Typ I Kassette mit 70 µs bespielen und wiedergeben

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Manfred_K.
Inventar
#1 erstellt: 29. Jun 2019, 21:58
Ich komme gerade von einer Hifi-Session zurück. In dieser Session habe ich einige Typ I Ferro-Bänder gehört, die mit einem Nakamichi-Deck in Stellung EQ 70 µs aufgenommen wurden und natürlich auch wiedergegeben wurden. Das ganze ohne Dolby. Das Ergebnis war hervorragend incl. ein paar dB weniger rauschen. Ich schätze mal, so 3-5 dB werden das schon gewesen sein.

Bei Nakamichi hat man die Möglichkeit, den Bias und den EQ separat auszuwählen. Ich überlege gerade, ob ich mein Pioneer CT-445 entsprechend einmesse/umbaue. Das hat einen manuellen Schalter für CRO2. Wenn ich den drücke, habe ich den EQ von 70 µs, dann müsste ich nur noch den Bias entsprechend anpassen....Oder ich lege mir auch mal ein Nakamichi zu

Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen? Praktiziert das jemand? Gibt es auch Nachteile, außer das diese Bänder dann nicht mehr auf Decks sauber abgespielt werden können, die eine automatische Bandsortenerkennung haben?
Manfred_K.
Inventar
#2 erstellt: 30. Jun 2019, 16:17
Das sagt Nakamichi in der Bedienungsanleitung zum CR-2E:

EQ1


EQ2


EQ3
Manfred_K.
Inventar
#3 erstellt: 02. Jul 2019, 20:29
Bei den vor bespielten Kaufkassetten gab es ja öfters den Fall, dass CRO2-Band mit 120 µs bespielt wurde. Das CRO2-Band wurde dann in ein Gehäuse mit Typ1-Kennung gespult. Somit war sichergestellt, dass bei der Wiedergabe in Deck´s mit automatischer Banderkennung der EQ richtig entzerrt wurde.

Ich habe mir von einem Kumpel für ein paar Tage ein Nakamichi CR-2E ausgeliehen und produziere Aufnahmen mit Maxell UR und TDK D mit EQ 70. Ich bin vom Ergebnis positiv überrascht.

Das Abspielen der Nakamichi-Aufnahmen auf meinem Pioneer CT-445 mit gedrückter CRO2-Taste funktioniert ebenfalls traumhaft. Die Klangunterschiede bei der Wiedergabe sind kaum wahrnehmbar. Dazu muss man natürlich sagen, dass Azimut und Geschwindigkeit zu 100% identisch sind und die Köpfe von beiden Geräten quasi "neuwertig" sind.

In ein paar Tagen muss ich das Nakamichi wieder abgeben. Muss noch schnell ein paar Mixtapes aufnehmen und kann dann, bis ich ebenfalls mal ein solches Deck mein Eigen nennen darf, den "Nakamichi-Sound für Arme" genießen
SR2245
Inventar
#4 erstellt: 03. Jul 2019, 16:14
Type I Cassetten für die 70µs Wiedergabe zu bespielen macht nur in wenigen Fällen Sinn.
Zum Beispiel für Sprachaufnahmen oder andere Quellen mit sehr wenig Energie im Hochtonbereich.
Ansonsten geraten, wenn man nicht sehr gering aussteuert (was den etwa 3,5db Rauschgewinn wieder zunichte macht) Hochtonanteile durch den niedrigen SOL in die Sättigung und/oder gar in den Selbstlöschungsbereich. Zudem steigen die Verzerrungen im Hochteonbereich stark an.
Einen der Quelle entsprechenden FQ-Gang im Hochtonbereich zu erreichen ist bei normaler Aussteuerung mit gängiger Pop oder Rockmusik meist nicht mehr möglich. Schon gar nicht mit einfachen Type I Bändern die eh Schwächen im SOL haben.

