Respighi: Sinfonische Dichtungen

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teleton
Inventar
#1 erstellt: 13. Jun 2005, 08:38
Hallo Respighi-Freunde,

Da ich durch die Sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt und Richard Strauss vorgeprägt war, bin ich irgendwann automatisch auch auf die Sinfonischen Werke von Ottorino Respighi gestoßen, den ich von Anfang an sehr schätze und dessen Musiksprache voll meinen Musikgeschmack trifft.

Ottorino Respighi ( 1979 – 1936 ) ist im positiven Sinne stark von Richard Strauss beeinflußt und hatte die Fähigkeit Orchesterwerke genau so farbig und interessant zu gestalten wie sein Vorbild. Dabei ließ Respighi interessante und gekonnte Ausflüge in Richtung Impressionissmus (Brasilianische Impressionen und Trittico Botticelliano) mit in seine Werke einfließen.
Eine Affinität zu Kirchentonarten findet sich innerhalb seiner Werke des öfteren wieder und verleiht den Werken einen eigenen Charakter. Das Klavierkonzert "In modo misolidio" steht ganz in dieser Kirchentonart, die von den uns bekannten in ihrer Tonfolgengesetzmäßigkeit ganz vom gewohnten abweicht, aber deshalb nicht schräg klingt !

Seine bekannteste Werkereihe ist die römische Triologie, die aus drei Sinfonischen Dichtungen besteht:
Römische Brunnen
Römische Pinien
Römische Feste

In je 4Sätzen werden hier verschiedene römische Eindrücke, deren Athmosphäre und geschichtliche Hintergründe in jedem Satz musikalisch ausgebreitet.
In den Römischen Brunnen sind es 4 verschiedene Springbrunnen und deren Umgebung.
In den Römischen Pinien 4 Plätze in Rom. Hier findet sich gem.Partitur sogar eine Grammophon, das Vogelstimmen (die auf den Pinien sitzen) abspielt – bei heutigen Aufnahmen bedient man sich natürlich eines modernen Tonliferanten, für die Vogelstimmen).
In den Römischen Festen werden 4 verschiedene rauschende Feste und deren Riten vertont; daß es eine Freude ist diese tolle Fest-Musik zu hören. Im vierten Satz werden zu beginn Fest-Rhythmen ausgebreitet, die an Rock-Musik erinnern – die Konzertbesucher müssen damals von ihren Sitzen gefallen sein – ich bin heute nur einfach begeistert – thats my Music !

Meine Aufnahmen mit Reiner / Chicago SO (RCA-LP); Ormandy / Philadelphia Orchester (CBS-LP) und Metha / Los Angeles SO (Decca-LP) werden klangtechnisch von den CD-Aufnahmen Dutoid / Montrel SO (Decca DDD) und Muti / Philadelphia Orchestra (EMI DDD) und Lopez –Cobos / Cincinatti SO (Telarc DDD nur Römische Feste) noch übertroffen.
Ja, die Werke haben mich so begeistert, das sich bei mir im laufe der Jahre diese Besten oben genannten Aufnahmen angesammelt haben – alle sind interpreatorisch auf höchestem Niveau, einzig die Klangqualität ist durch die jeweilige Aufnahmezeit unterschiedlich.


Die Dutoid-Decca-CD war früher als Einzel-CD mit den drei Dichtungen im CD- Programm. Die alte Reiner -Aufnahme hatte ich damals auf LP für 10DM gekauft - die JVC-Audiophile-CD kostet 34,99EURO.

Eine ähnliche in vier Sätzen gestaltete Sinfonische Dichtung mit Orgel sind
Die Kirchenfenster (Vetrate di Chiesa)-Sinfonische Impressionen.
Hier werden aus 4römischen Kirchen die Geschichten und geschichtl.Hintergründe von 4Kirchenfenstern erzählt und in Musik gebannt ( ... ).
Meine sehr gute LP-Aufnahme mit Ormandy / Philadelphia Orchestra (CBS-LP USA-Import) habe ich leider nicht auf CD bekommen.
Eine sehr gute Alternative auf CD habe ich in dieser Version mit Jeffrey Simon / London Philhamonic auf Chandos mit den Brasilianischen Impressionen gekoppelt, aber auch die TOP-Telarc-CD mit Lopez –Cobos / Cincinatti SO (hier sind die Römischen Feste am besten geraten) .


Die Chandos-CD liegt nach wie vor im Hochpreis-Level, aber sie ist es wert. Es war bei der Telarc-CD bei jpc nur die Rückseite abgebildet.

Gli Ucelli (Die Vögel) ist eine weitere Sinfonische Suite, die etwas ruhiger gestaltet ist.
Auch hier hat Ormandy / Philadelphia Orchestra die Nase vorn (CBS-LP); auf CD ist aber auch klanglich die Teldec – CD mit Hugh Wolf mit der Kopplung Brasilianische Impressionen; Tritioco Botteliano; Antike Tänze (Suiten Nr. 1 & 3) ein CD-Fest.
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Ottorino Resipighi hat auch die Sinfonia Dramatica; Brasilianische Impressionen;Trittico Botticelliano; mehrere sehr interessante Klavierkonzerte; Klavierkonzert a-moll; Toccata f. Klavier & Orch.;Fantasia slava f. Klavier & Orch.; Klavierkonzert "In modo misolidio"; Concerto a cinque für Klavier, Oboe, Trompete, Violine, Kontrabaß & Streicher; ein Violinkonzert; La Boutique fantasque-Ballett nach Rossini; die Antiken Tänze – Suiten Nr.1-3 sind ein äußerst interessanter Ausflug in die Welt des Barok (ins 20.Jahrhundert übertragen)
– das sind alles Werke die einen eigenen Thread wert sind.

Was haltet Ihr von Respighi und welche Aufnahmen werden bevorzugt ?
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 14. Jun 2005, 07:45
Hi!

Ich mag besonders diese CD hier:



Auch die Klavierfassung ist in der Scherbakov-Einspielung auf Naxos sehr gelungen:



Was die römische Trilogie angeht: ich denke, man ist bei dieser Musik mit Fritz Reiner (auch klanglich!) sehr gut bedient.

Auch Maazel hat meiner Meinung nach sehr gute Aufnahmen für die Decca hingelegt. Diese sind teils auf dem schon von Dir genannten Sampler enthalten.

