Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 "Pathétique"

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maybeAllright
Neuling
#1 erstellt: 11. Aug 2010, 14:39
Was ist eurer Meinung nach die beste Version der 6 Synphonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski ?
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 11. Aug 2010, 14:42
Hi,

das Thema wird unter anderem hier bereits behandelt.
Ebenfalls lesens- und fortführenswert.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 11. Aug 2010, 14:43 bearbeitet]
maybeAllright
Neuling
#3 erstellt: 12. Aug 2010, 12:31
sorry - hab ich bei der suche wohl übersehn
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 12. Aug 2010, 12:47
Hallo Frank,

speziell zu dieser Sinfonie gibt es aber noch keinen Thread. Ich habe sogar 3 Aufnahmen ( Karajan und zweimal Markewitsch) und demnächst wird durch die Sonybox noch eine vierte Aufnahme dazukommen, die von Abaddo.

Nur muß ich sagen, habe ich mich mit zwei der drei Aufnahmen noch gar nicht beschäftigt. Dies liegt beim Karajan daran, daß ich von ihm eine entsetzliche Aufnahme der 5. kenne. Bei Markewitsch ist es so, daß ich die ältere Aufnahme, die auch in einer Box drin ist, wegen Mono nicht so interessant finde.

So habe denn immer die jüngere Stereoaufnahme mit dem Londoner Sinfonieorchester unter Markewitsch gehört - und die stellt mich völlig zufrieden, aber ich habe sie jetzt bei Amazon nicht mehr gesehen. Gerade vorgestern habe ich sie mal wieder gehört.

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#5 erstellt: 12. Aug 2010, 14:21
Eine meiner Lieblingssymphonien, der können wir schon noch einen Thread gönnen. Welche die "beste" ist, ist schwer zu beantworten. In welcher Hinsicht die "beste" ? Da kann man sich bei einer so emotionsbeladenen Musik nur annähern. Hier ein Versuch:

Der Klassiker und möglicherweise die authentischste: Yevgeni Mravinsky und die Leningrader (ich bevorzuge die Stereo-Aufnahme)
amazon.de

Die insgesamt langsamste und dadurch den Schmerz der Ecksätze am stärksten herausarbeitend: Sergiu Celibidache und die Münchner
amazon.de

Die mit dem mit Abstand langsamsten und in Lamento badenden Schlussatz (17 Minuten verglichen mit im Durchschnitt 10 Minuten): Leonard Bernstein mit den New Yorkern
amazon.de

Die klanglich beste (und auch interpretatorisch sehr gut): Daniel Gatti mit dem RPO (Mehrkanal-SACD).
amazon.de

Ich habe noch ein paar mehr (Masur, Gergiev (DVD-Audio), Markevitch/Berliner mono, von Dohnanyi), aber das sollte als erster Überblick genügen.

Grüße Michael

Edit: Falsches Bild repariert.


[Beitrag von arnaoutchot am 12. Aug 2010, 14:46 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#6 erstellt: 12. Aug 2010, 14:23
Um diesen Thread ein bißchen zu beleben, habe ich mir dann mal die Version von Karajan angehört. Als sie anfing dachte ich: "Boah ey bombig". Ich denke, das trifft auf die ganze Interpretation zu, das ist alles "Boah ey bombig".

Was dabei dann passiert, ist, daß dies eine äußerst effektvolle Version von der Pathetique ist, aber einer, bei der von der Noblesse, die ein Markewitsch diesem Werk geben konnte, gar nichts mehr übrig bleibt. Karajan muß jeden Effekt voll ausspielen und die Berliner Philharmoniker demonstrieren, wie sie sich die russische Seele vorstellen. Daß Karajan eine mögliche Trivialität nicht zurücknehmen kann, war mir schon bei seiner Interpretation von Bruckners 8. aufgefallen, aber hier ist es viel schlimmer. Tschaikovskis 6. aufbereitet zum Wunschkonzert für Tante Hildes 96. Geburtstag.

Wenn demnächst meine Sonybox eintrifft, werde ich mir mal den Abaddo vornehmen, ich denke der ist besser. Abaddo kenne ich mit der 2. und 4. von Tschaikovski und die sind ausgezeichnet.

Gruß Martin
op111
Moderator
#7 erstellt: 12. Aug 2010, 23:00

Martin2 schrieb:
werde ich mir mal den Abaddo vornehmen, ich denke der ist besser. Abaddo kenne ich mit der 2. und 4. von Tschaikovski und die sind ausgezeichnet.

