Partybox verbessern

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Peter.1997
Inventar
#1 erstellt: 28. Jul 2016, 22:29
Hallo Leute,

ich habe mein erstes Projekt soweit fertig. Ein Nachbau der Partybox von Lautsprecher-Berlin. Hier der Link dazu.

Verbaut ist ein Visaton BG20 in ca 35 Litern, gedämmt mit Pyramidenschaumstoff, angetrieben durch einen TDA7498E mit ca. 120 Watt RMS.
Das ganze hängt mit einem Step-Up-Converter an einem 7,2Ah Bleigel-Akku.

Hört sich gut an, kann ordentlich Pegel, alles in allem bin ich ziemlich zufrieden, so als erstes Projekt.

Nun frage ich mich aber doch, ob man da noch mehr rausholen könnte. Mehr Klang, mehr Pegel, mehr Bass. 35 Liter sind doch ziemlich vielversprechend.

Habt ihr irgendwelche Tipps? Erster Anlauf ist eine Spule, die den Frequenzgang vom BG 20 linearisiert.
Zweite Idee ist ein komplett neues Chassis.
Hier öffnen sich wieder ein paar Möglichkeiten: Ein neuer Breitbänder (ich dachte da an einen Beyma 8 AG, einen Sica 1100 oder einen Sica 426),
oder ein 8" Tiefmitteltöner und ein Hochtöner.

Das ganze sollte einen Fuffi nicht wesentlich überschreiten.

Kann man mir da helfen, oder hat das überhaupt keinen Sinn?

Grüße, Peter


[Beitrag von Peter.1997 am 28. Jul 2016, 22:59 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#2 erstellt: 29. Jul 2016, 03:07
Denk parallel dazu auch mal über ein Subsonic-Filter nach.

Der Hintergrund ist ganz einfach: Breitbänder haben als solche grundsätzlich einmal am meisten mit Intermodulationsverzerrungen zu kämpfen. Und nur weil der Frequenzgang untenrum abfällt, tut es der Membranhub noch lange nicht. Nun kannst du dir sicher vorstellen, daß es der Linearität in keinster Weise förderlich ist, wenn der Treiber irgendwo bei z.B. 40 Hz ordentlich herumwabbelt, wo er (in dieser Box) kaum mehr Pegel bringt, aber dafür je nach Lautstärke die Nichtlinearität von Hub über elektrischem Input ganz gut auslotet.

Subsonic-Filter baut man am besten vor der Endstufe oder gar schon auf Softwareseite ein, da bleiben auch bei höheren Ordnungen Bauteilaufwand minimal und Flexibilität maximal. Es handelt sich letztlich um schnöde Hochpässe mindestens 2., gern auch bis 4. Ordnung. Ich würde für den Anfang vielleicht mal einen Pol auf 60, einen auf 40 Hz setzen. Gerade zum Ausprobieren ist sicher irgendwas softwareseitiges am praktischsten. Jedenfalls ist das ein alter Trick, und so mancher Notebook-Soundtreiber sorgt so für höhere Maximalpegel der eingebauten Quäken.

Es gäbe noch die Möglichkeit, den BG20 mit Zusatzmagnet zu tunen, richtigherum aufgesetzt drückt man so die Qts um ca. 0,05, und die Empfindlichkeit sollte mit dem nunmehr stärkeren Magnetfeld auch etwas steigen.

Der Hochtöner wäre natürlich die zweite Variante, um das IMD-Problem zu entschärfen (die IMD des Tieftöners wird dann nur noch von Frequenzen in seinem Bereich erzeugt). Dafür handelt man sich dann wieder andere Probleme ein.

Du könntest auch mal bei gegebenem Volumen mit der Größe der Schallwand experimentieren - im einfachsten Fall schlichtweg außen einen "Kragen" anstückeln. Zu erwarten wäre, daß bei größerer Entfernung die Variante mit der größeren Schallwand in Richtung untere Mitten besser bündelt und weniger schnell vermatscht. Große Schallwände sind nur unmodern, nicht schlecht...

Der Beyma hat übrigens eine sehr hohe Qts, der ist nix für ein BR-Gehäuse.


[Beitrag von audiophilanthrop am 29. Jul 2016, 03:12 bearbeitet]
Peter.1997
Inventar
#3 erstellt: 29. Jul 2016, 05:25
Definiere "einen Pol auf 60 und einen Pol auf 40 Hz setzen".
Meinst du damit, einfach auf beiden Seiten einen Kondensator und einen Widerstand einbauen?
Habe mal mit Boxsim experimentiert, und fand das (zumindest theoretische) Ergebnis von einem 4 ohm widerstand und einer 0,68-1,0 (alles dazwischen) Spule recht befriedigend.
Habe noch Kondensatoren mit 151uF rumliegen, die würden leider schon bei 132Hz abtrennen, jedoch nicht sehr steil.

Die Frage ist nur, ob es den Aufwand und die Kosten wert sind, den Golf 2er (BG20) bis zur Grenze aufzumotzen, oder sich einen Golf 7er kaufen und noch mehr Potential zu haben.

