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Bruckner, Anton: Sinfonie Nr. 9

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teleton
Inventar
#1 erstellt: 12. Mai 2005, 08:41
Hallo Bruckner-Freunde,

ich habve gerade im Thread "Heute gehört" folgendes gelesen.
Martin2 hatte sich die 1944er-Aufnahme von Bruckner´s 9ter mit Begeisterung angehört und dabei die Jochum-Aufnahme erwänt:

Als Vergleich habe ich sonst nur eine moderne Digitalaufnahme mit Haitink ( die mich enttäuscht hat) und die alte DG Aufnahme mit Jochum ( die mir bisher als Maß aller Dinge erschien und die auch sicher nicht schlecht ist).


Auch ich hatte damals auf LP die Gesamtaufnahme aller Bruckner-Sinfonien mit Jochum auf DG. So hatte ich Bruckner schätzen und kennengelernt.
Als ich mir dann zur Einführung der CD so nach und nach die Karajan-Aufnahmen aller Bruckner - Sinfonien auf CD (DG) zugelegt hatte, war ich überrascht um wieviel spannender und interessanter Bruckner doch klingen kann.

Gerade bei der Sinfonie Nr.9 liefert Karajan eine Interpretation, bei der die Jochum-Aufnahme absolut verblast.

Einzig die Solti-Aufnahme hat mich noch annähernd überzeugt und die New Yorker Bernstein - Aufnahme sogar ganz enttäuscht. Bernstein war halt kein Bruckner-Dirigent.

Was haltet ihr von Karajan´s Bruckner: Sinfonie Nr.9 ???
vanrolf
Inventar
#2 erstellt: 12. Mai 2005, 17:10
Hallo zusammen,

mir war klar, daß Bruckners Sinfonie No. 9 irgendwann mal einen eigenen thread bekommen würde, und mich freut's!

Meine erste Begegnung mit diesem Werk war die Aufnahme unter Günther Wand mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester (RCA), die irgendwann zu Beginn der 80er Jahre auf den Markt kam. Einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ sie bei mir damals allerdings nicht.
Erst im letzten Jahr kam ich zufällig an die Einspielung unter Eugen Jochum von 1964 mit den Berliner Philharmonikern (DG), und da zündete es bei mir. Wochenlang hörte ich dieses Werk fast täglich (oft im Auto auf dem Weg zur Arbeit), und ich kann wohl sagen, daß ich es durch diese Aufnahme erst kennengelernt habe. Ich war damals ziemlich angetan von dieser Einspielung.
Nun hatte ich von anderen, angeblich noch empfehlenswerteren Aufnahmen gehört, Namen wie v.Karajan oder Giulini wurden (z.B. hier im Forum) genannt, und ich war neugierig. Da die 1975 eingespielte No. 9 von v.Karajan/BPO z.Zt. nur in der oben gezeigten DG-Gesamtausgabe erhältlich ist (und mir das zu teuer war), wich ich auf die ältere Einspielung (aufgenommen in der Berliner Jesus-Christus-Kirche 1966) aus, die es bei DG auch immer noch als midprice gibt:



Nachdem ich diese Aufnahme gehört hatte, konnte ich der Jochum-Einspielung nichts mehr abgewinnen, sie kam mir plötzlich vordergründig und irgendwie grob vor. In anderen Bruckner-threads wurde z.T. ja schon über eine Rubato-Neigung Jochums diskutiert, für mich jetzt nachvollziehbar. Allerdings kenne ich auch nur diese eine Aufnahme, Jochums alte Aufnahmen, z.B. aus den 40ern sind mir unbekannt. Die v.Karajan-Aufnahme empfand ich dagegen als deutlich feinsinniger, bis ich vor etwa einem halben Jahr die 1988er DG-Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Giulini bekam:



Und die, möchte ich sagen, lässt für mich alle obengenannten ganz alt aussehen. Sie ist nicht nur klanglich die beste, sondern bietet auch die stärkste, strukturelle Offenlegung. Wo ich auch bei v.Karajan jetzt den Eindruck eines gleichmäßigen Schliffs habe, finde ich bei Giulini das genaue Gegenteil, nämlich das Eindringen ins Innenleben. Ein wirkliches Erlebnis.
Wie gesagt, die 1975er v.Karajan kenne ich noch nicht, vielleicht bietet sich ja noch einmal eine günstige Gelegenheit dazu.

Gruß Rolf
WolLet
Neuling
#3 erstellt: 13. Mai 2005, 20:19
da ich hier ganz neu bin, wage ich mal vorsichtig, etwas zu meinen Favoriten der 9. Bruckners zu sagen:
Ich besitze fast alle wichtigen Aufnahmen dieser letzten Sinfonie Bruckners. Die oben angesprochene Aufnahme von Guilini ist eine, die zu den besten gehört. Für mich ist die Einspielung mit den Münchner Philharmonikern unter Celibidache die faszinierenste, weil sie sich so viel Zeit lässt. Sehr gerne höre ich auch die Staatskapelle Dresden unter Sinopoli. Und es gibt natürlich noch weitere hörenswerte Aufnahmen...
Gruß Wolfgang


[Beitrag von WolLet am 13. Mai 2005, 20:20 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#4 erstellt: 14. Mai 2005, 01:54
Hallo Wolfgang,

herzlich willkommen hier im Forum!
Lass Dich nicht davon abhalten, uns an Deinen Kenntnissen über weitere hörenswerte Aufnahmen zu beteiligen. Du wirst sehen, daß gerade Bruckner hier immer seine Anhänger findet.

Gruß Rolf
Kratopluk
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 14. Mai 2005, 11:26
Karajan hin, Karajan her!

Meine liebste Neunte von Bruckner ist die Einspielung mit dem New Philharmonia Orchestra unter Otto Klemperer,
dessen 120. Geburtstag wir übrigens heute, am 14. Mai 2005, feiern dürfen!



Ob die Aufnahme auch auf CD erschienen ist, weiß ich nicht.
Ich besitze sie auf einer LP, welcher ich anlässlich des Geburtstages des Maestros gerade hingebungsvoll lausche!

In diesem Sinne!

Lasse


[Beitrag von Kratopluk am 14. Mai 2005, 11:30 bearbeitet]
WolLet
Neuling
#6 erstellt: 14. Mai 2005, 13:46

vanrolf schrieb:
Hallo Wolfgang,

herzlich willkommen hier im Forum!
Lass Dich nicht davon abhalten, uns an Deinen Kenntnissen über weitere hörenswerte Aufnahmen zu beteiligen. Du wirst sehen, daß gerade Bruckner hier immer seine Anhänger findet.

