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Prokofieff (Prokofiev): Sinfonien

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T_SteinCgn
Neuling
#1 erstellt: 13. Jan 2005, 22:16
Hallo Leute,

mal wieder auf der Suche nach einer guten Interpretation bin ich nun bei S. Prokovieff angekommen.

Welche Interpretationen (von seinen Symphonien) bevorzugt ihr und könnt ihr empfehlen??
Würde mich sehr über ein paar Tips und Empfehlungen freuen!

antiphysis
Stammgast
#2 erstellt: 13. Jan 2005, 22:26
Für mich beschränkt sich die Auswahl auf 3 Dirigenten: Neeme Järvi und Mstislav Rostropovitch u. G. Roshdestvensky.
NJs Einspielungen bei Chandos haben einen Vorzug, der gelegentlich seine Tücken hat. Der Klang ist durchweg recht üppig, was den meisten der Symphonien recht gut bekommt. Ein wenig darunter leidet das Klangbild. Interpretatorisch erste Wahl.
MRs Einspielungen haben einen deutlich schlankeren Klang. MR tendiert auch weniger zu Klangsinnlichkeit als NJ. Vielleicht hat MR mehr Tiefgang. Auch hier für mich: 1. Wahl.
GR ist hinsichtlich der Interpretation zweifelsfrei erstrangig. Ein bisschen angejahrt sind die alten Melodia-Aufnahmen allerdings schon.

Seji Ozawa habe ich auch mehrfach gehört. Technisch sind die Aufnahmen sehr gut. Die Interpretation finde ich etwas nüchtern.

Grüße
M_forever
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 14. Jan 2005, 01:47
Ich habe die 3 oben erwähnten Gesamtaufnahmen (Järvi, Ozawa, Rostropovich) auch und kann dem Überblick, den antiphysis, gegeben hat, zustimmen.
Järvis Schwung und Enthusiasmus und dem kerngesunden, wenn auch nicht übermässig verfeinerten Spiel des Scottish National Orchestra steht der wesentlich schlankere Klang des Orchestre National de France gegenüber, der mit dem SNO in puncto Dynamik und Brillianz, vor allem im Blech, nicht so ganz mithalten kann. Dafür bietet Rostropovich eine Fülle an fein differenzierten Klangwerten, vor allem die Holzbläser sind erstklassig, auch wenn der Klang der französischen Bassons für viele sicher etwas ungewohnt ist. Interpretatorisch sind Rs Aufnahmen deutlich zurückhaltender und manchmal hat man den Eindruck, dass die Phrasierung etwas ungelenk ist.
Über Ozawas Aufnahmen habe ich mir noch keine Meinung gebildet. Es ist sehr einfach, an diesen rumzumäkeln: Die Interpretaionen sind tatsächlich sehr nüchtern, beschränken sich im wesentlichen darauf, die Musik supergepflegt vor dem Ohr des Hörers ablaufen zu lassen. Die Aufnahme unterstützt diesen vor allem an den koloristischen Aspekten der Partituren interessierten Ansatz durch stellenweise übertriebenes Zoomen auf einzelne Klangdetails. Hier fehlen sicher der Biss und die Intensität, die wir in dieser Musik hören wollen.
Auf der anderen Seite werden die Sinfonien von den BP dermassen gut gespielt und gestaltet und Ozawas detailversessene Klangregie enthüllt viele interessante Linien und Klangschichten. Ich höre die Aufnahmen immer mal wieder gerne und finde viel gutes daran, eine erste Wahl sind sie aber wahrscheinlich nicht.

Eine besonders gelungene Einzelaufnahme der 5. hat Mariss Jansons in den 80ern mit der (damals) Leningrader Philharmonie in Dublin für Chandoes aufgenommen. Hier gibt es die Intensität und Scharfkantigkeit, die wir bei vielen anderen vermissen. Allerdings ist die Aufnahme in allen Sätzen sehr schnell, im 3. Satz vielleicht sogar etwas zu schnell und atemlos.
Von Bernstein gab es mal eine bombastische Aufnahme der 5. mit dem Israel PO. Wie zu erwarten, wringt er den 3. Satz bis zum letzten Tropfen aus und erreicht in den anderen Sätzen einige enorme Höhepunkte, das ist aber auch toll zu hören. Allerdings ist die Aufnahme im Moment sehr schwer zu finden.


[Beitrag von M_forever am 14. Jan 2005, 01:48 bearbeitet]
Marthaler
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 14. Jan 2005, 17:05
Und was haltet ihr von den Asheknazy-Einspielungen?

Fragt freundlich grüßend
Marthaler
antiphysis
Stammgast
#5 erstellt: 14. Jan 2005, 21:43
Ashkenazys Einspielung der Symphonien kenne ich nicht. Allerdings seine Cinderella-Aufnahme. Die schätze ich (neben der von Roshdestvensky) sehr! Bei Prokofieff gibt es ja innerhalb der Orchesterwerke Überschneidungen. Wenn ich das zu Grunde lege, würde ich mir von VA ähnlich gute Ergebnisse für die Symphonien wie für das Ballett erwarten.
Also: sehr kraftvoll, mehr Interesse für den großen Bogen als für Details. Ingesamt jedoch recht ausgewogen! (so mal kurz umrissen)

Grüße
antiphysis
Stammgast
#6 erstellt: 14. Jan 2005, 21:46
Was mich etwas wundert:
Wenn ich richtig informiert bin, gibt es keine Aufnahmen der Symphonien Prokofieffs unter Abbado.
Das wundert mich insofern, als alles, was mir an Aufnahmen in der Kombination Abbado/Prokofieff bekannt ist, mehr als gelungen erscheint.
Falls es da wirklich nichts gibt, wird es wohl kaum mehr kommen! Schade!

