Brauche Hilfe bei Katodynschaltung

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Darkling
Neuling
#1 erstellt: 02. Nov 2006, 18:24
Hallo
Ich habe vor mir in nächster Zeit einen Gegentakt AB Röhrenverstärker mit der EL84 zu bauen.In der Vorstufe verwende ich eine ECC83, die als Phasendreher arbeiten soll.
Entschieden habe ich mich für die einfache Katodynschaltung.
Ich würde meinen Verstärker gerne berechnen, weiß aber keine Formeln für diese Schaltungsart.Auch eine Internetrecherche hat nichts Besonderes ergeben.Kennt jemand unter euch eine gute leicht verständliche Quelle ?Nun ihr seit meine letzte Rettung bevor ich eine fertige Schaltung nachbauen muss

mfg darkling
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 02. Nov 2006, 21:29
Servus Darkling,

zunächst einmal: willkommen im Forum und viel Spaß bei uns.

Darkling schrieb:
Ich habe vor mir in nächster Zeit einen Gegentakt AB Röhrenverstärker mit der EL84 zu bauen.In der Vorstufe verwende ich eine ECC83, die als Phasendreher arbeiten soll. Entschieden habe ich mich für die einfache Katodynschaltung.

Hier ist zu beachten, daß diese Schaltung zwar einfach ist, aber keinerlei Spannungsverstärkung macht (siehe weiter unten), so daß der Gesamtaufwand an Röhrenstufen mit dieser Schaltung nicht geringer wird als mit anderen Phasendrehkonzepten.

Ich würde meinen Verstärker gerne berechnen, weiß aber keine Formeln für diese Schaltungsart.Auch eine Internetrecherche hat nichts Besonderes ergeben.Kennt jemand unter euch eine gute leicht verständliche Quelle ?Nun ihr seit meine letzte Rettung bevor ich eine fertige Schaltung nachbauen muss.

Dann ist es zunächst einmal wichtig, sich die generelle Funktion einer Kathodynschaltung (im englischen Sprachraum auch Concertina genannt) vor Augen zu führen:

  • Erzeugung von zwei Ausgangssignalen, deren Phase gegeneinander genau 180[°] versetzt ist, aus einem Eingangssignal.
  • Erzeugung von zwei Ausgangssignalen, deren Amplitude im Rahmen der Paarungstoleranz der Anoden- und Kathodenwiderstände absolut identisch ist. Dies rührt daher, daß (anders als bei Phasensplittern, bei denen zwei Röhren(systeme) an diesem Vorgang beteiligt sind) bei der Kathodynschaltung die Eigenschaften der Röhre selbst praktisch nicht in die Signalsymmetrie eingehen.
  • Spannungsverstärkung = ca. 1 (= ca. 0[dB]).

Zur Veranschaulichung des weiteren Textes hier mal eine Prinzipskizze der Kathodynschaltung (am besten ausdrucken, daß Ding brauchst Du zum Verständnis des ganzen folgenden Textes):



Nun gehen wir Schritt für Schritt vor, wobei gesagt sei, daß verschiedene Dinge hier vereinfacht oder mit Faustformeln und Faustregeln gemacht sind (die aber allesamt absolut praxistauglich sind) - aber Du wolltest ja einen leicht verständlichen Ansatz (und vermutlich keine Mathematikabhandlung):