Gruß Rolf


Hallo Rolf,
ich danke für den netten Willkommensgruß - ich beschäftige mich seit vielen Jahren sehr intensiv mit Bruckner und besitze inzwischen eine stattliche Sammlung. Das geht bei mir so weit, dass ich inzwischen beinahe jeden Tag, an dem ich keine Bruckner-Sinfonie hören kann, für einen verlorenen halte...
Die weiter oben erwähnte Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern mit Bernstein schätze ich übrigens auch sehr.
Hörenswert und eine Anschaffung wert, ist auch die neueste Einspielung von Harnoncourt mit den Wienern (SACD). Auf der zweiten CD stellt Harnoncourt in einer Art Gespräch mit den entsprechenden Klangbeispielen den nicht vollendeten 4. Satz dieses Werkes vor. Was würde ich darum geben, wenn Bruckner ihn vollendet hätte: Er hatte vor, im Finale die wichtigsten Themen aus der 7. und 8. mit denen aus der 9. übereinanderzutürmen - welch eine Idee!
Ich wünsche allen hier ein frohes Pfingstfest!
Gruß Wolfgang


[Beitrag von WolLet am 14. Mai 2005, 13:47 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#7 erstellt: 15. Mai 2005, 00:01
Kratopluk schrieb:

Otto Klemperer,
dessen 120. Geburtstag wir übrigens heute, am 14. Mai 2005, feiern dürfen!


Na denn, hoch die Tassen, old Klemp

Es dürfte sich um die EMI Einspielung von 1970 handeln, die es meines Wissens z.Zt. nicht auf CD gibt. Wie lässt sich diese Aufnahme denn näher beschreiben? Bei spätem Klemperer stelle ich mir zuerst einmal extreme Tempi vor.

Um auf teleton's Eingangsfrage zurückzukommen, wie schätzt Ihr - Lasse und Wolfgang - denn die Karajan-Einspielungen ein, so Ihr sie kennt?

Gruß Rolf
WolLet
Neuling
#8 erstellt: 15. Mai 2005, 11:43
Hallo Rolf,

ich besitze nur die die Karajan-Einspielung mit den Berlinern. Sie ist typisch für ihn, aber durchaus hörenswert. Sätze 1 und 3 sind bei ihm natürlich viel kürzer als bei Celibidache, der 8 bzw. 7 Minuten länger braucht, ohne dass es irgendwo schleppend wirkt. Wie schon gesagt: Ich mag die Celi-Einspielungen mit dem Müchnern besonders gern...
Eine Aufnahme, die noch aus den Zeiten der alten UdSSR stammt und technisch nicht immer auf der Höhe der Zeit wirkt, die aber allemal hörenswert ist, stammt von Yevgeni Mravinsky mit dem Leningrad Philharmonic Orchestra.
Die CD mit Doynanyi mit dem Cleveland Orchestra ist auch empfehlenswert. Und natürlich Günter Wand - vor allem seine letzte Einspielung mit den Berlinern Philharmonikern.
Vielleicht noch ein Wort zu Karajan und Bruckner: Seine Einspielung, die übrigens seine letzte überhaupt war (und sie klingt so, als habe es gewusst!), ist die 7. mit den Wienern. Natürlich klingt sie typisch "karajanisch" -aber sie wird dem Werk meiner Ansicht nach gerecht.
Gruß Wolfgang
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 17. Mai 2005, 08:59
Da hier gerade auch über Klemperers Bruckner gesprochen wird: Ich bin auch ein großer Verehrer seiner Bruckner-Aufnahmen. Der Hammer ist aber in der 8. Symphonie, Finalsatz zu finden. Dort kürzt Klemperer etwa 10 Minuten bedeutende Musik des letzten Jahrhunderts heraus, und zwar mit einer mir nicht genügenden kleinen Entschuldigung im Beiheft. Die Achte mit Klemperer kann ich daher nicht wirklich lieben. (EMI, London 1972).
Frdl. Gruß,
P.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 18. Mai 2005, 23:34
Hallo P.
Old Klemps Bruckner 8 ist in mancherlei Hinsicht ungewöhnlich, aber der alte Herr war da schon recht stur.
Die Auslassung im letzten Satz ist sicherlich schlimm, der erste Satz geht teilweise auch in die Hose, das Scherzo ist total plump, aber das flüssige Adagio läßt all den Mist der 80iger und 90iger und vor allem Celibidache uralt aussehen. Allein dieser Satz lohnt die Anschaffung der Aufnahme, so seltsam das klingen mag.
Klemperer Fans trösten sich außerdem mit der Live Aufnahme der 8. aus den 50iger Jahren aus Köln. In der stimmt fast (Tonqualität) alles.

Zurück zur 9.
Es wurde die Aufnahme von Giulini bei der DGG gelobt. Doch aufgepasst: Giulini mit dem CSO aus dem Jahre 1976 oder 1977 (EMI) ist viel, viel besser. (klarer konturiert, flüssiger, schroffer: Was bei Klemperer in der 9. als Schroffheit manchmal wie das Unvermögen des alten Dirigenten wirkt, die Dinge nicht mehr zusammenhalten zu können, ist bei Giulini genau getimt)
Bei der DGG angekommen, hatte er seinen Zenit überschritten. Leider. (Auch wenn es noch eine tolle Eroica bei DGG und Schubert 4,8 und 9 gab, aber sein Bruckner? NEEEEE!)

Die Krone in der Bruckner 9 Diskografie gehört (wohlgemerkt, ich kenne nicht alle, bin also, wie üblich, streng subjektiv!) Carl Schuricht mit den Wiener Philharmonikern, bei EMI erschienen.
In der Aufnahme stimmt imho alles! Auch die Tonqualität.

Manche Leute von heute feiern Celibidache als Bruckner Institution ab, gegen Schuricht sieht er kein Land. Nicht mal ne handvoll Sand.
So isses.

@Wolfgang. Die Aufnahme von Mrawinski von 1980 finde ich übrigens auch sehr gut. Aber auch dieser große Meister wird im Westen immer noch geflissentlich ignoriert. Schade eigentlich.

Gruß S.