Grüße
M_forever
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 15. Jan 2005, 03:41
Es gibt immerhin die Klassische Sinfonie (mit COE). Vielleicht "zählt" das nicht ganz, da dieses Stück auch viele andere aufführen und aufnehmen, die mit Prokofiews Sinfonien ansonsten nicht so viel am Hut haben. Aber Claudio hat tatsächlich einige sehr eindrucksvolle Interpretationen der Konzerte und einiger Orchesterwerke vorgelegt.
Ebenso gibt es relativ wenig Bartók, zumindest die "Hits" wie Musik für Saitenistrumente etc und Konzert für Orchester. Auch schade, ich kann mich noch gut an eine sensationell gute Aufführung des "Wunderbaren Mandarin" in Berlin, kurz bevor er Chefdirigent wurde, erinnern. Allerdings hat er das Stück mit dem LSO aufgenommen.
Auffallend ist, dass es von Schostakowitsch fast gar nichts mit Abbdo gibt. Warum das so sein könnte, wurde neulich mal in rmcr diskutiert, aber mit null Ergebnissen.


[Beitrag von M_forever am 15. Jan 2005, 03:43 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 16. Jan 2005, 13:20

antiphysis schrieb:
Was mich etwas wundert:
Wenn ich richtig informiert bin, gibt es keine Aufnahmen der Symphonien Prokofieffs unter Abbado.


Nein, nur mit Ozawa. Und die ist sehr flach (Anfang 90er).

Järvi und Rozhdestvensky sind hervorragende Zyklen, auch Walter Weller (Decca) sollte man nicht vergessen. Rostropovich kann da nicht mithalten, v.a. wegen des oft unsauberen Orchesterspiels.

Thomas
teleton
Inventar
#9 erstellt: 17. Jan 2005, 14:00
Hallo Prokofieff-Freunde,

der Roshdestwensky-Zyklus hat schon auf LP (Eurodisc) meinen damaligen Prokofieff-Einstieg bestens bestanden. Auf CD habe ich den Walter Weller -Zyklus auf DECCA, der auch rundum zufriedenstellt.
Aber den besten Kauf habe ich als Bonnner damals bei der russ.Botschaft als Gebraucht-CD´s aus Moskau von den Prokofieff-Sinfonie Nr.1-5 erwischt:
Es sind Melodia-Eurodisc-CD´s MADE in Russland mit Dimiti Kitaenko/MuskauerPH (Aufnahmen aus den 80er-Jahren-DDD), die hierzulande derzeit nicht im Eurodisc-Programm zu haben sind.
Kitaenko ist äußerst kraftvoll (vergleichbar mit Roshdestwensky´s Schostakowitsch) mit röntgenhafter Durchhörbarkeit der sinf.Strukturen. Die zweite Sinfonie ist derart explosiv und hart, da könnte man von Hard-Klassik (nicht Hardrock) sprechen; jedenfalls Eindrucksvoll und fern von jenem Säuseln, das Dutoid (den ich sonst schätze) an den Tag legt.
Kitaenko´s Fünfte kommt ebenfalls mannhaft und stark, das man hier erkennt, das ein russ.Komponist am Werke war - fastzinierend.
M_forever
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 17. Jan 2005, 18:14
Ist das u.a. die hier?
amazon.de
Oder vielleicht sieht Deine Edition so aus:

Manche der Aufnamhen kann man noch verstreut finden.
teleton
Inventar
#11 erstellt: 19. Jan 2005, 09:54
Hallo M_forever,

ja, das sind die Prokofieff-Spitzenaufnahmen, die ich meine.
Die ich habe sind aus der russ.Melodia-Serie, also die zweite Abbildung.
Danke !
sound67
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 19. Jan 2005, 11:13
Die Einspielung der 1. und 5. mit Kitaenko habe ich auch, finde sie aber nicht so sensationell. Die "beste" CD in dieser Kombination, die ich je gehört habe, stammt - auch für mich überraschend - vom kleinen schwitzenden Jimmy Levine, mit dem Chicago Symphony Orchestra auf DG.

Gruß, Thomas
M_forever
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 19. Jan 2005, 13:03
In der tat sehr überraschend. Die Platte habe ich mir grad aus der Bücherei ausgeliehen. Musikalisch ist da eigentlich kein grosser Unterschied zu Ozawa, auch wenn das Orchester naturgemäss etwas schlanker klingt, aber selbst das dem CSO eigene strahlend Blechpotential wird von Levine nicht abgerufen. Die Aufnahme zieht routiniert am Hörer vorbei, allerdings ohne die Aufmerksamkeit für interessante Texturen, die Ozawas Aufnahmen zumindest von einem Standpunkt aus hörenswert macht. Tatsächlich überraschend für Levine, der ja mitunter sehr viel Gespür für musikalische Effekte an den Tag legt. Aber nicht hier. Man hat auch den Eindruck, dass nicht viel geprobt wurde. Z.B. die Vorschläge der Geigen im 1. Satz der Symphonie Classique werden völlig uneinheitlich gespielt.
Die Empfehlung der Kitaenko-Aufnahmen hat mich auch überrascht, da ich von ihm bis jetzt nur einige routiniert-geradlinige Aufnahmen kenne. Aber wo so viel Enthusiasmus, da muss auch ein Grund vorliegen. Zufällig ist die oben abgebildete Aufnahme mit der 1. und 2. günstig bei amazon aufgetaucht, da habe ich gleich zugeschlagen.
sound67
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 19. Jan 2005, 14:40
Ich finde die Chicagoer Aufnahme virtuos, auch im Vergleich zu den beiläufig spielenden Berliner Philharmonikern unter Ozawa.

Von Levine bin ich sonst gar nicht angetan. Die einzige Spitzenaufnahme (außerhalb des Opernrepertoires),die ich von ihm kenne, ist eine Gershwin-CD.

