spielt, in der Autowerkstatt aus dem Radio kommt und Pete erhebliche Kopfschmerzten verursacht. Zur Erinnerung: richtig wohl hat sich auch Fred beim Spielen nicht gefühlt. Während sich Fred und seine Frau in der ersten Hälfte zunehmend entzweien, kommen sich Pete und die Blonde (Name vergessen) ja zunehmend näher - auch wenn er sie "niemals haben wird" (ihr letzter Satz, wenn ich mich richtig erinnere). Am Ende ist Fred wieder zu Hause angekommen, wenn auch quasi von der anderen Seite her. Ich habe das noch nicht genauer geprüft, es würde mich aber nicht wundern, dass sich, wenn man den Film in der Mitte auseinanderschneidet und parallel laufen lassen würde (erste Hälfte rückwärts, zweite Hälfte vorwärts) unter Umständen noch mehr Überschneidungen finden lassen würden.

Die Erzählweise des Films ist elliptisch, das ist meine eigentliche These, es gibt zwei Punkte, an denen klare Berührungen vor liegen (in der Zelle und am Anfang/Ende) und von diesen beiden Punkten aus spannen sich zwei Bögen, bei denen es ebenfalls gelegentliche Überschneidungen gibt.

Zur Sinnfrage: Es sind nach meiner Einschätzung zwei Elemente, die sich durch fast alle Filme Lynchs ziehen: das Böse und die Unsicherheit der Existenz. Während das Böse vor allem in Twin Peaks (Bob) und in Mulholland Drive (Hollywood) eine zentrale Rolle spielt, ist die Unsicherheit der Existenz vor allem in Lost Highway ein zentrales Motiv; ich denke Lynch will in erster Linie zeigen, wie unsicher der Mensch sich seiner Existenz und Identität eigentlich doch ist, wie wenig doch nur vom Erwarteten abgewichen zu werden braucht um den Beteiligten alle Sicherheit zu nehmen - das gilt für die Protagonisten, wie auch für den Zuschauer.

Dass aber auch "das Böse" in Lost Highway zeitweise zentrales Motiv ist, zeigt sich für mich im Satz, der zugleich Anfang und Ende markiert ("Dick Laurent is dead") - auch wenn durch die Ermordung Dick Laurents' das destruktive Moment des Bösen keineswegs aus der (Freds/Petes) Welt verschwunden ist, denn der Preis, den er für die Eliminierung des Bösen zahlt, ist Verfolgung, Wahnsinn und Schuld (am Ende hat er ja auch einige Menschen auf dem Gewissen...). Was "böse" und was "Existenz" eigentlich ist, das stellt Lynch höchst uneindeutig dar und das ist sicherlich eine große Stärke seiner Filme.

Das eigentlich Geheimnis von Lynchs' Genialität liegt für mich vor allem darin, dass er dieses Motiv ästhetisch hochansprechend umsetzen kann und deswegen - zumindest einige - sehr stark berührt.

Viele Grüße,
Adrian
istef
Inventar
#27 erstellt: 25. Feb 2005, 03:47

rrrock schrieb:

Zur Sinnfrage: Es sind nach meiner Einschätzung zwei Elemente, die sich durch fast alle Filme Lynchs ziehen: das Böse und die Unsicherheit der Existenz. Während das Böse vor allem in Twin Peaks (Bob) und in Mulholland Drive (Hollywood) eine zentrale Rolle spielt, ist die Unsicherheit der Existenz vor allem in Lost Highway ein zentrales Motiv; ich denke Lynch will in erster Linie zeigen, wie unsicher der Mensch sich seiner Existenz und Identität eigentlich doch ist, wie wenig doch nur vom Erwarteten abgewichen zu werden braucht um den Beteiligten alle Sicherheit zu nehmen - das gilt für die Protagonisten, wie auch für den Zuschauer.


finde ich eine gute umschreibung. ich denke dass wird vor allem in BLUE VELVET deutlich. jeffrey lebt eigentlich in einer heilen welt, bis zu dem tag als er die wohnung von dorothy betritt. dort wird bildlich klar, wie nahe gut und böse sind, nämlich nur durch eine tür getrennt. in BV ist es anfangs schön sonnig, der rasen knallgrün, blauer himmel, weisse zäune, die meise am fenster usw. doch kaum betritt er die wohnung von dorothy begegnet er dem absolut bösen (frank) und düsterem. eine kranke welt mit absurden figuren, die aber auch unter uns leben. dass das böse auch in die heile welt übergreift wird deutlich als jeffrey das ohr findet, und ihm quasi den weg ebnet in die welt des bösen.
rrrock
Stammgast
#28 erstellt: 25. Feb 2005, 04:21

istef schrieb:
finde ich eine gute umschreibung.


