Pink Floyd - P.U.L.S.E.

Kürzlich wurde eine der wohl am längsten erwarteten Konzert-DVD's veröffentlicht, nämlich das legendäre 1994er Konzert von Pink Floyd im Earls Court in London.

Die dazugehörige Tournee war wohl die letzte, die Pink Floyd unternommen hat und mit ziemlicher Sicherheit auch das Bombastischste, was jemals live auf einer Bühne dargeboten wurde.

Dieses Konzert ist deswegen so besonders, weil unter anderem das gesamte Album "The Dark Side of the Moon" von vorne bis hinten live gespielt wurde.

Pink Floyd fuhren damals alles auf, was irgendwie als Showeffekt bei einem Livekonzert verwendet werden konnte: Varilights und "normale" Strahler in Massen, extrem leistungsstarke Laser mit wechselnder Farbe, Batterien von Flugzeugscheinwerfern in rotierenden Bänken, eine an Seilen aufgehängte und daher versenk- und schwenkbare, runde Leinwand zur Einspielung von Filmen, Projektionen und zur Darstellung von Farbmustern (Überhaupt war die ganze muschelförmige Bühne eine einzige Projektionsfläche), Feuerwerkskörper, aufblasbare Schweine mit Scheinwerfern als Augen, ein abstürzendes, brennendes Flugzeug, sowie einen monströsen Spiegelball, der Zigtausende Lichtpünktchen erzeugt und sich wie eine Blütenknospe öffnen kann.

Das Konzert wurde 1994 live von PREMIERE übertragen und ich hatte es mir damals natürlich auf Video aufgenommen.

Dann kam es später unter dem Namen "P.U.L.S.E." als Doppel-CD und als Kaufvideo auf den Markt.

Später gab es noch eine Ausgabe auf PAL- und NTSC-Laserdisc.

Aber auf den DVD-Release hat man bis jetzt warten müssen.

Warum? Tja, weil das Konzert damals dummerweise nur mit normalen Fernsehkameras aufgenommen wurde, also im stinknormalen PAL-Format. Und die hatten arge Probleme mit der Darstellung der Lichteffekte mit ihren teilweise immensen Kontrasten und knalligen Farben sowie den riesigen Helligkeitsunterschieden von stockfinster bis gleißend hell innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Auf VHS fiel das nicht weiter auf.

Dann kam der Laserdisc-Release. Vor allem den Ton hatte man merklich aufgepeppt, ohne das Live-Erlebnis zu verfälschen. Aber die Bildqualität war immer noch indiskutabel und beispielsweise auf einem Projektor fast völlig ungenießbar.

Jetzt liegt also die DVD vor. Die Frage ist: Wie gut ist sie geworden?

Was das Bild angeht, so ist sie akzeptabel. Mehr aber auch nicht. Man kann es sich auch auf einer Leinwand anschauen, ohne dass einem Tränen in die Augen steigen. Die Farben sind satt und ohne Grissel (anders als bei den vorheigen Ausgaben) und in Nahaufnahmen gibt es eine gute Bildschärfe. Dennoch ist es nach wie vor halt nur ein normales PAL-Fernsehbild, das mit allerlei Tricks aufgemotzt wurde. Mit zittrigen Konturen und teilweise überstrahlten Bildern muss man wohl leben. Vermutlich war es einfach nicht besser hinzukriegen.

Störend ist, dass sowohl mein DVD-Player (Denon DVD-2910), als auch mein Projektor (Panasonic PT-AE500) Probleme mit dem De-Interlacing haben. Ich habe alle möglichen Einstellungen und Modi ausprobiert aber richtig weg bekommt man die typischen Interlacing-Ausfransungen bei schnellen Bewegungen nie. Man sieht es vor allem bei den sich schnell drehenden Lasern im Stück "Sorrow". Da ich solche Schwächen von meinen Geräten sonst nicht kenne, muss es wohl an der DVD liegen. Für alle Besitzer des DVD-2910: Am Besten ist der "VIDEO-2" Progressive-Mode.

Nun zum Ton.

Wie ich schon sagte, ist der Ton auf der Laserdisc sehr genial, wenn auch "nur" in PCM-Stereo.

Die DVD kann da leider nicht mithalten, trotz 5.1 Dolby Digital. Der Sound ist sehr leise, ziemlich flach und undynamisch. Es hört sich an, als hätten sie die Handbremse angezogen. Bass kommt relativ wenig rüber. Nur bei "Sorrow" gibt es ein, zwei Tiefbass-Attacken. Ansonsten bleibt nur die große Pauke in "Learning to fly" und "One of these days", die dafür aber sehr beeindruckend rüberkommt.

Dieser platte, irgendwie gebremste Sound ist typisch für Dolby Digital. DTS wäre wahrscheinlich um Längen besser gewesen. Gerade bei Konzert-DVD's kann DTS seine Stärken voll ausspielen, wie etliche Beispiele zeigen (Grönemeyer live, Jean Michel Jarre in China), während Dolby Digital dagegen saft- und kraftlos wirkt.

Ideal wäre also das Pink-Floyd-Konzert mit dem Bild der DVD und dem Sound der Laserdisc. Das würde richtig rocken.

Aber so bleibt einem nur der Eindruck, als habe man lange gekreist und dann eine Maus geboren. Schade.

Trotzdem ist diese DVD die Anschaffung sicherlich wert, denn das Konzert an sich ist großartig und beeindruckend. Außerdem gibt es auch noch ein paar nette Extras, auf die ich aber nun nicht noch eingehen will.

Meine Laserdisc werde ich aber garantiert nicht verkaufen.

Gruß,

Frank