Verdi, Guiseppe - Requiem

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vanrolf
Inventar
#1 erstellt: 16. Feb 2005, 03:59

Giuseppe Verdi (1813-1901)


Hallo zusammen,

ich möchte das vielgelobte Requiem von Guiseppe Verdi kennen lernen und suche nach entsprechenden CD-Empfehlungen. Vor etlichen Jahren habe ich ein- oder zweimal in eine LP-Aufnahme mir unbekannter Herkunft reingehört, aber eigentlich ist mir das Werk noch völlig unbekannt.

Im Forum habe ich natürlich schon gesucht, aber nur einen sehr kurzen thread speziell über die Fricsay-Monoaufnahmen gefunden, die zwar sehr gut sein sollen, bei denen aber die Tenorpartien wohl Mängel haben. Verschiedentlich wurde auch erwähnt, daß Giulinis Interpretation z.T. stärkere Schwächen aufweisen soll.

Ansonsten wird das Werk immer mal wieder erwähnt, einen "richtigen" thread darüber gibt es aber bisher wohl nicht, es sei denn, ich hätte ihn übersehen .

Wer kann helfen? Bevorzugen würde ich eine Aufnahme mindestens aus der Stereo-Ära oder jüngeren Datums.
Zusätzliche Informationen über das Werk und Eure Meinung darüber sind natürlich auch hochwillkommen.

Bin sehr gespannt,
Gruß Rolf
salisburgensis
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 16. Feb 2005, 11:23
Hallo vanrolf!

Meine Lieblingsaufnahme ist die hier:





Nicht schlecht ist aber auch der Toscanini:





Ich hab das Stück selber schon gesungen, unter Spering in der Kölner Philharmonie, kenne es daher recht gut. Es ist wirklich ein großartiges Stück. Erschütternd das Dies Irae, welches übrigens mehrmals wiederkommt. Anrührend der Schluß, wenn die Seele gen Himmel aufsteigt. Heiter die Sanctus-Fuge, wo man meint, da hüpfen zwei Mädchen über eine sommerliche Wiese. Auf jeden Fall eine entdeckung wert!

Thomas


[Beitrag von salisburgensis am 16. Feb 2005, 11:31 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#3 erstellt: 16. Feb 2005, 14:16
hallo,

meine empfehlung:

philharmonia orchestra unter riccardo muti

emi, ADD, aufn. 1979


als doppel-cd hat man zusätzlich ein requiem von cherubini mit drauf. ungeheure dynamische bandbreite !
außerdem: midprice.


gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 16. Feb 2005, 23:15 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#4 erstellt: 16. Feb 2005, 22:59
Bei aller Liebe zu Fricsay würde ich auch die Aufnahme mit Gardiner vorziehen - sehr expressiv. Und da das Werk von seiner Dynamik und üppigen Besetzung «lebt», würde ich zumindest eine Stereo-Aufnahme wählen. Außerdem ist der Monteverdi Choir wirklich hervorragend - was grundsätzlich wiederum für eine jüngere Aufnahme spricht, da die Chorkultur mittlerweile ein ganz anderes Niveau erreicht hat.

Alternativ zu Gardiner besitze ich eine Einspielung unter Colin Davis, die mir auch keine Schwächen aufzuweisen scheint:
amazon.de

Grüße

PS: Leider sind beide Einspielungen, soweit mir bekannt, nur hochpreisig verfügbar.
lydian
Stammgast
#5 erstellt: 17. Feb 2005, 01:04
N´Abend,

was die vokale Seite betrifft, dürfte nichts über die Giulini-Einspielung von etwa 1960 bei EMI gehen. Elisabeth Schwarzkopf, Christa Ludwig, Nicolai Gedda und Nicolai Ghiaurov sind die Solisten. Da auch Giulinis Dirigat schwerlich zu übertreffen ist, stellt diese Aufnahme m. E. eine der Sternstunden der Schallplattengeschichte dar.