[Beitrag von s.bummer am 18. Mai 2005, 23:40 bearbeitet]
WolLet
Neuling
#11 erstellt: 19. Mai 2005, 19:33

s.bummer schrieb:


@Wolfgang. Die Aufnahme von Mrawinski von 1980 finde ich übrigens auch sehr gut. Aber auch dieser große Meister wird im Westen immer noch geflissentlich ignoriert. Schade eigentlich.

Gruß S.


Hallo s.bummer,

du hast Recht, wenn du die Aufnahme von Schuricht lobst. Bei Celibidache folge ich dir nicht so ganz - ich mag eben seine langsamen Tempi. Aber ich weiß natürlich, dass das auch ein bisschen "Geschmacksache" ist. Übrigens finde ich auch die meisten Aufnahmen von Günter Wand gelungen - vielleicht bin ich da auch voreingenommen, weil ich Wand recht häufig live erleben durfte. Seine Vorstellungen auf den Schleswig-Holstein Festivals waren immer beeindruckend - und er hat es sich mit Bruckner nie leicht gemacht. Ich finde es ein bisschen schade, dass er die 3. nur in der letzten Fassung gespielt hat, die ich persönlich für zu sehr gekürzt halte. Wenn er vor "seinem" NDR-Sinfonieorchester stand und Bruckner dirigierte, dann lief dieses Orchester oft zu großer Form auf...
Viel Freude beim Hören großer Musik
Gruß Wolfgang
s.bummer
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 19. Mai 2005, 19:38
Hallo Wolfgang,
bei Günter Wand stimme ich vorbehaltlos zu. Ihn habe ich auch oft in unserem schönen Schleswig Holstein sehen dürfen, ich denke, ich habe alle Bruckner Werke von ihm ab Nr. 4 gehört, die 8. und die 9. jeweils zweimal.
Bei der 6. bin ich mir aber nicht sicher. Ich weiß, ich habe eine völlig verunglückte 6. mit Eschenbach ertragen müssen, brrrr.
Und Celibidache in der stinkenden Holstenhalle (Pferdemarkt?) mit Bruckner 4. Aber das mochte ich nicht.
Gruß S.
vanrolf
Inventar
#13 erstellt: 28. Mai 2005, 16:53
Hallo zusammen,

bei der Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Carl Schuricht (sie stammt von 1962) dürfte es sich um diese CD handeln. Heute morgen habe ich sie nach einiger Sucherei bekommen und werde sie mir am Wochenende mal zu Gemüte führen.
Meine Neugier ist jedenfalls entfacht.

amazon.de


Gruß Rolf


[Beitrag von vanrolf am 28. Mai 2005, 16:54 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 29. Mai 2005, 18:15
Genau Rolf,
Das iss Sie!
Ich habe die Aufnahme noch als LP. Aber so wurde die CD veröffentlich! Eine sehr kluge Wahl.
Und was sagt der kritische Hörer dazu??
Gruß S.
vanrolf
Inventar
#15 erstellt: 30. Mai 2005, 00:29
s.bummer schrieb:

Und was sagt der kritische Hörer dazu??



Hallo zusammen, hallo s.bummer,

ich bin absolut begeistert!
Ein Super Tip, vielen Dank dafür auch an Wolfgang, der die Aufnahme ja ebenfalls gelobt hat!

Es handelt sich sicher in jedem Fall um eine sehr hoch anzusiedelnde Interpretation, die gemessen am Alter für mich auch klanglich mehr als zufriedenstellend ist.
Ob sie nun besser ist als die DG-Einspielung unter Giulini oder nicht, möchte ich nicht beurteilen, denn meiner Meinung nach lassen sich beide Aufnahmen nur schwer miteinander vergleichen, weil sie ganz unterschiedliche Ansätze bieten: Schuricht verfolgt eine eher architektonische Sicht, die mich (jedenfalls entfernt) an Klemperer erinnert (den Eindruck des flächenhaften habe ich über Kopfhörer übrigens stärker empfunden als über Boxen). Jedes Detail wird mit geradezu militärischer Exaktheit und Sicherheit entwickelt und baut auf dem vorhergehenden auf. Die vielen Stellen, die durch Überakzentuierung leicht zur Pathos-Falle werden können, waren für Schuricht offenbar kein Problem. Er umschifft sie wie selbstverständlich souverän und nüchtern, fast schon trocken. Das Resultat wirkt klar, erhaben und strahlend, irgendwie unangreifbar und edel. Angesichts dessen lässt sich für mich auch der bekannte Kathedralen-Vergleich bezüglich Bruckners Sinfonien nachvollziehen.
Bei Giulini scheint mir - wie gesagt - die Betonung mehr auf der Innenstruktur zu liegen, ich komme mir beim Hören vor, als würde ich den Planeten "Bruckner 9" überfliegen und tief hinunter in die Abgründe und Gebirgsfurchen hineinschauen und meine dabei sogar Details klar zu erkennen, die sich tief am Boden abspielen. Ein besserer Vergleich fällt mir dazu im Moment nicht ein. Vielleicht kann ich es so sagen: Schuricht bietet eine Darstellung des Werks als zeitloses Monument, Giulini hält dagegen das Angebot bereit, in das Werk quasi hineinzuklettern und daran irgendwie teilzunehmen. Beide Sichtweisen haben für mich ihre Berechtigung, und ich bin froh, beide nun zu kennen.
Wäre schön, wenn diese Aufnahme wieder allgemein verfügbar wäre. Jedenfalls muß ich mich mit Schuricht, von dem ich bisher noch keine Aufnahme hatte, wohl noch näher befassen.

Gruß Rolf


[Beitrag von vanrolf am 30. Mai 2005, 00:31 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 30. Mai 2005, 20:57
Hallo Rolf,
es freut mich sehr, dass der grosse alte Meister Schuricht wieder jemanden begeistern konnte, so geht sein Name nicht verloren.
Ich finde ihn allerdings in den Bruckner Aufnahmen eher vergleichbar mit Wand. Auch wenn der letztlich doch etwas elastischer und auch nachgiebiger in den Tempi war, so sehe ich ihn als Wiedergänger Schurichts.

Ich habe noch von Schuricht Bruckner 5 (siehe im Thread dort) und Bruckner 8, beide mit den Wiener Philharmonikern.
Schuricht hatte zu den Wiener Philharmonikern ein besonders herzliches Verhältnis.
Ihnen half er nach Furtwänglers plötzlichem Tod bei einer Tournee durch die USA aus, immerhin selbst schon Mitte 70. Genauer: Erst sollte Kleiber die Tournee übernehmen, aber der verstarb dann auch plötzlich.
Unverzichtbar und deshalb auch unversteigerbar in meinem Plattenschrank sind Beethovens 9 Sinfonien aus den 50iger Jahren mit Schuricht.

