RCF ART 422A / 425A

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markusred
Inventar
#1 erstellt: 10. Jan 2014, 13:01
Ich erstelle diesen Thread, um hier meine Erfahrungen mit der 422A und 425A zu schildern. Ein Review / Test sozusagen. Wenn man Infos über diese Boxen sucht, landet man nämlich per g..gle als einer der ersten Treffer in diesem Thread. Hoffe, das bringt für den einen oder anderen was. Aus urheberrechtlichen Gründen habe ich auf Bilder verzichtet und stattdessen Links zu den Grafiken eingefügt.

RCF ART 422-A MK II
Technische Daten: http://abload.de/image.php?img=422aspecspbudo.jpg

Diese Version ist mit Ferritmagneten ausgestattet, ansonsten aber bau- und klanggleich zur MK I Version (mit Neodymchassis). Laut den pdf's auf der RCF-Seite bieten die 422A einen erstaunlich linearen Frequenzgang, der auch einer ordentlichen Hifi-Box gut zu Gesicht stünde (die bewusste Anhebung im Bass mal unberücksichtigt).
http://abload.de/image.php?img=422af-ganguau1p.jpg

Dank der tiefen Trennfrequenz von 1300 Hz, die der 2-Zoll-Hochtontreiber ermöglicht, ist das Rundstrahlverhalten für eine Box mit so einem großen Tiefmitteltöner mit 28cm-Membran sehr zufriedenstellend.
http://abload.de/image.php?img=422arundstrahlen8aun6.jpg

Im Hifi-Bereich wären aber selbst 1300 Hertz für ein 30cm-Chassis eine immer noch hohe Trennfrequenz. Der RCF-Bass verfügt über eine leichte, nicht zu steife Membran, welche diese Trennung ohne Probleme bewältigt. Eine sehr steife und schwere Membran wäre problematischer und mit schlechterem Wirkungsgrad verbunden.

In Bezug auf Ausgewogenheit wird man von der Box beim Klang dann auch nicht enttäuscht. Die 422A tönt tatsächlich recht ausgeglichen mit der Tendenz zur Wärme. Störende Resonanzen sind in keinem Bereich auszumachen, selbst in den Mitten nicht. Der 2"-Treiber geht regelrecht sanft zur Sache. Manche könnten in den obersten Höhen oberhalb von 10 kHz etwas mehr Frische wünschen, doch ich sehe diese Abstimmung für den eigentlichen Einsatzzweck (PA) als richtig an. Denn in der Regel werden solche Lautsprecher auf Veranstaltungen und hoher Lautstärke meist per Controller irgendwo im Hochton (i.d.R. um 4 kHz herum) runtergeregelt, damit die Zuhörer von zu großer Schärfe verschont werden. Die 422A hat kein Equalizing im Hochtonbereich notwendig. Sie klingt auch bei hohen Lautstärken angenehm und verzerrt nirgends. In den Mitten spielt die 422A offen und unaufdringlich. So eine neutrale Wiedergabe ist man bei PA-Boxen eher weniger gewohnt. Es macht richtig Spaß auch ohne bass- oder höhenlastige Musik. Die Basswiedergabe ist eine Klasse für sich. In dem relativ kleinen Gehäuse aus Kunststoff mit einer mittigen Holzstrebe zur Versteifung und etlichen stabilisierenden Hochkant-Profilen schafft der Tieftöner einen tiefen und voluminösen Bass. Aktiviert man den Boost-Schalter auf der Boxenrückseite, wird die Basswieder abartig. Den Boost-Schalter empfehle ich nur für geringe Lautstärken und wenn die Boxen im Freien sehr erhöht stehen. Andernfalls ist die Basswiedergabe zu dominant. Der Basspegel, der mit den für PA-Verhältnisse kleinen 12"-Chassis erreicht wird, ist fast unglaublich. Betrachtet man die Membranauslenkung des Chassis, bleibt der Hub relativ gering. Die Abstimmung über die 4 großzügig bemessenen Reflexöffnungen scheint bestens gelungen zu sein. Die 422A ist wirklich keine Dröhnbüchse sondern macht lauten und guten Bass. Auf zusätzliche kleinere Subwoofer mit 12"-Bestückung kann man getrost verzichten.


Angefixt von dem guten Abschneiden der 422er habe ich mir noch die größere Version zugelegt:

RCF ART 425-A MK I
Technische Daten: http://abload.de/image.php?img=425specsofetl.jpg

Ich konnte noch eine ältere Version MK I ergattern, die statt Ferrit einen leichten (aber sehr teuren) Antrieb aus Neodym nutzen. Allein aus Kostengründen hatte man die Herstellung von Neodymchassis in der ART-Serie eingestellt, so dass neuerdings nur noch die MK II mit Ferritmagneten erhältlich sind.