Gruß, Thomas
AcomA
Stammgast
#15 erstellt: 19. Jan 2005, 15:32
hallo,

gab es nicht seinerzeit eine gesamteinspielung mit andre previn und dem royal philharmonic orchestra bei EMI aus den siebziger jahren . ich hatte daraus die 5. sinfonie auf mc, und mir hatte die darstellung zugesagt.


gruß, siamak
M_forever
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 19. Jan 2005, 22:44
Virtuos auf jeden Fall, aber ich finde sie auch "undercharacterized", zumindest im Vergleich zu solchen Beiträgen wie Jansons. Auf jeden Fall werde ich mir heute abend nochmal Ozawa zum Direktvergleich anhören.
Die EMI-Aufnahmen von Previn kenne ich nicht. Ich habe ein Philips-Album aus den 80ern mit LAPO, die Aufnahme ist superlangweilig. Previn schafft es ja manchmal, wirklich nur die Noten wiederzugeben, ohne irgendwelche Ausdrucksnuancen. Das feling ihm hier hervorragend.
Allerdings scheinen viele seiner Beiträge aus früheren Zeiten recht interessant zu sein. Zumindest die Rachmaninoff-Aufnahmen aus den 70erb werden immer wieder erwähnt (kenne ich aber selber nicht).

In der Bücherei gibt's noch die 5. von Masur (NYP), Dutoit (OSM), Mitroupoulos (NYP) und Ashkenazy (CGO), vielleicht werde ich die auch mal inhalieren.

Ich besitze auch noch die Aufnahme mit den StPP/Temirkanov auf RCA. Diese ist an sich auch sehr gut gelungen, mit viel Detailaufmerksamkeit und natürlic interessanten Orchesterfarben, im grossen und ganzen aber auch recht schwerfällig und manchmal für meinen Geschmack seltsam gebremst.
M_forever
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 25. Jan 2005, 12:58
Mittlerweile ist die oben abgebildete Kitaenko-Aufnahme bei mir eingetroffen, so richtig Melodiya mit englischem und russischem Text. Das ist auf jeden Fall eine sehr interessante, aber auch etwas seltsame Aufnahme. Musikalisch sehr extrem, mit holzschnittartig ausgearbeiteten Klangstrukturen. Das passt ja irgendwie auch gut zur 2. Sinfonie, und mir als Fan russischer Orchesterkultur bringen die idiomatischen Holzbläser und die bösen Trompeten auch viel Freude. Allerdings glaube ich, dass man aus der 2. Sinfonie noch etwas mehr herausholen kann, als sich quer durchs Stück zu slashen.

Auf der anderen Seite ist das wahrscheinlich die klangtechnisch seltsamste Aufnahme, die ich je gehört habe. Das klingt nicht wie späte 80er, auch nicht für russische Verhältnisse, eher wie ein mittelmässig gut erhaltener Master aus den frühen 70ern. Richtig komisch ist aber die Abmischung. Manche Passagen sind mit künstlichem Hall zugekleistert, manche klingen supertrocken. Das Highlighting einzelner Instrumente oder Gruppen kennen wir von vielen Aufnahmen, aber ich glaube, ich habe es noch nie so extrem und konzeptlos wie hier gehört. Manchmal sind einzelne Instrumente so aus dem Zusammenhang nach vorne geholt, das Fagott steht in der 1. stellenweise direkt vor dem Orchester während der Rest sich irgendwo im Hintergrund abspielt. Dazu kommen auch komische räumliche Effekte. Manchmal zischen die Geigen quer durchs Klangbild. Ich meine damit nicht die Trennung von 1. und 2. Geigen, die bei russischen Orchestern (glücklicherweise) immer noch sehr verbreitet ist, sondern seltsame Effekte, die so klingen, als ob der Tonmeister am Pan-Knopf Amok gelaufen ist.
Manche der Aufnahmen wurden auch nochmal von RCA veröffentlicht. Es wäre interessant zu wissen, ob die genauso klingen, oder ob die versucht haben, das ein bisschen zu retten. Ein Freund von mir hier war mal Producer bei RCA zu der Zeit, als die den Melodiya-Katalog übernommen haben. Wahrscheinlich hat der noch einige dieser Aufnahmen. Das ist mir Dödel aber erst eingefallen, als ich die Platte hier schon bestellt hatte...


[Beitrag von M_forever am 25. Jan 2005, 13:01 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#18 erstellt: 27. Jan 2005, 00:01
Von Prokofieffs 1. Symphonie kenne ich eine Aufnahme mit dem Orpheus Chamber Orchestra, die ich fulminant finde. Selten habe ich diese Symphonie mit soviel Spielfreude und Tempo gehört!
amazon.de

Leider ist die Aufnahme nicht mehr lieferbar.

Grüße
teleton
Inventar
#19 erstellt: 27. Jan 2005, 12:55
Hallo M-forever,

interessant Deine Sichtweise zur zweiten Prokofieff-Sinfonie Nr.2 zu lesen. Ja, so hat man diese Sinfonie wirklich noch nie gehört und ich finde diese extreme Interpretation und die teilweise röngenhafte Ausleuchtung passen zur Sinfonie Nr.2.
Die von Dir genannten tonmeisterlichen Escapaden sind mir gar nicht so extrem aufgefallen, da ich von der Interpretetion gefangen war.
Die anderen Sinfonien Nr.3 bis Nr.5 sind ähnlich in ihrer Extremität, aber ich finde den Sound TOP gelungen.

Jedenfalls heben sich die Aufnahmen von den zu "braven" (Ozawa und Dutoid) deutlich ab!
M_forever
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 27. Jan 2005, 13:41
Hör mal z.B. in den 1. Satz der 2. Sinfonie bei 4'40 rein. Was ist da los?
teleton
Inventar
#21 erstellt: 28. Jan 2005, 10:08
Hallo M_vorever,

