Brahms: Sinfonie Nr. 2 + Strauss: "Zarathustra" auf LP

Autor

Beitrag

embe
Stammgast

#1 erstellt: 26. Feb 2004, 12:14

Hallo,
wieder auf LP gehört:
Brahms 2. Sym. mit Abbado u. d. Berlinern 1971 DGG, saftig , kräftig u. zügig, starke Platte, klanglich ein wenig hallig und bassarm.
Brahms 2. Sym mit Böhm u. d. Wienern 1977 DGG, etwas gemächlicher aber genauso schön, d. Wiener spielen göttlich, klanglich voll und rund, viel Raum aber nicht verhallt.
Beethoven 5. Klavierkonzert, Arrau, Haitink, Concertgebouw 1964 Philips, symphonische Deutung, fast eine Sym mit obligatem Klavier, wenn ich da an den Tastendonner anderer Heroen denke, klanglich ein wenig pingponghaft, rechts/ links effektlastig, sonst gut.
R. Strauss, Zarathustra, Steinberg, Boston SO DGG 197?, effektvolle Deutung, was für Bläser, klanglich breites Panorama, aber irgendwie topfig, klingt nach leerer Halle.
Kurz angespielt im Vergleich, Solti Chicago Decca, WOW...was für ein Gebläse hier erst, das fetzt wieder Solti typisch, ist aber nicht verhetzt!
Kempe, Staatskapelle Dresden, EMI, die wohl ausgeglichenste Deutung, ohne Effekte, tolles Orchester, 1A Klang, die Pauken zu Beginn
scheinen in meinem Hörraum zu stehen, und die Orgel grollt hörbar schön tief.
Gruß
embe

Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht

#2 erstellt: 27. Feb 2004, 03:39

@embe

Brahms 2. Sym mit Böhm u. d. Wienern 1977 DGG, etwas gemächlicher aber genauso schön, d. Wiener spielen göttlich, klanglich voll und rund, viel Raum aber nicht verhallt

Leider derzeit nicht auf CD zu haben.
Eigenartigerweise jedoch die Nr 3 und 4 aus derselben
Serie.
Scheint zwar nicht im Gesamtkatalog auf, ist aber als
"Eloquence-DGG" für ein Spottgeld zu haben.

Gruß Alfred

op111
Moderator

#3 erstellt: 27. Feb 2004, 11:16

Hallo zusammen,
embe schrieb:

Brahms 2. Sym. mit Abbado u. d. Berlinern 1971 DGG, saftig , kräftig u. zügig, starke Platte, klanglich ein wenig hallig und bassarm.

Die 2. Brahms (Abbado) hatte ich in 2 unterschiedlichen LP-Ausgaben zuerst mit schwarzem Cover und Abbado Portrait (Vollpreis) und dann wg. d. Verschleisses aus einer Billigserie in knalligem rot, die hatte schon einiges mehr an Bass.
Die CD aus der Abbado Edition restauriert den Klang fast perfekt. Leider werden die Bässe und der Pegel
am Ende des 4. Satzes zurückgenommen wie einst bei den "Innenrillen" der LP an lauten Stellen üblich.

Der Klang ist m.E. mit das Beste, was die DG dereinst produziert hat. Vielleicht ein wenig zu viel Raum, aber nie karajanisch verschleiert. Brahms mal nicht als misantropischer weißhaariger Greis im nordischen Nebel sondern in mediterraner Sonnenflut mit etwas sfumato.

Leider sind Abbados 1. 3. und 4. Brahms daebengegangen.

Phanstastisch auch auf LP Abbado mit dem Boston SO mit Debussys Nocturnes + Ravel Daphnis (1970) und Tscaikowskys Romeo&Julia + Skrjabins "Poeme ..."
Ganz erschreckend ist, daß die DG in den späten 70ern z.T. weit hinter dieses klangtechnische Niveau zurückgefallen ist.

Eine wenn nicht gar *die* LP mit dem Spitzenklang der DG aus 1966 ist Dvoraks 8. mit den Berlinern unter Kubelik (wieder wie bei Abbados 2. Tonmeister: Günter Herrmanns).
Wenn man bedenkt, daß Herrmanns auch den soften Karajan Wattesound produziert hat, muß man schon argwöhnen, daß der Wunderdirigent einen ziemlich negativen Einfluß auf die Technik ausgeübt hat. Vielleicht um kleine Mängel besser zu
kaschieren.

Kempe, Staatskapelle Dresden, EMI, die wohl ausgeglichenste Deutung, ohne Effekte, tolles Orchester, 1A Klang, die Pauken zu Beginn scheinen in meinem Hörraum zu stehen, und die Orgel grollt hörbar schön tief.

Die Alpensinfonie ist auch nicht ohne. Kempes Strauss gab es mal zum Spottpreis in EMI-CD-Pappboxen.
Gruß
Franz

Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht

#4 erstellt: 27. Feb 2004, 14:08

@Franz.J

Wenn man bedenkt, daß Herrmanns auch den soften Karajan Wattesound produziert hat, muß man schon argwöhnen, daß der Wunderdirigent einen ziemlich negativen Einfluß auf die Technik ausgeübt hat. Vielleicht um kleine Mängel besser zu
kaschieren.

Ach ja, Du kennst also nicht jenes böse Gerücht,
demzufolge Karan selbst die Tontechnik "dirigiert" hat?
Ich weiß nicht was daran wahr ist, jedenfalls hat er sich in einem Brief vom 15.11.1963 an Frau Professor Elsa Schiller, damals Programmdirektorin der Deutschen Grammophon Gesellschaft ausdrücklich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit bedankt.
"Das vorliegende Werk wurde jedoch erst im Verein mit Ihrem Aufnahmestab möglich, der nicht nur in seiner eigensten Sparte Meister ist,sondern der auch zutiefst künstlerisch empfindende Menschen umfasst"....
Karajans Beethoven Zyklen wurden auffallenderweise *immer* von Güner Hermanns betreut...
Ich glaube allerdings nicht, daß es damals "kleine Mängel" gegeben hat, die zu kaschieren waren. Karajan war berühmt (und berüchtigt) dafür (damals war man noch stolz darauf), daß er mißlungene Stellen erbarmungslos wiederholen ließ bis sie ihm passten.
Dazu mehr im Karajan Thread dieses Wochenende