  1. Da die Kathodynschaltung an R6 und R7 gegenphasige, jedoch amplitudenidentische Signale erzeugen soll, muß der von +Ub über R1 über R2 über R3 nach Masse fließende Strom an R1 (dessen +Ub Ende ja wechselspannungsmäßig an Masse liegt) sowie an R3 einen Spannungsabfall mit identischem Betrag erzeugen. R2 kann hier außer acht gelassen werden, da er ja wechselspannungsmäßig durch C2 überbrückt wird. Deswegen gilt: R1 = R2. Aus diesem Grund sind für diese Schaltungsart Pentoden auch praktisch nicht einsetzbar (und machen aufgrund der nicht vorhandenen Spannungsverstärkung auch keinen Sinn), da der Kathodenstrom immer um den Betrag des Schirmgitterstroms höher liegt wie der Anodenstrom, Anoden- und Kathodenstrom mithin also nicht identisch sind.
  2. Wir benötigen nun den maximalen Gitterspannungshub für die Vollaussteuerung der verwendeten Endröhren. Bei der EL84 ergibt sich z.B. nach Philips Datenblatt für eine typische Gegentakt-AB-Betriebsart (Va = 300[V], Rk = 130[Ohm], Raa = 8[kOhm], Pa = 17[W] bei 4% Klirr) ein erforderlicher Gitterspannungshub von 10[Veff] = 28.3[Vss] pro Endröhre.
  3. Diese 28.3[Vss] maximalen Gitterspannungshub muß die Kathodynschalatung nun sowohl an R6 wie auch an R7 zur Verfügung stellen können.
  4. Nachdem ein Triodensystem der ECC83 bereits als Wunschkandidat für die Kathodynstufe festliegt, werfen wir einen Blick in's (Philips) Datenblatt der ECC83, und da lesen wir: U(fk) max. = 180[V], R(fk) max. bei Phasenumkehrstufen unmittelbar vor der Endstufe = 150[kOhm]. Dies heißt, daß die maximale Kathodenspannung bei Vollaussteuerung 180[V] über dem Heizfadenpotential (das üblicherweise in der Nähe des Massepotentials liegt) liegen darf - daraus leitet sich ab: Kathodenruhespannung (max.) = 180[V] - (28.3[Vss] / 2) = ca. 166[V].
  5. Zur Wahrung eines genügend hohen Sicherheitsabstandes zur Grenzspezifikation des Datenblattes legen wir eine maximale Kathodenruhespannung von 100[V] fest. Unter der Annahme, daß im Arbeitspunkt der statische Ri(V1) = R1 = R3 ist, liegt damit die erforderliche Spannung +Ub fest: 100[V] * 3 = 300[V] - d.h. wir gehen davon aus, daß im Ruhezustand an R1 und R2 + R3 sowie an V1 je ca. 100[V] abfallen.
  6. Damit haben wir im Vollaussteuerungsfall eine Kathodenspannung von maximal ca. 114[V] und eine Anodenspannung von maximal ca. 214[V] - beide Werte liegen deutlich unterhalb der zulässigen Grenzdaten für diese Röhre.
  7. Diese je 100[V] Spannungsabfall liegen deutlich über den erforderlichen je 28.3[Vss] für Vollaussteuerung, so daß wir hier mit genügend Sicherheitsabstand (den Aussteuerungs- bzw. Sättigungsgrad der ECC83 betreffend) arbeiten.
  8. Zur Vereinfachung der Verhältnisse gehen wir nun vorübergehend davon aus, daß der Knotenpunkt R4/C2/R2/R3/C4 an Masse liegt. Damit haben wir nun einen reinen Eintakt-A-Spannungsverstärker vor uns, dessen Ausgangssignal über C3 an R6 abfällt. Die Betriebsspannung +Ub beträgt in diesem (vorübergehenden) Fall +200[V]. Die Spannungsverstärkung, welche die Stufe in dieser Betriebsart erzielt, ist für uns uninteressant.
  9. Wir nehmen nun den Gitterableitwiderstand R6 (welcher ja die Belastung für unsere Stufe darstellt) mit 470[kOhm] an. Im Interesse kleiner Abhängigkeiten des Verhaltens unserer Stufe von der nachfolgenden Last wählen wir R1 um den Faktor 5 kleiner wie den Lastwiderstand, also mit 91[kOhm].
  10. 100[V] Spannungsabfall an R1 (91[kOhm]) ergibt einen Ruhestrom durch die Röhre V1 von ca. 1.1[mA].
  11. Für diese 1.1[mA] Ruhestrom benötigen wir bei 100[V] Anodenspannung bei der ECC83 gemäß dem Eingangskennlinienfeld des Philips Datenblatts für diese Röhre eine negative Gittervorspannung von ca. 0.75[V]. Dieser Arbeitspunkt liegt in etwa in der Mitte des halbwegs linearen Teils der Eingangskennlinie, was eine symmetrische positive und negative Aussteuerbarkeit der Röhre sicherstellt.
  12. Eine Kontrollrechnung ergibt weiterhin, daß wir bei 100[V] Anodenspannung (gemeint ist hier das Anoden-Kathodengefälle) sowie einem Anodenstrom von 1.1[mA] weit unter der nach Philips Datenblatt zulässigen Anodenverlustleistung von max. 1[W] pro Triodensystem liegen (100[V] * 1.1[mA] = 110[mW]).
  13. Da die Gittervorspannung automatisch über den Spannungsabfall an R2 eingestellt wird, läßt sich nun R2 berechnen: 0.75[V] / 1.1[mA] = 680[Ohm].
  14. Nun lösen wir unsere (vorübergehende) gedankliche Masseverbindung des Knotenpunktes R4/C2/R2/R3/C4 wieder. Da, wie vorher bereits beschrieben, R1 = R3 ist, müssen wir auch für R3 einen Wert von 91[kOhm] einsetzen. R1 und R3 müssen im Interesse eines geringen Klirrfaktors (d.h. bestmöglicher Signalsymmetrie) so gut wie möglich gepaart sein, weswegen wir hier 1%-ige Widerstände einsetzen sollten. Den Wert von R3 überprüfen wir nun hinsichtlich der R(fk)max Grenzspezifikation im (Philips) Datenblatt der ECC83: 91[kOhm] < 150[kOhm] (R(fk)max) - hier sind wir also im grünen Bereich.
  15. Durch den Kathodenwiderstand R3 haben wir nun in unserer Kathodynstufe eine massive Stromgegenkopplung. Diese Stromgegenkopplung bewirkt zweierlei: a.) unter der Voraussetzung R1 = R3: Die Spannungsverstärkung unserer Kathodyn-Stufe liegt bei ca. 1 (= ca. 0[dB]), und: b.) der Klirrfaktor wird durch diese Stromgegenkopplung reduziert.
  16. R5 ist ein Schwingschutzwiderstand (sog. Grid-Stopper) zur Vermeidung von parasitären UKW-Schwingungen der Röhre. Dieser Widerstand muß so kurz wie möglich am Gitter der Röhre angelötet werden und hat einen Wert von 1[kOhm].
  17. Für den Gitterableitwiderstand R4 schreibt das Philips-Datenblatt der ECC83: "The disturbance level for hum and noise will be better than -60[dB] when the centre tap of the heater has been earthed, R(g) <= 0.5[MOhm] and the cathode resistor is sufficiently decoupled." Also wählen wir für den Gitterableitwiderstand R4 einen Wert von 470[kOhm] und symmetrieren unsere Heizwicklung: Jedes Ende der 6.3[V] Heizwicklung wird mit je einem 56[Ohm] / 2[W] Widerstand auf Masse gelegt.
  18. Damit liegen nun bis jetzt unsere Widerstandswerte fest:

    • R1 = 91[kOhm] / 1% / 0.6[W] / Metallfilm.
    • R2 = 680[Ohm] / 0.6[W] / Metallfilm.
    • R3 = 91[kOhm] / 1% / 0.6[W] / Metallfilm.
    • R4 = 470[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
    • R5 = 1.0[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
    • R6 = 470[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
    • R7 = 470[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.

Wenden wir uns nun den Kondensatoren zu. Die Kondensatoren C1, C3 und C4 sind hierbei die Koppelkondensatoren. C2 dient zur wechselspannungsmäßigen Überbrückung von R2 (dem Widerstand zur Arbeitspunkteinstellung), damit dieser wechselstrommäßig unwirksam ist. Für die Berechnung der Kondensatorwerte benötigen wir eine gewünschte untere Grenzfrequenz des Verstärkers, da die Kondensatoren zusammen mit ihren nachgeschalteten Widerständen Hochpässe erster Ordnung bilden. Wir setzen diese in unserem Beispiel mal mit 20[Hz] an. Dann sollten wir die -3[dB] Grenzfrequenzen aller beteiligten R/C-Glieder auf ein zehntel dieser Grenzfrequenz dimensionieren, in unserem Beispiel also auf 2[Hz]. Damit stellen wir sicher, daß bei unserer gewünschten unteren Grenzfrequenz (in unserem Beispiel also 20[Hz] kein wesentlicher Amplitudenabfall und keine wesentliche Phasendrehung des Signals eintritt. Die Formel zur Berechnung der Kondensatorwerte lautet:

C = 1 / (2 * pi * f(g) * R)

wobei gilt:

  • C = Kapazität in [µF]
  • pi = Kreiszahl pi (3.1415926)
  • f(g) = -3[dB] Grenzfrequenz in [Hz]
  • R = Widerstand in [MOhm]

Für unser Beispielschaltbild mit der oben aufgeführten Widerstandsdimensionierung und einer -3[dB] Grenzfrequenz der einzelnen R/C-Glieder von 2[Hz] ergeben sich damit folgende Kondensatorwerte:

  • C1 = 169[nF], nächster Normwert: 220[nF] (Folie 400[V], R/C-Glied: C1 / R4).
  • C2 = 117[µF], nächster Normwert: 220[µF] (Elko 25[V], R/C-Glied: C2 / R2).
  • C3 = 169[nF], nächster Normwert: 220[nF] (Folie 400[V], R/C-Glied: C3 / R6).
  • C4 = 169[nF], nächster Normwert: 220[nF] (Folie 400[V], R/C-Glied: C4 / R7).

Nun haben wir alle Dimensionierungsgrößen unserer Kathodynschaltung beisammen:

  • V1 = ECC83.
  • R1 = 91[kOhm] / 1% / 0.6[W] / Metallfilm.
  • R2 = 680[Ohm] / 0.6[W] / Metallfilm.
  • R3 = 91[kOhm] / 1% / 0.6[W] / Metallfilm.
  • R4 = 470[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
  • R5 = 1.0[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
  • R6 = 470[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
  • R7 = 470[kOhm] / 0.6[W] / Metallfilm.
  • C1 = 220[nF] (Folie 400[V], R/C-Glied: C1 / R4).
  • C2 = 220[µF] (Elko 25[V], R/C-Glied: C2 / R2).
  • C3 = 220[nF] (Folie 400[V], R/C-Glied: C3 / R6).
  • C4 = 220[nF] (Folie 400[V], R/C-Glied: C4 / R7).
  • Ub = +300[V].
  • I(a)Ruhe = ca. 1.1[mA].
  • Spannungsverstärkung = ca. 1 (= ca. 0[dB]).
  • Maximale Ausgangsspannung = ca. 30[Vss].
  • Untere Grenzfrequenz: 20[Hz] (Amplitudenabfall hierbei < 0.5[dB] bezogen auf 1[kHz], Phasendrehung hierbei < 15[°] bezogen auf 1[kHz]).

Falls es interessiert, noch ein bißchen Mathematik zur Kathodynschaltung - zunächst mal die verwendeten Formelzeichen:

  • ra = Anodenwiderstand (ra = delta(Va) / delta(Ia) bei konstanter Gitterspannung) der verwendeten Röhre.
  • rout = Ausgangswiderstand der Schaltung.
  • µ = maximale theoretische Spannungsverstärkung der verwendeten Röhre (= 1 / D, wobei D der Durchgriff in % ist).
  • Ra = An der Anode angeschlossener Widerstand zur positiven Betriebsspannung (in unserem Beispiel: R1).
  • Rk = An der Kathode angeschlossener Widerstand nach Masse (in unserem Beispiel: R3).
  • A = Spannungsverstärkung.

