LOEWE ART TV. Edelschrott oder Liebhaber-Objekt?

Moin Jochen,
der Loewe Art 84 ist definitiv Edelschrott. Die Monate bevor ich meine Radio- und TV-Werkstatt für immer schloß, "vernichtete" ich wöchentlich etwa ein VW-T4 voll mit funktionierenden CRT-Geräte wie der genannte Loewe. Es waren auch Loewe Profil, Planus, Credo dabei. Aber auch B&O Avant und MX. Und ja, auch Art als 72er Standgeräte, 84er Monitorgeräte, sogar als 95er. Und selbst die ersten 42"-Plasma-Geräte von Loewe wollte Niemand mehr haben. Ging alles schon vor vielen Jahren zum Entsorger. Für alte Fernsehgeräte aus dieser Zeit gibt es keinen Sammlermarkt wie für Kfz-Oldtimer. Meist scheitert es schon daran, dass diese Geräte fast immer mangels fehlender Hf-Digitalsignalverarbeitung (DVB-T/S/C) auf externe Zuspielboxen angewiesen sind. Immerhin hat der Art 84 Scartbuchsen, über die man RGB-Signale einspeisen kann. Aber Zuspielgeräte, die das noch haben sterben auch aus.

Na, sohndesmars....mit der profunden Rückmeldung bist du für mich eher der Mars-Gott. Danke für die ernüchternde Erläuterung.

Ich hatte schon so eine Antwort befürchtet. Na ja, dann wird es wohl auf Wertstoffhof hinauslaufen.
Ich hab ihn inzwischen mit zurück nach Bayern genommen und er steht erstmal in der Garage bis sich sein Schicksal
besiegelt.
Beste Grüsse
jochen

Ist ja schon krass, was sohndemars schrieb, was solchen guten Fernsehern und vorallem funktionsfähige schon vor Jahren.
Vor Jahren gab es mal in der Innenstadt von Baden-Baden eine Kunstaktion, da hat man in den Straßen verteilt CRTs mit bemalten Bildschirmen an verschiedenen Ecken ausgestellt. So eine Art künstlerisches Upcycling für ausgediente TVs, das würde für den edlen B & O passen. Vielleicht findet sich ja ein freakiger Künstler.

Tja, und was soll ich schreiben, ich finde diesen, unseren Anspruch immer das neueste, beste zu hypen, ohne Rücksicht auf die Umwelt, zum Kotzen. Letztendlich hat es auch meinen geliebten Beruf gekillt, Instandsetzer für Unterhaltungselektronik. Dreißig Jahre konnte ich davon leben und habe viele Lehrlinge ausgebildet. Von denen ist keiner arbeitslos, die Radio- und Fernsehtechniker waren und sind begehrt, gerade wieder an meiner aktuellen Arbeitsstelle. Nun wurde der Fachbereich Radio- und Fernsehtechniker in den Handwerkskammern mehr und mehr abgewickelt (wie die DDR) und die Werkstätten, besonders die Profitwerkstätten sind alle Pleite. Solange noch Schwarz- und Grauarbeiter (meist aus Ost- und Südeuropa) aushelfen, werden die üblichen Tätigkeiten aber noch ausgeführt. Mal sehen wie lange noch.
Aber Röhrengeräte (CRT-TVs und -Monitore) haben nun mal einen hohen Energieverbrauch, nehmen viel Platz ein, sind reparaturanfällig (auch deshalb konnte ich gut davon leben), schwer, voluminös und können nicht das, was man heute von bildgebenden Geräten erwartet. Und schon vor zehn Jahren konnte man mit den Teilen keinen mehr hinter dem Ofen vorlocken. Ich habe oft geschluckt, wenn die ursprünglich sehr teuren und wertigen Geräte beim Bauhof aus großer Höhe in die Container geschmissen wurden. Nur wenn sie keiner mehr haben will, nicht mal geschenkt?

Ich verstehe die Romantisierung der Röhre nicht. Sicher, es hat anfangs mindestens ein Jahrzehnt gebraucht, bis man sagen konnte, dass gute Flachmänner die Röhre bildtechnisch nicht nur ersetzen, sondern qualitativ sogar schlagen. Und auch heute gibt es sehr, sehr viel fabrikneuen Flachmann-Elektroschrott im Handel, der zwar eine bessere Auflösung und Geometrie hat, aber wo es beim Schwarzwert, der Bewegungsdarstellung oder der Panelhomogenität hapert. Faktum ist aber: Es gibt heute auch die besten TV-Geräte aller Zeiten mit vorher nie dagewesener Bildqualität. Und auch die Verarbeitungsqualität bzw. Fehleranfälligkeit ist nicht schlechter als bei Röhre: Viele neue Geräte werden nicht gekauft, weil die alten kaputt gegangen sind, sondern weil man ein größeres Panel oder eine noch höhere Auflösung haben will. Und Strom fressen sie insgesamt wohl auch weniger.

