Gehe zu Seite: Erste Letzte |nächste|

Euer Lieblings-Requiem ?

+A -A
Autor
Beitrag
5th_element
Stammgast
#1 erstellt: 25. Mrz 2011, 19:51
Hallo zusammen,

Ich muß gestehen bisher mit Requien (Plural so korrekt ) nicht viel am Hut gehabt zu haben. Das Mozart Requiem steht auch 2 Mal im Schrank und wurde von mir, wenn überhaupt, höchstens mal kurz angespielt. Vielleicht muß man zum Hören eines Requiem auch in einer besonderen Stimmung sein und zwar nicht, wie manch einer denken mag, in einer düsteren Stimmungslage. Dann ist ein Requiem vermutlich kontraproduktiv ..... Vielleicht sollte man eher in einer sehr entspannten Stimmung sein. Wie auch immer.

Bei mir läuft gerade "Ein Deutsches Requiem" von Brahms, in der Solti / Decca Aufnahme und ich bin sehr angenehm überrascht. Wirklich ein wunderbares Werk. Ich habe noch den Brahms Symphonien Zyklus von Celibidache, von EMI. Da ist das Requiem auch mit dabei. Muß ich mal vergleichen. Aber der Solti gefällt mir sehr gut.

Wie haltet Ihr es mit den Requien ?

Welches Requiem gefällt Euch am besten und welche Einspielung ?

Welche Einspielung des Brahms-Requiem ist aus Eurer Sicht empfehlenswert und vielleicht auch besonders im Vergleich zum Solti interessant ?

Gruss,
Stefan
Hörbert
Inventar
#2 erstellt: 26. Mrz 2011, 19:00
Hallo!

Ein einzelnes Werk hierzu zu benennen wäre mir unmöglich, meine Vorliebe für diese Werksgattung erstreckt sich von den zwei mir bekannten Werken Marc-Antonie Charpentier´s (1634-1704) über Mozart, Berlioz und Brahms bis zu den Werken des 20/21 Jahunderts (Ligeti, Zimmermann)

Beim deutschen Requiem von Brahms kommt mir da vor allem die alte Aufnahme mit Otto Klemperer in den Sinn die ich persönlich für eine der besten halte.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 26. Mrz 2011, 19:01 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#3 erstellt: 26. Mrz 2011, 20:29
Ich mach's kurz und knapp! Seit Jahren mehr oder weniger unangefochten auf Platz 1 (kompositorisch, musikalisch, technisch stimmt alles):

jpc.de

Viele Grüße,
Alexander.

P.S. Auf ein Wiedersehen im Berührende-Aufnahmen-Thread (wenn wir Anfang 2012 dann bei "Dv" sind)!


[Beitrag von Kings.Singer am 26. Mrz 2011, 20:31 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#4 erstellt: 26. Mrz 2011, 21:30
Gerade bei der Kompositions eines Requiems scheinen die Komponisten ganz oft persönlich sehr berührt gewesen zu sein und so auch tiefempfundene Musik geschrieben zu haben.

Kings.Singer Empfehlung des Dvorak-Requiems möchte ich mich ganz entschieden anschließenden. Es ist ein außerordentlich tief gehendes Werk, z.T. mit revolutionären kompositorischen Ansätzen. So gibt es einen Abschnitt, den nur ein Solist und eine Baßklarinette gestalten. Ich hatte gerade mal wieder die Gelegenheit bei einer Aufführung des Werkes mit zu wirken (im ausverkauften Berliner Dom), es ging wirklich zu Herzen.
Die Sawallisch-Aufnahme kenne ich nicht, ich habe aber eine mit ähnlich authentischem tschechischen Flair anzubieten, die ich für sehr gelungen halte:
jpc.de


Ein eher schlichtes, mehr melnacholisches als drammatishes Requiem ist das Requiem von Jean Gilles (einem Komponisten des französischen Barock), das ich gerade wegen seiner Innerlichkeit, seinem Verzeich auf ein theatralisches Dies Irae sehr schätze:
jpc.de

Ein sehr interessantes Requiem, das stilistisch zwischen Rossini und Verdi anzusiedeln ist, und damit auch der italienischen Opernmusik Mittes des 19. Jahrhunderts sehr verwandt ist, ist das Rossini gewidmete Requiem. An diesem Werk schrieben einige der besten italienischen Komponisten des 19. Jahrhunderts:

jpc.de

Ein ebenfalls eher schlichtes, aber sehr innerliches und tiefberührendes Requiem ist die Komposition von Gabriel Faure, das in mehreren Fassungen, die sich auf den Umfang des Orchesterparts (im Wesentlichen die Besetzung) beziehen, existiert:
jpc.de
jpc.de
Das erste ist eine ausgezeichnete Interpretation der Fassung der Erstaufführung (Achtung falsches Cover und falscher Link, unbedingt das Posting von Joachim49 lesen!), das zweite eine sehr gelungene Interpretation der heut meistgespielten Fassung


[Beitrag von flutedevoix am 27. Mrz 2011, 02:19 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#5 erstellt: 26. Mrz 2011, 21:47

flutedevoix schrieb:
Es ist ein außerordentlich tief gehendes Werk, z.T. mit revolutionären kompositorischen Ansätzen. So gibt es einen Abschnitt, den nur ein Solist und eine Baßklarinette gestalten. Ich hatte gerade mal wieder die Gelegenheit bei einer Aufführung des Werkes mit zu wirken (im ausverkauften Berliner Dom), es ging wirklich zu Herzen.


Absolute Zustimmung! Die Aufführung war sicher toll!
Ich habe es auch schon gesungen, aber bisher war noch nicht DAS Rundum-Erlebnis bezüglich dieses Werks dabei. Aber eine Stelle ist mir doch noch ganz besonders in Erinnerung (die mir nicht nur beim Zuhören jedes mal Tränen in die Augen treibt): Bei der unisono (Chor-)Stelle "Sed signifer sanctus Michael" hat es mir während des Singens kalte Schauer über den Rücken getrieben - und das ist bei mir äußerst selten. Normal hat beim Singen doch die Konzentration die Oberhand.

Das Offertorium ist sowieso eine Großtat für sich. Fast schon ein "Oratorium im Oratorium", so facettenreich ist dieser Satz. Und der Spannungsbogen wird von Dvorak genialst gespannt (aus der Perspektive des Chor-Sängers): Da fängt der Chorbass ganz puristisch an das Offertorium im gregorianischen Stil zu verkünden und ganz am Ende gipfelt Alles in der monumentalen Fuge "Quam olim Abrahae".

Auch diesen Text werde ich ggf. dann in den Aufnahmen-Thread kopieren.
So much for now!

Alexander.


[Beitrag von Kings.Singer am 26. Mrz 2011, 21:49 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#6 erstellt: 26. Mrz 2011, 23:29
jpc.de
Noch nicht genannt aber (von mir) gern gehört:
Tomas Luis de Victoria, das "Officium defunctorum" (1603).
Die mir bekannte Version mit McCreesh ist anscheinend nicht mehr im Handel.
Das Requiem Michael Haydns hat Mozart sehr geschätzt und es hat ihn auch deutlich beinflusst.
Last but not least möchte ich das bombastische Requiem von Berlioz erwähnen. In der Aufnahme mit Jean Fournet, aufgenommen während der deutschen Besatzung in Paris, ist es für mich eine berührende Aufnahme (anscheinend auch nicht lieferbar)
Joachim


[Beitrag von Joachim49 am 26. Mrz 2011, 23:30 bearbeitet]
5th_element
Stammgast
#7 erstellt: 27. Mrz 2011, 00:11
Das war ja fast der berühmte Stich ins Wespennest ..... Im positiven Sinne. So viele interessante Tipps. Ich glaube ich werde mal beim Dvorak ansetzen. Der Trend geht ja eindeutig zum "Zweit-Requiem"

Nichts desto trotz würde mich Eure Meinung zum Mozart Requiem interessieren. Hat er auch hier, wie z.B. Bei den Klavier- oder den Violinkonzerten, ebenfalls Maßstäbe gesetzt ? Oder würdet Ihr sagen beim Requiem hat er das Niveau nicht halten können (was man verzeihen mag. Denn er war in so vielen Gattungen so brilliant).

Gruss,
Stefan

P.S. Kennt jemand diese Aufnahme ?

jpc.de


Künstler:
Anne-Marie Blanzat, Pierre Mollet, Jean Guillou, Les Chanteurs & l'Orchestre de Saint Eustache, R. P. Martin De l'Oratoire

Label:
ACharlin , 1965


[Beitrag von 5th_element am 27. Mrz 2011, 00:23 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#8 erstellt: 27. Mrz 2011, 00:41
Hi.

