benötige Hilfe bei Fehlersuche am Saalburg 5050

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Jan75
Neuling
#1 erstellt: 10. Jul 2008, 23:04
Hallo,

ich habe mich in den letzten Tagen um meinen altes Röhrenradio Saalburg 5050 gekümmert. Baujahr 1964. Nachdem es ca. 10 Jahre nicht mehr gelaufen ist, habe ich es jetzt wieder in Verwendung.

Die folgenden Dinge fallen mir negativ am Radio auf. Da ich die Ursachen nicht allein finde, bitte ich um einige Tipps:

1. Es ist ein relativ starkes Netzbrummen am Lautsprecher zu hören (Lautstärkeregler auf Null). Ist dies für Röhrenradios normal oder funktioniert die Gleichrichtung nicht mehr 100%ig?

2. Das „magische Auge“ zeigt die gesamte Zeit einen konstant breiten Balken an (ca. 50% der Anzeige). Wenn ich die Netzspannung von 220 V auf 240V umstelle, wird er schmaler, aber er ändert sich bei Veränderung der Wellenlänge nicht. Was kann hierfür die Ursache sein?

3. Die Musik klingt irgendwie abgehackt/ leicht verrauscht. Was kann hierfür die Ursache sein?

4. Wenn ich den Lautstärkeregler auf volle Lautstärke drehe, dann ist es immer noch relativ leise. Was kann hierfür verantwortlich sein?

5. Die Lautstärke schwankt manchmal von selbst. Einmal höre ich ein leichtes An- und Abschellen (ca. alle 10 Sekunden), dann gibt es Zeiten da knackt es kurz laut und danach ist es wesentlich leiser.

6. Es gibt auch Fälle, da läuft es und nach ca. 20 min ist nur noch ein lautes Brummen zu hören.

Einen Wackelkontakt oder Kontaktproblem bei der Röhren möchte ich aus Ursache eigentlich ausschließen. Könnte eine der Röhren verschlissen sein (die Heizung funktioniert an allen)?

Folgende Röhren sind vorhanden: ECC85, ECH81, EBF89, EABC80, EL84, EM84, EZ80.

Schaltplan: http://img301.images...burgschalplanlm9.jpg

Danke im Voraus!
E130L
Inventar
#2 erstellt: 10. Jul 2008, 23:20
Hallo,

alle Papierkondensatoren erneuern,
alle defekten Elektrolytkondensatoren erneuern,
dann nochmals prüfen und die Spannungen an den Röhren nachmessen.

MfG Volker
myrgatroyd
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 11. Jul 2008, 15:12
Da schließe ich mich an.

Brummen: Siebkondensatoren. Das sind die silbernen Becher in der Nähe des Trafos. Ersetzen. Unterstützen hilft da nicht.

Klang und Lautstärke: Das ist der Koppelkondensator. Der verbindet die Treiberröhre mit der Endröhre. Mal im Schema schauen. Der scheint bei dir hin zu sein.

Schwankungen in der Lautstärke: Könnte der Tastensatz sein. Immerhin betätigt man mit der UKW-Taste schon mal 10 und mehr Kontakte. Vor allem wenn es knackt.

Alter Irrtum: Die Röhre leuchtet, also geht sie. Nee. Das heißt nur, dass sie geheizt wird. Mehr nicht. Ob das Gitter, die Anode oder Kathode korrekt arbeiten oder auch nur mit ihrem elektrischen Umfeld verbunden sind, kann man so nicht sehen.

Ich habe einem Kollegen einen Radioschrank vermittelt, und der Kollege war sehr enttäuscht, weil das Ding nicht spielte. Ich hab an allen Röhren gewackelt, und - große Magie - er spielte wieder. Geleuchtet haben die Dinger die ganze Zeit über.

Ansonsten rate ich, das Gerät nicht mehr in Betrieb zu nehmen, bevor es nicht repariert wurde. Hallo, da fliegen schon mal 400 V drin rum, und wenn da was kurzschließt.. aua.

