SSB-Oszillatorproblem bei Hammarlund

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meanthink
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 06. Sep 2019, 09:33
Liebes Forum,

vor Jahren hatte ich die "Reste" eines alten Hammarlund HQ129X erhalten. Für mich war das der Anlaß mich einmal an einem Communications-Empfänger von Grund auf zu versuchen und zu schauen was ich da "Schönes" draus machen kann.

Nach gut 18 Monaten an Arbeit macht das Ding nun auch riesigen Spaß, da er ein paar zusätzliche Features erhalten hat: eine sehr aufwendige AGC mit Regelverstärker, Q-Multiplier mit Notch, einen richtigen SSB-Detektor, einen regelbaren optischen Limiter sowie Squelch und Notch-Filter in der NF, einen Synchrondetektor für AM. Alles funktioniert wunderbar -und ganz ohne Halbleiter.

Ich habe nur noch ein kleines Problem, mit dem man zwar leben könnte, dessen Lösung jedoch sozusagen das Sahnehäubchen obendrauf wäre, und vielleicht hat von Euch ja jemand eine Idee dazu. Es geht dabei um den Hauptoszillator.

Die Kiste (BJ. 46) war ja nie für SSB gedacht, entsprechend wird als Mischer/Oszillator eine 6K8 verwendet. Die liegt nicht am AGC, die Betriebsspannung des Oszillators ist geregelt, daher funzt das so gut wie es nur kann -für AM/CW auch perfekt. Durch interne Verkopplungen in der 6K8 versetzt es die Oszillatorfrequenz zwischen 0-Signal und S9 trotzdem etwas, das sind zwar nur vielleicht etwa 200Hz, was bei SSB nun aber suboptimal ist. Daher wäre zwischen Oszillator und Mischer wie für SSB üblich ein Trennverstärker von Nöten.

Als Oszillator sollte eine 6C4WA keine Probleme machen, als Mischer würde ich auf eine 6BA7 umrüsten, die gleich noch ein bisschen empfindlicher wäre.

So weit so gut, bliebe nur noch der Trennverstärker. An eine Bandumschaltung ist leider nicht zu denken, so daß der etwa 1....33MHz zu schlucken hätte. Ein Kathodenfolger wäre das einfachste, doch ich befürchte daß der wegen der Verkopplung Cg/k das Problem nur teilweise lösen würde.

Daher tendiere ich derzeit zur Verwendung eines 'richtigen' Breitbandverstärkers mit V~1 und einer Penthode wie z.B. einer E810F oder einer 12HG7 als Trennverstärker. Das sollte zwar irgendwie zu machen sein, doch ich schrecke vor der Entwicklung dieser Stufe wenn ich ehrlich bin schon ein wenig zurück, nicht zuletzt auch deshalb weil man sich an zwei Fingern abzählen kann daß das gehörig "braten" wird, was wegen des geringen verwendbaren Raumes und der erforderlichen Schirmung wieder sekundäre Probleme aufwerfen wird.

Hat hierzu vielleicht irgendjemand eine Idee auf die ich noch nicht gekommen bin? Ich wäre dafür wirklich dankbar....

Liebe Grüße
Meanthink
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 06. Sep 2019, 12:35
Ich habe einen Hammarlund SP600, da könnte ich mal nach Gemeinsamkeiten "luren" (so richtig SSB-tauglich ist der im Originalzustand auch nicht). Allerdings komme ich in den mindestens nächsten zwei Wochen oder so sicher nicht dazu, mich zeitaufwendig in der Tiefe mit der Thematik zu beschäftigen - aber wenn Du Zeit hast.......

Grüße

Herbert
DB
Inventar
#3 erstellt: 06. Sep 2019, 18:06
Hallo,

die Frage ist, ob das Problem (für das Baujahr gesehen hat das Gerät eigentlich kein Problem) stilecht gelöst werden soll. Wenn nein: DAFC.
Vielleicht hilft auch das: http://www.valveradi...uency-stability.html


MfG
DB
meanthink
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 06. Sep 2019, 20:31
Hallo Herbert, hallo DB,

zunächst einmal lieben Dank für Eure Antworten.

Falls wer Interesse hat, Schaltbild er kann ich gerne posten, ist aber halt ziemlich umfangreich.


