Game Modus: Hintergründe und Handhabung

bigfraggle schrieb:

Es geht um diese sog. Game/Spiel Modi. Da mein betagter LCD sowas nicht hat, interessiert mich mal, wie die Handhabung da genau aussieht. Muss man jedes mal, wenn man die Konsole anschmeißt, manuell den Game Modus am TV auswählen? Ich meine irgendwann mal gelesen zu haben, dass die TVs die gewählten Modi an den entsprechenden Anschlüssen beibehalten, aber was nutzt das, wenn man z.B. eine Heimkinoanlage nutzt, über die alle Signale laufen?

Hängt vom TV ab. Bei Sony kann man für jeden Eingang Einstellungen für verschiedene Benutzungsarten einstellen. Zwischen denen kann man dann mit der Scenes-Taste umschalten. Will ich also Sport schauen, schalte ich auf Szenenmodus "Sport" um, den ich mir für schnelle Bewegungen und kräftige Farben optimiert habe. Will ich einen Spielfilm schauen, stelle ich auf Szenenmodus "Kino" um, wo ich etwas wärmere Farben, etwas dunkleres Ambiente und eine andere Zwischenbildberechnung eingestellt habe. Und einer dieser Szenemodi ist bei Sony eben auch der Spielemodus, der dann auf Videospiele optimiert ist. Insofern kann man da auch sehr gut umschalten, wenn alles über den gleichen HDMI-Eingang rein kommt.

Was ist überhaupt der Sinn des Game Modus? Soweit ich das verfolgt habe, geht es ja darum, dass hier z.B. Bildverbesserer deaktiviert sind, damit das Bild flüssiger läuft.

Genau. Die ganze Bildaufbereitung braucht gehörig Zeit, die sich vor allem im sogenannten Input-Lag bemerkbar macht. Das heißt es vergeht eine durchaus signifikante Zeit vom Eintreffen des Bildes in den Fernseher und bis das Bild dann tatsächlich auf dem Bildschirm zu sehen ist. Gerade bei Spielen macht sich das in einer schlechten Reaktionszeit bemerkbar. Denn passiert ist etwas im Spiel ja schon, wenn es in den Fernseher rein kommt. Sehen tu ich es aber erst, wenn es auf dem Bildschirm erscheint. Das heißt dieser Input-Lag addiert sich auf meine sonst vorhandene Reaktionszeit noch zusätzlich auf. Ab wann sich das spürbar negativ bemerkbar macht, ist unterschiedlich. Ein Gelegenheitsspieler wird wahrscheinlich noch einen größeren Input-Lag von 50 bis 80ms akzeptieren, während ein Profi-Gamer sich vielleicht schon bei 30ms oder noch weniger benachteiligt fühlt.

Der Spielemodus deaktiviert also all diejenigen Bildverbesserer, die viel Zeit kosten. Dadurch kann der Input-Lag verkleinert werden, natürlich auf Kosten der Bildqualität.

Wenn man sich aber so Referenzeinstellungen für die Filmwiedergabe anschaut, wird dort eh oft empfohlen, Optimierer zu deaktivieren. Wo ist dann noch der Unterschied zw. einem Bildmodus für TV/BR und dem Game Modus?

Das Problem ist, dass viele Fernseher tatsächlich zum Teil recht unnütze Bildbearbeitungen anbieten. Würde man all diese Dinge aktivieren, wäre das Bild nur noch ein Pixelbrei. Aber umgekehrt sind nicht alle Bildverbesserer automatisch "böse". So macht eine Zwischenbildberechnung (100Hz, 200Hz) durchaus Sinn, da sie die Schärfe bei Bewegungen deutlich verbessert. Sony bietet in den Topmodellen auch etwas an, das Reality Creation heißt. Diese Technik kann besonders SD-Signale deutlich aufwerten. Und genau diese zwei Dinge, Zwischenbildberechnung und Reality Creation sind Algorithmen, die besonders lange Rechenzeit brauchen. Für einen Spielfilm würde man diese Bildverbesserer also aktivieren, während sie in einem Spielemodus vermutlich nicht mal mehr anwählbar sind.

Abgesehen davon gibt es durchaus "Referenzeinstellungen", bei denen ich nur den Kopf schütteln kann, da die Autoren anscheinend keine Ahnung haben, was sie sich in ihrem Puristenwahn durch das Ausschalten gewisser Optionen für Nachteile einfangen und dass eben gewisse Bildverbesserungen auch wirklich das sind: Verbesserungen.

Gruß,

Hagge

Danke für die super ausführliche Antwort!

Wenn noch jemand Erfahrungen abseits von Sony hat, würde ich mich darüber auch freuen.