Dankeschön


sonnig, der rasen knallgrün, blauer himmel, weisse zäune, die meise am fenster usw.


Exakt. Wie in der Garten-Szene in Lost Highway: Alles quietschbunt und kitischig-idyllisch - und doch ist nichts in Ordnung...


dass das böse auch in die heile welt übergreift wird deutlich als jeffrey das ohr findet, und ihm quasi den weg ebnet in die welt des bösen.


Oder in Twin Peaks: Das Nebeneinander von kleinstädtischer Unschuld, der heilen Welt von Dale Coopers Zen-Buddhismus und seiner echten Freude über Kirschkuchen und gut gebrühten Kaffee - und das unsagbar böse in den Wäldern.

Was hältst Du von meiner Ellipsen-Theorie?

Grüße und gute Nacht,
Adrian
istef
Inventar
#29 erstellt: 25. Feb 2005, 05:06
wenn ich diese theorie richtig verstehe: einverstanden! siehe auch mein erstes post zu diesem thema.

nur vertrete ich eben die theorie, dass dieser bogen schon am anfang losgeht, nämlich beim vorspann, und am schluss wieder endet: auf dem (lost) highway. der david bowie song im vorspann "I'm deranged" deutet imo darauf hin, dass er sich bereits auf dem highway des wahns befindet....

wo nun dieser bogen einsetzt und aufhört ist ein streitbares thema. mit den berührungspunkten die du erwähnst bin ich auch einverstanden. ich würde es aber eher kleine einbrüche in die realität nennen. z.b. die videos, musik in der werkstatt, telefonanruf an sich selber usw. ich denke wir reden vom gleichen, umschreiben es einfach anders.

und nun wünsche auch ich eine gute nacht.

istef
Schili
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 25. Feb 2005, 10:38
Ich bin ganz begeistert...toller Threat mit tollen Interpretationen - das würde den Herrn Lynch freuen...

Nichts ist wie es scheint. Selbst in der friedlichst anmutenden Idylle liegt das Böse.

Eine Szene die sich mir schon(in Blue Velvet) vor 20 Jahren förmlich eingebrannt hat:

Idylle, Vogelzwitschern, Frieden - ein fröhliches Vögelchen.

Lynch zoomt näher und näher ran. Und dann sieht man, wie der Vogel ein noch zuckendes Insekt im Schnabel hält. Wahnsinn. Interpretation: Fühl Dich nie sicher. Nichts ist wie es scheint. Das Böse ist auch da, wo Du es nie vermutest.

Für mich handwerklich und von der Symbolik eine der genialsten Szenen der Filmgeschichte - ehrlich...

Gruß, Schili
rrrock
Stammgast
#31 erstellt: 25. Feb 2005, 18:41

istef schrieb:
nur vertrete ich eben die theorie, dass dieser bogen schon am anfang losgeht, nämlich beim vorspann, und am schluss wieder endet: auf dem (lost) highway.


Stimmt, das ist sozusagen die Klammer, die den ganzen Film und alle Ebenen umschließt. Wir scheinen tatsächlich beinahe das gleiche zu meinen.

Grüße,
Adrian
rrrock
Stammgast
#32 erstellt: 25. Feb 2005, 18:44

Schili schrieb:
Lynch zoomt näher und näher ran. Und dann sieht man, wie der Vogel ein noch zuckendes Insekt im Schnabel hält. Wahnsinn. Interpretation: Fühl Dich nie sicher. Nichts ist wie es scheint. Das Böse ist auch da, wo Du es nie vermutest.


