Opern für Einsteiger - wer kann etwas empfehlen?

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Hr._Riese
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 23. Okt 2003, 14:58
Hallo Zusammen,

bin neu hier im Forum. Habe eine ganz erkleckliche Plattensammlung aus Pop, Rock und Jazz.

Ich möchte mich nun ein wenig in die Opernmusik einhören. Könnt Ihr mir Opern für den Einstieg empfehlen, wenn möglich sogar mit einer klanglich guten Einspielung? Kann Vinyl, DVD oder CD abspielen.
Tantris
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 23. Okt 2003, 15:27
Hallo,

da hast Du Dir ja ein Programm vorgenommen... ;-) Ich würde zunächst mal empfehlen, ein paar gute Bücher zum Thema anzuschaffen oder auszuleihen, um einen Überblick zu bekommen, z.B.:

Schreiber, U.: Opernführer für Fortgeschrittene/Geschichte des Musiktheaters Band 1+2 (3 kann man sich sparen)
Harenberg Opernführer (oder vergleichbarer)

Gerade zum Kennenlernen der Werke würde ich grundsätzlich Aufnahmen auf DVD/Video empfehlen - und da gibt es meist ohnehin wenig Alternativen. Ich tue mich jedoch ein bißchen schwer damit, beliebige Werke zu empfehlen - vielleicht fängst Du erstmal mit einem Komponisten bzw. einer Stilepoche an, wo Du schon etwas Hörerfahrung hast und bzw. die Dir ohnehin zusagt (bei mir persönlich wäre das eindeutig die Romantik). Gebe dann gerne konkretere Empfehlungen.

Gruß, T.
drbobo
Inventar
#3 erstellt: 23. Okt 2003, 17:26
Sicherlich schwierig, aber als typ. "Anfängeroper" gelten die Zauberflöte die Hochzeit des Figaro von W.A. Mozart
Günstig jeweils zu erwerben als NAXOS - Aufnahme, sehr empfehlenswert bei H. d. Figaro die EMI Aufnahme mit Karajan und Schwarzkopf (schon etwas älter) oder neuer und DDD Abbado/Bartoli (Deutsche Grammophon)
Ansonsten hilft erstmal reinhören (z.b. bei JPC) oder ausleihen, welche Richtung dir überhaupt gefällt. Kanns Dich ja dann noch mal melden.


Viel Spass
Hr._Riese
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 23. Okt 2003, 17:30
Hallo liebe Forumsmitgleider,

herzlichen Dank für die schnelle Antwort.

Höre bzw. lese einmal rein und melde mich dann wieder.
Antracis
Stammgast
#5 erstellt: 24. Okt 2003, 14:44
Hi,
solche Tipps sind wirklich immer sehr schwierig. Es gibt sicherlich eine Menge Opern, die im Regal eines jeden Musikliebhabers stehen oder stehen sollten. Aber der Zugang dazu ist dann doch ganz individuell verschieden, auch wenn einiges als leicht zugänglich gilt. Manchmal ist das den Leuten auch (anfangs) zu leicht, oder sie sehen es ganz anders.

Insofern ist das Radio und Fernsehen erstmal eine gute Idee. Viele Klassiksender bringen regelmäßig Serien mit Ausszügen aus Opern oder auch gesamte Aufnahmen. Fernsehsender wie Arte, 3Sat oder die anderen "dritten" Programme, vor allem Bayern - bringen auch öfters Aufführungen ganzer Opern. Da einfach mal reinhören,und wenn etwas gefällt, kann man sich ja dann näher damit beschäftigen, sprich käuflich erwerben.

Grüße
Anti
Susanna
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 21. Feb 2004, 22:39
drbobo schrieb:

Sicherlich schwierig, aber als typ. "Anfängeroper" gelten die Zauberflöte die Hochzeit des Figaro von W.A. Mozart


In der "Zauberflöte" gibt es Einiges, was für Anfänger geeignet ist. Aber längst nicht alles. Die zweite genannte Mozartoper würde ich nicht zu den Anfängeropern zählen.

Empfehlen könnte man noch:
Lortzing, Zar und Zimmermann,Der Wildschütz
Rossini, Der Barbier von Sevilla
Verdi, La Traviata, Rigoletto
Weber, Der Freischütz
Wagner, Der fliegende Holländer

P.s. Da ich neu bin, habe ich ein bißchen in alten Themen geschaut. Das ist doch erlaubt hier, oder?

Grüße,
Susanna
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 22. Feb 2004, 00:10
Einige klassischen Einsteigeropern wurden ja bereits genannt, es kommt aber stets darauf an was erwartet wird.

Auch ich habe füher generell "Zauberflöte", "Barbier von Sevilla" und "Zar uns Zimmerman" empfohlen, habe aber die Erfahrung gemacht , das Lotzing heutzutage vion vielen als
"zu bieder" empfunden wird.