So wiegt die größere 425A mit 15" Bass weniger als die kleine 422A mit Ferrit-Bass. Um Gewicht zu sparen, hat der 15er übrigens einen Korb aus normalem dünnen Blech. Das ist kein Beinbruch, denn wenn das Chassis im Gehäuse fest verschraubt ist, verwindet sich nichts. Nur wenn man den Bass aus dem Gehäuse schraubt, wirkt er mit dem Blechkorb und dem winzigen Magneten irgendwie mickrig. So ist das eben mit den Neodymmagneten, die brauch halt nicht soviel Platz und können sogar meist innerhalb der Schwingspule von Basschassis liegen.

Auch das größere Modell wartet -trotz des größeren Basses- mit einem bemerkenswert glatten Frequenzgang auf.
http://abload.de/img/425af-gangnfcr8.jpg

Am Frequenzdiagramm unter verschiedenen Winkeln sieht man, dass das Basschassis der 425A bei gleicher Trennfrequenz wie der 422A im Bereich der Trennung schon stärker bündelt. Wenn man also nicht direkt vor sondern seitlich der Box steht, ergibt sich in den Mitten zwischen von 1 bis 2 kHz eine m.M. noch harmlose aber erkennbare Absenkung der Lautstärke.
http://abload.de/image.php?img=425arundstrahleneofzw.jpg

Außerhalb der Achse hat der Klang damit eine leichte Loudness-Charakteristik. Kurioserweise klingt die 425A sowohl im direkten als auch indirekten Schallfeld somit zurückhaltender und Hifi-mäßiger. Da auch die Höhen leicht angehoben sind, erscheint die 425A obenrum etwas frischer und spritziger. Mir fiel bei hohen Lautstärken aber dafür auf, dass die Box (anders als die 422A) eine leichte Korrektur (z.B. bei 4 kHz) in den Höhen dankbar annimmt, damit sie nicht zu scharf klingt. Es handelt sich nicht um eine deutliche Schärfe, eher nur eine Nuance und mit Hifi-Ohren beurteilt.

Auch die Mitten werden durch den 33cm Bass der 425A unverfälscht und angenehm wiedergegeben. Die 422A bringt in den Mitten mehr Attacke und klingt offener und eher nach PA als die 425A. Im Bass werte ich das Duell 422A gegen 425A insgesamt unentschieden, da jede in einzelnen Disziplinen jeweils vor der anderen liegt. Es ist logisch, dass die 425A im rauhen PA-Betrieb bei hoher Lautstärke mehr Reserven im Bass hat. Dafür liegt die Qualität der Basswiedergabe bei der 422A höher. Die kleinere Box reicht tiefer hinab und der Bass wirkt kontrollierter und im oberen Bassbereich (noch) dröhnfreier als bei der 425A. Die 422A muss deshalb überhaupt nicht hinter der größeren Box zurückstecken, solange die zu beschallende Fläche nicht zu groß ist. Rein im Hinblick auf den Klang würde ich den Bass der 422A bevorzugen.

Der Vorteil der großen 425A besteht darin, dass man bei vielen Gelegenheiten auf einen zusätzlichen Subwoofer verzichten kann. Ob man eher die Hifi-Abstimmung der großen oder den PA-Charakter der Kleinen RCF bevorzugt, ist Geschmackssache. Für Musiker, kleine Gelegenheiten bis ~80-100 Personen und PAs mit ordentlichen Subwoofern würde ich die 422A empfehlen. Deren Pegel ist für die Größe beachtlich und die klare unverzerrte Wiedergabe selbst bei hohen Lautstärken begeistert.

Mit der größeren 425A wird jeder auch größere Partyraum zur Disko und fliegende DJs haben ein unproblematisches Arbeitsgerät und können sich das Schleppen zusätzlicher Subs sparen.

Aprospos Bassunterstützung:
Bei größeren Gelegenheiten sollten die beiden 4er RCF's mit potenten Subwoofern unterstützt werden. Kleine 12" oder billige Single-15" Kisten können nämlich mit diesen potenten Tops nicht mithalten und sind fast unhörbar. Gerade bei den 425A sollten mindestens kräftige 18"-Single oder Doppel-15er eingesetzt werden, sonst kann man sich die Subs ganz sparen.