Type II Bänder haben eine bessere Höhenausteuerbarkeit, deshalb hat man sich damals dazu entschieden diese standardmäßig für die Wiedergabeentzerrung mit 70µs zu bespielen. Das heißt den Zugewinn in der Höhenausteurbarkeit für die Rauschminderung zu opfern.
Wen das Rauschen nicht stört, oder eh Dolby benutzt (besonders bei C oder S NR fallen die knapp 4db eh nicht mehr groß auf) kann diese für 120µs Wiedergabe bespielen. Das SOL/MOL Verhältnis kommt dann in die Nähe von Type IV Bändern mit dementsprechend großem Headroom in der Höhenausteurbarkeit.
Manfred_K.
Inventar
#5 erstellt: 05. Jul 2019, 07:01
Richtig, Fingerspitzengefühl ist bei solchen "Experimenten" angesagt. Die Kombination CR-2E + TDK-D meistert diese Disziplin in meinen subjektiven Tests hervorragend. Die Maxell UR ist da einen Tick schlechter. Der Rauschgewinn wird durch die geringere Höhen-Aussteuerungsmöglichkeit teilweise zunichte gemacht. Das leuchtet absolut ein. Jedoch habe ich, natürlich rein subjektiv, den Eindruck, dass das Rauschverhalten insgesamt trotzdem besser ist. Das mag u.a. daran liegen, dass das Rauschen in den Pausen besonders wahrnehmbar ist. Und da hat man dann tatsächlich etwas mehr Ruhe.

Ja warum dann das ganze, wenn Dolby C die Ruhe selbst ist? Nun ja, die Kompatibilitätsprobleme mit Dolby C kennen wir ja zur Genüge. Da kannste Einmessen bis zum Umfallen. Da ich sehr viele verschiedenen Tape-Decks besitze, die immer mal wieder angeschlossen werden, um Standschäden zu vermeiden, nehme ich sehr viele Tapes einfach ohne Dolby auf. Der Azimut ist auf allen Decks penibel justiert. Ohne Dolby klingt es dann einfach besser. Für "jeden Tag" bieten sich dann halt auch die preiswert verfügbaren Typ I Bänder an. Echt schade, dass keine Typ II Bänder mehr produziert werden. Ein Typ II ohne Dolby ist nämlich wirklich klasse - zumindest bei meiner favorisierten Musikrichtung - Maxi-Singels der 80er Jahre

Gibt es, außer Nakamichi, noch andere Decks, die das Bespielen von Typ I mit 70 µs auf Knopfdruck ermöglichen?
karl50
Stammgast
#6 erstellt: 09. Jul 2019, 21:12
Ich glaube bei den JVC-Decks Anfang der 80ziger (z.B. KD-A11(22)) ging das auch.


[Beitrag von karl50 am 09. Jul 2019, 21:49 bearbeitet]
SonyKassettenkaiser
Inventar
#7 erstellt: 13. Jul 2019, 22:34
Wenn ich auf meinen Sonys Typ I als Typ II bespielt habe (einfach in ein entsprechendes Gehäuse geschraubt) klang das immer dumpfer als korrekt, egal wie ich den Bias Regler eingestellt hatte. Andersherum also High Position in Typ I Gehäuse klang schon fast zu schrill in den Höhen. Die Bänder verzerrten auch früher. Da konnte man den Bias Regler aufreißen bis zum abwinken, es reichte nicht.
Was ich mich frage, warum gibt es extra eine Typ IV Kennung? Beide haben doch 70µs Entzerrung. Sollte doch eigentlich ohne Unterschied austauschbar sein. Hat Denon mal mit der HD8 gemacht, ein Metallband als Typ II.
SR2245
Inventar
#8 erstellt: 14. Jul 2019, 02:06
...genau es reichte nicht... das ist auch der Grund, der Regelbereich des Bias Reglers auf der Frontplatte ist zu klein.

Der Bias Bedarf für TypII Bänder ist erheblich höher als für TypI und TypIV benötigt nochmal mehr Vormagnetisierung als TypII.

Da fast alle Rekorder mit dem Bandsortenschalter Entzerrung und Vormagnetisierung gleichzeitig schalten kann man weder TypII Bänder für 120µs, noch TypI für 70µs bespielen.
Das geht halt nur mit getrennten Schaltern für Entzerrung und Bias, wie bei Nakamichi, Revox und einigen anderen.
Manfred_K.
Inventar
#9 erstellt: 17. Jul 2019, 09:54
Interessant, dass das Feature auch Revox anbietet.

