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Euer Lieblings-Requiem ?

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Szellfan
Hat sich gelöscht
#51 erstellt: 30. Mrz 2011, 11:45
Lieber Johannes,
auf youtube kann man sowohl das Requiem von Gilles als auch dieses von Bouteiller finden, jeweils mit Niquet.
Jeweils höchst ungewöhnliche, sehr anrührende Musik.
Und dem, was Du über Niquet schreibst, kann ich nun wirklich nichts hinzufügen.
Herzliche Grüße, Mike
Thomas133
Hat sich gelöscht
#52 erstellt: 30. Mrz 2011, 23:15
@flutedevoix

Ich streite ja nicht ab das Eybler es wohl auch ordentlich gemacht hätte - hätte...den Auftrag hatte er ja schon, warum er es dann doch nicht tat kann man auch nur spekulieren wie zB meine These. Das was ich von Süßmayr kenne (1 Sinfonie und 1 Klaviertrio) haut mich auch nicht unbedingt aus den Socken aber ich muß denjenigen(und davon gibt es nicht Wenige) die ihn für die Ergänzung kritisieren, widersprechen. Ich finde Süßmayr hat eine sehr gute Arbeit geleistet - was auch immer jetzt noch aus Skizzen überliefert stammt, möchte ich zB auch niemals das Agnus Dei missen, wenn es nicht von letzten Anweisungen Mozarts stammen sollte würde es zum. für mich sehr danach klingen und Eybler hätte das sicher nicht besser machen können. Meiner Meinung nach könnte man vielleicht höchstens die Osanna-Fuge als nicht so kunstvoll bekriteln, das viel kritisierte zu flüchtig genommene Ende des Lacrimosas empfinde ich persönlich nicht so schlimm. Und wer Süßmayr tadelt weil er die beiden Eröffnungssätze wiederholen läßt der sollte berücksichtigen das es bei Requien überhaupt keine unübliche Praxis darstellt, vor allem in den darauffolgenden Epochen oftmals zum. das Requiem Aeternam musikalisch nochmals zu wiederholen und außerdem anscheinend sogar einer Anweisung Mozarts entsprechen soll.

Wir wissen in der Tat zu wenig über die damaligen Vorgänge weil nehmen wir mal an Süßmayr betrachtete die Skizzen Mozarts als sein Eigentum die er weder einem Eybler noch sonstwem zugängig machen wollte, vor allem wenn er sich zB von Constanze übergangen gefühlt hätte. Und das wäre wohl das stärkste Argument für Süßmayr wenn er vielleicht exklusiv auf diese zusätzlichen Informationen zugreifen konnte während Eybler sich nur an das halten konnte das ihm damals Constanze übergab. Süßmayr gab darüber leider keine offene (und allem Anschein auch nicht ehrliche) Auskunft darüber was er wirklich noch an Informationen Mozarts hatte, meinte er lediglich nur das Sanctus, Benedictus und Agnus Dei von ihm neu entworfen gewesen wären. So vermuten manche (vor allem beim Agnus Dei) er hätte die Skizzen unmittelbar danach vernichtet.
Alles mehr oder weniger Spekulationen aber wie auch immer, für mich ist das Requiem mit der Süßmayr-Ergänzung ein rundum geniales Werk, Eybler hätte ich zwar zB bei der Osanna-Fuge mehr zugetraut da er auch in seinem eigenen Requiem gut gelungene polyphon gestaltete Teile entworfen hat an denen man merkt das er sich damit sehr auseinandergesetzt hat. Aber ein deutlich besseres Requiem hätte er m.M. nach auch nicht hinzaubern können, dann hätte vielleicht schon ein Kaliber wie Haydn beauftragt werden müssen. (und selbst das wäre auch noch keine Garantie )
5th_element
Stammgast
#53 erstellt: 03. Apr 2011, 11:10
So. Höre grad mal das Berlioz Requiem, in der Davis-Einspielung. Ebenfalls ein wunderbares Werk. Gefällt mir sehr gut.

Leider ist die LP Pressung vom Orbis Label (Zweitaufguss der Philips Aufnahmen) nicht sehr gut. Trotz Wäsche mit einer professionellen Plattenwaschmaschine, was normalerweise alle Rückstande des Herstellungsprozesses zuverlässig beseitigt, knackt und knistert es doch recht heftig. Ab und zu mal ein Knistern gehört ja auch zum Charm der LP und man wird dafür mit der hohen Dynamik und dem warmen Klangbild verwöhnt. Aber wenn es zu arg ist und wie hier beim Requiem, insbesondere bei den ganz leisen Chorpassagen so deutlich auffällt, dann ist es doch störend. Ich spendiere der Doppel-LP jetzt noch einen zweiten Waschgang, habe mir aber paralel bei meinem US Amazon Haus-Hof-Marktplatzhändler die Variante von Pentatone, auf SACD, bestellt. Die scheint sowieso bereits langsam in Richtung out of print zu gehen, so wie ich die Lagerbestandsangaben bei Amazon bzw. die Lieferzeit bei JPC deute.

