Brahms: Klavierkonzert Nr. 3 (nach dem Violinkonzert op. 77)

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op111
Moderator
#1 erstellt: 16. Feb 2010, 18:36
Hallo zusammen,

in Kürze (26.02.2010) wird eine Bearbeitung des Violinkonzerts op. 77 für Klavier und Orchester erscheinen.
Das Arrangement stammt vom Pianisten und Komponisten Dejan Lazic, der in dieser Aufnahme auch den Solopart spielt.

Der NDR hat die Aufnahme bereits vorgestellt, der Beitrag von Raliza Nikolov ist im WWW auf der NDR-Website zu hören.
NDR neue CDs

Johannes Brahms
Klavierkonzert Nr. 3 (nach dem Violinkonzert op. 77)

Dejan Lazic,Klavier
Atlanta Symphony Orchestra
Robert Spano

Channel , DDD, 2009
jpc


[Beitrag von op111 am 16. Feb 2010, 18:38 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#2 erstellt: 16. Feb 2010, 20:22
Selbst ohne es gehört zu haben, kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass dies wohl eines der überflüssigsten Arrangements der Musikgeschichte sein wird. Ich dachte immer die Pianisten hätten genug eigenes Repertoire.
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#3 erstellt: 16. Feb 2010, 20:52
Angeblich war das Violinkonzert zunächst viersätzig geplant; ich weiß aber nicht, ob man das spätere Scherzo des B-Dur-Konzerts für das Violinkonzert bestimmt gewesen wäre. Selbst wenn es sicher kaum möglich ist, das jetztige Scherzo für Violine zu transkribieren, hätte ich es so herum interessanter gefunden...

(als nächstes kommt dann das Doppelkonzert für Oboe & Fagott)

JK jr.
WolfgangZ
Inventar
#4 erstellt: 16. Feb 2010, 21:51
Was die Hörschnipsel bei jpc anbelangt, kann man dem ersten und zweiten Satz noch kein Soloinstrument entnehmen; der Anfang des dritten Satzes klingt nicht schlecht; der Klavierpart scheint geschickter arrangiert zu sein, als das meines Erachtens bei Beethovens "Sechstem" der Fall ist, das querbeet recht dünnflüssig daherstolziert.

Ich würde dennoch meinen Vorrednern zustimmen. Wenn ich im Hollfelder die vielen, vielen Konzerte auf dem Papier lese, die ich mir interessant vorstelle und von denen nichts, aber auch gar nichts eingespielt ist, frage ich mich, was die Wichtigmacherei soll. Oder ist es halt doch ein gewisses Publikum, das nach der zehnten Aufnahme des Violinkonzerts so was dringend benötigt?

Wolfgang
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 16. Feb 2010, 22:53
Also allein das ganze "Klavierkonzert Nr. 3" zu nennen ist doch die reinste Wichtigtuerei. Überflüssig wie ein Kropf.
Moritz_H.
Stammgast
#6 erstellt: 16. Feb 2010, 23:46

Martin2 schrieb:
Also allein das ganze "Klavierkonzert Nr. 3" zu nennen ist doch die reinste Wichtigtuerei. Überflüssig wie ein Kropf.


Es gibt aber auch noch andere Meinungen dazu.

In Klassik-heute findet sich folgender Hinweis:

Ein Hinweis zum faszinierenden Problemkreis Violinkonzert-Verfrachtung in Richtung Klavierkonzert sei an dieser Stelle erlaubt. Seit neuestem ist Dejan Lazic’ Transkription des Brahms-Violinkonzerts (op. 77) im Handel. Ein für mein tolerantes Empfinden gelungenes, ja wegweisendes Experiment, dessen Ergebnis eine kühne Behauptung seitens der Channel Classics-Produzenten rechtens erscheinen lässt, nämlich: es handelte sich nun um das dritte Klavierkonzert von Brahms (CCS SA 29410).

Na, schaun (hören) wir mal ...


[Beitrag von Moritz_H. am 17. Feb 2010, 12:11 bearbeitet]
op111
Moderator
#7 erstellt: 17. Feb 2010, 10:18
Hallo zusammen,

WolfgangZ schrieb:
Was die Hörschnipsel bei jpc anbelangt, kann man dem ersten und zweiten Satz noch kein Soloinstrument entnehmen;

aber im NDR-Beitrag ist ein wenig Klavier zu hören.
Die Schnippsel sind aber auch nicht ausreichend.
Um mir ein Urteil zu erlauben, müsste ich die gesamte Aufnahme gehört haben.
Ich kann nichts Verwerfliches an Bearbeitungen finden, sie gehören seit langem zum Musikleben.
Kazuhito Yamashita hat z.B. Beethovens Violinkonzert m.E. sehr überzeugend für Gitarre und Orchester bearbeitet (Aufn. bei RCA um 1982).
Und auf die zahlreichen Bearbeitungen der Bilder einer Ausstellung würde ich nicht gern verzichten.