Der Bias-Regler auf der Front ist vom Regelbereich natürlich zu schwach. Bei manchen Decks gibt es auf der Platine getrennte Bias-Regler für die verschiedenen Bandsorten. Da ist der Regelbereich so groß, dass man ein solches Deck genau für diesen Verwendungszweck einmessen könnte. Wenn es dann auch noch die herkömmlichen Schalter für die Bandsorte besitzt, ist das leicht zu bewerkstelligen. Bei Decks mit automatischer Bandsortenerkennung ist noch mehr Bastelarbeit nötig, wenn die Gehäuse nicht gewechselt werden sollen.

Da weiß ich schon, was ich den grauen Wintermonaten machen werde. Ein Deck auf 9,5 cm/s umbauen mit der Möglichkeit, Ferro-Bänder mit 70µs aufzunehmen. Das wird bestimmt eine "heiße Kiste". Dann gibt es auch keine Probleme mit eventuellen Verzerrungen im Hochton-Bereich Ich weiß, eigentlich bekloppt, aber macht bestimmt Spaß!
SonyKassettenkaiser
Inventar
#10 erstellt: 17. Jul 2019, 16:17
Es soll mal in einem Kopierwerk, ich glaube irgendwann in den 80ern mit JVC Dreikopfdecks gearbeitet worden sein. Diese sollen bei normler Geschwindigkeit irgendwie bis etwa 25KHz gekommen sein, und auf doppelter tatsächlich bis etwa knapp 40KHz. Weiß da hier jemand mehr? Wüßte mal gerne welche Decks das konkret waren. Ich meine das mal vor einer Weile auf einer englischsprachigen Webseite, wo über kommerzielles Kassettenkopieren geschrieben wurde, gelesen zu haben.
Manfred_K.
Inventar
#11 erstellt: 19. Jul 2019, 17:06
40 kHz WoW, das ist ne Hausnummer.

Also mit meinem in den 80igren umgebauten Universum-Deck habe ich bei 9,5 cm/s locker 20 kHz bei Normalband geschafft und das bei einer Aussteuerung, dass es die Zeiger beim VU-Meter "verbogen" hat (also im Musikmix, nicht bei einem reinen 20 kHz Sinus).

Die Nakamich-Leute werden jetzt einwenden. Das kann mein Deck auch. Ja klar, aber mein Universum System 6600 hat "nur" 400 DM gekostet und kann bei 4,75 cm/s so um 14-15 kHz aufnehmen.

Der Umbau erfolgte ca. 1985. Ich weiß nicht mehr, wie ich damals die Schaltung manipuliert habe. Fakt ist, der Motor hat eine diskrete Motor-Steuerungsplatine mit Transistor und es lief sehr zuverlässig. Ich guck mir das im Winter mal wieder an und baue einen neuen Riemen rein.

Hier sieht man übrigens den Schalter:

System6600
SonyKassettenkaiser
Inventar
#12 erstellt: 19. Jul 2019, 18:48
Bin grad auf der Suche nach der Seite wo das stand und dabei über folgendes gestolpert: ','

https://www.youtube.com/watch?v=RNxaZ84YjGs


AAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!! ','
Die armen Kassetten in diesem Deck(habe die Typerbezeichnung nicht erkennen können, sieht aber wie ein billiges Aiwa ca 1995 aus). Das ist pure Verschwendung. ','
Manfred_K.
Inventar
#13 erstellt: 19. Jul 2019, 20:46
Für mein 9,5 cm/s - Projekt sind die Maxell UR völlig ausreichend

Die Motor-Regelung wird übrigens über einen 2SC2298 realisiert. Ist ein Darlington-Transistor. Hier ein Bild aus meinem Ersatz-Deck. Dieses ist noch im Originalzustand:

20190426_200556
Manfred_K.
Inventar
#14 erstellt: 19. Jul 2019, 20:54
Die Bandsorte lässt sich manuell schalten und für jede Bandsorte ist ein separater Bias Regler vorhanden. Also beste Voraussetzungen für einen Umbau.

20190426_200723
CMueller77
Stammgast
#15 erstellt: 14. Nov 2019, 12:45
Hallo Manfred,

bin gerade per Zufall über diesen interessanten Thread gestolpert und habe in meiner Klassik-MC Sammlung etwas dazu entdeckt: Das DECCA / TELDEC TriTec Tape:

IMG_0922
IMG_0923
IMG_0925
IMG_0926

Offenbar wurde schon Mitte 70er Versuche mit 70µs Entzerrung für Type I Bänder angestellt. Das gezeigte Tape klingt trotz seines stolzen Alters von über 40 Jahren für ein Type I Tape super gut! Erstaunlich ist das sehr geringe Bandrauschen und die exzellenten Höhen!