Ich würde, falls es deine erste CD/LP davon sein sollte, nicht ohne Probehören kaufen. Jean Guillou ist beteiligt... Suche mal bei Youtube nach ihm. Dort findet man z.B. das Video wo er eine Widor Symphonie mit einer von ihm selbst dazu geschriebenen Kadenz spielt. Gewöhnungsbedürftig! - Mir gefällt es, aber ich bin der Neuen Musik recht aufgeschlossen!

Je nachdem wie groß sein Einfluss auf die getätigte Einspielung des Requiems war, ist vielleicht doch mit der einen oder anderen Abweichung vom Original zu rechnen. (Oder vielleicht auch nur einer bombastischen Registrierung, wo doch eher intime Musik gefragt wird.........)
Kann mich aber auch komplett täuschen! Kenne dieses Faure-Requiem ja nicht. - Kann ja sein, dass er hier tatsächlich nur begleitend tätig war und brav das spielen musste was ihm vorgebeben wurde.

Viele Grüße,
Alexander.


[Beitrag von Kings.Singer am 27. Mrz 2011, 00:48 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#9 erstellt: 27. Mrz 2011, 01:25
Gleich vorweg: Ich kenne diese Aufnahme nicht.

Und dann setze ich mich möglicherweise bei einigen in die Nesseln mit meinem nächsten Satz:
Französische Interpreten und deren Aufnahmen, zumal Unbekanntere (außer Guillou kenne ich keinen der Beteiligten) aus diesen Jahren sind mit größter Vorsicht zu genießen. Das kann sehr gut sein, es ist sehr oft aber auch schlampig gesungen und gespielt oder sagen wir es euphemistisch "recht frei". Insgesamt reicht das Niveau in dieser Zeit in Frankreich im Durchschnitt nicht an die Produktion englischer, deutscher oder amerikanischer Produktionen heran.
Wie gesagt, es kann gut sein, wahrscheinlicher aber ist, daß es nicht so umwerfend ist.
5th_element
Stammgast
#10 erstellt: 27. Mrz 2011, 01:41
Okay. Ich hör mal lieber auf die Fachleute.

Ich bin ja auf der technischen Seite sowohl bei den LPs als auch bei den SACDs unterwegs. Eine gut bewertete Aufnahme des Dvorak Requiem soll die Live-Einspielung des Concertgebouw Orchestra unter Mariss Jansons sein.

jpc.de

Künstler: Krassimira Stoyanova, Mihoko Fujimura, Klaus Florian Vogt, Thomas Quasthoff, Wiener Singverein,

Ich halte viel von sowohl Mariss Jansons als auch vom Concertgebouw Orchestra und die Concertgebouw SACDs sind auch klanglich durchweg hervorragend. Zusatzlich ist noch Dvorak's 8. mit dabei, die ich ebenfalls sehr mag.

Die werde ich mir vielleicht mal zulegen.

Gruss,
Stefan
Joachim49
Inventar
#11 erstellt: 27. Mrz 2011, 02:03
jpc.de
Ich gestatte mir eine kleine Korrektur zu flutedevoix's Beitrag zu Fauré-Herreweghe. Ich meine nicht den offensichtlichen Fehler, dass er Cesar Franck schreibt, sondern den Umstand, dass die CD-Hülle Herreweghes zweite Aufnahme zeigt, die nicht der Erstfassung entspricht. Die CD mit der im Orchesterpart weniger umfangreich besetzten Erstversion sieht man hier, Herreweghes Aufnahme im obigen Beitrag weicht also gerade nicht qua Besetzung von der Dutoit-Montreal Aufnahme ab.
mit freundlichen Grüssen
Joachim
flutedevoix
Stammgast
#12 erstellt: 27. Mrz 2011, 02:06

Nichts desto trotz würde mich Eure Meinung zum Mozart Requiem interessieren. Hat er auch hier, wie z.B. Bei den Klavier- oder den Violinkonzerten, ebenfalls Maßstäbe gesetzt ? Oder würdet Ihr sagen beim Requiem hat er das Niveau nicht halten können (was man verzeihen mag. Denn er war in so vielen Gattungen so brilliant).


Bei so dedizierter Nachfrage versuche ich mal den Themenkreis Mozart-Requiem anzureißen.

Kaum ein Werk der Musikgeschichte dürfte ähnlich geheimnisumwittert sein- Mozarts früher Tod, ein geheimnisvoller, anonymer Bote in Schwarz mit anonymem Auftraggeber, Mozarts angebliche Aussage, er schreibe diese Werk für sich selbst, dann schließlich der Tod, der dem Meister höchst persönlich die Feder aus der Hand nahm ... Ich habe mit der Formulierung schon versucht anzudeuten, daß das alles einer seriösen Überprüfung nur bedingt standhält, es diente halt zur Legendenbildung, ganz bewußt von Mozarts Schüler Süßmayer, Mozarts Frau Constanze und ihrem zweiten Ehemann Nissen, einem der ersten Mozart Biographen gestreut, um das Interesse wachzuhalten und den Namen Mozart über den Tod hinaus zu vermarkten. Alles ganz modern, ich sage nur "Elvis lebt".

Zu den Fakten:
Mozart starb während der Komposition vermutlich an einem rheumatischen Fieber (nicht vergiftet, wie uns der Film "Amadeus" glauben macht). Die letzten Takte aus seiner Hand sind die ersten Takte des Lachrimosa,
Zwei Schüler Mozarts haben das Werk komplettiert: Süßmayer und Eybler. Wie es der Zufall so will, die Handschriften Süßmayrs und Mozarts sind sich recht ähnlich. Es ist also für die Nachwelt und die Forschung recht schwierig, zu unterschieden, was von Mozart selbst ist und was nicht. Fest steht, daß er die Konzeption des Werkes an seinem Totenbett mit Süßmayr erörtert und besprochen haben wird.
Ich möchte das Problem an zwei Sätzen verdeutlichen: Es ist nicht vorstellbar, daß ein anderer als Mozart das unglaublich erfüllte und innige Benedictus geschrieben hat, schon gar nicht Süßmayr, wenn man die Qualität seiner erhaltenen Werke in Betracht zieht (instrumentiert könnte es Süßmayr haben, das ist eine andere Problematik). Gleichzeitig ist das Sanctus so platt und uninspiriert, daß es garantiert nicht aus Mozarts Hand ist, es paßt eher zur Qualität Süßmayrs.

Nun zum Werk, zu meiner persönlichen Meinung zu diesem Requiem:
Für mich gehört es zum Persönlichsten, zum Wahrsten und Emotionalsten, was je geschrieben wurde.
Die unglaublich dunkle Färbung des Werkes mit dem bewußtem Verzeicht auf hohe Holzbläser (das Höchste sind zwei Bassethörner, eine Klarinettenform in Tenorlage, sonst nur zwei Fagotte): diese Entscheidung bewirkt eine fast trostlose, jedenfalls düstere und äußerst melancholische Grundstimmung.
Dann das Dies Irae, in der Tat ein Tag des Zornes. Wie gut dieser Höllenritt ist, zeigt, daß er 90% aller Nachfolger als Modell diente.
Überhaupt die ganze Sequenz: Die Posaune des jüngsten Gerichtes im Tuba mirum, die eine unumstößliche und endgültige Wahrheit signalisierend: Die Zeit, Rechenschaft für sein Leben abzulegen, ist gekommen. Es ist eine beinahe archaisch zu nennende Wirkung, die von diesem Posaunensolo ausgeht. Zudem macht die Melodiebildung mit ihren weiten Sprüngen und Dreiklangsbildung, dazu die Verwendung eines Blechblasinsturmentes, seit jeher Sinnbild für das Göttliche, das göttliche Wirken deutlich.
Darauf folgt das erschütternde, dreimal herausgeschriene Rex, also König, vor dem die Welt zittert, bevor der Satz Rex tremendae überhaupt in Gang kommt: beklemmend und die Allmacht Gottes klar zementierend. In schärfstem Kontras dann das Salva me, das Flehen um Erlösung, um Rettung, im Piano.
Es folgt das Recordare Jesu pie, die Bitte um Nachsicht und Gnade, gerichtet an den "milden" Jesu. Welch innigen, fast schon überirdischen Satz schreibt Mozart da, ganz den Solisten vorbehalten!
Dann schon wieder der härteste Kontraste, das Confutatis. In der aufgeregten Streicherbegleitung vermeint geradezu das Lodern des Höllenfeurs zu vernehmen, dazu die unerbittlichen Akkordschläge der Blechbläser. Dazu in höchstem Kontrast steht die Vertonung der Worte "voca me", eine überirdisch schwebende Beschreibung der Wohnung der Glückseligen im Himmel, gesungen von den hohen Frauenstimmen des Chores. Was einmal über Bachs Matthäus-Passion gesagt wurde, daß derjenige der zu glauben verlernt hat, beim Hören diese Werkes wieder tiefgläubig werden muß - hier gilt es in gleichem Maße!
Dann kommt also der Moment, in dem Mozart wirklich die Feder aus der Hand legen mußte: das Lacrimosa: Tag der Tränen, Tag der Wehen - all das ausgedrückt in den seufzenden, weinenden Streichern... Und dennoch, auch hier die Auferstehung, die Aussicht auf das Leben nach dem Tod, hörbar in den aufsteigenden Ausrufen des Chores auf die Worte "resurget es favilla judicandus homo eius".
Die nun folgenden Teile haben nicht die Bildhaftigkeit des bisher Gehörten. Hier darf auch reichlich spekuliert werden, was wirklich von Mozart ist, was er noch skizziert hat, was von fremder Hand ergänzt wurde. Ausnahme die schon oben skizzierte Sätze Sanctus und Benedictus

