remastered restauriert ruiniert?

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op111
Moderator
#1 erstellt: 17. Nov 2006, 11:09
Hallo zusammen,
in dieser Rubrik bitte alle Hinweise auf unzulängliches Remastering posten und diskutieren.

Gruß


[Beitrag von op111 am 20. Nov 2006, 02:22 bearbeitet]
op111
Moderator
#2 erstellt: 17. Nov 2006, 11:19
Hallo zusammen,
um den Anfang zu machen zitiere ich mich selbst aus einem anderen Thread:

zur Supraphon Gold edition:

M_on_the_loose schrieb:
...Das ist leider sehr oft der Fall, wenn alte Aufnahmen "remastered" werden. Oft wird der Aufnahme da mit aggressiver Noise Reduction zu Leibe gerückt, welche auch die eigentliche Klangqualität beeinflusst. Oft werden die Aufnahmen auch neu equalisiert, um einen "brillianten" Klang zu erzeugen, der aber nun mal auf dem Originalmaster einfach nicht drauf ist. ...


Wobei das Equalizing ja nichts dazuerfindet, man kann auch fehlende Höhen rekonstuieren/regenerieren, häufig zu bemerken bei stark gefilterten Uralt-Schellack-Überspielungen.


M_on_the_loose schrieb:
Die Aufnahme mit Ancerl habe ich noch nicht gehört, aber ich habe mehrere CDs aus der "Ancerl Gold Edition" von Supraphon, und die sind im allgemeinen ziemlich gut und geschmackvoll überarbeitet...


ich habe einige CDs der Edition besessen und (wegen des für mich unzureichenden remasterings) wieder verkauft. Die Nr. 2 (Dvorak 9. u.a. Ancerl) habe ich noch.
Sie weist einige typische störende Merkmale "aggressiver Noise Reduction", wie von M_on_the_loose beschrieben, auf.
Das Cover verweist u.a. auf folgendes Equipment:
Digital Audio Effector SONY SDP-1000
Lexicon 480L Digital Effects System
CEDAR-restoration-system
Supraphon-PDF-Gold-Serie
Auffallend:
der für Aufnahmen aus der pre Dolby-Ära untypisch niedrige Ruherauschpegel
dumpfe und glanzlose Streicher / Blechbläser
der Streicherklang verändert sich lautstärkeabhängig, je leiser desto dumpfer.

Im direkten Vergleich zur alten Supraphon LP fällt auf, daß zwar das unangenehme Dröhnen der Kontrabässe und Pauken fehlt (da wurde der Bereich zw. 100-250 Hz per Equalizer zurückgenommen) leider aber auch der tiefe Bassbereich unter 100Hz sehr stark reduziert.

Insgesamt klingt die Gold-Ausgabe der 9. auffallend flau und dynamikarm, wie hinter einem Vorhang.

Eine der ersten CD-Ausgaben um 1988 wurde ganz simpel per Tiefpassfilter "entrauscht".

Gruß


[Beitrag von op111 am 20. Nov 2006, 02:22 bearbeitet]
op111
Moderator
#3 erstellt: 17. Nov 2006, 11:22
Aus dem Konrashin/D.Sch-Thread


M_on_the_loose schrieb:
Ich würde sagen "Edel Papp-Qualität". Die Box selber ist aus ziemlich dicker Pappe mit einem pergamentigen Überzug und eingeprägten Lettern. Obwohl die Innenseite der Box mattgold ist, geht's innendrin wesentlich nüchterner zu: ein Heftchen auf dickem Papier und auch mit einigen mattgüldenen Seiten, aber nur wenig Informationen, ein paar sehr kurzen, irrelevanten Artikeln auf englisch und koreanisch, keine Bilder, die CDs dann in billigen Papiertütchen.
Dafür hat die Kiste aber eine Magnetlasche, die man mit leisem Knall zuklappen lassen kann. Die einzige CD-Box mit Magnetlasche, die ich besitze. Toll!

Mit Melodiya-Boxen habe ich nicht viel Erfahrungen, da ich nur die Mahler Symphonien mit Kondrashin als Box habe. Die ist allerdings ziemlich edel und aufwendig, auch schön gestaltet.
Das ist mir aber nicht so wichtig, was zählt, ist was auf den CDs drauf ist.
Die neue Melodiya-Ausgabe sieht nach einer eher nüchternen Pappschachtel aus. Die Bilder, die ich bis jetzt gesehen have, zeigen sie als weiss mit roter Brille drauf, aber dieses auf ebay angebotene Exemplar zeigt sich dunkel gewandet, jedoch auch mit roter Brille:



Ich finde das ziemlich witzig, dass die die charakteristische Uhu-Brille als einziges Motiv verwenden. Aber trotzdem ist es mir doch egal, wie die Kiste aussieht.