ich habe gestern reingehört und habe mir schon vorher gedacht, das bei der Sinfonie Nr.2 1.satz 4:40, das Du diese geniale Stelle meinst.
Was ist da los? Tiefe Streicher auf der rechten Seite (wo sonst) mischen sich mit dem Klang einer Basstuba. Das ganze wirkt beim hören so, als wenn man im Konzert in den ersten Reihe sitzt und diese Instumentengruppen nun hautnah mitbekommt.
Ich habe mir zum Vergleich diese Stelle aus meiner WalterWeller-DECCA-Gesamtaufnahme angehört. Weller schlägt ein forscheres Tempo an, aber sonst hört es sich genauso an, nur viel entfernter, als bei Kitaenko - das ist der Unterschied.
Aber die Stelle hört sich doch genial an - Prokofieff erscheit seiner Zeit weit voraus, wie ein Supermoderner, absolut geschärft, wie das klingt. Auch der Schluß des 1.Satzes mit den Pauken (ca. bei 10:00) haut einen um - überrumpelnd.
Samyucca
Schaut ab und zu mal vorbei
#22 erstellt: 30. Jan 2005, 12:53
Es gab noch die 5. und 6. mit Mravinsky und den Leningrader Philharmonikern (ältere Monoaufnahmen, habe ich lange nicht mehr reingehört).
teleton
Inventar
#23 erstellt: 21. Jun 2006, 10:58
Hallo Prokofieff-Freunde,

ich habe den Thread wieder aktualisiert, da mir bei den Prokofieff-Klavierkonzerten etwas interessantes aufgefallen ist:

Was mag Krainev/Kitaenko wohl bewogen haben ihre alte Moskauer Interpretation in Deutschland - Frankfurt zu erneuern ?

Klangtechnisch sehe ich auf jeden Fall einen Vorteil bei Teldec (1992 DDD)! Aber orchestral bin ich von den Frankfurtern nicht so 100% überzeugt.
Da ist mir die Aufnahme mit Graffmann/Szell (Nr.1+3) doch wesentlich mehr ans Herz gewachsen, die im wichtigen Orchesterpart wesentlich überzeugender geraten ist.



Die Moskauer Aufnahme kenne ich nicht; die ansonsten wirklich gute Teldec-Aufnahme habe ich noch in der Originalform auf Teldec-CD´s.
musiccreator
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 21. Jun 2006, 16:40
Hallöchen!


Von Prokoffiev kenne ich die Gesamteinpielung mit Ozawa, die mir ganz gut gefällt, teile aber auch die Ansicht, dass Ozawas Interpretationen oft etwas nüchtern sind. Überrascht war ich hingegen von den bei NAXOS erschienenen Aufnahmen (kenne die 3. und 7. Sinfonie aus dieser Reihe), die mir sehr gut gefallen.

Von der 2. Sinfonie suche ich noch DIE ultimative Aufnahme, denn ich kann sie mir noch wesentlich stählerner Vorstellen, als das, was Ozawa mit den Berlinern zu bieten hat. Gibt es besonders hinichtlich dieser Sinfonie eine besondere Empfehlung?

Musiccreator
teleton
Inventar
#25 erstellt: 22. Jun 2006, 08:23
Hallo musiccrator,

Du suchst die ultimative Aufnahme der Prokofieff: Sinfonie Nr.2.
Lies mal weiter oben in diesem Thread meinen Beitrag vom 19.02.2005. Ich hatte meine Aufnahme mit
Dimiti Kitaenko / MoskauerPH (Aufnahme aus den 80er-Jahren-DDD) empfohlen. Daraus hatte sich mit MForever eine Hördiskussion entwickelt.

Wenn Du eine absolut stählerne Aufnahme der Sinfonie Nr.2 suchst, dann ist diese die absolut Richtige für Dich. Diese ist Meilenweit entfernt von Ozawas Säuselstunde enfernt; was mich bei dem sonst zupackenden Ozawa schwer wundert.

Leider ist die fastzinierende Melodia-CD mit Kitaenko / Moskauer PH und auch dei deutsche Eurodisc-Version momentan vergriffen.

Leider auch diese ebenso gute Melodia/Eurodisc - Aufnahme mit Roshdestwensky, die ich noch als Gesamtaufnahme auf LP habe:
amazon.de
Bei amazon steht: Führen wir nicht oder nicht mehr - Jetzt gebraucht vorbestellen.
Zaaach
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 30. Jun 2006, 11:23
Weiß jemand Näheres zu den beiden Fassungen der 4. Sinfonie? Da sie jeweils eigene Opus-Zahlen haben (op. 43 und op. 112) scheint es ja so, daß sie sich stark unterscheiden. Ich kenne nur die erste (und finde sie toll), Järvi hat ja anscheinend beide Fassungen eingespielt. Kann jemand was zur Naxos-Aufnahme der zweiten Fass. sagen? Danke!

amazon.de
teleton
Inventar
#27 erstellt: 05. Jul 2006, 11:53
Hallo Zaach und Prokofieff-Freunde,

wenn Du den gesamten Thread durchließt wirst Du feststellen, dass die NAXOS-Aufnahmen der Prokjofieff-Sinfonien mit T.Kuchar nicht so gut wegkommen.

Da ich die Sinfonien Nr.1 -5 in den TOP-Aufnahmen mit Kitaenko / Moskauer PH nur als Einzel-CD bekommen konnte habe ich mir als Ergänzung zu den Einzel-CD´s die
Sinfonie Nr.6 auf NAXOS zugelegt:

Symphonie Nr. 6 und Walzer-Suite op. 110
Ukraine SO, Kuchar
NAXOS Aufnahme 1994 DDD
Mir gefällt die Interpretation sehr gut, da ich auch den Vergleich mit Roshdestwensky (auf Eurodisc-LP) und Weller auf Decca-CD habe.
Deshalb könnte ich hier und jetzt nicht von der Naxos Sinfonie Nr.4 (zweite Fassung op.112) abraten, sondern eher zuraten, da auch klanglich wenig auszusetzten wäre.

Die Järvi-Aufnahmen sind auch sehr gut und bieten beide Versionen der Sinf.Nr.4 - die werde ich mir irgendwann auch noch "an Land ziehen".

Ganz abraten möchte ich von Previn´s Sinfonie Nr.7 (Kopplung mit der Sinfonia Concertante für Cello und Orchester) auf Philips. Diese CD war derart langweilig und ohne russisches flair, dass ich diese lange weitergeben habe.

