"wilde" Schaltung - Ausarbeitung sinnvoll?

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el`Ol
Inventar
#1 erstellt: 06. Mrz 2008, 21:09
Hallo alle zusammen!

Vor einiger Zeit hat mal jemand auf diyaudio.com eine Schaltung angedacht, die auf einer Grundidee von mir basiert. Die war damals so ohne konkrete Absicht in einen Palaverthread geschmissen, aber jetzt ärgert es mich doch, dass ich nicht weiß wie das klingt. Da müsste ich mich allerdings ordentlich in die Materie einarbeiten, damit das was wird. Ich hätte gerne gehört, was ihr dazu sagt. Meint ihr, dass da nur ein abgedrehtes Kuriosum dabei rauskäme, oder würde es Sinn machen, sich damit zu beschäftigen?


Gruß, Oliver

pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 07. Mrz 2008, 19:29
Servus Oliver,

unorthodoxe Schaltung. Ohne konkrete Bauteiledimensionierung kann man da noch nicht viel sagen - aber: Wieviele Heinriche soll denn die Kathodendrossel der Endröhre haben? Und die Endröhre wird einen gewaltigen Steuerspannungshub am Gitter brauchen - da wird die EF86 trotz des Stromquellengebildes in der Anode Mühe haben, das aufzubringen. Und die Bremsgitterspannung der EF86 hängt noch irgendwie vom Schirmgitterstrom ab - der Sinn dahinter ist mir nicht klar. Für die Gegenkopplung ist auch nur einzig und allein die Spannungsverstärkung der EF86 als Leerlaufverstärkung verfügbar - damit reißt man auch nicht gerade Bäume aus. Und die ECC83 macht durch den kapazitiv nicht überbrückten Kathodenwiderstand möglicherweise auch keine große Spannungsverstärkung und kann außerdem fröhlich vor sich hin verzerren, ohne daß dies die Gegenkopplung sieht.

Kurz: Eine Erklärung der angedachten Funktionsweise der Schaltung zusammen mit ein paar grundsätzlichen Auslegungsparametern würde für das Verständnis und einen seriösen Kommentar enorm weiterhelfen.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 07. Mrz 2008, 19:36 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 07. Mrz 2008, 20:02
Ich habe die Schaltung mal ein bisschen umgezeichnet und das, was sinnlos ist, rausgeworfen. Dann bleibt fplgendes:

Fangen wir mal bei der EF86 an.
Damit diese über die Gegenkopplung den Arbeitspunkt der Endröhre stabilisieren kann, sollte das Gitter auf etwa 12V min. liegen. Also wird die Kathode bei rund 13V sein.
Jetzt haben wir eine angenommene Speisung von 300V, dann einen Siebwiderstand, bleibt für die EF86 maximal 270V. Abzüglich ein Verlust von mindestens 3V an der Konstantstromquelle (die geht mit einem Transistor und 2 Dioden perfekt, da braucht es nicht mehr!), abzüglich der Kathodenspannung von 13V, ergibt an der EF86 maxiaml 254V zwischen Anode und Kathode.
Somit legen wir die Anodenspannung auf einen Mittelwert von (254 : 2 = 127) plus 13V Uk = 140V Ua.
Da kein Koppelkondensator zwischen EF86 und EL34 liegt, haben wir diese 140V am Gitter der EL34. Die Anoder der EL34 ist auf 300V festgelegt, folglich haben wir zwischen Gitter 1 und Anoder der EL34 eine Spannung von 160V. Und da wir ja eine Gittervorspannung brauchen und diese durch den Kathodenwiderstand der EL34 erzeugen (die Vorspannung dürfte sich bei etwa 12V einpendeln), fällt die eigentliche Anodenspannung um weitere 12V auf 148V ab.

Das bedeutet, dass wir mit einer Anodenspannung von 148V rechnen können. Wir können also die EL34 im Maximum zwischen 0V und 140 + 148V aussteuern, zumindest theoretisch. Das ergäbe dann 7,4W.

Nur haben wir an der EF86 lediglich 140V Anodenspannung, sodass deren "Swing" maximal 280V betragen kann. Das schafft sie natürlich nicht. Sie wird eine Ausgangsspannung von maximal 120V schaffen, um die EL34 anzusteuern. Und das sind Spitzen-Spitzenwerte. Da bei der EL34 Anode und Schirmgitter verbunden sind, läuft diese als Triode und braucht entsprechend eine höhere Steuerspannung. In meinem Datenblatt der EL34 sind keine Angaben über den Triodenbetrieb. Aber wir können davon ausgehen, dass da noch rund 20V Verlust gegenüber dem Pentodenbetrieb entstehen. Das bedeutet, dass wir auf eine SS-Spannung von rund 100V an der Kathode der EL34 kommen. Und wir können davon ausgehen, dass wir im Maximum (es kann auch deutlich weniger sein) einen Anodenstrom zwischen Null und 0,2A Peak bekommen. Das ergäbe dann eine Leitung von maximal 2,5W mit unabsehbarem Klirr, weil die EF86 voll ausgelutscht betrieben wird.

