Messung von unbekanntem Bändchenhochtöner - Methode?

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Perlhuhn
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 08. Mai 2006, 21:23
Hallo,

ich hab bei Ebay einen hinsichtlich Fabrikat und "technischer Daten" unbekannten Bändchenhochtöner ersteigert:
http://cgi.ebay.de/2...QQrdZ1QQcmdZViewItem

Nun will ich ihn morgen durchmessen; mal sehen, was ich da gekauft habe

Ich glaub, ich hab mal inner K&T oder HH gelesen, dass man einen Kondensator beim Messen vor das Bändchen schalten sollte, damit er nicht kaputt geht (weiß allerdings nicht mehr warum). Kann mir jemand Tips zur Dimensionierung des Kondensators geben, bzw. einschätzen, ob ein Hochpass erster Ordnung reicht?

Vielen Dank im voraus
Stephan
Ezeqiel
Inventar
#2 erstellt: 08. Mai 2006, 21:54
Bändchen müssen hochpassgefiltert (also z.B. mit einem C in Serie beschaltet) werden, weil ihre Impendanz zu tiefen Frequenzen gegen 0 Ohm strebt. Grosse Gefahr für den Messverstätker

Ein Bändchen ist extrem niederohmig. Es ist ja praktisch nur ein stromdurchflossener Aluminiumstreifen, sozusagen eine Schwingspule mit einer halben Wicklung, wenn man das so sagen kann .

Damit zumindest im Übertragungsbereich eine verstärkerfreundliche Impendanz herrscht, hat ein Bändchenhochtöner immer einen Übertrager (eine Art Transformator) an Bord, der unterhalb des Einsatzbereiches eben nicht mehr wirkt.

Darum glaube ich auch nicht, dass es sich bei dem Ebay-Teil um ein Bändchen handelt, weil ich nichts sehe, das einen Übertrager beherbergen könnte.

Ich vermute eher einen Magnetostaten, der zum Messen nicht zwingend einen Hochpass braucht. Hierbei wird auf eine Kunststofffolie eine Schwingspule aufgegebracht, der man verstärkerfreundliche Werte anerziehen kann.

Das zum Beispiel ist ein Bändchen. Die grosse Tiefe beherbergt den Übertrager:



Und das ein Magnetostat (hier aber wohl mit Neodym als Magnetmaterial):



Gruss,
Ezeqiel


[Beitrag von Ezeqiel am 08. Mai 2006, 22:06 bearbeitet]
not0815
Inventar
#3 erstellt: 08. Mai 2006, 22:55
Hi,

das auf der ebay-seite ersichtliche "Bändchen" hat sehr große Änhlichkeiten mit dem JVC Ribbon-Tweeter (Magnetostat)der seit Anfang der 80-Jahre unter diversen Labels und Vertriebsnamen (z.B.: Mulitcel Ribbon) gehandelt wurde. Der Neupreis für ein JVC Ribbon-Tweeter lag bei 40,- bis 60,- DM/St.

Der Magnetostat hatte eine fast lineare Impedanz von 8,0 Ohm ein Re von ca. 7 Ohm. Aufgrund des leichten Hornvorsatzes erreichte er einen Pegel von ca. 90 dB/w/m. Sinnvoller Einsatzbereich lag oberhalb von 5 kHz.





Dieser Hochtöner läßt sich wie jeder "normale" andere Hochtöner auch messen. Vor langer Zeit hatte ich diese Hochtöner auch öfters verwendet.
z.B.



Gruß
Sven


[Beitrag von not0815 am 09. Mai 2006, 11:42 bearbeitet]
A._Tetzlaff
Inventar
#4 erstellt: 09. Mai 2006, 00:21
Ob es sich um ein echtes Bändchen, also mit Übertrager, handelt, lässt sich einfach feststellen. Man misst mit dem Multimeter den Gleichstromwiderstand - er wird bei Bändchen ein oder zwei Ohm betragen, wahrscheinlich sogar noch erheblich darunter.

Ich hätte jetzt auf einen Philips-Magnetostaten getippt, aber mein Vorredner hat da wohl mehr Ahnung.
donhighend
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 09. Mai 2006, 07:42
not0815 hat Recht. Allerdings wurde der JVC-Hochtöner während der späten 80er und frühen 90er in irgendwelchen fernöstlichen Küchen als Kopie hergestellt und wies fürchterliche Serienstreuungen auf. Diese Teile wurden unter anderem unter den Labels McFarlow, McVoice und McSonstwas angeboten. Hoffen wir mal, dass es sich hier um Originale handelt, denn die spielen recht ordentlich...



