Copland CTA 405 Autobias nachrüsten?

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doni1294
Stammgast
#1 erstellt: 22. Nov 2021, 20:39
Moin liebe Forumsmitglieder,

ich habe hier einen Copland CTA 405 Röhrenverstärker bei dem mich interessieren würde, ob man mittels Kathodenwiderstände eine Autobias-Schaltung nachrüsten könnte? Hintergrund ist, dass man an dem Gerät zwar die Ruheströme manuell einstellen kann, man müsste dafür aber das Gerät öffnen und von Oben arbeiten. Da in Röhrenverstärkern ja extrem gefährliche Spannungen arbeiten traue ich mich da als Laie mit einem Multimeter etc. nicht wirklich heran... Es gibt zwar eine Anleitung zur Einstellung der Ruheströme vom Hersteller aber ich bin da sehr vorsichtig. Mit einer Autobias-Schaltung könnte ich das eben umgehen und müsste auch nicht alle paar Monate zum Händler rennen mit dem knapp 30kg schweren Kasten um das dort erledigen zu lassen.

Leider habe ich nirgendswo Schaltpläne zum CTA 405 gefunden, nur zu anderen Röhrenverstärkern des Herstellers. Ich kann höchstens Bilder vom Inneren des Verstärkers machen. Auf der Website des dänischen Herstellers finden sich leider keine Kontaktdaten um nach Schaltplänen zu fragen. Der offizielle deutsche Vertrieb wäre Audiotrade. Meint ihr ich sollte dort mal nachfragen?

Hier einfach mal pro forma die technischen Daten:

Tubes: 6550 x 4 / 12BH7 x 2 / ECC83 x 3 / 6922 x 2
Power output: 50W / channel at 4 / 8 ohms
THD.: Less than 1 % at all levels
Frequency response: 10 Hz to 100 kHz - 3 dB
Input sensitivity Line: 0,35 V for rated power
Input sensitivity RIAA: 3,5 mV for rated power
Input impedance Line: 33K ohms
Overall negative feedback: 17 dB
Output taps: 8 ohms, 4 ohms.
S/N ratio ( IHF-A ) More than 95 dB
Output polarity: Inverting
Power consumption: 250W
Nominal mains voltage: 115V or 230V

Falls Bilder vom Inneren gewünscht sind einfach Bescheid geben.

Grüße
Dominic


[Beitrag von doni1294 am 22. Nov 2021, 20:43 bearbeitet]
DB
Inventar
#2 erstellt: 23. Nov 2021, 09:09
Hallo,

wie hoch sind Anodenspannung, Schirmgitterspannung und Raa?
https://frank.pocnet.net/sheets/127/6/6550.pdf
Einen Teil der Schaltung wirst Du dann herauszeichnen müssen, wenn Du keinen Schaltplan hast.


MfG
DB


[Beitrag von DB am 23. Nov 2021, 09:17 bearbeitet]
RoA
Inventar
#3 erstellt: 23. Nov 2021, 11:07
Autobias bei Endröhren erfordert einen mehr oder weniger massiven Eingriff in die Schaltung (v.a., wenn sie nicht freiverdrahtet ist). Dabei werden die Röhren in einen festen Arbeits-Bereich gezwungen. Bei Vorröhren ist das i.d.R. unproblematisch, weil sie aufgrund der vorhandenen Streuungen einfach in einem Arbeitspunkbereich gehalten werden, den sie über ihre Lebendauer sicher ereichen können. Der könnte bspw. zwischen 50% und 70% der theoretischen Ausbeute oder noch darunter liegen, so daß die Röhren nie mit Vollgas unterwegs sind und in der Schaltung ewig halten, weil sie sich permanent wohlfühlen. Bei Endröhren in Gegentakt-AB-Endstufen ist das eher hinderlich, weil damit eben nicht das volle potentielle Leistungspotential abgerufen werden kann. Und das will man doch vermeiden, gell? Genau darum haben Gegentakter regelmäßig KEINEN Autobias, sondern eine separate Gittervorspannungserzeugung, die zudem auch noch eingestellt werden muß, womit man die Streuung der Röhrenwerte im Griff hat. Darum sind paarweise gematschte Röhren auch nicht zwingend erforderlich.


müsste auch nicht alle paar Monate zum Händler rennen


Wozu? Einmal eingestellt, hält der Bias normalerweise bis zum Lebensende der Röhre.
doni1294
Stammgast
#4 erstellt: 23. Nov 2021, 11:37
Ich habe es mir schon fast gedacht, dass diese Maßnahme einem mehr oder weniger radikalen Umbau gleichkommt. Tatsächlich ist die Schaltung platinengebunden und nicht freiverdrahtet...