Man darf nie vergessen, daß Mozart dieses Werk in einem Alter von 35 Jahren geschrieben hat. Wahrhaftig ein früh Vollendeter! Meine ganz persönliche Meinung ist, daß sein früher Tod die vielleicht größte Tragik der Musikgeschichte ist. Ich bin mir ziemlich sicher, daß das 19. Jahrhundert eine andere Färbung genommen hätte, wenn er noch bis sagen wir 1815 komponiert hätte, wenn Beethoven sein Schüler geworden wäre ...
Aber es wird rein spekulativ, der Zusammenhang zum Thema fehlt völlig und die Geschichte ging nun einmal anders weiter!


[Beitrag von flutedevoix am 27. Mrz 2011, 03:40 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#13 erstellt: 27. Mrz 2011, 02:13
Das komm davon, wenn man nicht zum Plattenschrank geht und man beide Einspielungen besitzt. Joachim hat natürlich völlig recht, die von ihm gepostete Version ist die "Urfassung" des Werkes. Ich hatte einfach das falsche Cover zur richtigen Aufnahme im Kopf. nun gut - passend zur Requiem-Thematik: Asche über mein Haupt!

Der falschen Namen Cesar Franck erklärt sich daher, daß dessen d-moll-Sinfonie noch mit auf der CD-Version ist, und mir der Name irgendwie im Kopf schwebte. Ich habe den Namen korrigiert!

Vielleicht noch ein Wort zu der von mir irrtümlich geposteten "klassischen" Fassung in der Aufnahme Herreweghes. Mir gefällt auch diese Aufnahme recht gut, wenn sie auch der typischen Vorliebe Herreweghes für den Schönklang etwas zu sehr erliegt. Zur Musik, die weniger drammatisch angelegt ist, paßt es aber ganz gut.
5th_element
Stammgast
#14 erstellt: 27. Mrz 2011, 02:46
Danke für die sehr umfassenden und fundierten Ausführungen. Das war sehr spannend und gleichzeitig informativ ! Merci !

Viele Grüße,
Stefan
Schneewitchen
Inventar
#15 erstellt: 27. Mrz 2011, 10:13
amazon.de

Ich besitze Dvoraks Requiem mit Ancerl.
Hier mit dem Cover der CD-Erstausgabe.

amazon.de

Mein Lieblingsrequiem ist jedoch "Ein deutsches Requiem" von Brahms mit Herreweghe.
Das habe ich sogar zweimal,zuerst als CD gekauft und als die SACD erschien,konnte ich nicht widerstehen.

amazon.de

Die SACD mit Karajan habe ich auch noch.

amazon.de

Ob ich auch die gerade erschienene Aufnahme mit Harnoncourt brauche,wird sich zeigen.
5th_element
Stammgast
#16 erstellt: 27. Mrz 2011, 11:07
Da kommt ja richtig was zusammen. Toll ! Mit der Suchfunktion bekam ich so gut wie nix zu Requien. Zumindest nicht komponistenübergreifend. Also ist es doch super, dass wir mal ordentlich was zusammentragen.

Noch mal zu Mozart, respektive Brahms. Ich schrieb ja, dass ich das Deutsche Requiem u.a. deshalb so schön fand, weil es eigentlich so gar nicht "düster" ist. Der Eindruck überkam mich ein bischen beim Mozart Requiem. Aber es ist zugegeben schon ein bischen her, seit ich es das letzte Mal gehört habe. Dass will ich nun, vor dem Hintergrund dieses Threads, nochmals tun. Der Vollständigkeit halber hier meine 4 Exemplare mit Cover.

Mozart:

Der von mir geschätzte Sir Charles Mackerras, der ja vor kurzer Zeit leider verstorben ist.

jpc.de

Künstler:
Gritton, Wyn-Rodgers, Robinson, Rose
Scottish Chamber Orchestra, Mackerras
Label: Linn , DDD, 01


Und Herr Karajan

jpc.de

Künstler:
Tomowa-Sintow, Baltsa, Krenn, Dam
Berlin PO, Karajan
Label: DGG , ADD, 1975


Beide als SACD.


Brahms, als LP



[2 LP Box-Set] von Georg Solti & Chicago Symphony Orchestra / Kiri te Kanawa (Sopran) / Bernd Weikl (Bariton), Sir Georg Solti, Kiri te Kanawa und Bernd Weikl (Vinyl - 1979)

Und auf CD:

jpc.de

Künstler: Auger, Gerihsen
München PO & Chor, Celibidache
Label: EMI , ADD/LA, 81/87

Grüsse,
Stefan
WolfgangZ
Inventar
#17 erstellt: 27. Mrz 2011, 11:40
Trotz Dvorak, Brahms und und ... und - natürlich - Mozart, die für mich berührendsten Requien stammen aus Frankreich, das von Gabriel Fauré und das von Maurice Duruflé.

Trotz des nicht fehlenden aufbegehrenden Moments ist dies primär tröstliche Musik von großer Ruhe. Während der (Spät-)Romantiker Fauré noch stark auf eine blühende Melodik setzt, wirkt der Neuromantiker bereits minimalistisch, etwa im Hinblick auf die medititativen Orgelpartien. Außerdem greift Duruflé ausgeprägter als der ältere Komponist auf frühe Modelle der Kirchenmusik zurück, auf die Gregorianik.

Duruflé ist seinerseits gewiss aber auch von Fauré beeinflusst. Die Musik ist eben französisch durch und durch - so wie Fauré bisweilen als französischer Brahms deklariert wird. (Nebenbei: Brahms sollte ich wieder einmal hören; sein Requiem kenne ich kaum).

Der modernere von den beiden hat das Requiem übrigens nicht nur mit Orchesterbegleitung und Orgel geschrieben, sondern es gibt auch eine Fassung nur für Chor und Orgel - vielleicht sogar die im Sinne des Komponisten sprechendere.

Ich habe gar nicht so furchtbar viele Aufnahmen, obwohl es von Fauré zahllose Einspielungen gibt. Ich bin daher ganz bestimmt nicht böse, wenn andere zu Duruflé (und Fauré, der oben ja bereits zur Sprache kommt) weitere Tipps geben und den meinigen vielleicht in die zweite Liga verweisen.

Nichtsdestotrotz bin ich zufrieden mit folgender Kombination:

amazon.de

Besten Gruß, Wolfgang
Kreisler_jun.
Inventar
#18 erstellt: 27. Mrz 2011, 11:47
"Ein deutsches Requiem" heißt nicht umsonst so. Es ist ja keineswegs eine Übertragung der lat./kath. Totenmesse, sondern eine freie Zusammenstellung des bibelfesten, aber auch der protestantischen Kirche fernen Agnostikers Brahms. Es gibt nur eine kurze Passage im vorletzten Satz, die das jüngste Gericht erwähnt (und die sehr schnell in "Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist Dein Sieg" aufgelöst wird).

Ich kenne lange nicht so viele Requieme/Trauermusiken, aber das Deutsche Requiem ist vermutlich auch mein Favorit. Mit Verdis muss ich mich irgendwann nochmal ausgiebiger befassen. Ich kennes es seit Jahren, bin aber nie recht warmgeworden (zu plakativ).