Ich werde in der nächsten Zeit mal meine Versuche mit dem Revox B215 und diversen Type I Tapes auf 70µs Entzerrung anstellen...

Wie sieht's mit Deinen Versuchen aus, Manfred?

LG
Christoph
Manfred_K.
Inventar
#16 erstellt: 14. Nov 2019, 22:34
Christoph, sehr interessant mit der Teldec-Kassette. Ich bin mal gespannt, wie sich die Aufnahmen mit deinem Revox verhalten. Die Revision meines Universum-Deck´s muss noch warten. Da sind Riemen und Rollen fällig. Ich habe einfach zu viele Projekte und zu wenig Zeit ;-)
Manfred_K.
Inventar
#17 erstellt: 23. Nov 2019, 19:45
Ich werde demnächst weitere Testaufnahmen diesbezüglich machen. Mit diesen zwei Wonneproppen kein Problem. Da geht das auf Tastendruck, ganz ohne "Basteln"

Vergleich2
rowi
Stammgast
#18 erstellt: 23. Nov 2019, 20:58
Ich würde mal vermuten, dass es einen besseren Rauschabstand ohne Dolby geben wird und die Höhenwiedergabe etwas an Brillianz vermissen lässt bzw. wenn man versucht das mit dem BIAS-Regeler zu kompensieren es etwas schrill klingen wird, da ja keine wirklich passende Aufnahmeentzerrung vorgenommen werden kann.
Bessere Chancen würde ich bei einem Deck sehen, welches mit einer Einmessvorrichtung arbeitet, die sich auch um die Aufnahmeentzerrung kümmert. Man muss dann vielleicht das Fe-Tape in ein Gehäuse für Chromtapes umtopfen.

Aber ob das den Aufwand wert ist? Ich bin auf jeden Fall auf die Ergebnisse gespannt.
Manfred_K.
Inventar
#19 erstellt: 23. Nov 2019, 22:58
Nakamich hat es schon ganz gut auf den Punkt gebracht. Siehe Beitrag #2 oben. Die Höhenaussteuerbarkeit geht etwas zurück, weil ja durch den EQ stärkere Höhen auf das Band aufgenommen werden. Ein Fe-Band geht so eher in die Sättigung. Aber, da das Rauschen in erster Linie bei leisen Passagen hörbar ist, hat dieses Verfahren durchaus seine Vorteile.

Das "Umtopfen" kann man sich bei diesen Decks sparen, da separate Schalter für die Einstellung vorhanden sind. Vormagnetisierung und EQ sind getrennt einstellbar.

Mit dem Bias die Höhen tunen ist nicht zielführend, da der Arbeitspunkt verschoben und der damit Klirr extrem hoch gehen. Der Bias muss immer genau auf die Bandsorte eingestellt sein, da beißt keine Maus einen Faden ab - oder so ähnlich - . Am EQ schrauben ist dagegen erlaubt.

Umgekehrt hat das die Industrie auch schon mit Chrombändern bei vorbespielten Kassetten gemacht. Da wurde ein Chrom-Band in Gehäuse mit Fe-Kennung reingeschraubt um bei der Wiedergabe wieder die passende Entzerrung zu bekommen. Auch war ein entsprechender Hinweis aufgedruckt, dass das Chrom-Band auf Stellung Fe, bei manuell einzustellenden Decks, abzuspielen ist.

@Christoph: Du hast doch bestimmt solche Exemplare in Deiner Sammlung
SonyKassettenkaiser
Inventar
#20 erstellt: 24. Nov 2019, 00:32

Mit dem Bias die Höhen tunen ist nicht zielführend, da der Arbeitspunkt verschoben und der damit Klirr extrem hoch gehen.


Na ja, ein bisschen tunen ist schon drin, so vielleicht 2dB.
CMueller77
Stammgast
#21 erstellt: 26. Nov 2019, 13:16

Manfred_K. (Beitrag #19) schrieb:

Umgekehrt hat das die Industrie auch schon mit Chrombändern bei vorbespielten Kassetten gemacht. Da wurde ein Chrom-Band in Gehäuse mit Fe-Kennung reingeschraubt um bei der Wiedergabe wieder die passende Entzerrung zu bekommen. Auch war ein entsprechender Hinweis aufgedruckt, dass das Chrom-Band auf Stellung Fe, bei manuell einzustellenden Decks, abzuspielen ist.