@Herbert:
Das ist ein Langzeitprojekt, insofern hat das natürlich Zeit. Die 18 Monate von denen ich geschrieben hatte waren nur die reine Bauzeit, insgesamt bin ich da schon einige Jahre mit beschäftigt. Er funktioniert ja auch allerbestens, nur auf SSB ist er halt nur "gut" und nicht hervorragend. Also keine Hektik. Wenn Du magst können wir vielleicht ja auch Mal schauen ob wir Deinem 600er noch ein wenig auf die Sprünge helfen können.

@DB:
Natürlich hast Du vollkommen recht, das Gerät hat kein Problem. Der Mischer/Oszillator war nie für SSB gedacht (nur AM/CW), insofern funktioniert er mit einer Drift von ein paar hundert Herz bezogen auf die etlichen MHz Oszillatorfrequenz sogar absolut superb. Leider stört diese kleine Frequenzdrift halt bei SSB etwas -oder anders ausgedrückt: das ist der einzigste kleine Haken den die ganze Kiste noch hat.

Vielen Dank auch für den Link, ich habe eben im Zug schonmal quergelesen, werde mich am Wochenende aber detailliert da durcharbeiten.

Da ich an dem "Fehler" schon eine ganze Weile dran bin, sind als Ursachen instabile Betriebsspannungen oder Verkopplungen über selbige bereits sauberst durchgecheckt und soweit ausgeschlossen. Da die 6K8 nicht am AGC hängt sollte sich auch aus der Richtung eigentlich nix kommen, würde ich sicherheitshalber aber nochmals gegenchecken.

Stilecht: jein. '46 als die Kiste gebaut wurde gab's meines Wissens nach noch kein SSB, in Sachen Stil habe ich daher Anfang 50er grob als "Zeitrahmen" gesetzt -und mich bis auf eine Röhre da strikt dran gehalten (eine E92CC im Squelch, die war technisch leider so perfekt dafür daß sie da unbedingt rein musste).

Aus dieser Sicht heraus hab' ich daher bereits mit den angesprochenen E810F / 12HG7 eigentlich schon "Bauchweh", eine 6AC7 wäre mir drastisch lieber, doch die wird das wohl kaum schaffen (zumindest nicht als Breitbandverstärker). Ansonsten ist das ganze Ding absolut "Halbleiterfreie-Zone", was im Grunde genommen ein immenser Aufwand war. Das Ding zieht so um die 100W aus dem Netz -an reiner Heizleistung. Und da sind keine "dicken" Röhren drin, kannst Dir denken was das heißt...

Habt' einen schönen Abend und ein angenehmes Wochenende.

Viele Grüße
Guido
DB
Inventar
#5 erstellt: 07. Sep 2019, 11:47
Hallo,

ist das der korrekte Schaltplan?
Ich würde zunächst mal zuschauen, ob es hilft, die Anodenspannung des Hexodensystems der 6K8 zu stabilisieren. g2/g4 ist ja stabilisiert. Die Frage wäre, wie weit die Spannung des Glimmstabis zwischen S1 und S9 wandert.
Probeweise würde ich für die Misch-/Oszillatorstufe einen separaten Stabi versuchen.
Ob durch das starke Eingangssignal eine nennenswerte Arbeitspunktverschiebung eintritt, könntest Du ja durch Messung der Katodenspannung an der 6K8 ermitteln.


MfG
DB


[Beitrag von DB am 07. Sep 2019, 12:01 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 07. Sep 2019, 16:51
Servus Guido,

meanthink (Beitrag #4) schrieb:
Wenn Du magst können wir vielleicht ja auch Mal schauen ob wir Deinem 600er noch ein wenig auf die Sprünge helfen können.

besten Dank für Dein generöses Angebot - aber: an dem SP-600-JX hier wurde (nicht von mir!) bereits vor vielen Jahren als (in jedem Fall vollständig reversible) Aufrüstung von einem höchst erfahrenen, absoluten Fachmann alles gemacht, was zu machen ist - im wesentlichen: HF-dichter digitaler Frequenzzähler (ohne Pfeifstellen) - hochstabiler Halbleiter (JFET) VFO (steckt als komplette Schaltung anstelle der Röhre in der Röhrenfassung von V4 (6C4; "HFO"-Röhre") - SSB-Produktdetektor:


In höherauflösend: https://s17.directupload.net/images/190907/kxvvkya7.jpg


In höherauflösend: https://s17.directupload.net/images/190907/8lxpe9ce.jpg

Dieser Empfänger funktioniert (bis auf die üblichen altersbedingten "Wehwechen") sowohl in AM wie auch in SSB und CW bei allen Bandbreiten wunderbarst - ich selbst werde an diesem historischen Gerät (bis auf eventuell erforderliche Reparaturen) ohne Grund deswegen sicher nichts ändern.