Yep. In Twin Peaks passiert das abgewandelt ja auch mehrfach (Verwandlung von Lauras Vater in Bob und umgekehrt). Das erstaunliche dabei ist, das Lynch das zwar einerseits ästhetisch sehr ansprechend darstellen kann, andereseits aber auch in der Lage ist, echten Grusel zu erzeugen und sei es auch nur in der Darstellung eines verzerrten Gesichts (Mysterie Man, Bob). Schon großartig.

Grüße,
Adrian
bvolmert
Inventar
#33 erstellt: 25. Feb 2005, 20:54

istef schrieb:
@bvolmert
erstmal schönen dank für die weinempfehlungen. werde diese mal kosten.

zu lost highway: nun, was soll ich sagen? deine theorie unterscheidet sich von meiner, weil sie rational ist, meine sich aber im wahn abspielt. so gesehen habe ich die besseren karten, da im wahn alles möglich ist und nicht jedes detail einer erklärung bedarf . wenn man deine punkt für punkt begründen will, wirds schwer, dass hat man ja gesehen.... aber nicht unmöglich! fand deine abhandlung äusserst interessant! kann auch stimmen, ich weiss es nicht.....aber ob nun deine, meine oder eine andere theorie ist im endeffekt nebensache. das schöne an lynch ist eben, dass man danach seine eigenen interpretationen machen kann! und das will er auch gemäss eigenen aussagen. dass jeder für sich selber die wahrheit sucht. abgesehen davon, ist das nicht meine persönliche theorie. habe mir auch vieles zusammengelesen...will mich hier nicht mit fremden federn schmücken...

eine frage hätte ich aber noch zu deiner theorie: wie erklärst du dir die szene auf der party, als fred mit sich selber spricht???


Ich weiß das das, was ich geschrieben habe, keine vollständige Interpretation ist.Und Fragen offen bleiben.
Auch die Szene auf der Party kann ich jetzt nicht wirklich erklären.
Aber wenn man sagt:"Alles Wahn,alles Traum" hat man es echt einfacher!
Schili
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 25. Feb 2005, 20:56
Ich glaub, der Benedikt ist "angelynscht"...

Gruß, Schili
Joe_Brösel
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 25. Feb 2005, 21:04
Hi,
eine interessante Abhandlung über Mulholland Dr steht hier
bvolmert
Inventar
#36 erstellt: 25. Feb 2005, 21:04
Bin ja sogar schon fast durch: MHD, LH, BV, WaH.

Fehlt doch nur noch Eraserhead und Twin Peaks,gell?

Schili
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 25. Feb 2005, 21:16
..und noch Dune-Der Wüstenplanet, A straight Story und Der Elefantenmensch(hab ich alle..?? )

In Twin Peaks spielt Lynch übrigens in manchen Folgen mit. Einen stocktauben FBI-Agenten..sind natürlich die schrägsten Folgen..


Gruß, Schili
istef
Inventar
#38 erstellt: 26. Feb 2005, 03:18

bvolmert schrieb:
Bin ja sogar schon fast durch: MHD, LH, BV, WaH.

Fehlt doch nur noch Eraserhead und Twin Peaks,gell?

:prost


na dann warte ich mit spannung auf die eindrücke von ERASERHEAD. freuen kannst du dich hingegen auf den ELEFANTENMENSCHEN. genialer film! DUNE ist geschmacksache, fand ich aber für damalige verhältnisse wirklich gelungen. STRAIGHT STORY ist ebenfalls ein toller film, wenn auch untypisch.

kleiner tipp am rande: nicht zuviel wein trinken vor ERASERHEAD!
rrrock
Stammgast
#39 erstellt: 26. Feb 2005, 23:13

Schili schrieb:
..und noch Dune-Der Wüstenplanet, A straight Story und Der Elefantenmensch(hab ich alle..?? )


Nicht ganz...

http://www.davidlynch.de/ --> MOVIES

Ich muss aber gestehen, dass ich einige Filme nicht mal dem Namen nach kannte.

Viele Grüße,
Adrian
Schili
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 27. Feb 2005, 01:08

Nicht ganz...


Ahh - ja..

Gruß, Schili
HiFi-Frank
Moderator
#41 erstellt: 17. Jul 2005, 00:43
Dieser wirklich schöne Thread gehört mal wieder nach oben, damit sich der ein oder andere mit Lynch auseinander setzt!

