Mischpult - wofür ist was?

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*xD*
Inventar
#1 erstellt: 25. Apr 2011, 13:41
Es gibt sie in groß, in klein, analog und digital, transportabel und für Festinstallation.

Es steht am FOH, das Zuhause des Tontechnikers, und ist dessen Lieblingsspielzeug.

Wovon wir reden, na klar, das Mischpult.


Der Funktionsumfang beinhaltet eine ebenso große Spanne wie auch der Preis. Die Kanalzahl variiert vom kleinen DJ-Mixer mit 2 Kanälen bis zum großen Livepult mit 56 Kanälen. In Studios finden sich auch Geräte mit mehr als 100.
Der Preis reicht von 20€ für einen Kleinmixer bis zu mehreren 10k€, teilweise auch der 6-stellige Bereich.

Wofür man das alles braucht, wie die Ausstattung ist und wofür man es verwenden kann, wollen wir in diesem Artikel etwas beleuchten.


1. Zweck und Modellunterschiede

Wie der Name es selbst schon verrät, soll ein Mischpult verschiedene Signale mischen. Auf diese Funktion beschränken sich triviale Modelle wie dieses hier:
[Foto]

Doch selbst dieses einfache Pult macht noch ein paar Dinge mehr, nämlich verschiedene Quellen aneinenader anpassen.

Wie wir der Beschriftung entnehmen können, bietet es einen Mikrofoneingang, zwei Phono-Eingänge und zwei Line-Eingänge.
Hierbei haben wir es mit sehr unterschiedlichen Signalpegeln zu tun, die im Mischpult auf ein einheitliches Maß gebracht werden müssen.

Eine weitere Unterkategorie von Mischpulten sind DJ-Pulte:
http://www.thomann.de/de/media_bdbviewer_AR_191080.html?image=0

Im Gegensatz zu Live-Pulten sind sie hauptsächlich für den Anschluss von Stereogeräten wie CD-Playern, Plattenspielern und Computern ausgelegt. Auch gibt es meist nur wenige Kanalzüge, sodass sich Eingänge lediglich umschalten lassen. Eine Besonderheit ist der Crossfader, mit dem sich zwischen zwei Quellen stufenlos hin- und herregeln lässt, um Übergänge sauber gestalten zu können.

Die dritte Grundeinteilung erfolgt in Live-Pulte.
Diese Pulte haben keine Crossfader oder ähnliches, prinzipiell sind alle Eingänge auch als Kanalzüge auf der Oberfläche ausgeführt (Ausnahme: Digitale Pulte, später mehr dazu). Jeder Kanal verfügt zusätzlich zu der obligatorischen Klangregelung über umfangreiche Routingmöglichkeiten um weitere, vom Hauptsignal unabhängige Mixe zu generieren.
Streng genommen müsste man diese unterteilen in FOH-Pulte, Monitor-Pulte und Recording-Pulte. Heutzutage gibt es aber nur noch wenige spezialisierte Pulte, sodass die meisten Modellen für alle Zwecke eingesetzt werden können.


2.Analog vs. Digital

Längst hat auch die Digitaltechnik Einzug in die Tontechnik gehalten. Wo früher Effekte stets analog mittels Verzögerungsgliedern realisiert wurden, finden sich heutzutage Analog-Digital-Wandler und dahinter ein leistungsfähiger digitaler Signalprozessor, der mittels spezieller Algorithmen Raumhall mit beliebigen Parametern nachbilden kann.
Dieser Siegeszug blieb auch nicht auf die Effektgeräte begrenzt, auch Verstärker wurden stellenweise digitalisiert und verstärken mit hoher Frequenz Pulse, die nur noch über ihre Weite moduliert werden. Dieses Verfahren ist zwar analog, die Berechnung der Weite erfolgt allerdings digital gesteuert.
Controller wurden ebenso digitalisiert, die die Trägheit analoger Schaltungen aushebeln und Limiter mit Reaktionszeiten von einer Halbwelle bereitstellen, ebenso ist Delay und vollparametrisches Equing ohne weiteres in einem einzigen Gerät möglich.
In dem Zug war es abzusehen, dass irgendwann auch Mischpulte digital werden.
Zunächst auch hier die gelegentlich vorhandenen internen Effektgeräte, später gab es dann digitale Ausspielwege, die einen direkten Anschluss an den PC ermöglichten.
Bis dann irgendwann auch die Oberfläche digital wurde. Das heißt, das Pult arbeitet intern komplett digital. Die Signale werden nach analoger Vorverstärkung am Eingang in ein Digitalsignal gewandelt (falls die Quelle nicht ohnehin schon digital ist, wie z.B. ein CD-Player) und intern wird dann nur noch nach digitalen Regeln gearbeitet.
Die Vorteile sind massiv, die grundsätzliche Signalqualität hängt nur noch von den AD- bzw. DA-Wandlern ab und nicht mehr von einer Reihe von Bauteilen.
Zusätzliche Funktionen des Pultes sind per Softwareupdate möglich (sofern es die Rechenleistung des Pultes erlaubt).
Eine automatisierte Steuerung wurde möglich, um das Pult auch von einem PC aus bedienen zu können (bspw. per MIDI).
Der allergrößte Vorteil allerdings - die Einstellungen lassen sich alle speichern und auf Knopfdruck wiederherstellen, vorbei die Zeiten, als man in einer kurzen Umbaupause gestresst am Pult stand und von einem kleinem Zettel alle Änderungen auf das Pult übertragen musste - Motorfader und Inrementalgeber machen es möglich.

