Haydn, Joseph Streichquartette Op.17 1-6

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 03. Jun 2015, 11:21
Haydns Streichquartette Opus 17 gehen den ungleich berühmteren Streichquartetten Opus 20 um ein Jahr voraus, aber es sind meiner Meinung nach sehr hörenswerte Quartette. Wieder gibt es, ganz analog zu den Opus 9 zwei Quartette, die abweichen, nämlich wie in den Opus 9 ein Mollquartett, das ist das 4. und ein Quartett, daß mit einem langsamen Variationssatz beginnt, das ist das 3. Will man nun die Opus 17 beschreiben, so höre ich gelegentlich eine gewisse Sonnigkeit heraus, allerdings dann weniger die Sonnigkeit der Opus 20, sondern dann schon gelegentlich die Sonnigkeit Italiens. Aber das ist ein vollkommen subjektiver Eindruck. Auf keinen Fall sind diese Quartette in irgendeiner Weise "unausgereift", das heißt, Haydn hat seinen Stil sicherlich weiterentwickelt, aber über den Punkt bloßer Erprobung ist er in diesen Quartetten sicherlich weit hinaus. Beeindruckend ist die Durchblutetheit des Tonsatzes. Besonders gefallen mir auch die Finales. Das heißt, ein Finale ist immer in der Gefahr, zum "lustigen Ausklang", zum gewichtslosen "Kehraus" zu werden, aber in diese Falle fällt Haydn ganz sicher nicht, die Finales runden die Quartette ab, ohne deshalb in irgendeiner Weise belanglos zu erscheinen, gelegentlich zeigen sie auch kontrapunktische Finesse, auch wenn hier keine Fugen wie in den Opus 20 zu finden sind. Schön sind teilweise auch die gefühlvollen langsamen Sätze. Das heißt man wird in diesen Quartetten sicherlich wenig ausgeprägt sensationelles finden, aber sie zu vernachlässigen hielte ich für einen großen Fehler. Jedenfalls repräsentieren sie für mich doch auch ein Stadium der Meisterschaft, auch wenn dies ein frühes Stadium ist.


[Beitrag von Martin2 am 03. Jun 2015, 18:39 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#2 erstellt: 03. Jun 2015, 11:31
Streichquartett, Opus 17, 1 in E Dur

Das 1. Streichquartett gefällt mir mittlerweile eigentlich ganz gut. Das heißt, beim anfänglichen Hören stach ein Satz wirklich heraus und das ist das Adagio, also der langsame Satz. Ich finde ihn außerordentlich gefühlvoll und außerordentlich schön. Deshalb will ich ihn auch gleich an Anfang besonders herausstellen. “Adagio” heißt eigentlich nicht, daß er so ganz besonders langsam wäre, das heißt, er bewegt sich eher in einer eher wiegenden Bewegung sein, könnte eine Art Sizilianorhythmus sein, aber ich finde dazu im Reklamführer nichts, das ist nur eine Vemutung.

Die anderen Sätze brauchten länger, um zu begeistern.

Das einleitende Moderato fand ich beim ernsten Hören ziemlich langweilig. Nun ist es nachwievor nicht so, daß mich der Satz begeistert, aber er erscheint mir mittlerweile doch von einer sehr gesunden Substanz zu sein, die durchaus nicht belanglos ist, also hat der Satz durch das Wiederhören gewonnen. Inzwischen höre ich diesen Satz gerne.

Das anschließende Menuett ist sicherlich nicht sonderlich sensationell, aber auch nicht wirklich belanglos, schon solider Haydn, auch wenn es mich nicht wirklich begeistert.

Es folgt dann das wie schon oben gesagt sehr schöne Adagio. Es ist jetzt nicht extrem langsam, sondern eher ein sich rhythmisch wiegender
Gesang, etwas melancholisch, aber nicht depressiv, etwas wiegend, darin schön.

Das Finale ist der kürzeste Satz, allerdings ein durchaus schneidiges, schwungvoller Presto, das es in sich hat, ein Beispiel für die Finales von Haydn, die auch Finalequalitäten haben, ohne aber in irgendeiner Weise zu gewichtslos zu erscheinen, wobei der Satz dann auch erstaunlicher Weise auch nicht in einem triumphierenden Forte endet, sondern mit einem leisen Ton.