Bei Mozarts Reqiuem kann man heute kaum mehr sagen, ob das Mysterium darum nicht den Blick auf das Werk eher verstellt.
(Nach dem, was ich gelesen habe, stammt z.B. das Benedictus, das niemand als Mozart geschrieben haben könne, von Süssmayr)

Ungeachtet der einzigartigen Stimmung des Anfangs und der Großartigkeit der Sequenz, auf die Flutedevoix hingewiesen hat, fällt das Stück danach m.E. deutlich ab. Woran auch immer das liegen mag. Und ich finde das Tuba mirum nach dem Beginn schon etwas problematisch. Zuerst die Ankündigung des jüngsten Gerichts, dann geht es weiter wie einem gemütlichen Hornkonzert, nur eben mit Posaune...

Noch drei Trauermusiken, die nicht dem katholischen Ritus folgen, aber dennoch sehr hörenswert sind:

Schütz: Musikalische Exequien
Purcell: Funeral sentences/Funeral music for Queen Mary
Händel: The ways of Zion do mourn
WolfgangZ
Inventar
#19 erstellt: 27. Mrz 2011, 11:58

Zuerst die Ankündigung des jüngsten Gerichts, dann geht es weiter wie einem gemütlichen Hornkonzert, nur eben mit Posaune...


So habe ich das noch gar nicht gesehen! Respekt, Meister Kreisler!

Dennoch: Trotz der quasi tragischen Fragmenthaftigkeit des Werks und der ebenso quasi zwangsläufigen Mythisierung und Mystifizierung, bleibt Mozart dort, wo es gewiss Mozart ist, Mozart. Und das meine ich eigentlich ganz ernst, also positiv, auch wenn es im Kontext etwas ironisch klingen mag.

Wolfgang
flutedevoix
Stammgast
#20 erstellt: 27. Mrz 2011, 12:54

Bei Mozarts Reqiuem kann man heute kaum mehr sagen, ob das Mysterium darum nicht den Blick auf das Werk eher verstellt.
(Nach dem, was ich gelesen habe, stammt z.B. das Benedictus, das niemand als Mozart geschrieben haben könne, von Süssmayr)


Grundsätzlich ist das mehr als richtig!

Zur Frage des Benedictus:
Die Problematik der verwandten Handschriften habe ich schon skizziert. Dazu kommt noch, daß man nicht genau weiß, was von Mozart skizziert war und man schon gar nicht weiß, was er mit Süßmayr abgesprochen hat.
Ich bleibe trotzdem bei meiner Aussage, daß das thematische Material des Benedictus für mich Mozart ist, die Instrumentierung und möglicherweise auch Teile der Ausarbeitung von Süßmayr sind. Ich kenne einige Werke Süßmayrs, keines davon kann von der Art der thematischen Erfindung mit dem Benedictus verglichen werden. Instrumentierung bzw. Entwicklung eines sind andere Fragen, diese eher "handwerklichen" Fertigkeiten konnte und kann jeder Komponist bis zu einem gewissen Punkt. Sicher auch da gibt es bessere und überraschendere Wendungen bei einigen Komponisten als bei anderen
Interessanterweise fehlen ja eingehende stilkritische Untersuchungen zum Personalstil Süßmayrs
Kings.Singer
Inventar
#21 erstellt: 27. Mrz 2011, 13:09

flutedevoix schrieb:
Das kann sehr gut sein, es ist sehr oft aber auch schlampig gesungen und gespielt oder sagen wir es euphemistisch "recht frei".


Das dachte ich mir beim zweiten Durchlesen der Besetzung dann auch. Hört sich eher so nach Kirchenchor mit seinem Dirigenten an. Gegenüber der Orgel-Szene ist die Chor-Szene in Paris ja auch heute noch alles andere als florierend.

Wie wir beide schon explizit oder implizit betont haben: Wirklich erwähnenswert ist von den Mitwirkenden nur Guillou. Der da aber wiederum sehr jung ist. Unter 30!
Darum könnte sie also dennoch interessant sein.
Außerdem wird hier wohl (wenn nicht auf einer Chororgel oder einem Positiv) auf der Vorgängerorgel der aktuellen van-den-Heuvel Orgel gespielt. Diese wurde ja erst 89 geplant und erbaut.
Auch von daher evtl. interessant. Weiß gar nicht was da vorher für ein Instrument drin war. Eine Cavaille-Coll wird selbst Guillou ja wohl nicht abgerissen haben?!

Viele Grüße,
Alexander.
Kings.Singer
Inventar
#22 erstellt: 27. Mrz 2011, 13:23
Nr. 2 geht an Stefan:

Falls du Mozarts Requiem auch mal in Richtung Originalklang ("historisch informiert" heißt es so schön) anhören möchtest, kann ich dir folgende Einspielung sehr ans Herz legen:

jpc.de

Sound: stereo & multichannel (Hybrid)
Künstler: Julia Kleiter, Gerhild Romberger, Klaus Mertens, Daniel Sans, Bachchor Mainz, L'arpa Festante München, Otto
Label: NCA , DDD, 2004

Sie erfüllt sogar deinen Wunsch nach einer SACD.

Sicher sind hier nicht die ganz großen Stars wie Karajan oder Herreweghe (Ein Atemzug! Shame on me!) am Werk. Da ich aber insbesondere das Orchester sehr gut kenne und Ralf Otto mit seinem Chor mittlerweile immer mehr schätze (vgl. Empfehlungen zum WO im "Bach-Thread"), kann ich nun sagen: Hier sind Musiker am Werk, die diese Musik mit jeder Faser ihres Körpers atmen und leben. Und auch die Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis werden hier noch plakativer zur Geltung gebracht als bei Gardiner oder Herreweghe. Chorisch und instrumental so schlank habe ich bisher keine einzige Aufnahme gehört! Wer den Karajan noch im Ohr hat, dem wird der Staub erstmal aus dem Gehörgang geblasen! Es stellt sich ein völlig neues Erleben dieser Musik ein.

Viele Grüße,
Alexander.
flutedevoix
Stammgast
#23 erstellt: 27. Mrz 2011, 13:39
@ Kings.Singer:

Ich kann Deine euphorische Beurteilung der Einspielung unter Ralf Otto voll und ganz verstehen. Da wird das Requiem voll und ganz durchdrungen, Emotionalität steht ganz oben!
5th_element
Stammgast
#24 erstellt: 27. Mrz 2011, 15:19
Fein. Gerade im Kontrast zu Karajan habe ich mir den Otto mal auf dem Wunschzettel geparkt. Wenn ich mehrere Einspielungen zu einem Werk habe, dann finde ich es spannender, wenn die Unterschiede deutlicher sind, als wenn es sich nur um Nuancen handelt.

...... und gern auch zur Abwechslung (nicht ausschließlich) mal wieder HIP

Kennt jemand das Salieri Requiem ?

jpc.de

Künstler:
Gulbenkian Chorus & Orchestra
Lawrence Foster
Label: Pentatone , DDD, 2009

Im Text bei JPC steht:

"Während seines langen Lebens erwarb sich Antonio Salieri in Europa und insbesondere in Wien großes Ansehen als Komponist, Dirigent und Musikpädagoge. Seine Schüler Franz Schubert und Ludwig van Beethoven wohnten der Uraufführung seines Requiem in c-moll bei, das er bereits 20 Jahre vor seinem Tod komponierte hatte. Die vorliegende Aufnahme ist eine Erstveröffentlichung dieses eindrucksvollen Werks, das wie die anderen geistlichen Werke Salieris die Kompositionen Schuberts beeinflusste."

Gruss,
Stefan
Kreisler_jun.
Inventar
#25 erstellt: 27. Mrz 2011, 16:33
Ich wollte das Mozart-Requiem keineswegs "runtermachen". Aber ich muss zugeben, manchmal von der mysteriösen Aura genervt zu sein (noch mehr von Musikfreunden, die "nur" das Requiem schätzen und den Rest von Mozart für flaches Geklingel halten...). Es wird wohl kaum mehr eindeutig herauszufinden sein, was Süssmayr an Mozartschen Skizzen vorlag oder mündlich weitergegeben wurde. (Die (erfundene) Szene in "Amadeus", in der Mozart Salieri das Confutatis diktiert, ist meine Lieblingsstelle aus diesem sonst eher gemischt zu beurteilenden Films)

Der Beginn und das meiste der Sequenz sind fraglos großartig und origineller als die restliche geistliche Musik Mozarts. Obwohl sie enger an barocke Vorbilder anschließt, finde ich allerdings, dass die c-moll-Messe zu Unrecht im Schatten des Requiems steht.

