Philips fidelio aw2000 - Bericht - Teardown

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++Stefan++
Stammgast
#1 erstellt: 27. Sep 2014, 12:37
Hallo da draußen.

Ich wollte euch von einem kleinen Gerät berichten das ich eigentlich schon länger gesucht habe, nur nicht gefunden.
Es gibt im prinzip auch kaum aktuelle Testberichte zu dem Gerät.

Worum es geht und was ich gesucht habe?
Einen kleinen Class D Verstärker für wenig Geld, der allerdings mehr als einen Eingang besitzt (Verstärker mit einem Eingang gibt es als China Import zu Hauf).

2014-09-25 18.32.38

Was ist dieser Kasten überhaupt?

Es ist ein Stereo Class D Verstärker, der neben zwei digitalen Eingängen zwei Analoge Eingänge besitzt. Also ein klassischer Verstärker auf der einen Seite.
Auf der anderen Seite, gibt es die Möglichkeit per UPNP Musik an die Kiste zu senden oder ihn als Internetradio mit Spotify bzw. Tunein zu verwenden.
Fehlen tut eigentlich nur noch ein Bluetooth Empfänger.
Jedoch hat Philipps das Gerät, 1. zu spät auf den Markt geworfen wurde und 2. nach den Amazon Bewertungen zufolge anfänglich mit vielen Problemen zu kämpfen gehabt.

Die Komplette Konfiguration des Verstärkers geschieht über eine Android oder I Tunes app. Die Analogen und Digitalen Eingänge können aber auch ohne App umgeschaltet werden.

Um es vorweg zu nehmen, diese App ist mit Sicherheit nicht so gut, wie jene von Sonos. Es gibt hier und da Dinge die ich als Negativ ankreiden würde:
1) Die Suche in Tunein ist sehr schlecht, man muss schon wissen wie der gesuchte Sender heißt
2) Die Lautstärkestufen sind relativ grob
3) Der Akkuverbrauch ist beim Streaming vom Telefon aus sehr hoch

Und weil wir schon bei den Negativen Punkten der App sind, mache ich gleich mal bei den Negativen Punkten am Gerät weiter:
1) Das Gehäuse wirkt recht billig (sieht dafür gut aus)
2) Streaming von 24bit 96K Files ist nicht möglich (dafür wird aber zumindest Flac unterstütz)
3) Die Lautstärkestufen des Drehgebers sind relativ grob und beim Streaming reagiert jener etwas verzögert.

Das waren allerdings schon die negativen Punkte, in Anbetracht des Preises hätte ich mit durchaus mehr gerechnet!

Positiv ist mir zunächst der Klang im Vergleich mit einem "alten" Class D Verstärker aufgefallen.
Ich betreibe den Verstärker an einer "Nebenanlage" an Canton Ergo 920 Boxen.
Natürlich habe ich auch hier keine High End Ansprüche, meine Musik sollte mich aber dennoch ansprechen und das tut sie nun wieder.
Entweder war der alte Verstärker mit TDA 7492 nicht so gut oder der kleine Philips macht wirklich verdammt viel richtig (er). Die Hochtondynamik ist ansprechend und gerade in dem Bereich haben viele Class D Verstärker Probleme.
Das Internetradio mit 128Kbit DAB und leider mittlerweile auch UKW übertrumpft muss an dieser Stelle auch noch erwähnt werden (und mit zwei Revox B261 besitze ich wirklich gute UKW Empfänger).
Im Blindtest würde sicher keiner auf diese kleine Kiste Tippen.

Was mir jedenfalls gleich aufgefallen ist, war die Totenstille, selbst wenn ich mit dem Ohr vor den Hochtöner getreten bin.
Sicher, die Stille entscheidet nicht über den Klang, aber die Stille verrät mir zumindest, dass jemand sein Werk verstanden hat. Zu häufig habe ich schon Anlagen gesehen, bei denen Störgeräusche oder Rauschen in der Preisklasse stillschweigend hingenommen wurden.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, und habe den kleinen mal aufgeschraubt.
Im Inneren erwartet einen ein großes Schaltnetzteil, das etwa 60% des Platzes ausmacht. Um etwas genauer einen Blick auf die Elektronik zu werfen, habe ich mich weiter durch einige Schirmbleche durchgekämpft.