Der Gardiner-Einspielung kann man entgegenhalten, dass mit ihr das berühmte Schmähwort von Hans von Bülow von der "Oper im Kirchengewande" bestärkt wird.

Gruß,
Steff
vanrolf
Inventar
#6 erstellt: 17. Feb 2005, 03:09
lydian schrieb:

Da auch Giulinis Dirigat schwerlich zu übertreffen ist, stellt diese Aufnahme m. E. eine der Sternstunden der Schallplattengeschichte dar.


hallo steff,
im thread über "gravierende Aufnahmefehler bei Klassik-CDs" finden sich Hinweise auf übersteuerte Chöre und hörbar unsaubere Bandmontagen.
Bis zu einem gewissen Grad habe ich - zumal bei älteren Aufnahmen - weniger Probleme damit, würde aber gerne wissen, wie stark genau das hier den Hörgenuss evtl. beeinträchtigt. Vielleicht kannst Du dazu noch was sagen? In diesen Tagen kommt die Aufnahme bei EMI wieder auf den Markt:



Gruß Rolf.
Hilda
Stammgast
#7 erstellt: 17. Feb 2005, 10:44
Hallo,

ich würde meine Stimme ebenfalls für Gardiner und den frühen Muti einwerfen! Gardiner hat sicherlich den besten Chor, Muti wohl das hitzigste Temperament und sehr gute Solisten, gepaart mit einer ordentlichen Aufnahmetechnik.


Der Gardiner-Einspielung kann man entgegenhalten, dass mit ihr das berühmte Schmähwort von Hans von Bülow von der "Oper im Kirchengewande" bestärkt wird.


Da bin ich nun absolut entgegensetzter Meinung Wenn eine Aufnahme wenig opernhaft ist, dann Gardiners! Woran machst Du das fest?

Bezüglich Giulini wird meine grundsätzliche Freude geschmälert durch die bereits erwähnten Übersteuerungen in den Tuttis (zumindest in meiner Aufnahme - der ersten von EMI auf CD). Aus dem Solistenquartett ragen für mich Gedda und Ludwig heraus. Schwarzkopf ist eben Schwarzkopf - kann man mögen, muss man aber nicht Ghiaurov mochte ich im Verdi-Requiem noch nie (auch bei Karajan nicht). Ich finde, der singt mit allen Unarten, die ein Opernbass haben kann Viele Noten werden von 'unten' angesungen und auch sein Timbre sagt mir nicht übermässig zu. Man müsste mal Pape hören...

Das beste Damen-Duo hat IMHO Karajans DG-Aufnahme mit Freni/Ludwig - allerdings hat Karajan auch Ghiaurov und den Wiener Singverein

Soltis Decca-Aufnahme mit den Wienern ist klanglich ausgezeichnet, leidet aber ebenfalls unter sehr gemischten Solistenleistungen. Pavarotti-Fans werden ihn mögen - ich mag ihn nicht. Sutherland empfinde ich als fehlbesetzt. Horne - naja... Talvela klingt für mich angenehm 'unitalienisch'

Gruss
Klaus
lydian
Stammgast
#8 erstellt: 17. Feb 2005, 11:21

vanrolf schrieb:

hallo steff,
im thread über "gravierende Aufnahmefehler bei Klassik-CDs" finden sich Hinweise auf übersteuerte Chöre und hörbar unsaubere Bandmontagen.
Bis zu einem gewissen Grad habe ich - zumal bei älteren Aufnahmen - weniger Probleme damit, würde aber gerne wissen, wie stark genau das hier den Hörgenuss evtl. beeinträchtigt. Vielleicht kannst Du dazu noch was sagen?


Hallo,

tja.....als Schwarzhörer habe ich mit solchen Dingen keine gravierenden Problemen. Man darf halt bei einer 45 Jahre alten EMI-Aufnahme keine Perfektion erwarten. Mit meiner englischen Pressung bin ich durchaus zufrieden, übersteuerte Chöre konnte ich keine entdecken; ok, die Bandmontage ist stellenweise schon bemerkbar. Man darf sie halt aufnahmetechnisch nicht mit einer ähnlich alten Decca vergleichen. Entscheidend ist die Erwartungshaltung mit der man die Aufnahme hört. Wenn ich mir Furtwängler oder Toscanini "reinziehe", stört mich die mangelhafte Technik auch nicht.