Als Szell-Fan habe ich mir jetzt folgende SONY-Heritage-CD von Prokofieff: Sinfonie Nr.5 mit Szell / Cleveland Orchestra gakauft:
amazon.de
SONY-CD / CBS Aufnahmen 1959 (Prok.) und 1965 (Bartok)
Die Prokofieff: Sinfonie Nr.5 kann es ohne mit der Wimper zu zucken mit besten russischen Aufnahmen (Roshdestwensky und Kitaenko / Moskauer PH ) aufnehmen und ist vom Tempo noch straffer (kein Wunder bei Szell) und bietet höchste Präzision im Orchesterklang, bei bestem SONY-Heritage-Remastering-20Bit.
Präziser und von den Klangstrukturen superdurchhörbar kann es kaum sein, als hier mit Szell .
Das CD-Cover enthält eine Story wo Szell auf das Spiel des Paukisten bestand, der während der Aufnahme von der Pauke an die Snaredrum (Im 2.Satz) wechseln sollte, weil Szell nur ihn als den wirklichen Schlagzeuger ansah, der perfekt spielen kann.
Zaaach
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 05. Jul 2006, 12:59
Danke, teleton, für Deine Einschätzung. Kannst Du oder natürlich auch sonst jemand etwas zu den Unterschieden der beiden Fassungen der 4ten an sich sagen?
Marthaler
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 26. Apr 2007, 13:46
Aufgemerkt: Die in diesem Thread viel gelobte und offenbar rare Aufnahme Kitaenkos der Sinfonien 1 & 2 gibt es gerade bei
ebay:
http://cgi.ebay.de/Prokofieff-Sinfonien-Nrn-1-2_W0QQitemZ220103150588QQihZ012QQcategoryZ19482QQssPageNameZWDVWQQrdZ1QQcmdZViewItemebay.

Nachdem ich ein Exemplar bestellt habe, sind noch 8 von 9 verfügbar. Dieselbe CD wird bei amazon gebraucht für fast 50 Euro gehandelt.

Freundlich grüßend
Marthaler


[Beitrag von Marthaler am 26. Apr 2007, 13:48 bearbeitet]
teleton
Inventar
#30 erstellt: 27. Apr 2007, 08:32
Hallo marthaler,

Ja, diese russische Melodya-CD mit Kitaenko ist genau die ich auch habe. Bei mir die 3CD´s mit den Sinfonien Nr.1-5 (6+7 leider nicht).

Der EBAY-Anbieter hat diese CD´s warscheinlich aus Russland mitgebracht und verlangt ja auch einen guten Preis.
Ich hatte damals 10,-DM für die 3 Prokofieff-CD´s gelöhnt.

Die Sinfonie Nr.2 wird man kaum irgendwo so geschärft hören wie hier.
Die Aufnahmen sind von 1990,DDD.
Martin2
Inventar
#32 erstellt: 28. Apr 2007, 12:15
Ich habe die von Teleton angesprochene Aufnahme der 6. von Naxos auch. Sie ist sicher nicht schlecht, obwohl mich glaube ich irgend etwas an der Klangbalance störte (müßte sie mal wieder hören). Dieses ukrainische Staatsorchester ist aber sicher ein ganz gutes Ensemble. Außerdem habe ich noch die 3. und 7. mit Kuchar. Die gefällt mir auch nicht schlecht, nur was mich daran stört: Im Klappentext wird lang und breit über das aufgesetzte positive nachklappende Ende der 7. Sinfonie gesprochen, , davon, daß Prokovjev gezwungen war einen fröhlichen Ausklang zu komponieren, um den stalinschen Musikkriterien zu genügen. Es wäre dann wohl nur konsequent gewesen, es auf der CD wegzulassen, oder es zumindestens mittels eines Einzeltracks wegprogrammierbar zu machen. Nichts davon. Das hat mich immer geärgert. Die 1. und 5. habe ich auch in einer Naxosaufnahme, die meinen Wünschen bisher genügt hat.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#33 erstellt: 09. Jan 2008, 21:08
Ich hole diesen Thread nochmal nach vorne. Michael hat sich im Paralellthread ja beklagt, daß wir hier über Prokofieff nicht reden würden.

Im übrigen bitte ich um eine Umbenennung dieses Threads in "Prokofieff- Seine Sinfonien"

Der Threadinitiator hatte ja explizit nach den Sinfonien gefragt, darüber ist die Diskussion auch gelaufen, der allgemeine Threadtitel ist sehr mißverständlich.

Ich sehe übrigens, daß es durchaus eine Einspielung der vierten auf Naxos mit Kushar gegeben hat. Sie ist aber anscheinend nicht mehr greifbar.

Michael ( im anderen Thread über die Sinfonien 2 und 4) rät mir dazu, den ganzen "Naxoskram" zu "entsorgen" und mir stattdessen Rostropowitsch und Roshdestwenski zu holen. Ist das auch Eure Meinung?

Gruß Martin

EDIT Franz-J.: Diesen Text (Beitrag aus anderem Thread, dort OT) eingefügt, ich denke es ist in deinem Sinn, Martin?

Hat eigentlich irgend jemand eine Einschätzung der Naxoseinspielungen? In deren Besitz bin ich weitestgehend. Bei 1 und 5 Gunzenhauser, bei 3, 6 und 7 Kuchar. Die 2. fehlt mir völlig wie auch die 4. Die 3. habe ich noch mit Martinon. Die 6. mit Kuchar muß ich verliehen haben, finde sie im moment nicht. Von der 6. mit Kuchar war ich enttäuscht, weil ich die schon in einer anderen ( welcher?) Einspielung kannte und beim Kuchar die Orchesterbalance eines bestimmten Instruments ( Celesta?) einfach nicht stimmte, jedenfalls für mein Gefühl. Das hätte distanzierter klingen müssen, klang aber aufdringlich nahe.

