! HILFE ! unbekannter Röhrenverstärker push pull

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rossigni
Neuling
#1 erstellt: 01. Nov 2015, 19:45
Hallo zusammen, kennt jemand diesen Röhrenverstärker? Ich bin technisch leider eine echte Niete und freue mich nicht nur über einen Hinweis zum Modell/Hersteller, sondern auch über eure Meinung zu Qualität, Funktion usw..
Ich habe ihn zusammen mit einem Leak Stereo 20 bekommen. Zu dem hab ich ja jede Menge gefunden, aber der hier ist mir als HifiDummi ein Rätsel. Ich denke es ist ein Mono Endverstärker?
Vielen Dank!

























Anro1
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 01. Nov 2015, 20:51
Hallo Rossigni
wie zu sehen ist 2 X Input A/B, sowie 2 X Lautsprecher Ausgänge
jeweils 0-4-8-16 Ohm somit dürfte das schon mal ein Stereo PP Verstärker
mit je 2 EL84 und einer ECC83 pro Kanal sein.

Die 50Hz deutet auf ein Europäisches Gerät hin.

Das ist doch ein schönes Restaurations Projekt.
Mfg
rossigni
Neuling
#3 erstellt: 01. Nov 2015, 23:04
Herzlichen Dank für die Antwort! Lohnt sich denn wohl eine Restauration auch wenn man nicht weiß von welchem Hersteller das Gerät ist? Könnte es sich also auch um ein englisches Fabrikat handeln?
pragmatiker
Administrator
#4 erstellt: 02. Nov 2015, 07:54
Servus rossigni,

zunächst einmal: Das Gerät aus den verschiedensten Gründen bitte derzeit NICHT mit dem Netz verbinden und NICHT einschalten!!

Folgende Punkte fielen mir auf:

  • Das Nezukabel MUSS unbedingt gegen ein dreipoliges Netzkabel mit Schutzleiter, mit dem das Gerät geerdet wird, ausgetauscht werden.
  • Es handelt sich um einen StereoENDverstärker mit 2 EL84-Gegentaktendstufen, der ca. 2 * 15[W] Leistung machen dürfte.
  • Das Gerät ist scheinbar vollsymmetrisch aufgebaut (inklusive eigener Siebdrosseln für den linken und rechten Kanal sowie inklusive eigener Entbrummer für den linken und rechten Kanal). Das läßt eine hohe Kanaltrennung erwarten.
  • Einzige Abweichung von der Vollsymmetrie scheinen wohl der Anoden- und Gitterspannungsgleichrichter zu sein, die wohl nur einmal vorhanden sind.
  • In dem Gerät sind sechs Trimmpotentiometer drin. Das sind für ein 2 * EL84 Gegentaktkonzept eigentlich zwei Stück zu viel. Insofern macht es - auch, aber nicht nur für diesen speziellen Umstand - Sinn, mal das Schaltbild des Gerätes rauszuzeichnen - das sollte angesichts der Lötleisten-Freiverdrahtung ja nicht allzu schwierig sein.
  • Die Trimmpotentiomer gehören vom Typ eher der "preisökonomischen" Klasse an. Die Dinger sind deswegen vor dem ersten Einschalten unbedingt auf Defektfreiheit zu überprüfen - ein präventiver Austausch ist - nachdem das Gerät generell mal wieder lief - anzuraten.
  • Das Herkunftsland des Gerätes ist für mich nicht eindeutig zu bestimmen. Die USA sind es nicht - dort wurde ein anderer Baustil gepflegt. Etliche Bauteile (z.B. die Elkos im Gitterspannungsnetzteil, der Netzspannungswähler und die Entbrummer) scheinen zwar "Made in Germany" zu sein - aber das kann teilweise natürlich auch von Reparaturen herrühren. Die beiden mit "150" beschrifteten Siebdrosseln sehen von der Herkunft her wie aus dem angloamerikanischen Raum aus. England ist als Herkunftsland wahrscheinlich wirklich ein Tip, der nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
  • So, wie das Gerät aufgebaut ist (kein Gehäuse, kein Netzschalter, keine Einschalt-Anzeige-Lampe, Ein- und Ausgangsbuchsen auf unterschiedlichen Seiten, kein Typenschild, null Anspruch an ein schönes "Wohnzimmerdesign", keinerlei Vorkehrungen für einen Röhrenabdeckkäfig), würde ich ja mal vermuten, daß es das Endstufen"Modul" eines größeren Konstruktes war (z.b. einer Jukebox (allerdings ist es für diesen preisempfindlichen Einsatzfall schon fast zu aufwendig gebaut)......oder irgendeiner recht großen Qualitäts-Konzerttruhe.....oder irgendwas in der Art).
  • Da das Gerät mit Sicherheit eine reine Endstufe ist, KANN es natürlich sein, daß für Vollaussteuerung ein Pegel in einer Größenordnung benötigt wird, der von üblichen Unterhaltungselektronikgeräten mit Line-Ausgang (z.B. CD-Spieler) nicht erreicht wird. Es ist nur eine (eher unwahrscheinliche) Möglichkeit - aber darauf hingewiesen wollte ich haben. In diesem Fall wäre dann der Einsatz eines passenden Vorverstärkers unumgänglich.
  • An ein Selbstbaugerät glaube ich persönlich nicht - da sprechen ein paar Dinge (wie z.B. der vorgefertigte und genau für den Einsatzfall passende Beschriftungsstreifen auf der Bedienseite) dagegen.
  • Das Gerät ist auf 220[V] Netzspannung eingestellt. Nach der Restauration und finalen Röhrenbestückung sollte zumindest überprüft werden, ob bei der 250[V] Stellung sinnvolle Heiz- und Anodenspannungen anliegen --> sollte das so sein, würde die 250[V] Stellung das Gerät etwas mehr schonen.
  • In dem Zustand, in dem sich das Gerät präsentiert, macht eine Restauration allemal Sinn.