Beste Grüße S.
vanrolf
Inventar
#17 erstellt: 30. Mai 2005, 22:51
Hallo s.bummer,

da bist Du wohl zu beneiden. Von Schuricht ist ja noch einiges gelistet, an Bruckner allerdings nur die No. 3 mit den Wienern, ansonsten neben "ganz alten" Aufnahmen vieles mit dem Stuttgarter RSO, mit dem er ja intensiv zusammengearbeitet hat. Diese Aufnahmen sind bei Hänssler erschienen und leider ziemlich Vollpreis, sollen aber auch sehr hörenswert sein, nur kenne ich sie leider nicht.

Ich habe heute gesehen, daß es die letzte Wand-Einspielung der No. 9 mit den Berliner Philharmonikern seit April auch als midprice gibt, damit ist sie für mich ebenfalls interessant geworden:




Gruß Rolf
s.bummer
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 31. Mai 2005, 20:02
Hallo Rolf,
die 18 CDs umfassende Schuricht Edition kenne ich nicht, ich denke aber, dass manche gute Aufnahme drunter sein wird. Bei Archiophon ist auch Etliches von Schuricht veröffentlicht worden, so auch Aufnahmen mit Mahler Kompositionen.
Ich empfehle, einmal abweichend vom Thema Bruckner 9, bei Schuricht nach Brahms (Klavierkonzerte mit Backhaus), Beethoven, Mendelsohn (Hebriden Ouvertüre), Mozart (ich habe eine traumhafte Aufnahme von Mozart KV 500) zu fahnden.
Es lohnt sich.
Gruß S.
Hüb'
Moderator
#19 erstellt: 02. Jun 2005, 07:33
Ergänzend vielleicht noch der Hinweis, dass Bruckner 3, 8 und 9 in Stereo-Aufnahmen bei EMI/HMV vorliegen. Ebenso Beethovens 9. Allerdings sind die Einspielungen derzeit nicht erhältlich.

Grüße,

Frank
op111
Moderator
#20 erstellt: 02. Jun 2005, 16:13

Hüb' schrieb:
Ergänzend vielleicht noch der Hinweis, dass Bruckner 3, 8 und 9 in Stereo-Aufnahmen bei EMI/HMV vorliegen. Ebenso Beethovens 9. Allerdings sind die Einspielungen derzeit nicht erhältlich.

Hi Frank
die 8. Bruckner [Fassung Haas mit Kürzungen - Wiener Philharmoniker - Laufzeit 71:16 !] vom 12/12/63 gibt es noch in dieser Kopplung:

EMI 5751302 2
+
1. Hebriden-Ouvertüre (Mendelssohn)
2. Sinfonie Nr. 8 "Unvollendete" (Schubert)
3. Sinfonie Nr. 35 "Haffner" (Mozart)
4. Sinfonie Nr. 1 (Beethoven)
Orchestre de la Société des Concertes du Conservatoire
http://www.emiclassics.de/xml/6/550433/5751302.html




Die 9. gab es allein in einer alten Billigserie (10,-DM) bis in die 90er Jahre und später in Frankreich mit der 8. gekoppelt in der EMI-"rouge et noir"-Serie bis ca. 2002.


Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 02. Jun 2005, 16:35 bearbeitet]
op111
Moderator
#21 erstellt: 06. Jun 2005, 17:42

vanrolf schrieb:
Es handelt sich sicher in jedem Fall um eine sehr hoch anzusiedelnde Interpretation, die gemessen am Alter für mich auch klanglich mehr als zufriedenstellend ist.
Ob sie nun besser ist als die DG-Einspielung unter Giulini oder nicht, möchte ich nicht beurteilen, denn meiner Meinung nach lassen sich beide Aufnahmen nur schwer miteinander vergleichen, weil sie ganz unterschiedliche Ansätze bieten ...

Hallo Rolf,
diese CD
amazon.de
habe ich mir aufgrund dieses Threads auch noch mal angehört.

Vergleichbar unpathetisch erscheint mir auch Soltis Chicagoer Aufnahme.

Irgendeine feste qualitative Rangordnung (besser/schlechter) zwischen den Einspielungen von Walter, Schuricht, Wand (NDR), Giulini (Chicago/Wien), Solti vermag ich nicht aufzustellen. Zur 9. führen evtl. mehr Wege als zum Matterhorngipfel.
Schurichts Aufnahmen verdienen mehr Aufmerksamkeit als die CD-Labels ihnen zukommen lassen.

Gruß
Franz
PS: Rolf, hat deine Schuricht-CD auch so eine Art Dropout (Pegelsprung mit dumpfem Klang über wenige Sekunden) im 3. Satz?
vanrolf
Inventar
#22 erstellt: 06. Jun 2005, 18:41
Franz-J. schrieb:

Rolf, hat deine Schuricht-CD auch so eine Art Dropout (Pegelsprung mit dumpfem Klang über wenige Sekunden) im 3. Satz?


Hallo Franz,

irgend sowas war mir tatsächlich auch aufgefallen, ich wüßte jetzt aber nicht mehr genau, an welcher Stelle. Werde beim nächsten Hören drauf achten.


Zur 9. führen evtl. mehr Wege als zum Matterhorngipfel.
Schurichts Aufnahmen verdienen mehr Aufmerksamkeit als die CD-Labels ihnen zukommen lassen.


Sehe und höre ich genauso und möchte auf keine verzichten, wobei ich Solti noch nicht kenne (Betonung liegt auf "noch nicht").

Gruß Rolf
Hilda
Stammgast
#23 erstellt: 07. Jun 2005, 09:19
Hallo,

ich habe mir die Schuricht-Diskussion auch zum Anlass genommen, mal wieder in die Aufnahme reinzuhören. Meine Version ist eine französische EMI 2er Box, gekoppelt mit der Achten.

Dropouts habe ich nicht gehört - das könnte aber an meinen Ohren liegen... vielleicht habe ich es ja für ein subito piano gehalten

Besonders der letzte Satz der Schuricht-Neunten ist nur wenig vergleichbar mit den zum Vergleich stehenden Aufnahmen. Schuricht braucht drei Minuten weniger als mein zweitschnellster (Inbal) und fünf bis sieben Minuten weniger als das Gros der anderen Aufnahmen (Solti, Kubelik, Barenboim, Karajan, Haitink).