Warum ich darauf komme?: Hab heute mal wieder Lost Highway gesehen!
istef
Inventar
#42 erstellt: 17. Jul 2005, 03:16
wer zeit und lust hat, kann sich diese 73 seiten mal reinziehen. der kollege hier hat wirklich ein paar interessante infos parat...

http://davidlynch.de/aesth.pdf


kleine nebeninfo, auf die ich selber erst jetzt gestossen bin..


Anmerkung für Lynch-Freunde: Jack Nance, unvergessener Darsteller des Henry Spencer in "Eraserhead" hatte in "Lost Highway" seinen letzten Filmauftritt (als Phil, Kollege von Pete in der Autowerkstatt). Er starb 1996, kurz nach den Dreharbeiten, 53-jährig an den Folgen einer Schlägerei vor einem Doughnut-Geschäft.


RIP Eraserhead....

istef


[Beitrag von istef am 17. Jul 2005, 03:21 bearbeitet]
Berman
Inventar
#43 erstellt: 19. Jul 2005, 20:01
Habe mir jetzt mal Mulholland Drive angeschaut. Meine den Film durchblickt zu haben, allerdings tut sich an einer Stelle ein Fragezeichen bei mir auf.


Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

An der Stelle wo rita ( camilla ) die Box aufschliesst ( die ja für Dianes Wahrheit steht, in Wirklichkeit aber nicht existent ist ( nur der Schlüssel ist vorhanden, den sie von dem Auftragskiller erhielt )) steht sich anschliessend Betty ( Diane ) selber gegenüber. ( wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe ;). Warum schliesst Rita die Box auf und ist derartig geschockt, wäre es nicht logischer Diane hätte dies getan?
Analog-Mann
Stammgast
#44 erstellt: 19. Jul 2005, 22:09
Hallo Gemeinde,

gestattet folgenden, sicherlich angreifbaren, Einwurf:
Ich bin noch nie der Idee verfallen, mir einen Lynch-Film anzusehen, um eine Geschichte erzählt zu bekommen, welche ich erfassen und bei Bedarf wiedergeben kann. Vielmehr will ich einen Film sehen, der mich in eine absurde Welt blicken läßt und dies in brilliant photographierter Weise mit Anspruch auf Ästhetik. Wenn darüber hinaus ein solcher Film Gefühle transportiert und den ein oder anderen Denkanstoß bietet, dann ist dies schon mehr, als ich zu verarbeiten vermag.

Viele Grüße

Analog-Mann
istef
Inventar
#45 erstellt: 24. Jul 2005, 19:22
weiss nicht ob das schon bekannt ist hier im forum, aber nächstes jahr wird DL seinen neuen film in cannes präsentieren. heissen wird er INLAND EMPIRE und laura dern, jeremy irons, justin theroux und harry dean stanton werden mitspielen...

das ganze soll auf DV gefilmt worden sein. angeblich filmt er schon seit 2 jahren....
Laserfrankie
Stammgast
#46 erstellt: 24. Jul 2005, 21:12
Der Grund, warum ich gegenüber David Lynch so skeptisch eingestellt bin, liegt darin, daß ich grundsätzlich jedem Filmemacher misstraue, bei dem ich das Gefühl habe, es geht ihm eher um seine Selbstverwirklichung oder um eine Aufarbeitung seiner inneren Kämpfe, Gefühle, Dämonen, etc.

Zuallererst sollte ein Filmemacher an sein Publikum denken.

Ich bin zugegebenermaßen, was Filme anbelangt, extrem konservativ eingestellt: Ein Film muß mir eine gute Geschichte erzählen. Ich habe nichts dagegen, wenn die Geschichte verzwickt, vertrackt, anspruchsvoll oder auch mit ein paar Rätseln gespickt wurde aber ich bin der Meinung, der Zuschauer muß eine Chance haben, den Film ohne fremde Hilfe und ohne lange Überlegung zu kapieren. Und die Rätsel müssen sich am Ende auflösen. Ansonsten fühle ich mich vom Film betrogen.
Ich gehe in dieser Beziehung d'accors mit den Aussagen Alfred Hitchocks zu diesem Thema.

Wahre Filmkunst liegt für mich darin, Filme zu machen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen aber dennoch verständlich sind.