@Christoph: Du hast doch bestimmt solche Exemplare in Deiner Sammlung ;)


Lieber Manfred, ja, zu Hauf

Nur hat leider dazumal wohl niemand damit gerechnet, dass die Echtchrombänder mit den Jahren an Pegel verlieren. Wobei dieses Phänomen auch sehr stark schwankt. Generell habe ich die Beobachtung gemacht, dass alle Ariola Echtchrombänder nur noch plusminus -10dB Pegel haben, die TELDEC hingegen noch -2dB. Die ganzen Polydor / Deutsche Grammophon MC's mit Echtchrombänder liegen dazwischen (u.U. PDM Echtchromband). Wobei der Pegel eigentlich nicht so eine grosse Rolle spielt; die Aufnahmen sind dennoch extrem rauscharm und sehr gut erhalten; ich sage nur Pump up the Volume Im Musikstil Schweizer Volkstümliches habe ich auch Kassetten, welche ein Nicht-Echtchrom-Chromband haben und mit 120-er EQ (Kennlöcher Type I) bespielt wurden; da geht dann wirklich dynamikmässig die Post ab

Auch habe ich in meiner Kassettensammlung auch Kaufkassetten gefunden, welche ein FerroChrom-Band haben. Diese Aufnahmen sind aber leider nicht mehr in so tollem Zustand...

Ich hoffe, dass ich nun endlich dazu komme, die Tests mit 70-er EQ auf Type I Tape auf dem Revox B215 MKI zu machen. Auch bei diesem Deck, lässt sich die Vormagnetisierung und EQ manuell einstellen. Bin gespannt, was der Einmesscomputer mit diesem Setting anstellt

LG
Christoph


[Beitrag von CMueller77 am 26. Nov 2019, 13:17 bearbeitet]
orishas
Stammgast
#22 erstellt: 27. Nov 2019, 23:16
Hallo Christoph,
kannst du mal kurz erklären was du da Einstellst da ich erst seit ein paar Wochen ein Revox B215 habe und in der Gebrauchsanweisung habe ich nix gefunden oder ich Checks mal wieder nicht
Viele grüße Chris
CMueller77
Stammgast
#23 erstellt: 28. Nov 2019, 10:12
Hi Chris

Gratuliere Dir zur Anschaffung des B215 und wünsche Dir viel Freude damit! Das B215 ist - vorausgesetzt es ist gut gewartet und eingestellt - ein sensationelles Tapedeck! Meine sind jeden Tag (ausser am Wochenende) ca. 9h nonstop im Einsatz und bekommen ein mal im Jahr einen Service durch eine Fachwerkstätte.

Mein Plan war:
1. Eine sehr gute Type I Kassette einlegen
2. Mit der Taste "Tape Type" von Type I auf Type II umzustellen
3. Taste Record halten und Pause drücken (Im Display blinkt RECORD)
4. Taste Align drücken - der Einmesscomputer beginnt das Tape einzumessen

Allerdings will der Einmesscomputer mit diesem Setting keine zufriedenstellende Einmessung vornehmen können (im Display blinkt ALIGN; d.h. der Einmessvorgang war nicht erfolgreich). Dasselbe mit der Einstellung Type II - 120µs...

Ich habe danach trotzdem versucht eine Aufnahme zu machen; Ergebnis: zwar sehr geringes Bandrauschen aber dafür auch sehr schwache Höhen. Das i-Tüpfelchen wäre gewesen, wenn das B215 neben dem Einmesscomputer noch eine manuelle Einmessmöglichkeit hätte. Aber wir wollen nicht jammern - bis jetzt hat der Einmesscomputer bei all meinen Aufnahmen einen sensationellen Job gemacht! Das Deck hat sogar eine Einstellmöglichkeit für Type II - 120µs; es wird einen Grund gegeben haben, weshalb die Revox Ingenieure keine Tape Type-Einstellung für Type I - 70µs zur Verfügung gestellt haben. Ich muss mal meinen Kollegen (hat bei Revox gearbeitet und ist ein Hifi- und Elektronik-Crack) fragen, ob sich das Projekt "Type I - 70µs" auf dem B215 trotzdem umsetzen lasse...

