Mozart: "Nozze di Figaro" heute abend im ZDF - wer schauts sich an?

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premierenticket
Stammgast
#1 erstellt: 26. Jul 2006, 16:35
Hallo,

wer von euch schaut sich heute Salzburger Aufführung von Harnoncourts "Figaro" an? Kann die Netrebko Mozart? Und wie gut zeigen sich die Wiener heute? Fragen über Fragen - ich werds mir ansehen. (Auf Harald Schmidt könnte ich allerdings gut verzichten....)

Gutes Hören
Christian
dogdog
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 26. Jul 2006, 17:48
Hi,

laut meiner Fernsehzeitung findet das ganze in der ARD statt.
Ich werds mir auf jeden Fall ansehen, wenn ich die Zeit finde ... wobei ich mich grade auf Harald Schmidt freue.

Grüße,
Roland


[Beitrag von dogdog am 26. Jul 2006, 17:50 bearbeitet]
premierenticket
Stammgast
#3 erstellt: 26. Jul 2006, 20:34
Oh nein.... Anstatt Infos über Mozart geht´s erstmal um Hera Lind - das ist das öffentlich rechtliche wie es leibt und lebt.......
lydian
Stammgast
#4 erstellt: 27. Jul 2006, 13:06
Durchaus etwas verstörend – das ist mein Resümée nach der gestrigen Figaro-Aufführung.
Verstörend, weil Guth und Harnoncourt aus dem virilen Allegro giocoso Mozarts und da Pontes beinahe ein Andante lamentoso gemacht haben. Wie schon in Harnoncourts Einspielung dieser Oper mit dem Concertgebouw Orkest Amsterdam kann ich mit den von ihm gewählten Tempi nicht so recht mit – die Handbremse ist permanent angezogen. Zu diesen Tempi passt jedoch die von Regisseur Guth ausschließlich in schwarz, grau und weiß gehaltene Tristesse, die dem Werk dann aber auch den letzten Rest an Komödien-Geist austreibt. Die Handlung im finsteren Treppenhaus-Ambiente kommt - wie bei Harnonocurt die Musik - immer wieder beinah zum Stehen; Strindberg, Tschechow, kommen einem in den Sinn. Aber passt das zu Mozart, Beaumarchais und da Ponte??? Warum ist der Baron ein geradezu neurotischer Mensch, in dessen Schloss eine geradezu paramilitärische Organisation herrscht? Das Exerzieren der Bauernkinder erinnerte mich stark an Aufmärsche aus dem China Maos). Und warum wurden die Mädchen, insbesondere Barbarina, so ausnehmend hässlich gekleidet und frisiert?

Sicher: Es wurde exzellent gesungen. Christine Schäfer erhielt für die Darstellung meiner Lieblingsfigur des Cherubino zu Recht den größten Applaus. Dass Anna Netrebko glänzend singen würde, war zu erwarten, jedoch engte das starre Regie-Konzept ihre Spiel- und Sangesfreude viel zu sehr ein. Oft konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie gerne aus der Tristesse in die Komödie fliehen wollte. Bo Skovhus war im Rahmen der ihm auferlegten Rolle ein durchaus imponierender Graf, Dorothea Röschmann als Gräfin hatte mitunter einige technische Schwierigkeiten, überzeugte jedoch durch Klangsinnlichkeit. Marie McLaughlin war eine stimmlich bezaubernde Barbarina (was in strengem Kontrast zu ihrer unmöglichen Kleidung und Frisur stand). Star des Abend war für mich Ildebrando d'Arcangelo als Figaro. Auch ihm hätte ich jedoch ein seiner Spielfreude mehr entgegenkommendes Regiekonzept gewünscht.

Der aus meiner Sicht mäßigen Inszenierung entsprach die technisch oft sehr wackelige Realisation der Übertragung (optisch, aber besonders akustisch). Das war ein Armutszeugnis.

Fazit: Vor einigen Monaten erlebte ich „Le Nozze di Figaro“ am Nationaltheater Mannheim. In diese Aufführung würde ich jederzeit wieder gehen. Die Salzburger Aufführung werde ich mir ein weiteres Mal nicht ansehen.