Daher meine Empfehlungen:

Weber: Der Freischütz
Janowitz/Mathis/Schreier/Adam/
Staatskapelle Dresden
Carlos Kleiber


Wagner:
Der fliegende Holländer

Empfehlungen und Infos siehe Thread:
"Wer baut auf Wind, baut auf Satans Erbarmen"
in diesem Forum


Offenbach: Hoffmanns Erzählungen
(Les contes d´Hoffmann)

Etliche interessante Fassungen am Markt
mein persönlicher Favorit:

Sutherland/Domingo/Baquier etc
L´Orchestre de la Suisse Romande
Richard Bonynge

(Das Werk, von dem es keine "Originalfassung" gibt,
existiert in etlichen Versionen, auch "wissenschaflich
kritischen." Jede Version behauptet, der Weisheit letzter Schluß zu sein. Diese ist es von wissenschaftlicher Seite sicher nicht, wohl aber von publikumswirksamer)

DECCA



@ Susanne

P.s. Da ich neu bin, habe ich ein bißchen in alten Themen geschaut. Das ist doch erlaubt hier, oder




Gruß
aus Wien
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 22. Feb 2004, 00:14 bearbeitet]
drbobo
Inventar
#8 erstellt: 22. Feb 2004, 00:27
Hallo


Weber: Der Freischütz
Janowitz/Mathis/Schreier/Adam/
Staatskapelle Dresden
Carlos Kleiber


Wagner:
Der fliegende Holländer

Empfehlungen und Infos siehe Thread:
"Wer baut auf Wind, baut auf Satans Erbarmen"
in diesem Forum


Offenbach: Hoffmanns Erzählungen
(Les contes d´Hoffmann)


Nichts für ungut, aber mit den drei Opern haben es meine Musiklehrer in der Schule geschafft, mich für fast 20 Jahre von der Oper fernzuhalten....
Joe_Brösel
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 24. Feb 2004, 00:39
Hi,
eine schöne Einsteiger-Oper finde ich: Philip Glass: La Belle ét la Bête. Gibts als CD und als DVD (frz. gesungen), und gabs auch schon mal in Theater Pforzheim (auf deutsch).
Auf der DVD ist die Oper synchron zum Film von Jean Cocteau zu sehen.
op111
Moderator
#10 erstellt: 24. Feb 2004, 03:06
Hallo zusammen,

bei dem Thema stossen wir auf ein wohlvertrautes Problem,
was will und ist der "Anfänger", was ist leicht und was schwer.

Für mich z.B. ist die Zauberflöte extrem schwer und die Götterdämmerung leicht.

Ich empfehle ein Werk mit Humor und Zeitgeschichte, das auch weniger Sprachbarrieren bietet als manche ital. oder franz. Oper:

John Adams: Nixon in China.

Gruß
Franz
walter_f.
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 24. Feb 2004, 11:46

Könnt Ihr mir Opern für den Einstieg empfehlen


Hallo,

ich als Wenigopernhörer kann nur sagen, dass ich noch niemand erlebt habe, dem nicht Karajans "Boheme" einen Riesenspaß gemacht hat. Eine musikalisch fast perfekte Aufnahme.

Grüsse
Walter
Susanna
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 24. Feb 2004, 23:02
Hallo,

mir ist noch eingefallen, daß mir als damalige Opernanfängerin noch gefallen hat:
Kurt Weill, "Die Dreigroschenoper" und "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny".

Grüße,
Susanna

@ Franz:
Franz schrieb: "Für mich z.B. ist die Zauberflöte extrem schwer und die Götterdämmerung leicht."

Und für mich ist die Götterdämmerung - na, vielleicht nicht schwer, aber anstrengend!
Kratopluk
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 11. Feb 2005, 02:50
Also meine Empfehlung lautet ganz klar:

Turandot

von Giacomo Puccini

in der Aufnahme mit:

Joan Sutherland
Luciano Pavarotti
Montserrat Caballé
Nikolai Djorow

John Alldis Choir
Wandsworth School Boys Choir

London Philharmonic Orchestra

Zubin Mehta


Ein absoluter Meilenstein!

Gruß:

Lasse
Martin2
Inventar
#14 erstellt: 11. Feb 2005, 08:34

Antracis schrieb:
Hi,
solche Tipps sind wirklich immer sehr schwierig. Es gibt sicherlich eine Menge Opern, die im Regal eines jeden Musikliebhabers stehen oder stehen sollten. Aber der Zugang dazu ist dann doch ganz individuell verschieden, auch wenn einiges als leicht zugänglich gilt. Manchmal ist das den Leuten auch (anfangs) zu leicht, oder sie sehen es ganz anders.

Insofern ist das Radio und Fernsehen erstmal eine gute Idee. Viele Klassiksender bringen regelmäßig Serien mit Ausszügen aus Opern oder auch gesamte Aufnahmen. Fernsehsender wie Arte, 3Sat oder die anderen "dritten" Programme, vor allem Bayern - bringen auch öfters Aufführungen ganzer Opern. Da einfach mal reinhören,und wenn etwas gefällt, kann man sich ja dann näher damit beschäftigen, sprich käuflich erwerben.

Grüße
Anti


Huch, das ist ja ein ganz alter Thread. Aber ich kann den Tip bezüglich Radio und Fernsehen nur dick unterstreichen. Es ist übrigens auch nicht verboten, sich das mal mitzuschneiden! In Punkto Opern sind die Radiosender ( ich kann NDR Kultur, DLF und DLR empfangen) immer noch nicht so schlecht).

Mit Tips ist das immer so eine Sache. Ich hätte wohl den "Fliegenden Holländer" von Wagner empfohlen ( der hier auch schon zweimal genannt wurde) , weil das eine der knapperen Opern von Wagner ist, die für mich einfach keinen schwachen Moment hat und daher niemals langweilig wird ( ich habe die Naxoseinspielung). Aber wenn ich dann wieder lesen muß, daß gerade dieses Werk jemandem den Zugang zur Oper auf Jahre vergällt hat, werde ich in diesem Tip natürlich wieder unsicher.