Gruß,
Steff
lydian
Stammgast
#9 erstellt: 17. Feb 2005, 11:33

Hilda schrieb:


Der Gardiner-Einspielung kann man entgegenhalten, dass mit ihr das berühmte Schmähwort von Hans von Bülow von der "Oper im Kirchengewande" bestärkt wird.


Da bin ich nun absolut entgegensetzter Meinung Wenn eine Aufnahme wenig opernhaft ist, dann Gardiners! Woran machst Du das fest?


Hallo Klaus,

eins vorweg: ich mag die Gardiner-Aufnahme sehr. Ich finde sie in einigen Passagen recht theatralisch, ja fast bombastisch, hauptsächlich im "Tuba mirum" und "Dies irae". Lass mich mal so sagen: Gardiners Verdi-Requiem ist nicht eigentlich opernhaft, aber theatralisch. Und Oper ist halt Theater.
Nochmal: nix gegen Theater, nix gegen Oper!

Gruß,
Steff
Hilda
Stammgast
#10 erstellt: 17. Feb 2005, 11:54
Hallo lydian,


eins vorweg: ich mag die Gardiner-Aufnahme sehr.


das eine muss ja das andere nicht ausschliessen


Ich finde sie in einigen Passagen recht theatralisch, ja fast bombastisch, hauptsächlich im "Tuba mirum" und "Dies irae". Lass mich mal so sagen: Gardiners Verdi-Requiem ist nicht eigentlich opernhaft, aber theatralisch.


zeige mir die Aufnahmen, die im Dies Irae und Tuba mirum nicht theatralisch sind

Ich denke der Vorwurf der Opernhaftigkeit gegenüber Verdi manifestierte sich doch eher an den Solo-Passagen, und da empfinde ich Gardiner als eher schlank, verglichen mit anderen.

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#11 erstellt: 17. Feb 2005, 12:43
Hallo zusammen,

Theatralik beim Verdi-Requiem ist m.E. nicht fehl am Platz sondern eine Qualität des Werks, ich möchte das Requiem jedenfalls nicht anämisch gesäuselt hören.

Meine Empfehlungen:
Toscanini, NBC, RCA 1951
als Kontrast:
Giulini, Berlin, DG 1989 (die Solisten überzeugen mich allerdings nicht, die Aufnahmetechnik ist auch typisch DG, da fehlt es nicht nur an Tiefbaß)
vielleicht auch
Abbado Scala, DG, 1980
wenn auch dessen Solisten z.T. (Verrett, Domingo) zu wünschen übrig lassen, wogegen Katja Ricciarelli brilliert.

Soltis RCA-Aufnahme s.u. nimmt so etwas wie eine Gegenposition zu Mutis Aufnahme ein: hervorragend: Orchester und Chor, sehr gute Aufnahmetechnik, kein sentimentales Verschleppen aber ein höchst defizitäres Solistenquartett (an Gedda, Siepi, Ricciarelli, Ludwig darf man da gar nicht denken).
Klaus hat (weiter oben) schon einige Hinweise zu Solisten im Requiem gegeben.

