Strauss, Richard: Also sprach Zarathustra

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 25. Feb 2004, 06:46
Von Nietzsche inspiriert, jedoch nicht als musikalische Illustration von Nietzsches Werk gedacht, komponierte Richard Strauß das Stück 1896.Im selben Jahr wurde es auch unter seiner Stabführung in Frankfurt am Main zur Uraufführung gebracht.
Das Werk ist in acht Teile unterteilt:

Einleitung
Von den Hinterweltlern
Von der großen Sehnsucht
Von den Freuden und Leidenschaften
Das Grablied
Von der Wissenschaft
Der Genesende
Das Tanzlied
Nachtwandlerlied

Einem größeren Personenkreis wurde das Werk bekannt, (zumindest dessen erste 2 Minuten , als Stanley Kubrick das Einleitungs-Motiv in seinem Film 2001-Odysse im Weltall benutzte. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, daß in "Von der Wissenschaft" erstmals Zwölftonreihen benutzt werden, etwas, das sich in keinem späteren Werk von Strauss je wiederfindet.

Eine Zeitlang war der Klassikmarkt ja ziemlich überschwemmt mit Aufnahmen dieses Stückes, jetzt ist es eher wieder stiller geworden um dieses Werk.

Wer kennt das Werk, wer hat das Werk, welche Aufnahme bevorzugt Ihr, oder hat es euch eher nicht beeindruckt?

Gruß
Alfred
Cliowa
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 25. Feb 2004, 08:57
Natürlich kenne ich Also sprach Zarathustra. Mir gefällt Werk sehr gut. Berührt hat es mich also schon.
Ich habe nur eine Aufnahme davon, und zwar die alte DGG Originals mit Karajan und den Berliner Philharmonikern (glaube ich). Für Ergebnisse eines Vergleichs mit anderen Aufnahmen wäre ich sehr dankbar.
Grüsse...Cliowa
Peter
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 25. Feb 2004, 10:11
Hallo,

meine Aufnahme ist mit Solti und dem Chicago Symphony Orchestra.

Mein persönliches Highlight ist „von der Wissenschaft“; ob das am Zwölfton liegt, wie Alfred anmerkte (wusste ich übrigens nicht – Danke für den interessanten Hinweis!), kann ich nicht sagen. Es berührt mich einfach am meisten.
Der Einleitung kann ich leider nicht mehr all zu viel abgewinnen, obwohl sehr beeindruckend, da ich das Stück durch das regelrechte Bombardement durch Film und Werbung eigentlich nicht mehr hören kann. Schade.

Ähnlich ist es ja mit dem Bolero. An sich schon toll – aber unwahrscheinlich abgenudelt.

Grüße Peter
sound67
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 25. Feb 2004, 10:54
Das Stück selber finde ich nicht so besonders gelungen, v.a. zu lang für ein programatisches, einsätzig gespieltes Werk.

Die erste Einspielung, die ich gekauft habe, war eine preiswerte Wiederauflage der alten Phase-4 Aufnahme mit dem Royal Philharmonic unter Henry Lewis (kombiniert mit Till Eulenspiegels Lustigen Streichen und Don Juan), und noch immer ziehe ich diese Aufnahme vor, obwohl ich inzwischen auch 2, 3 *theoretisch* hochwertigere (aber auch langweiligere) gekauft habe. Die Lewis-Aufnahme ist ein bischen ruppig, und ich finde das sehr passend. Sein Till ist nebenbei für mich ebenfalls eine Referenz-Aufnahme.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 25. Feb 2004, 10:55 bearbeitet]
cr
Inventar
#5 erstellt: 25. Feb 2004, 11:02
Ich habs mit Previn/Telarc (+Tod und Verklärung), 1988
Ferner mit Ormandy (+Barber: Adagio + Sibelius: Der Schwan von Tuonela + Lemminkainens Rückkehr), EMI 1980 (?)