Nein: Radio ist auf jeden Fall besser! Da investiert man ja nichts und riskiert auch nichts. Aber ein guter Opernführer ist gerade in diesem Fall dann schon ein Muß, damit man weiß, worum es in den Opern geht.
Susanna
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 11. Feb 2005, 13:17

Martin2 schrieb:

Mit Tips ist das immer so eine Sache. Ich hätte wohl den "Fliegenden Holländer" von Wagner empfohlen ( der hier auch schon zweimal genannt wurde) , weil das eine der knapperen Opern von Wagner ist, die für mich einfach keinen schwachen Moment hat und daher niemals langweilig wird ( ich habe die Naxoseinspielung). Aber wenn ich dann wieder lesen muß, daß gerade dieses Werk jemandem den Zugang zur Oper auf Jahre vergällt hat, werde ich in diesem Tip natürlich wieder unsicher.

Hallo Martin,

wieso unsicher? Ich denke, man kann hier empfehlen, was man selbst als gut oder zur Fragestellung richtig empfindet.
Obwohl mir Wagner nicht so liegt, gefällt mir der "Fliegende Holländer" gut, und ich höre ihn immer wieder gern. Er enthält flotte "Lieder" und Chöre (wem der vom Steuermann nicht gefällt, dem ist nicht zu helfen). Ein "leichter" Wagner und für Anfänger bestens zu empfehlen! Mir wäre als Operneinsteigerin vielleicht mit einer anderen Wagneroper die Freude am Musiktheater auf Jahre vergällt worden.....

Gruß,
Susanna
lydian
Stammgast
#16 erstellt: 11. Feb 2005, 15:22
Hi,

auch ich will mich an dem alten Thread beteiligen und eine wie ich finde überaus kurzweilige Oper empfehlen:

Maurice Ravel/Colette
L´enfant et les sortilèges
am liebsten ist sie mir in der Einspielung von Ansermet

Man könnte glauben, Colette/Ravel hätten prophetisch einen Soundtrack zu einem frühen Disney-Film im Kopf gehabt.....aber Micky Mouse war noch nicht geboren.

´s ist halt von Vorteil, französich zu können

Gruß,
Steff
Martin2
Inventar
#17 erstellt: 11. Feb 2005, 22:34

Susanna schrieb:

Martin2 schrieb:

Mit Tips ist das immer so eine Sache. Ich hätte wohl den "Fliegenden Holländer" von Wagner empfohlen ( der hier auch schon zweimal genannt wurde) , weil das eine der knapperen Opern von Wagner ist, die für mich einfach keinen schwachen Moment hat und daher niemals langweilig wird ( ich habe die Naxoseinspielung). Aber wenn ich dann wieder lesen muß, daß gerade dieses Werk jemandem den Zugang zur Oper auf Jahre vergällt hat, werde ich in diesem Tip natürlich wieder unsicher.

Hallo Martin,

wieso unsicher? Ich denke, man kann hier empfehlen, was man selbst als gut oder zur Fragestellung richtig empfindet.
Obwohl mir Wagner nicht so liegt, gefällt mir der "Fliegende Holländer" gut, und ich höre ihn immer wieder gern. Er enthält flotte "Lieder" und Chöre (wem der vom Steuermann nicht gefällt, dem ist nicht zu helfen). Ein "leichter" Wagner und für Anfänger bestens zu empfehlen! Mir wäre als Operneinsteigerin vielleicht mit einer anderen Wagneroper die Freude am Musiktheater auf Jahre vergällt worden.....

Gruß,
Susanna


Hallo Susanna,

Ich glaube, die Sache mit dem Gesamtkunstwerk sollte man bei Wagner schon sehr ernst nehmen. Ich denke, es ist sehr wichtig bei Wagner, die Libretti zur Hand zu nehmen, und an Hand dieser die Oper zu verfolgen. Manches, was als Musik so keinen Eindruck macht, hinterläßt zusammen mit dem Text doch einen Eindruck. Das ist mir jedenfalls mit manchen Passagen aus dem fliegenden Holländer so gegangen.

Den Ring habe ich noch vor mir. Habe die Gesamtaufnahme des Rings mit Neuhold mal billig geschossen ( jetzt glaube ich bei Brilliant Klassiks gelandet - taugt die was? Egal - zunächst mal habe ich keine andere). Dann habe ich mir noch die Reklambändchen mit den Libretti geholt ( früher ein Band, jetzt vier Bändchen). Will mir das noch mal anhören mit den Libretti in der Hand. Aber diese Musikmasse hat mich bisher erschlagen. Der Ring und die Reklambändchen liegen schon Monate herum und ich habe bisher nur einen Teil gehört.

Ich habe natürlich schon manches von Wagner in der Oper, auch im Radio und Fernsehen gehört, Walküre, Parzival, Lohengrin; Meistersinger usw. - ich glaube fast alles. Oft grandiose Musik, oft aber auch langweilig und schwülstig. So habe ich es empfunden. Aber ich denke, ich mache noch mal den Versuch, diese Musik wirklich mit dem Textbuch in der Hand zu hören, vielleicht ändert sich dieses abwertende musikalische Teilurteil noch mal.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 11. Feb 2005, 22:34 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 12. Feb 2005, 00:09

Martin2 schrieb:

Hallo Susanna,

Ich glaube, die Sache mit dem Gesamtkunstwerk sollte man bei Wagner schon sehr ernst nehmen. Ich denke, es ist sehr wichtig bei Wagner, die Libretti zur Hand zu nehmen, und an Hand dieser die Oper zu verfolgen. Manches, was als Musik so keinen Eindruck macht, hinterläßt zusammen mit dem Text doch einen Eindruck. Das ist mir jedenfalls mit manchen Passagen aus dem fliegenden Holländer so gegangen.

