HIlfe beim Röhrenverstärker

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skargl
Neuling
#1 erstellt: 06. Mai 2017, 09:50
Hallo,

ich hab einen Vorverstärker und Endstufen Kombi geerbt ... leider ohne Kabel. Jetzt hab ich das Problem, dass ich keine Ahnung hab wie die Geräte verkabelt gehören. Speziell der große, runde Stecker auf dem einen Gerät gibt mir ein Rätsel auf - so einen hab ich noch nie gesehen, hat wohl was mit der Spannungsversorgung zu tun ... ist auch nichts beschriftet und ich bin ein kompletter Neuling auf dem Gebiet.

Wär super, wenn mir da jemand weiterhelfen kann.

Das ist mal das erste Gerät:

Gerät 1Gerät 1Gerät 1Gerät 1

Und das zweite:

Gerät 2Gerät 2

Wie muss ich das an den CD-Player und Boxen anschließen - wie oben geschrieben ist der Runde Stecker wohl einer für die Spannungsversorgung zumindest sieht es auch im Gerät für mich danach aus - welche Spannung? Wo könnte man so ein Netzteil herkriegen?

Bin für jede Hilfe dankbar!

LG
Stefan
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 06. Mai 2017, 16:51
Servus Stefan,

zunächst einmal: Willkommen hier im Forum und viel Spaß bei uns - möge Deine Mitgliedschaft für Dich und die Community eine Bereicherung sein!

Und dann: Das sieht alles schwer nach Eigenbau aus.

Das Gerät mit den vier großen, blauen Elkos dürfte hierbei eine Stereo-Endstufe mit 4 * EL84 sowie einer ECC83 pro Kanal sein - da werden also so um die 2 * 30[W] bis 2 * 40[W] rauskommen. Die beiden Kühlrippen links und rechts samt der im Gerät zu erahnenden TO-220 Leistungshalbleiter lassen vermuten, daß die Anodenspannung (für beide Kanäle getrennt) geregelt ist. An dem "großen, runden Stecker" (Fabrikat Hirschmann, hier: https://www.buerklin...chutzleiter/p/50f426 ) wird aller Wahrscheinlichkeit nach die externe Heiz- und Anodenspannung von einem externen Netzgerät eingespeist (jedenfalls ist aus den Fotos des Gerätes kein interner Netztrafo zu erkennen). Nur: Dieses externe Netzgerät samt Anschlußkabel ist auf Deinen Photos nirgends zu sehen - existiert dieses Netzgerät noch?. Ein Netzgerät "von der Stange", welches man einfach kauft und anschließt, dürfte es jedenfalls für diesen Verstärker kaum zu kaufen geben - und wenn, dann wirst Du über den Preis sehr überrascht (d.h. entsetzt) sein.

Das andere Gerät (welches ja einen Netzanschluß hat) ist meiner Vermutung nach ein Stereo-Röhren-Entzerrer-Vorverstärker für Plattenspieler - einen anderen Zweck sehe ich bei einem Gerät mit einer solchen Anzahl von Röhren, aber nur insgesamt vier Cinch- / RCA-Buchsen sowie einer Minimalanzahl von Bedienelementen nicht.

Sollten da keine aussagefähigen und realitätsnahen Unterlagen dazu vorhanden sein, dann wird es vermutlich sehr schwer bis unmöglich, diese Geräte ohne die Hilfe eines Röhren-Fachmanns überhaupt zum Leben zu erwecken (und dieser Fachmann muß dann in das "Reverse Engineering" auch deutlich Zeit reinstecken) - zumal neben dem Netzgerät für die Endstufe mutmaßlich auch noch der Linepegel-Vorverstärker mit Eingangswahlschalter (für CD-Spieler, Tuner etc.) sowie dem Lautstärkesteller fehlt. Und erst wenn diese Geräte vollständig vorhanden sind und überhaupt zum Leben erweckt wurden (sowie auf elektrische Sicherheit - Menschenschutz (VDE 0701 / VDE 0702), Brandschutz - überprüft wurden), kann man darüber nachdenken, den nächsten Schritt zu tun, also: Anschluß an CD-Spieler, Boxen usw.......

Die Platinen und die Ausgangsübertrager in der Endstufe erinnern mich vom Aussehen her an Produkte der Firma Ritter - sollten das allerdings wirklich Teile von Ritter sein: Die Firma Ritter (und damit auch deren Support) gibt es leider nicht mehr.