Gruß
Franz
---
Classics Today über Soltis Aufnahme
Hurwitz hat bei den Sängern wohl nicht so richtig hingehört, (Leontyne Price z.B. singt ja wie mit 2 unterschiedlichen Stimmen)
Leontyne Price (soprano); Janet Baker (mezzo-soprano); Veriano Luchetti (tenor); José Van Dam (bass)
Chicago Symphony Orchestra & Chorus
RCA- 82876 62318 2(CD):
http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=8423

---
und eine Kritik zur Erstveröffentlichung der Muti-LPs
-

Giuseppe Verdi: Requiem
Renata Scotto, Sopran; Agnes Baltsa, Alt; Veriano Luchetti, Tenor; Jewgenij Nesterenko, Baß; Ambrosian Chorus; Philharmonia Orchestra, Dirigent Riccardo Muti
EMI Electrola 1C 165-03 653/54 (2 LP)
Interpretation: 6
Repertoirewert: 5
Aufnahme-, Klangqualität: 6

Seit der Londoner Einspielung Glulinis aus den frühen sechziger Jahren, die leider klangtechnisch sehr zu wünschen übrig läßt, hat es keine exemplarische Schallplatteninterpretation des Verdischen Requiems mehr gegeben ...
Das Werk wurde offenbar quadrophonisch eingespielt, aber ... hatte eine Veröffentlichung in Stereoversion zur Folge, die unbefriedigend ist. Die Präsenz vor allem des Orchesters läßt zu wünschen übrig, manches klingt geradezu matt; außerdem wirken dynamische Kontrastsetzungen, etwa der Einsatz des "te decet hymnus", die, quadrophonisch aufgefächert, wirkungsvoll gewesen wären, nunmehr brutal.
Hinzu kommt eine mangelhafte Preßqualität der Platten. Die Laufgeräusche sind so stark, daß viele Pianissimostellen von ihnen überdeckt werden.

Gibt somit bereits die technische Seite der Produktion keinen Anlaß zum Jubel, so enttäuscht auch die musikalische, obgleich günstigere Voraussetzungen für eine Idealdarstellung gegeben waren als in allen voraufgegangenen Einspielungen seit Giulini.
Das gilt vor allem für das vorzügliche, ungemein homogene Solistenquartett, das auf Verdis differenzierte Vortragsanweisungen sowohl in dynamischer wie agogischer Beziehung mit geradezu penibler Genauigkeit eingeht, was zugleich den hohen sängerischen Standard der vier Solisten ausweist. Es gibt in der Tat nur sehr wenig an dieser Leistung auszusetzen. Ähnliches gilt für den hochqualifizierten Chor, wenn man von kleinen Schönheitsfehlern wie dem häßlich vokalisierten und herausgebrüllten "Tä dätschet hymnus" absieht.
Aber leider weiß Riccardo Muti die hier gegebene Chance nicht zu nutzen. In dem offenbaren Bestreben, es Verdi recht zu machen, verfällt er in eine schwer erträgliche Detailaffektation.
Der dynamische Radius erscheint nach Karajan-Manier übertrieben gespreizt. Fast alle Tempi werden stark überdehnt, obgleich Verdis Metronomisierungen doch ganz eindeutige Richtwerte angeben. Zähflüssig schleicht die gesamte Sequenz mit ihren Soli und Ensembles dahin. Keine Spur von jenem nervigen, rhythmisch klar im Gefüge stehenden Fluß, der für Verdis Cantabile charakteristisch ist. Immer wieder wird der natürliche Fortgang durch willkürliche Ritenuti und Drücker gestört.
Hinzu kommen offenkundige Effektmätzchen, so das in ausnahmsweise einmal überhetztem Tempo und neckisch-madrigaleskem Pianissimo virtuos heruntergespulte "Sanctus", das effekthascherische Ignorieren der vorgeschriebenen "lunga pausa" nach dem A-cappella-Satz des "Libera me".
Alles in allem eine Aufführung, die trotz des hohen vokalen Niveaus infolge ihrer penetranten Verkünstelung völlig kalt läßt.
Wäre nicht Riccardo Muti als Dirigent angegeben, könnte man eine typische Karajan-Produktion aus der Sache heraushören
A.B. 5/1980


[Beitrag von op111 am 17. Feb 2005, 13:14 bearbeitet]
Hilda
Stammgast
#12 erstellt: 17. Feb 2005, 13:12
Hallo,

qFranz-J

Theatralik beim Verdi-Requiem ist m.E. nicht fehl am Platz sondern eine Qualität des Werks, ich möchte das Requiem jedenfalls nicht anämisch gesäuselt hören.


