Filme im Jahr 2019 - kommt da nichts Gescheites mehr?

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Sat-Sonne
Neuling
#1 erstellt: 08. Aug 2019, 15:09
Ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber mich zieht es immer seltener ins Kino. Weil einfach nichts Vernünftiges mehr kommt. Entweder "Teil 9" von irgendeinem Franchise mit immer unrealistischeren Actionszenen, ein weiterer Superhelden Kassenschlager, Spin-Offs wie aktuell "Hobbs & Shaw" oder die üblichen Komödien mit J-Lo.

Es fühlt sich so ein Bisschen an als wird halt noch für die breite Masse produziert und so lange die Kuh Milch gibt setzt man eine Reihe ewig fort.

An vielem habe ich mich schlicht sattgesehen, da reißen auch bekannte Namen irgendwie nichts mehr raus.
Es gibt aus meiner Sicht auch nichts mehr "Neues" im Sinne von Gewaltdarstellung, Erotik-Skandale oder Tricktechnik - da gibt es ja praktisch auch keine wirkliche "Hemmschwelle" mehr. Man hat einfach alles schon gesehen. Es langweilt mich irgendwie.

Manchmal finde ich einen durchdachten Krimi spannender als jeden Film der heutzutage ins Kino kommt.


Geht das noch jemandem so?


[Beitrag von Sat-Sonne am 08. Aug 2019, 15:14 bearbeitet]
Feierabendshiva
Gesperrt
#2 erstellt: 08. Aug 2019, 19:08
Da würde ich mir als erstes die Frage stellen, was soll ich im Kino?
In Zeiten von jeglicher Art des Online-Streamings, supercoolen Heimkino-Anlagen und nicht zuletzt den immer kürzeren Abständen von der Premiere bis zur Kauf/Leih-Option eines Films, spare ich mir gerne die ganzen Unkosten.
Und mal ehrlich, was bekomme ich denn dafür geboten: verschwitzte, Popcorn-knabbernde Halbaffen, die sich nur neben-vor-hinter einen quetschen, um einen den Filmgenuss zu versauen
Kino ist für mich etwas, das in meiner Erinnerung an alte Zeiten zwar überlebt hat aber in der heutigen Zeit mehr etwas für Masochisten ist, denen kein noch so blöder 3-D- Anime den Abend versauen kann.
Floyd_2018
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 14. Sep 2019, 03:54
Also prinzipiell stimmt es, dass im Kino seit langer, langer Zeit letztendlich fast nur barer Nonsense geboten wird, keine Frage.

Ich hab anno 1994 an einem (!) Tag "Natural Born Killers", "Pulp Fiction" und "The Crow" im Hamburger UFA-Palast gesehen. Wo sind heutzutage solche Filme hin? Jeder 70er Porno, der auf Film gedreht wurde, ist besser ausgeleuchtet als die heutigen meist in sterilem Blau gehaltenen oder mit übertriebenen Farbfiltern nachbearbeiteten Digital-Aufnahmen, von Kameragewackel, hektischen Schnitten und "Hau den Lukas"-Surroundeffekten, weil einem nichts einfällt, mal ganz abgesehen.

Was den meisten Filmmachern von heute abgeht, die mit Internet grossgeworden sind, ist, dass das Medium Film viel mit Photographie, Gemälden, Novellen usw. zu tun hat, sprich mit den Geheimnissen, die ein Bild oder eine Idee selber betreffen. Als Filmemacher (ich schreibe selber Drehbücher, spreche also aus Erfahrung) sollte man erst in seiner Vorstellung forschen, beim Visualisieren erstmal von einem unbewegten Bild ausgehen, u.ä. Stattdessen sind medial überflutete No-Future Kids mit sündhaft teuren Kameras unterwegs, um bei noch teureren Filmen die Vorgaben der Produktionsfirmen zu erfüllen - sprich:

1) Stars, mindestens einer, möglichst gut aussehend, beliebt und in den Schlagzeilen - 20 Mio Dollar weg
2) Sensationalität, und wenn das nicht geht, viel Action und Computertricks rein - 30 Mio Dollar weg ("Aliens" von 1986 hat mit mechanischen Effekten nur 18 Mio gekostet und sieht immer noch besser aus als irgendein 150 Mio-"Transformers"-Teil von heute)
3) 50 Mio Dollar weg, also muss der Film mindestens 100 Mio einspielen. Hier übernehmen dann die Produzenten, nehmen Änderungen am Drehbuch vor, entlassen den einen oder anderen Schauspieler und schneiden dies und das entweder wegen Länge oder Altersfreigabe raus
4) Wie ist es zu diesem Fiasko gekommen? Siehe No-Future Kids, die - Nihilismus, Hard-Rock-Attitüde und Star-Platitüden inklusive - bei den ganzen Nullen und Einsen, mit denen sie gross geworden sind, den Durchblick verloren haben - nämlich dass das, was Film magisch macht, mit der eigenen Vorstellung zu tun hat und nicht mit dem, was bereits vorhanden ist