Aber davon abgesehen ist die Aufnahme von Davis toll. Die Atmosphäre in der Westminster Kathedrale wird fast greifbar. Gänsehaut !

Viele Grüße,
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#54 erstellt: 03. Apr 2011, 11:20

5th_element schrieb:
Ich spendiere der Doppel-LP jetzt noch einen zweiten Waschgang, habe mir aber paralel bei meinem US Amazon Haus-Hof-Marktplatzhändler die Variante von Pentatone, auf SACD, bestellt.


Hach, was der Vinyl-Fan doch so an Strapazen erduldet ...

Statt PentaTone hättste Dir lieber den Munch auf Living Stereo geholt, den ich oben gezeigt habe, der ist in Sachen Räumlichkeit immer noch eine Referenz.
arnaoutchot
Moderator
#55 erstellt: 03. Apr 2011, 11:38
Noch ein wichtiges Requiem hab ich vergessen, bislang zu erwähnen:

Johannes Ockeghem's Requiem aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist eines der ersten polyphonen Renaissance-Requien. Das Manuskript liegt leider nicht vollständig vor, Ockeghems Original endet nach dem Offertorium. Wickham und die Clerk's Group spielen dann auch nur die original erhaltenen fünf Sätze ein. Marcel Pères mit dem Ensemble Organum hat die fehlenden Teile durch Kompositionen von Antonis Divitis ergänzt und auch die Verbindung mit den bei der Totenmesse damals üblichen Gregorianischen Gesängen beibehalten (bietet also eine komplette Totenmesse mit rd. 55 Minuten Laufzeit). Beides hörenswert.

amazon.de amazon.de
5th_element
Stammgast
#56 erstellt: 03. Apr 2011, 15:55

arnaoutchot schrieb:

5th_element schrieb:
Ich spendiere der Doppel-LP jetzt noch einen zweiten Waschgang, habe mir aber paralel bei meinem US Amazon Haus-Hof-Marktplatzhändler die Variante von Pentatone, auf SACD, bestellt.


Hach, was der Vinyl-Fan doch so an Strapazen erduldet ...

Statt PentaTone hättste Dir lieber den Munch auf Living Stereo geholt, den ich oben gezeigt habe, der ist in Sachen Räumlichkeit immer noch eine Referenz.



Na, stänkern wir wieder ?

Dass mit der Räumlichkeit behauptest Du. Bei mir muß nun jede Aufnahme im Stereo-Modus ihre Räumlichkeit beweisen. Nix 3-Kanal und so. Von daher müßte man hören, ob Munch gegen die Aufnahme in der Westminster Kathedrale in Sachen Klang bestehen kann. Erfahrungsgemäß macht Pentatone einen hervorragenden Job und interpretatorisch ist wohl eher Davis die Referenz, denn Munch.

Gruß
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#57 erstellt: 03. Apr 2011, 17:01

5th_element schrieb:
Na, stänkern wir wieder ?

Dass mit der Räumlichkeit behauptest Du. Bei mir muß nun jede Aufnahme im Stereo-Modus ihre Räumlichkeit beweisen.


Ja klar, stänkern macht Spass . Ich hab den Davis auch auf CD, aber ich bleibe dabei: Der Munch ist besser. Und die PentaTone-SACD ist doch auch in MCh, oder ? Ob die Stereo-Spur das so bringt ?
Kings.Singer
Inventar
#58 erstellt: 03. Apr 2011, 18:11
Hi.

Ich möchte nicht Richter spielen, aber: Was das Requiem anbelangt, so kostet es niemand so aus wie Davis. Und ich kenne auch den Munch (zumindest in der Aufnahme mit dem BR!). Ich bin kein Orchesterspezialist und kann nicht beurteilen wie gut Davis dieses oder jenes aushört, aber man merkt einfach, dass er das Werk auf seine Art anpackt und das Konzept geht zu 100% auf.