Ich finde es gut, dass Du Dir mal Gedanken in der Richtung gemacht hast. Nur muss man da halt alle Problematiken berücksichtigen, die ich hier aufgeführt habe. Die Berechnungen sind noch nicht endgültig, denn es kann sich noch einiges etwas verschieben. Aber leider in negativer Richtung, dass also meine Prognosen noch zu rosig sind.
el`Ol
Inventar
#4 erstellt: 08. Mrz 2008, 10:09
Sorry, Kommunikationsfehler meinerseits.
Das ganze sollte der Kathodenfolgerteil einer gebrückten Schaltung werden:
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 08. Mrz 2008, 11:18
...aber das macht so nun gar keinen Sinn.
So fliesst der Strom entweder durch die eine Röhre und den anderen Widerstand, oder durch die andere Röhre und den einen Widerstand, oder durch beide Röhren, wenn beide leitend sind, oder durch beide Widerstände, wenn beide Röhren sperren.
Im Normalfall ist also der Widerstand für den maximalen Stromfluss zuständig. Und das gibt einen riesen Leitungsverlust oder ungeheure Ströme und kleine Widerstände.

Wenn Du sowas ähnliches bauen willst, dann wird das z.B. eine SRPP-Endstufe. Und wenn Du sowas in Brückenschaltung betreibst, brauchst Du bei genauem Abgleich nicht mal ein Koppel-C.
Solche Schaltungen habe ich hier:
http://www.hifi-foru...rum_id=103&thread=35
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 08. Mrz 2008, 12:29
Gleich am Anfang vor den Details - das muß leider sein - ein deutliches ACHTUNG: Diese Schaltung arbeitet mit Spannungen bis 700[V] - DIES IST EINE ABSOLUT TÖDLICHE GRÖSSENORDNUNG!!!!! Hohe Spannungen von mehreren hundert Volt lauern hier auch an Stellen, an denen man es nicht vermutet - z.B. an den Heizfäden der oberen Endstufenröhren!!!! Wer - aus welchen Gründen auch immer - meint, diesen Entwurf nachbauen zu müssen, sollte sich über den Umgang mit elektrischem Strom und die Gefahren, die hier lauern, vollständig bewußt sein und alle aktuellen elektrischen Sicherheitsspielregeln und Verhaltensmaßregeln kennen und aus dem Schlaf beherrschen. DIES IST DEFINITIV KEIN ANFÄNGERPROJEKT!!!!

Um die Diskussion mal um praktische Beispiele anzureichern:

Das da:





bleibt bis 17[W] im gesamten Frequenzbereich bei deutlichst unter 1% Klirr und streift bei 22W die 5% Klirrgrenze. Entwicklungsziele waren hier:

  • Schaltung abseits der ausgetretenen Wege (SRPP-H-Brücke in der Endstufe mit Differenzverstärker mit Konstantsromquelle in der Vorstufe).
  • Ausschließlich Verwendung gängiger Röhrentypen - keine Exoten.
  • Reine Triodenschaltung.
  • Reine Klasse-A-Schaltung.
  • Keine Halbleiter im Signalweg.
  • Ohne über-alles-Gegenkopplung.
  • Gleichstromfreier Ausgangsübertrager.
  • Der Ausgangsübertrager sollte nur eine Primärwicklung haben, um Paarungs- und Fertigungstoleranzen von mehreren Primärwicklungen von vornherein auszuschließen.
  • Abgleichfreiheit der gesamten Schaltung.

Höchstmöglicher Wirkungsgrad war definitiv kein Entwicklungsziel bei diesem Projekt.

Diese Schaltung benötigt ein adäquates Netzteil (welches hier nicht gezeigt ist) um ihre Daten zu erreichen.

Alle sonstigen, bis jetzt mit professionellem Meßgerätepark gemessenen Daten (Leistungsfrequenzgang, Leistungsphasengang, Fremdspannungsabstand, Geräuschspannungsabstand, Klirrfaktor (einzeln und als THD) sind als sehr gut bis exzellent einzustufen - siehe z.B. hier (Meßleistung bei 1[kHz]: 10[W] in 8[Ohm] ohmisch, Y-Achse: 0.5[dB/Teil, 30[°/Teil]):





Die Schaltung wurde inzwischen in einigen Punkten optimiert und auch so verändert, daß mit einem einzigen Schalter Stereobetrieb der beiden symmetrischen Hälften der Schaltung möglich ist (die Paarungstoleranz der Verstärkung ist auch dann - obwohl jede globale Gegenkopplung fehlt - sehr gut) - dann kommen noch etwa 8[W] pro Kanal raus. Diese Leistung reicht für einen ganz hervorragenden Klangeindruck auch bei anspruchsvollem Musikmaterial (nicht nur für meine Ohren) mit ordentlich trockenem Bass mit Canton Ergo 901 DC Lautsprechern auch bei gehobenen Lautstärken völlig aus. Ein älteres Bild dieses Versuchsaufbaus:





Es sei noch darauf hingewiesen, daß der Ausgangsübertrager"turm" für Stereobetrieb nun aus vier einzelnen Ringkernübertragern besteht - hier (wie auch an einigen anderen Stellen) ist das Bild des Versuchsaufbaus nicht ganz aktuell.