Die EMI-Aufnahme ist eine der ersten EMI-Digitalaufnahmen und völlig verpatzt. Die Bühne ändert sich mehrmals (Zusammenbruch der Räumlichkeit), der Rauschhintergrund schwankt, vermutlich wurde hier versucht, die Digitalaufnahme tw. mit dem Analogband zu retten.
embe
Stammgast
#6 erstellt: 25. Feb 2004, 11:51
Hallo,
meine guten Zarathustras:
Solti, CD u. LP Decca, aufregend in Klang und Interpretation, ein wenig brassig.
Reiner, CD RCA, für damals erstaunlicher Klang 1954!
Kempe, LP Quadro! CD EMI, eigentlich der Genaueste, und das Orchester ist himmlisch. Klanglich top.
Dorati, LP u. CD Decca, ein ruhiger aber kein lahmer Zarathustra, sehr guter Klang.
Steinberg LP DGG, toller Klang, ein wenig auftrumpfend, macht aber Spass.
Leider hab ich keine Böhm Aufnahme.
Karajan ist mir zu...schön?
Ozawa zu hektisch.
Da wär noch...
....
Nein ich bleibe bei meinen Favoriten oben.
Gruß
embe
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 29. Feb 2004, 06:58

Für Ergebnisse eines Vergleichs mit anderen Aufnahmen wäre ich sehr dankbar.


Durch den Kempe-Thread angeregt , habe ich mir
die Kempe Aufnahme (EMI Red-Line - noch kein Kopierschutz)
gekauft.
Ich muß sagen ich bin begeistert !!

Die Orgel am Anfang ist eine Spur weniger tief, und damit auch weniger bombastisch als bei Karajan (ich besitze die Digitale Version), aber ab dann hat Kempe eindeutig die Nase vorn. Man sollte es nicht glauben: Sowohl Aufnahmetechnik als auch Orchester sind bei Kempe besser.
Wenn hier hiemand schrieb,da Werk wäre zu lang und zu fad, dann hätte ich ihm nach Hören der Karajan-Einspielung beipflichten mögen. Bei Kempes Aufnahme kann ich das nicht.
Die Aufnahme bekommt Struktur und wird interessant.
Auch Stellen (Violinsolo) die bei Karajan betörend schön kommen, die Glanzpunkte also, werden von der Kempe-Einspielung ebenbürtig dargeboten, bei merkbar besserer Aufnahmetechnik.
Ein Glücksfall

Gruß
Alfred
Joe_Brösel
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 29. Feb 2004, 13:12
Hi,
die ersten zwei Minuten finde ich gut, aber den Rest finde ich noch viel besser, den habe ich allerdings erst ein paar Jahre nach den ersten 2 Minuten gehört.
Ich habe die Aufnahmen von Antal Dorati, und die DVD-A mit der Kempe-Fassung, wobei mir die Kempe-Fassung von beiden besser gefällt.

Weiterhin hatte ich noch eine 2-LP-Fassung von Böhm, die mir noch besser gefallen hat, aber meine Schallplatten habe ich alle weggegeben und mir aber die Böhm-Aufnahme noch nicht als CD besorgt, was ich aber noch tun werde.
Mein Problem bei der klassischen Musik ist, daß ich beim ersten Mal, wo ich ein Stück höre, mich im Prinzip schon entscheide ob es mir gefällt oder nicht, bzw. ob ich bereit bin, es mir nochmal anzuhören oder nicht. Und wenn ich was oft genug gehört habe, dann wird es immer schwieriger, eine andere Aufnahme als besser anzusehen. Bei der Böhm-Aufnahme sind die ersten 2 Minuten ja in 2001 verwendet worden, und da habe ich mich so dran gewöhnt, daß alle anderen ersten 2 Minuten dagegen nicht so gut klingen, auch wenn sie technisch perfekter sind.
Worauf es mir bei Zarathustra ankommt: das muß so richtig fliessen. Das war bei Böhm am Besten.
BigBerlinBear
Stammgast
#9 erstellt: 07. Mrz 2004, 19:59
Dieses durch die Werbung und alle möglichen unsäglichen
abfallverarbeitenden Betriebe verwurstete und abgedroschene
Werk (damit meine ich keinesfalls NUR das Eingangsthema !)
gehört auf eine noch zu erstellende Liste der Kompositionen,
die man in den nächsten 100 Jahren möglichst garnicht hören
sollte. Wem diese "Wartezeit" zu lang ist, oder wer meine Meinung nicht teolen mag, dem empfehle ich die Aufnahme mit Boulez (seufz, WENN es denn schon sein muss)
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 10. Apr 2004, 17:37
Hallo,