Aber generell gilt bei Berlioz: Munch oder Davis. Sie gelten beide als absolute Berlioz Spezialisten und gehören zu den größten Interpreten seiner Musik.
(Und wehe Wolfgang (teleton) kommt jetzt mit dem Bernstein um die Ecke! )

Viele Grüße,
Alexander.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#59 erstellt: 03. Apr 2011, 19:33
Mangels Zeit nur eine kurze - und weitgehend unoriginelle - Auflistung meiner liebsten Requiem-Kompositionen:

Johannes Ockeghem: Missa pro defunctis
Pierre de la Rue: Missa pro defunctis
Hector Berlioz: Grand messe des morts op. 5
Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem op. 45
Gabriel Fauré: Requiem op. 48
Bernd Alois Zimmermann: Requiem für einen jungen Dichter
György Ligeti: Requiem

Da aus meiner Liste in diesem Thread einzig das Requiem von Pierre de la Rue (ca. 1460-1518) noch nicht erwähnt wurde, möchte ich Euch dieses Stück des Zeitgenossen von Josquin Desprez (eine der frühesten mehrstimmigen Requiemvertonungen der Musikgeschichte), das seit mehr als zwanzig Jahren zu meinen liebsten Requiem-Vertonungen gehört, ganz besonders ans Herz legen - mit der unruhig zuckenden Rhythmik der kontrapunktisch verhakelten Stimmen und mit der exzessiven Ausnutzung extrem tiefer Stimmlagen eine bemerkenswert dunkle und höchst ausdrucksstarke Musik eines seinerzeit hoch angesehenen Komponisten, der heute leider immer noch ein wenig im Schatten des großen Josquin steht. Empfehlen kann ich eine ältere Aufnahme mit dem dem Ensemble Clement Janequin; ob es gute Einspielungen neueren Datums gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 03. Apr 2011, 19:35 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#60 erstellt: 09. Apr 2011, 04:22
Beinah ein Nachtrag:
Marcello Requiem
Ungewöhnliche Musik durch die besondere Bevorzugung der tiefen Stimmen, aber auch durch ihre ausgefeilte Harmonik.
Erschließt sich nicht unbedingt gleich beim ersten Hören, ist aber eine lohnende Entdeckung wert.
Herzliche Grüße, Mike
Moritz_H.
Stammgast
#61 erstellt: 09. Apr 2011, 07:50

arnaoutchot schrieb:

5th_element schrieb:
Na, stänkern wir wieder ?

Dass mit der Räumlichkeit behauptest Du. Bei mir muß nun jede Aufnahme im Stereo-Modus ihre Räumlichkeit beweisen.


Ja klar, stänkern macht Spass . Ich hab den Davis auch auf CD, aber ich bleibe dabei: Der Munch ist besser. Und die PentaTone-SACD ist doch auch in MCh, oder ? Ob die Stereo-Spur das so bringt ?


Hallo, die PENTATONE-Aufnahme noch immer nicht eingetroffen??
Bin mächtig gespannt auf Deine Höreindrücke… 
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#62 erstellt: 09. Apr 2011, 19:12
Ein wenig habe ich den Eindruck, aus "Eurem Lieblingsrequiem" ist längst eine möglichst umfassende Aufzählung aller Vertonungen sämtlicher Epochen entstanden.

Meine Lieblingsrequien sind die nicht-liturgischen Gattungsbeiträge von Brahms, Schütz, Purcell und - Bach!

Letzterer ist hier erstaunlicherweise noch nicht genannt worden. Seine Vertonung der Trauerode von Johann Christoph Gottsched "Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl" für die protestantische Trauerfeier der Kurfürstin Christiane Eberhardine von Sachsen, der Gattin August des Starken, in der Leipziger Universitätskirche 1727 ist ein wahres Meisterwerk. Von den zahlreichen Einspielungen sind jedenfalls die frühe Studioaufnahme (Archiv Produktion 1989!) Gardiners sowie die von Herreweghe (HMF 1988) und Fasolis (Arts 2004) gut anzuhören. Mein Favorit bleibt hier Gardiner, auch wegen des Begleitprogramms (Actus tragicus und Motette 118).

amazon.de

Bach: Trauerode "Lass, Frstin, lass noch einen Strahl", BWV 198
+ Motette "O Jesu Christ, mein's Lebens Licht" BWV 118b, Actus tragicus "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" BWV 106
Monteverdi Choir, EBS, Gardiner (DG 1989)
5th_element
Stammgast
#63 erstellt: 09. Apr 2011, 20:40
Bitte nicht das "B-Wort" ....

Schit. Ich glaub Mike hat's schon gelesen und läuft sich schon warm. Dann also bis nächstes Jahr, wenn wir dann bei "Br" wie Brahms sind .....