Nur eine Vermutung: vielleicht ist diese CD hier musikalisch und klanfglich ein echter Reißer:



Die Interpretation von Rachmaninoffs Toteninsel unter Batiz wurde ja schon vielfach in den höchsten Tönen gelobt.

Hoffe ich konnte helfen!

Viele Grüße,

Frank

P.S.: Irgendwie kommt mir noch der Name Stokowski in den Sinn. Kann aber leider keine Einspielungen finden
op111
Moderator
#3 erstellt: 14. Jun 2005, 14:02
Hallo teleton

teleton schrieb:
Meine Aufnahmen
Ormandy / Philadelphia Orchester (CBS-LP)

Meine sehr gute LP-Aufnahme mit Ormandy / Philadelphia Orchestra (CBS-LP USA-Import) habe ich leider nicht auf CD bekommen.


ich schon, die war u.a. auch in der "Essential Classics"-Serie / Sony Classical

amazon.de

ebenso die Ormandy-Aufnahme der
Boutique fantasque P120
gekoppelt mit Tschaikowskys Dornröschen-Suite.

Trotz mono und historischem Klang immer noch anhörbar und überraschend dramatisch (der Marsch in "Pinien"!)
NBC Symphony Orchestra,
Arturo Toscanini
RCA/BMG/Sony
amazon.de

Gruß
Franz
Kratopluk
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 05. Sep 2005, 12:07
Hallo liebe Musikfreunde,

ich besitze zwei Einspielungen der "Römischen Trilogie" Respighis.
Und beide könnten unterschiedlicher nicht sein.

Da wäre zum Ersten:



Pittsburgh Symphony Orchestra
Lorin Maazel


Eine Einspielung die ich überhaupt nicht mag.
Flach im Klang (hat was mp3-mäßiges an sich) und spannungsarm, wenn nicht gar langweilig, interpretiert.

Eine echte Enttäuschung!


-----------------------------------------------------------


Ganz anders dagegen folgende Aufnahmen:

amazon.de

Philadelphia Orchestra
Eugene Ormandy


Analoge Stereo-Aufnahmen aus den Jahren 1959 bis 1961 welche mich, trotz des unvermeidlichen leichten Rauschens, voll überzeugen können!
Spannend und mit wundervoller Dynamik interpretiert gehört diese CD zu meinen absoluten "top ten" welche immer in nächster Nähe zum CD Player stehen.
Ich schließe die Augen und bin schon im alten Rom ...

Ein echtes "Tonbild"!

(Neulich sah ich die CD übrigens hier in Berlin im Abverkauf bei Wohlthat's Buchhandlung in der Wühlkiste für 1,99 Euro (!)
Meine Empfehlung: ZUGREIFEN!!!)

Gruß!

Lasse
Ifukube
Stammgast
#5 erstellt: 06. Sep 2005, 06:39
teleton schrieb:

Ottorino Resipighi hat auch [...] ein Violinkonzert [...]


Ich korrigiere: Drei Violinkonzerte

Gruß,
Ifukube
teleton
Inventar
#6 erstellt: 06. Sep 2005, 07:34
Hallo Kratopluk,

man sollte annehmen, wenn man die von Dir gekaufte neuere SONY-CD in DDD in den Händen hält, das da mit Maazel eine spannende Interpretation enthalten ist.
Aber da nützt die beste Klangquaulkität anscheinend nichts !?!
Maazel ist sehr uneinheitlich und jetzt im Alter irgendwie abgeklärt - wenn ich nur an seine glänzenden R.Stauß-Interpretationen insbesondere Macbeth(DG); Don Juan(Decca) oder Prokofieffs Romeo und Julia(Decca)denke, das waren Sternstunden.

Aber die Sinfonischen Dichtungen mit Ormandy, die von Dir und Franz-J favorisiert werden, was ich voll nachvollziehen kann (hatte ich ja auf LP), sind wirklich Klasse.
Trotz meiner TOP-Decca-Dutoid-Aufnahme, müßte ich mir die SONY-Essential-CD mit Ormandy eingendlich noch irgendwo für ein paar Euro besorgen können (NP=5,-€) - und das werde ich noch !

Die von Hüb genannte Batiz-NAXOS-Aufnahme (kenne ich noch nicht) müßte ebenfalls erste Sahne sein, denn alles mit Batiz hat energiegeladene Klasse !
teleton
Inventar
#7 erstellt: 28. Mrz 2006, 12:22
Hallo Respighi-Freunde,

auf eine weitere wichtige CD mit zwei bahnbrechenden Werken von Respighi möchte ich hinweisen:

Bekis, The Queen of Sheba - Sinfonische Suite, Metharmorphosen - Variationen für Orchester
Philharmonia Orchestra London / G.Simon
Chandos

Eine Superaufnahme der Belkis, Queen of Sheba -Suite und auch das Werk Metharmorphosen, das in Aufbau und Qualität mit Elgars-Enigma-Variationen Ähnlichkeit hat, war eine äußerst positive Überraschung für mich. Gefrey Simon und das Philharmonia Orchestra London liefern "Klassik vom Feinsten".
Es handelt sich ja auf dieser CD um die "World-Premere-Recordings" beider Werke.
G.Simon hatte ich schon sehr positiv bei der Sinf.Dichtung Die Kirchenfenster (weiter oben im Thread) erwähnt - ein Respighi-Fachmann !

Es gibt doch immer mal wieder was neues bei Komponisten zu entdecken, von denen man seit Jahren alles zu kennen glaubt.

Wer kennt die CD ? Es ist die einizige Aufnahme beider Werke. Die CD ist weniger für Feingeister (und Softies) - in Belkis ist u.a.ein Satz der Kriegstanz in dem ein unsagbar fetziger percussiver Einsatz zum tragen kommt - einfach Klasse !
Dirk1963
Schaut ab und zu mal vorbei
#8 erstellt: 11. Apr 2006, 13:32
Hier hab ich mich mal auf Empfehlungen anderer verlassen und
folgende Aufnahme geholt:



Live, spannend, eindringlich, niemals kitschig. Sehr schön.


[Beitrag von Dirk1963 am 11. Apr 2006, 13:33 bearbeitet]
Miles
Inventar
#9 erstellt: 12. Apr 2006, 10:56

teleton schrieb:
Meine Aufnahmen mit Reiner / Chicago SO (RCA-LP); Ormandy / Philadelphia Orchester (CBS-LP) und Metha / Los Angeles SO (Decca-LP) werden klangtechnisch von den CD-Aufnahmen Dutoid / Montrel SO (Decca DDD) und Muti / Philadelphia Orchestra (EMI DDD) und Lopez –Cobos / Cincinatti SO (Telarc DDD nur Römische Feste) noch übertroffen.