Nun die Formeln für einige interessante Größen:

  • Spannungsverstärkung: A = (µ * Ra) / (ra + ((µ + 1) * Rk) + Ra). Im Fall der Kathodynschaltung (mit Ra = Rk) vereinfacht sich das zu: A = (µ * Ra) / ((Ra * (µ + 2)) + ra) = ca. 1.
  • Ausgangswiderstand: rout = (Ra * ra) / ((Ra * (µ + 2)) + ra). Diese Formel geht davon aus, daß beide Ausgänge mit einer identischen, konstanten Last beaufschlagt sind.
.
Unser obiges Beispiel ist eine theoretische Beispielrechnung - prinzipiell sind natürlich für die ECC83 und andere Röhrentypen viele andere Arbeitspunkte möglich. Hier sind insbesondere der maximal erforderliche Aussteuerpegel für die Endröhren, die Größe der Gitterableitwiderstände der Endröhren, der gewünschte Frequenzgang (mit Gegenkopplung) etc. entscheidende Parameter. Der Frequenzgang ist insofern nicht ganz unwichtig, als daß die Kathodynschaltung zu höheren Frequenzen (>> 20[kHz]) hin eine Phasendrehung macht, die immer mehr von den idealen 180[°] abweicht. Der Grund hierfür ist u.a. in den parasitären (Röhren)kapazitäten zu suchen, die (vom Gitter aus gesehen) bezogen auf die Anoden und Kathode unterschiedliche Werte aufweisen. Außerdem ist zu beachten, daß diese Stufe empfindlich mit Symmetriefehlern des Ausgangssignals reagiert, wenn die Endstufenröhren anfangen, Gitterstrom zu ziehen (und die Kathodynstufe dadurch unsymmetrisch belasten). In so einem Fall bräuchte man für die Kathodynschaltung eine niederohmigere Röhre wie die ECC83. Eine in der Praxis sicher funktionierende Beispielauslegung einer solchen Stufe bei einem alten Röhrenverstärker (RIM Organist) sieht übrigens so aus:

  • R1 = 100[kOhm].
  • R2 = 1.0[kOhm].
  • R3 = 100[kOhm].
  • R4 = 1.0[MOhm].
  • R6 = ca. 380[kOhm].
  • R7 = ca. 380[kOhm].
  • C1 = 22[nF].
  • C2 = 32[µF].
  • C3 = 47[nF].
  • C4 = 47[nF].
  • +Ub = 250[V].
  • Frequenzgang des Gesamtverstärkers (+/-2[dB]): 20[Hz] - 20[kHz].

Im übrigen seien für den fundierten Einstieg in die Theorie und Auslegung von Röhrenverstärkern die Beiträge und insbesondere das Wissensskript von richi44 http://files.hifi-fo...k/Roehrentechnik.pdf hier im Forum wärmstens empfohlen.

Weiterführende Literatur wäre außerdem:

Im übrigen spricht (außer dem zusätzlichen Lerneffekt bei selbstdimensionierten Schaltungen) wenig gegen den Nachbau erprobter und betriebszuverlässiger Schaltungsentwürfe - schließlich ist das Thema "Kathodyn-Phasendreher mit 2 * EL84 Gegentaktendstufe" schon seit ca. 50 Jahren ziemlich "ausgelutscht".

Grüße

Herbert

[EDIT] Skizze von US-Bilderserver auf europäischen Bilderserver umgezogen.


[Beitrag von pragmatiker am 29. Jul 2013, 21:52 bearbeitet]
Darkling
Neuling
#3 erstellt: 03. Nov 2006, 12:27
Hallo
Ich danke dir für die Mühe die du dir gemacht hast.Jetzt bin ich meinem Ziel ja schon um einiges näher.
Schönen Tag noch
mfg Darkling
Thereminimax
Neuling
#4 erstellt: 11. Mai 2009, 14:29
Hallo,

Euer Thread ist zwar nicht mehr ganz neu, aber ich habe die Ausführungen über die Kathodynstufe mit großem Interesse gelesen.

In meiner Studentenzeit habe ich mich mit Transistorverstärkern beschäftigt. Ich wollte den NF-Verstärker aus meinem Schaub-Lorenz-Kofferradio nachbauen, um meine Platten in Stereo hören zu können. Der Treibertrafo gefiel mir nicht, und ich überlegte: Wenn man mit einer Röhre in Kathodynschaltung zwei gegenphasige Signale bekommt, warum sollte das nicht auch mit einem Transistor gehen? Und es ging tatsächlich. Logischerweise war das dann eine Emittodynschaltung.