Hallo Martin,

möglicherweise hast Du was falsch verstanden oder ich habe Dich falsch verstanden.
Beim "Holländer" höre ich selbstverständlich die ganze Oper (ohne Text geht's ja kaum ;-)), nicht nur Ohrwürmer oder diese berühmt-berüchtigten Platten mit den Highlights, die's mal gab.

Die Libretti von fast allen Opern, nicht nur von Wagner, findest Du im Internet (gerade habe ich mal den Text vom "Tristan" durchgelesen) - schon sonderbar für uns, die wir inzwischen auch in der Literatur doch eine mehr nüchterne Sprache gewohnt sind. Genau wie die das Alt - und Mittelhochdeutsch imitierenden Alliterationen, die Wagner ja häufig verwendet. Ich kann mit seiner pathetischen Sprache einfach nichts anfangen, ein Textbuch in der Hand stünde mir zumindest und besonders bei Wagner eher im Weg, als daß es mir nützte. Obwohl viele Kenner meinen, Wagneropern müsse man als Gesamtkunstwerk aus Musik und Sprache betrachten, kann ich das nicht nachvollziehen; der Komponist Wagner steht m. M. nach haushoch über dem "Dichter".
Aber wenn das Textbuch für Dich von Vorteil ist....Für mich ist ein Libretto ohnehin nur ein Gerüst, um die Opernhandlung in etwa zu verstehen, ansonsten zählt fast ausschließlich die Musik, die mir Sinn und Gehalt vermitteln soll.

Um das Thema nicht wieder leicht zu verfehlen: Ich meine nach wie vor, daß die "schweren" Wagneropern für Anfänger wenig geeignet sind, aber wie immer keine Regel ohne Ausnahme.

Grüße,
Susanna
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 12. Feb 2005, 01:51
Hallo Susanna,

ich glaube, da müssen wir uns wohl wirklich mißverstanden haben. Ich meinte durchaus nicht, daß Du nur "Highlights" hörtest, davon war ja überhaupt nicht die Rede.

Heute habe ich übrigens, gerade um meine Höreindrücke noch einmal zu überprüfen, noch mal in den Fliegenden Holländer hereingehört ( die erste von den zwei CDs). Und da ist mir schon aufgefallen, daß mir durch das Lesen des Librettos manches doch einen viel positiveren Eindruck hinterließ.

Nehme zum Beispiel nur einmal dieses Duett zwischen dem Holländer und Daland. So als Stück macht das auf Dich vielleicht nicht so den berauschenden Eindruck, aber wenn Du weißt, daß dieser "dazwischen brummelnde" Baß des Daland eben den Vater darstellt, der sich angesichts der "guten Partie" seiner Tochter gar nicht mehr einkriegt, hat dieses Stück in seinem Kontrast zwischen dem "verzweifelten Edelmann", dem Holländer, und dem durchaus irdischen und einfältig materialistischen Daland durchaus einen humorigen Charakter, der dir durchaus entgeht, wenn du den Text ganz beiseite läßt. Oder dieses "ich spinne fort" der Mary erscheint dir vielleicht sogar schlecht gesungen, aber es ist nicht "schlecht gesungen", sonder unwirsch und lakonisch, und stellt den Kontrast zwischen der romantischen Senta und der irdischen, allen romantischen Überspanntheiten abholden Mary in einem winzigen Stück "Musik" sozusagen wunderbar dar.

Und ich bewundere Dich sehr, daß Du den ganzen Wagner ohne jede Beeinflußung durch den Text hören kannst, ich brauche diesen Text, jenseits gewisser musikalischer Glanzstücke Wagners, durchaus.

Wenn du nun auf die literarische Qualität der Wagnerischen Libretti abhebst: Also ich finde diese Wagnerischen Libretti durchaus faszinierend. Auch wenn es nicht Goethe ist, aber es stellt doch die Geisteswelt dieses Wagners wunderbar dar.

Ich denke diese "pathetische Sprache", wie du sie nennst, erfordert für uns nachgeborene schon ein gewisses Einfühlungsvermögen in frühere Epochen. Aber damit habe ich keine Probleme, da mir auch die heutige "Nüchternheit" durchaus als etwas Zeitgebundenes erscheint und spätere Generationen sich der Romantik durchaus wieder nähern mögen.

Ich fand es immer als etwas faszinierendes, sich auf frühere Epochen "einzulassen", und empfinde dieses "sich peinlich berührt fühlen" angesichts vergangener Emphase eher als Ausdruck unserer heutiger Prägungen denn als Maßstab absoluter Objektivität.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 12. Feb 2005, 02:05 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 12. Feb 2005, 15:13
Hallo Martin,

die Sache mit den Textbüchern bei Wagner möchte ich nicht überbewerten. Du hast recht, Wagner war wahrscheinlich ein besserer Dichter als Goethe Komponist.
Auch der Gebrauch vom Libretto in Verbindung mit dem Hören ist wohl individuell verschieden, mich stört's halt eher, und wie ich schon sagte, benutze ich es mehr zur allgemeinen Information über das Werk. Natürlich kann es sein, daß man, wie Du sagst, Zwischenstimmen mit Hilfe des Librettos besser erkennen kann.

Und ich bewundere Dich sehr, daß Du den ganzen Wagner ohne jede Beeinflußung durch den Text hören kannst, ich brauche diesen Text, jenseits gewisser musikalischer Glanzstücke Wagners, durchaus.

Ach nein, damit hat's weiter nichts auf sich. Ich höre Wagner äußerst selten, habe die wichtigsten Opern schon mal auf der Bühne erlebt und kenne zumindest die Inhalte. Meinen Ansprüchen genügt das. Ich gebe allerdings zu, daß ich die italienischen Libretti der Mozartopern z. B. immer noch gern parallel zum Hören benutze, das hat wieder ein paar andere Gründe.