Zu guter Letzt nochmals das deutliche ACHTUNG: Diese Schaltung arbeitet mit Spannungen bis 700[V] - DIES IST EINE ABSOLUT TÖDLICHE GRÖSSENORDNUNG!!!!! Hohe Spannungen von mehreren hundert Volt lauern hier auch an Stellen, an denen man es nicht vermutet - z.B. an den Heizfäden der oberen Endstufenröhren!!!! Wer - aus welchen Gründen auch immer - meint, diesen Entwurf nachbauen zu müssen, sollte sich über den Umgang mit elektrischem Strom und die Gefahren, die hier lauern, vollständig bewußt sein und alle aktuellen elektrischen Sicherheitsspielregeln und Verhaltensmaßregeln kennen und aus dem Schlaf beherrschen. DIES IST DEFINITIV KEIN ANFÄNGERPROJEKT!!!!

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 08. Mrz 2008, 13:50 bearbeitet]
berndotto
Stammgast
#7 erstellt: 08. Mrz 2008, 14:09
Hallo Herbert,

ich hab es ja geahnt, aber nun bin ich überzeugt:

Angeber!!!!!!!!

Und das bezieht sich wie Du vielleicht vorschnell urteilen könntest nicht auf die aufgezeigte Schaltung,
sondern auf den Text in dieser Schaltung:

Irgendwo in Bayern mit Blick ...

Um meinen Neid freien Lauf zu lassen:

Was ist das schönste Panorama werd, wenn es in Ba.. liegt

Nun wieder ernsthaft;
kannst Du mir - ich hab ja Zeit und krieg sowieso nie die Nase voll - mal per Mail oder.. über diese Schaltung und ihre Verwirklichung ein paar Worte oder mehr zukommen lassen ?

Viele Grüße Bernd


[Beitrag von berndotto am 08. Mrz 2008, 14:22 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#8 erstellt: 08. Mrz 2008, 14:29

berndotto schrieb:
ich hab es ja geahnt, aber nun bin ich überzeugt:

Angeber!!!!!!!! .......

Irgendwo in Bayern mit Blick ...

Um meinen Neid freien Lauf zu lassen:

Was ist das schönste Panorama werd, wenn es in Ba.. liegt

Servus Bernd,

das Schaltbild ist Teil einer größeren Dokumentation, die, wenn sie irgendwann mal fertig wird (was noch dauern kann, aber in der Röhrentechnik spielen ein paar Jahre keine Rolle mehr), eine Art "Baumappe" zum Nachbau für Interessierte werden soll. Und da stehen im Schaltbildkopf dann natürlich reale Adreßangaben drin. Nur werd' ich den Teufel tun und meine echten persönlichen Daten hier vor aller Welt ausbreiten....deswegen, es stimmt alles, was da drin steht: Irgendwo im schönen Oberbayern steht mein Schreibtisch, von dem aus ich (bei schönem Wetter natürlich) direkt auf die Zugspitze sehen kann - also keine Angeberei.

Ich bin jetzt ein paar Tage unterwegs - wenn ich wieder da bin, kann ich mich ja mal per PM zu diesem Projekt rühren. Vielleicht kannst Du mir in der Zwischenzeit schreiben, was Du gerne wissen möchtest - in dem Schaltbild steht nämlich (mit Ausnahme der Angaben zum Ausgangsübertrager, die wohlweislich fehlen) eigentlich alles drin, was man wissen muß. Ach ja, und für die experimentierfreudigen: Mit einer Primärimpedanz des Ausgangsübertragers in der Gegend von 3[kOhm] kommt man bei diesem Entwurf recht weit - für vernünftigen, tiefgehenden Baß sollte die Primärleerlaufinduktivität > 60[H] betragen, und damit auch die Höhenwiedergabe was hermacht, sollte die Streuinduktivität <10[mH] sein.

Grüße

Herbert
el`Ol
Inventar
#9 erstellt: 08. Mrz 2008, 14:50
Der Sinn an der Sache sollte ein Verstäker sein, der vom harmonischen Spektrum her single-ended und vom Betrieb des Übertragers her push-pull ist. Auf diyaudio.com läuft gerade folgende Geschichte
http://www.diyaudio.com/forums/showthread.php?s=&threadid=118777
und da habe ich mich an diese alte Sache erinnert.
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