Insbesondere die mitlaufende mehrkreisige Vorselektion - und die u.a. dadurch bedingte Großsignalfestigkeit - läßt bei diesem Empfänger (speziell an unselektiven Breitbandantennen) im Vergleich so manchen sehr viel moderneren Empfänger gelegentlich ziemlich blaß aussehen. SDR ist eben nicht alles.

Zu Deinem Hammarlund HQ129X:

DB (Beitrag #5) schrieb:
ist das der korrekte Schaltplan?

Wenn das der korrekte Schaltplan sein sollte, wird es für SSB - rein aus Gründen der Frequenzstabilität des VFO - schwierig. Begründung: der VFO sitzt bei diesem Schaltbild zusammen mit dem Mischer in einer Verbundröhre (V2, 6K8). Neben den rein thermisch / kapazitiven Variationseffekten in so einer Verbundröhre ist der Oszillator nicht durch eine Pufferstufe o.ä. vom Mischer entkoppelt - d.h. daß bei nur etwas größeren Mischamplituden mit einiger Sicherheit Mitzieheffekte der VFO-Frequenz aus dem Nutzsignal auftreten können. Sowas ist für eine saubere SSB-Demodulation (wo sowohl im Kurzzeit- wie auch im Langzeitbereich eine ordentliche Frequenzstabilität aller Umsetzeroszillatoren (idealerweise gepaart mit niedrigem Phasenrauschen) essentiell ist), natürlich Gift. Bevor man also das Thema eines Produktdetektors etc. für SSB angeht, müssen aus meiner Sicht erstmal alle Umsetzeroszillatoren eine für SSB-Betrieb genügende Frequenzstabilität aufweisen.

Die Frequenzstabilität wird mit Röhren auch bei sorgfältig stabilisierten Versorgungsspannungen für Mischer und Oszillator vermutlich nicht ausreichen - wir reden hier bei diesem Einfachsuper mit einer ZF von 455[kHz] von +/-100[Hz], ab denen es bei SSB spätestens kritisch wird - im 10[m]-Band bei ca. 30[MHz] (ohne Berücksichtigung der ZF) sind das ca. 3,3 * 10^-6 an erlaubter Frequenzdrift des VFO......das wird mit (selbst sorgfältig temperaturkompensierten) freilaufenden L/C-Röhrenoszillatoren sehr schwierig bis unmöglich zu erreichen sein. Beim Rohde & Schwarz Meßsender "SMDU" (das ist eine äußerst sorgfältig temperaturkompensierte Halbleiterkiste mit freilaufendem L/C-Oszillator) sagen die Spezifikationen zur Frequenzstabilität jedenfalls: Frequenzstabilität besser als 1,5[kHz] im Frequenzbereich von 140[kHz] bis 200[MHz] nach 3 Stunden Warmlaufzeit. Brechen wir diesen Wert mal linear von 200[MHz] auf 30[MHz] runter, dann erhalten wir für 30[MHz] eine "frequency instability" von 225[Hz] nach 3[h] Warmlaufzeit - was ca. 7,5 * 10^-6 entspricht - bei einem damaligen Hochpreis-Spitzenmeßsender in (kalter) Halbleitertechnik eines Spitzenherstellers. Den freilaufenden L/C-Oszillator des SMDU muß man mal von innen gesehen haben: Keramik, Gold und Spitzenfeinmechanik, wohin das Auge blickt - ich glaube nicht, daß der VFO des HQ129X hier auch nur im Ansatz mithalten kann.

meanthink (Beitrag #1) schrieb:
doch ich schrecke vor der Entwicklung dieser Stufe wenn ich ehrlich bin schon ein wenig zurück, nicht zuletzt auch deshalb weil man sich an zwei Fingern abzählen kann daß das gehörig "braten" wird......Hat hierzu vielleicht irgendjemand eine Idee auf die ich noch nicht gekommen bin? Ich wäre dafür wirklich dankbar....