Unpathetisch ist das schon, gibt dem letzten Satz aber einen ganz anderen Charakter, weniger kontemplativ. Eindringlich fand ich es trotzdem. Ob ich es immer so hören wollte, weiss ich nicht.

Von den Alternativen würde ich mal wieder Kubeliks Live-Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks (auf Orfeo d'Or) ans Herz legen.

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#24 erstellt: 07. Jun 2005, 12:55
Hallo Klaus,

Hilda schrieb:
Unpathetisch ist das schon, gibt dem letzten Satz aber einen ganz anderen Charakter, weniger kontemplativ. Eindringlich fand ich es trotzdem. Ob ich es immer so hören wollte, weiss ich nicht.

ich auch nicht, ob ich mich auf eine einzige "Inselaufnahme" festlegen könnte, glaube ich noch weniger.
am häufigsten laufen bei mir die CDs von B. Walter, G. Solti C. M. Giulini und eine Liveaufnahme von G. Wand mit dem NDR-SO vom 7.7.2001.
Ist die Kubelik-Aufnahme die, die öfter mal im BR (-Nachtkonzert u.a.) läuft?
Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 07. Jun 2005, 13:43 bearbeitet]
Hilda
Stammgast
#25 erstellt: 07. Jun 2005, 13:09
Hallo Franz,

ich höre selten Radio...

Es handelt sich um folgende Aufnahme:



Gruss
Klaus
op111
Moderator
#26 erstellt: 08. Jun 2005, 12:24

vanrolf schrieb:
Franz-J. schrieb:

Rolf, hat deine Schuricht-CD auch so eine Art Dropout (Pegelsprung mit dumpfem Klang über wenige Sekunden) im 3. Satz?

irgend sowas war mir tatsächlich auch aufgefallen, ich wüßte jetzt aber nicht mehr genau, an welcher Stelle. Werde beim nächsten Hören drauf achten.


Hallo zusammen,
einen fetten Dropout habe ich gefunden,
III. Satz bei. ca. 4min17s, am stärksten im linken Kanal.
Kürzere weniger störende Bandaussetzer sind einige drauf, das Blech klingt stellenweise übersteuert, ab und zu finden sich auch Knack-/Klickgeräusche.
Trotzdem finde ich die Klangqualität der Zeit entsprechend überdurchschnittlich gut.

Gruß
Franz
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 28. Jun 2005, 11:35
Hallo Franz,
Franz-J. schrieb:

am häufigsten laufen bei mir die CDs von B. Walter, G. Solti C. M. Giulini und eine Liveaufnahme von G. Wand

,
MfG Bernd
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 08. Jul 2005, 11:48
Hallo Rolf,
vanrolf schrieb:


Die v.Karajan-Aufnahme empfand ich dagegen als deutlich feinsinniger, bis ich vor etwa einem halben Jahr die 1988er DG-Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Giulini bekam:

Und die, möchte ich sagen, lässt für mich alle obengenannten ganz alt aussehen. Sie ist nicht nur klanglich die beste, sondern bietet auch die stärkste, strukturelle Offenlegung. Wo ich auch bei v.Karajan jetzt den Eindruck eines gleichmäßigen Schliffs habe, finde ich bei Giulini das genaue Gegenteil, nämlich das Eindringen ins Innenleben. Ein wirkliches Erlebnis.

Die Karajan Aufnahme kenne ich noch nicht , aber Giulini gefällt mir sehr gut. Ob da die von Dir aufgeführte

Ich habe heute gesehen, daß es die letzte Wand-Einspielung der No. 9 mit den Berliner Philharmonikern seit April auch als midprice gibt, damit ist sie für mich ebenfalls interessant geworden:

Gruß Rolf

mitkommt , weiß ich noch nicht. Vielleicht muß ich sie aber, wie das mir bei Wand immer so gegangen ist, erst noch oft genug hören.


MfG Bernd
WolLet
Neuling
#29 erstellt: 08. Jul 2005, 20:34
Hallo miteinander,

ich möchte mal auf zwei Aufnahmen von Bruckners "Neunter" hinweisen, die hier noch gar nicht angesprochen wurden:
Da ist zunächst einmal die bemerkenswerte Einspielung mit den Wiener Philharmonikern mit Leonard Bernstein aus dem Jahre 1992 - wirklich hörenswert.
Dann eine Aufnahme eines wirklichen Bruckner-Spezialisten, der leider nicht oft genannt wird: Heinz Wallberg mit dem NHK SO.
Und dann mal ein allgemeinerer Tipp für alle Bruckner-Sinfonien: Takashi Asahina, der 2002 gestorben ist, hat mit dem Osaka Philharmonic Orchestra eine an vielen Stellen traumhafte Einspielung vorgelegt. Ich habe beispielsweiese die "Achte" noch nie so gehört(die allerdings mit dem NHK SO Tokyo), obwohl ich von dieser Sinfonie mindestens 50 Einspielungen besitze. Leider ist an diese CD's oft nur schwer heranzukommen - wenn überhaupt, dann meist sündhaft teuer. Aber für eingefleischte Brucknerhörer eigentlich ein Muss...
Viele Grüße
Wolfgang


[Beitrag von WolLet am 08. Jul 2005, 20:35 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 08. Jul 2005, 20:51

WolLet schrieb:
obwohl ich von dieser Sinfonie mindestens 50 Einspielungen besitze.


Großer Gott.

Thomas
xoe
Ist häufiger hier
#31 erstellt: 13. Jul 2005, 10:54
Guten Tag zusammen,

Bruckners neunte höre ich in der Bandbreite von A wie Abbado bis W wie Wildner.

Ein Dirigent ist hier unter anderem noch nicht angesprochen worden, dessen Einspielung der neunten durchaus hörenswert ist, und zwar Lorin Maazel.

Aus der Gesamteinspielung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (schwer dranzukommen) gefällt mir persönlich die Neunte sehr gut, der Rest ist eher Durchschnitt.

Die Tempi reichen knapp an die von Celibidache mit den Münchnern, die leisen Stellen sind sehr transparent.


PS: Hallo Wolfgang
vanrolf
Inventar
#32 erstellt: 22. Jul 2005, 16:02
Lasse schrieb:

Meine liebste Neunte von Bruckner ist die Einspielung mit dem New Philharmonia Orchestra unter Otto Klemperer...
...Ob die Aufnahme auch auf CD erschienen ist, weiß ich nicht.