Viel Glück!
Alex
Jan75
Neuling
#4 erstellt: 14. Sep 2008, 22:19
Danke für die Antworten! In der Zwischenzeit habe ich einiges aus- und eingelötet. Das Radio hatte einige kalte Lötstellen und 2 Kondensatoren waren sichtbar defekt. Jetzt sind alle Kondensatoren (Papier und Elko) ersetzt. Einige Röhren auch. Das starke Brummen ist weg und die Lautstärke angemessen.

Für folgende Probleme habe ich noch keine Lösung gefunden:

(1) Die Abstimmanzeige reagiert nicht auf Frequenzänderungen. Ich habe die EM84 getauscht, aber auch bei dieser Röhre bleibt der Balken unverändert. Die Kabel sind durchlässig. Wo kann ich noch suchen? Schaltplan siehe Anlage.

http://img67.imagesh...urgschaltplanid4.jpg

(2) Die Lautstärke schwankt manchmal plötzlich für Sekundenbruchteile. Entweder setzt sie ganz aus oder ist für kurze Zeit wesentlich lauter.

(3) Wo bekommt man heute neue Siebkondensatoren (2x 50µF, 350/385V)? Ich habe im Handel bisher nur kleine Kondensatoren für die Leiterplatte gefunden, aber keine „silbernen Becher“.

Ich würde mich freuen, mit Eurer Hilfe auch noch diese Probleme beheben zu können.

Grüße
Jan75


[Beitrag von Jan75 am 14. Sep 2008, 22:24 bearbeitet]
selbstbauen
Inventar
#5 erstellt: 15. Sep 2008, 12:43
Manchmal hilfts: Kontakte reinigen. Das Laustärkeproblem und die fehlende Anzeige könnten vielleicht daran liegen. Beim Lautstärkeregler die Schleifbahn mit Kontaktspray reinigen. Ebenso alle Schalter, denn die Aussteuerungsanzeige durchläuft viele Schalter.

Die Becherelkos bekommt man bei Ebay und auf Flohmärkten.
turbino
Stammgast
#6 erstellt: 15. Sep 2008, 16:44
Hallo Jan,


Jan75 schrieb:
(3) Wo bekommt man heute neue Siebkondensatoren (2x 50µF, 350/385V)? Ich habe im Handel bisher nur kleine Kondensatoren für die Leiterplatte gefunden, aber keine „silbernen Becher“.


meinst Du sowas hier:
http://www.tube-town...0-50--F---500-V.html

Viel Erfolg, Alex
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 15. Sep 2008, 18:39

selbstbauen schrieb:
Manchmal hilfts: Kontakte reinigen. Das Laustärkeproblem und die fehlende Anzeige könnten vielleicht daran liegen. Beim Lautstärkeregler die Schleifbahn mit Kontaktspray reinigen. Ebenso alle Schalter, denn die Aussteuerungsanzeige durchläuft viele Schalter.

Also eine Aussteuerungsanzeige kann ich in dem Schaltbild keine erkennen - ich seh' da nur eine Signalstärkeanzeige für das Empfangsignal. Und die durchläuft über R40 (vom FM- Demodulator) und R41 (vom AM-Demodulator) keinen einzigen Schalter - sie hängt direkt gleichspannungsgekoppelt an den jeweiligen Demodulator Schaltungsteilen dran - die Verknüpfung stellt der Knotenpunkt von R40 und R41 dar. Und die Spannungsversorgung des Anzeigesystems des magischen Auges läuft zwar über zwei parallel geschaltete Kontakte des Tastenaggregates (im Schaltbild direkt an C31), wäre da jedoch ein Fehler, dann wäre das magische Auge total dunkel und würde überhaupt nichts mehr anzeigen (und davon hat der Threadersteller nichts erwähnt).

Wilde Spekulation (weil im Schaltbild keine Bauteilewerte stehen und deswegen der Einfluß der einen oder anderen Größe nicht ganz klar ist) über die möglichen Fehlerquellen der Nichtfunktion der Signalstärkeanzeige des magischen Auges:

  • Der Elko C51 im FM Demodulator hat einen Schluß oder ist sonst defekt.
  • Der Widerstand R40 hat eine Unterbrechung.
  • Der Widerstand R41 hat eine Unterbrechung.
  • Der Widerstand R42 hat eine Unterbrechung.
  • Der Kondensator C58 hat einen (Fein)schluß.
  • ODER: Die Signalstärke der empfangenen Signale ist schlicht zu schwach - da dieses Gerät aufgrund des recht schlichten ZF-Verstärkers nicht über sehr viel Verstärkung verfügt, braucht's vielleicht einfach recht dicke Sender, bis sich da auf dem magischen Auge was rührt.

