Gehäusemessung

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hermes
Inventar
#1 erstellt: 06. Mrz 2009, 15:35
Hallo Hifi-Freunde,

bin grade am wasteln einer neuen Box und dachte mir jetzt da die Gehäuse fertig sind könnte ich auch mal das Gehäuse selbst messen. Schließlich steckt der gemeine Bastler ja meist recht viel Fleiß in die Gehäuse. Es ist wohl sicher nicht einfach ein Gehäuse representativ zu messen, ich habe folgende Variante gewählt:

Ich habe das Gehäuse mit der Schallwand und den Chassisausschnitten nach unten auf den Boxen gelegt und in das Gehäuse meine kleine Tang-Band-Box gestellt. Die Tangbandbox stand auf einer Schaumstoffunterlage direkt auf dem Fußboden im Tieftönerausschnitt des Gehäuses sodass die Gehäuseanregung über Körperschall möglichst gering ist. Die Messung ist mit 1/2 octave geglättet da sehr viel Raumanteile drin sind.

Dann habe ich drei Messungen gemacht mit Mikroabstand 1m:


gelb = Tangbandbox frei auf dem Fußboden
rot = Tangbandbox in unbedämpftem Gehäuse
blau = Tangbandbox in gut bedämpftem Gehäuse

Was meint ihr zu dem Ergebnis und überhaupt zum Messverfahren?
Mich hat das Ergebnis ziemlich schockiert. Die durchschnittliche Dämpfung liegt bei ca. -15db und wenn man sich Musik anhört wenn die kleine Box im großen Gehäuse steht klingt es ziemlich be******. Im Hörtest klingt die bedämpte Box sogar noch schlechter aber das muss jetzt nicht viel sagen.

-15db Dämpfung ist so viel wie wir manchmal für den rückwärts abgestrahlten Schall in Boxsim berechnen. Imho ein ziemlich hoher Wert.

Wenn man sich auf diese Weise mal das Gehäuse ohne Box anhört, dann hört man sehr deutlich den Charakter der Box. Diese Erfahrung führt mich zu der Vermutung dass das Gehäuse am Klangcharakter selbst bei ordentlichem Aufwand erheblich mitmischt.

Noch unschöner wird die Sache wenn man bedenkt dass diese Messung hauptsächlich den ins Gehäuse abgestrahlten Schall betrifft. In der Praxis kommt noch hinzu, dass der Tieftöner über die Chassisverschraubung direkt das Gehäuse mit Körperschall anregt. Ich habe leider keine Ahnung in welcher Größenordnung sich das abspielt. Das Chassis ist relativ schwer, also sollte die auf das Gehäuse übertragene Amplitude klein sein. Andererseits hat das Gehäuse eine riesen Oberfläche sodass auch kleine Amplituden viel Pegel erreichen können.

Weiter gibt es einen erheblichen Schallanteil der im Gehäuse zurück auf die Membran reflektiert wird und durch die Membran aus dem Gehäuse austritt. Abgesehen vom Bass dürften die Dämpfungseigenschaften der Membran gegen null gehen.

Die Frage ist nun natürlich, wie besser machen?
Das Gehäuse das ich hier gemessen habe ist eine geschlossene 30-Liter-Box aus 19mm MDF mit chaotischen Verstrebungen aus Fliesen und Holzplanken. Der Klopftest ist leiser als bei unverstrebten Boxen. Die Box ist also durchaus representativ für die durchschnittliche Bastlerbox und durch die Fliesen was die Masse angeht überdurchschnittlich.

Wenn ich mir diese Messung ansehe, dann habe ich das Gefühl dass man beim Gehäusebau ganz andere Wege und Aufwände gehen müsste wenn man wirklich auf eine kräftige Dämpfung kommen will. Man müsste wohl Richtung Mehrschichtwand mit Holz, Bitumen, Masseschicht und Absorberschicht gehen und im Inneren erheblich effektivere Dämpfungsmaßnahmen ergreifen. Vielleicht Basotect o. Ä.

Grüße
Hermes
moby_dick
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 06. Mrz 2009, 16:35
Dazu gibt es hier Messwerte

http://www.hifi-high...-und-versteifen.html

Und bei pico:

http://www.hifi-foru...ound.de/D_gehmat.htm

Optimal = 4 mm Bitumen und darauf Sperrholz (HDF, Fliesen bevorzuge ich).

Als Absorptionsmaterial nehme ich gebundene, dichte Steinwolle.


[Beitrag von moby_dick am 06. Mrz 2009, 16:36 bearbeitet]
hermes
Inventar
#3 erstellt: 06. Mrz 2009, 17:28
Ich habe das Gehäuse jetzt etwas optimiert. Maßnahmen waren eine Versteifung der Bodenplatte die im Klopftest als Schwachstelle hervortrat und an weiteren Stellen die im Klopftest als laut empfunden wurden habe ich zusätzliche Fliesenbruchstücke angeklebt.

Das kleine Loch wo das Kabel ins Gehäuse geht habe ich mit Kaugummi zugeklebt.

Die neuerliche Messung ist um ca. 5db besser sodass die Gesamtdämpfung jetzt bei ca. -20db liegt:




Der Klang ist nun deutlich knackiger und nicht mehr so schrottig dumpf. Scheint sich vielleicht gelohnt zu haben die Gehäuse zu optimieren. Mal sehen was die fertige Box zeigt.