Ich hoffe, dass ich Dir weiterhelfen konnte.

LG
Christoph


[Beitrag von CMueller77 am 28. Nov 2019, 10:13 bearbeitet]
CMueller77
Stammgast
#24 erstellt: 28. Nov 2019, 10:34
Manfred,

Meine Tests haben folgende Ergebnisse gebracht (getestet mit FOX C-60 und einer maxell UD I 60):

1. Einstellung Type II - 70µs: automatischer Einmessvorgang fehlgeschlagen; Test-Aufnahme: geringes Bandrauschen, Höhen schwach, Bässe überbetont; Pegel Hinterband im Vergleich zu Source: +3dB!

2. Einstellung TypeII - 120µs: automatischer Einmessvorgang fehlgeschlagen; Test-Aufnahme: geringes Bandrauschen; Höhen etwas besser, aber immer noch sehr zurückhaltend; Bässe betont, Pegel Hinterband im Vergleich zu Source: +1dB

3. Einstellung Type IV - 70µs: automatischer Einmessvorgang fehlgeschlagen; Test-Aufnahme nicht zu gebrauchen

Bei Setting 3. habe ich jetzt nicht erwartet, dass da etwas schlaues dabei rauskommt. Aber getestet ist getestet.

Es scheint so, dass das Revox B215 für diesen Versuch nicht das geeignete Tapedeck ist. Es fehlt definitiv eine manuelle und separate Einmessmöglichkeit für BIAS und EQ. Wie vorhin geschrieben, werde ich noch meinen Kollegen dazu befragen; vielleicht hat er noch einen Tipp...

Was haben Deine Tests mit dem Nakamichi ans Tageslicht gebracht?

LG
Christoph
orishas
Stammgast
#25 erstellt: 29. Nov 2019, 10:17
Danke dir Christoph für deine Ausführungen.
Ich werde in den Weihnachtsferien auch mal Testen und auch mit meinem Nakamichi dann vergleichen.
Ich habe mich letzthin auch mit Fox eingedeckt sind meine ersten Typ I Kassetten hatte sonst immer nur Typ II und Typ IV also regulär eingestellt mit Dolby C machten beide Tapes super aufnahmen gibt es nix zu meckern.
Viele Grüße Chris
Marsilio
Inventar
#26 erstellt: 29. Nov 2019, 10:35
Es ist mir fast etwas peinlich, aber kann mir einer von Euch mal erklären, was die Unterschiede Type II - 70µs vs. TypeII 120µs sind - bzw. wann man welche Einstellung verwendet?

Ansonsten teile ich Christophs Einschätzung zum B215 uneingeschränkt. Vor einigen Jahren holte ich mir so ein Teil ja nur, damit meine Revox-Anlage komplettiert ist - so mit der Absicht, damit vielleicht einmal im Jahr mal eines meiner alten Tapes aus meiner Jugend abdudeln zu lassen.
Das Resultat ist nun eine neue Kassettensammlung, eine vierstellige Anzahl Beiträge hier im Kassetten-Thread und quasi Dauerbetrieb des B215...

LG
Manuel
Manfred_K.
Inventar
#27 erstellt: 29. Nov 2019, 17:49
Ich versuche es mal ganz einfach.

Bei der 70µs Aufnahme werden mehr "Höhen" aufgezeichnet, da Chrombänder eine bessere Höhenaussteuerbarkeit haben.
Bei der Wiedergabe mit 70µs werden diese Höhen wieder abgesenkt, der Rauschpegel geht runter.

Bei Ferro Tapes ist 120µs der Standard. Es werden weniger Höhen aufgezeichnet, da das Band bei hohen Frequenzen eher in die Sättigung geht.

Früher, als in den 80igern meine Anlage noch nicht so gut war, habe ich für den "extra Höhen-Boost" die Chrombänder immer in Stellung Fe abgespielt.

