Opern aus der Barockzeit

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pt_concours
Stammgast
#1 erstellt: 06. Jan 2008, 22:39
Die hier oft gesuchte Instrumentationskunst und –farbigkeit, die viele in der Spätromantik und der frühen Moderne suchen, in barocken Opern kann man sie auch finden! Also ich höre diese Werke sehr gerne! Bisher vor allem die französischen Beiträge.

Rameau: „Les Indes galant“ und „Castor und Pollux“
auch Charpentier „Medée“ und Lully „Atys“



Ich bin immer wieder überwältigt von der Schönheit dieser Musik, obwohl sie auch manchmal gewisse Längen hat. Deswegen(?) gibt es auch Sampler, diese berühmten (und berüchtigten) CDs „Highlights“ aus... , in anderen Bereichen oft ein Greul, sind sie in barocken Opern zum Teil vielleicht sogar vertretbar.


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Als Einstig durchaus empfehlenswert, auch wen ich mir manchmal eine andere Auswahl gewünscht hätte. Echte Liebaber sollten aber doch zur GA greifen- und lieber mal etwas überspringen.

Für mich sind alle diese Werke untrennbar mit William Christie und seinem Ensemble „Les Arts Florissants“verbunden, obwohl es sicher auch eine Reihe anderer verdienstvoller Interpreten gibt (Gardiner, Kujiken, Minkowski, etc.)

Habt ihr weitere Empfehlungen an Einspielungen und Werken (als weitere Komponisten wären vermutlich Monteverdi, Händel und Purcell zu nennen)?


[Beitrag von pt_concours am 06. Jan 2008, 22:42 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#2 erstellt: 08. Jan 2008, 02:02
Am franzôsischen Barock habe ich auch durch William Christie Gefallen gefunden obwohl mich dieses Genre nicht so uneingeschränkt begeistert wie pt concours. Viel Spass haben mir die dvd - Aufnahmen französischer Barock- Opern gemacht, zum Beispiel 'Les Palladins' (Rameau - mit Christie) oder Rameaus 'Platée' (Minkowski)- die mit viel esprit inszeniert sind. Erwähnenswert ist im Zusammenhang mit französischen Barock auch die (preisgünstige)Box mit 20 CD's "200 ans de musique à Versailles" die vom Radiosender 'france musique' herausgegeben wurde, dem Veranstalter einer gleichnamigen Konzertreihe um deren Mitschnitte es sich handelt. Ob diese Box auch ausserhalb französischsprachiger Länder vertrieben wird weiss ich nicht. Jedenfalls gibt sie einen ganz vorzüglichen Einblick in die französische sakrale und profane Barockmusik (auch die Frühklassik) und man lernt neben den grossen Komponisten (Lully, Rameau, Couperin, Charpentier) auch viele weniger bekannte kennen, wie etwa Henry Dumont, Henry Desmarest, Francois Rebel oder Jean-Joseph de Mondonville, um nur einige zu nennen.
Mit freundlichen grüssen
Joachim
Mellus
Stammgast
#3 erstellt: 10. Jan 2008, 00:07
Ein "Hallo" in die Runde,

eigentlich höre ich auch keine Barock-Opern. Aber damals im Radio haben sie Auschnitte aus diesem guten Stück gespielt: Johann Georg Conradi: Ariadne.

Es waren natürlich nur die Highlights aus der Oper. Ich fand sie jedenfalls so toll, dass ich mir das Werk gleich gekauft habe (für etwa das Dreifache des heutigen JPC-Preises ). Laut Booklet ist es ein Beispiel für deutsche Barock-Oper, die, angeblich zu Unrecht, hinter ihren französischen und italienischen Kollegen zurüchsteht. Aber fleißige Musikwissenschaftler arbeiten daran, deutsche Barock-Oper aufzuarbeiten. So ist auch Ariadne ans Tageslicht gekommen. Das Stück war früher (irgendwann in der zweiten Hälfte des 17. Jh.) ein richtiger Renner am Hamburger Theater am Gänsemarkt. Conradi, immer noch Booklet, soll es aber verstanden haben, geschickt italienischen und französischen Stil aufzunehmen. Dazu kann ich nichts sagen, wie gesagt, das ist nicht mein Genre. Aber für Leute mit mehr Kenntnis könnte das durchaus sehr spannend und lohnend sein.

Ansonsten habe ich nur noch den Messias von Händel. Das ist wohl nichts Ungewöhnliches, mir fiel er nur ein, da ich die Einspielung von William Christie und den Les Arts Florissants besitze und Deine, pt_concours, Einschätzung teile, dass die wirklich gute Arbeit machen!

Viele Grüße,
Mellus


[Beitrag von Mellus am 10. Jan 2008, 00:07 bearbeitet]
Deukalion
Inventar
#4 erstellt: 10. Jan 2008, 00:10
Hallo pt concours!