Jezt brauchte ich wieder so eine Schaltung, nämlich um aus dem BTL-Verstärker-IC TDA1519 (2-mal 10 W) einen Brückenverstärker mit 20 W für mein Selbstbau-Theremin zu bekommen. Die beiden Verstärker bekommen gegenphasige Signale, und es funktioniert bestens. Anbei meine Schaltung:


Grüße an alle

Thereminimax
pragmatiker
Administrator
#5 erstellt: 11. Mai 2009, 17:40
Servus Thereminimax,

wobei man das Poti P1 doch gut durch Festwiderstände (die Du ja schon mit R1 / R2 gekennzeichnet hast) ersetzen kann - Potis sind langfristig immer eine starke potentielle Fehlerquelle.

Sinnvolle Ruhespannung am Knotenpunkt R4 / R5 im Arbeitspunkt: +4.0[V]. Dann haben wir im Ruhezustand am Transistor U(CE) ca. 4.0[V] und an R3 ebenfalls ca. 4.0[V] und damit helbwegs Symmetrie der Schaltung. Daraus ergibt sich ein Strom durch R5 von ca. 1.21[mA]. Gleichstromverstärkung h(fe) des BC550C laut Philips Datenblatt: mindestens 420 (I(C) 2[mA], U(CE) 5[V]), gehen wir von einem h(fe) von mindestens 300 aus, dann liegen wir auf der sicheren Seite. Um diesen Stromverstärkungsfaktor vergrößert erscheint R5 nun an der Basis, so daß sich ein Gleichstromeingangswiderstand der Schaltung von mindestens ca. 1[MOhm] (3.3[kOhm] * 300) ergibt. Um den Arbeitspunktfehler nicht zu groß werden zu lassen, sollte man nun diesen Wert von ca. 1[MOhm] als Belastung für den Basisspannungsteiler (100[kOhm] Potentiometer) mit einrechnen. Bei ca. 1.21[mA] Emitter- und damit näherungsweise Kollektorstrom und einem h(fe) von 300 haben wir einen Basisstrom ca. 4.03[µA]. Die Spannung an der Basis bei +4.0V Emitterspannung muß ca. +4.65[V] betragen. Mit einem Basisstrom von 4.03[µA] und einem h(fe) von 300 ergibt sich damit etwas genauer gerechnet ein Gleichstromeingangswiderstand an der Basis von ca. 1.153[MOhm]. Die Parallelschaltung des unteren, mit R2 des Potentiometers gekennzeichnete Widerstandswert mit den 1.153[MOhm] stellen nun den Gesamtwiderstandswert des masseseitigen Endes des Basisspannungsteilers dar. Durch einige Rechnungen und Bemühung des Herrn Ohm kommt man dann auf einen Idealwert von R1 von 59.260[kOhm] und für R2 auf einen Wert von 38.750[kOhm]. Die nächsten E96 Normwerte für R1 sind 59.0[kOhm] und für R2 39.2[kOhm]. Die Parallelschaltung von R1, R2 und den 1.153[MOhm] ist der Wechselspannungseingangswiderstand, den der Kondensator C1 mindestens "sieht" - also mindestens ca. 23.1[kOhm]. Mit dem Wert von 220[nF] für C1 ergibt sich damit eine untere -3[dB] Grenzfrequenz dieser Schaltung von ca. 31.3[Hz].

Grüße

Herbert

P.S.: R4 und C2 sind aus meiner Sicht nicht notwendig und können durch eine Brücke ersetzt werden, da wir hier mit dem Transistor ja ein stromgesteuertes Bauelement vor uns haben und kein selbstleitendes, spannungsgesteuertes Bauelement wie eine Röhre oder einen Sperrschicht-FET.