Zusammengefaßt sagt ist dies schon ein Quartett, was ich für durchaus hörenswert halte und das ich auch sehr gerne höre, auch wenn es unter den Opus 17 nicht mein Lieblingsquartett ist.
Martin2
Inventar
#3 erstellt: 03. Jun 2015, 11:44
Streichquartett Opus 17, 2 in F Dur

Das 2. Streichquartett ist wohl unter den Opus 17 eines meiner liebsten. Auch der Reklam lobt es sehr, findet es aber "kräftig" und "leidenschaftlich". Das ist für mich ein Beispiel, wie differierend Eindrücke sein können, einig bin ich mir mit dem Reklam, daß das ein tolles Quartett ist, aber ich hatte komischeweise gerade bei diesem Quartett eher den Eindruck, daß dieses Quartett so einen "Touch Boccherini" hat, also so ein bißchen italienische Sonnigkeit.

Das mag nun auch an den Buchbergern liegen, die gelegentlich einen schärferen Ton produzieren. Jedenfalls ist der erste Moderatosatz ein wirklich toller Satz, schwungvoll und ohne eine Note zu viel. Musik, die nicht nur hörenswert ist, sondern auch sehr hörbar. Und irgendwie, ich kann mir nicht helfen, hat das einen Touch Boccherini, aber im positivsten Sinne.

Das anschließende Menuett ist auch toll, sehr schön und gelegentlich ein bißchen zärtlich.

Der langsame Satz ist sehr kantabel, ein einziger erfüllter Gesang

Das Finale ist wie ich finde ein sehr beeindruckender Satz. Er hat schon ein bißchen die Kehrausfröhlichkeit mancher Finales, aber er ist nicht so gewichtslos, wie man es von manchen Finales gewöhnt ist und über gewisse Passagen hat er auch durchaus eine beeindruckende kontrapunktische Dichte, auch wenn dies noch keine Fuge ist, wie bei drei Sätzen der Opus 20.

Zusammengefaßt gesagt: Hörbar und hörenswert sind einige der Opus 17, aber gerade dieses Werk hat sich bei mir beim häufigeren Hören als ein Favorit heraus geschält, also schlicht ein Stück Musik, das ich sehr gerne höre.
Wilke
Inventar
#4 erstellt: 03. Jun 2015, 12:42
Hallo Martin,

herzlichen Dank für Deine ausführlichen Informatione und Deine Eindrücke. Wird mal Zeit, dass ich mir auch mal die Quartette von Papa Haydn anhöre. Man müßte mehr Zeit haben!

gruß Wilke
Kreisler_jun.
Inventar
#5 erstellt: 05. Jun 2015, 18:17
Irgendwo zitierte jemand, dass op.17 weniger überraschend oder kühn sei als op.9. Mir scheint das ein sehr schwieriger Vergleich. Ohne Zweifel folgt op.17 sehr eng dem Vorgänger (bis hinein in so ein Detail, dass das Werk, das mit dem Variationensatz beginnt, ein besonders gewichtiges adagio und Finale hat), insofern gibt es keine offensichtlichen Neuerungen, während op.9 zumindest im Oeuvre Haydns etwas Neuartiges war.
Ungeachtet dessen kann man evtl. schon eine behutsame Weiterentwicklung feststellen. Die Kopfsätze, Finali und Menuette sind beinahe durchweg etwas bis deutlich länger als in op.9, auch die Trios tendenziell gewichtiger, wie schon das e-moll-Trio im ersten Quartett. Auch dominiert die 1. Violine nicht mehr so stark.

Die Kopfsätze scheinen mir meist etwas "geradliniger", evtl. auch "souveräner"; solche Exzentrizitäten wie in op.9,2 treten nicht mehr auf. Bestimmte Mittel, etwa Scheinreprisen werden (beinahe zu) regelmäßig benutzt. (Es gibt allerdings mindestens zwei Sätze, die ich eigentümlicher finde als fast alles in op.9, ich sage aber noch nicht welche, sie sind jedenfalls nicht unter den ersten beiden Quartetten, die vielleicht die "regulärsten" aller 6 sind.)
Martin2
Inventar
#6 erstellt: 05. Jun 2015, 21:14
Streichquartett Opus 17, 3, Es Dur