Sorry Mike. Aber der running Gag gehört ab jetzt zu Dir.

Zurück zur Ernsthaftigkeit. Nein. Das Thema war eindeutig die Frage nach dem Lieblings-Requiem und es ist legitim, wenn man auvh 2 oder 3 Lieblinge hat und ja, ich finde die Vorschläge inspirierend (was mal wieder ordentlich das Budget belastet). Aber es sollten wirklich die Favoriten genant werden und kein Nachschlagewerk, wo wir uns dann wieder verheddern. Die Favoriten bilden doch bereits ein schönes Spektrum und darum ging es mir mit meiner Frage.

@ Moritz,

Nein. Die Pentatone Davis ist noch aus USA unterwegs. Aber wenn sie hier ist, schreibe ich gern mal etwas zum Klangvergleich.

Viele Grüße,
Stefan
Joachim49
Inventar
#64 erstellt: 09. Apr 2011, 22:37
Vor langer Zeit habe ich einmal ein Fragment aus dem Requiem des Portugiesen Bomtempo gehört, das mir sehr gefiel. Aber auf dem Scheibchenmarkt scheint es nicht zur Verfügung zu stehen. Kennt es jemand?
Joachim
Szellfan
Hat sich gelöscht
#65 erstellt: 10. Apr 2011, 06:03
Hallo Joachim,
Corboz hat das mal aufgenommen, bei Amazon.fr habe ich es noch gefunden:
http://www.amazon.fr...equiem/dp/B00018ZRX6
Ist auch mir beeindruckend in Erinnerung.
Herzliche Grüße, Mike
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#66 erstellt: 10. Apr 2011, 13:09
Hallo Mike,
dein Link läuft bei mir ins Leere. Meintest Du diese? Gibt's auch beim deutschen Amazon.

amazon.de
Szellfan
Hat sich gelöscht
#67 erstellt: 10. Apr 2011, 13:17
Hallo Kaddel,
genau die meine ich.
Herzliche Grüße, Mike
FabianJ
Inventar
#68 erstellt: 30. Jun 2011, 22:06
Bisher war ich der klassichen Vokalmusik eher aus dem Weg gegangen, da ich damit gedanklich immer schrille, hohe und nach kurzer Zeit nervende Stimmen in Verbindung gebracht habe. Abgesehen von einigen Mahler-Sinfonien und einer Einspielung von Händels Messiah-Oratorium ist meine Klassiksammlung somit bisher rein instrumental.

Die Lektüre dieses Threads hatte mich aber mal neugierig gemacht und so habe ich mir in den letzten 2 Tagen drei der hier genannten Requiems mal auf Youtube angehört und zwar das von Dvořák (London Symphony Orchestra, Ambrosian Singers, Istvan Kertesz), das von Mozart (Philharmonia Chorus and Orchestra, Carlo Maria Giulini) sowie das von Berlioz (Dortmunder Philharmoniker, Chor des Dortmunder Musikvereins + Opernchor, Heinz Panzer).
Das ist jetzt mal richtig gute Musik, ich hätte als Vokalmusikmuffel vorher nie damit gerechnet, dass mir das so gut gefallen würde.
Vor allem die Requiems von Mozart und Dvořák haben mich (um mal eine Formulierung zu verwenden welche ich im Zusammenhang mit Musik sonst eigentlich nie benutze) vom Hocker gehauen. Was für großartige Werke!

Nun kenne ich bisher keine anderen Einspielungen und kann sie somit nicht vergleichen, aber ich denke ich sollte mich mal ein bisschen mehr mit der Vokalmusik beschäftigen.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
FabianJ
Inventar
#69 erstellt: 24. Jul 2011, 21:16
In den letzten Wochen habe ich mir noch einige weitere Requiems angehört. Während ich den etwas pompöseren, für mich eher in den Konzertsaal passenden, Werken wie dem von Mozart durchaus nicht abgeneigt bin, sagen mir die etwas schlichteren Werke tendenziell mehr zu. Da ich noch ein Neuling bin was diese Musikgattung betrifft, kann sich mein Geschmack mit der Zeit durchaus noch ändern, aber im Moment sollte für mich ein "ideales" Requiem nicht zu düster sein, schöne Musik bieten aber gleichzeitig noch schlicht genug sein, dass es für den Anlass angemessen ist.

amazon.de

Auf das hier bereits vorgestellte Requiem à 15 von Heinrich Ignaz Franz Biber trifft für mich genau das zu. Es klingt einfach schön und verbreitet keine zu gedrückte Stimmung. Des weiteren gefällt mir der Trauermarsch zu Beginn des Stücks sehr.