Die alte Reiner -Aufnahme hatte ich damals auf LP für 10DM gekauft - die JVC-Audiophile-CD kostet 34,99EURO.


Die Reiner-Aufnahme gibt es jetzt auch als Midprice-SACD. Zusammen mit Debussys "La Mer". Allerdings fehlen bei Reiners Einspielung die "Feste Romane":



http://www.sa-cd.net/showtitle/3557

Die EMI-Aufnahmen mit Muti (Trilogie) und Marriner (Antiche Danze ed Arie-Suiten Nr. 1-3) gibt es jetzt auf einer spottbilligen Brilliant Classics Doppel-CD:

http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/5563683

http://www.classicstodayfrance.com/review.asp?ReviewNum=1480
teleton
Inventar
#10 erstellt: 16. Sep 2008, 10:14
Hallo Respighi-Freunde,

ich muß leider feststellen, das der Komponist Ottorino Respighi hier im Forum nicht die ganz große Resonanz hatte, wie man an diesem Threadverlauf erkennt.

Da ich seit ein paar Tagen eine weitere Aufnahme der Römischen Triologie mit Enrique Batiz besitze, möchte ich Euch diese positive Überraschung nicht vorenthalten:


Römische Feste
Römische Brunnen
Römische Pinien

Royal PO / E.Batiz
NAXOS, 1991, DDD

An anderer Stelle hatte ein Orchestermusiker eines mitteldeutschen Orchesters (der auch hier im HiFi-Forum Mitglied ist) geschrieben, dass er diese Aufnahme der Feste Romane mal gehört hat und das er in Erinnerung hat, dass der Schluß unsauber gespielt (insbesondere im Schlagwerk)ist und er die Aufnahme deshalb erstmal nicht kaufte. Es wäre eigendlich seitens Naxos eine Neuaufnahme dieses Takes erforderlich gewesen, aber aus Kostengründen bei Naxos nicht erfolgt.
Ich habe seit dieses Berichtes im letztem Jahr immer mal Ausschau gehalten, ob ich die Batiz-Aufnahme bekommen kann. Durch Übernahme einer CD-Sammlung habe ich sie jetzt und kann endlich diese Frage beantworten, die mich auch brennend interessiert hatte.
Denn das Batiz dieser "Stoff" liegen würde war mir nach den zahlreichen Glanzaufnahmen, die ich von ihm habe, klar.

Ich habe alle drei Tondichtungen mit meinen Aufnahmen
**** Lopez Cobos (TELARC)-nur Feste;
*** Muti (EMI/Brillant);
*** Dutoit (Decca);
* Swetlanow (Scibendum);
**** Reiner (RCA-LP) - nur Pinien und Fontänen
verglichen.

Batiz schneidet da genial gut und äußerst brillant ab. Er baut die Sätzte dramaturgisch auf, braucht dazu bei einigen Sätzen ((Catakomben (Pienen); Jubilee (Feste) u.a)) längere Spielzeiten um dann eine wuchtige Entladung zu inzenieren. Darin Swetlanow nicht unähnlich, der auch genial interpretiert, aber hier im Vergleich mit total ungleicher Tontechnik ( die bei Swety nicht berauschend ist und mit unsauberen Blechbläsern versehen ist, sodaß diese CD zur Nervensache wird).
Die Batiz - Aufnahme ist sehr Durchsichtig und das Royal PO scheint durch Batiz bis an die Grenzen der Belastbarkeit geführt, was die Aufnahme trotzdem sehr spannend macht.

Nun zur Frage mit dem Schluß der Feste im La Befana:
*Ja, der Schluß ist äufs äußerste überdreht, klingt wahnsinnig und scheint tatsächlich auch im Schlagzeug unsauber, was dem Geschehen und dem absoluten Gänsehautfaktor aber keinen Abbruch tut. Eine Überarbeitung dieses "Take" war offenbar notwendig und wurde nicht vorgenommen. Im ganzen Gewühl geht dies aber unter, sodaß man dies bei dieser TOP-Interpretation verschmerzen kann.
Swetlanows Live-Aufnahmen aus Russland dind da ungleich schlimmer, denn hier liegt so macher Blechbläser total daneben.

Das Cincinatti SO klingt bei meiner Favoritenaufnahme von den Festen unter Cobos (TELARC), souveräner und präziser, auch und gerade im Schlagzeug.
Allerdings klingt die NAXOS-Batiz-CD, wie ich heute feststellte sogar noch einen Tick brillanter.

Fazit:
**** Die Batiz-CD muß man als Respighi-Fan unbedingt haben und der scheinbare unsaubere Schluß bei den Festen ist überhaupt kein Grund die CD nicht zu kaufen (das sind 4Sterne) - für schlappe 5,99Euro ein MUSS.

Übrigens - die Pinien habe ich noch nie so eindrucksvoll und an den vorhandenen Stellen so Energiegeladen gehört wie auf dieser CD.
Batiz ist mein neuer Favorit für die Pinien.
arnaoutchot
Moderator
#11 erstellt: 16. Sep 2008, 11:36
Ich will noch auf zwei relativ neue SACDs mit Ashkenazy hinweisen, die klanglich hervorragend sind (echte DSD-Mehrkanal-Aufnahmen). Zum einen die römische Trilogie:



zum anderen die Kirchenfenster und zwei Ouverturen:



Ashkenazy geht die Werke mit dem ihm eigenen Gefühl für große Farbigkeit an. Mir gefallen diese Aufnahmen gut.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 16. Sep 2008, 11:39 bearbeitet]
alidoro
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 16. Sep 2008, 13:38
Ciao,

der erklärte Lieblingskomponist des Duce war sicherlich kein großer Neuerer der Musikgeschichte und wurde lange als rückwärts gewandter Eklektiker gebrandmarkt. Liebhabern spätromantischer Klänge wird aber seine Instrumentationskunst (er war Schüler Rimsky-Korssakovs) und der enorme Klangfarbenreichtum seiner Musik nicht verborgen bleiben, die dadurch durchaus einen hohen Genussfaktor mitbringt. Zeit für eine Neubewertung?