[Beitrag von pragmatiker am 11. Mai 2009, 17:40 bearbeitet]
GüntherGünther
Inventar
#6 erstellt: 29. Jul 2013, 13:49
Hallo,
ich hätte auch noch eine Frage. In der Beschreibung fällt über R1, R2+R3 und V1 je 100V ab. Ist es möglich, dass über R1 & R2+R3 je 50V und über V1 200V abfallen?
Grüße
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 29. Jul 2013, 21:38
Servus GüntherGünther,

und herzlich willkommen im Forum. Zu Deiner Frage:

Grundsätzlich ist das schon möglich - muß man halt passend dimensionieren. Allerdings sinkt damit der erzielbare Ausgangsspannungshub pro Ausgang auf grob gepeilt die Hälfte dessen ab, was mit der Originaldimensionierung möglich wäre - und der Innenwiderstand der Ausgänge ändert sich ebenfalls. Da spielt natürlich der Röhrentyp auch noch eine Rolle - niederohmigere Röhren sind hier im Zweifelsfall besser.

Grüße

Herbert
Tucca
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 29. Jul 2013, 21:48
Nabend Herbert,

habe gerade erst Deinen tollen Beitrag zur Katodynschaltung entdeckt.
Könntest Du - zum besseren Verständnis - nocheinmal die Prinzipskizze der Kathodynschaltung, die in Deinem ersten Beitrag leider fehlt, einstellen?

Danke und viele Grüße,

Michael
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 29. Jul 2013, 21:53
Servus Michael,

erledigt - ich hab' meinen obigen Beitrag editiert und die Skizze von einem US- auf einen europäischen Bilderserver umgezogen.

Grüße

Herbert
Tucca
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 29. Jul 2013, 21:59
Vielen Dank, Herbert!
GüntherGünther
Inventar
#11 erstellt: 30. Jul 2013, 21:15

pragmatiker (Beitrag #7) schrieb:
Servus GüntherGünther,

und herzlich willkommen im Forum. Zu Deiner Frage:

Grundsätzlich ist das schon möglich - muß man halt passend dimensionieren. Allerdings sinkt damit der erzielbare Ausgangsspannungshub pro Ausgang auf grob gepeilt die Hälfte dessen ab, was mit der Originaldimensionierung möglich wäre - und der Innenwiderstand der Ausgänge ändert sich ebenfalls. Da spielt natürlich der Röhrentyp auch noch eine Rolle - niederohmigere Röhren sind hier im Zweifelsfall besser.

Grüße

Herbert


Hallo,
danke für deine Hilfe! Ich geb dir mal die Betriebsdaten raus, vielleicht hilft das.
Vorstufe und Kathodyn-PI sind jeweils über ein System einer 6SL7. Betriebsspannung beider Stufen ist 300V.
Arbeitspunkt Vorstufe: 100V -0,75V 1,25mA
Kathodynstufe: 200V -1,25V 2,5mA
Es folgt eine PP-Endstufe mit 6V6GT an ebenfalls 300V. Die Gitterableitwiderstände der 6V6 haben 470k.
R1 und R3 sind bei mir 20k E96-Widerstände. Die 6V6 benötigen zur Vollaussteuerung 19Vp. Die theoretische Ausgangswechselspannung nach der Vorstufe beträgt 40Vp bei 750mVp Eingangswechselspannung. Passt das so, oder geht das nicht?
Grüße!
pragmatiker
Administrator
#12 erstellt: 31. Jul 2013, 21:45
Nur kurz: ich bin derzeit stark eingespannt und die Beantwortung dieser Frage kostet deutlich Zeit - kann deswegen durchaus noch ein bißchen dauern, bis ich mich drum kümmern kann.

Grüße

Herbert
GüntherGünther
Inventar
#13 erstellt: 01. Aug 2013, 01:22
Hallo,
kein Problem! Solange mir geholfen wird, bin ich immer dankbar!
Grüße
DB
Inventar
#14 erstellt: 01. Aug 2013, 10:56
Hallo,

gehen tut das, so niederohmige Arbeitswiderstände habe ich selbst an industriell gefertigten Geräten mit ECC83 schon gesehen.
Ich persönlich würde sie größer wählen, 50-100k.