Hallo zusammen,
1991 wurde die Aufnahme als offizielle EMI-Ausgabe auf CD wiederveröffentlicht. Das genaue Cover habe ich nicht gefunden, jedenfalls war das Design im Stil der hier stellvertretend abgebildeten Klemperer-Bach-CD gehalten:



Letzte Woche habe ich ein Exemplar bei ebay ergattern können und bin auch von dieser Einspielung sehr angetan. Aufgenommen wurde im Februar 1970, und erstmals veröffentlicht im Jahre 1973, zwei Monate vor Klemperers Ableben. Dafür, daß die Aufnahme aus Klemp's für Extremtempi berüchtigter Spätphase stammt, finde ich das Dirigat noch ziemlich kraftvoll und mit den Tempi habe ich auch keine Probleme. Das Scherzo erscheint mir im Vergleich mit anderen Einspielungen tempomäßig sogar eher überdurchschnittlich (Zeiten habe ich nicht verglichen, es ist nur mein subjektiver Eindruck). Im ersten Satz gibt es ein paar Stellen, die mir selbst bei Schuricht und Giulini strukturell noch nicht so aufgefallen waren. Tolle Aufnahme.

Gruß Rolf
vanrolf
Inventar
#33 erstellt: 06. Mrz 2007, 02:23
s.bummer schrieb am 18.05.2005:

Es wurde die Aufnahme von Giulini bei der DGG gelobt. Doch aufgepasst: Giulini mit dem CSO aus dem Jahre 1976 oder 1977 (EMI) ist viel, viel besser. (klarer konturiert, flüssiger, schroffer: Was bei Klemperer in der 9. als Schroffheit manchmal wie das Unvermögen des alten Dirigenten wirkt, die Dinge nicht mehr zusammenhalten zu können, ist bei Giulini genau getimt)
Bei der DGG angekommen, hatte er seinen Zenit überschritten. Leider. (Auch wenn es noch eine tolle Eroica bei DGG und Schubert 4,8 und 9 gab, aber sein Bruckner? NEEEEE!)


Hi,

dem erfolgreichen Wirken s.bummers hinsichtlich der Erweiterung meines diskographischen Horizonts ist es zu verdanken, daß ich nun auch bei dieser Aufnahme angekommen bin:





Nachdem diese 4CD-Box jetzt schon ausverkaufsverdächtig günstig angeboten wird, habe ich sie mir gegönnt und stimme s.bummer zu: diese im Jahr 1976 aufgenommene No. 9 bietet ein Höchstmaß an Feinsinnn und - ja! - sie gefällt mir außerordentlich gut, besser als die DGG-Aufnahme.
Nur: "schroffer" finde ich sie nicht. Sie ist in der Tat deutlich stärker an der der Struktur orientiert und wirkt weniger getragen, aber was mir wie gesagt am stärksten auffällt - und mich beeindruckt - sind die extrem filigranen Abstufungen, besonders bei den Bläsern. Einfach ein Traum!

Gruß Rolf
embe
Stammgast
#34 erstellt: 07. Mrz 2007, 00:26
Hallo,
einen Tipp hab ich noch,
Zubin Metha mit den Wienern von 1965
amazon.de

Eine meiner absoluten Lieblinge!
Hört euch mal die Hörner an...im Adagio die 3 Höhepunkte,
so habt ihr das garantiert noch nirgends gehört.
Bekomme jedesmal ne Gänsehaut

Ansonsten ist Klemperer ein Muss, allein weil er die deutsche Orchesteraufstellung nutzt.

Harnoncourt finde ich aber auch nicht übel.

Giulini auf EMI hab ich mir vorhin gegönnt,
das Orchester ist überwältigend, das Dirigat auch klasse.
Das DGG Remake ist nicht schlecht aber... warum

Wand ist mir eine Spur zu nüchtern.

Ebenso Haitink.

Schuricht fegt durch die Sym. aber es berührt mich trotzdem.

Walter ist sehr verklärt, sieht das tiefromantisch.

Jochum auf DGG hab ich nur auf LP, hab ich schon ewig nicht mehr gehört.

Das Schlusslicht meiner Sammlung ist Lenny
Das ist mir zu, ja was...überbordend
Jedenfalls kenne ich nur die CBS Aufnahme.

Gruß
embe
teleton
Inventar
#35 erstellt: 07. Mrz 2007, 11:13
Hallo embe,

vielen Dank auf Deinen Hinweis zu Klemperer, da muß ich wohl auch noch käuflich tätig werden - so viel gutes ließt man über Klemperer.

Meine Favoriten sind die Spannenden Aufnahmen mit
Karajan und Solti.

Die Bernstein-Aufnahme auf CBS hatte ich mir in den 80erJahren mal auf LP gekauft und war auch enttäuscht.

Lenny ist einfach kein Bruckner-Dirigent.

Seine neuere DG-Aufnahme Bruckner9 kenne ich nicht, aber die soll auf jeden Fall besser sein.
Laß Lenny bei seinen Komponisten und das ist ein riesiges Repertoire von Beethoven bis zu seinen eigenen Werken.
embe
Stammgast
#36 erstellt: 07. Mrz 2007, 11:48
Hallo,
da hab ich doch den Skrowaczewski unterschlagen.
Auch hörenswert!
Für den Preis sowieso

Solti hab ich nur mit der 4. Bruckner.
Und die 3. auf VHS Video.
Finde diese Sichtweise sehr Blechbetont aber nicht im negativen Sinne.
In der 3. spielt er sogar das Scherzo der 2. Fassung!
Das fetzt
Vielleicht laufen mir die anderen CDs mit ihm mal günstig übern Weg.

Gruß
embe
xoe
Ist häufiger hier
#37 erstellt: 07. Mrz 2007, 12:20
Hallo, ich melde mich auch noch mal in Eigener Sache zur IX., falls das unerwünschte Werbung ist, bitte löschen , aber ich habe ja auch einen Banner hier, der regelmässig geschaltet wird, und für den ich bezahle.

Also wer so richtig tief in die Materie der IX. einsteigen möchte, der kann bei www.brucknerfreunde.at sich einen workshop anschauen, bzw. dort mitmachen. Das ist alles kostenlos.

Die einzelnen Hörsequenzen, die untersucht und besprochen werden, kann man als registriertes Mitglied auch im mp3-Format herunterladen.

