Europäischer Jazz - wegweisende Aufnahmen

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HolgerFfm
Stammgast
#1 erstellt: 19. Jan 2006, 18:36
Ausgehend von der Debatte in einem anderen Thread hier frage ich euch:

Was sind die nach eurer Meinung origingellsten oder wegweisenden oder besten oder eure liebsten Aufnahmen des "europäischen Jazz"?

Die Frage, was "europäischer Jazz" eigentlich ist, müssen wir hier ja nicht unbedingt diskutieren - seine persönliche Antwort darauf gibt jeder selbst!

Meine Kandidaten sind (für den Anfang):

Wolfgang Dauner: Solo Piano
Jan Garbarek: Twelve Moons / Legend of the Seven Dreams
Friedemann: Friedemanns Aquamarin Orchester in Concert

Und meine derzeitigen Lieblinge:

Manu Katché: Neighbourhood
Markus Stockhausen: Joyosa


Gerade mal fünf Titel - beschämend wenig, finde ich. Welche Titel würdet ihr nennen?

Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main
Holger


[Beitrag von HolgerFfm am 19. Jan 2006, 19:00 bearbeitet]
thames
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 19. Jan 2006, 18:50
Aus der unendlichen Weite europäischen Jazzschaffens, hier meine drei :


Eine traditionsbewusste : Maria Kannegaard - Breaking The Surface

Eine provozierende : Franz Koglmann - A White Line

Eine aktuelle : Mats Gustafsson, David Stackenäs - Mountain Blues From Sweden
Bassig
Stammgast
#3 erstellt: 20. Jan 2006, 17:03

HolgerFfm schrieb:
Was sind die nach eurer Meinung origingellsten oder wegweisenden oder besten oder eure liebsten Aufnahmen des "europäischen Jazz"?

Zum Thema wegweisend fällt mir sofort ein:

Albert Mangelsdorff Quintett/Quartett "Tension", "Now Jazz Ramwong"
Albert Mangelsdorff "Purity"
United Jazz + Rock Ensemble "Na endlich!"
Kenny Clarke/Francy Boland Big Band "Three Latin Quarters"
Passport "Hand made"
Jaques Loussier "Play bach" (sicher grenzwertig)
Nils Landgreen "5000 Miles"

Zu Dave Pike fällt mir nur ein Titel ein "Big Schlepp"

Zum Thema "orginell" äußere ich mich nur in soweit, daß ich darunter eher schwer bis unhörbare Sachen verstehe ...


[Beitrag von Bassig am 20. Jan 2006, 17:04 bearbeitet]
Amin65
Inventar
#4 erstellt: 20. Jan 2006, 19:12
Hallo Holger,

ein Freund von mir, auch aus dem Frankfurter Raum, könnte an dieser Stelle hunderte von europäischen Jazzern nennen, denn das ist sein Spezialgebiet.

Die einzige mit richtungsweisenden Jazz auf internationaler Bühne die mir einfällt, ist die Saxofonistin und Bandleaderin Candy Dulfer, aber das ist ja mehr Jazzfunk.


Grüße, Amin
Monsterdiscohell
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 20. Jan 2006, 23:08
Nicht gerade wegweisend,aber standardsetzend in ihrem Genre:

Alle Aufnahmen des Tord Gustavsen Trios

"The Ground" und "Changeing Places"
tjobbe
Inventar
#6 erstellt: 21. Jan 2006, 12:30
eine ganz persönliche Bemerkung dazu um der "notwendigkeit" von zu vielen konkreten Beispielen zu entgehen

nun man kann erstmal ganz "Pauschal" sagen, dass der "europäische Jazz" andere Wurzeln hat als der "amerikanische" bzw. es recht oft in Anstrengung ausartet, wenn man hier versucht "authentisch" zu klingen. (Damit haben schon die Goodman's, Brubecks, Evans und Co. "drüben" genug zu kämpfen gehabt, wenn man es ganz genau nimmt, auch deren akzeptanz ist in der US-Jazzgemeinde)

Anders herum wird in soweit auch ein Schuh draus als dass man einen Ellington nie wirklich als grossen Komponisten unabhängig von der von ihm komponierten Musik ausserhalb der Jazz-Gemeinde wahrgenommen hat. Daher sind trennlinien oft nicht so sehr lokaler art.