Ich denke diese "pathetische Sprache", wie du sie nennst, erfordert für uns nachgeborene schon ein gewisses Einfühlungsvermögen in frühere Epochen.

Auch damit magst Du recht haben. Allerdings traue ich mir schon ein wenig Einfühlungsvermögen in frühere Epochen zu, die (Opern)sprache des 18. Jahrhunderts liegt mir mehr als die Wagnersche. Von "peinlich berührt" habe zumindest ich nicht gesprochen und ich maße mir auch nur absolute Subjektivität an.
Also, Martin, ich hoffe, wir haben Mißverständnisse aus dem Weg geräumt!

Grüße,
Susanna
klass
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 19. Feb 2005, 14:42
Hallo,

wohl nicht mehr an den Iniziator dieses Postings,
dennoch aber an potentiell Oper-Interessierte geht meine Empfehlung.


Für den Einstieg in die von Vielen so verhasste
Welt der Oper:

Tosca(Puccini)
Empfehlung:http://www.amazon.de.../028-9625429-6299718
(Anbieter ist willkürlich gewählt)
Cavalleria Rusticana(Mascagni)
Madame Butterfly(Puccini)

einen Schritt weiter:
Aida(Verdi)
I Puritani(Bellini)
Suor Angelica(Puccini)
Turandot(Puccini), hier schon erwähnt,
finde ich zu chaotisch, um diese Oper
als Erste einem Einsteiger zu empfehlen,
wenn sie dann noch ohne visuelle Begleitung gehört wird.

Zur Besetzung empfehle ich:
(Aufzählung stellt keinerlei Wertung dar)
Callas,Sutherland,Scotto,Marton,Allegri,Cossotto,
Di Stefano,Gobbi,Bergonzi,Domingo,Pavarotti ...

.,wobei die Callas Aufnahmen teilweise audiophil
so schlecht sind, daß man diese schon nicht mehr empfehlen möchte.


Von Wagner(zu lang und langathmig) und ettlichen Verdi Werken würde ich einem Einsteiger abraten.
Meine Erfahrung: Mit der Zeit entwickelt man eine persöniche Beziehung zu vielen Werken.
Das kann so aussehen, daß vormals ungeliebte Werke zu Favoriten reifen.
Ein Einsteiger muß und will natürlich diese Beziehungen eigenständig entwickeln.
So ist eine Empfehlung tatsächlich nicht leicht zutreffen.


Noch ein Tipp:
Eine neue Oper möglichst mehrmals hintereinander anhören.
Also nicht zwischen Tür und Angel, sondern sich bewußt die Zeit dafür nehmen.
Auch sollte man Diese nicht zu leise hören.


Ein wunderbares Oper-Hörvergnügen
wünscht

klass


[Beitrag von klass am 19. Feb 2005, 15:32 bearbeitet]
drbobo
Inventar
#22 erstellt: 19. Feb 2005, 20:58
Hallo klass,

aufgrund deiner Empfehlungen vermute ich doch einen ausgeprägten Hang zu Puccini-Callas.
Sicherlich eine sehr schöne Kombination, allerdings nur für Freunde des Lyrischen.

Um die richtige Oper für den Einstieg zu finden, ist aber auch sehr schwierig, da doch sehr von den bisherigen Hörgewohnheiten abhängig.

unterstützen würde ich auf jeden Fall aber den Hinweis auf ein ungestörtes, mehrfaches Anhören, am allerbesten mindestens einmal davon auch live.
der_Daus
Neuling
#23 erstellt: 21. Feb 2005, 11:55
Hallo,

ich möchte mich nicht annähernd als "Experten" bezeichnen (eher selbst noch als Einsteiger), habe aber mittlerweile schon einige Opern verschiedener Komponisten gehört und durchaus Gefallen an der Oper ansich finden können.

Da hier gerade Wagner als mitunter "schwierig" für den Einstieg genannt wurde, möchte ich auf jeden Fall dazu geben, dass mir persönlich gerade durch Wagner die Oper äußerst interessant geworden ist.

Besonders hat mir anfangs (auch immer noch) der Tannhäuser gefallen (in der Aufnahme unter Sir Georg Solti), wodurch ich nach und nach alle (bis auf die drei Frühwerke bisher) Opern Wagners gehört habe (ich habe mir die "Opera Collection" und den "Ring des Nibelungen" unter Solti zugelegt, da mich dessen Tannhäuser sehr beeindruckt hat und bin auch sehr zufrieden mit dem Kauf, auch wenns sicher nicht die günstigste Anschaffung war).

Vor allen Dingen der Ring hat mich (wenn auch, wie ich zugeben muss, erst nach mehrmaligem Hören und ein wenig theoretischer Beschäftigung) regelrecht gefangen genommem (er ist wirklich eine "Welt für sich" :D).

Aber auch das generelle Interesse an der Oper wurde geweckt (Mozart gefällt mir auch sehr; besonders die Entführung aus dem Serail finde ich sehr eingängig). Bisher habe ich jedoch leider kein allzugroßes Spektrum abgedeckt (wird sich aber noch ändern :))

Wichtig ist sicher vor allem der ganz persönliche Geschmack und den kann man ja grundsätzlich nicht durch "Studieren" herausbekommen :).

Es grüßt,

der Daus
klass
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 21. Feb 2005, 15:29
Hallo Daus,

nicht Jeder lässt sich von dem Namen Wagner begeistern
oder gar inspirieren.