Zählt im Equalizer die ganz tiefen Frequenzen sehr weit runter zu schrauben als Subsonic-Filter *schäm*? Hätte gerne schon etwas fest verbautes, dass es sich nach dem Plug&Play Prinzip an jedem angeschlossenen Gerät gut anhört, und man nicht erst in den Einstellungen rumpfuschen muss.

Ich finde die Idee vom Tieftöner ganz interessant, da man mehr Belastbarkeit untenrum erreicht. Warum ist diese Bauart denn so unbeliebt? Klar, man bräuchte noch eine Weiche, aber das ist nicht so das Problem, die ist doch schnell gebaut..

Ich werde heute nochmal rumsimulieren, soweit ich mit Boxsim zurechtkomme, aber die Praxis ist ja bekanntlich meist weit von der Theorie entfernt.

An dem Gehäuse selbst wollte ich nichts mehr groß verändern, außer eben ein Paar Löcher für einen neuen Tieftöner bohren, oder damit ein anderes Chassis reinpasst.

Kann man aus dem Gehäuse überhaupt akzeptablen Bass (auch im Blick auf die Verwendung draußen) erzeugen, oder klappt das von Grund auf gar nicht?
Reference_100_Mk_II
Inventar
#4 erstellt: 29. Jul 2016, 09:35
Bevor es zu Verwirrungen kommt:

audiophilanthrop (Beitrag #2) schrieb:
Denk parallel dazu auch mal über ein Subsonic-Filter nach. [...] nur weil der Frequenzgang untenrum abfällt, tut es der Membranhub noch lange nicht. Nun kannst du dir sicher vorstellen, daß es der Linearität in keinster Weise förderlich ist, wenn der Treiber irgendwo bei z.B. 40 Hz ordentlich herumwabbelt aber dafür je nach Lautstärke die Nichtlinearität von Hub über elektrischem Input ganz gut auslotet.

In einem BR-Gehäuse bei welchem die Tuning-Frequenz auf die "Haupt-Bassfrequenz" der Musik gelegt worden ist, erzeugt der Treiber bei genau dieser Frequenz, irgendwas zwischen 45-55Hz, so gut wie keinen Hub da (fast) der gesamte Schall über das BR-Rohr abgestrahlt wird. Dadurch kann es also nicht zu großartiger IMD kommen. Über der Tuningfrequenz steigt der Hub dann wieder an, das stimmt schon. Allerdings beinhaltet die Musik in diesem Bereich auch wieder weniger Energie als darunter, was den Hub wieder "reduziert". Die elektrische und damit auch thermische Belastung steigt aber sehr schnell an. Daher sollte man den Lautsprecher wirklich nicht großartig quälen.
Grundlegend stimmt es aber, dass gerade BB mehr mit IMD zu tun haben, als andere Lautsprecherkonzepte.
Da der TE aber nicht großartig über den Klang klagt, würde ich diese Baustelle ruhen lassen.


audiophilanthrop (Beitrag #2) schrieb:
schnöde Hochpässe mindestens 2., gern auch bis 4. Ordnung. Ich würde für den Anfang vielleicht mal einen Pol auf 60, einen auf 40 Hz setzen.

Mit "Pol" meint audiophilathrop den Hoch-/Tiefpass. Solche Gebilde werden in der Elektrotechnik als Vierpole bezeichnet, weil sie zwei Pole am Eingang haben (plus und minus) und zwei Pole am Ausgang haben (wieder plus und minus). Und 2 + 2 ergibt halt Vier ^^
Er schlägt also vor, du sollst zwei Hochpass-Vierpole bauen, einen mit 40Hz Grenzfrequenz und einen mit 60Hz Grenzfrequenz.
Dabei auch mal mit der Steilheit spielen, also wie viele Bauteile/Stufen dein Hochpass hat.
Auf der passiven Seite (also mit großen Kondensatoren und Spulen) sähe das so aus:
1. Ordnung (6dB/Oktave): Ein Kondensator in reihe
2. Ordnung (12dB/Oktave): Ein Kondensator in reihe, dann eine Spule parallel
3. Ordnung (18dB/Oktave): Ein Kondensator in reihe, dann eine Spule parallel, wieder ein Kondensator in reihe
4. Ordnung (24dB/Oktave): Ein Kondensator in reihe, dann eine Spule parallel, wieder ein Kondensator in reihe und noch mal eine Spule parallel

____________________________________________________________________________


Peter.1997 (Beitrag #1) schrieb:
Nachbau der Partybox von Lautsprecher-Berlin.
Hört sich gut an, kann ordentlich Pegel, alles in allem bin ich ziemlich zufrieden, so als erstes Projekt.

noch mehr rausholen? Mehr Klang, mehr Pegel, mehr Bass.

Habt ihr irgendwelche Tipps?
Erster Anlauf ist eine Spule, die den Frequenzgang vom BG 20 linearisiert.
Zweite Idee ist ein komplett neues Chassis: Ein neuer Breitbänder (Beyma 8 AG, Sica 1100, Sica 426),
oder ein 8" Tiefmitteltöner und ein Hochtöner.

Das ganze sollte einen Fuffi nicht wesentlich überschreiten.