MfG
DB
GüntherGünther
Inventar
#15 erstellt: 06. Aug 2013, 00:40
Hallo,
das Problem ist aber, dass ich die Heizung nicht hochlegen wollte und die 6SL7 max. Ufk von 90V hat. Deshalb sollen jeweils nur 50V an Ra und R(Rk-Masse) Abfallen.
grüße
GüntherGünther
Inventar
#16 erstellt: 09. Sep 2013, 20:04
Hallo,
mittlerweile habe ich mich doch für die oben beschriebene Variante mit ECC83 entschieden. Dort steht aber, dass maximal 30Vss geliefert werden können. Ich benötige aber 38Vss, geht das klar..ich nehm mal an ja, aber ich frage lieber nochmal.
Grüße


[Beitrag von GüntherGünther am 09. Sep 2013, 20:18 bearbeitet]
DB
Inventar
#17 erstellt: 09. Sep 2013, 20:45
Hallo,


GüntherGünther (Beitrag #16) schrieb:
mittlerweile habe ich mich doch für die oben beschriebene Variante mit ECC83 entschieden. Dort steht aber, dass maximal 30Vss geliefert werden können. Ich benötige aber 38Vss, geht das klar..ich nehm mal an ja, aber ich frage lieber nochmal.

das kommt auf die Anodenspannung an. Bei Ua=300V und R1=R3=100k, R6=R7=470k geht das. Der Klirr liegt dann bei etwa 0,3%, wird bei 350V besser.


MfG
DB
GüntherGünther
Inventar
#18 erstellt: 11. Sep 2013, 20:13
Hallo,
naja, Anodenspannung sind halt 100V. R1 und R3 hab ich wie oben mit 91k angedacht. Ub sind 300V. R6/R7 sind bei mir 470k.
Super, wenns geht
Grüße
GüntherGünther
Inventar
#19 erstellt: 04. Jan 2014, 18:50
Hallo,
ich habe mal in LTSpice ein wenig rumsimuliert..es zeigt mir bei genannten Werten aber nur Müll an
Ebenso bei der von mir geplanten ECC82 Kathodyn, wo die Arbeitswiderstände jeweils 47k sind.
Hier erstmal ein Bild von LTSpice:
Unbenannt

Laut .op Befehlt liegt der Punkt "Kathode" 3V über Ground Bei meiner ECC82 Simulation immerhin 18V, aber trotzdem kann da was nicht stimmen.
Was mache ich falsch?

Ich habe mich auch gefragt, was der Unterschied zwischen folgenden Anschlussmöglichkeiten ist:
trioden

Zwischen den letzten beiden besteht ja wechselspannungsmäßig kein Unterschied, oder?

Grüße, Thomas
mk0403069
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 04. Jan 2014, 23:27
Hi Thomas,

zwischen Deiner V1 und dem R4 fehlt die Gleichspannungsentkoppelung....sprich ein Kondensator von z.B. 100nF

Gruß, Matthias
GüntherGünther
Inventar
#21 erstellt: 04. Jan 2014, 23:50
Hallo Matthias,
Habe das Offset der Sinusspannung auf 0V, dachte das reicht
Grüße, Thomas
mk0403069
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 04. Jan 2014, 23:54
Hi Thomas,

Offset wäre 94V , aber ein C ist wesentlich besser...

Gruß, Matthias
DB
Inventar
#23 erstellt: 05. Jan 2014, 14:27
Hallo,

Dein Katodenwiderstand ist zu klein. Mach den ungefähr so, daß über dem unteren Arbeitswiderstand etwa 1/3 der Betriebsspannung abfällt.
So um die 22V~ sollten aus der Schaltung schon herauskommen.

MfG
DB
mk0403069
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 05. Jan 2014, 15:28
Hallo,

Es ist nur die fehlende Glechspannungsentkoppelung...der Rk ist i.O. so...

Mit Entkoppelung:
sim

Ohne:
sim1

Gruß, Matthias
DB
Inventar
#25 erstellt: 05. Jan 2014, 18:37
Das hatte ich gar nicht gesehen. Ich hatte außerdem ECC82 gelesen.

MfG
DB
GüntherGünther
Inventar
#26 erstellt: 05. Jan 2014, 18:51
Hallo,
danke, endlich klappts
Habe mich spontan zur ECC83 als Kathodyn entschieden, hier ist der Klirr deutlich geringer.
Grüße, Thomas
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