Oscar Best Picture 2008 - eure Meinung

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george
Stammgast
#1 erstellt: 20. Feb 2008, 19:13
Da die nominierten Filme hier bisher kaum Beachtung fanden, bilde ich das Fundament für unsere Eindrücke. Zur Diskussion/Kritik der Filme selbst und zur Wahl persönlicher Gewinner, viel Spaß!

"No country for old men" - Start am 28.2
Bisher leider nicht gesehen, gilt aber bekanntlich als einer der Favoriten!

"Abbitte"/"Atonement" - ist mir leider ebenfalls entgangen, lief aber schon vor einiger Zeit.

"Michael Clayton" - Start am 28.2

"Juno" - Start am 20.3
Puh, die Thematik entspricht nun wahrlich nicht meinen Vorstellungen eines großen Kinobesuchs und dennoch war ich durch Kritik und der Hauptdarstellerin aus "Hard Candy" neugierig geworden. Der Blick über den Tellerrand hat sich gelohnt! Wer epochale Themen erwartet, ist hier fehl am Platz - Schauspieler, Charaktere und Wendungen sind jedoch allesamt exzellent! Man folgt Ihnen einfach gerne, alles wirkt sehr natürlich, keine Person verfällt ihn Klischees, jeder hat seine Beweggründe, seine Abgründe und Sympathien.
Ich habe jede Minute genossen und auch Wochen später klingen die Figuren noch nach!
Den Oscar für Regie und Film wird es wohl kaum geben und sollte es wohl auch nicht (siehe nächsten Absatz). Drehbuch und Hauptdarstellerin hätten Ihn jedoch wahrlich verdient, Ellen Page ist ein Ausnahmetalent und könnte mehr als jeder andere Nominierte von einem Sieg profitieren - gerade WEGEN ihres Alters!
9/10 Punkten

"There will be blood"
Einer der Favoriten und was soll ich sagen? Ein Meisterwerk, welches über seine Bestandteile hinaus nachwirkt. Daniel-Day Lewis hat den Oscar in der Tasche und profiliert sich als einer der besten Schauspieler aller Zeiten, Jungstar Paul Dano spielt ebenfalls hervorragend und geht nicht völlig in dieser "One-man-show" unter. Der Film ist träge, er fordert, schlägt dafür aber in seiner Gesamtwirkung einschließlich des Finales umso mehr zu.
Das gibt 10/10 Punkten - es würde mich wirklich sehr verwundern, wenn da noch jemand gegen ankommen würde.

Allerdings bin ich mir über den Charakter von DDL uneins:

Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

Ist er wirklich der Egoist, der Nihilist? Oder steckt mehr dahinter, liebt er seinen Adoptivsohn wirklich und wird am Ende durch seinen Weggang so tief verletzt, dass er ihn nur noch aus Verzweiflung als "bastard in a basket" beschimpft?
Immer wieder sieht man Vater und Sohn alleine und DDL schenkt ihm scheinbar Sympathien, wie auch gegenüber der zukünftigen Schwiegertochter Mary (man achte auf die Reaktion nach seiner Taufe, alle Umarmungen lässt er über sich ergehen, nur Mary dringt scheinbar zum ihm vor) - um die er sich scheinbar wirklich sorgt. Holt er HW zurück, weil er seinen "Bruder" verliert, plagen ihn Gewissensbisse, realisiert er, dass HW seinen "Bruder" nur vor ihm als Schwindler erkannte und deshalb das Feuer nur dem "Bruder" galt oder wollte sein Sohn tatsächlich ihn umbringen?


I drink your Milkshake!


[Beitrag von george am 20. Feb 2008, 19:14 bearbeitet]
mike202
Stammgast
#2 erstellt: 22. Feb 2008, 21:06
ich hab there will be blood gestern abend gesehen. was soll ich sagen. kein einfacher film. DDL überzeugt mehr denn je. muss ihn erstmal noch ne weile auf mich wirken lassen. viel zu interpretieren..


