E- und U-Röhren in einem Gerät?

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doc_relax
Inventar
#1 erstellt: 08. Dez 2006, 20:46
Hallo zusammen,
ein genau solches habe ich heute bekommen... Philitia B1D02A. Da sind E- und U-Röhren drin! Habe ich noch nie gesehen. Was soll das? Ist Vorsicht geboten wegen evtl. spannungsführendem Chassis? Immerhin sind die Madenschrauben gewachst...
Bitte um Aufklärung...
Gruß
doc
Belzebub69
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 08. Dez 2006, 21:00
Hi Doc..

Ist mir bei meinen Radios noch nicht untergekommen, das das U und E-Röhren kombiniert waren. Schau mal bei Jogi auf die Seite, da finden sich einige Informationen zu dem Philettas.
Sind am Radio selbst (oder auf Rückwand) keinerlei Angaben zu den verbauten Röhren zu finden?
Gruß Ralph


[Beitrag von Belzebub69 am 08. Dez 2006, 21:01 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#3 erstellt: 08. Dez 2006, 21:18
Das Gerät hatte - soweit ich das bis jetzt durch Internet-Rechereche in Erfahrung bringen konnte - tatsächlich eine recht seltsame Röhrenbestückung, nämlich:

- ECC85
- ECH81
- EF89
- UABC80
- UL84
- UY85

Heraus kam es ca. 1960. Ein Schaltbild konnte ich keines finden (außer bei diversen Händlern, die es gegen Geld rausrücken würden). Insofern sind alle nachfolgenden Zeilen als Vermutungen aufzufassen.

Vielleicht war es einfach so, daß mit dem Umstieg von den Allstromradios auf die Wechselstromradios bei Philips noch riesige Bestände von U-Röhren rumlagen, welche man einer gewinnbringenden Verwendung zuführen wollte. Deswegen ist es vorstellbar, daß der Netztrafo (der wegen der E-Röhren eigentlich vorhanden sein muß), eine weitere Sekundärwicklung spendiert bekommen hat, um die drei U-Röhren in Serie zu heizen (vielleicht einfach deswegen, weil so eine Sekundärwicklung billiger war, als wenn man die drei erforderlichen E-Röhren anstelle der U-Röhren neu hätte kaufen müssen).

Schaun wir uns mal die Heizdaten der drei Röhren an:

- UABC80: 28[V] / 100[mA].
- UL84: 45[V] / 100[mA].
- UY85: 38[V] / 100[mA].

Diese drei Heizfäden in Serie geschaltet ergeben genau 111[V], was natürlich die Vermutung auch noch in eine ganz andere Richtung lenkt - nämlich den direkten Betrieb an 110[V] Netzspannung. In diesem Fall würde die Heizspannung der U-Röhren (ebenso wie die Anodenspannung, das Dings spielt halt dann bei 110[V] etwas leiser) direkt aus der Netzspannung gewonnen - für 220[V] Betrieb wäre dann für die Heizung ein Vorwiderstand von 1.090[Ohm] / ca. 20[W] erforderlich gewesen, der zusätzliche 10.9[W] verheizt. Die Heizung der drei E-Röhren (erforderliche Gesamtheizleistung ca. 5.9[W]) läßt sich jedenfalls in einem solchen Gerät aus einem winzig kleinen und damit billigen Netztrafo gewinnen.

Zum Vergleich: Die Heizdaten der drei E-Röhren, als U-Röhren ausgeführt, wären:

- UCC85: 26[V] / 100[mA].
- UCH81: 19[V] / 100[mA].
- UF89: 12.6[V] / 100[mA].

Das ergäbe eine Summenheizspannung 57.6[V] - und damit wären kompliziertere (und teurere) Schaltungstechniken für 110[V] / 220[V] Betrieb erforderlich.

Solche Dinge wie vergossene Schrauben deuten eigentlich schon auf ein Allstromgerät hin - und sei es eine Wechselstrom / Allstromkombination wie von mir oben hinphantasiert. Am besten schaust Du der Philitia mal unters Röckchen - findet sich da nur ein winzigkleiner Netztrafo, könnte das meine Theorie erhärten - genauso wie ein einzelner, recht großer Hochlastwiderstand, der senkrecht auf der Oberseite des Chassis steht. Aber, in jedem Fall: Sicherheit hat Vorrang - also: eine Hand in die Hosentasche, das Gerät nie geöffnet anfassen, wenn es am Netz hängt, Elkoentladezeit abwarten, Respekt vor hohen Spannungen haben.....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 08. Dez 2006, 21:21 bearbeitet]
hf500
Moderator
#4 erstellt: 08. Dez 2006, 21:25
Moin,
ganz schoene Klimmzuege, aber sowas ist Philips immer zuzumuten.
;-)

Die hatten schon immer eine Ader fuer Kunstschaltungen..

