Nordmende Elektra 57 - HILFE

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Soundcount
Stammgast
#1 erstellt: 24. Jun 2012, 17:57
Guten Tag,

Ich habe gestern Abend von einem Arbeitskollegen meines Onkels ein altes Röhrenradio geschenkt bekommen ('Ich hab gehört du stehst auf so en Kram'). Hab mich natürlich total gefreut als ich das schicke kleine Nordmende Elektra 57 in die Garage getragen hab. (Ja, in die Garage, so viel Staub wäre in meinem Zimmer nicht zu verantworten gewesen :D). Eingesteckt, UKW gedrückt und gebetet, dass mir nichts um die Ohren fliegt oder noch besser das Ton rauskommt. Aber, erst hörte ich gar nichts, dann am Regler für die Bässe (?) etwas rumgedreht, da bekam ich erst ein bisschen rumgeknakse und dann irgendwann das UKW-Rauschen. So weit so gut dachte ich, jetzt nur noch einen richtigen Sender finden und den feinen Röhrenklang genießen. Aber auch hier hatte ich wiedermal Pech, der Rauschton blieb und ich konnte keinen einzigen Sender finden.
Nun kommt eine lange Liste an Fragen:

- Ist es möglich, dass eine Antenne oder ähnliches fehlt, auf der Rückwand war nichts eingesteckt.
- Wie bekomme ich Gehäuse, Plastikteile und Innereien sauber?
- Was sollte ich auf jedenfall überprüfen, also pro­phy­lak­tisch, damit mir das Ding nicht in Flammen aufgeht oder ähnliches
- Ich habe öfters gelesen, dass die Chassis der Geräte auch nach Abschalten und Ziehen des Netzsteckers unter Spannung stehen und einen sogar töten können ( )

Bilder kann ich auf Anfrage gerne noch nachreichen, optisch ist das Gerät i.O., das heißt FAST keine Lackabplatzer und nirgends irgendetwas abgebrochen, nur hat leider der Messing-Zierrahmen ganz schön gelitten

Vielleicht beim beantworten der Fragen beachten: Ich bin 15, habe NULL Ahnung von Röhrengeräten und bin auch sons in der Radioelektronik nicht sehr bewandert.
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 24. Jun 2012, 20:52
Netzstecker ziehen, Gerät entladen lassen (mindestens eine Stunde), Rückwand entfernen, wenn möglich Chassis aus dem Gehäuse ausbauen - und dann: Eine Menge hochauflösender und aussagekräftiger Übersichts- und Detailbilder von allen Seiten (vorne, hinten, oben, unten, links und rechts) hier einstellen. Möglicherweise findet sich irgendwo im Gerät ein Schaltbild - dieses einscannen und ebenfalls hier einstellen. Weiterhin: Welche elektrotechnischen (nicht radiotechnischen - hier hast Du ja bereits "null" geschrieben) Vorkenntnisse hast Du? Über welche Meßgeräte verfügst Du? Über welches Werkzeug verfügst Du? Kannst Du auf einen Ersatzteilbestand zugreifen?

Wenn das alles erledigt und beantwortet ist, erst dann macht es Sinn, mit dem Frage- und Antwortspiel hier im Thread zu beginnen.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 24. Jun 2012, 20:53 bearbeitet]
SGibbi
Gesperrt
#3 erstellt: 24. Jun 2012, 21:38
Servus,

Bin selbst stolzer Beitzer einer "schönen Elektra" (naja - meine ist noch unrestauriert) und glaube, die alten Nordmende Geräte gut zu kennen

Die Elektra war ein "kleines" Gerät, d.h. es sind auch keine Antennen eingebaut. Um irgendetwas damit empfangen zu können, mußt Du externe Antennen anschließen.

Auch wenn die Junks dann doch zu faul sind - Du solltest sämtliche Papierkondensatoren ersetzen, und zwar, bevor das Gerät ans Stromnetz geht, alle Schalter und Potis reinigen usw.