[Beitrag von op111 am 17. Feb 2010, 10:18 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#8 erstellt: 17. Feb 2010, 12:54
Hallo, Franz!


Kazuhito Yamashita hat z.B. Beethovens Violinkonzert m.E. sehr überzeugend für Gitarre und Orchester bearbeitet (Aufn. bei RCA um 1982).


Die Gitarristen können so etwas brauchen. Die Pianisten hingegen hätten genug anderes zu tun.

Wolfgang
op111
Moderator
#9 erstellt: 17. Feb 2010, 12:57
Hallo Wolfgang,

WolfgangZ schrieb:
Die Pianisten hingegen hätten genug anderes zu tun.

... und (noch) unbekannte Werke statt immer dieselben Reisser zu spielen.
op111
Moderator
#10 erstellt: 17. Feb 2010, 12:59
Vielleicht überrascht uns Alison Balsom demnächst mit einer Bearbeitung für Trompete und Orchester.
WolfgangZ
Inventar
#11 erstellt: 17. Feb 2010, 13:14

op111 schrieb:
Hallo Wolfgang,

WolfgangZ schrieb:
Die Pianisten hingegen hätten genug anderes zu tun.

... und (noch) unbekannte Werke statt immer dieselben Reisser zu spielen. :)



Ganz genau!!!

Wolfgang
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 18. Feb 2010, 08:03
Hm, der ewige Teufelskreis aus Angebot und Nachfrage...
Brecht ihr doch aus ihm aus, hört mehr Nischenrepertoire, verzichtet auf den Kauf der x-ten Beethoven-KK-GA et al.
Hörbert
Inventar
#13 erstellt: 18. Feb 2010, 10:41
Hallo!

Wenn es nur darum geht ein Konzert zu finden daß eine gewisse Nähe zu den Brahmskonzerten hat, (insbesondere zum B-Dur Konzert) wäre Max Regers Klavierkonzert Op.114 in f-moll zu nennen. Hier liegt ein wenig bekanntes Werk vor das in gewisser Hinsicht in der Tradition von Brahms steht aber andererseits auch weit darüber hinausgeht.

Natürlich sind Bearbeitungen respektive Transkripionen eine geläufige Praxis die schon der alte Bach gerne und fleißig ausgeübt hat, insofern ist auch diese Bearbeitung ein legitimer Vorgang. Zulegen werde ich mir diese Variante des Konzertes wohl kaum, -es gibt genügend Alternativen auf dem Sektor Klavierkonzert-, aber die Bearbeitung ist wohl auch mehr für ausgesprochene Brahmsliebhaber von Interesse.

MFG Günther
arnaoutchot
Moderator
#14 erstellt: 18. Feb 2010, 11:01
Mich interessiert das, ich werde mir die CD zulegen. Dass das ganze als SACD veröffentlicht wird, ist ein zusätzliches Bonbon.

Mir gefällt z.B. das "6." Beethovenkonzert recht gut, wobei hier ja Beethoven selbst Hand angelegt hat.

Werde berichten. Grüße Michael
WolfgangZ
Inventar
#15 erstellt: 18. Feb 2010, 11:58

Kaddel64 schrieb:
:. Hm, der ewige Teufelskreis aus Angebot und Nachfrage...
Brecht ihr doch aus ihm aus, hört mehr Nischenrepertoire, verzichtet auf den Kauf der x-ten Beethoven-KK-GA et al. ;)


Mach ich doch schon lange!

Wolfgang
arnaoutchot
Moderator
#16 erstellt: 08. Mrz 2010, 19:00
Hab die SACD nun und hab sie schon 2 x mit Freude gehört. Ich finde die Transkription des Violinparts von Dejan Lazic sehr gelungen. Gerade weil man das Stück so gut kennt, ist es faszinierend, zu hören, welche neuen Klangfarben sich durch den Wechsel des Soloinstruments ergeben. Wie bereits erwähnt bin ich auch ein Freund des 6. Beethoven-Konzertes. Lazic erklärt im Booklet ausführlich seine Beweggründe und Vorgehensweise und begründet seine Legitimation zum einen mit der Annahme, dass Brahms vom Klavier aus komponierte und ihm der Violinpart eher fremd war und mehr oder weniger stark durch den Widmungsträger Joseph Joachim geprägt war. Zum anderen erläutert er, dass Brahms einem Zeitalter der Transkriptionen entstammt, man denke nur an Liszt und Brahms eigene Arbeiten, und dass so eine Vorgehensweise damals kaum ungewöhnlich aufgefasst worden wäre.