Ich persönlich würde den - für sauberen SSB-Betrieb sicher erforderlichen - Trennverstärker (vollständig reversibel) mit Halbleitern aufziehen. Klein, wenig Verlustleistung. Gegebenenfalls - dazu müßte man den Oszillatorpegel in allen Bändern am unteren und am oberen Bandende kennen - kommt hier auch ein entsprechender Video-Operationsverstärker in Frage (den man mit dem richtigen Leiterplattenlayout richtig kompensiert breitbandig betreiben könnte, ohne daß alles wild vor sich hin schwingt). Und selbst dann (also mit Trennverstärker) hat man das Problem des VFOs: Gut möglich, daß der dann immer noch nicht stabil genug ist (z.B. weil bei dem Gerät vom Hersteller keine sorgfältige Temperaturkompensation der frequenzbestimmenden VFO-Komponenten vorgenommen wurde - z.B. weil für NICHT-SSB-Betriebsarten nicht erforderlich). In diesem Fall kommt man vermutlich nicht um einen halbleiterbestückten "nicht heizenden" VFO rum, den man dann als Schaltung anstelle von V2 in die Röhrenfassung stecken müßte. Da dann gleichzeitig das Mischersystem von V2 "flöten" geht, müßte man den Mischer selbst auch in Halbleitertechnik aufziehen. Und wenn man das macht, dann kann man auch gleich den Trennverstärker mit in Halbleitertechnik aufbauen. Das gibt dann eine anstelle von V2 einsteckbare, einzelne Halbleiter-Leiterplatte, die dann die Funktionsgruppen "Mischer-Trennverstärker-VFO" beinhaltet und die, wenn sie richtig gemacht ist, uneingeschränkt SSB-tauglich sein sollte. Einziger Wermutstropfen: Durch die (mit einiger Wahrscheinlichkeit) deutlich anderen Kapazitäten des Halbleiter-VFOs wird die (analoge) Frequenz-Skaleneichung hinten und vorne nicht mehr stimmen..... --> digitaler Frequenzzähler.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 07. Sep 2019, 19:13 bearbeitet]
DB
Inventar
#7 erstellt: 07. Sep 2019, 19:33
Möglicherweise am wenigsten aufwendig:
http://www.hanssummers.com/huffpuff.html
http://members.ziggo.nl/cmulder/ksbstabi.htm

Ich hatte den X-Lock von Cumbria Designs. Den Hersteller scheint es nicht mehr zu geben, wohl aber eine Menge Leute, die damit aufgeregte VFOs zur Ruhe gebracht haben.
Bewertungen dazu:
https://www.eham.net/reviews/detail/8437


MfG
DB
meanthink
Schaut ab und zu mal vorbei
#8 erstellt: 08. Sep 2019, 12:01
Hallo DB, hallo Herbert,

echt ganz lieben Dank für Eure Zeit und Eure Mühe!

Bei allem was ich an der Kiste tue kommt es auf Reversibilität so gar nicht mehr an, das hatte das Ding wohl schon Jahrzehnte hinter sich bevor ich ihn überhaupt bekommen hatte...

@DB: ja, prinzipiell IST das das richtige Schaltbild -nur hat es halt kaum noch irgend etwas mit der Realität zu tun.

@ alle:

Hier daher zu allererst einmal die aktuelle Eingangsbeschaltung:

Frontend Hammarlund HQ129X - neu

Bereits als ich das Ding wieder aufgebaut habe ist mir der im Originalschaltbild mit R10 bezeichnete G1-Ableitwiderstand der 6K8 aufgefallen, der ja auch den Gitterwiderstand des Oszillators bildet -der liegt nämlich auf Masse und nicht wie üblich auf Kathode. Da der im Gerät auch tatsächlich so eingebaut war, hab' ich das so übernommen. Ich vermute daß das aus Stabilitätsgründen so gemacht wurde.

Zum Oszillatorteil der 6K8 in diesem Gerät muß ich auch noch etwas sagen: ich hatte das Gerät zu Beginn ersteinmal wieder schaltungstechnisch in den absoluten Originalzustand versetzt. Die Kiste lief damit im Bereich dessen was zu erwarten war ordentlich - bis auf den Oszillator, der hat nämlich Probleme gemacht die NICHTS mit der 6K8 selbst zu tun hatten. Prinzipiell wurde die Oszillatorspannung zu höheren Frequenzen hin immer kleiner, im Bereich etwa >20MHz sogar derart klein daß die 6K8 nicht mehr korrekt gemischt hatte. Bei der Umschaltung in das oberste Frequenzband ist der Oszillator manchmal sogar ganz abgerissen. Dieser Fehler lag jedoch weder an der 6K8 noch am Abgleich oder den Schaltkontakten. Ein wirklicher Fehler war nicht zu finden, auch nicht in den Bandkondensatoren der Oszillatorschwingkreise, ich vermute jedoch daß über die Jahrzehnte hinweg die Güte der (qualitativ nicht gerade berauschenden) Spulen etwas gelitten hat.