all die Jahre habe ich nur eine, bzw 2 Fassungen des Werkes besessen und es bestenfalls alle 5 Jahre einmal gehört.

Ursprünglich Besitzer der Phase 4 Version, kaufte ich zu Beginn der Digital-Ära die DDD Karajan-Aufnahme, die mich aber nie richtig überzeugte.
Vor einigen Wochen hat mich der Kempe Thread indirekt zu einer neuen CD gebracht. Das Werk unter Kempe ist perfekt.

Böhms Zarathustra ist ja eigentlich nicht mehr im Katalog,
außer auf einer Kassette, die so ziemlich alle R.Strauß Orchesterwerke enthält, teilweise noch in mono..

Vor einigen Tagen jedoch habe ich zu meiner Überraschung in einem Kaufhaus eine CD der Serie "Eloquence -DGG" gefunden, wo des Werk, nebst Till eurenspiegel und Don juan drauf ist.

Bei dem Preis musste ich zugreifen. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1958 (Stereo)
Sie ist packender als jene von Karajan IMO, reicht aber keineswegs an Kempes perfekte Deutung heran. Die "Spektakulären Stellen gelingen Böhm besser als die intimen, dies allles aber nur in Bezug auf die Kempe Aufnahme. Absolut gesehen ist die Aufnahme ein Schnäppchen.
Mit Kopfhörer lassen sich leider ein unüberhörbares Rauschen und Tonpegelschwankungen (Dop-out ? Übersteuerung ?) orten.
Alles in allem aber, trotzdem eine besitzenswerte Einspielung zu Superpreis..

Gruß aus Wien
Alfred
Markus_Berzborn
Gesperrt
#11 erstellt: 11. Apr 2004, 17:12

aber ab dann hat Kempe eindeutig die Nase vorn. Man sollte es nicht glauben: Sowohl Aufnahmetechnik als auch Orchester sind bei Kempe besser.


Sehe ich auch so. Nur: Warum wundert Dich das? Kempe ist doch auch mit anderen Strauss-Stücken hervorragend, "Don Quixote" zum Beispiel!
Ansonsten habe ich noch die beiden Reiner Fassungen von 1954 und 1962. Klanglich ziehe ich die alte vor, interpretatorisch schwanke ich ein bisschen, neige aber auch eher zu der 54er Aufnahme.
Mehta liefert wie so oft mit seinen 7oer Jahre-Decca-Produktionen einen klanglichen Hammer ab, kann mich aber nicht völlig überzeugen.

Gruß,
Markus
Heinrich
Inventar
#12 erstellt: 11. Apr 2004, 17:30
Da kann's wohl keine zwei Meinungen geben - beste Interpretation von "Also sprach Zarathustra":

Deodato - "Prelude"

Gruss aus Wien,

Heinrich
mefisto
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 10. Jun 2004, 07:33
Hier Guido's Zarathustra-Aufnahmen:RICHARD STRAUSS mit dem Orchester des Reichssenders Berlin (live 1939) und KARAJAN mit den Berlinern (live 1987).
walter_f.
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 10. Jun 2004, 10:00

Kempe ist doch auch mit anderen Strauss-Stücken hervorragend, "Don Quixote" zum Beispiel!


...und der Alpensinfonie.