Daß der Kondensator C45 einen Schluß hat, glaube ich nicht (sonst wäre bei AM nichts mehr zu hören). Ebenso glaube ich nicht, daß die Kondensatoren C48 und C49 einen Schluß haben - sonst wäre bei FM nichts mehr zu hören. Auch einen Schluß bei C31 kann man ausschließen - da dieser an der Anodenspannung hängt, würde die Kiste als ganzes nicht mehr funktionieren. Also: mal eine anständige Außenantenne an das Gerät hängen, und nicht nur eine Laborstrippe (von der ich mal vermute, daß sie derzeit als Antenne dran hängt).

Im übrigen ist das in Teilbereichen eine durchaus interessante Schaltung:

  • Die Schaltungsmimik um den Lautstärkesteller R25 herum realisiert offenbar eine Art gehörrichtige Lautstärkesteuerung, ohne daß es dazu eines angezapften Lautstärkepotentiometers bedarf.
  • Der Ausgangsübertrager hat auf der Primärseite eine Mittelanzapfung, durch welche die Anodenspannung zugeführt wird. Die Wicklungshälfte 1-2 versorgt die Endröhre EL84 mit Anodenspannung, die Wicklungshälfte 2-3 versorgt über den Widerstand R35 das gesamte restliche Radio mit Anodenspannung. Da hier alles im A-Betrieb rennt, sind die fließenden Ströme recht genau bekannt. Sind die aus Strömem 1-2 und 2-3 resultierenden magnetischen Felder im Ausgangsübertrager (durch die Windungszahlen) so ausgelegt, daß sie gleich groß sind, heben sie sich aufgrund ihrer gegensinnigen Vorzeichen auf, wodurch der Ausgangsübertrager keinen oder nur noch einen sehr kleinen Luftspalt benötigt. Dadurch wird trotz Eintakt-A-Endstufe für die gleiche Leistung und das gleiche Baßliefervermögen ein erheblich kleinerer Ausgangsübertrager gebraucht (niedrigere Kosten).
  • Die Wicklung 2-3 der Primärseite des Ausgangsübertragers wirkt zusätzlich noch als Siebdrossel für die Anodenspannung aller Stufen außer der Endstufe. Die durch den Tonfrequenzwechselstrom in der Primärseite des Ausgangsübertragers entstehende Modulation dieser Anodenspannung wird durch C60 gesiebt, so daß hier eine ziemlich brummarme Spannung anstehen dürfte.
  • Die Regelspannung des AM-Mischrohrs über R21 und R8 wird am Knotenpunkt von R21 und R8 abgegriffen und über L22, R15, R14 und R1 auf das Gitter der UKW-Vorstufe geführt. Scheinbar erzeugt der AM-Demodulator (Diodensystem der EBF89) im FM-Betrieb also so eine Art verzögerte Regelung für die UKW-Vorstufe.
  • Die Zwischenbandfilterkopplung im UKW-Tuner zwischen Vor- und Mischstufe samt der dazu gehörenden induktiven Abstimmung ist auch zwei Blicke wert.

Nachteil allerdings: Ist die Primärwicklung 2-3 des Ausgangsübertrages unterbrochen, dann wird das Gerät überhaupt nicht mehr funktionieren....kein AM....kein FM....keine Schallplattenwiedergabe....kein magisches Auge.....nichts mehr. Das ist sicher unter damaligen Gesichtspunkten kein High-End-Gerät gewesen - allerdings bemühte man sich, trotz möglichst geringem Materialaufwandes durch schlaue Schaltungstechnik ein Maximum an Leistung / Empfangs- / Wiedergabequalität zu erhalten.