Ich kenne von Karajan zwar nur eine frühere Einspielung als die oben gezeigte, aber die halte ich für sehr schlecht. Solisten und Chor sind mittelmäßig, klanglich ist alles ein Matsch, von Rhetorik keine Spur. Neuere HIP-Aufnahmen besitze ich nicht, mein Favorit ist (ungeachtet einiger Abstriche bei Chor und Solisten) Harnoncourts von ca. 1982.

viele Grüße

JK jr.
Joachim49
Inventar
#26 erstellt: 27. Mrz 2011, 19:08
jpc.de
jpc.de
Den HIP-Freunden (und denen, die es werden wollen, möchte ich Savalls Version des Mozart Requiems empfehlen. Das Verdi-Requiem habe ich lange gemieden, aber neulich viel mir im Ramsch Abbados Aufnahme in die Hände. Es ist, glaube ich, kurz nach der schweren Magenkrebsoperation Abbados entstanden. Abbado unter diesen Umständen in diesem Werk zu sehen und zu hören hat schon etwas ergreifendes und am Schluss - in der Totesstille zwischen dem letzten Ton und dem spät einsetzenden Applaus - verliert er beinah die Fassung und hat Mühe die eigenen Emotionen zu beherrschen. Faszinierend auch die manchmal unheimliche Expressivität Angela Gheorgius.
Joachim
5th_element
Stammgast
#27 erstellt: 27. Mrz 2011, 23:38
Vom Berlioz-Requiem habe ich auf LP 2 Aufnahmen gesehen.

Daniel Barenboim und Chor und Orchester "de Paris", mit Placido Domingo






und

Collin Davis mit dem LSO

amazon.de

Könnt Ihr die Aufnahmen empfehlen ?

Viele Grüße,
Stefan
flutedevoix
Stammgast
#28 erstellt: 28. Mrz 2011, 00:11
Ich würde eindeutig zur zweiten Aufnahme von diesen beiden raten, Colin Davis macht das viel besser, lebendiger, auch klanglich interessanter, drammatischer als Barenboim. Zudem ist die Zugabe mit der Symphonie höchst interessant, ein Werk für reines Bläserensemble rund um den Themenkreis Napoleon

Auf modernem Instrumentarium finde ich folgende Aufnahmen noch sehr interessant:
jpc.de
amazon.de
Beide aufnahmen gestlaten sehr theatralisch ohne den bombatischen Verlockungen zu erliegen!
Hörbert
Inventar
#29 erstellt: 28. Mrz 2011, 08:25
Hallo!

@5th_element

Eindeutig die Davis-Interpretation, der gesamte Berlioz-Zyklus von Colin Davis ist durch die Bank als gelungen zu bezeichnen.

Ein ebenfalls recht interessantes Werk das hier allerdings noch gar nicht zur Sprache gekommen ist wäre Benjamin Britten´s "War-Requiem".

jpc.de

Das Werk steht wie auch Paul Hindemiths "Fliederrequiem":

jpc.de

Eher in der Tradition von Brahms deutschem Requiem da beidWerke sich nicht an der herkömmlichen Liturgie orientieren sondern auf Gedichten des 19. und frühen 20. Jahunderts basieren.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 28. Mrz 2011, 08:26 bearbeitet]
5th_element
Stammgast
#30 erstellt: 28. Mrz 2011, 09:03
Danke für die schnellen Antworten ! Ich hab die LP mit Davis gekauft.

Gruss,
Stefan
Kings.Singer
Inventar
#31 erstellt: 28. Mrz 2011, 09:45
Hi.

Was die Requien angeht habe ich doch mittlerweile so einiges angesammelt, muss ich durch diesen Thread feststellen!
Was das Berlioz Requiem anbelangt, so halte ich Colin Davis für den besten Interpreten. Den Munch kenne ich nicht, aber wenn ich mal eine zusätzliche Einspielung kaufen, dann diese mit dem BR!

Davis hat die legendäre Londoner Einspielung vorgelegt, die vielleicht im besten Klanggewand durch das inzwischen vorliegende Pentatone Remaster vorliegt. Die neueste Einspielung kommt aus Dresden - eine Liveaufnahme. Bisher nicht gehört, habe irgendwo gelesen, dass sie nicht an die Dramatik der Londoner Aufnahme heran langt.

Was ich aber auch noch empfehlen kann ist eben jener Colin Davis mit dem Ensembles des BR, live aus dem Regensburger Dom(!):

jpc.de

In diesem Requiem ist nicht alles riesig, bombastisch und laut. Aber wenn man an solche Momente denkt, steht das "Tuba mirum" wohl auf Platz 1. Wie so oft muss sich das Schlagwerk hier zurückhalten, sobald der Chor einsetzt (es sei denn der Tonmeister dreht die Chorstützen auf einmal voll auf - aber da bricht die Klangbalance dann zusammen). Wie eindrucksvoll der Donner ist, wenn das Schlagwerk penetrant-unablässig weiter spielen kann, zeigt die Aufführung unter Davis von den Proms, dann und wann bei Youtube zu sehen.
[Wenn diese Proms-Aufführung irgendwo im Vertrieb erhältlich wäre, ich würde nur noch sie empfehlen. Die enorme Besetzungsgröße tut dem Werk einfach gut!]

Aber an dieser einen Stelle eine Aufführung als gut oder schlecht zu beurteilen wäre dann doch fatal. Die Aufnahme aus Regensburg ist durchweg auf allerhöchstem Niveau. Die schwierige Akustik des Regensburger Domes wurde gekonnt ausgeglichen, man hat aber dennoch den Eindruck eines riesigen Raumes (was dem Werk meist sehr zugute kommt). Überhaupt: Das Werk im sakralen Raum aufgeführt zu sehen setzt ihm noch das i-Tüpfelchen auf.

Und das Ende: Colin Davis verharrt still auf seinem Podium. Das Publikum applaudiert nicht. Dann erklingen, aus dem Raum heraus aufgenommen, die Glocken des Regensburger Domes. Durch die sehr indirekte Aufnahme ist der Glockenklang fast "entrückt". Der Zuschauer hat Zeit darüber nachzusinnen was gerade passiert ist. Auch wenn ich das Berlioz Requiem hauptsächlich wegen seiner monumentalen Momente schätze und die Komposition allgemein nicht unter die besten Requiem-Vertonungen einreihen würde, so ergreift mich das Ende doch jedes mal aufs Neue. So stelle ich mir das Ende einer Totenmesse vor!

Wieder ein Kandidat für die berührenden Aufnahmen!

Viele Grüße,
Alexander.

P.S. Mir fällt gerade ein, dass da wohl noch einen Videomitschnitt unter Bernstein aus dem Invalidendom in Paris (dem Ort der Uraufführung!!) gibt, ca. aus den 70er Jahren. Wer Bernsteins Mimik und Gestik - inkl. aller Schweißausbrüche - wörtlich nimmt, der hat Angst dass er hier am Ende vielleicht seine eigene Totenmesse dirigiert.


[Beitrag von Kings.Singer am 28. Mrz 2011, 09:55 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 28. Mrz 2011, 12:12
war das Spering, der vom Mozart-Requiem ausschließlich die Skizzen und das tatsächlich von Mozart erstellte Material eingespielt hat?
Vieles davon klingt nach Skelett-wie passend beim Requiem-, entbehrt der klanglichen Fülle und in seiner Kargheit ergreift es (mich) damit noch mehr als alle "Vervollständigungen", die ja durchaus gelungen sind.
Dennoch ist, so seltsam das klingt mit dem "Lieblings-Requiem",
meins das D-Dur von Zelenka, im Zusammenhang mit der gesamten Trauermusik auf August den Starken.
Die ist zweigeteilt in das Officium und das Requiem. Das Officium Defunctorum ist stark angelehnt an archaische Klänge, auch der Gregorianik, quasi durchkomponiert und sehr introvertiert.
Das Requiem selbst dagegen ist erstaunlich extrovertiert, sogar mit Trompten und Pauken besetzt, allerdings alle! Instrumente mit Dämpfern.
So trägt es Rechnung, daß da eine höchst-würdige, königliche Person zu Grabe getragen wird, aber auch dabei, doppelter Boden, daß das Leben nach dem Tode schöner sein soll als das irdische.
Ein ganz besonderes Werk, wie ich finde, ergänzt noch durch Telemanns "Serenata eroica auf den Tod Augusts des Starken", denn Telemann hat Zelenka sehr geschätzt und diese Sinfonia mit den gestopften Trompeten und gedämpften Pauken sucht ihresgleichen.
Es ist in dieser Musik die Vielschichtigkeit, die mich so anrührt, nachdenklich macht und sich einfach verweigert, "plakativ" traurig zu sein. Sondern, alter Grafitti, die Frage stellt: "Gibt es ein Leben vor dem Tod".
Zelenka
flutedevoix
Stammgast
#33 erstellt: 28. Mrz 2011, 18:21
Lieber Mike,

der Zelenka hat ein Schwesterwerk, ca. 50 Jahre fürher entstanden:
Das Requiem a 15 A-Dur von Biber, auch mit Trompeten (sogar in recht prominenter Rolle). Ebenfalls alles andere als düstere Musik, eher erhabene, Würde ausstrahlende Musik. Sie vermittelt durchaus die Endgültigkeit des Todes aber immer unter Aspekt der Auferstehung, des ewigen Lebens, das ja zentraler Inhalt des christlichen Glaubens ist. Sozusagen wie Zelenka, eine echt "katholische" Kirchenmusik, die einem das Leben nach dem Tod durchaus sehr schmackhaft macht!