Dieses Werk weicht von den anderen durch die formale Eigentümlichkeit ab, daß es mit einem langsameren Variationssatz beginnt, einem "Andante Grazioso". Auch ein Quartett der Opus 9 hat ja diese formale Eigentümlichkeit. Wie soll man dieses Quartett charakterisieren? Ich denke, was mir an diesem Quartett gefällt, ist seine außerordentliche Hörbarkeit, seine Gefälligkeit, seine Gelungenheit, aber dann stellt sich bei mir bei aller Annehmlichkeit, die dieses Quartett verbreitet, doch das Gefühl ein, daß Haydn nun doch genialere Sachen geschrieben hat als dieses Quartett, so gefällig und erfreulich es auch ist.

Der erste Satz ist als formale Abweichung von allen anderen Quartetten ein Andante Graziososatz. Das beinhaltet natürlich, daß diesem Quartett von vornerherein jede dramatische Spannung fehlt. Tatsächlich verspricht das "Grazioso" wirklich nicht zu viel, denn das Thema dieses Satzes hat wirklich eine gewisse Grazie, dann wird es variert, das ist ganz nett gemacht, ohne mich vom Hocker zu hauen, "Charaktervariationen" sind das nicht, so daß der Satz in einer erfreulichen, aber wenig spannenden Weise dahinplänkelt.

Das anschließende Menuett ist auch sehr erfreulich und hat eine gewisse Gefälligkeit, wobei diese Gefälligkeit auf musikalischen Mitteln beruht, die ich nicht sonderlich originell, aber charmant finde.

Das Adagio ist wirklich ein schöner kantabler Satz, aber auch ihn finde ich jetzt nicht bestürzend originell, oder gar in spirituelle Dimensionenen reichend.

Auch das Finale ist gefällig, weist aber keine sonderlich genialen Themen auf und hat seinen Reiz eher darin, daß der Satz eine kontrapunktische Dichte und Raffinesse der Verarbeitung hat, die ihn vor dem Absturz ins Banale bewahrt.

Zusammengefaßt gesagt: Dieses Quartett finde ich auf bestimmten Ebenen sehr gelungen und deshalb kann man es auch mal hören, aber vom Hocker reißt es mich nicht.


[Beitrag von Martin2 am 05. Jun 2015, 21:15 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#7 erstellt: 05. Jun 2015, 23:23
Streichquartett Opus 17, 4 in c moll

nach dem letzlich eher enttäuschenden 3 Quartett ist dieses Quartett nun ganz sicher wieder eines der absoluten Highlights der Opus 17. Es steht natürlich ohnehin für sich allein, weil es eben ein Mollquartett ist und "Moll" heißt hier eben auch, daß dies dunkler getönte expressive Musik ist. Dabei ist diese Musik sicherlich anspruchsvolle Musik, die man vielleicht etwas öfter hören sollte, um sie wirklich schätzen zu können und die vielleicht auch ein paar mal gehört werden sollte, um wirklich geschätzt zu werden, aber wenn man das tut, wird man sicherlich fest stellen, daß dies ein wirklich tolles Quartett ist, das sozusagen auch Bezirke subjektiver Expressivität berührt, die man eher mit der späten Wiener Klassik in Verbindung bringt. Es hat dabei sicherlich nicht mit Themen aufzuwarten, die unmittelbare Ohrwürmer sind, aber von der hohen Qualität dieser Musik bin ich vollkommen überzeugt.

Der erste Satz ist wie es sich für ein Mollquartett gehört dunkel gefärbt, dramatisch, teilweise auch etwas schroff, auch in der Harmonik und ist dabei pure subjektive Ausdrucksmusik, in der ich keine Note als zuviel empfinde. Ein toller Satz.

Der zweite Satz, ein Menuett, wartet zunächst einmal mit einem geradezu genialen "Kontrastprogramm" auf, denn wo der erste Satz subjektive Expressivität ist, ist das Menuett zunächst einmal geradezu rustikale Rumtata Fröhlichkeit, die nun zum ersten Satz einen vollkommenen Kontrast bringt. Dieser Kontrast wird aber noch mal kontrastiert durch das viel melancholischere, verhangenere Trio, daß die dunkle Atmosphäre des ersten Satzes in einer versonneneren Weise aufnimmt, bevor dann die Rumtata Fröhlichkeit noch mal erscheint.