Von William Christie und „Les Arts Florissants“ habe ich ausgesprochen hörenswerte Einspielungen der Purcell- Opern "King Arthur" "Dido + Aeneas" und "The Fairy Queen": Sehr einfallsreiche und lebendige Interpretationen mit jeweils hochkarätigen, damals häufig noch recht unbekannten, inzwischen aber wohlbekannten SängerInnen (Beispiel: Veronique Gens).
Cover will mein Provider i. A. leider nicht hochladen, aber findest du im Netz ja leicht.

Bei den Monteverdi- Opern hast du natürlich eine reiche Auswahl an kompetenten HIP- Interpreten, angefangen von Harnoncourt über Gardiner bis zu René Jacobs. Da solltest du vielleicht mal probehören: Die karge Quellenlage läßt weite Interpreatationsspielräume und die Ergebnisse klingen deswegen sehr unterschiedlich. Ich bevorzuge hier Gardiner und Jacobs.

Gruß
Hartmut
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 10. Jan 2008, 01:08
Hallo Pt Concours,

ich mag sehr die Opern und Semiopern von Henry Purcell, von denen ich einige habe, außerdem noch die Ayres aus allen Opern von Goodmann. Purcell ist toll.

Von Monteverdi ist der Orfeo mit Harnoncourt meine neueste Errungenschaft, die Musik hat mich aber nicht sonderlich überzeugt.

Von Händel mag ich sehr seine Oratorien, aber auch nicht alle. Oratorien wie Semele haben opernhafte Züge, gefällt mir sehr gut. Aber Händel hat für meinen Geschmack einfach zuviel geschrieben. Nicht alles finde ich überzeugend, neulich bei Triumph of Time and Truth, ausgeliehen von meinem Freund schliefen mir die Füße ein. Julius Cesar habe ich mal in der Hamburger Oper gesehen und da war ein sehr schönes Stück, aber insgesamt war ich nicht so begeistert, daß ich die Oper unbedingt haben müßte. Also Händel ist manchmal toll, wie zum Beispiel im Faramondo - die einzige Oper von Händel, die ich etwas besser kenne, alles andere sind Oratorien - weniges toll ist, vieles andere stinklangweilig.

Lully hatte ich mir mal aus der Bücherhalle ausgeliehen, ich fands fürchterlich langweilig. Rameau habe ich mal was gesehen in der Hamburger Musikhochschule, Castor und Pollux glaube ich, gefiel mir besser. Als sehr gut ist mir ein Werk in Erinnerung geblieben, was auch in der Hamburger Musikhochschule gegeben wurde von einem gewissen Mondonville. Dürfte schon eher Gluckzeit sein. Das war wirklich nicht schlecht.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 10. Jan 2008, 01:09 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#6 erstellt: 10. Jan 2008, 01:51

Martin2 schrieb:
von einem gewissen Mondonville. Dürfte schon eher Gluckzeit sein. Das war wirklich nicht schlecht.

Gruß Martin


Richtig. Jean-Joseph Cassanea de Mondonville (1711-1772)
Gluck (1714 - 1787)
Mondonville sagt mir auch sehr zu. Er ist in Narbonne geboren, aber kam schon mit 20 Jahren nach Versailles, wo er seit 1739 eine leitende Funktion an der Chapelle Royale hatte. Ende der 50-er jahre hat er diese Beschäftigung aufgegeben und seitdem auch Oratorien geschrieben (er gilt als Begründer dieses Genres in Frankreich). Seine Oratorien hab ich nie auf CD gesehen (hoffentlich hat Christie noch Pläne in dieser Richtung). Zum Einstieg würde ich seine Motetten empfehlen.
Freundliche grüsse
Joachim
pt_concours
Stammgast
#7 erstellt: 10. Jan 2008, 23:38
Die oft kritisierte Beschränkung in diesem Forum auf die Zeitspanne Spätromantik bis frühe Moderne ist ja wohl doch nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Auch wenn ein Thread über Sinfonien von Sibelius und Mahler schneller "voll wird", mit ein paar Tagen Zeit (die lasse ich mir auch gern zum antworten), kommen doch eine Reihe von wertvollen Tipps- und was will man mehr? Ich habe jetzt wieder ein paar exotische Leckerbissen, auf meinem akusitschen Speisezettel. Ob sie mir schmecken, kann ich natürlich noch nicht sagen. Gefunden hätte ich sie alleine wohl kaum!

Vielen Dank an alle Antworter!
(es gibt auch noch genügend Platz für weitere Antworten )


[Beitrag von pt_concours am 10. Jan 2008, 23:39 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#8 erstellt: 11. Jan 2008, 16:16
Zur franz. Barockmusik kann ich nicht viel sagen, finde ich irgendwie ziemlich langweilig. Bisher hauptsächlich aufgrund von Auszügen, ich müßte Castor & Pollux, was ich im Regal habe, endlich mal in Ruhe anhören.