@RoA Das ist tatsächlich neu für mich, dass der Bias eigentlich wenn er einmal eingestellt ist auch nicht mehr regelmäßig eingestellt werden muss bis die Röhren durch sind. Ich dachte tatsächlich, dass man das alle paar Monate machen sollte, da ich bisher davon ausging, dass der Bias gerne mal in seinen Werten "driftet" wenn er nicht durch eine Autobias-Schaltung im Zaum gehalten wird.

Unter diesem Gesichtspunkt wäre es natürlich kein Problem für mich für diese Arbeit den Verstärker einmal zum Fachmann zu bringen und dann erstmal Ruhe zu haben. Copland selbst schreibt, dass nach circa 4000 Betriebsstunden die Röhren getauscht werden sollten. Ist das realistisch? Eigentlich halten Röhren doch auch durchaus Jahrzehnte wenn alles korrekt eingestellt ist oder?
RoA
Inventar
#5 erstellt: 23. Nov 2021, 12:24
Wie lange hält eine Glühbirne? Oder eine LED?

4000h für eine Endröhre ist sicher nicht unrealistisch und hängt von den Arbeitsbedingungen ab, unter denen die Röhre gehalten wird. Leider haben die wenigsten Geräte einen Betriebsstundenzähler, so daß es wenig belastbare Erfahrungswerte gibt. Die Vorröhren halten meist deutlich länger.

Tatsächlich läßt die Emission einer Röhre im Laufe der Zeit mehr oder weniger kontinuierlich nach, und das im Idealfall gleichmäßig über alle Röhren weitgehend zum Ende der Lebensdauer, und es bietet sich an, alle paar Jahre (abhängig von der Nutzungsintensität) oder bei konkretem Anlaß den Ruhestrom nachzumessen. Wenn es mit den Endröhren zu Ende geht, kann man es meistens hören. Rauschen, Kratzen, Sprizteln Knallen, zunehmender Klirr bei höheren Lautstärken, sonstige Störgeräusche sind zuverlässige Indizien. Ebenso, wenn die max. Leistung/Lautstärke nicht mehr erreicht wird oder Klangänderungen (muffiger Sound), wobei man sich letzteres gerne auch mal einbildet. Undefinierbare Ablagerungen innerhalb der Kolben können ein Hiweis für das baldige Ende der Lebensdauer sein, ein weisser Getterspiegel, Risse im Glas oder Fadenbruch (die Röhre glimmt nicht) sind ein sicherer Totalausfall, Blitze in der Röhre will man auch nicht sehen. Aber dazu müßte man das Gehäuse erstmal öffnen (z.B. weil man nichts mehr hört). Wenn die Ruheströme nach Jahren sehr stark zurückgehen, ist das ein Indiz für einen empfehlenswerten Austausch (wobei man möglicherweise noch Spaß mit den alten Röhren haben kann). Läßt sich der vorgegebene Ruhestrom nicht mehr erreichen, ist die Röhre am Ende. Meistens kann man das aber auch schon hören (s.O.). Stirbt eine Röhre an Alterschwäche, würde ich gleich den ganzen Satz austauschen, weil die anderen vermutlich bald nachfolgen. Sowas findet man dann gebraucht 'mit guten Werten' in der Bucht. Ist nur ein Röhre nach kurzer Zeit defekt, können die anderen drinbleiben. Ich bin mir ziemlich sicher, daß etliche Röhren viel zu früh ausgetauscht werden, weil das oft 'nach Gefühl' erfolgt.
DB
Inventar
#6 erstellt: 23. Nov 2021, 15:41
Ich möchte dazu etwas anfügen: Automatische Gittervorspannungserzeugung ist für die 6550 machbar, s. das von mir verlinkte Datenblatt. Es geht aber nur für Anodenspannungen bis 400V, deshalb fragte ich nach den Spannungswerten.
Man könnte nun versucht sein, bei höheren Anodenspannungen einfach den Katodenwiderstand zu vergrößern, damit die Röhren nicht überlastet werden. Das führt bei großer Aussteuerung aber zu einem zu stark absinkenden Arbeitspunkt und Übernahmeverzerrungen.