Die Elektra ist recht eng verdrahtet, unbequem zu löten, kein Anfängegerät. Wenn Du wirklich "Nullahnung" hast, laß' es sein.

Reinigen ? Die Plastikteile sind aus Polystyrol, und sehr empfindlich gegen Verdünnung. Das Chassis mit einem "Butterpinsel" und Staubsauger abkehren (das genügt), ansonsten helfen Seifenwaaser, Glasrein und Möbelpolitur.
Bertl100
Inventar
#4 erstellt: 26. Jun 2012, 19:36
Hallo zusammen,

also der Elektra 56 hat eine sog. Netzantenne.
D.h. ein kleiner Kondensator koppelt einen Pol des Netzkabels an den Antenneneingang.
Dann soll das Netzkabel als Antenne wirken.
Ich meine, dass der Elektra 57 das auch hat - muß aber nicht sein.

Gruß
Bernhard
Soundcount
Stammgast
#5 erstellt: 26. Jun 2012, 20:29
Okay,
Ich hab eben versucht das Chassi auszubauen, aber irgendwie mach ich da glaube ich nochwas falsch. Habe nur zwei Schrauben losgedreht (siehe Foto), aber das reicht anscheind noch nicht. Meine Vorkenntnisse sind, nunja, bescheiden Ich hab leider ncoh nicht ganz so viel Erfahrung, wie gesagt, aber ich habe es schon geschafft zwei VU-Meter Leuchten und eine On/Off Leuchte zu wechseln/zulöten, mehr aber auch dann bis jetzt noch nicht. Ich habe hier mal ein paar Bilder geschossen, leider sind die Lichtverhältnisse in unserer Garage denkbar beschissen...weit ins Detail konnte ich nur leider nciht gehen, da das Elektra 57 wirklich sehr 'verbaut' ist und mann wenn man, so wie ich, das Chassi nciht ausgebaut bekommt ( ) wirklich nur eine Wand von Röhren und Metallteilen sieht.

Nordmende Elektra 57 ohne Rückwand

Einmal der Anblick der mich verzweifeln lässt

Nordmende Elektra 57 - Innenaufnahme

Omniöse Leiste...

Nordmende Elektra 57 - 'Sicherungskasten'

Der 'Sicherungskasten'

Nordmende Elektra 57 - Anschlüsse mir Röhren

Anschlüsse für Plattenspieler und Lautsprecher mit Röhren..

Nordmende Elektra 57 - Innenaufnahme

Versuch die 'Unterseite' abzulichten, hat leider nur begrenzt funktioniert

Ich hätte noch ein paar mehr, aber ich glaube die bringen einen hier nicht wirklich weiter.
Achja, Werkzeug steht mir auch ein klein wenig was zur Verfügung, wir haben hier ein digitales Multimeter liegen in der Garage, Lötstation und alles mögliche an Zangen, Schraubendrehern etc. und meine Oma hat noch die komplette Werkstatt-Austattung von meinem verstorbenen Opa im Keller. Ersatzteile habe ich leider keine zur Verfügung.
Soundcount
Stammgast
#6 erstellt: 26. Jun 2012, 20:41
Achja, vielleicht noch zur Optik des Gehäuses ein paar Bilder:

Nordmende Elektra 57

Nordmende Elektra 57

Und etwas beunruhigendes...so sieht das Radio überall aus wo nunmal Lack ist.

Nordmende Elektra 57 - Lack(schaden?)
Bertl100
Inventar
#7 erstellt: 26. Jun 2012, 22:39
Hallo zusammen,

zum Ausbau des Chassis müssen natürlich die beiden runden Drehknöpfe vorne abgenommen werden!
Bei der Handhabung dieser Knöpfe und des Kunststoffrahmens vorne am Gehäuse bitte Vorsicht walten lassen!
Besonders beim wieder dranschrauben der Knöpfe! Am besten die alten Eindruckstellen auf der Achse suchen, und die Madenschraube dann dort wieder "einrasten" lassen. Sonst muß man die Schrauben so fest anziehen, und dabei können die Knöpfe ausbrechen.