Als Verstärker IC arbeitet hier ein TAS 5518 von Texas instruments. Gepaart mit einer aufwändigen Ausgangsfilterung und gut großen Spulen (hier wird häufig gespart).
Dieses IC ist im Prinzip nur eine PWM Endstufe mit 2x 100W (Die angegebenen 2x50W des Verstärkers dürften also sicher stimmen).
Das ganze wird von einem TAS 5538 mit Daten gefüttert. Nun das sagt natürlich zunächst mal den meisten nichts. Also hole ich etwas weiter aus:

Bei einem normalem Class D Verstärker (PWM) geht ein analoges Signal hinein und dieses wird mit einem anderen Signal (meist Dreieck) verglichen. Nach der Einfachen Entscheidung “größer oder kleiner” wird dann in der Endstufenausgang auf 0 oder 1 geschaltet.
Genau dieser Vergleichsmechanismus ist bei analogen Signalen gar nicht so einfach. Vor allem aber bedeutet dies, dass eine Wandlung zu viel stadtfindet.
Im klassischem Hifi als also eine DA Wandelung im CD Spieler, eine AD Wandelung in der Eingangsstufe des Verstärkers und eine DA Wandelung durch den Ausgangsfilter des Class D Verstärkers.

Bei der neuen Generation wird es anders gemacht:
Dort wird das PWM Signal direkt aus dem digitalen Datenstrom errechnet. Durch diese digitale Berechnung besitzt man einiges mehr an Freiheitsgraden.
Vor allem ist ein digitales Signal “immer genau” um die Entscheidungen für 0 oder 1 am Ausgang zu treffen und es ist absolut frei von anderen (analogen) Störungen.

Kurz gesagt, es ist ein viel direkterer Weg, vor allem wenn die Musikdaten auch digital sind!
Der Trend ist schon länger bei den Chip Herstellern angekommen, es muss nur noch von vielen Herstellern adaptiert werden. Vermutlich wird sich dort auch in den nächsten Jahren weitere Entwicklungen geben.

Vermutet hätte ich im Inneren eher ein Produkt, das "möglichst günstig" ist. Was ich dann gesehen habe, war eher "state of the art" und im Rahmen des Preisramen kompromisslos.

Desweiteren habe ich im Eingangsbereich einen "normalen" AD Wandler finden können und zu meinem Erstaunen einen richtig guten Sample Raten Konvertierer. Im Prinzip sollte daher das System auch in der Lage sein, analoge Eingänge an andere Quellen (wie bei Sonos) weitersenden zu können. Praktisch ist es aber von der Software nie zu dieser Entwicklungsstufe gekommen.

2014-09-27 00.11.33


Nun, für wen kann ich nun eine Empfehlung aussprechen?
Eigentlich für jeden, der sich für wenig Geld einen Verstärker sucht, der kein ganzes Regalbrett einnimmt (für 100€ bekommt man auf dem Gebrauchtmarkt den ein oder anderen schönen Bolieden aus verganener Zeit).
Zudem ist auch der gebrauchtmarkt bei Canton Lautstprechern aus den 1990ern ist bei Kleinanzeigen/Ebay in den Städten groß. Somit ist die Preisleistungsanlage schon mit knapp 200€ in Griffnähe.

Vor der Smartphonebedienung sollte er jedoch auch nicht ganz zurückschrecken. Bedient werden kann der Verstärker aber auch von Personen, die nicht mit ihrem Smartphone verheiratet sind. So helfen die 5 Stationstasten fast sofort zum Internetradiogenuss zu kommen.

Hätte ich den UVP Preis bezahlt (Fazit)?
Nein, zwar ist das Innere des Gerätes definitiv auf diesen Preissektor ausgelegt worden, jedoch ist mir dafür die App dann doch zu schlecht geworden. Erst recht, wenn man sich nicht sicher sein kann, ob es auf Dauer Updates für diese Produktlinie geben wird. So viel teurer wären dann auch Sonos Komponenten nicht mehr gewesen.


[Beitrag von ++Stefan++ am 27. Sep 2014, 13:04 bearbeitet]
sven147
Neuling
#2 erstellt: 22. Apr 2016, 09:39
Kennt jemand eine aktuell verfügbare Alternative?
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