Im Grunde stimme ich Dir schon zu, allerdings würde ich auch behaupten wollen, daß 'schlichte' Aufführungen nicht zwangsläufig anämisch sein müssen.


Meine Empfehlungen:
Toscanini, NBC, RCA 1951
als Kontrast:
Giulini, Berlin, DG 1989 (die Solisten überzeugen mich allerdings nicht, die Aufnahmetechnik ist auch typisch DG, da fehlt es nicht nur an Tiefbaß)
vielleicht auch
Abbado Scala, DG, 1980
wenn auch dessen Solisten z.T. (Verrett, Domingo) zu wünschen übrig lassen, wogegen Katja Ricciarelli brilliert.


Da hast Du ja ausser Toscanini gar nix gescheites im Schrank stehen Man muss ja nicht gleich zu Barbirolli/Vickers greifen...

Abbados DG-Aufnahme hatte ich mal ausgeliehen. Ich fand die klanglich eher enttäuschend, da ist seine neue EMI-Aufnahme deutlich besser. Auch das Scala-Orchester fand ich damals nicht so berauschend.

Daß ich Alfred Beaujeans Meinung bzgl. Muti nicht teile, habe ich ja bereits erwähnt

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#13 erstellt: 17. Feb 2005, 13:32
Hallo Klaus,

Hilda schrieb:
qFranz-J

Theatralik beim Verdi-Requiem ist m.E. nicht fehl am Platz sondern eine Qualität des Werks, ich möchte das Requiem jedenfalls nicht anämisch gesäuselt hören.

Im Grunde stimme ich Dir schon zu, allerdings würde ich auch behaupten wollen, daß 'schlichte' Aufführungen nicht zwangsläufig anämisch sein müssen.

sehe ich auch so, ist vielleicht nur die Wortwahl: ich möchte nur statt "schlicht" "beherrscht" einsetzen. Routiniertes, pedantisches Runterleiern emfinde ich als anämisch, langweilig. Übertrieben knallige Zirkusnummern wie die von Gergiev aber auch.


Da hast Du ja ausser Toscanini gar nix gescheites im Schrank stehen Man muss ja nicht gleich zu Barbirolli/Vickers greifen...

... die ich leider nicht als CD habe.
Ich habe schon noch einige Aufnahmen, aber oft höre ich die nicht.
Bernstein (1970) und Karajan (1972) z.B. kann man eher zum Verdeutlichen der Interpretationseigenarten heranziehen, denn als überzeugende Requiemaufnahmen. Gardiner hatte ich auch mal und Solti (Decca), meine Reiner-LPs sind verschollen - Toscanini (1940 mit Björling) auch ...


Abbados DG-Aufnahme hatte ich mal ausgeliehen. Ich fand die klanglich eher enttäuschend, da ist seine neue EMI-Aufnahme deutlich besser. Auch das Scala-Orchester fand ich damals nicht so berauschend.
Daß ich Alfred Beaujeans Meinung bzgl. Muti nicht teile, habe ich ja bereits erwähnt :D

Die Muti-Stereo-LPs hatte ich mal, ich fand damals, daß Beaujean bei der Aufnahmetechnik noch untertrieben hat, Muti aber falsch eingeschätzt hat, Abbado könnte schon mehr von dessen Emphase vertragen. Die DG-Technik bleibt dem Werk auch einiges an Wucht schuldig, s.a. Giulini.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 17. Feb 2005, 13:38 bearbeitet]
lydian
Stammgast
#14 erstellt: 17. Feb 2005, 14:08

Franz-J. schrieb:


... meine Reiner-LPs sind verschollen ...



Hallo,

na die musst du nicht unbedingt wieder suchen . Obwohl ich vieles von Reiner sehr schätze, so finde ich diese Aufnahme doch sehr enttäuschend. Das gilt m. E. für alle Decca-Aufnahmen von ihm. (Obwohl auf RCA erschienen, ist das Verdi-Requiem genau wie die Strauss-Aufnahmen von Reiner mit den Wiener Philharmonikern eine Decca-Produktion. Lediglich die Brahms-/Dvorak-Tänze erschienen auf dem Decca-Label.)