Ich habe daher eine Änderung im Oszillator vorgenommen: der bekommt statt der ursprünglichen 108V Betriebsspannung jetzt 150V (stabilisiert), allerdings über einen 6,6kΩ Längswiderstand. Das ist während langer Versuche sorgfältig ausgemessen, der Oszillator schwingt damit nicht nur sicher, sondern liefert über alle Frequenzen eine fast völlig konstante Ausgangsspannung.

Natürlich habt Ihr beide völlig Recht: ein 100%ig perfekter Betrieb auf SSB ist ohne die Verwendung von Halbleitern faktisch unmöglich, insbesondere auch hinsichtlich der thermischen Drift des Oszillators.

Der Ist-Zustand in Sachen Drift auf SSB ist so, daß man (wenn die Kiste einige Stunden warmgelaufen ist) vielleicht so alle 10 Minuten ein kleines bisschen "nachziehen" muß -was für mein Empfinden ein eigentlich ausgezeichnetes Ergebnis ist. Das darf er gerne haben, dafür ist es ja ein "Boat-Anchor".

Was mich nur eben stört ist das leichte "mitziehen" der Oszillatorfrequenz der 6K8 sobald Signal kommt und in Abhängigkeit zur Signalhöhe. Auch wenn's nur ein paar hundert Hz sind, es hört sich bei SSB einfach etwas blöd an.

Ich habe heute morgen nochmals ein paar Messungen hierzu gemacht:

> der Versatz der Oszillatorfrequenz hat nichts mit dem AGC zu tun, er tritt auch auf wenn die Regelung abgestellt ist

> die Betriebsspannungen (A / G2/4) [die sowieso alle geregelt sind] an der 6K8 ändern sich nicht über das ankommende Signal oder das AGC

Insofern denke ich, daß es sich bei dem "Mitziehen" des Oszillators wahrscheinlich wirklich um das handelt was Herbert geschrieben und ich vermutet hatte, nämlich daß es sich dabei um (minimale) Verkopplungen in der 6K8 handelt die dabei als Verbundröhre endgültig auf ihre physikalischen Grenzen zu stoßen scheint. Gut, für sowas war die Birne nun auch wirklich nie gedacht und ich bin eigentlich überhaupt erstaunt daß sie derart gut geht.

Auch wenn ich in Sachen SSB gegenüber neueren Empfängern Abstriche machen muß (dafür ist er ja halt auch alt), möchte ich das "sandfreie" Konzept beibehalten -der bisherige Aufwand ohne Halbleiter auszukommen war auch definitiv zu hoch dafür jetzt davon noch abzugehen.

Unter dem Aspekt daß die Freiheit von thermischer Drift keine Priorität hat, ginge es daher nur darum das "Mitziehen" des Oszillators über das Empfangssignal entweder zu eleminieren oder wenigstens gegenüber dem Ist-Zustand zu verbessern. Ergo: die 6K8 muß gehen.

Da es mir -auf Röhrenbasis- etwas wie ein Himmelfahrtskommando vorkommt einen entsprechend breitbandigen Trennverstärker auf der Basis einer Penthode hinzukriegen, würde ich es vielleicht zunächst einmal mit einer getrennten Oszillatortriode mit einem Kathodenfolger als Trennstufe versuchen. Auch wenn diese Anordnung schon von der Theorie her nicht perfekt ist, denke ich doch daß es zumindest besser sein sollte als mit der 6K8.

Leider steht in allen Datenblättern der 6K8 die ich bisher zu rate gezogen habe der μ der 6K8 Triode nicht drin. In der 6K8G ist jedoch deutlich zu sehen daß G1 ein "Hühnerleitergitter" ist, ein hohes μ ist daher nicht zu erwarten, als Oszillatortriode wäre der auch nicht üblich gewesen.