Europäischer Jazz klingt für mich immer dann am besten (besser:interessantesten) wenn er regionale Einflüsse nutzt und damit Akzente setzt, die dann auch "global" als wegweisend akzeptiert werden, als da wären

Schweden: Lars Gulin, Jan Johansson, oder auch Bilberg in den 50igern, über die ECM Welle in den siebzigern (Stenson, der frühe Garbarek), bis zu den heute wieder sehr reichhaltigen Jazzmusikern die bei etlichen Indy Labels veröffentlichen (nicht notwendigerweise die "Pop-form-Jazzer" ;), die zwar unterhaltsam aber nicht "wegweisend" sind, z.B. dieses label hier www.kopasetic.se)

Ost/Süd-europa: Komeda, Stanko und etliche unbekannte,aber auch z.B. der Italiener Carlo Actis Dato, der viele fremde Klänge dazugefügt hat.

Über Frankreich (incl Belgien ;))brauch ich glaub ich nicht zu reden, da hier z.B. nach 1945 viele Amerikaner Ihren Jazz mit localen klängen gemischt haben und eher diesen wieder in die USA zurückgebracht haben als umgekehrt (klassiches Bsp ist Dexter Gordon "our man in Paris" was so "typsich" französisch klingt wie nur was. Auch Sidney Bechet... wann hat er aufgehört Amerikaner zu sein :D) Legrand, Renaud, Grappelli, D.Reinhardt und seine "Adepten" die den Gipsy Sound ins Gitarrenspiel gebracht haben. Aktuell gibt es auch etliche progressive Labels und generell ist die anzahl der aktuell im Handel verfügbaren Jazzscheiben in Paris mit rein französischen Aufnahem ist recht hoch (Texier, Sclavis,Pilc), aber hier oft unbekannt.

Nun Österreich, auch da neben dem "großen Amerikaner" Joe Zawinul etliche die aus dem VAO hervorgegangen sind und durchaus eigenständig mit verweisen auch auf Zitate arbeiten.

nun... Deutschland ist da ein wenig anders denn wie schon Mangelsdorff mal in einem Interview auf die Frage warum die deutschen im Gegensatz zu den anderen Europäern nicht ihre eigene Musik mit Jazz vermischen, dass auf grund der "Geschichte" er und andere sich bewußt formal davon trennen wollten. Als folge davon findet man zum einen viele deutsche in bereichen die kaum kommerziell beachtet werden (Peter Brötzmann ist im Free/Improvisation hoch angesehen). Zum anderen daher in deutschland eher die Tendenz (auch heute noch) entweder zu kopieren oder sich ganz bewußt formal abzutrennen oder auch mit "Rock" zu kombinieren.

Es gibt viel JazzLabels mit oher reputation aber kleiner Auflage im FreeJazz Bereich (HatArt aus der Schweiz -> Koglman)

Wenn ich mal grob überschlage ist bei mir ca 30%+ europäischer Jazz (tendenz klar steigend) und der Rest US produktionen/style (wo ich ggfls die europäischen kopisten dazuzähle).

Eine Liste würde ganz ernsthaft einfach viel zu lang

Cheers, Tjobbe

P.S. beim review hab ich die Engländer vergessen, was wohl daran liegt das ich ausser ev. Ronnie Ross und Tony Coe vielleicht noch Henry Lowther und aktuell DAid Binney hab, ansonsten sind die in jedemfall in meiner Sammlung unterrepräsentiert !

P.P.S.

ein Paar ganz konkrete Bsp.