Zwei Aufnahmen lassen sich unbedenklich empfehlen, die beide dem Werk all das geben, was es braucht: Ruhe, Klangpracht, sorgfältige Artikulation, der Durchhörbarkeit wegen. Und natürlcih auch Emotionalität!

CD 1:
amazon.de

CD 2:
Biber - Requiem a15 A-Dur
Stefani - Stabat mater
Marta Almajano, Mieke van der Sluis,
John Elwes, Mark Padmore,
Frans Huijts, Harry van der Kamp
Koor & Barokorkest van de Nederlandse Bachvereniging, Gustav Leonhardt

Die Aufnahme Savalls ist etwas luxuriöser im Klang des Ensembles, auch läßt er eher die Dänger und Instrumentalisten stärker aufblühen. Leonhardt eher etwas strenger, weniger sinnlich, mit mehr Blick für die Architektur.


[Beitrag von flutedevoix am 28. Mrz 2011, 18:30 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 28. Mrz 2011, 18:52
Hallo,
Eine Zeit lang war ich kurioserweise ziemlich auf Requien versessen und hab da einiges zusammengesammelt. Hin- und wieder hör ich mir schon noch eins an aber ich fürchte ich hab mich damals etwas damit übersättigt.
Aber vor allem ein Requiem versuch ich äußert selten zu hören, das von Mozart meine unangefochtene Nr.1 und das soll so bleiben deswegen wird es nur zu alle heiligen Zeiten mal herausgekramt.

Von meinem damaligen Streifzügen haben mir diese Entdeckungen besonders gut gefallen...


Cherubini - Requiem in c-moll


Das einzige mir bekannte Requiem ohne Solisten, was mich aber nicht stört ganz im Gegenteil...zudem ist es ein Requiem aus einer meiner Lieblingsepochen, der Frühromantik in der es leider nicht von allzu viel anderen Guten wimmelt. (Schubert schrieb ja auch mal eines aber das ist für mich vor allem für sonstige Schubert-Maßstäbe eher enttäuschend)


Francois Joseph Gossec - Missa pro defunctis


Man sagt ja nach Mozart hätte sich (neben dem Requiem Michael Haydns für den Siegmund) mehr oder weniger auch davon (bei seinem Eigenen) inspirieren lassen dessen Meinung ich aber nicht bin. Er hat es zwar gekannt aber Ähnlichkeiten kann ich darin kaum bis garnicht entdecken.
Ich höre da viel mehr eine individuelle Sprache Gossecs heraus, sehr originell mit teilweise packenden Stellen.

Joseph Eybler - Requiem

Eybler wurde damals von Mozarts Witte als Erster zur Vervollständigung des Requiems beauftragt. Warum Süßmayr, der ja als Einziger Anweisungen, Skizzen,...Mozarts hatte hier nicht 1. Wahl war, darüber kann man diskutieren, spekulieren. Aber es zeigte schon auch was man Eybler zum. zutrauen vermochte und dieses Requiem auch eine hohe Meisterschaft ausdrückt. Die Aufführenden meinen "...vielleicht als einziges Kirchenmusikwerk seiner Epoche dem Vergleich mit Mozarts Schwanenqesang standhält" worüber man vielleicht streiten kann, aber nach Eybler und Mozart gibt es bzgl. Requiem um die 1800-Wende kaum Konkurrenz in diesem Qualitätsmaßstab. Da mag das von Salieri oder Pleyel stellenweise recht nett sein aber merke bei Beiden nicht die teilweise hohe Kunstfertigkeit der Anderen.


Franz von Suppé - Requiem


Das Werk hat leider schon vorab 2 Handicaps - es ist von Suppé ( ) und es existieren kaum, geschweige denn wirklich gute Interpretationen. Ersteres meine ich hinsichtlich das was viele Klassikhörer unter Suppé verstehn. Wer traut ihm - dem "seichten" (nicht abfällig gemeint) Operettenkomponisten - schon ein tiefsinniges, ernsthaftes Requiem zu...Ich kann diesem Werk großteil viel abgewinnen und auch deswegen weil es eben ganz anders als das Suppé-Klischee-Bild klingt das die Meisten in ihren Köpfen haben.

Gabriel Fauré - Requiem

Ich mag es gern als Kontrast - nämlich dem ruhigen, im Großen und Ganzen versöhnlich wirkenden Requiem und auch als Kontrast bzgl. der Epoche, Tonsprache. Im Gegensatz zu den meisten anderen Requien die aus bestimmten Anlässen, Aufträgen entstanden sind hat es Fauré "aus keinem bestimmten Anlass, sondern zu meinem Vergnügen" komponiert.
Man kann den Unterschied wie ich finde auch heraushören, ein Requiem abseits der generellen Klischee-Vorstellungen oder traditionellen Vorgaben. Wer aber ein polyphones Feuerwerk braucht sollte hier lieber die Finger davon lassen.

Zelenka - Requiem in c-moll

Mein Lieblingsrequiem des Barocks. Obwohl...wenn man sein Miserere in c-moll ZWV 57 als Requiem durchgehen lassen könnte, wäre das mein Favorit (obwohl es natürlich schon ziemlich kurz wäre) 2 Einspielungen am Markt, das finde ich auch sehr mager und wird dem Werk nicht gerecht.

Und ja...Brahms hab ich sowieso nicht erwähnt da das Requiem ja jeder Klassikhörer kennt bzw. kennen sollte. Versteht sich von selbst das ich das Werk auch sehr schätze.
Ansonsten hätte ich auch kein schlechtes Gewissen die Requien von Richard Wetz und Anton Reicha (bzw. Antonín Rechja) zu empfehlen.

lg
Thomas

P.S.:@ Kreisler: Was ist an der "Mozart diktiert Salieri"-Szene denn so gut? Die unfreiwillige Komik des Films die sich hier unter Anderem besonders stark zeigt?


[Beitrag von Thomas133 am 28. Mrz 2011, 18:53 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#35 erstellt: 28. Mrz 2011, 19:19

Thomas133 schrieb:



Cherubini - Requiem in c-moll


Das einzige mir bekannte Requiem ohne Solisten, was mich aber nicht stört ganz im Gegenteil...zudem ist es ein Requiem aus einer meiner Lieblingsepochen, der Frühromantik in der es leider nicht von allzu viel anderen Guten wimmelt. (Schubert schrieb ja auch mal eines aber das ist für mich vor allem für sonstige Schubert-Maßstäbe eher enttäuschend)

[b]


Hier sollte man nicht vergessen zu erwähnen, daß es von Cherubini noch ein zweites Requiem, in der typischen Requiem-Tonart d-moll gibt!
Auch diese kommt ganz ohne Solisten aus, zudem verzichtet Cherubini auch im Chor auf die hohen Stimmen, es ist für eine reine Männerchor-Besetzung geschrieben. Auch wenn das den Aufführungspraktiken in Notre-Dame de Paris geschuldet ist, paßt es ausgezeichnet zum Text und Charakter des Requiem.
Cherubini hat dieses Werk für seine eigenen Trauerfeier geschrieben, ziemlich makaber könnte man meinen. Nun gut, er wollte sicher sein, gute Musk zu haben Aus diesen Umständen kann man schon die Qualität des Werkes ablesen. Obowohl Cherubini ja eigentlich nur als Opernkomponist einigermaßen überlebt (was recht unverständlich und ungerecht ist), zeigt das Requiem eher zeitlich zurück. In der Satztechnik sind viele Anklänge an klassische und barocke Praktiken zu hören.
Allen Requiem-Freunden unbedingt anempfohlen

amazon.de
jpc.de




Eybler wurde damals von Mozarts Witte als Erster zur Vervollständigung des Requiems beauftragt. Warum Süßmayr, der ja als Einziger Anweisungen, Skizzen,...Mozarts hatte hier nicht 1. Wahl war, darüber kann man diskutieren, spekulieren. Aber es zeigte schon auch was man Eybler zum. zutrauen vermochte und dieses Requiem auch eine hohe Meisterschaft ausdrückt.