Die wichtigsten Orchesterwerke findet man in einer spottbilligen Brilliant-Box auf 2 CD - die dicken Brocken mit dem Philadelphia Orchestra unter Muti und die kleineren Werke mit der ASMF unter Mariner. Sicher gibt es eine Vielzahl sehr guter Einspielungen der Roma-Trilogie (wobei hier die besonders schöne von HvK noch gar nicht erwähnt wurde *kopfschüttel*). Die von Muti und Mariner gehören wohl mit zum Kreis der Besten. Meine Anregung: genau das Richtige, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und sich mal wieder mit Respighi auseinanderzusetzen. Leider ist das Concerto Gregoriano (imho viel interessanter als jenes in modo misolidico) nicht dabei. Dieses hat Lydia Mordkowitsch sehr schön auf Chandos eingespielt.

Wer dann Lust auf mehr hat und gern Raritäten sammelt, findet vielleicht Gefallen an dem Ballett "La Pentola Magica" - bei CPO in einer Aufnahme aus Palermo als SACD für 7,99!

Wer noch tiefer in die schwülstige Atmosphäre des dekadenten Italien im frühen 20. Jh. eindringen will, bestelle sich am Besten gleich "Lust" von Gabriele d'Annunzio mit. Dieses echte Genie konnte nur im plüschigen Salon seiner monströsen Villa am Gardasee dichten, wenn ein paar nackige Jungfrauen als Musen umherstolzierten, während er in Denkerpose auf dem Chaiselongue dahingestreckt war...
http://www.amazon.de...id=1221562980&sr=8-2

A dopo,

Alidoro
alidoro
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 19. Sep 2008, 09:45
Ciao,

angeregt durch diesen Thread habe ich heute die "Uccelli" und "Vetrate di Chiesa" bestellt mit Ormandy und dem Philadelphia Orchestra. Muß wohl eine Aufnahme aus den 70ern sein. Kennt die vielleicht jemand? Ormandys Roma-Reihe wurde hier ja schon sehr gelobt.

A dopo,

Alidoro
teleton
Inventar
#14 erstellt: 19. Sep 2008, 12:23
Hallo alidoro,

obwohl ich heute diese beiden Werke in neueren klanglich aktuellen TOP-Aufnahmen habe:
Die Vögel (Hugh Wolff auf Teldec) und Die Kirchenfenster (Simon auf Chandos)+(Cobos auf TELARC);
so hast Du mit Ormandy ebenfalls einen glänzenden Kauf getätigt.

Diese CBS-Aufnahmen mit Ormandy auf einer amerikanischen CBS-LP, die damals hierzulande nicht im Programm war, habe ich auch - es waren meine damaligen Erstaufnahmen auf LP.
teleton
Inventar
#15 erstellt: 19. Sep 2008, 12:27
Hallo Michael,

interessant das Ashkenazy jetzt versxhiedenesw auf EXTON aufnummt.
Die EXTON-SACD´s sind sehr teuer, aber würden mich aucg brennend interessieren.


Von den Tondichtungen feste Romane und Pini di Roma habe ich mir jetzt auf die Decca-Maazel-CD bestellt, weil diese so fabelhaft und ein Vorzeigeobjekt für Maazel sien soll.
Ich werde berichten.
arnaoutchot
Moderator
#16 erstellt: 19. Sep 2008, 14:41
Hallo teleton,

bisher hatte ich nur diese von Telarc hier, die ist klanglich allerdings auch beachtlich. Mit der Interpretation war ich stets zufrieden, gerade bei den dramatischeren Stücken wie den Pinien der Via Appia hört man förmlich das römische Heer aufmarschieren (Telarc-Breitwandsound !!!). Die kostet aktuell nur EUR 7,99 bei amazon.



Wir hatten die Diskussion schon im Mahler- und Sibelius-Thread: Auch bei Respighi gilt, daß die Werke in Mehrkanal nochmals deutlich besser zur Geltung kommen als in Stereo. Meines Wissens gibt es die Extons bei jpc für EUR 19,99. Das Geld ist gut angelegt.

Grüße Michael
teleton
Inventar
#17 erstellt: 24. Sep 2008, 10:11
Hallo Respighi-Freunde,

Lasse (Kratopluk) hatt im September 2005 über dei Maazel-Aufnahme mit dem Pittsburg SO (SONY) geschrieben, das diese gegenüber Ormandy sehr langweilig ist.
Ormandy hatte ich zuerst auf CBS-LP, der war jedenfalls genial gut.




Von den Tondichtungen Feste Romane und Pini di Roma habe ich mir jetzt auf die Decca-Maazel-CD von 1976 bestellt, weil diese so fabelhaft und ein Vorzeigeobjekt für Maazel sein soll.
Ich werde berichten.



Decca, 1976, ADD

Diese Decca-CD ist jetzt bei mir einbgetroffen und es ist wirklich eine fabelhafte Aufnahme von den Römischen Festen und Römischen Pinien, die vom Cleveland Orchester, noch durch Szell geprägt, mit großer Präzision und Energie zur Wiedergabe kommt. Mit dieser alleine könnte man auf immer zufrieden sein !
Es ist wirklich eine Vorzeigeaufnahme für Maazel (auch der Goldene Hahn von RK ist díe Beste je gehörte Aufnahme).

Meinen Favoriten, für die Pinien --- Enrique Batiz, kann sie aber trotzdem nicht vom Hocker stoßen, da Batiz einfach das Mehr an Emotionalität einbringt. Mögen die Cleveländer bei Maazel noch so schön und präzise sein, der Funke springt beim hochemotionalen Batiz doch noch eher über. Im Prizip auch bei den Römischen Festen mit Batiz, trotz der Mängel am Schluß.
Aber da gibt es noch die famose Lopez-Cobos-Aufnahme (TELARC), an der Maazel, trotz allem Lob, emotional auch nicht vorbei zieht und bei der eigendlich alles stimmt.
Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 18. Nov 2016, 12:52
Hallo zusammen,

jpc.de

Ottorino Respighi (1879-1936)
Pinien und Brunnen von Rom, Die Vögel

London Symphony Orchestra, Istvan Kertesz
Decca, ADD, 1969

Respighis Musik wird nicht selten mit einer gewissen Geringschätzung begegnet und ich muss zugeben, dass dieser Komponist auch bei mir nicht in vorderster Reihe steht. Die Werke sind zwar klangschön gearbeitet, vermitteln "Größe" und sind teilweise spektakulär anzuhören, es fehlt mir jedoch an der "Substanz" vieler klassisch-romantischer Werke. Respighi war sicher ein virtuoser Instrumentator und sein Umgang mit den Klangfarben des Orchesters ist von großer Meisterschaft.
Aus diesen Eigenschaften erwächst für mich der Eindruck einer robusten "Unkaputtbarkeit" der Kompositionen mit Blick auf unterschiedliche Interpretationen. Solange "nur" einigermaßen sauber musiziert wird, und in Sachen Aufnahmetechnik ein sehr guter Job gemacht wurde, erscheint mir eine Aufnahme der populären Respighi-Werke (Römische Trilogie, Vögel, Antike Tänze) als gelungen. All das ist in der vorliegenden Decca-Produktion unter dem viel zu früh verstorbenen Istvan Kertesz gegeben.