Jan Johannson - Jazz par Svenska (Heptagon)
Lars Gullin - The Great lars Gullin (Vol.1-5, Dragon)
Django Reinhardt - Nauges (JiP)
Tony Coe - Les Source Bleu (Nato)
Michel Legrand - Legrand Jazz (Verve)
Krzysztof Komeda - The Complete Recordings of Krzysztof Komeda, Vol. 22: Jazz & Poetry
Albert Mangelsdorff - Now Jazz Ramwong


[Beitrag von tjobbe am 21. Jan 2006, 12:50 bearbeitet]
thames
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 21. Jan 2006, 15:24
David Binney ist Amerikaner, das erkennt man daran, daß er aussieht wie David Copperfield (nein, nicht die Romanfigur ...) .
Setzen wir dafür den gerade verstorbenen Derek Bailey ein.
tjobbe
Inventar
#8 erstellt: 21. Jan 2006, 16:02
ups, ja.. Florida liegt doch in Schottland oder aber im Ernst, mir ist er eigentlich nur wg. seiner UK konzerte bekannt und seiner productionen für ACT ....daher ...aber Bailey, ja klar, nur taucht der bei mir persönlich im Regal kaum auf
Satie
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 22. Jan 2006, 17:55
@ Bassig



Jaques Loussier "Play bach" (sicher grenzwertig)Jaques Loussier "Play bach" (sicher grenzwertig)


Deutlich weniger grenzwertig: Jaques Loussier: "Satie" oder "Four Seasons". Oder auch "Bolero".

Aus Frankreich auf jeden Fall Henri Texier/Azur Quartett, ist gemessen an seiner Qualität meiner Meinung nach völlig unterrepräsentiert.

Satie
3klang
Neuling
#10 erstellt: 23. Jan 2006, 16:43
Ja, Jan Garbarek ist toll! Seine Tochter Anja Garbarek macht übrigens auch Musik. Inzwischen sogar sehr erfolgreich. Auf der Seite http://www.24secrets.de habe ich einen schönen Titel vom Angel-A Soundtrack (läuft bald in Deutschland) gefunden! Hört Euch den dort mal an! Ist wunderschön!!!
Miles
Inventar
#11 erstellt: 25. Jan 2006, 18:44
Die im Eingangspost gelisteten Titel stammen alle aus den 80er/90er Jahren und sind eher untypisch für die europäische Jazz-Szene, deshalb würde ich sie nicht als wegweisend bezeichnen. Friedemann würde ich gar nicht zu Jazz zählen, und was Garbarek im letzten Jahrzehnt gemacht hat geht eher in die Richtung Jazz+Weltmusik. Ich mag seine frühen Aufnahmen lieber, z.B. "Witchi-Tai-To"

Tjobbe hat oben schon eine interessante Aufstellung wichtiger Musiker gemacht. Ich würde gerne noch die italienischen Trompeter Enrico Rava und Paolo Fresu sowie den Multi-Instrumentalisten und komponisten Gianluigi Trovesi erwähnen.

In Frankreich haben Schlagzeuger Aldo Romano und Bassist Henri Texier in den letzten 3 Jahrzehnten immer wieder interessante Band zusammengestellt, und Michel Portal und Louis Sclavis gehören zu den wenigen Jazzmusikern, die die Bassklarinette als Hauptinstrument spielen und damit Erfolg haben. Auch bei der Jazz-Violine sind es zwei Franzosen die nach dem 2. Weltkrieg weltweit führend waren: Stephane Grappelli (Swing) und Jean-Luc Ponty (Fusion).

Und dann noch die britische Szene, die vor allem in den 60er und 70ern viele Talente hervorgebracht hat die den Jazz in neue Richtungen geführt haben: John Surman, Evan Parker, Stan Tracey, John McLaughlin, usw

Viele der besten deutschen Jazz-Aufnahmen der 60er und 70er erschienen auf dem MPS-Label und sind heute vergriffen. Nur ein kleiner Teil erschien auf CD:

http://www.jazzecho.de/page_14060.jsp

Zu meinen Favoriten gehören die Aufnahmen des östereichischen Saxophonisten Hans Koller.


[Beitrag von Miles am 25. Jan 2006, 18:44 bearbeitet]
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