[Beitrag von mike202 am 22. Feb 2008, 21:06 bearbeitet]
Ronin2k7
Inventar
#3 erstellt: 26. Feb 2008, 14:38
michael clayton hab i gegguckt .. naja die thematik war gut aber nichts neues .. schluss war super aber sonst nichts aufregendes..

there will be blood ... war sicher von der schauspielerischen leistung super keine frage ... der film selbst war ok bis gut ...zwar kein reisser aber aufjedenfall sehenswert

freu mich pers. schon auf no country for old men und juno denke die beiden sind sicher sehr gut ... mir gefallen pers. sehr gut solche filme wie juno ...quasi intellegente komödien ... sowie zb thank you for smoking ..
george
Stammgast
#4 erstellt: 08. Mrz 2008, 02:23
No country for old men:

Eine Art Fargo nur fast gänzlich ohne Humor...
Lange, schlichte Einstellungen, eine Vielzahl unspektakulärer Einzelszenen, welche sich dann aber letztlich nicht wirklich befriedigend auflösen.
Zwar kann auch ich im Sinne der Grundidee "Das Leben geht seinen Weg - man kann nichts tun" einige elegante Kniffe erkennen, manche Sequenzen sind in Schnitt und Gestaltung hervorragend umgesetzt, aber spätestens nach 3/4 der Laufzeit war die Luft raus und der rettende Aha-Effekt wollte sich nicht einstellen.

Knappe 7/10 Punkte, für mich die Enttäuschung!

P.S.
Ich bin kein großer Coen-Fan, aber bestätigt ihr meinen Eindruck eines "Bruches" im Stil, der zwei Lager hervorbringt:
Die schicke, ausgetüftelte, märchenhafte Erzählung (Hudsucker, O brother...) im Kontrast zu dem kargen, schlichten, nahezu sarkastischen Stil, dessen Aufwand zumeist verborgen ist (Fargo, old men)?


Kinojahr 2008:
There will be blood war noch träger, hinterließ aber einen deutlich dauerhafteren, eigenständigeren Eindruck, DDL war überragend und am Ende fügten sich die harten, vorrangegangenen Stunden schlüssig zusammen - für mich der Film des Jahres!
achema
Inventar
#5 erstellt: 13. Mrz 2008, 15:21
Kann ähnlich wie george nur meine Enttäuschung über "No Country for old men" äußern.
Muss aber sagen, das sich der Film für mich wie Kaugummi zog.
Aufgrund der guten Schauspielerischen Leistungen von dem "Spanier" (weiss nicht wie er heisst) würde ich dem Film gerade noch 2/10 Punkten geben.
Wenn man kein Hardcore - Coen Fan ist, sollte man den Film meiden!
george
Stammgast
#6 erstellt: 01. Apr 2008, 14:18
Um den Thread (zumindest von meiner Seite) zum Abschluss zu bringen und auch später Kritik-Suchenden Eindrücke zu vermitteln: meine abschließende Bewertung aller 5 Filme, welche ich nun mit genügend Abstand bewerte.

No country for old men (Gewinner Best Picture):
Ein verlangsamter Western-Thriller, der mit aller Gewalt versucht anders zu sein um den Zuschauer zu überraschen. Erzählstränge werden aufgenommen und wieder fallen gelassen, Charaktere eingeführt und wieder plötzlich aus dem Film gerissen - die Enttäuschung für mich und ausgerechnet der Gewinner!
7 von 10 Punkten

Abbitte
Ein epochales Drama um Schuld während des zweiten Weltkrieges. Production/Sound Design, Kostüme und Kamera auf sehr hohem Niveau! Elegante zeitliche Sprünge und erzählerische Kniffe und ein bewegendes Ende. Gerade dem Liebespaar (McAvoy und Knightley) kommt man aber nur schwerlich wirklich nahe und die Szenerie des WW-Liebesdramas ist inzwischen nach vielen geglückten und insbesondere nicht geglückten Filmen ausgelutscht.
8 von 10 Punkten