Ich wundere mich immernoch etwas über die im Bass sehr schlechte Dämpfung. Dehnt sich da wirklich das Gehäuse aus sodass noch Pegel entsteht? Eine andere Möglichkeit wäre, dass die am Boden liegende Box nicht ganz abdichtet und Druck über die Tieftöneröffnung entweicht. Ich hätte eigentlich erwartet dass die Dämpfung im Bass am größten ist.

Gruß
Hermes


[Beitrag von hermes am 06. Mrz 2009, 17:31 bearbeitet]
Roderik81
Inventar
#4 erstellt: 06. Mrz 2009, 17:57
Sehr interessant,

das mit dem Bass ist doch eigenlich logisch - überleg doch mal was du von deinen Nachbarn hörst, wenn die Musik laut machen, oder bei ner Disco, wenn du davorstehst.

Die tiefen Töne sind nunmal die mit dem höchsten Energieanteil.
daniel023
Inventar
#5 erstellt: 06. Mrz 2009, 18:15
find ich auch sehr interessant!

wie schwer/groß ist denn das gehäuse?
um die dämpfung im bassbereich zusätzlich zu verbessern würde vielleicht auch ein gewicht oben drauf (+30 oder 50% eigengewicht) was bringen.

grüße
hermes
Inventar
#6 erstellt: 06. Mrz 2009, 19:11
Im Bass zählt eigentlich aussschließlich wie steif das Gehäuse ist. Vorrausgesetzt es ist Luftdicht. Da ich das Gehäuse ausgefliest habe ist es schon extrem steif aber trotzdem die Dämpfung im Bass nicht optimal. Ich tippe im Moment eher dass es nicht dicht ist weil es mit der Bassöffnung nach unten auf dem Boden liegt, also ein mini Luftspalt da ist.

@ Daniel
Das Gehäuse ist 25cm x 25cm x 80cm groß und wiegt im Moment knappe 20 kilo.
Gewicht senkt die Resonanz der Gehäuseschwingungen ab und den Pegel da insgesamt mehr Masse bewegt werden muss. Das Gilt aber nicht im Bass. Unterhalb der Gehäuseresonanzen zählt nur Steifigkeit.

Gruß
Hermes
Tom05
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 06. Mrz 2009, 22:14
Hallo Hermes,

ja, mach` lieber mal ganz sicher luftdicht.

Evtl. kannst` Du dazu die Box auf die andere legen (auf die Rückseite/Seite der anderen Box, wo keine Öffnungen sind).

Zwischen die Boxen (bzw. um die Töner-Öffnungen) Dichtband legen und den Stapel von oben beschweren. Bzw. drauf stellen, und ein anderer drückt die Messung ab.

Ist eigentlich nicht vorstellbar, daß die Dämmung nur 20dB sein soll.

Grüße
Tom05
hermes
Inventar
#8 erstellt: 07. Mrz 2009, 00:31
Hallo Tom,

ich hab nochmal rumprobiert. Wenn man die Boxen anpresst und mit Dichtband abklebt, dann steigt die Dämpfung im Bass noch ein wenig an aber sonst tut sich nichts.

Im Mittel- und Hochton bleibts wies ist.

Hast du so eine ähnliche Messung mal gemacht oder was führt dich zu der Aussage dass das nicht sein kann? Ich war auch erstaunt, hatte mehr erwartet aber ich sehe keinen Fehler in der Messung.

Gruß
Hermes
Tom05
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 07. Mrz 2009, 02:16
Hi Hermes,

ja, habe so ähnliche Versuche schon gemacht.

Da war allerdings das TMT-Chassis der Box aktiv (aber nach außen gekapselt).

Und die Messentfernung *Mic/Boxwände*, betrug nur 4cm ( um überhaupt etwas Pegel, höher als das vermutliche Grundrauschen des Raumes und der Elektronik, einzufangen).

Dabei ergaben sich folgende Konstellationen.

(Kurvenfarben entsprechen den Messpunkten auf der Gehäusezeichnung). Und es wurde versucht, einen Pegelbezug von ebenso SPL/1W/1m, wie bei der Messung des TMT´s (85dBSPL 1W/1m) herzustellen.






Erinnerlich ist mir aber nicht mehr, ob der TMT dabei beschaltet, oder Fullrange lief

**Denke** aber, es war so wie es sinnvoll ist, daß der TMT an seiner Weiche lief.

"Gehört" kann ich nur sagen, daß die Schallabgabe des (stabil versteiften und bitumen-bematteten) Gehäuses, unter den Testbedingungen, wunderlich niedrig war.

Per aufgestelltem Silberohr habe ich in 1Meter Abstand seitlich gehört, vielleicht so gerade eben noch, die mir nun bekannte Gehäuseabstrahlung aus der Abstrahlung der Box ansich, als minimalen Diffus des MT-Bereiches rausschätzen können.

Um auf der ganz sicheren Seite zu sein, habe ich später mit boxen-innerlichen Granit-Fliesen gearbeitet.

Tip:

baue doch den TMT einfach ein, beschalte ihn, Dichtband um seien Auschnitt, und den Ausschnitt dann über den Ausschnitt der anderen Box bringen. Beide Gehäuse wieder zusammen pressen. Und dann Musik drauf, bzw. nochmal messen.

Grüße

Tom05
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