Es ist sehr möglich, dass ich mir die Melodiya-Box zulege, aber wahrscheinlich nicht gleich. Erstmal sehen, wie sich das preislich entwickelt, und ob die auch bald hier den USA erhältlich ist.
Hauptgrund wäre für mich die enthaltene Aufnahme von "Stepan Rasin", die wirklich fantastisch ist, und noch nie auf CD raus war, abgesehen von einer sehr mangelhaften Überspielung von LP auf LYS. Und da ich mit der Aulos-Box nicht so restlos glücklich bin, weil die mit dem Klang ein bisschen zuviel rumgespielt haben, könnte es durchaus sein, dass ich mir die Melodiya-Box gönnen werde. Nicht weil ich mir davon ein irgendwie "noch tolleres" Remastering verspreche. Im Gegenteil. Melodiya überspielen in der Regel die Aufnahmen sorgfältig, aber ohne viel daran rumzumachen. Das haben die bei der Mahler-Box sehr schön gemacht.


Matricaria schrieb:

Wie im Melodiya-Thread (Vergleich der Klangqualität der neuen Streichquartette-Box mit der BMG-Version) von mir bereits erwähnt, macht Melodiya auf den CDs keine Angaben zum Transfer. Emails werden von denen auch nicht beantwortet.


Ich glaube, dass spielt auch keine so grosse Rolle. Wie ich bereits gesagt habe, ist die allgemeine Begeisterung über "Remasterings", die von der Schallplattenindustrie in den letzten Jahren ziemlich clever angekurbelt wurde, ein bisschen "des Kaisers neue Kleider". Was zählt, ist nicht ob es "DSD-Remastering" ist oder nicht, sondern wie sensibel die Leute die Technik einsetzen. Es gibt übrigens eigentlich kein "DSD-Remastering" als solches. DSD ist einfach ein hochauflösendes digitales Kodierverfahren, und viele professionelle digitale Maschinen heute verwenden das. Das ist auch sehr schön, aber nicht so, dass das irgendwie automatisch den Klang verbessert oder magisch "remastert".
Falls es Dich interssiert, ich habe gehört, die haben da in Moskau eine sehr nette Dame mittleren Alters, die die alten Bänder für Melodiya überspielt.



teleton schrieb:
Hallo Montheloose,
ich habe Deinen Beitrag im Schostakowitsch-Sinfonien - GA-Thread gelesen und bin schon sehr verwundert über Dein Urteil.

...

Einzig der ältesten Aufnahme aus dem Kondraschin-Zyklus, der Sinfonie Nr.4 (Aufn.1962) merkt man an, dass das Mutterband nicht ganz optimal war - aber trotzdem ist auch hier eine TOP-Übernahme auf CD gelungen.

Ich bin jedenfalls froh, dass ich diese TOP-Interpretationen von Kondraschin nun in frischem Klanggewandt habe.

Ich möchte alle warnen, erst mal das Ergebnis abzuwarten, welche Qualität das Remastering die in Kürze in Deutschland erhältliche Kondraschin-Melodia-Ausgabe hat.


Das ist eigentlich weniger ein "Urteil" als einfach eine Beschreibung, was man auf den CDs hört. Dass man nur in der 4.Symphonie Bandaussetzer und Verzerrungen hören kann, stimmt nicht. Ich habe noch nicht mal alle der Aufnahmen gehört, aber alle, die ich bis jetzt gehört habe, haben solche Probleme, stellenweise sogar sehr massiv.
Es stimmt alerdings, dass die älteren Aufnahmen (und nicht nur die 4., siehe meine Beispiele aus der 8.) davon weit mehr betroffen sind, aber es kommt auch bei den jüngeren vor.
Damit habe ich aber eigentlich auch überhaupt kein Problem. Das ist nunmal oft so bei älteren Aufnahmen, ganz besonders aus der UdSSR. Da ich russische Aufnahmen aus Sowjetzeiten sammle (besonders Mravinsky), bin ich sehr viel leid gewohnt.
Es kann auch durchaus sein, dass die Aulos-Ausgabe sorgfältiger vorbereitet wurde als so einige andere.
Mein Hauptkritikpunkt ist eher, dass bei diesen Überspielungen, vor allem den älteren, viel zu aggressiv mit Noise Reduction und anderen Massnahmen herumgemacht wurde. Das klingt zwar ziemlich "sauber", beeinträchtigt aber den Klang sehr negativ. Es hätte Dich schon mal aufhorchen lassen sollen, wie verdächtig gering der Rauschpegel bei den älteren Aufnahmen ist.
Aber - und ich meine dass wirklich nicht böse! - viele Leute lassen sich davon täuschen, genauso wie der höhere Frequenzbereich stellenweise sehr offensichtlich mit EQ "aufgepeppt" wurde, weil viele - et tu, Brute - das irgendwie "brilliant" und aufregend finden.