LG


[Beitrag von donhighend am 09. Mai 2006, 07:44 bearbeitet]
Perlhuhn
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 09. Mai 2006, 11:04
Hi,

vielen Dank für eure hilfreichen und interessanten Beiträge!
Werd´ mich jetz mal ans messen machen - hoffentlich hab ich nich die Kopie mit großer Serienstreuung erwischt. Stelle die Messung nachher hier mal rein.

Gruß Stephan
Perlhuhn
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 09. Mai 2006, 13:50
So, nun hab ich beide gemessen. Fing ja ganz verheißungsvoll an, bis ich den anderen durchgemessen habe...
Meßbedingungen: ATP PC, Hochtöner auf Brett mit 40*21 cm mittig montiert, auf Subwoofer gestellt (Höhe vom Fußboden ca. 60cm, Abstand bis Decke ca. 2,8m, Winkel vertikal=0, Mikroabstand=30cm.

Beide haben einen Gleichstromwiderstand von 7,4 Ohm --> also Magnetostat

Verleich der Beiden:



Der "Rote" unter Winkeln:



Bin am überlegen, ob ich die Beiden gebrauchen kann; vll stört der Huckel des "Blauen" bei Trennung ab 5Khz nicht mehr.
Was meint ihr denn?

Gruß Stephan
not0815
Inventar
#8 erstellt: 09. Mai 2006, 14:12
Die Hauptursache für die Steuerungen im Frequenzgang liegt nach meinen Erfahrungen in ungleichmäßiger Verteilung des Dämpfungmaterials hinter der Bändchenfolie .Hinter der Bändchenfolie ist ein Streifen aus Polywatte aufgeklebt. Wenn dieses Watte zu dick oder falsch montiert ist, führt dies zu einem früheren Höchabfall und zu einem Buckel im unteren Frequenzspektrum. Bereits leichte Veränderungen an der Dämpfung bewirken zum Teil große Änderungen am Frequenzgang.

Die Bändchenfolie ließ sich beim Original JVC-Ribbon-Tweeter herausnehmen, dann kam man auch an das Dämpfungsmaterial heran. Aber Achtung! Die sehr dünne Bändchenfolie ist sehr empfindlich.Zum Ausbau der Folien die vier Schrauben in der Frontplatte lösen, den Kleber zwischen Frontplatte und Magneten (falls bei dieser Kopie überhaupt vorhanden) sehr vorsichtig von der Seite mit einem Skalpell abtrennen. Nach den Entfernung der Frontplatte liegt die Bändchenfolie frei auf dem Magneten und war beim JVC-Bändchen durch Fixiernasen positioniert. Folien vorsichtig vorklappen und dabei nicht die Anschlußfäden brechen. Nun kann man das Dämpfungsmaterial verändern.

Gruß
Sven
Perlhuhn
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 09. Mai 2006, 14:52
Oha..
Hab die Frontplatte jetzt abgebaut und sehe eine Folie, die direkt auf dem Magneten liegt, bzw. fest auf dem Magneten ist. In der Mitte der Folie sehe ich zwei Streifen, die mit Leiterbahnen durchzogen sind. Fixiernasen sehe ich keine, vll ist die Folie auf den Magneten geklebt?
Was muß ich denn jetzt hochheben - komplette Folie oder nur die Leiterbahnen (obwohl die best. eher nicht, da sie oben und untenauf der kompletten Folie halbkreisförmig zusammengeführt sind - und dann vll reißen)?
Polyvlies sehe ich übrigens schon - neben und mittig zwischen den Leiterbahnen.
Was muß ich denn jetz machen, bzw. was meinst du mit "Folien vorsichtig vorklappen"?

Danke für deine Hilfe
Stephan
derboxenmann
Inventar
#10 erstellt: 09. Mai 2006, 15:22
Wow... sehr interessanter Thread... könnt ihr ein Paar Bilde rmachen von dem rumgeschnipfel, ich hab nämlich noch ein paar Multicel rumliegen
Perlhuhn
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 09. Mai 2006, 15:35
Leider nich - hab keine Kamera
Bisher hab ich mich auch noch nich getraut irgendeine Folie hochzuheben
Gruß Stephan
donhighend
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 09. Mai 2006, 15:45
Wenn die Folie nicht durch die von not0815 beschriebenen "Fixierungsnasen" zentriert ist, hast Du die von mir angesprochenen Kopien. not0815 hat wieder Recht mit der Behauptung, das Dämmaterial beeinflusse den Frequenzverlauf des HT. Fraglich erscheint mir allerdings, ob Du nach einer OP die Folie wieder ordentlich zentriert bekommst, oder sorgt eine andere Halterung, oder vielleicht eine Nut dafür? Die von Dir vorgeschlagene hohe Trennung sollte ab einem Einsatz von frühestens 7 kHz funktionieren, was jedoch imho nur in einer grossen 4-Wege Box Sinn macht, oder wenn Du einen Breitbänder nach oben "belüften" willst. Ob ein Magnetostat allerdings dafür die richtige wahl ist, mag ich nicht beurteilen...