Man erinnere sich, AB-Betrieb meinte ursprünglich A-Betrieb für kleine und B-Betrieb für große Aussteuerung. Die "Gegentakt-AB-Verstärker" mit fester Gittervorspannung sind genaugenommen Gegentakt-D-Verstärker nach der älteren Definition.

Eine Kontrolle des Arbeitspunktes in gewissen Zeitabständen halte ich dennoch für sinnvoll, weil nicht nur abnehmende Emission auftreten kann. Bei hochbelasteten Endröhren lagert sich bisweilen auch Katodenmaterial auf dem Steuergitter ab, emittiert und vermindert die dadurch wirksame Gittervorspannung (thermische Gitteremission). Die Folge davon ist ein Hochlaufen des Anodenstromes, mithin auch ein Überschreiten von Qamax und Glühen der Anode.
Ste_Pa
Stammgast
#7 erstellt: 23. Nov 2021, 16:50
Moin Dominic,

nur als Idee / Gedanke ... Könnte man denn nicht das Gerät so umbauen, dass der Bias-Abgleich erleichert wird? Beispielsweise durch Einbau von Zeigerinstrumenten und gut zugänglichen Potis/Trimmern? Das wäre (bis auf evt. nötige Gehäusearbeiten) IMHO einfacher (und sinnvoller) als ein Umbau auf Autobias.

Viele Grüße
Steffen
doni1294
Stammgast
#8 erstellt: 23. Nov 2021, 19:49
Das ist tatsächlich ein interessanter Gedanke. Allerdings könnte ich so einen Umbau nicht selbst vornehmen, ich müsste den Verstärker also professionell umbauen lassen. Da stellt sich natürlich die Kostenfrage, denn ich würde mal vermuten, dass so ein Umbau bei jemandem der sich wirklich damit auskennt nicht günstig sein dürfte.
Ich denke die einfachste Lösung dürfte tatsächlich sein, den Bias ab und zu mal von einem Fachmann kontrollieren und ggf. einstellen zu lassen.
Wobei ich das natürlich auch gerne selbst können würde aber "Learning by doeing" ist bei solchen Stromstärken wohl eher nicht anzuraten
Ste_Pa
Stammgast
#9 erstellt: 23. Nov 2021, 19:58
Eventuell würde es ja auch reichen Bananenbuchsen oder Ähnliches anzubringen, in die Du dann beim Abgleich ein externes Multimeter steckst. Hohe Ströme oder Spannungen sind an der Kathode der Endröhe(n) nicht zu erwarten. Wenn die Buchsen also korrekt angeschlossen werden und die Potis / Trimmer gut zugänglich sind, sollte ein Biasabgleich sicher und auch easy möglich sein.
Gefährlich wird es nur, wenn man im geöffneten Gerät sich den Bereichen, an denen Anodenspannung herscht, "nähert".

Viele Grüße
Steffen


[Beitrag von Ste_Pa am 23. Nov 2021, 20:14 bearbeitet]
doni1294
Stammgast
#10 erstellt: 23. Nov 2021, 20:04
Naja, die Potis sind tatsächlich genau bei den Röhren angeordnet. Hier mal ein Bild zur Veranschaulichung (in den rot markierten Bereichen sind die Trimmer für die Bias-Einstellung)

Screenshot 2021-11-23 180233
Ste_Pa
Stammgast
#11 erstellt: 23. Nov 2021, 20:57
Hmmm ... Trimmer auf Leiterplatte und dann noch recht eng ... Die Trimmer als Potis nach außen führen und dazu Meßbuchsen wird dann doch nicht so einfach. Es gibt auch noch Bias Messadapter, z.B. solche hier. Dort ist ein Messwiderstand (i.d.R. 1 Ohm) im Sockel integriert, an die Bananenstecker kann man dann das Multimeter anschließen. In deinem Röhren-Amp werden vermutlich auf der Leiterplatte entsprechende Meßpunkte sein, an denen man messen kann (auch ohne diesen Adpater). Aber es bleibt dann leider in beiden Fällen, dass man das Gerät öffnen muss und beim Einsatz des Messadapters auch, dass man jede Röhre herausziehen und wieder einsetzen muss.


[Beitrag von Ste_Pa am 23. Nov 2021, 20:59 bearbeitet]
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