WVTAE: Ultra Compact Compound Sub

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Hansinator
Inventar
#1 erstellt: 26. Jun 2011, 02:02
Hallo!

Immer wieder erreichen mich PM's oder mails von Leuten, die wohl meinen "Utra Compact Compound Sub" sehr interessant fanden, von dem ich wohl mal irgendwo ein Bild und 2, 3 Sätze dazu gepostet habe.
Aufgrund der hohen Nachfrage habe ich also nochmal alle Infos zusammengesucht und möchte sie euch nicht vorenthalten


Worum gehts?
Nen Kumpel und ich bauen gerne Subwoofer. Da wir an unserer Schule in der 11 auf Stufenfahrt fahren brauchten wir also etwas, was in Verbindung mit unseren vorhandenen Teilen und Möglichkeiten schnell, einfach und vor allem billig hinzubekommen war, um in unserem 3Bett-Zimmer Party mit Bass zu machen.

Wie gemacht?
Unter meinem Bett hatte ich noch eine Hand voll unterschiedlichster 8-Zoll-Chassis rumliegen. Ein Nachmittag mit WinlSD und schon war klar, dass man mit 8" eigentlich nicht unter 30 Litern Volumen, egal ob geschlossen oder Bassreflex, anzufangen braucht. Aus einem Billigst-Hutablagen-System hatte ich auch noch zwei 8" Tieftöner, die zwar mechanisch durchaus brauchbar aussahen, aber mehr Informationen als "400 Watt" (Hahahaha) und "4Ω" ließen sich diesen nicht entlocken. Nach dem TSP-Messen war klar:

TSP eines Toxic TOX 831 Tieftöners:
Qts: 0.64
Vas: 14l
fs: 42,34Hz
SPL: 87,3dB
...um nur die wichtigsten zu nennen.
Da zwei Stück vorhanden waren, bot sich die Compound-Bauweise an. Hierbei werden zwei identische(!) Chassis in Push&Pull-Anordnung betrieben. Durch diese Anordnung sinkt der Wirkungsgrad gegenüber eines Chassis zwar um 3dB, das benötigte Gehäusevolumen reduziert sich aber bei exakt gleicher Abstimmung um die Hälfte gegenüber eines einzelnen Chassis.
Wenn man nun unsere Chassis in Compound-Bauweise in 11 Liter bei 28Hz Abstimmung steckt, ergibt sich in etwa folgender Frequenzgang:
Simulation Compound Sub

Das sieht zwar nicht ganz "sauber abgestimmt" aus, sollte aber in der Realität ganz gut hinhauen, wie sich später bestätigte. Die Betonung des Bereiches zwischen 50Hz und 120Hz sorgt dafür, dass in dem Bereich, wo tiefbassmäßig in der Musik am meisten los ist auch viel kommt, und darunter kommt wesentlich mehr, als es bei "normaler Bassreflex-Abstimmung" mit steilen Abfall sein würde. Hier greift außerdem noch einmal der Bassboost des Aktivmoduls in das Geschehen ein.


Umsetzung:
Durch die tiefe Abstimmung bei gleichzeitig kleinem Volumen wurde der Port ewig lang. Hier musste ein Kompromiss zwischen länge und Querschnitt gefunden werden. Im Endeffekt ist der Querschnitt mit 22x1,5cm zwar eigentlich zu klein, die daraus resultierende Länge von 0,8m ist aber gerade noch akzeptabel in Anbetracht der angestrebten Kompaktheit.
In Holz gegossen sieht das ganze dann so aus:
Compound Sub Innenansicht

10mm Spanplatte sind der Kompromiss aus Größe, Stabilität und Preis. bei dem recht kleinen und gut versteiften Gehäuse geht das aber gerade so noch in Ordnung.
Überstehende Kanten schützen Chassis und Aktivmodul, Dachlatten tragen die geschraubte Schallwand und verstärken den Ausschnitt für das Aktivmodul. Mit dem Port und der kleinen Versteifung oben im Bild ist das Gehäuse angemessen Stabil für dieses Projekt.

Als Verstärkung fiel mir eines der großen Buddy-Tec Module in die Hand (Danke Dirk!). Beide Chassis in Serie ergeben 8Ω und bekommen so insgesamt etwa 150W rms ab. Das reicht.


Wir haben fertig!
Compound Sub Fertig
Compound Sub Fertig Hinten

Der Zusätzliche Cinch-Anschluss auf der Rückseite ist einfach ein Hochpassgefilterter Line-Ausgang zum anschließen von kleinen Aktivboxen oder so.