Gruß
Perlhuhn
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 09. Mai 2006, 15:53
Ich denke, ich hab die Kopien, da ich keine Fixierungsnasen hab - die Folie haftet einfach auf dem Magneten; außerdem ist nen Aufkleber auf der Rückseite der Plastikfront "Made in Taiwan"
Ich wollt den Hochtöner in Kombination mit BG20 in TML spielen lassen und mal zu meiner Kombi aus Eton 7-360 und gelbem Vifa BB ausprobieren.
Probiere gerad mal nen paar FQW-Bauteile aus - leider hab ich so wenig
Stephan
donhighend
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 09. Mai 2006, 15:59
Klar, versuchs in diesem Falle mit einer Trennung bei etwa 7 kHz. Ist ja ohnehin LoEnd. Vielleicht klingts ja halbwegs homogen. Ich fummele derzeit wieder an meinem, in einem älteren Thread angekündigten, DHE Horn herum. Aber ich habe die Befürchtung, dass daraus nichts wird. Der TT will wohl in dem Gehäuse nicht laufen und hat zudem einen grauenhaft niedrigen Wirkungsgrad...



Gruß
not0815
Inventar
#15 erstellt: 09. Mai 2006, 16:00
@Perlhuhn

Ich habe z.Z. keine alten JCV-Bändchen mehr hier rumliegen so ist es leider Essig mit einem Foto. Ich versuche es aus der Erinnerung nochmals zu beschreiben:

Der Original JCV-Ribbon-Tweeter hatte in der Polplatte (Magnetoberseite) hinter der Bändchenfolie in Höhe der zwei Leiterbahnstreifen jeweils eine ca. 4-6 mm breiten und ca. 50mm langen Schlitz. In und vor diesen Schlitz war das Dämfungmaterial gestoft. Je nach Füllungsgrad und Verteilung änderte sich der Frequenzgang. Nach meiner Erinnung war es wohl "am besten" wenn die beiden Schlitze gleichmäßig über die Länge und vollständig in der Höhe gefüllt waren.

Ferner wies das Original auf der vorderen Polplatte vier kleine Nasen/Stifte auf. Die Bändchenfolie hatte entsprechen Löcher und wurde so exakt positioniert. Wenn der dir vorliegenden Magnetostat keine solchen Positionierungshilfen hat, muss man die Folie selbst Ausrichten. Dabei sollten die zwei Leitenbahnen so exakt und symmetrisch wie möglich über der Schlitzen in der Polplatte ausgerichtet werden. Wenn die Bändchenfolien bei dir festgeklebt ist, handelt es mit Sicherheit um einen billigen Nachbau. Die Original -Bändchenfolien waren immerhin so solide, dass man sie bei der gebotener Vorsicht unbeschadet aus- und einbauen konnen. Ob dies auch mit den Nachbauten funktioniert kann ich nicht sagen.

Übrigens auch der Original JVC-Ribbon-Tweeter wurde sowohl in Korea als späterin Taiwan gefertigt. Der Multicel-Ribbon kam m.E. immer aus Taiwan.

Gruß
Sven
Perlhuhn
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 09. Mai 2006, 16:18
Danke für die Infos - ich denk ich lass es lieber. Falls die Folie festgeklebt ist, kann sie best. schnell reißen und ich müßte sie hinterher ja wieder festkleben. Is alles doch recht heikel. Ich glaube, bei der späteren, richtigen positionierung hätte ich kein Problem, da die Bohrlöcher für die kleine Front die Position vorgeben. Ich versuch mal, zu heut Abend ne Digicam zu organisieren.

Alternativ hab ichs mal mit filtern versucht, bin jetzt aber am Ende, da bereits alle vorhandenen Bauteile verschieden kombiniert. Denke, Ergebnis is gar nich so schlecht:

Farben wie vorhin (blau der mit Huckel)
Blau: HP1.Ord. 4,7 und 5,6yF in Serie
Rot: HP 2.Ord. 4,7yF und 0,47mH



Nebenbei: Nich das ich mir viel erwartet hätte, aber warum is das denn eher LoEnd?

Gruß Stephan
Burse
Neuling
#17 erstellt: 23. Mai 2007, 14:48
Hallo zusammen!
Ich habe wohl die gleichen Magnetostaten, allerdings heissen sie bei mir Mc Farlow.
Bei der Suche nach technischen Daten bin ich irgendwann hier gelandet.
Vielen Dank für die getane Arbeit,... nachträglich!!!


[Beitrag von Burse am 23. Mai 2007, 14:48 bearbeitet]
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