Bei der 7. finde ich es bizarr, daß im Klappentext ein langer Text steht, inwiefern Prokofjew gezwungen war, obwohl er das gar nicht wollte, ein optimistisches Ende anzufügen, es aber in der Naxoseinspielung nicht möglich ist, dieses optimistische Ende wegzuprogrammieren ( bzw. wenn man meint, dies war erzwungen, warum läßt man es nicht einfach weg?).

Einer neuen Einspielung der Sinfonien Prokovjews bin ich nicht grundsätzlich abgeneigt, jedoch müßte diese erschwinglich sein.


[Beitrag von op111 am 10. Jan 2008, 15:48 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#34 erstellt: 09. Jan 2008, 21:17
Ach so und verschoben werden müßte der Thread auch und zwar in die Orchesterwerke.
op111
Moderator
#35 erstellt: 10. Jan 2008, 15:27
Verschoben aus gelöschtem Thread: Prokofieff, Sinfonien 2 und 4, in dieser Kopplung? #1


Martin2 schrieb:
Ich habe mal eine Frage. Und zwar bin ich im Besitz der Prokofieffsinfonien 1, 3, 5, 6 und 7 in wie ich finde guten Aufnahmen. 1 und 5 habe ich mit Gunzenhauser, die anderen mit Kuchar und die dritte noch mit Martinon. Aber die 2. und 4. fehlen mir noch. Gibt es eine gute CD, die diese Werke koppelt? Ich würde mein Prokofieffsammlung gerne vervollständigen.

Ansonsten kann natürlich auch jeder seine Ratschläge über die Kopplung hinaus hier rein stellen. Ich habe gesehen, daß es zum Beispiel bei Naxos eine CD mit Kuchar und den Nationalukrainern mit den Sinfonien 1 und 2 und anderem Kram gibt. Die wäre natürlich wegen der 2. schon interessant, aber die 4. bei Naxos sehe ich überhaupt nicht. Hat die Naxos nie eingespielt? Wundert mich irgendwie, alle anderen Sinfonien einzuspielen, aber die 4. links liegen zu lassen. Ich vermute auch irgendwie, daß die 2. und 4. die unpopulärsten Sinfonien von Prokofieff sind, sonst wäre ich bestimmt schon über sie gestolpert. Budgetratschläge für die 4. gibt es wohl nicht?

Gibt es eigentlich schon einen Thread zu den Prokofieffsinfonien? Würde mich grundsätzlich auch interessieren. Die Sinfonien, die ich von Prokofieff kenne, mag ich nämlich schon recht gerne.


[Beitrag von op111 am 10. Jan 2008, 15:33 bearbeitet]
op111
Moderator
#36 erstellt: 10. Jan 2008, 15:29
Verschoben aus gelöschtem Thread: Prokofieff, Sinfonien 2 und 4, in dieser Kopplung? #2


arnaoutchot schrieb:
Hallo Martin,

ich würde den ganzen Naxos-Kram entsorgen und mir diese hier holen, Rozhdestvensky oder Rostropovich. Rostropovich gibt es für knapp 30,00, Rozhdestvensky kann man für ein bisschen mehr aus Russland oder Japan beziehen (dafür sind ja auch noch die Klavierkonzerte und das 1. Violinkonzert dabei).



oder



Ich hab beide

Die zweite ist die kakophonischste aller Prokofiev-Symphonien, ein "Fresko aus Stahl und Eisen" genannt, noch wilder als die dritte. Erinnert auch an die "Skythische Suite". Rozhdestvensky erreicht hier Energielevel, die die Boxen fast zum Schmelzen bringen.

Die vierte gibt es in zwei Fassungen mit zwei Opusnummern. Angeblich war Prokofiev nie mit der Erstfassung zufrieden, so dass er der 17 Jahre später herausgegebenen Revision sogar eine neue Opusnummer gab. Rostropovich hat beide Fassungen aufgenommen, Rozhdestvensky nur die revidierte Fassung.

Wie man sieht, enthält die russische Rozh-Box auch noch die kompletten Klavierkonzerte, die auch allesamt mehr als empfehlenswert sind.

Ich begrüsse einen Prokofiev-Thread genauso wie Du. Es hat mich schon immer gewundert, daß wir uns über Mahler und Shostakovich die Finger fusslig schreiben und Prokofiev links liegen lassen. Wir hätten aber auch an diesem Thread weiterschreiben können Prokofiew, in dem Du im Oktober letztmalig gepostet hast. Vielleicht kann man das noch umhängen ?


Grüße Michael


[Beitrag von op111 am 10. Jan 2008, 15:34 bearbeitet]
teleton
Inventar
#37 erstellt: 11. Jan 2008, 13:16
Hallo arnaoutchot und alle Prokofieff-Freunde,

ich habe die LP-Kassette der Prokofieff-Sinfonien von Eurodisc mit Roshdestwensky noch in meinem Schallplattenschrank (meine ersten Aufnahmen).
Auf CD war mir die Beschaffung über Japan zu umständlich (bzw. die Existens auf CD zunächst unbekannt), sodaß ich hier auf andere in diesem Thread genannte Aufnahmen zurückgegriffen habe - Kitaenko (Melodiya), Weller (Decca) und Einzelaufnahmen mit Bernstein (Nr.1) und Szell (Nr.5).

Was Du zu diesen Roshdestwensky-Aufnahmen schreibst würde ich unterschreiben.
Auch der Hinweis auf die Prokofieff-Klavierkonzerte mit Postnikowa/Roshdestwensky, die äußerst packend sind stimmt voll. Diese Aufnahmen habe ich auf Melodiya-Einzel-CD´s.

Was packende Umsetzung anbetrifft steht Kitaenko mit der Moskauer PH (Melodiya, 1990, DDD) den Roshdestwensky-Aufnahmen aber nicht nach. Diese 3CD´s der Sinfonien Nr.1-5 hatte ich Anfang der 90er-Jahre in der russischen Botschaft in Bonn-Bad Godesberg gekauft (ich berichtete dies bereits).
Kitaenko vertritt hier noch voll die russische Heimat und liefert eine Aufnahme mit russischer Seele ab. Genau wie in seinen MELODIYA-Aufnahmen der Klavierkonzerte mit Krainew.
Erst später nach seinem Umzug in den Westen ist er weitaus softer geworden und bietet heute bei weitem nicht mehr diese Unmittelbarkeit seiner alten russischen Aufnahmen.
Die Sinfonie Nr.2 "aus Chrom und Stahl" ist der Wahnsinn mit Kitaenko.