Ich denke, daß das Forum nicht in Konkurrenz zu diesem hier steht, da das Topic ja Bruckner heisst.

Ich würde mich freuen, wenn ein paar Brucknerfreunde bei diesem einzigartigen Internet-Projekt mitmachen, ich selbst habe jedenfalls schon viel dabei gelernt.

Der erste Workshop wird von Peter Jan Marthé geleitet, was aber nicht heisst, daß man nicht auch mit anderen Einspielungen teilnehmen kann, im Gegenteil. Und wie gesagt, die Sequenzen, die man wegen der exakten Timecodes benötigt, werden kostenlos bereitgestellt.

Für Rückfragen stehe ich natürlich immer zur Verfügung,

Viele Grüsse,

Holger


[Beitrag von xoe am 07. Mrz 2007, 15:04 bearbeitet]
JohnD
Stammgast
#38 erstellt: 07. Mrz 2007, 16:22
Ganz toll ist auch die Harnoncourt-Platte mit der Bonus-CD zum Finale. Das Scherzo klingt hier auch besonders modern. Sehr gute Aufnahmetechik und SACD-Spur.
alidoro
Ist häufiger hier
#39 erstellt: 08. Mrz 2007, 00:17
Un attimo - ich verstehe es einfach nicht, weshalb in diesem Forum im Zusammenhang mit Bruckner so selten von Günter Wand die Rede ist

Für mich trifft er den Nerv dieser Musik einfach besser als andere - sein Bruckner atmet, erstickt niemals in Weihrauch und Mystizismus, behält stets eine tolle Innenspannung und klingt frisch und lebendig. Der WDR-Zyklus ist ja leider klangtechnisch mißlungen, aber die Aufnahmen aus Berlin und Hamburg - letztere vielleicht noch mehr - sind für mich in Sachen Bruckner das non plous ultra.

Dies gilt insbesondere für die 9. mit den Berlinern - straordinario!
prometeo
Stammgast
#40 erstellt: 08. Mrz 2007, 12:27

alidoro schrieb:
Un attimo - ich verstehe es einfach nicht, weshalb in diesem Forum im Zusammenhang mit Bruckner so selten von Günter Wand die Rede ist


Ich hab mal folgende Box gekauft:

amazon.de

Ich hab's nun schon einige Male versucht, immer wieder neu, aber ich fühle einfach nichts bei Wand. Ich hatte immer im Verdacht dass es an mir liegt, was weiss ich, aber nachdem ich gestern die 6te probiert habe und nach 10 Minuten gelangweilt ausschaltete, bin ich jetzt fertig mit Wand.

Wer Interesse hat, ich verkaufe die absolut neuwertige Box für 50 Euro. Neu kostet sie das doppelte: http://www.jpc.de/jp.../classic/rsk/hitlist


[Beitrag von prometeo am 08. Mrz 2007, 12:40 bearbeitet]
xoe
Ist häufiger hier
#41 erstellt: 08. Mrz 2007, 13:12
Hallo prometeo,

ich habe mit Wand die selben Probleme wie Du , und habe schon oft versucht, herauszufinden, woran das liegen könnte; es ist ja nicht so, daß ich mich den Aufnahmen nicht stellen würde, ganz im Gegenteil.
Wand gilt ja gemeinhin als einer der "Grossen" was Bruckner betrifft, aber bei mir ist der Funke noch nicht in dem Maße übergesprungen wie z.B. bei Giulini oder Celibidache.

Vielleicht liegt das an seiner "sachlichen, von Weihrauch befreiten Sichtweise".
vanrolf
Inventar
#42 erstellt: 08. Mrz 2007, 13:49
Hallo prometeo,

ich kann Deine Unzufriedenheit gut nachvollziehen. Diese Aufnahmen waren in den 90ern einer meiner ersten Bruckner-Käufe, in Form der damals aktuellen Gesamtausgabe, die man z.B. bei 2001 recht günstig bekommen konnte. Mir ging es da wie Dir, es kam einfach nichts bei mir an. Abgesehen davon, daß ich heute keinem Anfänger empfehlen würde, sich ausgerechnet zum Bruckner-Einstieg eine GA zu besorgen, hatte ich noch mit der schwammigen und dumpfen Klangqualität der damaligen Ausgabe zu kämpfen.

Von daher würde mich mal grundsätzlich interessieren, was diese remasterte Ausgabe mittlerweile klanglich so hermacht.

Mein Bruckner-Einstieg verlief letztendlich über andere Einzelaufnahmen und Werk-für-Werk. Als ich vor einiger Zeit dann doch nochmal in die Wand-Aufnahmen hereinhörte, war ich überrascht, daß mir die Interpretationen jetzt teilweise doch sehr zusagten, vor allem die No.5 (seinerzeit mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet) und die Nos. 8 + 9. Bei der No. 6 gebe ich Dir im ersten Satz Recht, den halte ich auch für runtergenudelt, der zweite ist viel besser.

Ich würde also zumindest den von mir genannten Aufnahmen noch eine Chance geben


Gruß Rolf
prometeo
Stammgast
#43 erstellt: 08. Mrz 2007, 13:54
Hey xoe

Ein Gleichgesinnter.



Nun, woran mag es liegen? Schwierig, für mich als Laien dies zu beantworten. Dass Wand einen unsakralen Bruckner bietet trifft wohl tatsächlich zu, aber das Gefühl von Langeweile pauschal auf den unsakralen Ton der Wand Einspielungen zurückzuführen greift zu kurz, denke ich.

Ich hab auch schon öfter darüber nachgedacht, aber keinen objektiv erkennbaren Grund festgestellt. Erst dachte ich, es ist das Tempo, er ist zu schnell, ehe ich feststellte dass Abbado und Herreweghe, welche zT wirklich gute Einspielungen geliefert haben, auch nicht langsamer sind.

Ich weiss es nicht. Wand spielt schön, und soweit ich das beurteilen kann korrekt, nur kommt da bei mir einfach nichts rüber. Keine Emotion, kein Feuer, bloss Langeweile. Es ist für mich ein grosses Stück Arbeit, mir einen kompletten Wand-Bruckner anzutun.

@ vanrolf

Die Klangqualität der RCA-Ausgabe an sich ist gar nicht so schlecht. Vielleicht ein wenig kühl, distanziert, aber dennoch nicht undifferenziert.