Ich gehe daher davon aus daß ich die Triode der 6K8 relativ problemlos durch eine halbe 5814A ersetzen kann. Das zweite System könnte dann als Kathodenfolger herhalten. Die Anode des Kathodenfolgers liegt HF-mäßig ja an Masse, das wäre daher auch gleich recht gut geschirmt. Für mein Gefühl würde der Kathodenfolger zwar elektrisch für keine 100%ige Trennung des Signals sorgen, er hätte gegenüber dem Ist-Zustand völlig ohne Trennung jedoch mit Sicherheit Vorteile.

Was meint Ihr dazu, wie ist Euer Gefühl dabei?

Es gibt an der Kiste übrigens etwas nicht, das Ihr von jedem Communications-Receiver kennt: das Ding hat keinen Regler für's RF-Gain. Das ist allerdings keine Schlamperei oder Vergesslichkeit -er ist tatsächlich nicht nötig. Und darauf bin ich schon ein bisschen stolz.

Der Grund dafür ist eine etwas aufwendigere Regelschaltung für den ZF-Verstärker. Die HF-Vorstufe hat ihre eigene (aktive) Regelspannungsversorgung mit einer EBC, die ist oben im Frontend ja bereits dargestellt. Der Grund dafür ist weil trotz der abgestimmten Ein- und Ausgangskreise des HF-Verstärkers dort vorne ja kaum Selektivität vorhanden ist und daher der Mixer je nach Empfangsbedingungen (starker Sender neben zu empfangendem schwachen Sender) übersteuern könnte. Die EBC "passt" da optisch zwar nicht so wirklich ins Bild, ist elektrisch aber ziemlich optimal dafür.

Die Regelschaltung für den ZF-Verstärker (da ist gleich auch das S-Meter und das Squelch integriert) schaut so aus:

AGC Regelverstärker

Nochmals: vielen Dank für Euer Effé.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Guido
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 08. Sep 2019, 12:51
Servus Guido,

nur ganz schnell drei Sachen, weil ich gleich weg muß:

  • Ich persönlich würde den Oszillator als Einzeltriode und nicht als Verbundröhre aufziehen - Begründung liefere ich noch nach.
  • Ich würde die Mischröhre 6BK8 nicht rausschmeißen, sondern das Hexodensystem dieser Röhre weiterhin als Mischer verwenden. Das funktioniert ja und man vermeidet größere Verdrahtungsänderungen an einem nicht ganz unkritischen Schaltungsteil.
  • Welche Oszillatoramplitude liegt am entsprechenden Gitter der Mischröhre bei der niedrigsten und bei der höchsten Oszillatorfrequenz an?

Grüße

Herbert
meanthink
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 08. Sep 2019, 16:28
Hallo Herbert,

leider kann ich die Oszillatorspannung ja nicht direkt messen, über den Gleichspannungsabfall am Gitterwiderstand gemessen (ca. -7.5~8.5Vdc vom Oszillatorgitter auf Kathode) müssten das also in etwa 5~6 Veff über das gesamte Frequenzband hinweg sein. Meines Erachtens nach deckt sich das auch recht genau mit den Datenblättern der 6K8, denn da ist von einem Gitterstrom von ca. 150μA an einem Gitterableitwiderstand von 50kΩ die Rede. Sollte bis dahin wohl schon einmal passen.

Die E82CC als Oszillatortriode/Trennstufe ist kein Muß, habe genügend 6C4WA und 7193 (2C22), die dasselbe als Einzelsysteme machen. Das würde vom Aufbau her natürlich etwas mehr Sinn machen, da gebe ich Dir recht.

Das Mischersystem der 6K8 würde ich zumindest für die ersten Versuche sowieso in jedem Fall drin lassen -nicht zuviel auf einmal ändern. Wenn es damit dann wirklich gescheit funktioniert kann ich noch immer darüber nachdenken ob ich den Mischer ändere. Je nachdem wie es läuft kann ich den dann ja später vielleicht auch von der HF-Vorstufe aus mitregeln, wäre nicht unbedingt ein Nachteil.

Da die ganze Kiste -je nachdem was sie gerade am tun ist- etwa 140...180mA aus der (geregelten) Anodenspannung saugt, stecken im (externen) Netzteil übrigens zwei schnucklige 816 als Anodengleichrichter (mit LC-Filter natürlich). Die haben die gleiche Bauform wie z.B. die 6K7G/6K8G und machen optisch natürlich schon einiges her:

816

Der Leistung sind sie ebenfalls völlig angemessen, und: nein, sie erzeugen absolut keine Störungen, in keinem Frequenzbereich (war aber auch ein bisschen Aufwand sie ruhig zu kriegen)....