Michael Clayton
Ein eleganter, schnörkelloser Thriller klassischer Machart.
Interessante Charaktere, konsequente Umsetzung. Ein würdiger Vertreter seines Genres, aber nicht weltbewegend oder gar innovativ, in diesem Zusammenhang "Abbitte" nicht unähnlich.
8 von 10 Punkten

There will be blood
Ein Film als Gesamtkunstwerk. Brutal und gewaltig. Ähnlich wie bei "old men" auch hier eine streckenweise quälend langsame Inszenierung, im krassen Unterschied dazu aber mit einem würdigen, konsequenten Finale. DDL ist schlicht eine Sensation und wurde zurecht von der Academy ausgezeichnet - ich sehe in seinem Charakter inzwischen mehr als nur einen menschenverachtenden Nihilisten, sondern einen bemeitleidenswert einsamen Menschen, der aus tiefsitzender Verzweiflung geliebte Menschen von sich stößt. In seinem Handeln (im Gegensatz zu seinen Gegenspielern) ist er aber direkt und ohne Heuchlerei der "bessere" Mensch.
10 von 10 Punkten

Juno
Der "Überraschungshit" und nur deshalb gut? Nach mehreren Wochen Abstand und zweimaligem Sehen gibt es von mir ein klares NEIN!
Ein kleiner Film in seiner Thematik, während alle oben genannten Stoffe (wie üblich) zur Erzielung größter emotionaler Wirksamkeit auf Gewalt und Tod zurückgreifen müssen, gibt es hier eine unglaubliche Balance aus charakterlicher Entwicklung, innovativem Handlungsverlauf, Komödie und Drama. Ein praktisch makelloser Film mit Tiefgang und hoher Dichte (auch durch Verzicht auf eine überbordene Laufzeit) - keine Hänger, keine verkümmerten Nebenstränge, keine moralische Keule, kein Witz auf Kosten der Protagonisten, kein Gut kein Böse... Man muss schon "American Beauty" als Dramödie heraufbeschwören um dies zu toppen und selbst dort muss der Tod die dramaturgische Keule schwingen...
Ich habe inzwischen auch das Drehbuch gelesen und bin dadurch darin bestärkt worden, Ellen Page als um ihren Oscar betrogen anzusehen - "Juno" ohne Ellen Page macht in etwa so viel Sinn wie "blood" ohne DDL oder Dr. Lecter ohne Anthony Hopkins...
Ein Film ohne die "großen Themen" über ein schwangeres Mädchen und doch so effektiv - das ist Kino, zu Beginn wollte ich ihn für seine leichte Verdaubarkeit und Thematik "bestrafen" (Meisterwerke sind epochale Dramen über Leben und Tod!") - deshalb erst jetzt:
10 von 10 Punkten

"Juno" und "There will be blood" sind derart unterschiedlich (Gemeinsamkeit: HERAUSRAGENDE Hauptdarsteller-Leistung) und doch beide auf ihre Art brilliant. Schweren Herzens muss ich doch meinen Favoriten ändern und die Krone "Juno" aufsetzen, da vielleicht ein paar min weniger für "blood" nicht schlecht gewesen wären

Abschließend muss ich das Kinojahr als äußerst gelungen bezeichnen und die "Nachfolger des new Hollywood" (Abbitte britisch, Juno kanadisch?) setzen meines Erachtens wieder Maßstäbe, an dem sich andere Filmnationen messen müssen. Weder der am Reißbrett entworfende 200Mio$-Studio-Film noch die erbärmlich gedrehte, zwanghaft kleine Inszenierung (da ist Filmland Deutschland groß drin) führen zum Ziel. Man muss sich vor Augen führen, dass selbst Juno ein für deutsche Verhältnisse teurer Film wäre!
Genug geplappert, vielleicht finden sich noch andere Meinungen oder künftige Leser finden hier Orientierung für den nächsten Kinobesuch/DVD-Abend!


[Beitrag von george am 01. Apr 2008, 19:25 bearbeitet]
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