Mir ist der bei der 6. zu "nüchtern", aber leider nicht so extrem wie Klemperer (ist wohl gerade nicht im Handel) und Toscanini.
Da ziehe ich Giulini vor
jpc.de

Am anderen Ende des Interpretationsspektrums behaupten sich m.E. Furtwängler, z.B.
amazon.de
und Mengelberg.
amazon.de

Aktuelle Aufnahmen wagen leider nicht mehr solche extremen Subjektivismen.


[Beitrag von op111 am 12. Aug 2010, 23:50 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 13. Aug 2010, 18:08

op111 schrieb:

Martin2 schrieb:
werde ich mir mal den Abaddo vornehmen, ich denke der ist besser. Abaddo kenne ich mit der 2. und 4. von Tschaikovski und die sind ausgezeichnet.

Mir ist der bei der 6. zu "nüchtern", aber leider nicht so extrem wie Klemperer (ist wohl gerade nicht im Handel) und Toscanini.
Da ziehe ich Giulini vor


Hallo Franz,

Du kennst mehr als ich, aber mir kommt dies bei dem Abbado als eine Kritik auf sehr hohem Niveau vor. Ich war nämlich vom Abbado beim heutigen Hören regelrecht begeistert. Mir gefallen die Baß Sonoritäten beim Abaddo, die klanglich schöne neuere Aufnahme. Und während Karajan diese Sinfonie vollkommen trivialisiert hatte, überzeugte mich diese Interpretation von Abbado fast mehr noch als der Markewitsch ein wirkliches Meisterwerk vor mir zu haben.

Ich finde diese Aufnahme wirklich wunderbar, die aufsteigenden Streicherlinien im 1. Satz werden nicht überbetont, der 2. Satz ist wunderbar und erst der 3.! Bei Karajan klingt der 3. Satz von Anfang an so, daß man glaubt daß "beim Popen Jahrmarkt ist", Abaddo ist aber subtil, gibt dem Affen keinesfalls Zucker, läßt Nebenstimmen zur Geltung kommen. Ganz zum Schluß gibt sicher auch der Abbado "dem Affen Zucker", aber da ist es auch angebracht. Bestenfalls im letzten Satz könnte ich mir vorstellen, daß es eine Interpretation gibt, die das Tragische mehr heraus arbeitet, trotzdem finde ich auch diesen Satz ungemein gelungen.

Gut, daß Giulini gut ist, glaube ich gerne. Ich habe halt seine Interpretation von Mahlers 9., die ist großartig. Aber auch Karajan läßt sich da hören, weil sich dieses Werk halt unmöglich trivialisieren läßt - Tschaikovskis 6. schon. Dieser objektivierende Zugang Giulinis wird mit Sicherheit auch dem Tschaikovski gut tun - würde die Aufnahme gerne mal hören -, aber der Abbado kann unmöglich schlecht sein, auch ihn empfinde ich nicht als "nüchtern", sondern als objektivierend.

Gruß Martin
op111
Moderator
#9 erstellt: 13. Aug 2010, 18:52

Martin2 schrieb:
mir kommt dies bei dem Abbado als eine Kritik auf sehr hohem Niveau vor.

Hallo Martin,
so ist es in der Tat.
Auf der "schmalzfreien" und weniger übertreibenden Linie gibt es noch einige weitere Aufnahmen, Solti hatte z.B. die 6. um 1975 auf dem Tourprogramm (es existiert m.W. auch ein Video aus Frankfurt) und hat sie auch im Studio eingespielt.


[Beitrag von op111 am 13. Aug 2010, 18:58 bearbeitet]
teleton
Inventar
#10 erstellt: 19. Aug 2010, 13:25
Hallo martin,

ich finde es schade, dass Du die Karajan-Aufnahmen der Sinfonien Nr.5 und 6 so schlecht machst.
Ich finde die dort eingebrachte Emotionalität genau auf den Punkt gebracht - so spannend will ich Tschaikowsky hören !

??? Aber welche Karajan-Aufnahme meinst du eigendlich ?
Karajan hat die Pathetique 3mal bei DG eingespielt:
1964, 1977, 1984 mit den WPO (diese letzte finde ich viel zu lasch).

Hier einige Anmerkungen zum 3.Satz über meine Aufnahmen:


Mein Favorit ist die Karajan 1964er DG-Aufnahme, die mich schon auf LP geprägt hatte.
Karajan DG 1977 ist mit Karajan mit seinen vollen dramatischen auf den Punkt treffenden Paukenstellen wirklich spitzenmäßig.
Die Aufnahme Karajan DG 1964 ist in dieser Beziehung fast gleich. Weil Karajan zu Beginn etwas zurückhaltender ist, um die Kontrastwirkung zu erhöhen haben wir mit 8:44 eine geringfügig längere Spielzeit. Die Pauken sind aber stellenweise noch weniger ins Orchester integriert. Einige Paukenstellen und die letzten vier Schlage, mit denen der Satz abschließt sind noch pointierter.