Grüsse
Walter
Kings.Singer
Inventar
#15 erstellt: 03. Mrz 2009, 21:58
Aus dem "Was hört ihr gerade jetzt?" Thread:


Kings.Singer schrieb:

[...]

Bei Sawallisch sind Strauß' Werke in äußerst guten Händen. Das Philadelphia Orchestra schafft selbst in Amerika ein bisschen Straußschen Flair zu erzeugen (scheint den Amerikanern wohl generell zu liegen - vgl. Fritz Reiner mit dem CSO).




Mellus schrieb:
Hallo Alex,

interessant finde ich das Cover der Strauss-Sawallisch-CD. Es sprang mir ins Auge, da ich am Wochenende gerade die Darwin-Ausstellung in der Schirn besucht habe. Und das Bild ist offensichtlich evolutionär beeinflusst. In der Ausstellung war es aber nicht zu sehen. Weißt Du, um was für eine Abbildung es sich handelt? Und vor allem, wie sich die trotzdem vorhandene, schöpfungsmythische Dimension erklärt (Die Scheidung von Tag und Nacht, die Kreatur wird vom göttlichen Licht zum Leben erweckt, ...)?




Kings.Singer schrieb:
Zur Abbildung: Das Booklet finde ich allgemein nicht besonders gut. So ist es nicht verwunderlich, dass ich zum Cover nicht viel mehr als den Eintrag "Design - SampsonTyrrell" gefunden habe. Nach kurzer Recherche ergab sich, dass Sampson Tyrrell eine in London ansässige Design und Marketing Firma war, die inzwischen aber aufgekauft ist. Ich nehme aufgrund dieser ganzen Informationen an, dass das Bild eine Kreation aus mehreren (zwei?) darstellt. Deswegen dürftest du auch nicht fündig geworden sein.

Zur Deutung kann ich bisher nur ein paar Fragmente beitragen:
- In der Illustration kann man, wie du bereits gesagt hast, eine Gegenüberstellung von Evolutionstheorie und Schöpfungstheorie erkennen. Also die in der Religionsgeschichte immer schon währende Frage nach dem Verhältnis und der Grenze von Glaube und Wissen.
- Nietzsche selbst prägte den Satz "Gott ist tot", was wiederum eine Voraussetzung für seine Theorie ist, dass der Mensch nun (da Gott nicht mehr existiert) selbst zum Übermenschen werden kann. Auf die Graphik bezogen, kann der Mensch also nun auch auf die rechte Seite des Bildes - zum Licht hin - wandern.
- Der Übermensch ist gefangen im Kreislauf der "ewigen Wiederkunft des Gleichen", die bei Nietzsche letztendlich in den Nihilismus führt. Diese Wiederkungt des Gleichen meine ich auch in der Musik Strauß' zu erkennen und zwar zunächst ganz banal in der immer wiederkehrenden C-Dur-Kadenz (c'-g'-c'').




Mellus schrieb:
Hallo Alex,

hab' vielen Dank für Deine Informationen und Gedanken! Die Nietzsche-Spur, die Du ausgelegt hast, sollte man mal weiter verfolgen. An der rechten Seite sehe ich allerdings Nacht, Sternenhimmel, und nicht Licht. Das würde trotzdem gut zum Zarathustra passen, zum Nachtlied und zum Wanderer und sein Schatten.




Nun, eigentlich musste ich nur eins und eins zusammenzählen. Strauß ließ sich durch Nietzsches Buch "Also sprach Zarathustra" inspirieren und war folglich auch seiner Philosophie, resp. Theologie, nicht abgeneigt. Gott selbst taucht ja auch im musikalischen Zarathustra auf, z.B. im zweiten Teil "Von den Hinterweltlern", die an einen (natürlich unvollkommenen) Gott glauben.
Generell wären damit Darwin, Nietzsche und Strauß schonmal als Religionskritiker unter einen Hut gebracht. Dabei bedarf es aber natürlich noch differenzierterer Betrachtungen.

Viele Grüße,
Alex.
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