jpc.de

Ottorino Respighi (1879-1936)
Fontane di Roma
+ Pini di Roma; Feste romane

Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Gatti
Conifer, DDD, 96

Respighis Effektmusik, angesiedelt als abwechslungsreicher, lautmalerischer Mix zwischen Dur-Monumentalismus, jazzigen Anklängen und dissonanten Momenten, wird in dieser Conifer/RCA-Produktion klanglich/musikalisch bestens ausgeleuchtet. Die wechselnden Stimmungen der Musik werden sehr gut transportiert. Das ist hervorragend gespielt und aufgezeichnet. Besser kann man das nicht darbieten.
Die Accademia Nazionale di Santa Cecilia, gegründet 1908, war bereits an der Premiere sowohl der Feste, als auch der Brunnen beteiligt. Somit gibt es eigentlich kein authentischeres Aufführungsorchester. Das ist IMHO durchaus eine CD, zu der es keine Alternative braucht.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 18. Nov 2016, 12:56 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#19 erstellt: 18. Nov 2016, 19:45

Hüb' (Beitrag #18) schrieb:
Respighis Musik wird nicht selten mit einer gewissen Geringschätzung begegnet und ich muss zugeben, dass dieser Komponist auch bei mir nicht in vorderster Reihe steht. Die Werke sind zwar klangschön gearbeitet, vermitteln "Größe" und sind teilweise spektakulär anzuhören, es fehlt mir jedoch an der "Substanz" vieler klassisch-romantischer Werke. Respighi war sicher ein virtuoser Instrumentator und sein Umgang mit den Klangfarben des Orchesters ist von großer Meisterschaft.

Geht mir ähnlich. Wenn man von Kunstgewerbe in der Klassik reden kann, dann ist Respighi das erste Beispiel, das mir einfällt. Dabei beherrscht er die Mittel des musikalischen Impressionismus, soweit ich das beurteilen kann, souverän.

- Bei den Fontane di Roma habe ich den Eindruck von klingenden Ansichtskarten.

- Die Pini di Roma scheint immerhin die Mutter so manches Kino-Soundtracks zu sein. Als ich es mal in Anwesenheit eines Mitschülers abspielte, seines Zeichens eingefleischter Rap-Hörer, fragte er, ob das aus einem Disney-Fim sei. Besonders bemerkenswert ist vielleicht, dass der Satz über die Pinien auf dem Janiculum das erste Sample der Musikgeschichte enthält: Eine Grammophon-Aufnahme mit Nachtigall-Gesang.

- Wie ich mal in einem anderen Forum las, spiegelt Feste Romane die wechselvolle Geschichte des Christentums wider. Angefangen wird mit der Verfolgung, zu der gehörte, die Gläubigen im Zirkus den Löwen zum Fraß vorzuwerfen. Der letzte Satz, La Befana, schildert dann ein volkstümliches Straßenfest mit einem Chaos aus verschiedenen Musiken. Aber das wirkt teilweise nicht weniger unheimlich als der erste Satz.
Insofern finde ich diese sinfonische Dichtung auch nicht mehr so kunstgewerblich, sondern mitunter verstörend.

Ich habe nur die bereits von op111 erwähnte Einspielung von Arturo Toscanini, die ich mir aber von Zeit zu Zeit gerne anhöre. Eine weitere Aufnahme brauche ich nicht.


[Beitrag von Klassikkonsument am 18. Nov 2016, 19:49 bearbeitet]
wimpel69
Stammgast
#20 erstellt: 09. Jun 2017, 11:12

Klassikkonsument schrieb:

Geht mir ähnlich. Wenn man von Kunstgewerbe in der Klassik reden kann, dann ist Respighi das erste Beispiel, das mir einfällt. Dabei beherrscht er die Mittel des musikalischen Impressionismus, soweit ich das beurteilen kann, souverän.


Respighis Musik als Kunstgewerbe zu bezeichnen ist der reine Unsinn. Es fehlt an Substanz? Wo hat *irgendein* Orchesterwerk von Mozart Substanz? Es ist völliger Blödsinn, Respighis brillante Tonmalerei (und hier kommt auch wieder die oft zu hörende, gleichwohl ebenso blödsinnige Abwertung sog. "Programmusik" zum Tragen) leistet genau das, was sie soll. Und was den Orchestersatz angeht ist seine Musik ohne Beispiel.


[Beitrag von wimpel69 am 09. Jun 2017, 11:13 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#21 erstellt: 10. Jun 2017, 14:51
Hallo!


......Wenn man von Kunstgewerbe in der Klassik reden kann, dann ist Respighi das erste Beispiel, das mir einfällt...............


Bei mir wäre das erste Beispiel das mir einfallt J.S. Bach und direkt danach käme Händel.

Sicher einiges von Respighi kloingt heute plakativ.

Das trifft aber sicher weder für das Concerto Gregoriano, für seine Kammermusik wie für etliche seiner anderen Werke nicht zu.

Wer allerdings nur die Pinien, die Feste und die Brunnen kennt kennt eigentlich gar nichts von Respighi.