Naja, manche Leute finden auch die nachkolorierte Fassung von "Metropolis" besser..."in Farbe" ist ja schliesslich besser als olles schwarzweiss!

Auf jeden Fall bin ich auch froh, dass wir diese tollen Aufnahmen wieder auf CD haben, und ich kann auch anerkennen dass die Auloten sich viel Mühe damit gemacht haben.

Die Aufnahmen aber mit guten modernen Aufnahmen zu vergleichen, ist einfach total irreführend.

Das tut der musikalischen Bedeutung dieser wichtigen Klangdokumente auch nicht den geringsten Abbruch. Alte Aufnahmen sind wie alte Leute: sie sind nunmal alt. Man sie aber entweder in Würde altern lassen und ein bisschen pflegen und herrichten, oder man kann aggressive plastische Chirurgie und Facelifting betreiben, und dann sieht das ziemlich furchtbar aus. So ähnlich ist das leider stellenweise auch mit diesen Transfers.

Wie gesagt, lass Dich von dem ganzen "Remastering-Getöse" nicht so sehr täuschen. Das ist mehr PR als Realität, in den meisten Fällen.
op111
Moderator
#4 erstellt: 17. Nov 2006, 12:30
Klassische Zitronen

embe schrieb:
...
Mahler 4. Sym Reiner Chicago, neu remastert RCA BMG
24Bit/96kilopond was weiss ich, Klang: grauslich spitz und laufend so ein Schleifen und zwitschern wie bei Datenkomprimierung
Schade um die tolle Interpretation.
Das wars vorerst.
Gruß
embe
Matricaria
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 17. Nov 2006, 15:27
Natürlich ist ein neues Remastering oft nicht besser als der Ersttransfer. Das lässt sich allerdings wohl kaum verallgemeinern. Ich besitze viele Aufnahmen, in denen ein Remastering eine deutliche Verbesserung gebracht hat und kenne genauso viele, wo der Transfer ein Klangbild verschlechtert hat.
Das Mastering/Remastering an sich ist eine hohe Kunst und hängt sehr stark von den Fähigkeiten des Durchführenden ab.
Genau hier liegt das Problem der Kondrashin-Box. Wer sagt den eigentlich, dass der Typ, der den Ersttransfer vor ca. 30 Jahren gemacht hat, sehr kompetent oder gar gut war?
Es gab vor ca. 3 Jahren schon einmal einen neuen Transfer der Kondrashin-Aufnahmen für BMG Japan. Damals wurde gelobt, dass erstmals eine der Sinfonien (war es die 4te?) in Stereo zu hören war. Allein dies könnte ein Hinweis sein, das beim Ersttransfer nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Melodiya steht bei seinen Wiederveröffentlichungen durchaus unter Zeitdruck (was für ein riesen Katalog!). Falls das mit der "netten Dame" nicht ironisch gemeint war, besteht doch durchaus die Gefahr, dass hier lieblose "Massentransfers" gemacht werden.
Es kann doch gut sein, dass die beiden passionierten Koreaner sich für Aulos viel Zeit genommen haben und eine wunderbare "Restaurierung" erreicht haben. Vielleicht haben gerade sie eine sehr gute Vorstellung von dem von Euch bevorzugten "russischen Sound".
Was die Aulos-Box angeht, gibt es übrigens gar keine "Minderheitenmeinung". Alle Quellen sprechen von einer "deutlichen Verbesserung". Es konnte in diesem Forum keine einzige Quelle genannt werden, die das Gegenteil behauptet. Vehement genörgelt haben lediglich diejenigen, die den Aulos-Transfer gar nicht gehört haben.
Ich möchte daher alle, die hier etwas über den Transfer des Aulos-Sets gesagt haben, ermuntern, auch weiterhin ihre Erfahrungen mit neuen Transfers zu posten. Für diejenigen, die sich die Kondrashin-Box zum erstenmal kaufen, ist es sicherlich eine große Hilfe, ob sie zum gleichen Preis (99$ = 78 Euro) die Aulos oder die Melodiya-Kiste kaufen - selbst wenn sich der Klang nur leicht verbessert haben sollte.


[Beitrag von Matricaria am 17. Nov 2006, 15:41 bearbeitet]
Jazzy
Inventar
#6 erstellt: 18. Nov 2006, 21:34
Hi!
Mahlers 4. unter Reiner?Die SACD versöhnt und kam nur 14,99Euro.
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