Hmm,
noch mehr rausholen. Ohne Budget. Das wird schwierig bis nicht möglich...

Falls du noch keinen Sperrkreis verbaut hast, dann hast du auch nicht die BG20-Partybox nachgebaut. Der BG20 geht ohne diesen Sperrkreis eigtl. gar nicht klar, der schreit dann wie ein 1-jähriges Kleinkind... Das ist auf jeden Fall Tipp #1.

Der Beyma kann gar keinen Bass, egal in welchem Gehäuse. Der Fällt also raus.

Vom "Sica 1100" gibt es auch zwei Varianten, die jeweils 61,00€ kosten:
Sica LP 208.38/1100 8 Ohm
Sica LP 208.38/1100 4 Ohm
Diese beiden Chassis sind grundlegend schon mal für Bassreflex geeignet und auf den ersten Blick auch für größere Kisten so wie deine mit 35L. Welcher da genau rein passt muss man mal simulieren.
Dann brauchen beide ebenfalls einen Sperrkreis, der je nach Bauteilen auch noch mal 5-10€ kosten wird.
Schlussendlich wären sie aber nicht lauter als ein BG20. Das liegt unter anderem daran, dass der Pegel zu gut 85% über die Membranfläche bestimmt wird. Und die ist bei beiden fast gleich, sind ja beides 20er.
Mehr Klang wirds auch nicht zwingend geben, weil auch hier wieder beide nach dem gleichen Prinzip arbeiten, es sind 20er Breitbänder Die bündeln sehr stark und früh und haben in gewissem Maße mit den oben genannten Problemen zu kämpfen.
Mehr Bass könnte es schon geben, die TSP lassen da jedenfalls schon mal gutes erwarten.
Alleine hier wärst du also schon bei ~70€, das Budget wurde um 40% überzogen...

Ein halbwegs brauchbarer 8" Tieftöner kostet auch wieder ab ~35€.
Dazu dann noch ein Hochtöner mit 20€, vielleicht auch nur 15€.
Die Weiche kostet mindestens 15€ und muss von jemandem entwickelt werden, der das auch kann. Man kann nicht einfach Spulen und Kondensatoren nach den Lehrbuch-Formeln zusammenklatschen - leider.
Also wieder 65-70€ als Minimum.



Ich denke du musst dein Budget mindestens verdoppeln oder gar verdreifachen um auch wirklich eine Verbesserung zu erreichen.

Grüße, Reference
mariusb89
Stammgast
#5 erstellt: 29. Jul 2016, 12:23
@Reference:

Muss da etwas widersprechen.
Stand auch grad vor der Wahl ob ich die BG20 in meiner Box lasse oder die SICA 1100 nehme.
Hatte die SICAs wegen dem Viech eh hier und habe dann 2 Testgehäuse für SICA und BG20 gebaut.

Im direkten Vergleich sind die SICAs:
1. Lauter!
2. Klarerer Sound

Die BG20 klangen daneben so als ob ein Handtuch vorm Chassis hängt oder ob die Höhen komplett runtergedreht waren.
Die SICAs mit R-L-Glied [15 Ohm, 1mH (könnte besser sein, die hatte ich aber noch da)] klingen so ausgewogener und der Bass ist plötzlich deutlich hörbar. Nicht tief aber präzise und kickt. Am Handy evtl. noch am EQ Bass etwas hoch und ich bin absolut zufrieden!
Und auch mit Sperrkreis sind sie natürlich noch lauter, die BG20 haben mit Sperrkreis ja auch keine 92dB mehr.

Bin jedenfalls voll von überzeugt.
Peter.1997
Inventar
#6 erstellt: 29. Jul 2016, 19:20
Hi Leute,

Tieftöner und Hochtöner fällt dann also mal weg.

Werde mich bei Zeiten an das Korrekturnetzwerk für den BG20 machen. In meiner Simulation verliert er zwar so deutlich an Wirkungsgrad, aber mal sehen.
Auf welche Frequenz mein Bassreflexgehäuse abgestimmt ist, kann ich nicht sagen, aber zwischen 35 und 55 Hz habe ich ziemlich hohen Pegel aus dem Rohr, und wenig Hub.

Der Subsonic Filter macht mir auch noch Schwierigkeiten: Ich würde da gerne einen HPF zwischen Verstärker und dem BG20 schalten, aber kriege nicht raus, welchen Kondensator, welche SPule und welchen WIderstand ich dafür bräuchte..

Habe gerade große Probleme, die beiden Sica 1100 (also 4 und 8 Ohm-Version) in Boxsim und mein Gehäuse zu kriegen..kann das jemand übernehmen?

Sorry for n00b..

Erhöhen wir auch mal das Budget auf nen Hunni.


[Beitrag von Peter.1997 am 30. Jul 2016, 16:08 bearbeitet]
Peter.1997
Inventar
#7 erstellt: 19. Jul 2017, 23:16
Wo ich die alten Sachen mal aufschlage..Der Sica 1100 4 Ohm war das Beste, was ich als Noob früher gemacht habe. War ein klasse LS am Ende!
Falls das noch jmd interessiert..
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