Das in fließender Bewegung dahin schreitende Adagio ist nobel, wenn auch für mich nicht der origenellste Satz dieses Quartetts. Ich höre ihn gerne.

Das Finale ist für mich auch außerordentlich, das heißt, es ist ein Mollfinale, also ist dieses Streichquartett kein "Durch Nacht zum Licht" Mollquartett, sondern im Gegenteil, mit dem Finale wird der Bogen zum ersten Satz noch mal gespannt und die dunkle leidenschaftliche Atmosphäre wieder aufgenommen, in einer Weise, die ich als vollkommen stimmig empfinde.

Zusammengefaßt gesagt: Auch wenn man vielleicht ein bißchen unmittelbar ins Ohr springende Themen zumindestens am Anfang vermißt, ist dies sehr expressive Musik, die ich als sehr wertvoll empfinde. Für mich ist dieses Quartett eines der Höhepunkte der Opus 17.
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 07. Jun 2015, 15:36
Streichquartett Opus 17,5 in G Dur

Dieses Quartett empfinde ich als in der Gestaltung originellste aller Quartett, was natürlich in erster Linie an dem Adagio liegt.

Das einleitende Moderato ist sehr lebhaft und von allen Dur Einleitungssätzen das gewissermaßen dramatischste, auch wenn die Frohgestimmtheit natürlich keine echten Konflikte aufkommen läßt, aber bezeichnend für diesen Satz, sind kurze unbegleitete Passagen oder auch Unisoni, die dem Satz gewissermaßen etwas lebhaftes, fast dramatisches geben. Die Durchführung gipfelt in einer langen Passage der unbegleiten Violine, bevor dann die Reprise eintritt, so daß das Spiel mit Solopassagen und Unisoni schon so ein bißchen auf das Adagio hindeuten.

Das Menuett ist originell und elegant, wobei hier besonders eine schnell pendelnde Bewegung in der Bratsche auffällig wird. Es ist nicht lang, aber sehr einprägsam.

Das Adagio ist nun der originellste Satz des gesamten Quartetts. Hier kommen nun Rezitative der ersten Violine, also völlig unbegleitete Passagen zum Einsatz. Das heißt, als Form hat dieses Quartett ein abab Form. Das heißt, es gibt eine erste Passage in der es gewissermaßen introvertierte, etwas verloren wirkende Rezitative der Solovioline gibt, die dann von etwas kahlen, aber sehr expressiven Akkorden, teilweise auch Unisoni beantwortet werden. Das ganze wirkt sehr expressiv. Dann kommen sehr melodische, aber wenig kontrapunktische Passagen einer schön begleiteten Solovioline, die melodisch sehr schön und nobel sind, das ist dann der zweite Teil des Satzes, im 3. Teil des Adagios beginnt dann das expressive Frage Antwort Spiel von Rezitativen und Akkorden erneut, was dann im vierten Teil wieder in schön begleitete Soli einmündet.

Das eilig dahinjagende kurze Finale hat alle Qualitäten eines Satzes, der eine Schlußwirkung erzeugen will, ist dabei trotz der Durtonart gar nicht mal so fröhlich und endet dabei relativ abrupt, allerdings nicht sinnentstellend abrupt, ohne eigentliche Schlußwirkung einer Coda.

Fazit: Ein ich wie ich finde in allen Teilen sehr hörenswertes Quartett.


[Beitrag von Martin2 am 07. Jun 2015, 15:49 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 07. Jun 2015, 15:37
Streichquartett Opus 17, 6 in D Dur

Das 6. Quartett ist ein Quartett mit sehr hörenswerter Musik, aber in der Qualität uneben und in der Dramaturgie der aufeinanderfolgenden Sätze nicht unbedingt logisch zwingend.

Das einleitende Presto ist zwar nicht übermäßig originell, aber spritzig

Das Menuett ist sicherlich ganz nett und es ist nicht eigentlich nicht so, daß vieles gegen es spräche, aber offen gesagt empfinde ich es als den nichtssagendsten Satz der ganzen Opus 17.