Vorbehaltlos empfehlen kann ich Purcells Dido & Aeneas, Fairy Queen und King Arthur. Dido ist eines meiner Lieblingsstücke.
(Aufnahmeempfehlung: Christie oder Jacobs, aber auch die mit Janet Baker aus den 60ern ist sehr hörenswert). Die anderen beiden Stücke enthalten ebenfalls grandiose Musik, können aber etwas langatmig sein, weil in dieser seltsamen Form der "Semi-Opera" die Musik fast immer nur Nebenhandlungen, allegorische oder burleske Szenen, die wenig oder nichts mit dem eigentlichen Drama zu tun haben, illustriert. Sie sind daher ziemlich undramatisch.

Etliche Händel-Opern sind ebenfalls hervorragend und sehr hörenswert. Man benötigt etwas Sitzfleisch (muß aber ja nicht alles auf einmal hören); es gibt inzwischen auch etliche DVDs mit phantasievollen Neuinszenierungen (kenne ich größtenteils noch nicht, aber z.B. Rinaldo und Rodelinda aus München, Alcina aus Stuttgart).

Bei den Opern wären meine Empfehlungen:

Julius Cäsar (Jacobs)
Rinaldo (Jacobs)
Alcina (die mit Auger bei EMI, ich glaube Hickox dirigiert)
Ariodante (Minkowski, eine der besten Aufnahmen aus diesem Bereich)

(es gibt noch ein paar mehr gute, aber das sind vielleicht die eingängigsten bzw. diese Ariodante ist einfach eine herausragende Interpretation)

opernhafte Oratorien

Theodora (die Glyndebourne-DVD ist eher besser und manchmal sogar günstiger als Christies CD-Aufnahme, aber Vorsicht: Moderne Inszenierung!)
Saul (Jacobs)
Hercules (Gardiner)

Natürlich sind nicht immer alle Arien gleichermaßen großartig (aber das geht mir sogar bei einigen Mozart-Opern so...), alle diese Werke enthalten aber phantastische Musik.

viele Grüße

JK jr.
Joachim49
Inventar
#9 erstellt: 12. Jan 2008, 14:32

Kreisler_jun. schrieb:

Theodora (die Glyndebourne-DVD ist eher besser und manchmal sogar günstiger als Christies CD-Aufnahme, aber Vorsicht: Moderne Inszenierung!)


Diese 'Theodora'ist sogar oft im Ramsch zu finden, für unter 10 euro (ich hab sie von 'Zweitausendeins'). Ich kann jedem nur empfehlen zuzugreifen. Ich war auch erschrocken, als ich las: Regie 'Peter Sellars', der ja u.a. mit seinen ultramodernen Mozartinszenierungen bekannt wurde. Ich sagte mir; im schlimmsten Fall mach ich die Glotze aus, und lass den Ton nur über die Audioanlage laufen. Aber ich fand die Inszenierung sehr interessant und ausdrucksstark (eigentlich ist 'Theodora', wie im Kreisler jun. Beitrag angedeutet gar nicht für die Bühne geschrieben). Es ist ein wirklich guter Händel, Christie ein kompetenter Dirigent, aber noch was: der Sänger David Daniels ist ganz phantastisch, es sei denn, dass man Kontratenöre nicht ausstehen kann. Der Rest der Bestzung ist auch erstklassig, u.a. Dawn Upshaw).
Zugreifen !
Freundliche grüsse
Joachim
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 12. Jan 2008, 15:51
Countertenöre kann ich in der Tat nicht ausstehen. Ich habe die Theodora aus der billigen Somarybox von Brilliant mit etwas älteren Aufnahmen ( auch die Semele und der Judas Maccabeus sind toll, der Salomon hat allerdings eine seltsame, heute wohl nicht mehr rechtfertigbare Besetzung einer Frauenstimme als Baß). Obs die Box noch gibt, weiß ich nicht, manchmal verschwinden solche Dinge ja auch vom Markt. Die Aufnahmen sind etwas älter, haben aber phantastische Stimmen. Es sind allerdings alles Oratorien, aber die Oratorien von Händel sind ja meist recht opernhaft und gar nicht sakral.
Joachim49
Inventar
#11 erstellt: 12. Jan 2008, 20:17

Martin2 schrieb:
Countertenöre kann ich in der Tat nicht ausstehen.


Dann solltest Du wirklich mal David Daniels hören. Wenn das nicht hilft, ... dann ist Dir (was dies betrifft) wohl nicht zu helfen. Schade nur, dass Du dann so ziemlich auf alle neueren Aufnahmen von Oratorien und Barockopern verzichten musst.
Gib Daniels eine Chance !
Freundliche grüsse
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#12 erstellt: 13. Jan 2008, 00:37
Die von mir genannten Opernaufnahmen haben in den Hauptrollen größtenteils Frauen in den Kastratenrollen, einzelne Kontratenöre tauchen in kleineren Rollen auf.

In Saul ist David ein Countertenor, das ist aber wohl in allen neueren Aufnahmen der Fall.

Die Oratorien sind aber eigentlich nicht das Thema, wie dramatisch sie auch sein mögen. (Was nicht heißt, dass man dafür nicht ein eigenes Thema aufmachen könnte, sofern es das noch nicht gibt.)

viele Grüße

JR
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