Anmerkungen, die auf beide Modelle zutreffen:

Die ART-Typen rauschen. Für leises Musikhören zu Hause fast schon eine Zumutung, für PA-Verhältnisse aber wahrscheinlich normal bis dezent. Sobald die Musik über Zimmerlautstärke spielt oder auch mit Umgebungsgeräuschen bei Veranstaltungen ist davon nichts mehr zu hören. Grund für das Rauschen sind die integrierten Digitalverstärker. Man findet hinter der Kühlplatte im Innern der Box eine im Grunde lächerlich kleine Verstärkereinheit. Kaum zu glauben, dass hinter dem keinen Kästchen 2 Verstärkerzweige mit insgesamt 400W inklusive elektronischer Frequenzweiche und einer Entzerrung verborgen sind. Das Rauschen ist insofern ein Tribut an soviel Technik auf minimalstem Raum und geringstem Gewicht. Man hätte das Rauschen mit analogen Verstärkerzügen minimieren können, doch dann hätte man einen Lüfter und riesige Kühlkörper (= Gewicht) einbauen müssen.

Die Stecker für die Stromversorgung haben keine Verriegelung. Eigentlich ein Unding bei professionellem Beschallungsequipment. Ich verwende deshalb anstatt zweier frei hängender Kabel für Signal und Strom ein dickes Hybridkabel, in dem beide Kabel vereint sind. Dieses führe ich ein einer Schlaufe durch eine seitliche Griffmulde an der Box und sichere es dort mittels Klettband. Auf diese Weise kann nichts herausrutschen und die Stecker an der Box sind zugentlastet.

Modifikationsmöglichkeiten:
Die Bedämpfung des Innenvolumens der Gehäuse besteht (nur) aus einem Streifen offenporigen Schaumstoffs, der hochkant in U-Form in das Gehäuse gelegt ist. Eigentlicht macht dies keinen Sinn. Denn hohe Frequenzen, die davon absorbiert werden könnten, gibt es aufgrund der steilen aktiven Trennung bei 1300 Hz gar nicht. Die stehenden Wellen im Grundton und oberen Bass werden aber durch den Dämmstreifen so gut wie nicht abgeschwächt. Entsprechend kann man in den Frequenzgängen beider Boxen einen im Bass/Grundton um 200 Hz herum welligen Verlauf erkennen. Der Impedanzgang, der leider nicht zur Verfügung steht, könnte die Resonanzen ebenfalls entlarven. Den Stehwellen in diesem Bereich kann man nur beikommen, wenn man die Wellen im Schwingungsbauch an der Stelle der größten Schallschnell - als in der Mitte des Boxenvolumens - bedämpft. Daher sollte man zugunsten eines besseren Klangs ein bis zwei zusätzliche Matten Acrylwatte zusammenlegen und in der Mitte des Gehäuses platzieren. Die Reflexöffnungen und der Raum unmittelbar davor sollten aber unbedingt frei von Bedämpfung bleiben, um die Funktion der Reflexöffnungen nicht zu beeinflussen. Geschickt eingebracht, bleibt der Bass auch trotz der zusätzlichen Bedämpfung kräftig wie zuvor. Nur der Grundton ist noch sauberer.

Die Membran der Bässe besteht wie erwähnt aus leichter unbeschichteter Pappe. Um die Bässe unempfindlicher gegen Witterungseinflüsse (Regen, Ausbleichen) zu machen, kann man sie mittels Praydose dünn mit einem wasserabweisenden Mittel beschichten. Als Membranbeschichtung kann man farbloses Plastidipp verwenden, das ist ein sprühbarer Flüssiggummi. Ein bis zwei mal dünn aufgesprüht, machen die Membran und die Sicke wasserdicht. Bedenken wegen Veränderung der Klangeigenschaften sind unbegründet, da die Schicht hauchdünn ist und fast nichts wiegt. Da das Spray farblos matt in wenigen Minuten trocknet, ist die Modifikation übrigens nicht erkennbar.

Die Bündelung am oberen Ende des Übertragungsbereiches des Tieftöners kann man kompensieren, indem man mittig vor dem Chassis einen Diffusor anbringt. Hierzu nutzt man das Schutzgitter als Montagemöglichkeit. D.h. man befestigt z.B. einen Kegel oder eine (Styropor-)Halbkugel mit 10 -13 cm Durchmesser mittig vor dem Bass innen am Gitter. Der Pegel im Bereich 1-2 kHz dürfte axial vor der Box etwas geringer werden und außermittig höher, d.h. das minimale Mittenloch unter Winkeln wird etwas gefüllt.

Edit *xD*: Formanpassung an neuen Thread.


[Beitrag von *xD* am 17. Jan 2014, 20:25 bearbeitet]
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