Inzwischen habe ich als Ergänzung zur Naxos-Aufnahme der Sinfonie Nr.6 auch die Järvi-Aufnahme (Chandos), die mir ungleich besser gefällt als die Kuchar-Aufnahme. Dies führe ich aber eindeutig auf das Orchester zurück, da das Ukraine SO nicht "der superpräzise Klangkörper" ist.
Die Järvi-Aufnahmen scheinen mir Eauch spitzenmäßig zu sein - Klanglich sind die es auf jeden Fall. Empfehlungen in anderen Klassikforen sprechen für Järvi!

Die Sinfonie Nr.7 kenne ich nur in der Roshdestwensky-Aufnahme auf LP und auf CD in der GA mit Weller (Decca).
Die Aufnahme scheint mir auch OK und brauchbar.


Extra mit Abstand, da :
--------------------------------------
Schon vor vielen Jahren abgesetzt habe ich eine der langweiligsten CD´s die mir jemals untergekommen ist - mit Andre Previn auf Philips - hier war die Nr.7 mit der Sinfonia Concertante gekoppelt.
Previn (wie immer) und Schiff ohne Pepp, einfach nur zum Einschlafen.
Martin2
Inventar
#38 erstellt: 13. Jan 2008, 17:10
Ja, die Frage ist, welche Einspielungen sind überhaupt greifbar? Bei JPC sehe ich nur den Gergiev und das sind Mitschnitte von Lifekonzerten und kosten ca. 42 Euro. Nicht gerade billig und dann Life. Rostropowitsch, Roshdenstvendski oder Kitaenko sehe ich gar nicht. Irgendwie scheinen die Prokofieffsinfonien doch nicht so populär zu sein, was mich ehrlich gesagt wundert, ich finde sie schon genial.

Über den Amazon Marketplace ist der Ozawa äußerst billig zu beziehen, 10 Euro, aber irgendwie interessiert mich der Ozawa nicht so, und der Weller schweineteuer, 70 Euro.
sound67-again
Gesperrt
#39 erstellt: 14. Jan 2008, 15:33
Ozawa ist oberfächlich schönfärberisch-hochglanzpoliert, nicht ideal bei Prokofiev.

Järvi ist als Zyklus immer noch allererste Wahl, auch gut ist Weller (Decca). Rozhdestvensky ist fas ZU authentisch, Klang auch bei einigen Sachen kaum mehr akzeptabel. Rostropovich kann man getrost abhaken. Gergiev habe ich noch nicht gehört, aber was ich von seinen Shostakovich-Sachen kenne brenne ich auch nicht darauf.

Unter den EInzelnaufnahmen sind jene von Riccardo Muti unbedingt beachtenswert, in der 1. und 5. auch Jimmy Levine (DG).

Gruß, Thomas
WolfgangZ
Inventar
#40 erstellt: 08. Mai 2020, 19:05
Die Sinfonien sind in Haltung, Stimmung und wohl auch Struktur so unterschiedlich wie die Sinfonien Beethovens - behaupte ich mal. Mindestens. Beethovens Relevanz haben sie nicht - banalerweise und aus verschiedenen Gründen.

Aber wie bei Beethoven hört man den Personalstil in der ersten so gut wie in der siebten. Es ist dieses Moment des thematisch Sprunghaften - auch im ganz engen Sinn, wenn man sich die Motive, die Themen die Melodien genauer ansieht. Es sind gewisse Reizharmonien, es ist eine eckige, bisweilen knallbunte Farbigkeit. Es sind - freilich - immer wieder Sarkasmus, aber eben auch Lyrik. Ungebrochene Eleganz und Charme sind es meines Erachtens aber nur in der letzten Sinfonie.

Ansonsten: was für ein Kosmos! Da sind die so genial klassizistische erste, die Nummern zwei und drei auf dem Höhepunkt eines herben Expressionismus, die vierte voller Unsicherheit, allein schon, da in zwei Versionen vorliegend, filmmusikhaft, ein wenig sozialistisch realistisch, kaum bekannt. Die fünfte stellt den zugleich vitalistischen wie abgeklärten, formvollendeten Klassiker dar, die sechste erscheint so finster wie Sibelius' Vierte, und dann eben die siebte, eine Operette beinahe.

Ich mag die siebte Sinfonie durchaus: blühend, schönste Einfälle, auch strukturell stimmig - aber natürlich ein Schritt zurück, angepasst, wehmütig in dem Sinne, dass es kein Weiter mehr gibt.

Gruß,

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 08. Mai 2020, 19:10 bearbeitet]
op111
Moderator
#41 erstellt: 09. Mai 2020, 13:26
Hallo zusammen,
Wolfgang, danke für deine Beiträge.
Prokoffjew führt bei mir bisher so etwas wie ein Nischendasein.
Ich höre meistens die Romeo und Julia-Suite, Alexander Newski, die 5. Sinfonie und einzelne Klaviersonaten, meist die aus der Richter Edition.
Mit den restlichen Sinfonien habe ich mich noch nicht detailliert auseinandergesetzt, obwohl ich mindestens die Gesamtaufnahmen von Ozawa und Kitaijenko besitze.


Franz.
Agon
Hat sich gelöscht
#42 erstellt: 09. Mai 2020, 17:44
Bei den Sinfonien gibt es viele gute Einzelaufnahmen. Gesamtaufnahmen haben immer ihre Schwachpunkte.