Wenn ich nach einem guten zukünftigen Film suche, gucke ich nach den Regisseuren und Drehbuchautoren, die bereits einen oder mehrere gute Filme gemacht haben, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Z.B. Martin Scorsese (Taxi Driver, Departed) hat "The Irishman" abgedreht, einen weiteren Gangsterfilm, wird im November exklusiv auf Netflix zu sehen sein, ansonsten vorher in ausgewählten Kinos. Paul Verhoeven (Basic Instinct, Starship Troopers) befindet sich in der Post-Produktion von "Benedetta", einem Film über eine lesbische Nonne im 17. Jahrhundert, der im frühen 2020 ins Kino kommen dürfte, usw.

Das klappt aber auch nicht immer, Brian DePalma hat z.B. dieses Jahr mit "Domino" einen seiner schlechtesten Filme abgeliefert, in dem es grob gesagt um Tomaten geht, und zwar jede Menge davon. IMDB ist jedenfalls die beste Datenbank, um sich zu informieren - Trailer, was steht im Drehbuch, usw. OFDB ist die beste Infoquelle, wenn der Film erstmal auf Disc draussen ist, um zu gucken welche Fassung geschnitten ist und welche nicht. Auf Schnittberichte kann man dann explizit nachlesen, welche Szenen in einer längeren Fassung hinzugekommen sind, oder welche in einer zensierten fehlen. Auf Bluray Disc gibts ne ziemlich aktive Community, die Bild-, Ton, Versionen usw. bewertet. Mit anderen Worten: wer sich nicht einigermassen informiert, schaut meistens in die Röhre. Kino-Mundpropaganda a la "Da gibts einen, der schlägt einen mit dem Hammer 30 mal tot, höh, höh..." kann man in heutigen Youtube-Zeiten getrost vergessen.

Kino ist und war das Nonplusultra, was Filme angeht - das Licht geht aus, der Vorhang fährt zur Seite und - wenns gut läuft - verabschiedet man sich ins Land der Träume. Ich schaue mir auch gerne Wiederaufführungen an, z.B. das "Alien"/"Aliens"-Double Feature im Hamburger Cinemaxx, "Terminator 2" in 3D hab ich in Berlin leider verpasst. Z. Zt. laufen aufgrund des neuen, bald kommenden Stallone-Films die alten "Rambo 1-3" in vielen Kinos - in "4k gemastert" ist natürlich ein Witz, denn alle drei Teile sind auf Film gedreht worden, sprich hatten bei ihrer Uraufführung 1000k, wenn man so will. Die jüngeren Filmfans werden das bestimmt nicht verstehen, aber jeder Film, der vor Mitte der 2000er gedreht wurde, ist auf einer Filmrolle gespeichert und hat demnach gar keine Pixel - erst wenn man ihn auf dem Flatscreen sieht, hat er nachträglich Pixel hinzubekommen.

Das ist jetzt die ungeschminkte Realität, wers plüschiger braucht, kann sich gerne "Bibi Blocksberg", "Kokowääh" oder irgendne drittklassige Literaturverfilmung im Kino seiner Wahl reinziehen - nur nicht wundern, wenn das Popcorn nicht so richtig schmeckt und man sich nachher nicht mehr an den Film erinnern kann...


[Beitrag von Floyd_2018 am 14. Sep 2019, 04:04 bearbeitet]
SFI
Moderator
#4 erstellt: 14. Sep 2019, 07:50

Geht das noch jemandem so?


Absolut. Sicher, manN wird älter und entwickelt einen anderen Sehgeschmack, besitzt womöglich aber immer noch die alte Zugangsstrategie, sprich Kino / Massenmarkt ... derweil man vielleicht ins Arthouse Kino oder Filmfestival wechseln sollte. Ich sehe das aber an meinem Filmtagebuch, welches jedes Jahr weniger Film dokumentiert. Viele der Blockbuster 2019 habe ich auf BD vorzeitig abgebrochen, weil unerträglich. Doch das will ich nicht meinem Geschmackswechsel anlasten, sondern den Drehbuchbaukästen und den Schablonen. Erst neulich mal wieder Verhandlungssache mit Jackson und Spacey geguckt und wieder gemerkt, welche guten Filme die 90er hervorbrachten. Ich finde es auch immer wieder interessant, wie sich der Ton verändert hat. Heute klingen Film steril und alle Nebengeräusche stammen aus dem Computer, da Studiodreh. Als ich mit der Serie Bosch anfing, war ich plötzlich ganz erstaunt, was es da alles auf der Straße zu hören gab.