Wie gesagt: Da bin ich konservativ.

Gruß,

Frank


[Beitrag von Laserfrankie am 24. Jul 2005, 21:13 bearbeitet]
tommyknocker
Inventar
#47 erstellt: 25. Jul 2005, 00:38
Jo,
und ich find´s gerade toll, wenn sich ein Regisseur dagegen stellt, Filme nur für´s Publikum zu machen. Die Einstellung hat am Anfang wohl mal recht brauchbare Filme hervorgebracht, bis man wohl erkannte, wie man das Publikum lenken konnte und mit einfachen Mitteln befriedigen konnte.
Gerade deswegen ist es ja so genial, dass David Lynch schon lange nach so großartigen Regisseuren wie Kubrick ( der neben der grossartigen Optik auch noch erstklassigen Inhalt rüberbrachte ) - in einer Zeit wo Filme nun eher nach Special Effects beurteilt werden - noch filmt, ohne auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Publikums einzugehen (und einmal sorry für den Satz... ). Seine Filme sehen dennoch gut aus, sind rätselhaft und tiefgründig - deswegen kann man sie sich immer wieder ansehen.

Tommy
istef
Inventar
#48 erstellt: 25. Jul 2005, 01:45

noch filmt, ohne auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Publikums einzugehen


ich weiss was du meinst. und du hast nicht unrecht. zumindest oberflächlich betrachtet. denn lynch sucht sehr wohl einen gemeinsamen nenner, aber auf abstrakter basis. er will erreichen, dass der zuschauer auf einen nenner mit dem film kommt. jedoch diesen nenner zu finden, DAS überlässt lynch dem zuschauer. abstrakt deshalb, weil er keine absolute wahrheit vorgibt, sondern diese dem zuschauer überlässt. es könnte alles sein, aber auch nichts von all dem was man meint zu verstehen.... über die wahrheit die in lynch's kopf steckt, kann wohl nur spekuliert werden. vielmehr als ein paar hinweise wie man die geschichte auslegen soll gibt er nicht preis. muss er auch nicht. denn so bewahrt er den zuschauer davor eine vorgekaute geschichte aufzusaugen, die im endeffekt nichts anders als die interpretation eines andern wäre... lynch aber fordert den zuschauer auf, die geschichte selber zu ergründen und die symbolik richtig zu deuten...

istef
tommyknocker
Inventar
#49 erstellt: 25. Jul 2005, 14:07
Klar, und grad die unterschiedlichen Zugänge zu den Filmen machen sie ja so interessant. Und von Popcornkino wird man ja allzuoft belästigt ... (wer diskutiert schon über Filme wie Independence Day )



Tommy
HiFi-Frank
Moderator
#50 erstellt: 25. Jul 2005, 15:08

Laserfrankie schrieb:


Zuallererst sollte ein Filmemacher an sein Publikum denken.



Du wirst es nicht glauben - aber genau das macht Lynch!

Nur auf eine andere Art und Weise als (fast) alle anderen. Aber genau das macht einen D.L. aus.
Ich finde es durchaus legitim, wenn man aus dem Kino geht und man dabei ein großes Fragezeichen über sich trägt!

Seine Filme regen zum Nachdenken an....und genau das mag ich an D.L..
Laserfrankie
Stammgast
#51 erstellt: 25. Jul 2005, 15:56

HiFi-Frank schrieb:
Ich finde es durchaus legitim, wenn man aus dem Kino geht und man dabei ein großes Fragezeichen über sich trägt!


Da scheine ich dann wohl anders zu ticken.


Seine Filme regen zum Nachdenken an....und genau das mag ich an D.L..


Ich bevorzuge halt mehr die Filme, die zwar nachdenklich machen, wo sich einem aber bei dem Versuch des Verstehens nicht die Gehirnwindungen verknoten.

Und ich bin der Meinung, daß das eine größere Kunst ist, als möglichst viele Leute mit Fragezeichen auf dem Gesicht aus der Vorstellung latschen zu lassen.

Irgendwo ist das für mich kein befriedigendes Erlebnis.

Kino ist für mich immer noch in erster Linie Unterhaltung. Wenn ich mir das Gehirn zermartern will, kaufe ich mir ein Rätselheft am Kiosk

Gruß,

Frank
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