MFG Günther
arnaoutchot
Moderator
#22 erstellt: 10. Jun 2017, 19:40
Angeregt durch diese Diskussion habe ich mir mal meine Respighi-CDs hergeholt. Sicherlich ja, Schwerpunkt auch bei mir die Sinfonischen Dichtungen. Bin ehrlich gesagt selbst verwundert, dass es so viele sind. Die "Schlager" Pinien und Brunnen habe ich 5 bzw. 6x, aber jede hat ein anderes Zusatzprogramm, so dass ich keine aussortieren konnte. Die Sinfonia Drammatica habe ich auf Anregung hier im Forum gekauft, fand ich aber etwas langatmig, wenn ich mich recht erinnere. Interessant sind auf jeden Fall die Klavierkonzerte in a-moll und Modo Misolidico und die Ancient Dances (obere Reihe Mitte). Bei letzerer wird eigentlich Respighis Orchestrationskunst noch augenfälliger als bei den bekannten Werken.

Und ja, die Brunnen und Pinien sind "klingende Ansichtskarten" und Vorläufer von Filmmusik. Das gleiche könnte ich aber von Holst und Mahler sagen, ohne die Qualität ihres Werks zu schmälern. Ich höre das immer mal ganz gerne.

IMG_4440
Hörbert
Inventar
#23 erstellt: 11. Jun 2017, 06:18
Hallo!

Außer mir schein hier wohl niemand Respighis Opern zu kennen.

Das für mich eindrucksvollste Werk ist im übrigen "La Fiamma" , hier läuft Respighis Musik zu ihrer vollen Ausdrucksstärke auf, leider gibt es wohl gerade keines seiner entsprechenden Werke auf DVD oder BR.

Respighis Musik nach den drei bekannten Sinfonischen Dichtungen zu beurteilen erscheint mir hingegen ungefähr so sinnvoll wie z.B. Wagners Werk nach seiner einzigen Sinfonie oder nach seinem "Siegfried-Idyll" zu beurteilen oder Schönbergs Werk nach der "Verklärten Nacht" respektive Ravels Schaffen nach dem "Bolero".

MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#24 erstellt: 11. Jun 2017, 12:43
Da die Sinfonischen Dichtungen mit großem Abstand die bekanntesten und meistgespielten Werke Respighis sind, ist das keineswegs so, wie Wagner nach der Sinfonie, die er als Teenager schrieb zu beurteilen, sondern ungefähr so, wie Beethoven oder Brahms nach ihren Sinfonien zu beurteilen. Also vielleicht ein bißchen einseitig (ein großer Anteil von Brahms' Schaffen sind Lieder und Chorwerke, von denen viele eher unbekannt sind), aber alles andere als unfair oder grob verzerrend.
Maastricht
Inventar
#25 erstellt: 11. Jun 2017, 15:12

Hörbert (Beitrag #23) schrieb:
Hallo!
Außer mir schein hier wohl niemand Respighis Opern zu kennen.
Das für mich eindrucksvollste Werk ist im übrigen "La Fiamma" , hier läuft Respighis Musik zu ihrer vollen Ausdrucksstärke auf, leider gibt es wohl gerade keines seiner entsprechenden Werke auf DVD oder BR.


Ich dachte ein Anstoss um mal in eine Oper von Resphighi rein zu hören. Meine Database von DVD/BR, die ich habe, zeigt aber keinen Titel an von Respighi; gibt's denn so was?
Und tatsächlich keine Scheibe [DVD/BR] auf Internet gefunden.
Klassikkonsument
Inventar
#26 erstellt: 12. Jun 2017, 20:13

wimpel69 (Beitrag #20) schrieb:
Respighis Musik als Kunstgewerbe zu bezeichnen ist der reine Unsinn. Es fehlt an Substanz? Wo hat *irgendein* Orchesterwerk von Mozart Substanz?


Warum machst du es nicht wie Günther und machst die Abwertung des Begriffs "Kunstgewerbe" einfach nicht mit? Wenn alles, auch Bach, Händel und Mozart, eh "Kunstgewerbe" ist, dann kann das ja wohl nix Schlechtes sein. Dann ist allerdings jede Musik gleich gut, nur anders. Und eine Bewertung ist bloß subjektiver Geschmack. Damit ignoriert man dann allerdings auch, dass die Komponist_innen selber nicht mit jedem Werk den gleichen Anspruch hatten.


Es ist völliger Blödsinn, Respighis brillante Tonmalerei (und hier kommt auch wieder die oft zu hörende, gleichwohl ebenso blödsinnige Abwertung sog. "Programmusik" zum Tragen) leistet genau das, was sie soll.


Brilliante Tonmalerei habe ich den Werken doch gar nicht abgesprochen. Ich höre sie ja auch immer mal ganz gerne. Aber auch im Bereich der Programmmusik gibt es doch einiges, in dem mehr passiert.


Und was den Orchestersatz angeht ist seine Musik ohne Beispiel.


Das ist genau die Frage. Ist es nicht vielmehr so, dass Respighi (virtuos, keine Frage) die zu der Zeit nicht mehr ganz so unerhörte impressionistische Tonsprache nutzt für seine plakativen Klangbilder?


[Beitrag von Klassikkonsument am 12. Jun 2017, 20:14 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#27 erstellt: 12. Jun 2017, 20:25

Hörbert (Beitrag #21) schrieb:

......Wenn man von Kunstgewerbe in der Klassik reden kann, dann ist Respighi das erste Beispiel, das mir einfällt...............


Bei mir wäre das erste Beispiel das mir einfallt J.S. Bach und direkt danach käme Händel.


Dieser Relativismus hilft nicht weiter. Er ist zwar so schön leicht und scheint heute common sense zu sein. Aber es ist nicht alles gleich gut. Zumal man dann schon konkreter von einzelnen Werken sprechen sollte.
Es wäre auch gemogelt, anzuführen, dass auch klassische Kompositionen Waren sind. Denn das betrifft nur ihre ökonomische Form, aber nicht den Inhalt.


Sicher einiges von Respighi kloingt heute plakativ.

Das trifft aber sicher weder für das Concerto Gregoriano, für seine Kammermusik wie für etliche seiner anderen Werke nicht zu.

Wer allerdings nur die Pinien, die Feste und die Brunnen kennt kennt eigentlich gar nichts von Respighi.


Ich kenne die genannten Werke nicht, von Respighi praktisch nur noch die Antiche danze ed arie (m.E. ebenfalls Kunstgewerbe). Ich meinte mit Respighi also im Wesentlichen schon die in diesem Thread angesprochenen Werke und nicht den Komponisten in Gänze.

edit: Gli Uccelli (Die Vögel) habe ich auch einige Male gehört. Das würde ich spontan unter "gehobene Unterhaltung" (aber genausogut kann man Rock'n'Roll hören, wenn man keinen Stock im Arsch hat) verbuchen.
Aber sicher, die Opern Belfagor & La fiamma möchte ich durchaus irgendwann nochmal hören.