Als ich auf diese CD gestoßen bin, war ich eigentlich auf der Suche nach dem anderen Werk auf der Schreibe (Battalia à 10). Es hatte mir bei Youtube so gut gefallen. Dass der "Füller" genauso schön ist, merkte ich dann kurze Zeit später.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
arnaoutchot
Moderator
#70 erstellt: 14. Jul 2012, 13:42
Beim Einsortieren des neuen Ockeghem-Requiems mit Paul Hillier und Ars Nova Copenhagen (Details siehe unten) stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass ich mit dieser nun fünf Aufnahmen des Requiems von Ockeghem habe (ich hätte auf max. drei getippt ). Das hat mich zu einem kurzen Vergleich der folgenden fünf Versionen veranlasst.

1) The Hilliard Ensemble, Temple Church London 1984, Virgin
2) Ensemble Organum, Marcel Pérès, Abbaye de Fontevraude 1992, Harmonia Mundi
3) The Clerk's Group, Edward Wickham, St. Andrew's Chruch, West Wratting 1996, Gaudeamus
4) Musica Ficta, Bo Holten, Kastelskirken Kopenhagen 1997, Naxos
5) Ars Nova Copenhagen, Paul Hillier, Ort nicht genannt 2006, Dacapo (SACD 2012)

IMG_0396

Das Requiem von Ockeghem wird heute als früheste erhaltene polyphone Totenmesse betrachtet und wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts komponiert (vermutlich zwischen 1461 und den 1480er Jahren). Die fünf Sätze deuten darauf hin, dass Teile des Werks verschollen sind oder dasselbe unvollendet ist. Nichtsdestotrotz übt das Werk in seiner Strenge und trotzdem meisterhaften Stimmführung einen großen Einfluss auf viele nachfolgende Komponisten aus.

Bei den oben genannten Aufnahmen lassen sich zwei Gruppen bilden: Diejenigen mit einer stärkeren Besetzung wie 4) und 5) mit 13 bzw. 14 Sängern und die mit nur sechs Vokalisten 1) und 2). Die Clerk's Group liegt mit 9 Vokalisten in der Mitte. Die dunkelste, kargste und durch fehlende Verwendung von Kontratenören auch klanglich faszinierend düstere Version nur mit tiefen Männerstimmen ist die 2). Hier zieht einem sofort das Bild des Inneren einer gotischen Kathedrale kurz vor Morgengrauen vor Augen. Die Textdeutlichkeit und Klangqualität sind herausragend gut. Die Hilliard-Version 1) ist stark von den zwei Kontratenören geprägt und hat damit ein deutlich helleres Klangbild. Bewundernswert ist - wie immer - die hohe Reinheit und Präzision dieses Ensembles. Die Clerk's Group fächert die Stimmen mehr auf und verwendet auch Frauenstimmen. Die Akustik ist vergleichsweise trocken, manche Stimmen kamen mir im Vergleich zu Pérès und Hilliard minimal knödelig vor. Eine von mir schon immer sehr favorisierte Aufnahme war die Naxos-Platte von Bo Holten 4), mit der ich das Werk auch kennengelernt habe. Ausgewogene Stimmführung und reiner Klang überzeugen auch im direkten Vergleich. Für einen Einsteiger in die Thematik für überschaubares Geld kann ich sie durchaus weiterhin empfehlen. Im Prinzip den gleichen Ansatz wie Holten fährt Hillier in seiner 2006er Aufnahme 5). Die originäre Mehrkanalaufnahme kommt der Räumlichkeit des Stückes natürlich entgegen, die Sänger stehen nun um den Hörer in einem Halbkreis und lösen sich fantastisch auf.

Ich kann hier als Fazit keine Reihenfolge abgeben, ich finde alle gut. Surround-Freaks sollten sich die 5) anhören, Freunde der Düsternis vielleicht 2), eine ausgewogene Version ist möglicherweise nach wie vor die 4). Der Vergleich war mal wieder interessant.
Cowen
Stammgast
#71 erstellt: 01. Apr 2018, 08:19
Muss diesen Thread mal nochmal aufgreifen, weil mein Lieblingsrequiem nur am Rande erwähnt wurde. Ich höre für mein Leben gerne das von Verdi und am liebsten in diesen beiden Einspielungen:

jpc.de

jpc.de

Viele frotzeln ja, dass das Requiem Verdis beste Oper gewesen sei. Da ist was dran. Der Schönheit im Ausdruck und dem tiefen Eindruck, den es hinterlässt, tut das aber keinen Abbruch.

Schöne Ostertage

Martin
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