Absolut umwerfend ist dann Bernstein (SONY 1964), der gleich zu Beginn die Spannung schon höher aufläd als Karajan. Bei ihm sind alle Paukenstellen noch detailreicher durchhörbar um dann den Wahnsinnschluß abzufeuern - Zeit 8:51 für den 3.Satz.

Bei meinem Vergleichshören hat mich Bernstein (DG 80er) dann doch enttäuscht. Man möchte bei den zu langen 9:52 anschieben, es klingt zu monunental. Er steigert zwar toll die Spannung, aber auch die Pauken sind zwar da, aber doch zu sehr eingebettet und wirken wie große Trommeln.

*** Dagegen ist mir dann die straffste Aufnahme von allen mit Solti (Decca 1977) doch lieber, der ohne romantisches Geplänkel den Satz knallhart in 8:06 durchzieht.

Auch eindrucksvoll und hochspannungsgeladen ist Mrawinsky (DG 1960) mit seinen Leningradern in Wien. Die Pauken sind klanglich aber auch zu sehr ins Orchster integriert. Der Satz kommt aber straff in angemessenen 8:19.

Mit noch mehr Wahnsinn behaftet ist Mrawinsky (ERATO 10/1982). Zuhause in Leningrad ist die ADD-Tontechnik zwar kein bischen besser als 22Jahre zuvor in Wien, aber die vollen Pauken sind zum wegschmelzen.

Fazit:


**** Die emotionalste Aufnahme hat mit den New Yorker PH und Bernstein (SONY 1964) auch die besten und detaliertesten Pauken. Das ist mein Favorit.

Meine LP´s mit Swetlanow(eine ganz große Interpretation) und den hier bei Tschaikowsky sehr zurückhaltenden Roshdestwensky habe ich jetzt nicht berücksichtigt, da klanglich außer der Reihe.

Karajan (DG in Wien DDD) habe ich heute noch als CD-R in einer der GA-Boxen gefunden. Die hatte ich im Original verkauft, da diese Aufnahme mich insgesamt wegen ihrer zurückhaltenden, verklärten Art total enttäuscht hatte.
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 19. Aug 2010, 13:40

teleton schrieb:
Hallo martin,

ich finde es schade, dass Du die Karajan-Aufnahmen der Sinfonien Nr.5 und 6 so schlecht machst.
Ich finde die dort eingebrachte Emotionalität genau auf den Punkt gebracht - so spannend will ich Tschaikowsky hören !

??? Aber welche Karajan-Aufnahme meinst du eigendlich ?
Karajan hat die Pathetique 3mal bei DG eingespielt:
1964, 1977, 1984 mit den WPO (diese letzte finde ich viel zu lasch).



Hallo Wolfgang,

die Aufnahme, die ich habe, ist von 1977 ( ist in der großen Karajanbox drin). Die Geschmäcker sind halt verschieden. Du magst den Karajan spannend und emotional finden. Das mag sogar sein. Mir liegt aber Abbado und auch Markewitsch wesentlich mehr. Ich möchte einen geschmackvollen und eher zurückhaltenden Tschaikovski wesentlich lieber hören.

Mich erinnert das an das, was ich in einem Konzertführer las, nämlich daß Tschaikovski selbst seine 5. Sinfonie ziemlich verrissen hat. Es ist etwas unedles und triviales darin, so lautete Tschaikovskis Selbstkritik. Mit der 6. glaubte Tschaikovski dieses überwunden zu haben. Tschaikovskis 6. mit Karajan 1977 finde ich dann dieses Werk trivialisierend. Aber ich fürchte, wir werden uns hier nicht einig werden - müssen wir ja auch nicht.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#12 erstellt: 19. Aug 2010, 14:01

Tschaikovskis 6. mit Karajan 1977 finde ich dann dieses Werk trivialisierend.


Hallo Martin,

dann werden die ganzen als Referenz geltenden Aufnahmen der Pathetique mit Swetlanow, Mrawinsky, für mich auch Solti und Bernstein auch nichts für Dich sein, denn die sind teils so knallhart wie Karajan (DG, 1966 und 1977)...

aber Du hast Recht, jedem sein Geschmack, das ist voll uu akzeptieren.
Du weist ja, ich brauchs besonders bei Tschaikowsky zupackend !
Moritz_H.
Stammgast
#13 erstellt: 04. Nov 2010, 16:51
Hallo, heute vormittag im HR2:

Tschaikowsky: 6. Sinfonie h-Moll op. 74 "Pathétique"
(hr-Sinfonieorchester / Gustavo Dudamel)

Kennt jemand diese Aufnahme?
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