[Beitrag von Klassikkonsument am 13. Jun 2017, 00:02 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#28 erstellt: 12. Jun 2017, 20:54

arnaoutchot (Beitrag #22) schrieb:
Und ja, die Brunnen und Pinien sind "klingende Ansichtskarten" und Vorläufer von Filmmusik. Das gleiche könnte ich aber von Holst und Mahler sagen, ohne die Qualität ihres Werks zu schmälern. Ich höre das immer mal ganz gerne.


Die Pinien sind m.E. das klangliche Pendant zu einem monumentalen Technicolor-Schinken Immerhin einige Zeit bevor es diese überhaupt gab. Wahrscheinlich sind sie schon in einiger Hinsicht originell oder auch innovativ.

Bei der problematischen Vokabel "Kunstgewerbe" denke ich übrigens an Tapetenmuster oder eben Ansichtskarten. Im Bereich der Bildenden Kunst würde man doch nie im Leben auf die Idee kommen, eine Jugendstil-Tapete mit einem Klimt-Gemälde in einen Topf zu werfen. Warum soll sich das bei Musik anders verhalten?

Aber die Brunnen sind ja vier recht kurze Stücke, jedes ein Eindruck. Eher eine Photographie als ein Film.

Holst kenne ich praktisch nur vom Hörensagen (sollte ich mal ändern). Aber Mahler scheint mir ein völlig anderer Fall zu sein. Was man auch immer von seinen Werken halten mag (ich halte sie schon für mit das Größte), so hat man doch hier z.B. dauernd musiksemantische Bezüge (etwa die Verwendung verschiedener Musik-Genres), mit denen neuartige Aussagen gemacht werden sollen. Man kann diskutieren, ob das gelungen ist, ob Mahler seine eigenen Ansprüche einlösen kann usw. Aber das sind einfach ganz andere Gebilde.

Respighis Tondichtungen kommen mir dagegen viel bildhafter, klangmalerischer vor (was noch gar nichts über die Qualität sagt). Wenn man diese Musik mit Werken anderer Komponisten vergleicht, würden mir als erstes Ravel oder Debussy einfallen. Aber die scheinen mir schon besser zu sein.
Kreisler_jun.
Inventar
#29 erstellt: 12. Jun 2017, 21:42
Ich glaube man sollte hier zwischen Kunst in einem funktionalen Kontext und "Kunstgewerbe" unterscheiden. Eine Bach-Kantate ist Kunst in einem funktionalen Kontext, nämlich einem Gottesdienst, insofern nicht "autonom" und man mag das deswegen auch Kunsthandwerk nennen.
(Man sollte dabei aber bedenken, dass zum einen sich Religion und Kunst in der Einladung zur Kontemplation ähneln und zum anderen, dass im Mittelalter oder auch noch zur Zeit Bachs "ad maiorem dei gloriam" eben nicht irgendein externer Zweck von Kunst ist, sondern im Grunde der übergeordnete Zweck von allem überhaupt. Insofern ist das im Kontext einfach was anderes als z.B. heutige Filmmusik, jedenfalls vom Selbstverständnis her.)
Hörbert
Inventar
#30 erstellt: 13. Jun 2017, 19:56
Hallo!

M.E. sind die Hauptmerkmale kunstgewerblicher Werke die "schablonierte" Anfertigung (Baukastenprinzip) die beliebige Austauschbarkeit einzelner Sätze und die -sehr enge-, Kontexbezogenheit des Werkes (z.B. die im Barock so beliebten "Tafelmusiken")

Das zu Zeiten Bachs und Händels der gesamte Kunstbegriff ein anderer war als z.B. zur Zeit der Romantik (und selbstredend auch heute ein wiederum anderer ist) bleibt natürlich unbestritten.

Weder eine ausgeprägte Schablonisierung noch eine beliebige Austauschbarkeit kann ich bei Respighis Werk feststellen, auch eine enge Kontexbezogenheit über den Rahmen der üblichen Programmusik hinaus nicht,insofern sehe ich hier kein Kunsthandwerk sondern orginäre Schöpfungen im Rahmen seiner Zeit die mit diversen Werken von z.B. Richard Strauss oder anderen Komponisten dieser Zeit vergleichbar sind.

Ob man diese Musik nun mag oder nicht sehe ich hier nicht als Kriterium an ob oder ob nicht ein Werk oder eine Reihe von Werken dem Kusthandwerk zuzurechnen ist.

MFG Günther
Klassikkonsument
Inventar
#31 erstellt: 13. Jun 2017, 20:29

Kreisler_jun. (Beitrag #29) schrieb:
Ich glaube man sollte hier zwischen Kunst in einem funktionalen Kontext und "Kunstgewerbe" unterscheiden. Eine Bach-Kantate ist Kunst in einem funktionalen Kontext, nämlich einem Gottesdienst, insofern nicht "autonom" und man mag das deswegen auch Kunsthandwerk nennen.


Bach kannte womöglich auch noch gar nicht den Kunst-Begriff zu dem "Kunstgewerbe" ein Gegenbegriff wäre. Kunst war wohl wesentlich Handwerk und nicht so sehr individueller Ausdruck.


Man sollte dabei aber bedenken, dass zum einen sich Religion und Kunst in der Einladung zur Kontemplation ähneln und zum anderen, dass im Mittelalter oder auch noch zur Zeit Bachs "ad maiorem dei gloriam" eben nicht irgendein externer Zweck von Kunst ist, sondern im Grunde der übergeordnete Zweck von allem überhaupt. Insofern ist das im Kontext einfach was anderes als z.B. heutige Filmmusik, jedenfalls vom Selbstverständnis her.


Es gibt wohl z.T. auch das Konzept, dass die Kunst an die Stelle der Religion getreten sei. Aber das war sicher nach Bach. Jedenfalls wurden seine Werke erst im Nachhinein in einen kunstbegriff eingemeindet, den er nicht kannte.
Klassikkonsument
Inventar
#32 erstellt: 13. Jun 2017, 21:13

Hörbert (Beitrag #30) schrieb:
Ob man diese Musik nun mag oder nicht sehe ich hier nicht als Kriterium an ob oder ob nicht ein Werk oder eine Reihe von Werken dem Kusthandwerk zuzurechnen ist.