Mit dem Einsatz von Kontaktspray wäre ich übrigens vorsichtig - Wald-Und-Wiesen Kontaktsprays beheben das Problem für ca. ein halbes Jahr - und dann kehrt es umso schlimmer zurück. Wenn, dann muß der ganze gelöste Dreck, den so ein Kontaktspray auf den Kontakten hinterläßt, mit einer passenden Kontaktwäsche gründlich ausgewaschen und die damit behandelten Kontakte anschließend mit passend dosierter (und sauberer Druckluft) trockengeblasen werden. Bei gut zugänglichen Kontakten ist eine anschließende Behandlung mit medizinischer Vaseline dann vielleich keine schlechte Idee....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 15. Sep 2008, 18:58 bearbeitet]
Jan75
Neuling
#8 erstellt: 15. Sep 2008, 22:51
Hallo Herbert,

Danke für die ausführlichen Hinweise. Die Wiederstände R40-R42 haben ihre geforderten Werte und die Kondensatoren habe ich gewechselt.
Es lag tatsächlich an der zu geringen Signalstärke, die ich mit der "Laborstrippe" eingefangen habe. Mit dieser ändert sich der Balken im magischen Auge nur minimal. Somit scheint das Radio in diesem Punkt OK zu sein.

Grüße
Jan75
Bertl100
Inventar
#9 erstellt: 16. Sep 2008, 12:32
Hallo!

@ Herbert:


Die Regelspannung des AM-Mischrohrs über R21 und R8 wird am Knotenpunkt von R21 und R8 abgegriffen und über L22, R15, R14 und R1 auf das Gitter der UKW-Vorstufe geführt. Scheinbar erzeugt der AM-Demodulator (Diodensystem der EBF89) im FM-Betrieb also so eine Art verzögerte Regelung für die UKW-Vorstufe.


Nicht ganz. Bei UKW wird über die Kontakt 14-17 die AM-Regelspannung vor der EBF89 nach Masse kurzgeschlossen.
R15/C39 bilden (am Fußpunkt vom ZF-Kreis) ein typisches Bregenzerglied.
Bei hohen ZF-Spannungen wird die EBF89 in die Begrenzung getrieben (quasi übersteuert). Sie kommt dabei (bei den Spitzen des Gittersignals) in den Bereich von positiven Gitterspannungen. Dadurch wird C39 geladen, es entsteht über R15 eine negative Spannung.
Praktisch alle Radios aus dieser Zeit haben ein oder zwei ZF-Stufen so beschaltet.

Hier wird dieser Bregenzungseinsatz gleichzeitig genutzt, um die UKW-Vorstufe bei hohen Pegeln zu drosseln.

Gruß
Bernhard
pragmatiker
Administrator
#10 erstellt: 18. Sep 2008, 16:07

Bertl100 schrieb:
Nicht ganz. Bei UKW wird über die Kontakt 14-17 die AM-Regelspannung vor der EBF89 nach Masse kurzgeschlossen.

Servus Bernhard,

danke für den Hinweis - das hab' ich übersehen.

R15/C39 bilden (am Fußpunkt vom ZF-Kreis) ein typisches Bregenzerglied. Bei hohen ZF-Spannungen wird die EBF89 in die Begrenzung getrieben (quasi übersteuert). Sie kommt dabei (bei den Spitzen des Gittersignals) in den Bereich von positiven Gitterspannungen. Dadurch wird C39 geladen, es entsteht über R15 eine negative Spannung.
Praktisch alle Radios aus dieser Zeit haben ein oder zwei ZF-Stufen so beschaltet.

Das war soweit schon klar - durch den sparsamen ZF-Teil gibt's ja außer der EBF89 keine weitere Möglichkeit für die Begrenzung mehr.

Hier wird dieser Bregenzungseinsatz gleichzeitig genutzt, um die UKW-Vorstufe bei hohen Pegeln zu drosseln.

Womit wir wieder bei meiner Uraussage der "verzögerten" Regelung wären (auch wenn die Quelle der Gitterstrom des Begrenzungseinsatzes und nicht wie von mir fälschlicherweise erwähnt der AM-Demodulator ist).

Grüße

Herbert
Bertl100
Inventar
#11 erstellt: 18. Sep 2008, 16:23
Hallo!


Uraussage der "verzögerten" Regelung


Ja stimmt. Nichts anderes ist es!

Gruß
Bernhard
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