Bei all diesen Segen kommen wir aber zur Schattenseite des Ganzen: Digitalpulte lassen sich nicht sofort intuitiv bedienen, da nun Regler mehrere Funktionen beistzen, je nachdem, in welchem Menü man sich befindet. Die Bedienkonzepte unterschieden sich teils erheblich.
Insgesamt ist man weniger flexibel, was sich aber durch Übung ausgleichen lässt.

Nicht zuletzt sollte man vergessen, dass ein kleines handliches Modell wie das Yamaha 01V96 mit zwei extra 1HE- 19" 8-fach-AD-Wandlern ein 32-Kanal-Pult mit komplett integriertem Siderack darstellt, dazu mit 4-facher vollparametrischer Klangregelung, die selbst die größten Konsolen nicht immer besitzen.


3. Analoges FOH-Pult (von light-Green Apple)

Wie bereits erwähnt gibt es verschieden große Pulte die bei verschieden großen Veranstaltungen zum Einsatz kommen.
Die Kanalzahl variiert hier zwischen acht bis 48, selten 56 Kanälen.

3.1 Aufbau eines analogen live-Pultes:

Auf den ersten Blick mag ein Tonmischpult mit seinen viele Knöpfen und "Potis" (Drehreglern) verwirrend aussehen, dahinter steckt aber eine logische und strukturierte Anordnung.
Das Signal durchläuft einen geschlossenen Kanalzug von oben (Gain-Regler) bis ganz unten (Fader).
Dabei druchläuft es verschiedene Stationen:

3.1.1 Die Phantom-Speisung:

Die Phantomspeisung ist bei größeren Pulten Standard und wird auch häufig verwendet.
Gebraucht wird diese Spannung, die am Eingang der Pultes anliegt, um einige Mikrofone (Kondensatormikrofone) mit dem benötigten Betreibsstrom zu versorgen. Dieser liegt meist bei 48V und kann bei Kleinpulten komplett für das gesamte Pult zugeschaltet werden oder bei größeren Pulten für einzelne Bereiche oder gar jedem einzelnen Kanal.
Phantomspeisung die an dynamischen Mikrofonen anliegt, hat keine Auswirkung auf deren Funktionsweise!

3.1.2 Der Gain-Regler:

Hier werden die Signale aller Quellen (Gitarre, Schlagzeug etc.) auf ein einheitliches Level gebracht, d.h. sie werden in ihrem Signal gemindert oder durch einen Vorverstärker verstärkt, um ein einheitliches Arbeitslevel zu schaffen.
Hilfreich hierbei sind sog. PAD Schalter, die das Signal um meist nochmals 20dB abschwächen.

3.1.3 Der Lowcut:

Die meisten größeren Pulte (>12 Kanal) verfügen bei einigen Eingängen nach dem Gain-Regler über einen sog. Low-Cut.
Dieser wird überwiegen bei Mikrofonen eingesetzt und liegt bei ca. (+-10HZ) 75 Hz.
Lowcut bedeutet, dass alle Frequenzen die unterhalb der besagten Frequenz liegen (ca. 75 HZ) rausgefiltert werden.
Dies hat zur Folge, dass vor allem bei Gesangsmikrofonen Trittschall minimiert wird und Störgeräusche garnicht erst in den weiteren Kanalweg gelangen.
Diese Funktion kann allerdings nicht in jedem Fall eingesetzt werden, da beispielsweise eine Bass-Drum auch Frequenzen unterhalb der 75 HZ wiedergibt. Würde man diese rausfiltern hätte man nurnoch den "halben Klang"

3.1.4 Die Insertbuchse:

bei einem analogen Pult gibt es sog. Insertbuchsen. Diese dienen dazu (neben den AUX-Wegen) Effektgeräte einzuschleife. Dies geschieht über spezielle Insertkabel. Bei diesen wird über einen Pin das Signal zum Effektgerät gesendet und über den anderen wieder in Empfang genommen. So hat man zwischen Gain und Equalizer das Signal schon mit dem gewünschten Effekt behandelt.