Spontan fallen mir ein:

1. Sinfonie:
Karajan, Ansermet, Fricsay

2. Sinfonie:
Vladimir Jurowski, Zdenek Kosler

3. Sinfonie:
Riccardo Muti, Riccardo Chailly

4. Sinfonie:
Karabits, Litton

5. Sinfonie:
Karajan, Ansermet, Jansons

6. Sinfonie:
Litton, Previn

7. Sinfonie:
Litton, Previn
WolfgangZ
Inventar
#43 erstellt: 09. Mai 2020, 17:50
Ich besitze drei Gesamteinspielungen - und das reicht wirklich. Mit Ozawa habe ich vor rund dreißig Jahren auf CD hineingefunden und so schlecht sind die auch wieder nicht. Vorher kannte ich vermutlich nur die Nummern 1, 2, 5 und 7 bewusst von Rundfunk und Kassettenmitschnitt. Weller ist die stärkere Einspielung und meine jüngste. Dazwischen liegt Kitajenko, der das Hörerlebnis noch einmal steigert, vor allem bei den Lärmsinfonien (mit ihren wunderbar lyrischen Passagen) 2 und 3. Am längsten habe ich für 4 und 6 gebraucht. 6 lohnt sich dafür um so mehr, 4 ist bekanntermaßen ein Mauerblümchen und das auch nicht ganz zu Unrecht.

Es sind - natürlich - auch bei mir Phasen des Gernehörens, die sich mit solchen des Linksliegenlassens abwechseln. Schließlich hat der Hörtag nur um die 36 Stunden ...

Wolfgang
WolfgangZ
Inventar
#44 erstellt: 09. Mai 2020, 17:55
EDIT: Agon kennt sich sichtbar besser aus. Danke für die Liste - aber eigentlich wollte ich mein Repertoire nicht mehr erweitern.

Ein paar Einzelergänzungen besitze ich vor allem von der Fünften und der Ersten, die man ja mit Abstand am häufigsten hört. Bei der Classique leuchtet mir das eigentlich gar nicht so sehr ein - sie ist keineswegs ein Pastiche und wirklich geistreich. Aber ich habe den fürchterlichen Verdacht, dass manche meinen, mit Peter und ihr Prokofieff zu beherrschen.


[Beitrag von WolfgangZ am 09. Mai 2020, 18:00 bearbeitet]
Agon
Hat sich gelöscht
#45 erstellt: 09. Mai 2020, 23:15
Also, meine kurze Liste ist nur nach einem kurzen Brainstorming entstanden. Einfach das, was mir zuerst eingefallen ist. Ich hatte mal eine ziemlich heftige Prokofiev-Phase, in der ich mich mit eigentlich allen Orchesterwerken beschäftigt hatte.
An Gesamtaufnahmen würde ich absolut die mit Neeme Järvi auf Chandos empfehlen. Und nicht nur die - er hat ja dort unglaublich viel Prokofiev aufgenommen. Es ist erstaunlich, was es da alles gibt. Und das auf höchstem Niveau.
Ein Geheimtip ist sicher die Gesamtaufnahme mit Zdenek Kosler und der Tschechischen Philharmonie auf Supraphon. Eine sehr gute Einspielung.
Karajan war mit der Ersten und Fünften absolut gut, da gibts nichts.
Ansermet hat die Erste, Fünfte und Sechste eingespielt, die Erste sogar zweimal. Die Stereoaufnahme haut mich einfach um.
Eine von mir sehr geliebte Aufnahme ist die Fünfte und Siebte mit Tennstedt und dem BRSO. Absolute Vollblutdarbietungen, wie von Ihm gewohnt. Hier mal das Cover dieser nicht so bekannten CD:

jpc.de
Hüb'
Moderator
#46 erstellt: 10. Mai 2020, 15:51
Von den jüngeren Aufnahmen sehr gut gefallen hat mir James Gaffigan.
Hat da jemand Eindrücke?

Viele Grüße
Frank
Agon
Hat sich gelöscht
#47 erstellt: 10. Mai 2020, 19:40
Die Aufnahmen mit James Gaffigan kenne ich leider nicht.

Aber es ist immer begrüßenswert, wenn sich junge Dirigenten für die Prokofiev-Sinfonien einsetzen.

Gruß,

klutzkopp
Inventar
#48 erstellt: 16. Feb 2021, 23:22
Falls es jemand interessiert:

Die Kitajenko-GA mit dem Gürzenich-Orchester gibts aktuell für nen Zehner bei jpc.
klutzkopp
Inventar
#49 erstellt: 18. Feb 2021, 12:12
P.S. Habe sie mal geschossen und hoffe noch eine zu bekommen. Verkauft sich anscheinend wie warme Semmeln.
klutzkopp
Inventar
#50 erstellt: 07. Mrz 2021, 22:42
So, die besagte GA

jpc.de

ist vorgestern eingetroffen und schon fast durchgehört. Beeindruckend „russische“ Interpretationen, nicht weit von Roshdestvensky entfernt aber deutlich besser weil nicht so schrill klingend. Die Pauken krachen ordentlich.

Willkommene Alternative zu der vergleichsweise etwas trockenen und nüchternen Järvi-GA.

Leider ist der Preis bei jpc inzwischen wieder der alte. Ich war zum Glück noch schnell genug.


[Beitrag von klutzkopp am 08. Mrz 2021, 10:59 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#51 erstellt: 08. Mrz 2021, 01:46
Zustimmung, Meister klutzkopp!

Prokofieff aus Köln mit Kitajenko mag ich am liebsten von meinen drei Gesamtausgaben (noch Ozawa und Weller). Die teilweise brutal dissonanten expressionistischen Nummern zwei und drei gefallen mir hier ganz besonders.

Gut ist auch, dass beide Versionen der weniger geläufigen Vierten enthalten sind.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 08. Mrz 2021, 01:48 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#52 erstellt: 08. Mrz 2021, 10:57
Das scheint ja eine gute Mischung zu sein. Halt nicht "zu russisch", dank dem Gürzenich O. und der Klangqualität.

Und mal ehrlich: 20 EUR sind immer noch ein Schnapp und der Gegenwert, der mancherorts für eine Hochpreis-CD aufgerufen wird.

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