Steff
op111
Moderator
#15 erstellt: 17. Feb 2005, 14:41

lydian schrieb:

Franz-J. schrieb:


... meine Reiner-LPs sind verschollen ...

Obwohl ich vieles von Reiner sehr schätze, so finde ich diese Aufnahme doch sehr enttäuschend. Das gilt m. E. für alle Decca-Aufnahmen von ihm.

Hallo Steff,

scheibst du das dem Einfluss des Labels zu?

Du meinst bestimmt diese:

VERDI
Messa da Requiem; Quattro pezzi sacri
Leontyne Price (soprano); Rosalind Elias (mezzo); Yvonne Minton (mezzo); Jussi Björling (tenor); Giorgio Tozzi (bass)
Singverein derGesellschaft der Musikfreunde, Wien
Wiener Philharmoniker
Fritz Reiner
Decca- 467 119-2(CD)

Victor Carr, classicstoday
http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=2454

Gruß
Franz
lydian
Stammgast
#16 erstellt: 17. Feb 2005, 18:13

Franz-J. schrieb:

lydian schrieb:

Franz-J. schrieb:


... meine Reiner-LPs sind verschollen ...

Obwohl ich vieles von Reiner sehr schätze, so finde ich diese Aufnahme doch sehr enttäuschend. Das gilt m. E. für alle Decca-Aufnahmen von ihm.

Hallo Steff,

scheibst du das dem Einfluss des Labels zu?

Du meinst bestimmt diese:

VERDI
Messa da Requiem; Quattro pezzi sacri
Leontyne Price (soprano); Rosalind Elias (mezzo); Yvonne Minton (mezzo); Jussi Björling (tenor); Giorgio Tozzi (bass)
Singverein derGesellschaft der Musikfreunde, Wien
Wiener Philharmoniker
Fritz Reiner
Decca- 467 119-2(CD)


Gruß
Franz


Hallo Franz,

ja, die meine ich. Sie wurde von Decca im Auftrag der RCA produziert, die Erstveröffentlichungsrechte hatte ausschließlich die RCA, in den 70ern durfte Decca diese Aufnahme unter eigenem Label veröffentlichen. Es gab in den Jahren 1958 bis etwa 1965 viele solcher Produktionen aus dem Joint-Venture dieser Firmen und es ist schon seltsam, dass die Decca-Aufnahmen unter Reiner deutlich schlechter klingen als andere Decca-Produktionen der gleichen Zeit mit dem gleichen technischen Team (man denke nur mal an das Rheingold). Soweit ich weiß wurden diese Aufnahmen auch im Wiener Sofiensaal gemacht, so dass ich mir den Unterschied nicht erklären kann. Außer halt, Decca wollte demonstrieren, dass ihre Produktionen besser klingen wie die des Konkurrenten. Von diesem Joint-Venture wussten sicher die wenigsten Musikliebhaber der damaligen Zeit. Aber das sind natürlich Spekulationen. Muss doch nochmal Culshaws "Putting the Record Straight" lesen; er geht da ausführlich auf die Zusammenarbeit mit RCA ein.

Nochmal zum Verdi-Requiem von Reiner: Das war die letzte Aufnahme des großen Jussi Björling. Er hat sie nur um wenige Tage überlebt. Auch in diesem Punkt erfährt man so manches von Culshaw.

Gruß,
Steff
op111
Moderator
#17 erstellt: 17. Feb 2005, 18:18

Hilda schrieb:
Da hast Du ja ausser Toscanini gar nix gescheites im Schrank stehen Man muss ja nicht gleich zu Barbirolli/Vickers greifen...