Hat hier schon jemand gesagt, dass er Respighi nicht mag? Ich mag die sinfonischen Dichtungen jedenfalls schon. Aber das schließt ja nicht aus, dass es Besseres gibt.


M.E. sind die Hauptmerkmale kunstgewerblicher Werke die "schablonierte" Anfertigung (Baukastenprinzip) die beliebige Austauschbarkeit einzelner Sätze und die -sehr enge-, Kontexbezogenheit des Werkes (z.B. die im Barock so beliebten "Tafelmusiken")


Neben "schabloniert" würde ich auch noch "klischeemäßig" als Adjektiv für möglich halten. Und meinem Eindruck nach ist Respighis Römische Trilogie nicht frei davon.


insofern sehe ich hier kein Kunsthandwerk sondern orginäre Schöpfungen im Rahmen seiner Zeit die mit diversen Werken von z.B. Richard Strauss oder anderen Komponisten dieser Zeit vergleichbar sind.


Programmatische Musik schön und gut, aber bei Strauss' Alpensinfonie oder Debussys La Mer kommt es mir so vor, als ob die Musik irgendwie über das aufgerufene Sujet hinausgeht. Ich vermisse auch so etwas wie Entwicklung.
op111
Moderator
#33 erstellt: 14. Jun 2017, 11:32
Hallo zusammen,


Hörbert (Beitrag #23) schrieb:
Außer mir schein hier wohl niemand Respighis Opern zu kennen.
...Das für mich eindrucksvollste Werk ist im übrigen "La Fiamma" , hier läuft Respighis Musik zu ihrer vollen Ausdrucksstärke auf, leider gibt es wohl gerade keines seiner entsprechenden Werke auf DVD oder BR...

Auch ich habe weder eine Aufführung einer Oper Respighis erlebt noch habe ich einen Tonträger, die Belfagor-Ouverüre mal ausgenommen.
Ein kurzes OT dazu sei mir erlaubt:
Werkverzeichnis lt.
Wikipedia schrieb:

Rè Enzo (dt. König Enzo; 1905). Komische Oper in 3 Akten. Libretto: Alberto Donini. UA 12. März 1905 Bologna (Teatro del Corso)
Al mulino (1908). Fragment, unaufgeführt
Semirâma. Poema tragico (1910). 3 Akte. Libretto: Alessandro Ceré. UA 1910 Bologna (Teatro comunale)
Marie Victoire (1912–1914). Oper in 4 Akten (5 Bildern). Libretto: Edmond Guiraud (1912–1914; nach seinem gleichnamigen Schauspiel [UA 1911 Paris]). UA 27. Januar 2004 Rom (Teatro dell'Opera); DEA 9. April 2009 Berlin (Deutsche Oper)
La bella addormentata nel bosco (La bella dormente nel bosco). Fiaba musicale (dt. Dornröschen; 1916–1921). 3 Akte. Libretto: Gian Bistolfi, nach Perrault. UA 1922 Rom (Teatro Odescalchi)
Belfagor. Commedia lirica (1921–1922). Prolog, 2 Akte und Epilog. Libretto: Claudio Guastalla, nach Ercole Luigi Morselli. UA 1923 Mailand (Teatro alla Scala)
La campana sommersa (dt. Die versunkene Glocke; 1925–1926). Oper in 4 Akten. Libretto: Claudio Guastalla, nach Gerhart Hauptmann. UA (in deutscher Textfassung von Werner Wolff) 18. November 1927 Hamburg (Staatsoper). Italienische Erstaufführung: April 1929 Rom (Teatro dell'Opera)
Maria egiziaca (dt. Die ägyptische Maria; 1931–1932). Mysterium in 1 Akt (3 Episoden). Libretto: Claudio Guastalla. UA 1932 New York und Venedig
La fiamma. Melodramma (dt. Die Flamme; 1933). 3 Akte (4 Bilder). Libretto: Claudio Guastalla, nach Hans Wiers-Jenssen. UA Rom 1934 (Teatro dell'Opera)
Lucrezia. Istoria (1935/1936). 1 Akt (3 Szenen). Libretto: Claudio Guastalla. Fragment, ergänzt von Elsa Respighi. UA 1937 Mailand (Teatro alla Scala)

Auf Tonträgern habe ich 3 der 10 gefunden:
Marie Victoire
Takesha Meshe Kizart, Markus Brück, Simon Pauly, Stephen Bronk, German Villar, Jörn Schümann,
Chor der Deutschen Oper Berlin,
Orchester der Deutschen Oper Berlin,
Michail Jurowski
CPO, DDD, 2009
jpc.de

La Fiamma
Anna Moffo, Giacinto Prandelli, Carlo Tagliabue, Lucia Danieli, Mara Coleva, Orchestra Sinfonica di Milano della RAI, Francesco Molinari Pradelli
OPD, ADD/m, 1955
jpc.de

Lucrezia
Jori, Byrne, Anthony, Jäggi, Hanak, Ruch,
Junge Philharmonie der A. M.O. R.,
Gracis
Bon, ADD/LA, 1981
jpc.de


[Beitrag von op111 am 14. Jun 2017, 11:33 bearbeitet]
wimpel69
Stammgast
#34 erstellt: 17. Jun 2017, 12:08

Hörbert (Beitrag #21) schrieb:
Das trifft aber sicher weder für das Concerto Gregoriano, für seine Kammermusik wie für etliche seiner anderen Werke nicht zu.


Plakativ sind die Tondichtungen von Richard Strauss noch viel mehr (z.B. Till), aber da habe ich noch nie den Vorwurf des "Kunstgewerbes" gehört ...

Diese ist meiner Meinung nach die beste Einspielung:



[Beitrag von wimpel69 am 17. Jun 2017, 12:29 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#35 erstellt: 19. Jun 2017, 18:53

wimpel69 (Beitrag #34) schrieb:
Plakativ sind die Tondichtungen von Richard Strauss noch viel mehr (z.B. Till), aber da habe ich noch nie den Vorwurf des "Kunstgewerbes" gehört ...


Ach, na ja, bei Adorno kann man wohl schon so etwas in der Richtung finden. Der führt dann gerne Strauss' Selbstlob an, dass er auch in der Lage sei, eine Speisekarte zu vertonen.


[Beitrag von Klassikkonsument am 19. Jun 2017, 18:55 bearbeitet]
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