Und was kommt aus dem Ding jetzt raus?
Zunächst einmal verdammt tief und fett klingender Bass. Durch die Überhöhung zwischen 50Hz und 120Hz und den recht Flachen Abfall unter 40Hz ist es eine richtige Tiefbasskiste. Kicken können die Billig-Schlammschieber sowieso nicht, klanglich geht die Kiste also in die ganz andere Richtung als der "Knüppel-Bass", aber das ist keineswegs abwertend gemeint. Das ding klingt trotzdem nicht sooo unsauber, dass man damit nicht mehr hören könnte, erinnert ziemlich an die Subwoofer von den ganzen Logitech-Systemen, halt nicht sonderlich präzise.
Es istetwas ganz anderes, als z.B. mein Raveland Compactor Sub oder gar der Hornsub40. Musikhören macht zwar auch irgendwie spaß, weil der Sub so tief klingt, aber auf die Dauer wäre mir das doch viel zu unsauber und mit zu wenig Kick und Dynamik. Vielleicht eher für Filme.

Zum Nachbau kann ich also nur bedingt raten. Das Konzept "Wenig Volumen, Tiefe Abstimmung und Entzerrung" funktioniert wirklich überraschend gut, nur der Bassreflexport ist halt ne Nummer, da ziemlich lang. Durch den bei diesem Projekt zu kleinen Querschnitt kommt es schnell zu Strömungsgeräuschen, der Sub kann nicht richtig atmen und er geht schnell in die Kompression, da die Chassis durch den geringen WIrkungsgrad schon bei geringen Lautstärken viel Leistung fordern, dadurch viel Hub machen und viel Luft bewegen. Würde man den Port großzügiger dimensionieren würde das freilich besser funktionieren, dieser würde dann aber auch ziemlich riesig werden. Um aber einfach Bass in die Jugendherberge zu bringen, und das am besten auch noch unauffällig, war das kleine Gehäuse hier die bessere Wahl.
Im Endeffekt stand der Sub unter dem Bett, und irgendwie wollte keiner so wirklich glauben, dass der Bass, der durch den ganzen Trakt geht und die Zimmertür fleißig zum mitschwingen anregte, nur aus den kleinen Böxchen auf dem Nachttisch stammt.

Wer noch ein paar Maße haben will, kann versuchen aus diesem Plan hier schlau zu werden, ich werde es nicht mehr ganz. Ich weiß noch, wie wir an der Holztheke im Baumarkt spontan noch ein paar cm dazu gegeben haben, um das Chassis vorne durch die überstehenden Kanten zu schützen.
Zettel


So, ich hoffe, ich konnte mal etwas Licht ins Dunkle bringen und euch das Prinzip "WVTAE" (Wenig Volumen, Tiefe Abstimmung, Entzerrung) etwas näher bringen, das Msterium um den "Ultra Compact Compound Sub" lösen oder euch wenigstens etwas Spaß beim lesen bereiten.

Liebe Grüße,
Hans


[Beitrag von Hansinator am 26. Jun 2011, 02:20 bearbeitet]
mayjestro
Neuling
#2 erstellt: 26. Jun 2011, 10:51
WOW danke Hansi für die schnelle Antwort und dem Thread. Vielleicht könntest du noch kurz erwähnen wie sich der "kleine" im Außenbereich schlägt.

Grüsse Mayjestro
Hansinator
Inventar
#3 erstellt: 26. Jun 2011, 11:26
Habe ich bisher noch nicht getestet, immer nur in Räumen <20qm. Ich denke mal draußen dürfte das Ding halt etwas "homogener" klingen, da du keine Raummoden hast, aber pegeltechnisch ist bestimmt schnell Sense.

LG Hans
Smiley2693
Stammgast
#4 erstellt: 26. Jun 2011, 15:39
Draußen ist das Problem ja auch das keine 230V zu Verfügung stehen.

und wenn man die 200Watt über nen längeren Zeitraum liefern möchte, brauch man schon dicke, und schwere Batterien, und dann bringt einem der eingesparte Platz nix mehr, wenn man nen Bollerwagen mit dicken Batterien rumschleppen muss.

Aber für den Urlaub oder ähnliche Gelegenheiten, ist das natürlich sehr geil
Hansinator
Inventar
#5 erstellt: 23. Jul 2012, 11:28
Zum Thema draußen, aufm Campingplatz geht einiges

Mit ner ollen 10" Coax-Kiste zusammen hatten wir eine echt dicke Anlage, klanglich 10 Stufen über Campingplatz-Niveau, und Pegel war auch mehr als ausreichend vorhanden. Der Platzwart hat uns gehasst!
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