Hochauflösende Photos, die sich auf einen Klick darauf stark vergrößern, wären zur weiteren Beurteilung übrigens nett.

Grüße

Herbert
rossigni
Neuling
#5 erstellt: 02. Nov 2015, 20:00
WOW, danke für diese ausführliche Antwort!!
Hab` auch schon an die Herkunft aus einem größeren Ganzen nachgedacht, aber sprechen dagegen nicht z.B die verschiedenen Anschlüsse der Lautsprecher? Ich stelle mir aus der Zeit immer so was mit eingebauten Lautsprechern vor. Vielleicht so was wie Filmgerät? Da stehen die Lautsprecher ja immer woanders
Insgesamt klingt es leider nach viel Arbeit um das Gerät wieder betreiben zu können? Das könnte meine Fähigkeiten dann doch schnell übersteigen
Wie dem auch sei, auf jeden Fall vielen Dank für die vielen nützlichen Tips.


[Beitrag von rossigni am 02. Nov 2015, 23:06 bearbeitet]
hifi-collector
Stammgast
#6 erstellt: 03. Nov 2015, 10:21
Solche Herausforderungen sind genau mein Ding. Also, wenn Du den Verstärker verkaufen möchtest, denk an mich. Zur Leak Stereo 20: Die Dinger sind wirklich Klasse. Habe schon zwei davon restauriert und liebe diese Endstufe.

Gruß

Andreas
rossigni
Neuling
#7 erstellt: 04. Nov 2015, 18:41
Das Rätsel um meinen Verstärker ist gelüftet Es handelt sich um einen AD Andre Dumortier aus Belgien. Ein kundiger Hifi-Freak hat ihn erkannt..
Herzlichen Dank für eure Hilfe!
pragmatiker
Administrator
#8 erstellt: 05. Nov 2015, 13:41
Um auch den anderen Threadbeteiligten noch a bisserl was zum "Lesen" zu geben:

http://www.dumortier-us.com/stereo-amplifier/

Und das dürfte der dazugehörende Vorverstärker sein:

http://www.dumortier...ntegrated-amplifier/
https://www.youtube.com/watch?v=3iu43pyzfkw

Hier gibt's noch ein paar Schaltbilder:

http://www.radiocollection.be/images/Dumortier_img/Sforzando.pdf

Grüße

Herbert
selbstbauen
Inventar
#9 erstellt: 05. Nov 2015, 16:10
Man beachte die Schaltung für die Kathodenwiderstände und die Erzeugung der negativen Gittervorspannung: Die Heizungen der Vorstufenröhren dienen als Kathodenwiderstände und der Spannungsabfall an den Kathoden wird zur relativ-negativen Gittervorspannung genutzt.

Alle Achtung!
pragmatiker
Administrator
#10 erstellt: 05. Nov 2015, 17:23
Damit kriegt man vor allem die Gleichstromheizung für den empfindlichen Plattenspielerentzerrer ohne zusätzlichen Netzteilaufwand, d.h. gratis. Interessant hierbei ist auch die recht geringe Restwelligkeit der Heizspannung durch gute Siebung des Anodennetzteils und die Konstantstromquelleneigenschaften der Endpentoden - außerdem gibt's den Softstart für die Entzerrerheizung ebenfalls gratis.

Mit der Testbarkeit des Verstärkers durch das Herausziehen einzelner Röhren ist dagegen natürlich erstmal Essig.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 05. Nov 2015, 17:35 bearbeitet]
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