Bei mir führte ebenfalls das Interesse an Wagner und inbesondere Tannhäuser zum Einstieg.
Ich kann Deine Erfahrung also nur bestätigen.

Also. Wer sucht, der findet.


klass


[Beitrag von klass am 22. Feb 2005, 12:10 bearbeitet]
Tom_H.
Neuling
#25 erstellt: 26. Aug 2005, 09:32
Hallo,

meinen ersten Beitrag in diesem genialen Forum poste ich mal vorsichtshalber in einem "Nebenbereich" ... auch wenn der Thread schon recht alt ist.

Zunächst glaube ich nicht, dass es schwierig sein muss, Opern für Einsteiger zu empfehlen. Es sind ja durchaus persönliche Einschätzungen und Erfahrungen gefragt, daran kann man dann herummäkeln, aber solange sie nicht sachlich falsch sind, ist Kritik an den Einschätzungen Anderer eher sinnlos. Und dass man mit seinen Favoriten den Geschmack Ratsuchender genau trifft, ist vermutlich auch unwahrscheinlich.

Aber zum Thema:
In meinem Musikunterricht wurden diverse Opern besprochen, darunter die bereits erwähnte "Zauberflöte" und der "Freischütz". Vielleicht kann man daraus schließen, dass diese Opern für Einsteiger geeignet sind.

Auf einer Plattenbörse hat mir dann jemand als (Wieder)einstieg eine Decca-Aufnahme der Oper "Nabucco" von Verdi empfohlen. Sie klingt phantastisch und gefällt mir bis heute. Ansonsten fällt mir noch "Norma" von Bellini ein, oder "Die Entführung aus dem Serail" von Mozart.

Vermutlich kann es nicht schaden, wenn man als Einstieg Opern wählt, deren Melodien in irgendeiner Weise schon einmal "ausgekoppelt" wurden, sei es als einzelne Arien (wie so oft bei der Zauberflöte oder Nabucco) oder in eher verwuschtelter Form (Klassikrock, Rockklassik o.ä.). Gerade letzteres finde ich zwar äußerst schrecklich (gestehe aber den Besitz einer solchen Platte aus den 80ern), aber es erleichtert den Einstieg, weil man es irgendwo schon einmal gehört hat. Es dann im "Original" zu erleben erschien mir sehr erhellend.

Ansonsten kann ich "zum experimentieren" auch nur empfehlen, Radio zu hören. Gerade als Klassik-Interessierter wird man radiotechnisch hervorragend bedient. Kein Optimode-Klang (wenn auch hier und da bandbreitenreduziert), keine um 5 schon blendend gelaunten Moderatoren, die die Musik kastrieren, gute Dokumentation des Programms in diversen Programmzeitschriften usw. Bspw. bekommt man für die Programme DLF und DR Kultur eine kostenlose Monatszeitschrift zugeschickt.
Opern werden zwar nicht extrem häufig gespielt, aber wenn, dann als (aufgezeichnete oder Live-) Aufführung vor Publikum, was ich oft als weniger leblos empfinde als die Einspielungen. Karajan hört man dort allerdings nach meiner Erfahrung recht selten ...

Soweit meine Einschätzungen ... Grüße, Thomas
GalloNero
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 03. Okt 2005, 15:54
Im Moment sitze ich mit einem Libretto auf dem Schoß vor meinem Rechner und genieße Wagners Lohengrin unter Abbado (ich weiß, die Aufnahme hat keinen so guten Ruf, aber ich hab eben keine andere). Als ich beim nebenher (was ansich ja eigentlich ein Fehler ist) durch Forum klicken, auf diesen Thread stieß, habe ich Wagner und das Libretto für einen Moment vergessen und mich nun doch zu dem folgenden Beitrag hinreissen lassen. Von einem Einsteiger für Einsteiger:

Als ich vor nicht einmal einem Jahr begann klassische Musik zu hören, habe ich versucht mich mit der Zauberföte und dem Freischütz DER Oper zu nähern. Nun, was soll ich sagen, die Musik ging mir nicht ins Blut und somit war das Thema Oper zunächst für mich erledigt.

Vor einiger Zeit haben sie dann die La Traviata von den Salzburger Festspielen im Fernsehen übertragen. Ich weiß, die Meinungen zu dieser Aufführung mit Anna Netrebko gehen Meilenweit auseinander. Bei mir hat die Aufführung allerdings das Interesse der Oper wiedererweckt. Es war zum einen die leidenschafliche Darbietung (andere nennen es vieleicht kitsch, sunsanna? ), die mich faszinierte, zum anderen war es die tatsache, dass vor jedem akt erklaert wurde, um was es geht. Und da bin ich beim Thema. Es wurde in diesem Thread schon angesprochen: Ein bisschen Oper geht nicht, zumindest für mich nicht. Über die Geschichte von Franz Liszt kam ich zu Wagner. Erst die Musik dann das "Gesamtkunstwerk". Ok, Ok - Lohengrin ist die erste Geasamtaufnahme, mit der ich mich ganzheitlich beschäftige, aber ich kann den Rest des Werkes erahnen.

Den Experten unter Euch brauche ich das Frage-Thema aus Lohengrin nicht erklären, aber ich finde das einfach gigantisch wenn eine Schlüsselstelle musikalisch hinterlegt wird und dann immer und immer wieder in andere Passagen einfließt und an eben diese Stelle erinnert (Berlioz läßt grüßen). Ohne Text und Handlung des Werkes zu kennen läßt sich diese Erfahrung nur schwer machen.