3.1.5 Der Equalizer:

Jeder Kanalzug bei einem live-Pult verfügt auch über einen seperaten Equalizer. Dieser dient dazu, jedes einkommende Signal gesondert bearbeiten zu können. Die Möglichkeiten einer besonders genauen bearbeitung ist aber vor allem bei Kleinpulten häufig nicht gegeben.
Unterschieden wird zwischen einem fest eingestellten Equalizer, einem Equalizer mit Halbparametrik und einem mit Vollparametrik.

Feste Frequenzen:
Hierbei gibt es meist nur einen Equalizer für die Tiefen und einen für die Höhen. Dieser Equalizer ist sehr breitbandig (umfasst viele Frequenzen) und ist somit sehr ungenau. Eine bessere Lösung ist dabei der

Equalizer mit Halbparametrik:
Dieser Equalizer verfügt im Segment der kleineren Pulte über einen fest eingestellten Equalizer für die Höhen, einem festeingestellten für die Tiefen und einem parametrischen, also verstellbaren für die Mitten.
Hierbei kann man auswählen, welche Frequenzen man bearbeiten möchte, jedoch nicht die Bandbreite. Größere Pulte bieten diese Option auch für die Höhen und Tiefen.

Vollparametrik:
Der wohl beste Weg ein Signal zu bearbeiten ist der vollparametrische Equalizer. Bei diesem kann nicht nur die genaue Frequenz eingestellt werden, sondern auch die Bandbreite des zu bearbeitenden Kanals.

3.1.6 Die AUX-Wege:

Da man bei einer live-Beschallung nicht nur die Besucher beschallt, sondern in gewisser Weise auch die Band selbst, müssen Ausspielwege für die Monitore her.

Monitor = Lautsprcher der meist vor einem Künstler steht und ihn mit gewünschtem Sound versorgt. Bei einem Sänger sind das zum einen seine eigene Stimme und oft eine akustische Gitarre, da er diese sonst nicht hören kann.

Eine andere Möglichkeit zur Beschallung einer Band sind die sog. Sidefills, welche die komplette Bühne beschallen. Da es hier aber eigentlich um das Mischpult geht, BtT

AUX-Wege (Monitor)

Um einem Künstler seinen eigenen, persönlichen Mix für den Monitor zu gestalten hat man zwischen einem und sechs bis acht (bei großen Pulten) Ausspielwegen zur Verfügung. Diese stehen an jedem Kanal gleichermaßen bereit, womit bis zu acht einzelne gemischte Signale angefertigt werden können. Dazu wird einfach für bspw. der ersten Monitor auf AUX 1 alles so weit "reingedreht", bis der Mix für den Künstler zufriedenstellen ist.

AUX-Wege (Externe Geräte einschleifen)

Neben dem Ausspielweg für Monitoring dient ein AUX-Weg auch zum Einschleifen von externen Geräten wie beispielsweise Effektgeräten. Dazu greift man das Signal des AUX-Weges am Pult ab und führt es über sog. Returns wieder zurück. (ähnlich Insertbuchse)

Zum einen kann man einen AUX-Kanal pre-, aber auch post-Fader schalten. Das heißt, einmal wird das Signal vor dem Fader für die Mastersumme abgegriffen und einmal danach.
Stellt man den AUX-Weg auf PRE so hat die Faderstellung keine weitere Auswirkung auf den Mix des Aux-Weges.
Ist der Kanal allerdings auf POST geschaltet, ist das Signal aus dem AUX-Weg vom Fader abhängig. Ist der Fader geschlossen (R=Unendlich) so bekommt man auch kein Signal auf dem Ausspielweg.

3.1.7 Integrierte Effektgeräte:

Bei manchen Pulten ist im Pult selbst ein Effektgerät verbaut. Damit lassen sich beispielsweise Stimmen bearbeiten (Hall, Verzerrung etc) aber auch Gitarren (Chorus...).