Deine Einschätzung, dass 5, 8 und 9 besser sind kann ich in gewissen Ausmass bestätigen. Aber ob ich nochmal Lust hab diese einzulegen? Mal sehen. Im übrigen finde ich es richtig, dass man als Anfänger von Gesamtaufnahmen absehen sollte.


[Beitrag von prometeo am 08. Mrz 2007, 15:26 bearbeitet]
op111
Moderator
#44 erstellt: 08. Mrz 2007, 20:35
Hallo zusammen,

vanrolf schrieb:
hatte ich noch mit der schwammigen und dumpfen Klangqualität der damaligen Ausgabe zu kämpfen.
das sehe ich genauso. Vor allem im Vergleich zum Klangeindruck einzelner (!) WDR-Live-Übertragungen enttäuscht die CD-Ausgabe herb.
Der WDR-Durchschnittssound-Mode jener Zeit (verfärbte Streicher. halliges unscharfes Klangbild) ist leider auf den CDs konserviert.


vanrolf schrieb:
Von daher würde mich mal grundsätzlich interessieren, was diese remasterte Ausgabe mittlerweile klanglich so hermacht.

Mich auch.

Trotz der Einschränkungen der Klangqualität und manchmal Orchesterpräzision kann ich mit Wands Aufnahmen besser leben als mit manchen in Rubatoorgien oder weihevoller Langeweile erstickten Interpretationen (Thielemann, Jochum, Barenboim DG). Das kann bei Furtwängler oder Celibidache zu faszinierenden Eindrücken führen, aber meist erscheint es mir so passend wie "Schokoladensauce über Spargel".


[Beitrag von op111 am 08. Mrz 2007, 21:43 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#45 erstellt: 08. Mrz 2007, 21:37
Hallo,
viele Aufnahmen hat Günter Wand ja mehrfach gemacht und er wurde ja zum Schluss immer besser, sieht 4,5,6,7, 8 und 9.
Ab Mitte der 90iger gestattete er der Musik ja auch ein Nachhören, sprich, er wurde langsamer, aber nicht im Sinne eines Fetischisten ala Celibidache, dessen Interpretationen der 6. und 8. bei mir als abschreckende Beispiele rumstehen, sondern vielleicht als ein Moment von Altersgelassenheit. Pingelig bliebt er ja weiterhin.
Und diese Aufnahmen sind einfach nur gut.
Gruß S.
prometeo
Stammgast
#46 erstellt: 08. Mrz 2007, 22:39
Darf ich den Thread missbrauchen und, wenn wir schon dabei sind, fragen wie ihr die Gesamteinspielung von Solti einschätzt?

Ich habe im Moment nur eine Solti CD, die 6. Mahler, aber die finde ich Spitze!

amazon.de


[Beitrag von prometeo am 08. Mrz 2007, 22:40 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#47 erstellt: 08. Mrz 2007, 23:14
Bevor unser geschätzte Teleton zuschlägt
Solti war ein sehr guter Dirigent, aber für Bruckner hatte er einen zu nervösen Stil.
Das war nicht sein Ding, aus einem Keim von Thema eine Sinfonie zu entwickeln. Mahler schon eher und bei Wagner auch, vor allem aber Strauss und Bartok. Bei Bruckner war er 2. Liga.
Probier, wenn dir die Empfehlungen nicht reichen, den dritten der großen drei der 70iger-80iger (Bernkarasolt), den guten Herbie. Der war eine Brucknerkapazität.
Gruß S.
prometeo
Stammgast
#48 erstellt: 09. Mrz 2007, 00:24
Karajan?

Bekommt überall gute Noten. Aber um mir einen Karajan ins Gestell zu stellen hab ich Hemmungen. Was mich natürlich als Banausen überführt. Aber wenn's der Sache dient.

Solti wird offenbar öfter angekreidet zu wenig Emphase aufzubringen. Aber braucht der Bruckner nicht ein wenig Zuckerguss?

Erstmal werd ich wohl die 6. von Nagano und die 9. von Gulini bestellen, dann sehen wir weiter.

Gruss, Matthias
JohnD
Stammgast
#49 erstellt: 09. Mrz 2007, 00:46
Ich darf hier eindringlichst noch mal auf die Harnoncourt-Aufnahmen hinweisen...
Langweilig sind die auf keinen Fall, da sie den nötigen Schwung aufbringen, den ich bei den oben bemängelten Jochum, Thielemann etc. vermisse.
Außerdem ist die Balance sehr schön dank den älteren Blechbläsern, die Harnoncourt dankenswerter Weise eingefordert hat. Also die Instrumente aus dem 19. Jahrhundert, nicht die Musiker ;-)

Eine sehr schmissige und unkomplizierte 6. hat Jesus Lopez Cobos bei Telarc aufgenommen. Gefällt mir von allen die ich gehört habe bisher am besten.


[Beitrag von JohnD am 09. Mrz 2007, 00:48 bearbeitet]
xoe
Ist häufiger hier
#50 erstellt: 09. Mrz 2007, 01:24

JohnD schrieb:
Ich darf hier eindringlichst noch mal auf die Harnoncourt-Aufnahmen hinweisen...
Langweilig sind die auf keinen Fall, da sie den nötigen Schwung aufbringen, den ich bei den oben bemängelten Jochum, Thielemann etc. vermisse.


den "nötigen" Schwung mögen die Harnoncourt-Aufnahmen aufbringen; aber die "Schwingungen" fehlen mir da irgendwie.
vanrolf
Inventar
#51 erstellt: 09. Mrz 2007, 03:54

Franz-J. schrieb:
Trotz der Einschränkungen der Klangqualität und manchmal Orchesterpräzision kann ich mit Wands Aufnahmen besser leben als mit manchen in Rubatoorgien oder weihevoller Langeweile erstickten Interpretationen (Thielemann, Jochum, Barenboim DG). Das kann bei Furtwängler oder Celibidache zu faszinierenden Eindrücken führen, aber meist erscheint es mir so passend wie "Schokoladensauce über Spargel".
:angel



Ja Franz, ich wünschte auch, es gäbe mehr Bruckner von Szell.



prometeo schrieb:

Aber braucht der Bruckner nicht ein wenig Zuckerguss?



Wenn ich mir Schuricht 5,8+9, Klemperer 4,5,6(!),7,8+9, Szell 3+8 oder Wand 5,8+9 anhöre: Nein, braucht er nicht. Jedenfalls nicht für mich.


Gruß Rolf
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