Klaus,
dann brauche ich mal eine ordentliche Aufnahme:
scheint so, als gäbe es nur diese Kopplung mit Barenboims Aufn. des Mozart-Requiems:

Giuseppe Verdi
Requiem

Montserrat Caballe , Fiorenza Cossotto , Jon Vickers , Ruggero Raimondi ,
New Philharmonia Chorus London,
New Philharmonia Orchestra London
John Barbirolli
EMI
amazon.de

Barbirolli war nicht nur ein hervorragender Puccini-Dirigent.

Gruß
Franz
op111
Moderator
#18 erstellt: 17. Feb 2005, 18:46
Hallo Steff,


lydian schrieb:
und es ist schon seltsam, dass die Decca-Aufnahmen unter Reiner deutlich schlechter klingen als andere Decca-Produktionen der gleichen Zeit mit dem gleichen technischen Team (man denke nur mal an das Rheingold).

Muss doch nochmal Culshaws "Putting the Record Straight" lesen; er geht da ausführlich auf die Zusammenarbeit mit RCA ein.
guter Tipp, das Buch ist leider vergriffen.

das gleiche Team bedeutet, daß neben dem Decca-Equipment auch der Toningenieur von der Decca kam:


Location: Sofiensaal, Vienna, May & June 1960
Producers: Christopher Raeburn & Erik Smith
Recording engineers: Gordon Parry & James Brown

Mixing desk: Decca built mixer
A 6 channel unit built by Roy Wallace after experiments with a 3 channel unit; additional channels were added as requirements changed (3 channels + 3 channels + 6 channels, i.e. 18 channels in all).

Microphones: Tree of Neumann KM56, M50, M49
Monitor speakers: Tannoy "Canterbury"
Recording (tape) machines: 2 x EMI TR90


die folgende Decca-CD von 1960 mit dem selben Team bietet sich zum Vergleich an:

Richard Strauss - Also Sprach Zarathustra
Till Eulenspiegel Don Juan Salomes Tanz
Karajan, Wiener Philharmoniker
decca legends # 466 388-2 DM
-----

Man muß ja nicht gleich Böses denken, vielleicht hat die RCA spezifische Vorgaben gemacht?
Gegenbeispiel: Als die EMI für Karajans Salome ein Decca-Team (mit James Lock) beauftragte, kam allerdings die EMI in den Genuß einer Aufnahmequalität die sie selbst zu der Zeit nicht erreicht hätte.

Gruß
Franz
op111
Moderator
#19 erstellt: 18. Feb 2005, 11:55
Hallo zusammen,
eine Kritik zur Aufnahme des Verdi-Requiems von Barbirolli habe ich in der britischen Zeitschrift Gramophone gefunden.
Gruß
Franz


EMI CZS7 62892-2
Reviewed: Gramophone 10/1990, Alan Blyth
...
The recording of the Mozart, well balanced and warm, is certainly preferable to the rather muzzy, distanced sound of the Verdi. This accords in a way with Barbirolli's lethargic, undramatic journey through some of the most immediate music ever penned. Indeed, he sounds a bit as if he were conducting his own Requiem. Speeds are actually even slower than on the recent Giulini/DG version - and that's saying something - quite vitiating Verdi's intentions.
As compensation there is forthright, full-bodied singing from the chorus and a superb contribution from Caballe, who sings the soprano's music with more care and compassion than perhaps any soprano (except herself) in any other version, making point after point—as the move from E natural to E flat on the word ''sed'' in the Offertorium—in an ideal way. She and Cossotto catch the hieratical character of the Agnus Dei: the effect is ''as if one voice had acquired a halo of overtones'' (JW in his original review). But I should point out that a few years later she was in even better form for Mehta on CBS, a version announced for release on CD.

Cossotto sings with power tempered by feeling and subtlety. The men are disappointing. Both sentimentalize their parts by sliding up to notes from below, and neither has the strong centre of tone their roles demand. Only someone who must have both these works at medium price really need investigate these performances.'
Hilda
Stammgast
#20 erstellt: 18. Feb 2005, 14:13
Hallo Franz,

danke für die Kritik. Deckt sich mit meinen Empfindungen. Ich habe ja nie behauptet, die Aufnahme sei gut

Sie ist nur auf eine Art 'pervers', daß ich mir ebenfalls schwertue, sie abzugeben

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#21 erstellt: 18. Feb 2005, 16:18

Hilda schrieb:
danke für die Kritik. Deckt sich mit meinen Empfindungen.