Zugegeben, bei Puccini beispielsweise, benötige ich nicht zwingend einen Text. Das ist für mich Leidenschaft pur. Das geht mir auch so rein. Nicht auszudenken wie ich diese Opern warnehmen werde, wenn ich mich erst intensiv damit beschäftige.

Für mich steht eines Fest. Es gibt nicht die Einsteiger Werke. Mich schreckt das "leicht zugängliche" eher ab, so wie mich auch deutsche Schlager, die zweifelsohne leicht zugänglich sind, abschrecken.
NEIN ich habe weder die Zauberflöte noch den Freischütz mit dem deutschen Schlager verglichen!

Ins Blut muss das ganze gehen. Und wenn man sich richtig mit dem Werk beschäftigt macht es (für mich) erst richtig Spass). Wenn es nur auf die Musik ankommmen soll, dann ist für mich die Oper das falsche Genre.

Sofort ins Blut gehen mir Puccini, ein bisschen Verdi und eben auch Wagner. Aber das ist rein subjektiv.

Ich hoffe, ich habe mich jetzt nicht zu weit rausgelehnt.

Euer Gallo
...der mit dem Herzen hört.
mo1756zart
Neuling
#27 erstellt: 04. Sep 2015, 23:45
Ich würde für Opern Einsteiger die Mozart Opern empfehehlen: Die Zauberflöte, Figaros Hochzeit, Don Giovanni, Cosi Fan Tutte, Die Entführung aus dem Serail, Idomeneo, Titus, außerdem noch Verdi Opern, Belcanto Opern Komponisten, ob für einen Wagner für den Anfang geeignet ist, ist fraglich.
op111
Moderator
#28 erstellt: 30. Sep 2015, 17:54

GalloNero (Beitrag #26) schrieb:
Für mich steht eines Fest. Es gibt nicht die Einsteiger Werke. Mich schreckt das "leicht zugängliche" eher ab, so wie mich auch deutsche Schlager, die zweifelsohne leicht zugänglich sind, abschrecken.
NEIN ich habe weder die Zauberflöte noch den Freischütz mit dem deutschen Schlager verglichen!


Mir ging's ähnlich.
Die typischen "leichten Einsteigerwerke" kannte ich aus der Schule, da ist nie ein Funke übergesprungen, auch bis heute höre ich weder Freischütz, Entführung noch Zauberflöte o.ä. freiwillig.
Interesse an der Oper kam erst mit den angeblich so schweren Brocken wie Parsifal, Ring des Nibelungen, Salome und Wozzeck auf.
Die sogennanten "leichten Einsteigerwerke" sind auch für einige meiner klassikaffinen Freunde und Bekannten eher so etwas wie "der Einstieg zum Ausstieg" - also abschreckend.
Was so manches Vorurteil gegen "ernste Musik" erklären könnte.
mo1756zart
Neuling
#29 erstellt: 01. Okt 2015, 15:48
Ich bin ja Mozartfan und würde auch obwohl ich ja besonders Mozart, Bach, Beethoven, Haydn, Schubert, Brahms, Vivaldi, Händel mag, natürlich Mozart-Opern empfehlen für Anfänger: Die Zauberflöte, Figaros Hochzeit, die Entführung, Don Giovanni und Cosi Fan Tutte empfehlen, Idomeneo, Titus und auch unbekannte gut von Mozart, aber für den Anfang die 5 Highlights und Idomeneo, die anderen sollte man erst kaufen, wenn man die 5 Highlights und Idomeneo, dann erst Titus und die anderen. Ich würde als erstes Die Figaros Hochzeit oder die Zauberflöte nehmen, wer gerne Action hat, kann aber auch mit Don Giovanni anfangen, mag ich auch.
Joachim49
Inventar
#30 erstellt: 01. Okt 2015, 17:21
Es ist natürlich ein grosser Unterschied ob man Opern Einsteiger ist, nachdem man schon viel symphonische Klassik gehört hat, oder ob der Einstieg in die Oper zugleich auch als Einstieg in die Klassik gedacht ist.
Kreisler_jun.
Inventar
#31 erstellt: 01. Okt 2015, 18:10
Für einen (potentiellen) Einsteiger ist es sicher sinnvoll, möglichst *unterschiedliche* Opern kennenzulernen, nicht drei von Mozart oder Verdi. Es scheint allerdings schon eine Diskrepanz zu geben zwischen bis in die 1980er häufig als Einsteiger- oder gar "Kinderopern" präsentierten Werken und dem, was "Späteinsteiger", die lange gar keine Opern (oder gar keine Klassik) gehört haben, eher anspricht.
Und im Einzelfall kann man immer daneben liegen. Ich meine überdies, dass, gerade zum Einstieg, Oper immer besser in der Oper funktioniert als auf CD.

Fünf Opern, die man anbieten könnte:

Purcell: Dido und Aeneas
kurz, kammermusikalisch, eingängig, evtl. nicht den an der Oper d. 19. Jhds. gebildeten Klischees entsprechend

Mozart: Die Hochzeit des Figaro
Die komische Oper schlechthin, eingängige Musik, witzige Situationen, sympathische Figuren. Nachteil: ziemlich lang, unübersichtliche Handlung

Verdi: Rigoletto oder La Traviata
relativ nachvollziehbare, überschaubare Handlung, insgesamt sehr eingängige Musik, inkl. mehreren "Hits" bekannt aus Funk und Fernsehen

Puccini: Tosca
Kolportageschockerhandlung mit Sex & Crime, kompakt, übersichtlich, mindestens ein Hit

Strauss: Salome
Dekadente Exotik/Erotik, eträglich Länge kein Hit, aber beinahe ein instrumentaler (Salomes Tanz)
Klassikkonsument
Inventar
#32 erstellt: 04. Okt 2015, 06:24
Ich finde auch Wagners Fliegenden Holländer einen guten Einstieg. Für eine Wagner-Oper ist sie recht kurz, dort fängt schon sein eigner Musikdramen-Stil an, aber man hat auch ältere Stile dabei (Daland: Singspiel; Erik: Freischütz). Trotzdem ist die Handlung übersichtlich. Und die Musik auch: Mit der Ouvertüre hat man das meiste schon mal gehört; überhaupt ist ja Sentas Ballade das Zentrum von allem. Und trotzdem rockt es (wenigstens mich) jedes Mal, wenn der Fliegende Holländer auftaucht.
Und drolligerweise wurde hier noch gar nicht die Carmen von Bizet genannt. Da reiht sich ja nun wirklich Hit an Hit.

