Umschaltzeiten Sender

Antwortensucher schrieb:

Wo liegt denn der Grund und warum bekommen die Hersteller das nicht besser hin?

Die Sendungen werden ja komprimiert übertragen, wobei bei normalen SD-Auflösungen MPEG2 und bei den HD-Formaten irgendein MPEG4-Format (z.B. H.264) verwendet wird. Und hier liegt letztendlich der Hund begraben.

Warum diese MPEG-Formate so viel weniger Daten brauchen, als ein unkomprimierter Film, liegt an zwei grundlegenden Ideen: erstens werden die Bilder für sich komprimiert (ähnlich einem JPEG-Verfahren), aber der effektivere Trick ist die zweite Idee, nämlich dass überwiegend nur die Unterschiede von Bild zu Bild übertragen werden. Man kann sich das gut vorstellen: wenn z.B. bei der Tagesschau der Nachrichtensprecher da sitzt, dann bewegt sich ein bisschen der Mund, oder allgemein der Kopf oder Oberkörper, aber der Rest (Schreibtisch, Hintergrund) bleibt nahezu unverändert von Bild zu Bild. Das heißt man muss nur sehr wenige Daten übertragen, weil sich wenig bewegt im Bild.

Hin und wieder wird aber dann doch ein komplettes Bild übertragen. Das macht z.B. dann Sinn, wenn ein Szenenwechsel kommt. Dann ändert sich so viel im Bild, dass man auch gleich das ganze Bild neu übertragen kann, weil die Unterschiede zum vorangegangenen Bild genauso umfangreich wären.

Genau das ist nun aber das Problem beim Umschalten am TV. Der TV empfängt zwar die Daten des Senders, aber über lange Zeit bekommt er nur Unterschiede übertragen zu einem Bild, das gesendet wurde, bevor auf diesen Sender umgeschaltet wurde. Mit diesen Änderungsdaten kann der TV in diesem Moment somit nichts anfangen, da im das Referenzbild fehlt. Er muss warten, bis mal wieder so ein komplettes Bild übertragen wird. In dem Moment kann er sich dann einklinken und das Bild wieder anzeigen.

Bei MPEG2 kommt etwa alle 12 bis 15 Bilder so ein Komplettbild vorbei. Dadurch kann der TV also nach spätestens 1/2s das Bild des neuen Kanals anzeigen. Aber bei MPEG4 liegen diese Komplettbilder weiter auseinander. Das kann bis zu 100 Frames sein. Nur dadurch wird die nochmal höhere Kompression erreicht. Mit dem Effekt, dass man eben zum Teil mehrere Sekunden warten muss, wenn man umschaltet.

Das heißt da sind eigentlich gar nicht die Fernseher Schuld, sondern es liegt in der Natur der Sache. Darum bringen es auch die Top-Fernseher nicht schneller hin. Das heißt man muss tatsächlich damit leben.

Gruß,

Hagge

Hallo Hagge

Viel Erklärung um leider nix. Komisch nähmlich das mein Topfield S2000 HD Receiver extrem schnelle Umschaltzeiten hat, im Vergleich zu anderen (Technisat S1, oder integriert in Sony oder Samsung LCD TVs). Der Schafft problemlos SD zu SD unter 1s und HD etwas über 1s. Also richtig schönes Zappingfeeling. Die anderen Geräte 2-3s.
Deshalb kann es meiner Meinung nach nicht am Signal sondern an den Recievern und deren Software liegen, egal ob jetzt interner oder externer.

Also machbar ist es, siehe Topfield.

Nun, man kann zum Beispiel folgendes machen: man fängt mit einem beliebigen Bild als Referenzbild an und fügt da drauf alle Änderungen hinzu, die gesendet werden. Üblicherweise kann man dann erwarten, dass sich schon nach recht kurzer Zeit nahezu alles vom Bild verändert hat, so dass es in etwa tatsächlich dem aktuellen gesendeten Bild entspricht, auch ohne dass man das Referenzbild hatte. Dann kann man etwas früher umschalten. Wenn es dumm läuft, kann es allerdings dann doch ab und zu sein, dass das Bild teilweise falsch ist. Da der Mensch aber auch einen kleinen Moment braucht, um sich auf den neuen Inhalt umzustellen, mag das vielleicht gar nicht so ins Gewicht fallen.

Sodann kann man auch noch besser werden, wenn man auf einen anderen Sender umschaltet, der auf dem gleichen Transponder läuft. Letztendlich empfängt der Receiver ja den gesamten Datenstrom des Transponders und filtert daraus dann die Daten für den aktuellen Sender heraus. Wenn er nun parallel auch bei den anderen Sendern dieses Transponders mithört und sozusagen dort auch den Datenstrom decodiert, dann hat er dort immer schon das aktuelle Bild vorliegen. Dann könnte man sogar sofort umschalten, ohne jedwede Wartezeit.

Solche Optimierungen erfordern aber viel Speicher und/oder viel Rechenkapazität. Etwas was aber nicht bei jeder Hardware verfügbar und darum machbar ist. Nicht zuletzt könnte man sich auch denken, dass es schon Firmen gibt, die auf so eine Optimierung beim Umschalten ein Patent haben, so dass die anderen Hersteller das gar nicht so einfach nachmachen können. (Was mal wieder ein Zeichen dafür wäre, dass Patente nur die Innovation hemmen und die Allgemeinheit eher behindern als fördern.)

Gruß,

Hagge