3.1.8 PAN-BAL Reglung:

Der letzte Poti in der Signalbearbeitung ist der PAN- bzw BAL Regler, wobei beide nicht verwechselt werden dürfen.

PAN:

Dieser Regler sollte im neutralen Zustand auf 12 Uhr stehen, denn er gibt an in welchem Verhältnis das Signal auf die Stereosumme kommt.
Dreht man den Poti nach rechts, so wird nicht mehr Signal auf den rechten Stereokanal gegeben sondern das linke Signal wird abgeschwächt.

BAL:

Dieser Regler ist für Stereokanäle vorgesehen und senkt ähnlich wie der PAN Regler den gewünschten Kanal ab. (Für genauere Erklärungen bitte ich um Ergänzung ;))

3.1.8 Der Fader und die "Knöpfchen daneben":

Die letzte Station in der das Signal bearbeitet/geroutet wird ist die Fadersektion.
Hier stellt man zum einen seinen Mix zusammen (Faderstellung), kann aber auch die einzelnen Kanäle zu beliebigen anderen Sektionen routen.
Zum einen schickt man - sofern gewünscht - das Signal eines Kanals zu der Stereosumme, aber man kann es auch auf sog. Subgruppen verteilen. (Dazu später mehr...)

Viele Pulte verfügen zudem noch über einen On-Off Schalter mit dem der Kanal geschlossen oder geöffnet wird. Mit Hilfe dessen kann man nicht benötigte Kanäle ausschalten. VORSICHT: Bei manchen Pulten wird mit dem "Off" nicht der komplette Kanalzug geschlossen. Hat man das Signal für Monitore vor dem Fader abgegriffen so kann es weiter zu hören sein!

3.1.9 AFL / PFL:

Des Weiteren befindet sich in Fadernähe eine PFL Taste.
PFL = Pre Fader Listening, also VOR dem Fader etwas abhören.

Diese Taste dient als erstes dazu, die gewünschte Signalquelle mit dem Gain-Regler einzupegeln.
Drückt man die besagte PFL-Taste, so wird das Input-Signal auf dem VU-Meter angezeigt. In seinen Spitzen sollte das Signal die 0dB nicht überschreiten. So werden zum Einen Verzerrungen vermieden aber auch alle Signale auf ein Level gebracht.
Hat man alles richtig eingepegelt, so werden auch die Fader nachher nahezu in einer Linie liegen. Ausnahmen (Soli, Absenkung bei Piano etc.) bestätigen hier die Regel.

Eine weitere Taste ist die AFL-Taste.
Ähnlich wie beim PFL hört man auch hier ein Signal ab, jedoch nicht vor, sondern nach dem Fader (AFL = After Fader Listening)
Dies findet man z.B. bei Subgruppen (Erläuterung dazu später) um die gesamte Gruppe abzuhören.

3.1.10 Subgruppen:
Hier geht es dann um die lang ersehnten Subgruppen
Subgruppe bedeutet nichts anderes, als eine untergeordnete Gruppe (in dem Fall vom Mastermix) die einzelne Kanäle zu einem bzw. zwei Kanälen zusammenfasst.
In der Fadersektion kann man jeden einzelnen Kanal einer vorhandene Subgruppe zuweisen. Kleine Pulte besitzen 2-4, große auch 8 Subgruppen.
Verwendung finden Subgruppen dann, wenn Gruppen von Mikrofonen gebildet werden können/sollen.
Eins der gängisten Beispiele ist hier wohl das Schlagzeug.
Einmal eingepegelt, verändert man einzelne Kanäle am Schlagzeug (Snair, Bass-Drum, Overheads, Toms) eher selten. Was jedoch oft vorkommt ist, dass man das Schlagzeug bei Passagen gerne leiser oder lauter hätte. Da ein komplett abgenommenes Schlagzeug gerne seine 8 Kanäle benötigt kann man sich vorstellen, dass es mühsam und lästig ist, jeden einzelnen Schlagzeugkanal um die Selbe dB Zahl abzusenken. Um diesem Problem zu entgehen routet man alle Kanäle des Schlagzeugs auf eine Subgruppe, in der die Kanäle zusammengefasst werden. Diese Subgruppe kann man entweder einzeln am Pult abgreifen (für Aufnahmen etc.) oder dem Mainmix beimischen.

Fortsetzung folgt...


[Beitrag von *xD* am 03. Jul 2011, 14:54 bearbeitet]
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