Adorno meinte, wenn ich mich recht entsinne, die Zauberflöte von Mozart sei das letzte Werk, bei dem hochkultureller Anspruch & Massengeschmack noch halbwegs zusammengehen konnten bzw. bedient wurden, während sie ja im 20. Jahrhundert total auseinanderklafften. Vielleicht wäre da eher die Carmen die Kandidatin für.


[Beitrag von Klassikkonsument am 04. Okt 2015, 06:38 bearbeitet]
op111
Moderator
#33 erstellt: 05. Okt 2015, 09:01

Kreisler_jun. (Beitrag #31) schrieb:
Es scheint allerdings schon eine Diskrepanz zu geben zwischen bis in die 1980er häufig als Einsteiger- oder gar "Kinderopern" präsentierten Werken und dem, was "Späteinsteiger", die lange gar keine Opern (oder gar keine Klassik) gehört haben, eher anspricht.
... Ich meine überdies, dass, gerade zum Einstieg, Oper immer besser in der Oper funktioniert als auf CD.

Sehe ich auch so,
deine Auswahl finde ich sehr gelungen, den "Fliegenden Holländer" (Klassikkonsument) würde ich ebenso dazunehmen wie auch etwas moderneres mit textverständlichen Gesangslinien.
Meine Empfehlung:
John Adams: Nixon in China (1987)
Satirische, unterhaltsame Aufarbeitung eines nicht so ganz verstaubten politschen Themas mit Exotik, Politik, und Komik in einer auch für eher konservative Geschmäcker verträglichen Musiksprache.
Eine ziemlich authentische DVD/BR - Aufnahme aus der Metropolitan Opera; Regie: Peter Sellars unter Leitung des Komponisten ist auch verfügbar.


[Beitrag von op111 am 05. Okt 2015, 09:05 bearbeitet]
arizo
Inventar
#34 erstellt: 05. Okt 2015, 09:11
Mein Einstieg in die Opernwelt erfolgte mit Wagners Lohengrin.
Ich wollte schon immer mal eine Oper ansehen und meine Frau hat mir damals zu Weihnachten zwei Karten für Lohengrin geschenk.
Sie dachte anscheinend, dass man da am meisten Oper fürs Geld bekommt, bei 4:50 Stunden Spielzeit...
Ich war erst sehr erschrocken, weil man ja immer hört, dass Wagner 'harte Kost' sei.
Es hat mir aber sehr gut gefallen und ich finde, dass gerade hier ein paar wunderschöne Melodien dabei sind.
Der Holländer kann mich bis jetzt nicht so recht begeistern.
Ich kann deshalb den Lohengrin nur wärmstens empfehlen.
op111
Moderator
#35 erstellt: 05. Okt 2015, 09:23
Hallo zusammen,

ohne die visuelle Komponente nur auf Tonträger ist Oper oft nur die halbe Miete.
Von allen bisher genannten Opern sollte es ordentliche DVDs/BRs geben, die auch ein weites Spektrum an szenischen Stilen abdecken - von der Kostümoper bis zur neuzeitlichen Regieoper.
Kreisler_jun.
Inventar
#36 erstellt: 05. Okt 2015, 13:48
Wagner habe ich, da im Zweifel, ganz weggelassen. Die wohl populärsten, Tannhäuser u. Lohengrin mag ich persönlich nicht; die ich am liebsten mag (Ring, Tristan), halte ich zum Einstieg für zu schwer und zu lang.

Der fliegende Holländer ist natürlich eine gute Option. Er verbindet eine superfetzige Ouverture mit typisch Wagnerischem Erlösungsschmonzes und hat sogar zwei wunschkonzerttaugliche "Hits" (allerdings Chöre: "Steuermann, lass die Wacht" und "Summ und brumm")

"Carmen" habe ich vermutlich einfach vergessen.
bjs1984
Ist häufiger hier
#37 erstellt: 09. Nov 2017, 17:34
Puccinis La Bohème ist sicherlich auch ganz gut für den Anfang geeignet. Im Allgemeinen würde ich vorschlagen nicht mit Operngesamtaufnahmen zu beginnen. Gerade wenn man nicht opernaffin ist reichen Querschnitte auch aus. Falls dich mehr das drumherum und die Inszenierung interessiert dann kannst du natürlich auch mal mit DVDs beginnen. Persönlich würde ich aber lieber auf reine Audiomedien zurückgreifen, da du sonst schnell überwältig sein kannst vom ganzen Geschehen. Oper ist nicht unbedingt was für jeden und für jede. Falls dich die klassische Musik dann doch begeistern sollte kannst du dein Augenmerk auch auf Liedmusik und Orchesterwerke legen. Da liegen oft die wahren Schätze verborgen. Aber einfach so zum drüberstreuen macht Klassik, glaube ich relativ wenig Freude.
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