Hallo Klaus,
ich habe (nicht nur) bei einigen Gramophone-Kritiken festgestellt, daß die eigenen Hörerfahrungen ganz andere sind, als die des Kritikers.
Im Falle Barbirollis hatte ich auch eher kritiklose Bewunderung vom mainland erwartet.
Bei Beaujeans Beinahe-Verriss der Muti-Aufnahme spielte damals vielleicht auch die Polarisierung (modern, kritisch) Abbado / (konservativ) Muti eine Rolle.

Gruß
Franz
Jeanne
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 24. Feb 2005, 19:56
Noch einen Nachschlag:

Ich kann Deine Trauer verstehen, Franz, dass Deine Toscanini-Live-Aufnahme von 1940 mit Björling verschollen ist. Für mich gehört sie von der Direktheit und disziplinierter Emotion (ja ja, soll es tatsächlich geben )zu einer der schönsten, weil auch sehr ausgewogen. Neben Björling auch wegen Zinka Milanov, die ich auch noch aus anderen Aufnahmen mit Björling kenne (u. a. Aida und Cavalleria Rusticana).

Aus Neugierde hatte ich mir später parallel dazu noch die Sony-Classical-Aufnahme mit Ormandy & dem Philadelphia Orchestra gekauft, als ich auf der Suche nach weiteren Aufnahmen von Richard Tucker war. Diese Aufnahme empfinde ich aber nicht in allen Teilen so stimmlich ausgewogen wie die genannte von Toscanini.

War jedenfalls wieder einmal ein schöner Abend mit 2x Requiem hintereinander hören - und das gefällt mir hier generell am Forum: die vielen Anregungen. Also 'mal Dank an dieser Stelle an alle, die das Forum am Laufen halten!
op111
Moderator
#23 erstellt: 24. Feb 2005, 20:18

Jeanne schrieb:
Ich kann Deine Trauer verstehen, Franz, dass Deine Toscanini-Live-Aufnahme von 1940 mit Björling verschollen ist. Für mich gehört sie von der Direktheit und disziplinierter Emotion (ja ja, soll es tatsächlich geben )zu einer der schönsten, weil auch sehr ausgewogen.

Hallo Jeanne,
die Repertoirelücke habe ich gerade geschlossen
http://www.hifi-foru...d=305&postID=264#264 .

Mit "disziplinierter Emotion" hast du genau den Punkt getroffen!
Emotion entsteht ja oft gerade durch disziplinierte Wiedergaben und nicht durch willkürliche exzessive Aufführungen (Ausnahme: manche Stokowski-, Mengelberg- und Furtwängler-Aufnahmen).

Gruß
Franz
vanrolf
Inventar
#24 erstellt: 06. Mrz 2005, 15:16
Hallo zusammen,

die erste "Welle" an Meldungen zu diesem Thema scheint vorüber zu sein, ich danke Euch allen für Eure Empfehlungen und Beiträge!!!

Es sieht so aus, als ob an einer Toscanini-Aufnahme (zumindest als Vergleichsversion) kein Weg vorbeiführt, es wird dann wohl die 1951er werden, die ist z.Zt. auch bezahlbar.

Bei den "neuen" Aufnahmen habe ich mich noch nicht entschieden. Gardiner wäre schon interessant, ist mir aber mit fast EUR 40,00 im Moment einfach zu teuer. Eigentlich tendiere ich zu Giulinis alter Aufnahme, auch wegen Frau Schwarzkopf, die ich schon sehr mag. Offenbar sind die angeblich übersteuerten Chorpassagen doch tolerabel. Mal schauen.

Gruß Rolf
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