Weil Constanze schon auch wußte, daß Süßmayr nicht der Komponist war. Jospeh Eybler hatte da ganz andere Qualitäten vorzuweisen als Süßmayr. Nicht zuletzt beweißt dies sein eigenes Requiem. Man möchte ihm vielleicht nicht ganz die Höhe von Mozarts Requiem zusprechen, aber große Musik ist es allemal! Ich denke in Wien gab es zur Zeit von Mozarts Tod keinen besser geeigneten Komponisten als Eybler


[Beitrag von flutedevoix am 28. Mrz 2011, 19:22 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#36 erstellt: 28. Mrz 2011, 19:25
@Thomas:

Übrigens eine schöne Auflistung einiger nicht allzu bekannter Vertonungen der Totenmesse. Deine Ausführungen möchte ich nachdrücklich unterstreichen.

Allein das Requiem von Gossec mochte bei mnoch nicht so recht zu zünden, trotz mehrerer Anläufe. Das kann aber noch werden
Szellfan
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 28. Mrz 2011, 20:19
und an dieser Stelle unbedingt das von Jean Gilles!
Wer Lust hat zum Suchen wird bei youtube fündig an einer Aufnahme mit Hervé Niquet.
Ja, lieber Johannes, den Katholizismus schätze ich schon sehr.
Und der Gossec ist doch auch erschütternd, zumindest bei Louis Devos. Krankt halt ein wenig an Französischer Revolution, dem Sich-Nicht-Entscheiden-Können.
Es sind eben nicht alle Menschen Brüder und Freunde und frei dabei, darum ist der Gossec ein besonderes Werk für mich: so seltsam ahnend, aber nicht wissend, das hat erst Berlioz eingelöst, nur zu deutlich dabei. Höragitation, so ist Berlioz
eben gern.
Nun ja, bei Zelenka spielt all das noch keine Rolle, da wird eben grandios gestorben.
Unpersöhnlicher, damit sicher sperriger, aber um so anrührender ist das Requiem von Gilles.
Einfach eine wundervolle Musik, die auch mal wieder mit Stille rührt. Schon die ersten Akkorde fallen doch ins Nichts. Zumindest für den, der es hören möchte.
Die quasi "vor- individuellen" Requiem- Vertonungen sind doch sowieso die schönsten.
Man heult eben nicht nur für eine Stunde, man könnte am Leben zagen solange es währet.

Mike
flutedevoix
Stammgast
#38 erstellt: 28. Mrz 2011, 20:31
Lieber Mike,

den Gilles habe ich schon bei meinem ersten Beitrag erwähnt
Allerdings die ziemlich alte Aufnahme aus den 80ern mit Herreweghe und der Musica antiqua Köln. Schon älter, ich schätze sie aber besonders aufgrund ihres Entdeckungsgeistes und ihrem unverstellten Zugang fernab jeder Routine.

In diesem Sinne oder doch besser und
arnaoutchot
Moderator
#39 erstellt: 28. Mrz 2011, 20:33
Schöner Thread, gerade erst entdeckt. Zustimmung zu den meisten Empfehlungen (diejenigen, die ich kenne ). Hier noch ein paar Ergänzungen:

Bei Mozart greife ich ganz gerne zu Gardiner oder - vor allem aus klanglichen Erwägungen - zu Harnoncourt. Die Liveaufnahme mit der präzisen Interpretation aus dem Musikvereinssaal auf SACD ist sehr gelungen.

amazon.de amazon.de

Das Berlioz-Requiem ist ein recht theatralisches Schaustück, deswegen darf die Telarc-SACD hier auch so richtig aufdrehen. Klanglich vermutlich eine der besten Requien-Aufnahmen von allen.

amazon.de

Bei Fauré finde ich die Aufnahme mit Chor und Orgel von Fredrik Malmberg auf BIS fast noch eindringlicher als die ebenfalls sehr gute Herreweghe-Aufnahme mit Orchester auf HM.

amazon.de

Abschliessend noch zwei ausgefallenere Werke aus länger zurückliegenden Zeiten: Cristobal de Morales "Missa pro defunctis" (1544) und Eustache du Caurroys "Requiem des Rois de France" von (1610).

amazon.com amazon.de


P.S. Gilles auch, ja, Herreweghe ist auch gut.

amazon.de
Hörbert
Inventar
#40 erstellt: 29. Mrz 2011, 08:03
Hallo!

Die Faszination des Themas Totenmesse lies und läßt auch neuere Komponisten nicht kalt.

jpc.de


Ligetis Werk ist eines der erschüttersten dieser Gattung.

Sehr Eindrucksvoll finde ich auch das Werk von Kirchner:

jpc.de


Zimmermanns Beitrag kann ich nur als großartig bzeichnn.

jpc.de

MFG Günther
Thomas133
Hat sich gelöscht
#41 erstellt: 29. Mrz 2011, 13:55

flutedevoix schrieb:
Weil Constanze schon auch wußte, daß Süßmayr nicht der Komponist war. Jospeh Eybler hatte da ganz andere Qualitäten vorzuweisen als Süßmayr. Nicht zuletzt beweißt dies sein eigenes Requiem. Man möchte ihm vielleicht nicht ganz die Höhe von Mozarts Requiem zusprechen, aber große Musik ist es allemal! Ich denke in Wien gab es zur Zeit von Mozarts Tod keinen besser geeigneten Komponisten als Eybler


Das ist aber gerade der springende Punkt, was Constanze wußte oder meinte sollte eigentlich sekundär sein. Hätte Mozart selbst Eybler den Vorzug gegeben hätte er ihn auch damit vertraut und nicht Süßmayr. Was für Gründe auch immer, wußte er wohl sicher was er tat denn geistig beschränkt war er ja schließlich trotz Bettlägrigkeit nicht. Das Eybler dann diesen Auftrag wieder abgab kann auch daran liegen das er eventuell gerade davon erfuhr und Constanze den Rat gab den Willen Mozarts zu respektieren und somit Süßmayr beenden zu lassen.

Ich möchte mir da noch ein Werteurteil außen vor lassen ob Eybler damals objektiv die naheliegenste Wahl gewesen wäre, von Albrechtsberger kenn ich kaum etwas, von Dittersdorf gar nichts in der geistlichen Richtung (er schrieb aber lt. Werkverzeichnis mal eine Messe in c-moll von der es leider keine Einspielung gibt) und von Süßmayr kenne ich bzgl. geistlicher Richtung nur diese Requiemergänzung (er schrieb einmal eine Missa Solemnis von der es leider auch keine Einspielung gibt) Mir fehlen somit wirklich Vergleiche um hier etwas fair bewerten zu können.

Übrigens fällt mir noch eine Ergänzung ein, eine Begräbniskantate aber kann man auch so gut wie als Requiem durchgehen lassen -

Sörgemusik over Gustav III - Begravniskantat
von Joseph Martin Kraus


Kraus - Begravningskantat

Leider aber nur in bestimmen Shops zu bekommen. Es lohnt sich aber auf alle Fälle. Eines der besten Werke für Trauerfeier der Klassikepoche.

lg
Thomas
Frank1970
Stammgast
#42 erstellt: 29. Mrz 2011, 17:03
Hallo zusammen,

als meine liebsten Requien kann ich spontan vier nennen, von denen drei schon genannt wurden.

1.) Brahms: Ein Deutsches Requiem (hier mag ich Solti am liebsten)
2.) Mozart: Requiem (Gardiner)
3.) Gossec: Requiem (bisher kenne ich nur Devos)
4.) Ildebrando Pizzetti: Requiem

Letzteres habe ich erst vor kurzem auf dieser tollen CD (Hybrid-SACD) kennengelernt:
amazon.de

Gekauft hatte ich eigentlich in der Hauptsache wegen des Requiems von Herbert Howells. Dieses finde ich ebenfalls sehr schön - aber mehr begeistert mich momentan das von Pizzetti.

Viele Grüße
Frank
5th_element
Stammgast
#43 erstellt: 29. Mrz 2011, 18:55
Eihjajeih. Da fragt man mal so nichtsahnend drauflos und endet mal wieder mit dem goldenen Shopping-Seepferdchen-Abzeichen von Amazon und JPC ......

Also ich hab mir bisher vom Berlioz den Davis, auf LP,
vom Dvorak den Jansons auf SACD und
vom Faure den Ed Spanjaard, ebenfalls auf SACD (die Pentatone SACD gibts bei JPC für freundliche 9,99 EUR)

jpc.de

Künstler:
Christiane Oelze, Harry Peeters, Netherlands Chamber Choir, Limburg SO, Ed Spanjaard
Label: Pentatone , DDD, 2004

zugelegt.