Das Ganze sieht schwer nach einer Aufgabe für einen ambitionierten Röhrenbastler aus, der weiß was er tut, mit Hochspannung umgehen kann und über Erfahrung sowie die nötigen Werkzeuge und Meßgeräte verfügt. Sollte die Endstufe die von mir vermutete Bestückung / Auslegung (4 * EL84 und 1 * ECC83 pro Kanal, 40[W] pro Kanal, +U(B) = 380[V]) aufweisen, dann muß ein externes Netzteil 6.3[V] / mindestens ca. 7[A] Wechselstrom für die Heizung sowie ca. +400[V] / mindestens ca. 470[mA] Gleichstrom für die Anodenspannungsversorgung abliefern - sprich: das Netzteil muß mindestens ca. 230[W] Abgabeleistung liefern können, damit man aus dem Verstärker bei Vollaussteuerung ca. 2 * 30[W] bis ca. 2 * 40[W] rauskriegt (Annahme: U(B) der Endstufe - wie im RIM Organist - = +380[V]). Außerdem muß das externe Netzteil noch eine negative Gittervorspannung für alle Endröhren beider Kanäle abliefern, da es sich bei der Endstufe ausweislich der sichtbaren Trimmpotentiometer und der 10[Ohm] Kathodenwiderstände nicht um eine sog. "Autobias-Endstufe" handelt. Anhand des Widerstandswertes der acht beigen 10-Gang Spindeltrimmpotentiometer (je 25[kOhm]) und der Tatsache, daß 4 * EL84 bei 380[V] Betriebsspannung für den korrekten AB-Arbeitspunkt für 40[W] Ausgangsleistung je ca. -18[V] am Steuergitter jeder EL84 benötigen, gehe ich mal davon aus, daß der Netzteilzweig (des externen Netzteils) für die negative Gittervorspannung sehr gut gesiebte ca. -50[V] Gleichspannung bei ca. 20[mA] Stromentnahme bereitstellen können muß.

Zu diesen Vermutungen paßt dann auch der siebenpolige Hirschmann-Steckverbinder vom Typ CA6GS: 2 Pins für die Heizung (Bemessungsstrom des Steckverbinders pro Pin: 10[A]AC/DC), 2 Pins für die Anodenspannung (Bemessungsspannung des Steckverbinders: 250[V]AC/DC - diese Spezifikation wird also wahrscheinlich verletzt), 2 Pins für die negative Gittervorspannung und 1 Pin (ein absolutes MUSS für die Sicherheit) für den Schutzleiter (dieser Steckverbindertyp CA6GS hat einen dedizierten PE-Pin, der also wahrscheinlich voreilend ist).

Eine erhebliche Gefahrenquelle sehe ich bei dieser Endstufe allerdings: So, wie das auf dem Bild von oben aussieht, ist da kein Gleichrichter für die Anodenspannung vorhanden - sprich: dieser Gleichrichter sitzt im externen Netzteil. Auf der anderen Seite sind die blauen Anoden-Elkos ja wohl Riesenbrummer, die dann auch anständig Energie speichern können. Und diese Elkos liegen ja wohl direkt auf den Pins des Steckverbinders auf. Hier genau sehe ich da die Gefahr: Steckt man das Netzteilkabel (ggf. im Betrieb) von der Endstufe ab, dann liegen die Pins des Einbausteckers (wie auf Foto zu sehen) frei. Und wenn man diese Pins dann berührt und sich die (noch) geladenen Elkos dann in den berührenden Menschen entladen......

Die Fotos "senkrecht von oben in das Gerät" sind übrigens als alleinige Fotos extrem ungünstig und wenig aussagekräftig, da dann kein einziger Bauteileaufdruck von allen senkrecht stehenden Bauteilen lesbar ist. Besser wären viele Fotos rundherum unter vielen verschiedenen Blickwinkeln, so daß die Bauteileaufdrucke möglichst aller Bauteile (egal ob groß oder klein) einwandfrei und vor allem vollständig lesbar sind.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 06. Mai 2017, 17:57 bearbeitet]
DB
Inventar
#3 erstellt: 12. Mai 2017, 17:57
Hallo Herbert,

viel Mühe, Dein Beitrag. ... - für eine Eintagsfliege. "Danke" ist ja sowas von oldschool ...


MfG
DB
skargl
Neuling
#4 erstellt: 12. Mai 2017, 21:22
Zuerst mal ein großes Danke an Herbert - das hat mir sehr weitergeholfen. Sobald ich Zeit finde werde ich mich sicher gerne darum kümmern - hab einen Freund der in Hochfrequenztechnik recht bewandert ist, wie ich vor kurzem herausfand.

Eigentlich wolle ichs mir ja verkneifen auf Deine Aussage zu Antworten DB aber ich glaub ich schaffs nicht. Grundsätzlich hast Du natürlich mit Deiner Aussage recht. Manchmal gibts aber auch wirklich Gründe dafür - das sollte man sich vielleicht vor so einem wertbefreiten Kommentar überlegen. Leider bin ich im Moment in meinem direkten Umfeld mit einer Krebserkrankung im Endstadium konfrontiert, die Prioritätensetzung ist damit zumindest für mich klar.

LG
Stefan


[Beitrag von skargl am 13. Mai 2017, 04:38 bearbeitet]
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