Das Largo ist gar nicht so langsam wie der Name vermuten läßt, sondern ich empfinde es fast als ein Andante, also als eine relativ zügig voranschreitende Bewegung. Vor die Coda ist dabei ein Rezitativ eingeschoben, was aber in der Machart und der Stellung im Satz auf mich wirkt, als ob es die kurze Kadenz eines Solisten in einem Violinkonzert wäre, so ähnlich erscheint mir dies, früher im Satz gibt es übrigens noch eine ähnliche Passage, allerdings werden sozusagen bei der zweiten "Kadenz" auch die Möglichkeiten einer Violine ausgepielt, auch auf mehreren Seiten zu spielen. Das Stück selbst empfinde ich als sehr schön, wobei, wenn ich über das 2. Quartett geschrieben habe, es hätte einen Touch Boccherini, so gilt dies für diesen ausgesprochen schönen und dabei sonnigen Satz, der eine gewisse biegsame Melodik und Zärtlichkeit hat, auch.

Das Finale hat für mich so eine entfernte Ähnlichkeit mit dem berühmten Satz aus den Beethovenquartetten Opus 59, der im Literarischen Quartett zum Einsatz kam. Ein kurzes, aber höchst prägnantes Motiv wird in fließender kontrapunktischer Bewegung durch alle Stimmen gereicht, das heißt es ist ein Satz ganz ohne Kehrausqualitäten, aber auch ohne jedes Drama. Ein sehr hörenswerter, hochkultivierter, sehr kontrapunktischer Satz. Ein ganz tolles Stück Musik, und ganz bemerkenswert auch, wie es mit ein paar leisen Tönen in aphoristischer Kürze abbricht.

Fazit: Ein durchaus sehr hörenswertes Quartett, wobei es aber leider so ist, daß sehr hörenswertes neben relativ belanglosem steht. Diese Ungleichgewichte sind sehr schade, aber gerade wegen des Largos und des Finales ist dieses Quartett unbedingt hörenswert


[Beitrag von Martin2 am 07. Jun 2015, 15:51 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 07. Jun 2015, 15:47
So, jetzt habe ich die Quartette alle vorgestellt und jetzt bin ich sehr gespannt, was die anderen zu ihnen sagen.
Kreisler_jun.
Inventar
#11 erstellt: 11. Jun 2015, 22:15
#5 G-Dur ist für mich wohl auch das interessanteste Werk. Der langsame Satz sicher einer der bedeutendsten und wohl das erste Beispiel eines von Haydn so ähnlich auch später verwendeten Typs mit expressiven, rezitativartigen Passagen und entsprechend kontrastierenden (hier den Dur-Abschnitten). Interessanterweise finden sich schon im Kopfsatz Solostellen der Violine (und das Menuett nimmt den Dur-Moll-Kontrast des langsamen Satzes vorweg). Das Finale ist ein mitreißender, geradezu atemloser und hochvirtuoser Satz. In einem Beiheft habe ich gelesen, dass besonders die Finali in op.17 teils technisch schwieriger sind als in vielen späteren Haydn-Quartetten. Die Finalsätze gehören für mich fast alle zu den Höhepunkten dieses Opus, besonders mag ich auch den des letzten Quartetts, sehr fetzig mit den "ungarischen Abschnitten in a-moll. Sie haben nicht weniger Witz und Drive als die des op.9, sind aber beinahe durchweg umfangreicher und elaborierter.

Außer dem "Rezitativ" in #5 ist der andere bizarre Satz das Finale von #4. Die Themengestalten des Anfangs lassen eine fugierte Bearbeitung erwarten. Die findet aber so gut wie gar nicht statt, sondern es wird eine dramatische, eher homophone Themenverarbeitung durchgeführt, einschl. eigentümlicher klanglicher Effekte der 1. Geige. Eine ähnliche Überraschung ist das rustikale C-Dur-Menuett nach dem ersten Satz, darauf hat Martin ja ebenfalls schon hingewiesen. Der langsame Satz erinnert in der Machart etwas an den aus dem d-moll-Quartett in op.9, wobei diese "Konzertsätze" in op.17 nicht mehr ganz so stark von der Primgeige dominiert werden. Persönlich gefällt mir zwar das auf mich geschlossener wirkende d-moll op.9/4 besser, aber die Originalität, gerade des Finales in op.17/4 ist nicht zu bestreiten. Zumindest dieses Finale wäre für mich ein Beispiel, dass op.17 keineswegs regulärer und weniger "exzentrisch" ist als op.9.
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