Mit der Methode, 70µs bei Fe Bändern anzuwenden, erreicht man einen geringeren Rauschpegel. Muss aber aufpassen, dass man es mit der Aussteuerung nicht übertreibt. Insgesamt gesehen wird sich daher nicht so viel am Signal-Rauschabstand ändern. Aber da das Rauschen in erster Linie bei leisen Passagen auftritt, empfinde ich rein subjektiv schon eine Verbesserung. Kommt natürlich auch sehr auf das Musikmaterial an. Je höhenbetonter, desto vorsichtiger muss man sein, damit man sich nicht unnötige Verzerrungen zu zieht.

Wichtig zu verstehen. Bias wirkt nur bei der Aufnahme. EQ bei Aufnahme und Wiedergabe. Bei den meisten Decks erfolgt die Umschaltung Bias/EQ in einem.


[Beitrag von Manfred_K. am 29. Nov 2019, 18:08 bearbeitet]
CMueller77
Stammgast
#28 erstellt: 29. Nov 2019, 19:05

Marsilio (Beitrag #26) schrieb:
Es ist mir fast etwas peinlich, aber kann mir einer von Euch mal erklären, was die Unterschiede Type II - 70µs vs. TypeII 120µs sind - bzw. wann man welche Einstellung verwendet?


Ich spiele Kaufkassetten welche Echtchromband mit 120µs aufgezeichnet haben immer mit der Einstellung "TypeII 120µs" statt "Type I" ab; meine Ohren meinen, dass der abgespielte Sound dann mehr Bässe und sauberere Höhen als in der Einstellung "Type I" hat

Auf jeden Fall mal testen

Ich werde als nächstes Mal Aufnahmen mit der Einstellung "TypeII 120µs" auf TypeII-Band machen und einige Messungen anstellen...

LG
Christoph
Manfred_K.
Inventar
#29 erstellt: 29. Nov 2019, 21:27
Hier nun die Messergebnisse bei einer Maxell UR 90 mit meinem Nakamichi CR-2E:

Fe mit 70µs:

__70EQ

Fe mit 120µs:

__120EQ

Was auch der Hörtest bestätigt. Sehr linearer Frequenzgang bei 70µs. Allerdings fallen die Höhen ab ca. 15 kHz etwas stärker ab als bei 120µs bei gleicher Vormagnetisierung. Ich weiß @SonyKassettenkaiser, man kann ja noch am Bias "tunen"

Falls das Tapedeck die Möglichkeit bietet, eine schöne Spielwiese für uns Tape-Fans, wenn man auf Dolby verzichten will. Meine billigen UR haben jedenfalls noch nie so gut ohne Dolby aufgespielt.
Marsilio
Inventar
#30 erstellt: 29. Nov 2019, 23:00
Ich muss da wohl auch mal etwas herumpröbeln - bislang habe ich mir da keine Gedanken gemacht, der Einmesscomputer des B215 hat das für mich übernommen...

LG
Manuel
Manfred_K.
Inventar
#31 erstellt: 30. Nov 2019, 09:16
Manuel, perfekt wäre ein Deck, welches einen Einmesscomputer besitzt und eine manuelle Detail-Einstellmöglichkeit der Parameter, die vom Computer ermittelt wurden. 2 Regler für Bias,2 für Level und sagen wir 6 für den EQ. Schön für jeden Kanal getrennt einstellbar

So könnte man ein Finetuning nach Gehör veranstalten. Otto-Normal-Verbraucher wäre damit zwar hoffnungslos überfordert, aber für uns die perfekte Spielwiese
Marsilio
Inventar
#32 erstellt: 30. Nov 2019, 12:17
Oh Mann, was sind wir doch für Kindsköpfe, die im gesetzteren Alter mit, ähm... "Cassettenrecordern" herumspielen...

LG
Manuel
Manfred_K.
Inventar
#33 erstellt: 30. Nov 2019, 15:21
...und an solchen Knöpfen fummeln :

BX-2:

_BX-2

CR-2E:

_CR-2E
Manfred_K.
Inventar
#34 erstellt: 10. Jul 2020, 11:25
Da wir im anderen Thread gerade Typ I Bänder diskutieren... Wenn jemand mal testen oder experimentieren möchte wie eine Typ I mit 70µs klingt, kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung die TDK-D empfehlen. Diese hat von Haus aus ein geringes Rauschen, parallel dazu lässt sie sich auch ganz gut aussteuern. Auf meinem CR-2E und BX-2 sind die Ergebnisse klasse:

TDK
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