Was ist denn beim Cherubini von diesen Beiden zu halten ?

jpc.de

Künstler:
Boston Baroque, Martin Pearlman
Label: Telarc , DDD, 2006

und

jpc.de

Künstler: Kammerchor Stuttgart, Hofkapelle Stuttgart, Frieder Bernius
Label: Carus , DDD, 2010


Gruß,
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#44 erstellt: 29. Mrz 2011, 20:10

5th_element schrieb:
Eihjajeih. Da fragt man mal so nichtsahnend drauflos und endet mal wieder mit dem goldenen Shopping-Seepferdchen-Abzeichen von Amazon und JPC ......


Tja, so ist das hier ... Bin selbst erstaunt über diese Massen in dieser Geschwindigkeit ...


5th_element schrieb:
Was ist denn beim Cherubini von diesen Beiden zu halten ?


Den Pearlman habe ich, allerdings als SACD . Das Requiem ist sehr schön, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts populär und wurde von Musikern wie Beethoven, Berlioz, Schumann und Wagner sehr geschätzt. Ist von den Klangfarben eher dunkel.

amazon.de
5th_element
Stammgast
#45 erstellt: 29. Mrz 2011, 21:17
Es sind beides SACDs, die ich gezeigt habe ...... und Dein Cover unterscheidet sich nicht von Meinem ..... was möchtest Du mir also sagen ?


Stefan
arnaoutchot
Moderator
#46 erstellt: 29. Mrz 2011, 22:22
oh ja, stimmt, ich hab nicht genau hingeschaut. Die Telarc-Platte gibt es auch als normale CD, deswegen.
5th_element
Stammgast
#47 erstellt: 29. Mrz 2011, 22:34
Wolltest mich wieder foppen. Gelle ?

Was meinst Du mit "dunkle Klangfarben" ? Auf den Klang der SACD bezogen ? Oder auf die Komposition ?

Viele Grüße,
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#48 erstellt: 29. Mrz 2011, 22:48

5th_element schrieb:
Was meinst Du mit "dunkle Klangfarben" ? Auf den Klang der SACD bezogen ? Oder auf die Komposition ?


Auf die Komposition bezogen. Die SACD klingt sehr klar und gut. Der Trauermarsch am Schluss ist noch ein feiner Abschluss.

Bei Berlioz habe ich gestern noch diese hier vergessen, die ist natürlich auch Pflicht. Charles Munch. Eine der besten Living-Stereo-SACDs (3-Ch, 1959).

amazon.de
flutedevoix
Stammgast
#49 erstellt: 30. Mrz 2011, 00:17

Ich möchte mir da noch ein Werteurteil außen vor lassen ob Eybler damals objektiv die naheliegenste Wahl gewesen wäre, von Albrechtsberger kenn ich kaum etwas, von Dittersdorf gar nichts in der geistlichen Richtung (er schrieb aber lt. Werkverzeichnis mal eine Messe in c-moll von der es leider keine Einspielung gibt) und von Süßmayr kenne ich bzgl. geistlicher Richtung nur diese Requiemergänzung (er schrieb einmal eine Missa Solemnis von der es leider auch keine Einspielung gibt) Mir fehlen somit wirklich Vergleiche um hier etwas fair bewerten zu können.


Mit Bestimmung kann es natürlich niemand sagen. Ich kann aber meine Vermutung gerne begründen:
Zunächst einmal die Namen Albrechtsberger und Dittersdorf. Dittersdorf, meine ich mich zu erinnern war zu dieser Zeit bereits nicht mehr in Wien, vielmehr als eine Art "Hofkapellmeister" irgendwo im Böhmischen. Legt mich aber bitte nicht genau auf diese Aussagen fest. Das Hauptargument dürfte aber sein, daß die Personalstile doch sehr von dem Mozarts differieren. Aufnahmen von geistlicher Musik habe ich keine, aber durchaus Noten. Das ist schon relativ weit weg vom Stil Mozarts, eher rückwärts gewandt stark im klassischen Stil verwurzelt, viel näher an den Messen Mozarts als am Requiem. Das ist für mich schon ein Argument, warum man diese Komponisten nicht fragte.

Eybler hingegen paßt einigermaßen, ich halte seine Ergänzungen um einiges näher am Mozartschen "Spätestil", sofern man bei einem Alter von 35 davon sprechen kann. Zudem war er mit Mozart befreundet, daher auch eine naheliegende Wahl.
Süßmayr war wohl eindeutig näher an Mozarts Person dran. Vielleicht war das der einzige Grund, warum Mozart mit Süßmayr über das Requiem sprach. Vielleicht war das ja keine bewußte Wahl Mozarts. Wenn man Süßmayrs Werke sich so anschaut, ich kenne als klingende Ausgaben auch nur ein Klarinettenkonzert und Kammermusik. Daneben habe ich einiges an Noten. Das alles ist ganz nett gemacht (es klingt abwertend, soll es aber nicht sein), man kann es vielleicht als zeittypsichen guten Durchschnitt bezeichnen. Aber diese mir bekannte Zeugnisse qualifizieren ihn in meinen Augen nicht als erste Wahl für die Fertigstellung des Requiems. Möglicherweise hat das ja Constanze ganz ähnlich gesehen, vielleicht spielten ja auch weitere, möglicherweise persönliche Gründe eine Rolle.

Das sind alles viele Vielleichts und ich kann mit keinen Fakten aufwarten außer einer oberflächlichen Stilanalyse. Ich müßte mich mal wieder in die Fachliteratur einlesen, es ist nun nicht mein Spezialgebiet, wenn ich auch mal ein großes Interesse in diesem Themenfeld hatte
flutedevoix
Stammgast
#50 erstellt: 30. Mrz 2011, 09:50
Ein ebenfalls ziemlich unbekanntes Werk möchte ich noch nachtragen. Es handelt sich um das Requiem von Pierre Bouteiller.
Durch den Verzicht auf hohe Stimmen, der Chor besteht nur aus Männerstimmen, das Begleit-Ensemble eigentlich nur aus Baßinstrumenten (Gamben und Continuo), erhält das Werk eine sehr gedeckte Klangfarbe. Dadurch wirkt der Verzicht auf theatralische Umsetzung des Werkes noch stärker, es entsteht ein Kaleidoskop extrem innig empfundener, von starker Emotionalität geprägter kurzer Sätze, die alle eine große Melancholie atmen.

Wundervolle Musik, die dank "Le Concert spirituell" und Hervé Niquet in einer wunderbaren Aufnahme vorliegt:
jpc.de
Szellfan
Hat sich gelöscht
#51 erstellt: 30. Mrz 2011, 13:45
Lieber Johannes,
auf youtube kann man sowohl das Requiem von Gilles als auch dieses von Bouteiller finden, jeweils mit Niquet.
Jeweils höchst ungewöhnliche, sehr anrührende Musik.
Und dem, was Du über Niquet schreibst, kann ich nun wirklich nichts hinzufügen.
Herzliche Grüße, Mike
Suche:
Gehe zu Seite: Erste Letzte |nächste|
Das könnte Dich auch interessieren:
Mozart: Warum Mozarts Requiem?
Gantz_Graf am 17.10.2008  –  Letzte Antwort am 21.10.2008  –  7 Beiträge
Mozart: Requiem KV 626
BassXs am 30.11.2016  –  Letzte Antwort am 05.01.2017  –  7 Beiträge
Mozart, W.A.: Requiem
vanrolf am 02.12.2004  –  Letzte Antwort am 24.01.2005  –  35 Beiträge
Verdi, G.: Requiem Fricsay
Kalll am 21.06.2004  –  Letzte Antwort am 25.06.2004  –  3 Beiträge
Empfehlung Mozart Requiem auf CD
sdz am 22.11.2019  –  Letzte Antwort am 04.08.2023  –  5 Beiträge
Fauré - Requiem
Oolong am 31.01.2005  –  Letzte Antwort am 01.03.2005  –  32 Beiträge
Requiem-Box bei Wohlthat
JohnD am 03.03.2007  –  Letzte Antwort am 10.03.2007  –  6 Beiträge
Verdi, G.: Requiem
TP1 am 14.11.2006  –  Letzte Antwort am 14.11.2006  –  6 Beiträge
Verdi, Guiseppe - Requiem
vanrolf am 16.02.2005  –  Letzte Antwort am 06.03.2005  –  24 Beiträge
Berlioz: Requiem op. 5
Gantz_Graf am 28.03.2006  –  Letzte Antwort am 06.02.2017  –  26 Beiträge

Anzeige

Produkte in diesem Thread Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.698 ( Heute: 1 )
  • Neuestes MitgliedRaymondMot
  • Gesamtzahl an Themen1.551.017
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.536.073

Hersteller in diesem Thread Widget schließen