Gruß,
Steff
Schneewitchen
Inventar
#5 erstellt: 27. Jul 2006, 18:16
Die Netrebko habe ich vorher noch nicht gehört bzw. gesehen.
Umso mehr war ich gespannt und hatte meine Erwartungen zu hoch geschraubt. Die Stimme klingt recht gut aber die Aussprache könnte deutlicher sein. Auch für mich war Ildebrando d'Arcangelo als Figaro der Star des Abends.
Die Inszenierung, Bühnenbild und Harnoncourt waren nicht mein Geschmack. Hier wurde eine Komödie vergewaltigt.
Und somit war für mich nach dem 2.Akt Schluß.
Daß die Live-Übertragung technisch mangelhaft war setzte allem die Krone auf.
hargi
Stammgast
#6 erstellt: 28. Jul 2006, 00:21
Nach allem Netrebko-Wahn und DGG-Marketing-Mist war ich auch ganz gespannt, "sie" endlich und erstmalig zu sehen und zu hören. Und war positiv überrascht. Stimme und Ausdruck haben mir sehr gefallen. Ich empfand es auch so wie lydian: Sie hätte manchmal gerne Reißaus in die Komödie genommen und durfte nicht.

Solange es "düster" war, paßte alles, auch Harnoncourts Dirigat, wie ich finde. Aber man hat leider tatsächlich alles Komödienhafte brutal herausexorziert in dieser Aufführung, so daß der Gesamteindruck wirklich nicht stimmig war.

Daher hat mich wohl auch d'Arcangelo eher irritiert als überzeugt, der wie mit Blei an den Füßen (und Mundwinkeln) schauspielerte.

Da wir im Hifi-Forum sind: Tatsächlich, die Tonqualität mit den dauernden Aussetzern (und auch immer wieder techn. Störgeräuschen): vollkommen indiskutabel und eine Schande für Fernsehen des 21. Jahrhunderts. Aber die Schwerpunkte im Staatsfernsehen liegen halt mittlerweile woanders - siehe die unsägliche Vorberichterstattung, die sich unter Herrn Schmitt penetrant an ALLE Kundenschichten anbiedern sollte. Wen kümmern denn heute noch gutes Bild und guter Ton? Hauptsache EVENT!

Fazit zur Fernsehübertragung: "Qualität" war gestern.

Mein Fazit zur Aufführung: Verstörend. So werden wohl keine neuen Opernfans gewonnen.

Grüße
Harald
op111
Moderator
#7 erstellt: 28. Jul 2006, 15:42
Hallo zusammen,

hargi schrieb:
Da wir im Hifi-Forum sind: Tatsächlich, die Tonqualität mit den dauernden Aussetzern (und auch immer wieder techn. Störgeräuschen): vollkommen indiskutabel und eine Schande für Fernsehen des 21. Jahrhunderts.

das ist mir auch störend aufgefallen, gehört aber mittlerweile wie auch Sprünge und Gleichlaufschwankugen (plötz. Beschleunigung als müßte man zum vorauseilenden Bild aufholen) zum schlechten Ton (nicht nur im Digital-)Fernsehen.
Die Balance fand ich auch zu sehr Sängerbetont, im dünnen Orchester stimmte auch nicht alles.

Harnoncourt bevorzugte besonders anfangs Klemperer-artige Tempi ohne dessen Spannung auch nur annährend zu erreichen, außerdem schien mir der Orchesterpart rhythmisch manieriert, mit etlichen ungewohnten Pausen. Für mich lag diesesmal der Schwachpunkt im Orchestergraben, die Sänger konnten mich deutlich mehr überzeugen.

Gruß
Franz
s.bummer
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 28. Jul 2006, 17:26
Genau Franz!
Als ich die Ouvertüre hörte, dachte ich erst, OLD Klemp säße da vorne. Aber dessen Figaro ist noch schwärzernoch mehr Schopenhauer. Da muss Nikolaus noch was üben.

Ich fand die Aufführung schon toll und vor allem: Wann traut sich denn schon mal das Erste, seinen Programmauftrag so gut zu erfüllen.

Und auch: Ich fand Frau Netrebko sehr gut, aber die Stars des Abends waren Frau Schäfer und Ildebrando d'Arcangelo.

Gruß S.
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