[Beitrag von SFI am 14. Sep 2019, 07:52 bearbeitet]
Floyd_2018
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 14. Sep 2019, 08:20
Ja, "The Negotiator", wie er im Original heisst, wunderbar paranoider Film mit einem überragenden Samuel L. Jackson. Mir gefällt auch die Anfangssequenz mit den Polizistenfotos und der Musik sehr - heutzutage gibts sowas ja nicht mehr - gleich in den Film geschmissen werden, sonst schläft der Zuschauer ein.

Ja, das stimmt schon, es wird auch bei mir immer düsterer, was Kinobesuche angeht, 2017 hab ich nur "Blade Runner 2049" gesehen, dass dafür 2x, einmal engl. OV und in 3D in nem anderen Kino. Letztes und vorletztes Jahr war ich gar nicht im Kino, ehe ich mir sowas wie den 7. "Star Wars" nochmal antue.

Im Grunde ist man nur damit beschäftigt, seine Filmsammlung, was Format, Version, usw. angeht auf den neuesten Stand zu bringen, 2018 kam z.B. "Im Jahr des Drachen" von Koch Media erstmalig auf Bluray raus.

Alle Lichtjahre kommt mal sowas wie "Departed", "Sin City" oder "No Country For Old Men" raus, aber wie du merkst halte ich mich hier schon in den 2000ern auf. Auf sowas wie "Batman Vs Superman" hab ich jedenfalls keinen Bock.

Bemerkenswertester neuer Film ist für mich "Dunkirk", ist überhaupt gar kein Kriegsfilm, eher ähnlich nonverbal wie "2001 - Odyssee im Weltraum" angelegt. Da ich ihn damals aber als moralinsauren, Spielberg-verwandten Nullsinn-Kriegsfilm eingeschätzt habe, hab ich ihn leider nicht auf der grossen Leinwand gesehen. Schade drum...
!Widdewiddewitt!
Gesperrt
#6 erstellt: 14. Sep 2019, 08:45
Filme, die überwiegend auf optische reize setzen wie marvel, dc und co., werden sicherlich auch in zukunft ihre fangemeinde ins große kino ziehen können. Die rentabilität, ob dieses ausreicht, wird über die kinowelt mit entscheiden.
Floyd_2018
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 14. Sep 2019, 08:58
Hmm, optische Reize..  hab anno 98/99 Kumpels in "The Big Lebowski", "Fear And Loathing In Las Vegas" und "Dobermann" geschleppt - alle waren danach komplett desorientiert und restlos begeistert, nennt sich Bewusstseinserweiterung, also das was Kino idealerweise zu leisten vermag.

Die heutige Bewusstseinserweiterung erfolgt per Presslufthammer mit Explosionen, Stunts, billigen Lachern, überlauten Surroundeffekten, usw. Vielleicht bin da auch als 42-jähriger nicht mehr cool genug, bin jedenfalls mit drei TV-Programmen und Telefon mit Wählscheibe gross geworden, Internet gabs damals keins.


[Beitrag von Floyd_2018 am 14. Sep 2019, 08:58 bearbeitet]
audiohobbit
Inventar
#8 erstellt: 01. Okt 2019, 21:20
Bin auch 42, und seh mich auch häufig zu dem "Früher war alles besser" hingezogen, aber ich versuche mich dagegen zu wehren wo es geht, dann das ist im wesentlichen ein Trugschluss.
Man behält sich doch immer nur das Gute, den ganzen Schund, der auch früher schon lief, vergisst man doch schnell wieder.

Bereits laufende oder demnächst kommende interessante Filme:
- Ad Astra
- Joker

Obwohl Joker aus dem Batman-Umfeld kommt soll der Film damit sehr sehr wenig zu tun haben und sicher kein typischer Superhelden- oder Superschurkenfilm sein.
Beide genannten Filme sind auch mal nicht Teil xy eines Franchises.

Ad Astra wohl auch mehr Myster-Thriller als klassischer Scifi.

Genaueres weiss ich bei beiden nicht, da ich mich überraschen lassen will.
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