Klanglich gibt es an der Live-Mehrkanalaufnahme aus Atlanta Symphony Hall aus dem Oktober 2009 nichts auszusetzen.

Grüße Michael
teleton
Inventar
#17 erstellt: 10. Feb 2013, 13:08

arnaoutchot (Beitrag #16) schrieb:
Hab die SACD nun und hab sie schon 2 x mit Freude gehört. Ich finde die Transkription des Violinparts von Dejan Lazic sehr gelungen. Gerade weil man das Stück so gut kennt, ist es faszinierend, zu hören, welche neuen Klangfarben sich durch den Wechsel des Soloinstruments ergeben. Wie bereits erwähnt bin ich auch ein Freund des 6. Beethoven-Konzertes.

Klanglich gibt es an der Live-Mehrkanalaufnahme aus Atlanta Symphony Hall aus dem Oktober 2009 nichts auszusetzen.

Finde ich auch !

Mir war bis heute gar nicht bekannt, dass so ein Bearbeitung des VC für K + O existiert. Die Hörschnipsel im 3.Satz hören sich jedenfalls sehr interessant und gut gemacht an. Da ich das VC sehr schätze, möchte ich diese KK-Fassung gerne mal ganz hören. Auch wenn die Pianisten genug anders haben.
Wenn die CD mal weit unter 10Euro zu haben ist, werde ich bestellen.

*** Ich fand auch die Bearbeitung von Rachmaninoffs Siffonie Nr.2 für Klavier und Orchester als KK Nr.5 bereits sehr interessant. Dort wurden aus 4 Sätzen sogar einem KK entsprechend 3 Sätze gemacht ...
Da hatte ich auf meine Beitrag auch jede Menge "Widersprüchler", die das Unsinnig fanden nach mir ... sei es drum.
teleton
Inventar
#18 erstellt: 10. Feb 2013, 13:17
Wenn ich diesen Kritik von 05/2012 von einem Klassikfreund lese, dann kommen mir nun aber doch Zweifel, ob die Bearbeitung des VC in diesem Falle bei Brahms so lohnend war und ist:


Gestern Abend sendete der NdR eine Aufnahme des sogenannten 3.Klavierkonzerts von Brahms, eine Bearbeitung nach dem Violinkonzert D-dur op.77 durch den Pianisten Dejan Lazic, der auch selbst am Flügel saß, Simone Young begleitete mit den Hamburger Philharmonikern.
Obwohl Brahms kein Geiger war, hat er doch sein Violinkonzert (mit Unterstüzung von J.Joachim) so eingerichtet, dass der Solo-Part immer „oben schwimmt“, immer als Hauptstimme wahrgenommen wird. Die Transkription des Violinparts auf das Klavier klammert in dieser Bearbeitung gerade dies aus, die Klavierstimme klingt wie gehemmt, als könne sie ihre ureigenen Satzoptionen, das Lagenspiel, das ein anderes ist als bei der Geige, den Umfang des Flügels gerade in den Randbereichen nicht zur Geltung bringen. Das Klavier kann sich nicht „freischwimmen“, es klebt zu sehr an den Noten der Solo-Violine, dies hätte bei der Transkription unbedingt berücksichtigt (=geändert) werden müssen. Ein Dialog auf Augenhöhe findet hier nicht statt. Ganz besonders treten die Mängel in der Solokadenz zutage, in der der Pianist unbedingt nach den Möglichkeiten seines Instruments agieren müsste, dies bedeutet jedoch, dass sich der Bearbeiter die Freiheit nehmen muss, im Sinne von und mit Material des Komponisten etwas Eigenständiges zu schaffen, das vermisse ich hier gänzlich. Diese Bearbeitung von Lazic ist interessant und hat dem Pianisten auch viel Arbeit gekostet, kann m.E. jedoch aus den genannten Gründen nicht als zusätzliches (3.) Klavierkonzert reüssieren, man muss es wohl als Experiment ansehen.
Es mehrmals zu hören, verspüre ich jedoch kein Verlangen.
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