Am der linken oberen Pertinaxanschlussplatte sind die Antennenanschlüsse. Wieder links übereinander die UKW Antennenanschlüsse. Oben sieht man so einen Metallbügel. Dieser kommt von der Netzantenne.
Man kann den Bügel umschalten, so dass man dann mit einer anderen Antenne arbeiten kann.

Das Chassis dieses Elektra steht leider nicht richtig auf dem Tisch wenn es ausgebaut ist!
Sehr lästig!

Generell würde ich jedoch bei fehlender Reparaturerfahrung von dem Hantieren an Röhrenradios sehr abraten.
Da kriegt man sehr schnell eine gewischt - was lebensgefährlich ist!
Überall im Gerät geistern hohe Spannungen umher!

Gruß
Bernhard
SGibbi
Gesperrt
#8 erstellt: 27. Jun 2012, 08:07
Die Elektra hat eine Bodenpappe, sodaß man für kleinere Reparaturen nicht das ganze Chassis 'rausnehmen muß (hoffentlich selbsterklärend):

PICT0002


Bertl100 schrieb:

zum Ausbau des Chassis müssen natürlich die beiden runden Drehknöpfe vorne abgenommen werden!
Bei der Handhabung dieser Knöpfe und des Kunststoffrahmens vorne am Gehäuse bitte Vorsicht walten lassen!
Besonders beim wieder dranschrauben der Knöpfe! Am besten die alten Eindruckstellen auf der Achse suchen, und die Madenschraube dann dort wieder "einrasten" lassen. Sonst muß man die Schrauben so fest anziehen, und dabei können die Knöpfe ausbrechen.


Das reicht noch nicht. Links und rechts der Tastatur sind von Unten noch zwei schwieriger zugängliche Chassis Schrauben:

PICT0004

Wie bereits gesagt Nordmende Elektra = nix Anfängergerät


Soundcount schrieb:

Und etwas beunruhigendes...so sieht das Radio überall aus wo nunmal Lack ist.

Nordmende Elektra 57 - Lack(schaden?)


Sowas fixiere ich mit Leinölfirnis. Alles abbauen, bis auf den nackten Holzrahmen, GUT WASCHEN, muß 100%ig sauber sein, und darf bei der Reinigung nicht aus dem Leim gehen. Danach mindestens 3 Tage trocknen lassen. Danach DICK Leinölfirnis auftragen, oder eventuell das Gehäuse tauchen. Nach 20 bis 60 Minuten die Firnis mit Zeitungspapier wegpolieren, bis das Gerät wieder glänzt. Mindestens 3 Wochen durchtrocknen lassen, bevor man die Polystyrol Plastikteile wieder 'dranschraubt.

Die Methode ist nicht unumstritten, bringt bei etwas Übung aber m.E. sehr gute Ergebnisse. Ansonsten kann ich das Dampfraqdioforum empfehlen, dort gibt es einen eigenen Teil zur Gehäusebehandlung dieser "Schätzchen".
Soundcount
Stammgast
#9 erstellt: 27. Jun 2012, 12:30
Puuuh, Leute, das sieht mir wirklich alles nach ziemlich viel Arbeit aus, Arbeit die ich glaube ich noch nciht hinbekomme. Ich glaube ich lass' es bleiben. Hätte zwar gerne mal wenigstens etwas aus dem Ding gehört, aber naja

Trotzdem Danke für eure Hilfe, mal schauen was ich jetzt mit dem Gerät mache. Entweder verkaufen oder behalten, falls ich irgendwann doch mal Ahnung von sowas haben sollte
SGibbi
Gesperrt
#10 erstellt: 02. Jul 2012, 23:56

Soundcount schrieb:

Puuuh, Leute, das sieht mir wirklich alles nach ziemlich viel Arbeit aus,


Das ist es, und deshalb sind wir alle Stolz, unsre Resultate zu zeigen


Soundcount schrieb:

mal schauen was ich jetzt mit dem Gerät mache. Entweder verkaufen oder behalten, falls ich irgendwann doch mal Ahnung von sowas haben sollte


Kleingeräte gehen unter Sammlern ganz gut weg, die brauchen nicht so viel Platz. Vielleicht tauschen ? Wenn es Nordmende aus dem Zentrum der 1950er Jahre sein soll, so reparieren sich die allgegenwärtigen 6 Röhren Mittelklassegeräte wie "Carmen" und "Fidelio" Modelle recht gut.

Hier mal ein Bild "Nordmende Carmen 1953 unrestauriert; der Lack ist blättrig wie bei Deiner Elektra:

Nordmende Carmen 1953 unrestauriert

Die 'runtergekommene Politur ließ sich problemlos abbeizen. Darunter kam mir ein wunderschön erhaltenes, sechsblättriges Klappfurnier entgegen. Man muß sehr vorsichtig arbeiten, um das dünne Furnier nicht zu beschädigen. Die Oberflächenbehandlung betrifft einfache Leinölfirnis:

Nordmende Carmen aus 1953

Hier mal ein Bild von einem 1955er Fidelio Chassis (sehr ähnlich der Carmen):

Nordmende Fidelio 55 Chassis vu

Selbst im Bereich des Tastenaggregates, wo es fast immer "eng" zugeht, kommt man recht gut an die Lötstellen 'ran. Ein Minimum von "Lötkunst" muß man natürlich haben. Diese Serien sind für Restaurationsarbeiten sehr dankbar. Allenfalls der UKW Baustein kann für Anfänger etwas schwierig werden, das ist aber (meistens) auch noch lösbar.

Nordmende Carmen Logo Nordmende

Ende der 1950er Jahre (etwa ab 1959) stellte auch Mende seine Produktion auf "Modulplatinen" um. Bei Carmens's und Fidelio's dieser Serien sitzt die ganze ZF auf einer eng bestückten Platine. Meistens tut sie noch, aber sowas zu restaurieren ist dann wieder echt grenzwertig.

Empfehlenswert für'n Anfang wären demnach Carmen's und Fidelio's der 1953er bis 1957er Serien. Weil die Elektra's deutlich seltener sind, ist manchmal mit etwas "Glück und Spucke" was zu ertauschen.

Nochmals mein Tip auf das www.dampfradioforum.de.

Hier eine 1955er Modellübersicht:

Nordmende Fidelio 55 Werbung
Soundcount
Stammgast
#11 erstellt: 03. Jul 2012, 16:09


Das ist es, und deshalb sind wir alle Stolz, unsre Resultate zu zeigen


Das könnt ihr auch wirklich sein, für jemanden der von der Röhrentechnik wirklich null Ahnung hat grenzt das an ein Hexenwerk


Soundcount schrieb:

mal schauen was ich jetzt mit dem Gerät mache. Entweder verkaufen oder behalten, falls ich irgendwann doch mal Ahnung von sowas haben sollte


Kleingeräte gehen unter Sammlern ganz gut weg, die brauchen nicht so viel Platz. Vielleicht tauschen ? Wenn es Nordmende aus dem Zentrum der 1950er Jahre sein soll, so reparieren sich die allgegenwärtigen 6 Röhren Mittelklassegeräte wie "Carmen" und "Fidelio" Modelle recht gut.


Ich denke ich lass' von der Sache erst mal die Finger. Ich habe aktuell eh kienen Platz wo ich eins hinstellen könnte und kenn' mich einfach zu wenig aus. Ich denke ich werde versuchen es in eBay loszuwerden, oder doch besser wo anders? Habt ihr irgendeinen Tipp? Wills vielleicht sogar wer hier aus dem Forum haben?

@SGibbi: Danke für den nochmals sehr ausfürhlichen Beitrag, schönes Gerät hast du da auch, wirklich!
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