Das Bessere ist eben der Feind des Guten. Als neulich bei Bares für Rares eine hochwertige Tonbandmaschine für ein paar lumpige Euro verscherbelt wurde, hab ich innerlich ein Tränchen vergossen: Wie sehr hatte ich mir so ein Teil in den 70er und 80ern Jahren gewünscht, es war für mich schlicht nicht bezahlbar. Heute kann ich damit auch nichts mehr anfangen, zu perfekt ist die CD und die Digitaltechnologie.

So steht man vor einer Röhre wie vor einem Plattenspieler, einer Tonbandmaschine oder einem VHS-Rekorder – museal beeindruckt, fasziniert von der alten Technologie. Aber nein, auf keinen Fall wollte ich diese Geräte zurückhaben, weder zum Sammeln und schon gar nicht zur Nutzung!

Was ich natürlich auch kritisch sehe, ist die Wegwerfproduktgesellschaft: Aber es wäre falsch anzunehmen, ein Röhren-TV sei für die Ewigkeit gemacht worden: Farb-TV, Stereo, Videotext, flache Röhren, 16:9 – das alles sind technische Weiterentwicklungen, die einen Neukauf erforderten, vergleichbar mit HD Ready, Full HD, 4K usw. Nur dass die Mikroeletronik eben so viel schneller sich entwickelt als die Technik früher, weshalb die Neuerungen schneller kommen. Bedenkt man dann noch den logistischen und die Kosten in die Höhe treibenden Aufwand fürs Reparieren, so versteht man, warum heute kaum noch repariert, sondern gleich neu gekauft wird. Wer da aus ökologischen Gründen dagegen ist, muss sich dann aber auch ehrlich machen: Wäre es anders, wären die Geräte deutlich teurer, wäre der technologische Fortschritt ausgebremst ... wollen wir das? Ich nicht.

Ja, mein Traum als junger Student war eine flacher, leichter Bildschirm, der eine hohe Auflösung ermöglicht. Mein Traum war eine Beleuchtung, die nicht 90% der Energie in Wärme verwandelt, also besonders weiße LEDs fand ich sehr praktikabel, gab es damals nicht. Mein Traum war auch ein preiswerter, leistungsstarker Rechner, der klein und leicht ist. Mein Traum war ein überall verfügbares Kommunikationsmittel, mobil und klein.
All das gibt es heute, also beklage ich nicht die Entwicklung. Einher mit dieser Entwicklung ging aber auch der Verlust vieler alter, traditioneller Berufe. Und der Verlust vieler Produktionsstellen, Arbeitsplätze, Hersteller.... Das ist der Wandel der Zeit. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Alles bekannt. Und dennoch traurig. Aber ein Bildröhrenfarbfernsehgerät ist nun mal nichts anderes mehr als ein nostalgisches Relikt. Wie eine Dampflokomotive.

Tja, hier habe ich jetzt unser langjähriges Familien-Mitglied und Unterhaltungskünstler zur letzten Ruhe gebettet. Wertstoffhof Traunstein.
Mit schwerem traurigen Herzen, muss ich gestehen.... R.I.P. Arty 84

Wir halten unseren Aconda der an der getunten dbox2 über Scart/RGB und dem kürzesten Monitor Casablanca und 1x das gleiche vom Pana S49 für Immer&Ewig in Ehren

Wir waren damit sämtlichen sonstigen Volk um Welten weiter voraus als man heute mit dem allerbesten OLED einem Supermarkt LCD sein kann Das war bildtechnisch wirklich der Wahnsinn. Die flache Röhre mit einer dermassen guten Geometrie war kaum zu begreifen.
Der Farbeindruck (nicht einfach nur die Farnintensität) hervorragend. So hat das Ding auch einiges überlebt, bis Pana endlich den GW10 Plasma rausbrachte. Bis dahin war LCD einfach kein adäquates Ersatz.

Auf den Thread bezogen bleibt aber festzuhalten, daß wir heute selbst aus nostalgischen Gründen und selbst bei genug Platz, eben nichts mehr davon haben wollen würden Die s.g. Unterhaltungselektronik hat meist ein sehr schweres Leben.