73
Peter
OberstVilla
Stammgast
#5 erstellt: 08. Dez 2006, 23:14
Moin,

meines Wissens hat diese ungewöhnliche Bestückung schlichtweg Kostengründe.

Hier ein kleiner Ausschnitt dazu (ich glaube aus einer Funkschau, habe ich mal irgendwoher runtergezogen):




Gruß
Manfred
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 09. Dez 2006, 13:28
Servus Manfred,

na, da lag' ich mit meiner "Phantasiererei" bis auf den Spartrafo ja richtig.

Deswegen hier jetzt nochmal der Hinweis an den Threadersteller, "doc_relax": Bei diesem Gerät handelt es sich um ein galvanisch nicht vom Netz getrenntes Gerät - hier sind also heutzutage unübliche elektrische Gefahren präsent und es ist äußerste Vorsicht gefordert!

Grüße

Herbert
DB
Inventar
#7 erstellt: 09. Dez 2006, 13:56
Solche komischen Bestückungen gab es auch in der Ex-DDR. Der EAK-Großsuper mit Spulenrevolver hatte komplette E-Bestückung, bis auf die UCH11. Etwa zeitgleich gab es von einem anderen Hersteller auch einen U-Super, bis auf die ECH11...

MfG

DB
hf500
Moderator
#8 erstellt: 09. Dez 2006, 20:07
Moin,
da hat wohle einer im Ministerium fuer Roehrenverteilung die antraege verwechselt.

;-)

73
Peter
Basteltante
Inventar
#9 erstellt: 09. Dez 2006, 20:16

DB schrieb:
Solche komischen Bestückungen gab es auch in der Ex-DDR. Der EAK-Großsuper mit Spulenrevolver hatte komplette E-Bestückung, bis auf die UCH11. Etwa zeitgleich gab es von einem anderen Hersteller auch einen U-Super, bis auf die ECH11...

MfG

DB


solch ein Ding besitze ich, der hat eine Riesentrommel mit den Empfangsspulen drin. Aber kein UKW ... Trotzdem, sehr lustiges Radio. Die haben das bestimmt von alten Fernsehern abgeguggt, da kam das auch zuhauf vor, im VHF Tuner mit 12 Steps. krawumm
doc_relax
Inventar
#10 erstellt: 09. Dez 2006, 20:51
Danke Leute für die vielen Tips! Also, nach genauem reinschauen stellte ich folgendes fest:
1) Das Gerät hat einen Netztrafo.
2) Es läßt sich tatsächlich auch mit 110V betreiben
3) Laut Aufdruck: nur für Wechselstrom.
4) Ich konnte am Chassis keine Spannung messen, egal wie rum ich den Netzstecker gesteckt habe.
Leider scheint die ECC85 hinüber zu sein, vermute ich jedenfalls, da das Radio auf UKW völlig still bleibt. Auf MW dagegen sehr guter Empfang. Ich habe bisher noch nicht rausfinden können wie ich das Chassis ausbauen kann. Die ECC sitzt nämlich ganz vorne, da kommt man so nicht ran.
Das mit den E- und U-Röhren reizt mich jedoch weiter, vielleicht findet sich noch jemand der zweifelsfrei die Ursache kennt? Das mit den geschützten Madenschrauben irritiert mich in der Tat etwas...
Grüße
doc
OberstVilla
Stammgast
#11 erstellt: 09. Dez 2006, 21:30

doc_relax schrieb:

4) Ich konnte am Chassis keine Spannung messen, egal wie rum ich den Netzstecker gesteckt habe.


Die Netzleitung ist mir einer Seite voll mit Masse verbunden, da ist nur eine kleine Spule (wohl f. Entstörung) dazwischen.
Nimm mal'n Phasenprüfer o.ä.
Ohne Trenntrafo würde ich da nicht rumfummeln.



Gruß
Manfred


[Beitrag von OberstVilla am 09. Dez 2006, 21:34 bearbeitet]
doc_relax
Inventar
#12 erstellt: 09. Dez 2006, 21:58
Hi Manfred,
du hattest recht... der Phasenprüfer bestätigte es.
Danke+Gruß
doc
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