Liebe Grüße
Guido
meanthink
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 08. Sep 2019, 17:34
Hallo nochmals,

@DB:
Dir auch nochmals ganz lieben Dank für Deine Mühe und Dein Gehirnschmalz; technisch gesehen wäre das natürlich die einfachste und beste Lösung.

OT: hatte eben im Nachbarthread gesehen daß Du mal ein französisches Qualitätsprodukt der Ets Paul Bouyer namens ST75 auf dem Tisch hattest. War das der mit den 4x 6L6GC oder der mit den 2x 807? Der mit den 2x 807 hatte ich einmal gesehen, aber noch nie ein Schaltbild dazu gefunden (hatte Dir wegen sowas mal ne PN geschickt). Hast Du häufiger mit Bouyers zu tun? Ich kann von hier aus buchstäblich nach Frankreich 'rüberspucken, hatte daher bislang jede Menge ST20/30 und AS60/130/240 auf dem Tisch, leider aber noch keine ST70/150....

Liebe Grüße
Guido
DB
Inventar
#12 erstellt: 08. Sep 2019, 20:33
Hallo Guido,

stimmt -da war noch was -Deine PN.
Ich hatte vor Jahren mal einen ST75 in sehr desolatem Zustand (und hätte auch gern wieder einen in meiner Sammlung). Der hat original 4x 6L6GC in der Endstufe, 2x OB2, 3xEF86 und 1x ECC83. Von 2x 807 ist mir nichts bekannt.
Der ST150 ist ein ganz anderes Kaliber, der hat 4x807 in Zero-Bias-Schaltung, angetrieben durch 2x 6L6GC, 3x EF86, 1x ECC83. Stabis sind keine dabei, weil die g2 der 807 zusammen mit den g1 zum Ansteuern benutzt werden.

Für diese vorspannungslose Betriebsklasse B gab es auch mal einen Bauvorschlag, da ließen sich aus 2x RL12P35 etwa 200W herauskitzeln.

Nun bin ich aber gespannt, auf welche Art und Weise Du die Drift Deines Hammarlund besiegst.


MfG
DB
meanthink
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 09. Sep 2019, 19:32
Hallo DB,

nachdem ich nun eine Nacht darüber geschlafen habe, denke ich daß ich die Sache zunächst einmal folgendermaßen angehen werde und mal schaue wie weit ich damit komme (Versuch macht kluch):

Ersteinmal werde ich mir eine Röhre raussuchen die ich in Anodenbasisschaltung als Pufferverstärker zwischen Oszillator und Mischer einsetzen kann. Die sollte im Verhältnis zur erwartenden Steilheit im Arbeitspunkt eine möglichst geringe Cg/k aufweisen. Mal schauen was sich da findet. Dann wird irgendwie festgestellt welchen μ die Triode in der 6K8 hat, notfalls wird der ausgemessen, damit ich eine halbwegs ähnliche Einzeltriode raussuchen kann.

Das Ganze wird dann erstmal eingebaut und dahingehend getestet und optimiert daß ich über den gesamten Frequenzbereich eine möglichst konstante Oszillatorspannung passender Höhe auf den Mischer der 6K8 kriege (die bleibt für die ersten Versuche erstmal drin) -und dann schauen wir mal wie er sich bei SSB dranstellt.

Mir ist völlig bewußt daß dies keine optimale Lösung ist, doch im Moment geht er hinsichtlich des Frequenzversatzes auf SSB "ausreichend", völlig ohne daß da überhaupt etwas dran gemacht wurde (und SSB stand bei der Entwicklung des Gerätes so gar nicht auf der Agenda), daher bin ich guter Hoffnung daß es zumindest besser wird. Wenn er danach auf SSB "befriedigend" oder sogar "gut" geht bin ich zufrieden damit.

Ich werde jedenfalls berichten wie es hiermit weitergeht.

OT: solltest Du an den Zero-Bias-Endstufengeschichten interessiert sein dann sag's mir bitte, bin da fröhlich am messen.

Liebe Grüße und eine streßarme Woche Dir....
Guido
DB
Inventar
#14 erstellt: 09. Sep 2019, 20:02
Hallo Guido,

da bin ich auf jeden Fall interessiert. Ich denke aber, daß es hier im Hifi-Forum noch weitere Interessenten gibt und es wäre schön, wenn Du Deine Untersuchungen hier ausbreiten würdest.


MfG
DB
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